Protest gegen Anti-Islam-Film: Deutsche Botschaft im Sudan angegriffen
Die Proteste in der islamischen Welt gegen das Anti-Islam-Video aus den USA haben sind (bislang) in Afghanistan nicht in Gewalt umgeschlagen – dafür aber in der sudanesischen Hauptstadt Khartoum. Da sich die Geschichte gerade erst entwickelt, habe ich dazu eine Storify-Chronik angelegt, die ich fortschreibe:
@tt.kreischwurst
„Wie gesagt ein Konzept wie Clash of Perceptions trifft es da einfach besser,…“
Wie auch immer man es nennt: Es ist real und hat reale sicherheitspolitische Konsequenzen. Nochmal die Bilder:
http://tinyurl.com/8jkez82
http://tinyurl.com/8agnapt
Wie werden wir damit fertig? Ich kenne keine belastbaren strategischen Antworten und bin froh, dass ich sie nicht zu geben habe, aber auf taktischer und operativer Ebene hat man heute m.E. versagt.
@tt.kreischwurst
P.S. Mein früherer Kommentar ist wegen zu vieler Links noch nicht freigeschaltet worden. Als Wissenschaftler würde ich Huntington auch kritisieren. Meine Kritik ist, dass er das Denken der alten Geopolitik auf das Thema wenig reflektiert übertragen hat und Kulturblöcke gegeneinander in Stellung gebracht hat, die mit den realen Konflikten nur bedingt übereinstimmen. Trotz aller Kritik liegt seine Stärke aber m.E. in seinem realistischen Menschenbild, zu dem sich die m.E. utopisch orientierten Geistes-und Sozialwissenschaften der 70er-90er nicht getraut haben. Nur weil Huntigton fast außer Konkurrenz argumentierte, wird er heute überhaupt noch diskutiert. Viele Details seiner These sind in der Tat widerlegt, aber auf den unwiderlegten und durch die Ereignisse sogar bestätigten Kern hat er eben immer noch beinahe ein Monopol. Mittlerweile gibt es aber einige Schüler, die interessante Studien z.B. über die ethnische Polarisierung in unter wirtschaftlichem Druck stehenden multiethnischen Gesellschaften vorgelegt haben. Diese Tatsache ist es m.E. auch, die Huntington soviel Feindschaft eingebracht hat: Er hatte eben im Kern erkannt, dass uns keine Zukunft globaler Harmonie bevorsteht, in der alle Menschen sich als Brüder verstehen. Manche Menschen nehmen es leider persönlich, wenn man ihre Träume in Frage stellt.
Sudanesische Sicherheitskräfte kollaborierten mit den Angreifern: „However, a Reuters reporter later saw policemen standing by when protesters entered Germany’s mission and stayed there for more than an hour. Two officers even helped protesters to climb down from the first floor, where they had smashed windows.“
http://in.news.yahoo.com/three-killed-sudanese-storm-u-german-embassies-221557780.html
Zitate:
„Das Außenministerium des Sudan hat am Freitag den deutschen Botschafter einbestellt.
Die Verunglimpfung des Propheten Mohammed wäre die allerletzte Grenze, sagte Vizeaußenminister Rahmatulla Mohammed Osman. Die Meinungsäußerung in einem solchen Format sei absolut unannehmbar. „Wir gehen davon aus, dass auch die freie Meinungsäußerung ihre Grenzen hat.
Osman sagte dem deutschen Botschafter, die gegen den Islam gerichteten neuen Karikaturen zeugten davon, dass gegen die muslimische Religion eine organisierte Kampagne gestartet wurde.“
http://de.rian.ru/politics/20120914/264431706.html
Die Proteste und Angriffe gegen die deutsche Botschaft erfolgten offensichtlich nicht wegen dem Anti-Islam-Video aus den USA.
Wundert mich, dass noch niemand darauf verwiesen hat, dass es sich im Sudan aller Wahrscheinlichkeit etwas anders darstellt als in den anderen arabischen Staaten, wo dieses Machwerk eines idiotischen Kopten den Grund für die aktuelle Randale darstellt (Libyen mal außen vorgelassen).
Wie Stefan bereits erwähnte, bezieht man sich dort viel mehr auf das Agieren der pro NRW & Konsorten. Falls es jemand vergessen haben sollte: Bei den Zusammenstößen in Bonn hat ein vorher auftretender Prediger sich diesbezüglich recht deutlich geäußert: http://www.youtube.com/watch?v=N-HTGkqkyKo
Ab 0:32 die entsprechende Stelle. Gegen Ende der direkte Bezug auch auf deutsche Botschaften.
@Stefan
Wenn diese Meldung so zutrifft, dann hat sich der sudanesiche Staat staatsterroristischer Vorgehensweisen schuldig gemacht bzw. versucht, durch die Anwendung von Gewalt gegen ein ziviles Ziel die deutsche Innenpolitik zu beeinflussen. Die Einbestellung des Botschafters wäre dann als Reaktion nicht mehr angemessen, falls es dabei bleiben sollte. Das Völkerrecht würde in diesem Fall sehr weitreichende Optionen der weiteren Behandlung solcher Staatsterroristen zulassen.
Auch die Frage des Umgangs mit dem Salafistenproblem in Deutschland sollte nach den gestrigen Vorfällen neu bewertet werden. Ausländerrechtliche Maßnahmen in großem Umfang bieten sich an, um hier reinen Tisch zu machen und die Glaubwürdigkeit der Bundesrepublik wieder herzustellen. Die salafistische Bewegung in Deutschland sollte nach solchen Vorfällen keine weitere Perspektive mehr haben.
Ich bin mal gespannt wie lange es dauert bis, wenn überhaupt, Konsequenzen aus der aktuellen Entwicklung gezogen werden.
Dür solche gewaltbereiten Fanatiker ist in „meiner“ Bundesrepuplik kein Platz und gegenüber fanatischer Gewalt kann eigentlich nur eine Null-Toleranz- Politik helfen die auch dem letzten klar macht das unsere Gesellschaft nicht bereit ist derartige Gewaltausbrüche hinzunehmen,
Die unverhüllte Drohung in den Video von zog zeigt klar das diese Religeonsterroristen genau wissen was die tun ;-)
@ Orontes | 15. September 2012 – 7:07
@ StFwdR | 15. September 2012 – 7:21
Jawoll; verbot aller Religionen und Fußballvereine (1.-3. Liga) in Deutschland.
Überwacht wird das Ganze von der GeStaPoRelFuß … damit wieder deutsch sein kann, was deutsch ist. Null Toleranz!
@Heiko Kamann
Bezüglich Toleranz: Dār al-Harb – Dār al-Islām.
@Heiko Kamann
Warum versuchen Sie die Diskussion auf die unsachliche Ebene herabzuziehen und unterstellen Diskussionsteilnehmern Dinge, die hier nie gesagt wurden?
@ orontes
ja möglichkeitne gäbe es. gut nur, dass in Regierungen nicht nur Dachdecker sitzen, die jedes Problem zum Nagel erklären, damit sie mit dem Hammer drauf eindreschen können.
Orontes | 15. September 2012 – 8:17
Naja, Ihre Stammtisch-Parolen lassen mir keine andere Wahl. Bleiben Sie in Ihrer kuscheligen rechten Ecke und gut ist.
@Heiko Kamann
Wenn meine Position, dass ein Angriff auf eine deutsche Botschaft ein gravierender Vorgang ist der Konsequenzen für die Verantwortlichen haben sollte, „rechts“ ist, mag dies so sein. Für mich ist Diskussion aber mehr, als nur die Position des anderen in eine Schublade einzuordnen. Über sachliche bzw. inhaltliche Kritik Ihrerseits würde ich mich jederzeit freuen.
Um das Ganze mal in Relation zu setzen.
Zwischen 1971 und 1980 wurden 43 Botschaften besetzt (mit Geiselnahmen) und fünf weitere Übernahmen versucht. Zusätzlich zu diesen gab es damals etliche Vorfälle bei denen Botschaften von Mobs geplündert und/oder abgefackelt wurden. Siehe dazu die RAND Studie Embassies Under Siege (pdf)
Es war zu der Zeit einfach „normal“ und man sollte das im Hinterkopf behalten und die Sache jetzt nicht zu hoch hängen. Eine Botschaftsbesetzung ist kein Kriegsgrund mehr.
Der Vorfall in Sudan war mit Sicherheit von Staatsseite dort zumindest geduldet. President Bashir ist dort in letzter Zeit auch aus eigenen Reihen und vor allem von islamistischen Strömung unter politischen Beschuss gekommen weil er sich gegenüber Südsudan und anderen Bereichen als zu „weich“ herausgestellt hat. Er will mit dieser Aktion wohl seine Meriten als Islamist vergrößern. Es gibt sicher auch einen Grund warum er sich dazu gerade die deutsche Botschaft aussucht. Das Aussenministerium wird diesen Grund auch wohl kennen.
Konsequenterweise sollte man für eine Weile die Kontakte mit Bashir auf Eis legen und den Mund halten.
Gelangweiltes Achselzucken ist gegen solche Provokation oft die beste Reaktion.
Werter Herr Kamann,
anscheined scheinen Sie nach den ersten Worten hyperventiliweren gleich eine bestimmte Position einzunehmen dere sie nicht entfliehen können ;-)
Was an meinem Post „rechts“ sein soll erschließt sich mir nicht wirklich…
Aber für manche sind eben alle rechts den rechten Flügels der LINKEN „Rechte“ und die sind qua status „pöhse“ ;-)
Insofern einen schönen Tag, ich kann damit gut leben….
@b
„Gelangweiltes Achselzucken ist gegen solche Provokation oft die beste Reaktion.“
Sind Sie sicher ?
Oder führt das auf Dauer nicht eher zur Eskalation weil eben immer „mehr“ notwendig ist um Stimmung zu erzeugen oder seiner „Empörung“ Ausdruck zu verleihen ???
Es gibt bestimmte unveräusserliche Grundwerte denen wir uns verplfichtet fühlen sollten, dies als Basis sind derartige Aktion inakzeptabel.
Das muß auch so vermittelt werden, sonst kann man sich das Bekenntnis dazu sparen ;-)
Die Taliban haben ziemlich erfolgreich Camp Bastion in Helmand angegriffen. Zwei Marines kamen um, ein Hanger und zwei Harrier wurden zerstört. Als Grund gaben sie Rache für den Film an.
Ohne den Film wäre der Angriff sicher nicht erfolgt. /sarkasmus
Der Film den keiner gesehen hat ist n.m.M. nur ein Vorwand für jeweils lokale Bewegungen ihre Spiele zu spielen.
Das zu einem Kampf der Zivilisationen aufzublasen ist eine Überbewertung dieser Ansammlung von Einzelgeschichten
„Das zu einem Kampf der Zivilisationen aufzublasen ist eine Überbewertung dieser Ansammlung von Einzelgeschichten“
Och ne, das hatten wir so ähnlich schon mal,nicht wahr, das Ende ist bekannt :-(
@b
„Gelangweiltes Achselzucken ist gegen solche Provokation oft die beste Reaktion.“
Die Aktion in Khartum unterscheidet sich von den üblichen Konsulatsbesetzungen etc. durch den massiven Einsatz von Gewalt und die offensichtliche Unterstützung durch die sudanesische Regierung. Ich würde es daher anders formulieren: Eine Überreaktion wäre vermutlich kontraproduktiv (diese ist vielleicht sogar von den Angreifern gewollt), aber „gelangweiltes Achselzucken“ nach einem Angriff auf eine deutsche Botschaft würde die deutsche Außenpolitik unglaubwürdig und die Regierung erpressbar machen. Es gibt zahlreiche Eskalationsmöglichkeiten unterhalb der bewaffneten Schwelle, die jetzt zum Einsatz kommen könnten.
„Das zu einem Kampf der Zivilisationen aufzublasen ist eine Überbewertung dieser Ansammlung von Einzelgeschichten“
Es handelt sich doch nicht um isolierte Einzelfälle, sondern um weltweites Geschehen in spezifischen Bevölkerungen, das nicht unwesentliche Zahlen von Menschen mobilisiert, und das nicht zum ersten Mal. Das Geschehen erfüllt m.E. alle Anforderungen, damit man von einem kulturellen Phänomen sprechen kann. Dass z.B. in Japan oder Finnland keine gewalttätigen Massendemonstrationen gegen den Film stattfinden, ist ohne Einbeziehung kultureller Faktoren (allen voran die dort vorherrschenden Glaubensrichtungen) nicht erklärbar. Umgekehrt haben kulturelle Faktoren hohen prognostischen Wert, um vorab Orte zu identifizieren, an denen in solchen Fällen gewalttätige Demonstrationen zu erwarten sind. Das bedeutet doch nicht, dass diese Faktoren die einzigen sind die eine Rolle spielen oder dass man durch die Ansprache dieser Faktoren zu einem Kreuzzug aufruft.
@KeLaBe:
Volle Zustimmung: Genau die fehlende Schwerpunktbildung kritisiere ich.
Die Bundeswehr soll und will alles ein bisschen können, anstatt weitaus wahrscheinlichere Aufgaben – wie EvakOp und Spezialoperationen – wirklich zu beherrschen.
Schwerpunkte bilden heißt eben manches nicht zu machen.
Die aktuellen Vorfälle sind nur ein Beispiel wie sich die „Rahmenlage“ immer mehr verändert – die Bundeswehr und die Politik ignorieren dies jedoch immer weiterhin.
All zu lange wird das nicht gut gehen.
@ Memoria
Okay, dann habe ich Sie gestern wohl missverstanden. Entscheiden heißt eben entscheiden, und nicht ratlos abwarten. Und wenn man glaubt, die Lage sei noch viel zu ungewiss und daher nicht reif genug für eine sinnvolle Festlegung, dann sollte man auch besser auf halbherzige „Neuausrichtungen“ mit all ihren Kollateralschäden verzichten.
Aber zurück zu dem, was derzeit im Sudan und anderen Ländern passiert. Wir müssen verdammt aufpassen, dass eine gefährliche Eskalationsmachinerie nicht völlig außer Kontrolle gerät. Die einen Vollidioten provozieren, die anderen Vollidioten fallen darauf rein (spontan und wahrscheinlich auch gezielt), und die dritten sähen nichts lieber, als genau daraus einen großen Kampf der Kulturen zu machen, der dann – das wäre ja der logische nächste Schritt – möglichst auch noch im eigenen Land ausgetragen wird. Sozusagen die Entscheidungsschlacht. Diese Strategie ist plump und durchschaubar, trotzdem aber gefährlich, und hier muss man rechtzeitig mäßigend einwirken.
Natürlich ist angemessene Vorsorge zu treffen, das Leben der deutschen Staatsbürger in den islamischen Ländern zu schützen. Das steht außer Zweifel. Aber darüber hinaus schlägt jetzt die Stunde der Diplomatie. Die jeweiligen Regierungen vor Ort und niemand anderes sind in der Pflicht, im jeweils eigenen Land für Recht und Ordnung zu sorgen. Das muss man ihnen unmissverständlich klarmachen, am besten unter Einschaltung der Völkergemeinschaft. Wenn sie dem nachzukommen willens und imstande sind, wird sich die Lage wieder beruhigen. Wenn nicht, werden die betroffenen Verantwortungsträger international isoliert, mit allen wirtschaftlichen und sozialen Folgen. Unter dem Strich dürften sie daran kein Interesse haben.
Aber wenn wir uns selbst provozieren lassen, verschärfen wir das alles nur. Das ist dann zwar im Sinne der extrem-rechten und extrem-islamistischen Positionen auch bei uns, aber gewiss nicht im deutschen Interesse.
Übrigens…. während alle deutsche Medien (meist ohne Quellenangabe) abschreiben, dass die USA gezielt Truppen an die Brennpunkte schicken… hier aus Foreign Policy das Original zum Nachlesen.
„Ausländerrechtliche Maßnahmen in großem Umfang bieten sich an, um hier reinen Tisch zu machen und die Glaubwürdigkeit der Bundesrepublik wieder herzustellen.“
Wo der größte Teil dieser meist jungen Menschen die deutsche Staatsbürgerschaft (und auch nur die) hat? Da dürfte das Ausweisen schwer fallen… und auch aus dem Ausland kann man Videos auf YT hochladen.
Zur grundsätzlichen und aktuellen Thematik empfehle ich sehr das Interview mit dem Ägypter Abdel-Samad zu lesen, das heute in der tagesschau.de veröffentlicht ist („Wir müssen die Erziehung zum Hass endlich stoppen“). Ein aus meiner Sicht wichtiger Beitrag zur Meinungsbildung!
@zog
Einige wichtige Personen der Szene sind keine deutsche Staatsangehörigen, und bei Eingebürgerten wäre ein Entzug der deutschen Staatsangehörigkeit prinzipiell rechtlich möglich. Es gibt einige rechtliche Hürden bei der Abschiebung, die aber neutralisierbar wären, etwa durch Erklärungen des Ziellandes bzgl. der menschenrechtskonformen Behandlung der Abgeschobenen. In wieder anderen Fällen gäbe es legale Konstrukte bzw. die Möglichkeit der Nutzung von Rechtslücken, mit denen man sich auf gesetzeskonforme Weise schwieriger Fälle entledigen könnte (etwa mit US-amerikanischer oder pakistanischer Unterstützung), die man auf anderem Wege nicht los wird. Würde man das rechtlich mögliche u.a. auf Grundlage von § 11 AufenthG umsetzen, wäre die Salafistenszene ganz ohne Gesetzesänderungen zwar nicht vollständig physisch aus Deutschland entfernbar, aber nach Vollzug praktisch enthauptet und in ihrer Handlungsfähigkeit deutlich reduziert. Die verbliebenen Fälle wären danach vermutlich deutlich vorsichtiger, die deutsche Gesellschaft nocheinmal herauszufordern. Und auch deren sudanesische und andere Komplizen würden sich künftig gut überlegen, ob sie sich und ihrer Sache durch Gewalt gegen zivile deutsche Ziele einen Gefallen tun.
Und sollte all das nicht ausreichen, könnte man immer noch über die Anpassung von Gesetzen nachdenken, die dann weiterreichende Maßnahmen ermöglichen würden. Es ist alles nur eine Frage des politischen Willens.
Die durch den Innenminister heute vorgeschlagene Alternative, die grundgesetzlich bislang garantierte Meinungsfreiheit einzuschrenken damit die Salafisten sich nicht provoziert fühlen, halte ich aus der Grundrechteperspektive für die deutlich schlechtere. Hier sollte man m.E. direkt beim Verursacher des Problems ansetzen, anstatt alle Deutschen durch Beschränkung ihrer Rechte kollektiv dafür zu bestrafen, dass sie Salafisten in Deutschland Gastfreundschaft gewährt haben, die diese mißbrauchten.
@Orontes
Dann sind wir mal heilfroh, dass es den politischen Willen in der von ihnen gewünschten Weise nicht gibt.
@T. Wiegold
„Dann sind wir mal heilfroh, dass es den politischen Willen in der von ihnen gewünschten Weise nicht gibt.“
Wer ist denn „wir“? Ich respektiere Ihre persönliche Meinung, aber was ich oben beschrieben habe, wird seit den Salafistenausschreitungen vor einigen Wochen genau so auf politischer Ebene derzeit diskutiert, und die allgemeine öffentliche Meinung in Deutschland wird durch Aktionen wie die von gestern bestimmt nicht salafistenfreundlicher. Als nächstes dürfte in die Diskussion z.B. die Einführung eines „Propagandadelikts“ mit salafistischen Bezügen und eine Ergängung des StGB-Paragraphen zum Thema „Volksverhetzung“ eingeführt werden. Salafisten würden dann genauso behandelt wie Rechtsextremisten und hätten gegenüber diesen nicht mehr die Privilegien, die sie derzeit noch genießen. Ich kann in der Forderung nach rechtlicher Gleichstellung von Salafisten mit anderen Extremisten nichts radikales entdecken. Solche Gleichbehandlung wäre vielmehr die Erfüllung eines der Grundsätze des Rechtsstaates.
Netter Versuch, Ihre Meinung als die Mehreitsmeinung (oder kurz davor) oder auch nur als kurz vor der politischen Beschlussfassung stehend zu verkaufen…
Ja, hatten wir schon mal in Einzelfällen, gesetzeskonform in Deutschland verbotene Folter dann eben von Profis in anderen Ländern durchführen zu lassen und die Ergebnisse zu nutzen. Auf politischer Ebene diskutiert heißt möglicherweise, dass ein paar Bürokraten ihre gesetzlichen Möglichkeit sehr weit auszulegen bereit sind?
Wer von diesen „führenden Köpfen“ hat denn nicht die dt. Staatsangehörigkeit? Namen bitte.
Und die Aberkennung einer durch Einbürgerung erworbenen dt. Staatsangehörigkeit ist prinzipiell möglich, allerdings nur bei sehr bestimmten Voraussetzungen. Und da wird es hakelig. So sieht die aktuelle Rechtslage nun mal aus. Und Ihnen ist sicherlich bekannt, dass es für Gesetze ein Rückwirkungsverbot gibt, politischer Wille hin oder her. Nach dem eher durchwachsenen Erfolg der Ausnutzung von Gesetzeslücken bzw. „Verbündetenhilfe“ (siehe die Fälle Masri, Kurnaz) dürfte da wenig Wille mobilisierbar sein.
Vgl. die Diskussion aufgr. der Tötung deutscher Kämpfer in Waziristan durch US-Kräfte. Wenn solche Vorfälle schon solche Diskussion auslösen, was ist dann mit Personen, die letztendlich nur Randale organisieren, die locker bei jedem 1. Mai getoppt wird?
@ Orontes
Auch wenn Sie nach eigenen Angaben schon lange nicht mehr in Deutschland leben, so lassen Sie sich wenigstens gesagt sein: Wir sind kein Land, das es nötig hat, sich zu verbarrikadieren und abzuschotten. Wir haben Sicherheitskräfte, denen wir – auch wenn hin und wieder zu Pannen kommt – insgesamt vertrauen dürfen, für Recht und Ordnung zu sorgen. Wir akzeptieren auch Menschen, die nicht nahtlos in ein uns genehmes Schema F passen. Und wir tun das alles aus einer Position der Stärke heraus, die wir uns von niemandem kleinreden lassen.
Das, was Sie fordern, beschleunigt mit voller Absicht genau die Eskalationsspirale, die es zu beenden gilt. Fast könnte man meinen, Sie freuen sich insgeheim über das Video und seine fatale Wirkung.
@T. Wiegold
„Netter Versuch, Ihre Meinung als die Mehreitsmeinung (oder kurz davor) oder auch nur als kurz vor der politischen Beschlussfassung stehend zu verkaufen…Ja, hatten wir schon mal in Einzelfällen, gesetzeskonform in Deutschland verbotene Folter dann eben von Profis in anderen Ländern durchführen zu lassen…“
Jetzt widersprechen Sie sich aber: Handelt es sich beim Beschriebenen nur um meine persönliche Meinung (von der ich nicht verlange, dass Sie diese teilen), oder werden diese und sogar noch darüber hinausgehende Maßnahmen teilweise bereits praktiziert?
Persönlich bin ich übrigens gegen Folter und fordere diese ausdrücklich nicht. Sie würde auch nicht dazu beitragen, Deutschland sicherer zu machen, aber die Festnahme eines Salafisten im Ausland (wo die gesetzlichen Grundlagen dafür besser sind) oder dessen Bekämpfung im Rahmen des Humanitären Völkerrechts in Situationen wo dieses anwendbar ist wäre eine andere Geschichte.
„Auf politischer Ebene diskutiert heißt möglicherweise, dass ein paar Bürokraten ihre gesetzlichen Möglichkeit sehr weit auszulegen bereit sind?“
Der Innenminister sowie diverse Innenexperten von Regierungsparteien haben den Großteil des von mir als rechtlich prinzipiell möglich beschriebenen sprachlich etwas abgemildert vor wenigen Wochen als Schlußfolgerung aus den Salafistenkrawallen formuliert und erklärt, dass man diese Maßnahmen jetzt prüfen werde.
Die weite Auslegung der gesetzlichen Möglichkeiten ist übrigens nicht illegal. Behörden sind in erster Linie nicht den Salafisten verpflichtet und verstehen sich in der Regel auch nicht als deren Interessenvertreter. Dafür müssen die Salafisten schon selbst Anwälte engagieren oder Klage erheben.
@KeLaBe
„Wir haben Sicherheitskräfte, denen wir – auch wenn hin und wieder zu Pannen kommt – insgesamt vertrauen dürfen, für Recht und Ordnung zu sorgen.“
Da bin ich doch vollkommen Ihrer Ansicht.
@T.W.
Ich finde auch den heutigen Artikel auf welt-online ganz interessant in Sachen politischer Gesinnungsneigung junger Offiziere. Die darin referierte SoWie Studie ist zwar schon mehr als 2 Jahre alt, scheint mir aber angesichts einiger Kommentare hier hoch-aktuell.
@KeLaBe
auf Telepolis.de ein sehr interessanter Artikel über die Banalisierung von Gewalt mit einem tagesaktuellen „wahabitischen“ Aspekt im letzten Absatz
Darf ich kurz off-topic hier reinwerfen:
Doku Foxtrott 4 von Jonathan Schnitt der 6 Monate bei den deutschen Soldaten „embedded“ war.
Auch unser beliebter T.Wiegold ist hier nicht wegzudenken
@T.W Sie sind inzwischen eine echte Größe im Sipol/Militär – Bereich :)
http://www.youtube.com/watch?v=FU_TgMwfA4w
@ klabautermann
Na das ist ja unerhört. Da sollte aber schleunigst eingegriffen werden. Wo kämen wir denn da hin, wenn ein Teil unserer Soldaten, Offiziere gar, von der politischen Mainstreamgesinnung abweicht. Wäre doch gelacht, wenn man das nicht hingebügelt bekommt, Sommer kann ja schließlich auch befohlen werden.
Nur mal so als Frage: Kommen wir langsam ab von dem ursprünglichen Thema dieses Threads, nämlich dem Angriff auf die deutsche Botschaft in Khartoum und ähnliche Aktionen?
@Bumskopp
Ich stelle leider immer wieder fest, dass verbreitet kein wirkliches Interesse an einer kontroversen Diskussion besteht, die den Namen verdienen würde. Oft ist es sehr schwierig, konkrete Einwände oder gar Argumente hervorzulocken. Man beläßt es meist nur bei moralisch-charakterlichen Vorwürfen oder reinen Gefühlsäußerungen, die man offenbar für einen angemessenen Argumentationsersatz hält. Was in der moralischen Weltsicht mancher Leute nicht sein darf, soll offenbar auch nicht ausgesprochen werden dürfen (das ist ja auch die implizite Aussage der Studie über die angeblich „problematische Gesinnung“ unter Offizieren), und so empört man sich mit Vorliebe über den Überbringer der unangenehmen Botschaften und überzieht ihn mit ad-Hominem- Vorwürfen. Diskussion kann so selbstverständlich nicht funktionieren.
@Heiko Kamann | 15. September 2012 – 8:06
Was wäre so schlimm daran, wenn Deutschland grundsätzlich deutsch wäre? Ich sehe darin keinen Konflikt zu einer gesunden Toleranz gegenüber anderen Traditionen. Der Multikultiquatsch ist weltweit gescheitert. Die Mehrheit der Menschen wollen ihn einfach nicht. Wir haben doch auch kein Problem mit einem britischen GB.
Danke, das reicht. Ich habe sehr höflich auf OT hingewiesen, die Versuche, diesen Thread für eine bestimmte politische Richtung zu kapern, lassen dennoch nicht nach. Die Kommentare sind geschlossen.