NH90 statt Sea Lynx – für die Niederländer
Der Blick ins Nachbarland als kleine Anmerkung: Die königlich niederländische Marine, schreibt der Kollege Hans de Vreij, nimmt Abschied vom Bordhubschrauber Sea Lynx – zum letzten Mal war der Helikopter, der schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat, im Anti-Piraterieeinsatz vor Somalia: Operationeel afscheid van de Lynx.
Ersetzt wird der Sea Lynx bei den Niederländer durch den NH90 (und zwischen durch sind ein paar Heereshubschrauber, für den Seeflugbetrieb angepasst, im Einsatz.)
Die Anmerkung deshalb, weil die Deutsche Marine noch immer auf die Entscheidung über einen neuen Bordhubschrauber wartet (und wenn die Entscheidung fällt, steht der Helikopter ja noch nicht sofort auf dem Helodeck). Kann also alles noch eine ganze Weile dauern.
SEA LYNX Bordhubschrauber auf der Fregatte SACHSEN bei schwerer See. (Foto: Bundeswehr/Björn Wilke via flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
Dazu passend: Aufgrund der Verzögerungen beim NH-90 beschafft Schweden 15 UH-60M aus den USA, insbesondere für CSAR / MEDEVAC in Nordafghanistan: http://www.defenseindustrydaily.com/Sweden-Orders-UH-60M-Helicopters-for-Afghan-CSARMEDEVAC-06857
Wirklich passend ist, dass Norwegen seine NH90 NFH Bestellung wieder stornieren will.
http://www.flightglobal.com/news/articles/norway-threatens-to-cancel-nh90-helicopter-order-375020/
Es ist zu vermuten, dass der NH90 NFH sehr große (strukturelle) Probleme hat. Die Abbestellung wird Norwegen sehr viel Geld kosten. Das Erwägen die nicht ohne Grund.
Von NHI aus Frankreich kommt zu den Problemen gar nichts. Nicht mal irgendwelche Ankündigungen, dass man die Probleme abstellen will.
Die Frage die ich so oft schon gestellt habe
Wirkliche technische Probleme oder Probleme die man macht weil kein Geld da
Sonst kämme heraus das Bundeswehr kein Geld mehr hat für eine Leistungfähige Bundeswehr zu sein
Puma ist doch das selbe die Paar Probleme sind nicht mehr unlösbar
Die Bundeswehr und Hubschrauber ist definitiv keine Erfolgsgeschichte objektiv gesehen. Die strukturellen Probleme bei CSAR und PR hat man ja mit der CH-53 GE notgedrungen gelöst. Mit dem Rüstsatz Recovery versucht man diese Lücke zu schließen und damit ist erstmal das Thema NH-90 für CSAR Einsätze in der Bundeswehr vom Tisch oder ?
@ Ben
Ja und Portugal will ebenfalls streichen (auch wenn es sich um die Heeresversion TTH handelt und der Grund wohl eher die Staatsfinanznöte sein dürften).
Frankreich spricht durch seine Taten: Sieben NH90 für die Navy ausgeliefert.
Dafür bekommt Eurocopter (Weltmarktführer) ja reichlich Forschungsmittel „zum Ausgleich“.
Schlecht performen und dafür auch noch Tonnen von Geld bekommen – die EADS im milirärischen Schlaraffenland…
Wo bleibt da der Ansporn zum Anstrengen?!?
Zitat:“Thema NH-90 für CSAR Einsätze in der Bundeswehr vom Tisch oder?“
Ja das ist schon eine ganze Weile vom Tisch – Bordhubschrauber wird nochmal eine heiße Diskussion, weil EC alles daran setzt diese teuren Exoten irgendwie als Kompensation durchzudrücken und so die BW nochmal ordentlich zu melken.
@ Ben
Ja und Portugel will seine 10 NH90 ebenfalls streichen (auch wenn es sich dort um die Heeresversion TTH handelt und das Motiv wohle in den Staatsfinanznöten Portugels liegen dürfte).
Nicht schön was EADS/Eurocopter da liefert.
Aber dafür bekommt Eurocopter in Zukunft ja reichlich Forschungsgelder „zum Ausgleich“.
Also schlechte Qualität, zu spät, zu dramatisch gestiegenen Preisen liefern und als Strafe – ähhh, Belohnung noch Tonnen von Geld hinterhergeworfen bekommen – Toll!!!
Wo bleibt da bitte die Motivation sich und seine Produkte zu verbessern?!?
Die niederländischen Sea Lynx sind allerdings auch noch auf einem deutlich älteren Rüstzustand als die deutschen und zudem „verbraucht“. Wer mal einen aus der Nähe gesehen hat, weiß, wovon ich schreibe.
Ja, sowie es die Orion war als man sie uns verkaufte :-)
Bei solchen Materialanschaffungsfragen finde ich das Argument des vorausschauenden Pooling and Sharing sehr wichtig. Gehen wir mal davon aus dass z.B. die Niederländer zu unseren engsten Freunden auf der Welt gehören und wir uns ethisch-moralisch und auch historisch recht einig sind. Dann ist doch auch der Blick zum Nachbarn wichtig, um sich austauschen und zusammenarbeiten zu können. In einem Bericht zu einer Nato-Übung führte irgendein Oberst Dingenskirchen mal aus, das teuerste bei solchen Übungen sei, dass für jedes Flugzeug und jeden Panzer eigene Mechaniker, Feuerwehrleute, etc. mitgebracht würden. Teilweise müsse für zwei Hubschrauber ein extra Feuerwehrteam herangeschafft werden, weil jedes Gerät eigene Schwerpunkte und Feinheiten bei der Rettung etc. hat.
Im Ergebnis muss man sich also fragen, ob eine (übertriebene?) Diversifikation der Geräte zu Lande und in der Luft (bei Schiffen hat man das Problem nicht so sehr, höchstens bei den Waffensystemen) nicht Zusammenarbeit von vornherein verhindert.?
Pooling und Sharing funktioniert mit Rüstungsmaterial nicht (schon gar nicht Nationenübergreifend) – andere Nationen haben das Pooling deshalb wieder aufgegeben – Rüstungstechnik ist in der Realität sehr komplex und sieht nur auf Flipcharts in Elfenbeintürmen wirklich einfach aus – das Primärwissen steckt in den Gehirnen der Bediener, Instandsetzer, Versorger etc… das lässt sich eben nicht einfach sharen oder poolen.
@David Ermes
Jede Nation hat z.B. bei Fluggeräten ihre eigenen militärspezifischen rechtlichen Grundlagen. Die werden auch benötigt – versuchen Sie mal, ein strahlgetriebenes Kampfflugzeug zivil zuzulassen – viel Spaß mit Lärmschutz, Schleudersitz und Waffen!
Um zum Sea Lynx zurückzukehren: für dieses spezielle Lfz gibt es sogar einen Vertrag der NATO-Nutzer, der die gegenseitige Anerkennung der nationalen Instandhaltungssystem anerkennt. So dürften z.B. deutsche 19/1-Berechtigte Freigaben für niederländische Sea Lynx erteilen. Ich kenne sogar jemanden, der sich über das Thema mit seiner Prüfungskommission gestritten hat :-D
Davon mal abgesehen, ist der Sea Lynx DER Bordhubschrauber für fregattengroße Schiffe – voller praktischer einsatztauglicher Lösungen für den Bordbetrieb, dazu sehr zuverlässig und einfach zu warten. Warum man in Deutschland nicht einfach die AW159 als Nachfolger bestellt, ist mir schon einigermaßen schleierhaft. Stattdessen lieber irgendetwas „großes“.
@RauscheBART
Die Spanier wollen auch 8 NH90 weniger, und die Griechen können ihre NH90 nicht bezahlen.
Das Problem was ich bei der Norwegen NH90 NFH Abbestellung sehe, dass AW dort mit drin sitzt. Die könnten Norwegen und danach den anderen NH90 NFH Kunden andere MH aus dem AW Produktkatalog anbieten. Da könnte ein Sog entstehen, das jeder da möglichst billig Aussteigen will, und keiner Interesse da noch ein Cent zuviel rein zu stecken. Ein Marktfähiges Produkt dürfte der NH90 dann nie werden.
Bei EADS wird mit viel Show die Probleme verdeckt. Wenn man die lösen muss, könnte das Politische Gebilde zusammen brechen.
@Ben
Also wenn ich das richtig mitbekommen habe ist der Grund für die norwegische Entscheidung die nicht vorhandene Reaktion auf gemeldete Mängel bei den ersten zur Abnahme vorgestellten Hubschrauber.
Böse Zungen sprechen von ca. 4-500 Findings beim 1. Hubschrauber, worauf diese Abnahme abgebrochen wurde und Nachbesserung gefordert wurde. Anschließend wurde durch den Minister gedroht bei keiner erkennbaren Verbesserung der Qualität des vorgestellten Produktes für die nächsten 2 Hubschrauber Norwegen über eine Sonderkündigung des Beschaffungsvertrages nachzudenken.
Anscheinend hat AGUSTA da gedacht es wäre wohl eine leere Drohung – hat ja häufig genug geklappt.