RC N Watch: Ausländische Geiseln in Nordafghanistan befreit
Die vor gut einer Woche in der nordafghanischen Provinz Badakshan entführten Mitarbeiter der Schweizer Hilfsorganisation Medair sind in der vergangenen Nacht befreit worden. Unter ihnen sind auch zwei ausländische Mitarbeiterinnen, nach unbestätigten Berichten eine Britin und eine Kenianerin. Details sind noch unklar; inzwischen gibt es auch eine offizielle Mitteilung von ISAF dazu: ISAF Forces Rescue Four Civilians from Taliban
Die ersten Meldungen des Kabuler BBC-Producers Bilal Sarwary:
Die Meldung von Reuters dazu: Five aid workers freed in operation in Afghanistan
Nachtrag: Nach einem Bericht des britischen Guardian wurden die Geiseln von britischen und US-Spezialkräften befreit.
Nachtrag2: Der britische Premierminister David Cameron lobt (in einem Video des Telegraph) die britischen Spezialkräfte für ihren Einsatz – mit der Warnung an Terroristen, die britische Bürger als Geiseln nehmen: They can expect a swift and brutal end.
Und Nachtrag 3: Ein Video-Interview dazu mit dem stellvertretenden ISAF-Kommandeur
Auch Reuters berichtet:
http://www.msnbc.msn.com/id/47655788#.T8mnvEi_qtI
Ein Lesehinweis auf ein langes und etwas deprimierendes Stück::
Visit Afghanistan’s ‚Little America,‘ and See the Folly of For-Profit War
—
Die ALP in Kunduz stellt sich als das heraus was Kritiker des Programms befürchtet haben: Rape Case, in Public, Cites Abuse by Armed Groups in Afghanistan
@chickenhawk
Ja, genau diese Reuters-Meldung steht oben im Eintrag schon verlinkt drin ;-)
Macht nix. dafür noch der Hinweis auf die offizielle ISAF-Mitteilung:
ISAF Forces Rescue Four Civilians from Taliban
der neugier halber … gibt es schon infos dazu, welche SoF da am Werk war ?
@Markus
Siehe Nachtrag oben – laut Guardian waren es britische und US Special Forces.
Noch ein Nachtrag oben im Eintrag: Der britische Premierminister lobt die Arbeit der Spezialkräfte.
Amerikaner, Briten, Dänen, Franzosen…..alle tun’s, nur wir nicht.
Ich versteh das nicht. Wer in so einem Land Menschen als Geiseln nimmt – egal ob aus politischen, terroristischen oder kriminellen Gründen – , die eigentlich nur in dem Land sind um zu helfen, dem sollte man klar machen, wo die blutrote Linie verläuft.
Mir schwant ganz Übles, wenn die Sicherheitssouverenität 2013/14 immer mehr in afghanische Hände gegeben wird und gerade Deutschland mit seinem zivilen Gutmenschenentwicklungshilfeansatz seiner ‚besonderen‘ Verantwortung‘ für die afghanischen Menschen nachzukommen gedenkt.
@klabautermann
Dt. Spezialkräfte haben in Afghanistan auch schon Gruppierungen „überzeugt“, Ausländer doch lieber wieder gehen lassen. Nur eben nicht so spektakulär.
@MFG
„Spektakel“ halte ich in diesem Kontext aber für wichtig…..z.Bsp im Sinne von Abschreckung und auch im Sinne von demonstrativer, realer Bündnisfähigkeit.
Die rechtstaatlich-korrekte honest broker Rolle kann sich nur die Schweiz leisten. Wir sind nicht „neutral“.
1. Es scheint unklar zu sein ob das nun einfach Kriminelle (sagt die Afg Bezirksverwaltung) oder Taliban (sagt ISAF) waren.
2. Warum haben nicht afghanische Polizisten oder Kommandos die Aktion durchgeführt? ISAF sagt doch die sind schon gut genug.
3. Wird hier für ausländische Gefangene irgendwelcher Gruppen ein anderer Massstab angelegt als für afghanische Gefangene solcher Gruppen? Warum?
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Lesetip: LtGen (ret) Ulf von Krause: „Lessons learned from Afghanistan – a German perspective“
(Kurzfassung der Dissertation von Gen. v. Krause)
@b
„Wird hier für ausländische Gefangene irgendwelcher Gruppen ein anderer Massstab angelegt als für afghanische Gefangene solcher Gruppen? Warum?“
Es sind eben nicht alle Menschen gleich. Ein Staat, der sich sich nicht in besondere Maße für seine eigenen Staatsangehörigen verantwortlich fühlte, würde etwas falsch machen. Zudem hat die Entführung ziviler Entwicklungshelfer eine besondere strategische Dimension. Diese Organisationen haben schon jetzt Probleme, ausreichend Freiwillige zu finden, weil die Mitarbeiter persönlich oft nicht von der für die Spender erfundenen Behauptung überzeugt sind, dass ihr waffenloses Auftreten sie wirklich sicherer macht.
„Es scheint unklar zu sein ob das nun einfach Kriminelle (sagt die Afg Bezirksverwaltung) oder Taliban (sagt ISAF) waren.“
Beides kann wahr sein. Geiseln werden z.T. weiterverkauft bzw. mit der Absicht genommen, diese an politisch motivierte Akteure zu verkaufen. Den ursprünglichen materiell motivierten Geiselnehmer ist z.T. das Risiko zu hoch, den ganzen Ablauf mit ISAF durchzuziehen, aber das Risiko der eigentlichen Entführung kann überschaubar sein.
Es ist normal, dass sich ein Land in besonderem Maße für in Not geratene Staatsbürger einsetzt. (Deutschland kümmert sich sogar rührend um zwielichtige Zeitgenossen ohne deutsche Staatsangehörigkeit.)
Im Falle von David Cameron kommt hinzu, dass in Nigeria vor weniger als einem Monat bei einem missglückten Befreiungsversuch ein Brite und ein Italiener von islamischen Terroristen ermordet wurden ( http://www.guardian.co.uk/uk/2012/mar/08/british-italian-hostages-killed-nigeria ).
Die britische Regierung wurde dafür heftig kritisiert, auch von Italien. Man stand also jetzt unter besonderem Erfolgsdruck.
Die Begriffe „Taliban“ und „Kriminelle“ bilden durchaus keinen Gegensatz.
Und noch ein Nachtrag: Video mit dem stellvertretenden ISAF-Kommandeur ergänzt, siehe oben.
Ich habe gerade mal die Augen geschlossen und mir vorgestellt, was im Deutschen Bundestag und im deutschen Blätterwald los wäre, wenn die deutsche Bundeskanzlerin diese Worte spräche:
Glückwunsch an die SOF der beteiligten Länder – Respekt
Ich weiß nicht, wo das Gefühl des Neides herkommt, welches mich jedesmal beschleicht, wenn ich von solchen Befreiungsaktionen lese. Es mag daran liegen, dass sobald deutsche Behörden eingeschaltet werden, ein Mechanismus in Gang gesetzt wird, welcher anscheinend nur auf Aussitzen, Abwälzen oder Bezahlen ausgerichtet ist.
Dieser Mechanismus ist die Folge der politischen (Oppositions-)Kultur – nicht dass das Scheitern ein Problem für die Karriere der Verantwortlichen bedeuten könnte – dies ist in anderen Ländern wohl auch so – in Deutschland würde selbst eine erfolgreiche Befreiungsaktion nicht automatisch gewürdigt. Es würde eine Zerpflückung der Vorfälle beginnen und die Fragen in den Vordergrund treten, ob denn der Einsatz überhaupt nötig gewesen ist, ob alle anderen, friedlichen Möglichkeiten wirklich ausprobiert und alle diplomatischen Kanäle ausgenutzt wurden. Im Zweifel wären die Entführer dann durch soziale und wirtschaftliche Umstände, zu Kriminellen mutierte Opfer, welche man mit den richtigen Mitteln auch zu einer friedlichen Aufgabe hätte überzeugen können.
Letztendlich bin ich froh, dass es noch Handelnde gibt.
Chickenhawk hat Recht: Merkel erklärte den Fall Kurnaz zur Chefsache und setzte sich für seine Freilassung ein. Edgar Raupach ist tot.
mwk hat auch Recht: In Großbritannien oder in den USA heißt es „Sollen/ müssen wir handeln?“, während die deutsche Ministerialbürokratie fragt „Dürfen wir das überhaupt?“.
Die Befreiung zeigt einmal mehr die strategische Bedeutung von Spezialkräften.
Sollte man auf Wiedervorlage für Ende Juni legen – wenn das BMVg das weitere Vorgehen beim LUH festlegen will.
Auch der tragische Tod einer deutschen Geisel in Nigeria in dieser Woche erinnert an die Bedeutung des Themas – und die mediale und politische Ignoranz, wenn die rote Linie überschritten wird.
Die Bundeswehr geht mit KSK-Einsätzen extrem vorsichtig um, weit weniger offen als es z.B. die Briten bei einem Erfolg tun. Von daher würde ich nicht ausschließen, dass nicht auch Deutsche in irgendeiner Art und Weise an dem Einsatz beteiligt waren, auch wenn es nicht danach aussieht.
Mittlerweile wurden Einzelheiten der Befreiungsaktion bekannt.
Durchgeführt wurde der Einsatz durch den britischen SAS sowie – mal wieder – die amerikanische United States Naval Special Warfare Development Group („SEAL Team 6“). Es wurden insgesamt 11 Geiselnehmer getötet:
http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/asia/afghanistan/9307833/How-the-British-hostages-were-rescued-in-Afghanistan.html
Und auch dieser Artikel ist interessant:
http://www.guardian.co.uk/world/2012/jun/03/kidnappers-considered-killing-afghan-hostages?newsfeed=true
Danach hatten die Geiselnehmer zum einen die Absicht, eine Geisel zu ermorden, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.
Zum anderen wollten sie wohl die Geiseln über die Grenze ins benachbarte Tadschikistan(!) verschleppen. Dieser Aspekt war mir bisher unbekannt. Ist Tadschikistan ein mögliches Rückzugsgebiet für die Taliban? Wie ist es um die innere Sicherheit in dem Land bestellt?
chickenhawk | 03. Juni 2012 – 18:52
„Wie ist es um die innere Sicherheit in dem Land bestellt?“
Das sagt das Auswärtige Amt:
http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/00-SiHi/TadschikistanSicherheit.html
Das Ganze zeigt mal wieder: Who dares wins.
Genau da hapert es wohl bei uns.
Auch bei der nächsten deutschen Geisel wird es wieder viel zu kompliziert sein etwas zu unternehmen.
die Medien schreiben etwas von 70 SoF die dort unterwegs gewesen sind. sind solche operationen nicht üblicherweise etwas kompakter ?
@ memoria. habens beispiele dafür, dass deutsche geiseln nicht gerettet wurde o.ä. ?
@ markus
„Sind solche Operationen nicht üblichweise etwas kompakter?“
Meist sind Geiselrettungen wirklich extrem aufwändig. Es ist absolut keine Seltenheit, dass ein deutliches Kräfteaufgebot eingesetzt wird. Man bedenke auch die ganzen indirekt eingesetzten, wie Aufklärungsteams, Sicherungselemente, Reserve, das kann alles mit reinzählen, da ist man durchaus schnell bei 70.
Die Frage wäre, ob wir überhaupt vom Material her zu handfesten Operationen fähig sind, oder warum es bei Geiselbefreiung irgendwie immer GSG-9 heißt. Das KSK ist nach vielen Angaben schließlich gerade im Bereich Retten und Befreien intensiv ausgebildet, angeblich sogar auf GSG-9-Niveau. Ob diese Fähigkeiten derzeit wirklich verfügbar sind, z.B. hinsichtlich der Helikopter (groß genug, bewaffnet, betankbar…) usw. wage ich zu bezweifeln.
@ Niklas:
Im Bereich der SpezKr der Bw brauchen wir nach wie vor handfeste Unterstützung, wenn es um die Verbringung zur Luft geht.
Diese eklatante Fähigkeitslücke der Bw besteht schon seit Jahren und es wurde probiert, den Anteil „Verbringung“ mit „Bordmitteln“ zu beheben (Mk 41 und CH-53 sowie eine „Bo-mod“ als Swooper). Trotz sehr motivierten Personals vor Ort kam man leider nicht über eine „IOC“ hinaus.
Insgesamt fehlen hier gleichzeitig Personal, Geld und vor allem der übergeordnete Wille – wir werden hier wohl noch ein bisschen länger warten müssen.
Wir müssen immer noch permanent bei unseren Verbündeten anklopfen, was in Bezug auf SpezKr nicht nur (international) peinlich ist, sondern bedeutet m.E. auch eine deutliche Einschränkung staatlichen Handelns.
Natürlich muss ich nicht jederzeit meine eigene (fliegerische) Komponente vor Ort haben, SpezKr und die „Kräfte zur direkten taktischen Unterstützung“ sind rar gesät – aber ich muss sie trotzdem vorhalten.
Jetzt versuche ich mal, den (Einsatz-)Pudding BuPo/ Bw an die Wand zu nageln.
Wir haben zur Geiselbefreiung neben den Bw SpezKr (KSK und KS in unterschiedl. Spezialisierung) die GSG-9 als staatliches Instrument, die bei „regulären“ Entführungen im internationalen Rahmen und nicht im Rahmen bewaffneter Konflikte/ in Krisensituationen ihrem Polizeiauftrag nachkommen.
Neben den Spezialeinheiten der Länderpolizeien (SEK/ MEK/ SE), die nur iR der Geographie tätig werden dürfen (und zumeist ohne eigene Hubschrauber dastehen), ist die GSG die einzige Truppe auf (inter-)nationaler Ebene, die auch über eine eigene Hubschrauberkomponente (Super Puma) verfügt, die innerhalb von 48hrs – mitsamt Fahrzeugen – weltweit einsetzbar ist.
Leider sind auch beim Thema „Einsatz“ der Spezialpolizeien Bund und Länder oft nicht einer Meinung, zum Glück sind die Ausführenden untereinander weniger befindlich.
Beim internationalen Einsatz ist aber auch etwas „grau“ dabei, schwarz-weiss ist die Situation beileibe nicht, s. die Situation der „Hansa Stavanger“ in 2009. Ich meine, dass i.R. einer Anfrage bei 3 Ministerien (AA/ BMI/ BMVg) wahrscheinlich mind. 2 Antworten herauskommen würden.
M.E. ist grundsätzlich zuerst der Staat und seine Polizei (GSG-9) gefordert, dann wird auf das Szenario und der Ort geschaut.
Es ist höchst fraglich, ob so ein Einsatz wie der vom letzten Freitag in Deutschland überhaupt politisch tragbar gewesen wäre. In der Schilderung beim Daily Telegraph heißt es:
Den Volljuristen in Bundeskanzleramt, BMVg, Auswärtigem Amt, Ministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit, Justizministerium sowie allen anderen Behörden, die um Stellungnahme und Mitzeichnung ersucht werden, fiele sofort auf, dass hier der grundgesetzlich garantierte Anspruch auf Gewährung von rechtlichem Gehör verletzt wurde.
Ganz zu schweigen von dem Umstand, dass der fällige Leitartikel von Heribert Prantl (der übrigens selbst mal Staatsanwalt war) zu dem Vorgang vernichtend wäre.
Der finale Rettungsschuss ist doch in den meisten Polizeigesetzen geregelt? Und 1977 bei der Landshut hat auch kein Hahn danach gekräht.
@chickenhawk
…korrekt – aber warum ist dies so ?
Ich vermute, dass ein paar Menschen mit cocones in den Führungsriegen ausreichen würden, diese Dilemma zu beenden.
Selbst die S**deutsche, könnte dann so laut jammern, wie sie es immer tut. Mit der richtigen Erklärung durch einen Sprecher und richtigen Medienpräsenz eines (Mit-)Zeichners, hat das auch mit den schweren Waffen geklappt ;)
Oder gab es nach (!) dem Einsatz der PzH laute Kritik ?
Mein These ist: Eine Befreiungsaktion wie diejenige 1977 in Mogadischu könnte es heute nicht mehr geben. Das wäre politisch und praktisch ausgeschlossen.
Im Oktober 1977 nahmen Vertreter der Opposition an den Sitzungen des Krisenstabes der Bundesregierung, und wenn ich mich recht entsinne, sogar an Kabinettssitzungen, teil. Es gab wirklich einen Schulterschluss aller demokratischen Kräfte.
Heutzutage würde doch versucht, jede noch so kleine Unstimmigkeit erbarmungslos politisch auszuschlachten (auf dem Rücken von Geiseln und von Sicherheitskräften).
@Chickenhawk:
Auch wenn immer wieder gebetsmühlenartig von höchster Ebene betont wird, dass die Bw „vom Einsatz her“ denken muss/ soll, werden genau diese Oberbedenkenträger – auch innerhalb der eigenen Reihen – weiterhin (erfolgreich) Sand ins operative Geschehen zu streuen versuchen.
Leider misst sich m.E. der Erfolg einer Aktion immer noch daran, dass nicht nur der Hauptauftrag (Geiseln befreien, etc.) erfolgreich durchgeführt wurde, sondern auch, dass es möglichst keine Toten gegeben haben sollte.
Natürlich ist ein Blutbad zu vermeiden, aber gerade in Geiselsituationen kommt es auf gezieltes Töten an, um einen möglichen Schaden von den Geiseln abzuwenden. Punkt.
Die deutsche Auslegung folgt aber m.E. eher der Aussage „Wasch mich, aber mach‘ mich nicht nass“. Dazu sage ich nur:
Wenn man jemanden entführt, soll auch der Entführer ruhig davon ausgehen können, dass er früher oder später eine Kugel zwischen die Augen bekommt!
Der rechtliche Aspekt darf hier gar nicht mehr zur Diskussion stehen bzw. darf im Nachklapp gar nicht erst angezweifelt werden können.
Der dazugehörige rechtliche Hintern in der Hose, der einen solchen Ausgang einer Operation komplett absichert, fehlt noch. Eher sagt mir der LEGAD/ RB, warum es nicht klappt, anstelle seine Texte und ROE zu wälzen, um zu schauen, wie es dann doch gehen könnte.
Da die Deckung aber auch spätestens in der Politik fehlen würde, brauchen wir uns über solche Aktionen (zumindest öffentlich) nicht zu unterhalten. Die nächste Anfrage käme bestimmt.
„Tue Gutes und rede ‚drüber“ – das würde in Deutschland aus den beiden vorgenannten Gründen nicht funktionieren.
Nachtrag zu 14:01:
Zustimmung: Die Sache steht bei den meisten Politikern schon lange nicht mehr im Vordergrund, leider. Einige Vorgänge erinnern mich eher an das Kasperletheater.
@all
Politiker müssen dann allerdings auch bereit sein, mitzutragen, wenn es schief geht. Wie hier in Helmand.
@ T.W.
Danke für den Link.
Ich wüsste schon, wie der Gouverneur sich geäußert hätte, wenn unbeabsichtigt Afghanen getötet worden wären.
Na ja, hoffentlich steht Cameron dazu, ähnlich seinem Zitat bzgl. des „swift ends“ (s.o. Nachtrag 2):
„The prime minister, who authorised the mission after being briefed by military forces, said all four captives were safe following what he described as an ‚extraordinarily brave‘ and ‚breathtaking‘ rescue.
He noted: ‚I pay tribute to their skill and dedication.‘
Mr Cameron went on to add that anybody who holds Britons hostage around the world can expect a ’swift and brutal end‘.“
(Read more: http://www.metro.co.uk/news/900977-david-cameron-praises-breathtaking-rescue-operation-to-free-aid-workers-in-afghanistan#ixzz1wpPVSi7u)
Das nenn‘ ich jetzt ‚mal den direkten Link zur Politik – aber bezogen auf DEU hieße dieses:
Das fände bei uns leider so nicht statt – es würde ja bedeuten, eine möglicherweise nicht ganz so populäre Entscheidung (Ausgang egal) treffen zu müssen.
Die Opposition wäre zudem eh‘ reflexartig fürchterlich „bestürzt“ und „betroffen“ sowie mindestens aber „empört“ und hätte sich übergangen gefühlt (s. Libyen). Der glückliche Ausgang einer Geiselbefreiung stünde da m.E. gar nicht zur Debatte.
Eigentlich sind sich hier im Blog einige recht einig – die Zwangsoppositionskultur, gepaart mit handzahmen Politikern, sind die Bremsklötze an der Handlungsfähigkeit der deutschen Exekutive. Aus diesem Grund kann ich die Lobeshymnen für TdM in keinster Weise nachvollziehen. Zugegebener Weise haben sie in letzter Zeit etwas nachgelassen.
Abgesehen davon:
Wie ich bereits geschrieben habe, nur wenn über die Entführten berichtet wird, wird der Michel darauf eingestimmt. Wie sollte eine, wie auch immer benamte Gruppe argumentieren, wenn sie dann ein, „Wir werden wirklich alles tun, um die deutschen Staatsbürger zu befreien“, kritisieren wollte ?
Was fehlt ist die nötige Medienpräsenz. Kein Datenbankprogrammierer der unsichtbar im Keller arbeitet.
@mwk:
Zustimmung – „tue Gutes und rede ‚drüber“.
Proaktive Pressearbeit würde diesbzgl. in DEU aber eher ein Bumerang, da die selbsternannten Moralwächter und sonstigen Schreiberlinge meinten, sie spiegelten die öffentliche Meinung wider.
Der vielgescholtene Stammtisch allerdings würde sich m.E. aber noch ein Bier auf die gelungene Aktion bestellen und auf ein handlungsfähiges Deutschland anstoßen.
TW würde eine solche Aktion sachorientiert und weitestgehend emotionslos, aber wohl kommentiert in seinen Blog aufnehmen, im Gegensatz zu vielen anderen.
@ Mittendrin 41
Zu der Anmerkung, dass die GSG-9 auch bei exterritorialen Einsätzen die erste Wahl ist:
Ja, das stimmt, das ist momentan offenbar so „geregelt“. Meinem Gefühl nach ist das allerdings so nicht folgerichtig. Ich verstehe in erster Linie die Bundeswehr als den Bundesaußendienst, weswegen ich die GSG-9 zu allererst in Deutschland eingesetzt sehen wollen würde. Vor allem auch, weil die fraglichen Einsatzgebiete, die wir in den letzen Jahren hatten, meist handfeste Krisengebiete sind, was eben doch etwas anderes ist, als eine Sparkasse in Wanne-Eickel (wird das überhaupt so geschrieben?). Sind einige Neuner eigentlich permanent tropentauglich? Eventuell führt die Frage zu weit ins Geheime :)
Ich würde eher dazu tendieren, exterritoriale Operationen in das Portfolio des KSK zu legen.
@ Politikerschelte:
Wir wissen doch, ein Politiker verwaltet doch meist einen Haufen „Experten“. Das sollten wir bitte nicht vergessen! Dort werden viele kleine Entscheidungen getroffen oder nicht getroffen, die hier dann für Stoff sorgen. Die meisten Minister haben für solche Details aber keinen Blick frei.
@ Niklas:
Ja, mindestens tropentauglich – und borddienstverwendungsfähig :-)
Ich habe nun auch schon keinen zu verachtenden Impfstatus, aber die Jungs leuchten wohl schon fast im Dunkeln – kann ich mir vorstellen.
Ich teile Ihre Auffassung, dass exterritoriale Angelegenheiten durch die Bw als „Außendienst“ zu erledigen seien – alleine schon aus dem Grund, da SpezKr geschult sind, im internationalen Umfeld mit anderen (UStzg)Kräften zusammen zu arbeiten. Gerade weil uns die (Bw-)Mittel fehlen, um autark operieren zu können, ist dieses so wichtig.
„Alles“ würde die GSG9 auch nicht mitschlüren können, angefangen bei einem vollständigen Lagebild und einer komplett durchgeführten Bedrohungsanalyse.
Da ist die Bw m.E. einen Schritt voraus – nicht umsonst wurde die Teilfähigkeit R(etten) & B(efreien) aufgenommen in das KSK aufgenommen.
Das Handwerkliche hierzu wiederum kam allerdings von der GSG9.
Die SpezKr KSK und KS sowie GSG9 und zT die SEK/ MEK/ HH bilden einiges wechselseitig aus.