RC N Watch: Ermittlungen gegen Dostum
Die afghanische Innenpolitik ist eine delikat ausbalancierte Machtverteilung, in der die verschiedenen Volksgruppen eine Rolle spielen – und örtliche Machthaber, vulgo Warlords, mit ihren finanziellen wie militärischen Einflussmöglichkeiten. Da lässt es aufhorchen, wenn der afghanische Sender ToloTV meldet, dass staatsanwaltschaftliche Ermittlungen gegen Rashid Dostum eingeleitet werden sollen: Dostum ist im Norden einer der alten Kriegsherren, ein Warlord seit Jahrzehnten, im Kampf gegen die Sowjetunion ebenso aktiv wie gegen die Taliban auf Seiten der Nordallianz. Derzeit ist er, siehe Machtverteilung, Stabschef der afghanischen Armee. Und einer der Wortführer der oppositionellen – im Sinne von: politisch innerhalb des afghanischen Parlamentssystems – Nationalen Front.
Ob die von ToloTV zitierten Vorwürfe korrekt sind, Dostum nahestehende Warlords hätten von chinesischen Ingenieuren vertragswidrig Geld für den Zugang zu möglichen Ölquellen in der Nordprovinz Sar-e Pul abnehmen wollen und damit nationale Interessen gefährdet – wer kann das derzeit schon beurteilen. Ein juristisches Vorgehen dagegen dürfte allerdings weniger mit dem Eindämmen der Korruption am Hindukusch zu tun haben. Sondern eher mit dem Vorgehen gegen politische Konkurrenz.
War der Usbeke Dostum nicht hauptsächlich für die Sowjetunion tätig?
Herr Dostum ist in erster Linie dafür bekannt mit JEDER wichtigen Partei auf der politischen Karte Afghanistans Bündnisse oder Konflikte zu suchen. Es dürfte daher niemanden geben, der dort nicht noch schmutzige Wäsche mit ihm zu waschen hätte …
Stimmt genau, meine Frage bezog sich auch mehr auf den Text, weil dort steht er sei im Kampf gegen die SU aktiv gewesen. Ich hatte es anders in der Erinnerung.
Und was kommt dabei raus ???
Nischt, solange die internen Afg Netzwerke ihn nicht zum Abschuss freigeben …
Dostum hat seinen Aufstieg als Kommandeur einer usbekischen pro-Regierungs (die damals kommunistisch war) Miliz in Jawzjan in den 1980ern gemacht, allerdings mit seinem Seitenwechsel 1992 deren Sturz eingeleitet. Er war erst mit der Jamiat gegen die Hezb verbuendet, dann ab 1993 andersrum, hat in den 1990ern ein Allparteien-Buendnis (mit Ausnahme der Jamiat) angefuehrt und im Nordwesten (um Mazar herum) einen ziemlich saekularen Mini-Quasistaat gefuehrt. 1997/98 wurde er von den Taliban verdraengt und war widerum der, der 2001 mit der amerikanisch unterstuetzten Eroberung Mazars den Fall der TB einlaeutete. Danach ist er aus verschiedenen Gruenden kaltgestellt worden. Brian G. Williams weist nicht zuunrecht darauf hin, dass Dostums kurze, aber ziemlich negative Darstellung bei Ahmad Rashid (und die wenigsten Pakistaner moegen Usbeken) ueber den Umweg westlicher Koepfe (Rashids Buch war Standardlektuere) einen gewichtigen Teil dazu beigetragen haben mag (www.brianglynwilliams.com/pdfs/CESR_06_12.pdf, S. 6). Dostum hat Karzai bei den letzten Wahlen unterstuetzt, dafuer aber fast nichts bekommen, was er an seine Anhaenger weitergeben koennte. Das und seine schlechte koerperliche Verfassung dank exzessivem Alkoholmissbrauch haben ihn im afghanischen Machtsystem weitgehend kaltgestellt. Er kann aber immer noch eine einflussreiche Rolle, gerade im Norden spielen und relativ einfach Menschen mobilisieren (Atta hat ihn fuer eine Achse zusammen mit Mohaqeq umworben, umgekehrt natuerlich auch Karzai), da es primaer fuer die Usbeken keine alternative Patronagestruktur gibt – mit Ausnahme der IMU, die dann auch folgerichtig zuletzt gerade in Dostums alten Hochburgen kraeftig zulegen koennte. Insofern waere eine weitere Marginalisierung Dostums auf jeden Fall auch fuer uns sicherheitspolitisch relevant, auch wenn er laengst nicht mehr in der ersten Reihe steht.
@ diba .. solcherlei öffentliche bloßstellung kann durchaus ein zeichen dafür sein, dass bereits jemand damit beschäftigt ist, dem Herrn ein Fadenkreuz am goldenen Band umzuhängen.
und von all den Hurensöhnen, die wir uns dort halten, dürfte Dostum immer noch einer der angenehmsten Zeitgenossen sein (für afghanische verhältnisses geradezu liberal)
Erwarte keiner, dass ich mir die Mühe mache zu kondolieren, wenns denn soweit ist …,
ich wüsste noch ein paar Kandidaten.
kärtsche oder blume wäre auch etwas viel det joten für so enen …