Soldaten gegen Piraten: Für 8.300 Euro pro Tag
Das niederländische Verteidigungsministerium hat jetzt mal detailliert die Kosten erläutert, die durch ein Einsatz militärischer Schutzteams (Vessel Protection Detachments) gegen Piraten auf niederländischen Schiffen anfallen. Der niederländische Kollege Hans de Vreij hat den Brief des Ministers ans Parlament gefunden und auf seinem Defensie weblog veröffentlicht. Unterm Strich: 8.300 Euro pro Tag kostet einen Reeder der Einsatz der Soldaten auf seinem Schiff, und die Kosten sind sogar gesunken – weil weniger Lufttransport nötig war als zunächst veranschlagt.
(Die Google-Übersetzung des Briefes hier.)
VPD der Königlichen Marine im Einsatz (Foto: Ministerie van Defensie)
Die Niederlande planen außerdem, wenn ich die Übersetzung richtig verstehe, eine massive Aufstockung – von derzeit 50 VPD auf 175. Und eine Liste der bereits begleiteten Schiffe haben sie hier veröffentlicht.
(Foto: Ministerie van Defensie)
Das dürfte natürlich den Verband Deutscher Reeder ärgern. Der gerne auch Soldaten (oder Polizisten) zum Schutz vor Piratenangriffen an Bord hätte und, wie der VDR immer wieder betont, auch dafür bezahlen würde…
lol….corporate forces….sach ich doch !
Ich finde das immernoch ein Unding, dass hier nichts getan wird. Die Rechtslage bezüglich (schwer bewaffneter) privater Wachmannschaften ist für deutsche Schiffe schwierig. Offizielle Bewacher gibt es nicht, nichtmal für Geld.
Was soll denn unserer Reeder abbringen davon, fast alle Schiffe im Ausland zu registrieren? Sie zahlen weniger. Aber weniger „Service“ gibt es ja auch nicht, eher noch sogar weniger strenge Regeln.
Abgesehen davon ergibt sich hier eine Chance, mit Einsätzen ggf sogar ein bisschen zu „verdienen“ – wenn auch nicht viel. Denn 8000 Euro am Tag etwa ist selbst bei einem 8er-Team mehr als jeder Soldat kostet – im Monat! – , und abgesehen vom Transport dürfte der Sold der einzige nennenswerte Kostenfaktor sein.
und wieder einmal schlägt das viel zitierte „Preußische Beamtentum“ deutscher Verteidigungspolitik zu…
Die Aufstockung von 50 auf 175 ist korrekt, aber per Jahr gemeint.
smilee
Da frage ich mich was ein Privates Sicherheitsunternehmen fordert?
@JSG
Ein Soldat kostet nicht nur Sold, sondern auch Ausbildung, Ausrüstung und Unterbringung. Und bei den 27.000€/Fh, die beim Lynx angesetzt werden, ist der Transport keine zu vernachlässigende Größe.
Die meisten Schiffe auf der Liste scheinen Spezial und Schwerlastschiffe zu sein. Langsam und sehr niedrige bordwand. Wuerden private Sicherheitsdienste so etwas ueberhaupt schuetzen? Ganz ’normale‘ handelsschiffe sind nicht dabei.
Zwei der Schiffe sind wohl von der Werft ausgeliefert worden:
http://www.vanoord.com/gb-en/our_newsroom/archive_news_releases/news_archive_2011/van_oord_takes_delivery_of_oceanus/index.php
Schwingt da unterschwellig die Forderung mit, „Schaut an was die Niederländer machen. Kann also nicht so schwer sein. Und die deutschen Reeder würden auch bezahlen!“? Wo sollen die deutschen VPDs denn herkommen? Wieviel Marinesicherung, Boarding etc. haben wir denn noch? Ach! Ich habs: Wir schulen die LwSicherung um und die Infanterie des Heeres kommt ja auch nach Hause. Da ab Ende 2014 der Auftrag fehlt, werden diese Ressourcen ja frei.
Deutsche Reeder, zürnt nicht dem Staat und wartet nur noch ein wenig. Rettung ist auf dem Weg!
PS: Ist ja Klasse, dass die LL/LTS von A-Stadt nach Oldenburg verlegen soll. Da kann man mit den Kameraden in Wilhelmshaven ein neues Lehrgangsangebot „Inf EGB als VPD in tropischen Gewässern“ auf die Beine stellen. BMVg, Lob und Anerkennung. Das nenne ich strategische Planung.
Der private Dienstleister setzt sein im Vergleich zu aktiven Soldaten meist besser qualifiziertes Sicherheitspersonal einfach in die Economy Class, nutzt ansonsten kommerziell verfügbare lokale Lösungen und zahlt seine Mitarbeiter nur, wenn sie tatsächlich im Einsatz sind. Die Kosten der privatwirtschaftlichen Lösung sind bei gleicher oder besserer Leistung auf jeden Fall niedriger. Es gibt einfach keinen vernünftigen Grund, hier Bundeswehr oder Bundespolizei einzusetzen, die im Fall eines Einsatzes vermutlich ohnehin durch allerlei sinnlose politische Auflage in ihrem Vorgehen gehemmt würden. Nur wenn es um die Befreiung von Geiseln und entführten Schiffen ginge, käme der private Sektor (solange es nicht nur um Lösegeldzahlungen geht) an seine technischen Grenzen.
So sehe ich das auch. Eigentlich ist dieses Einsatzprofil für private Dienste geradezu prädestiniert. Noch viel eher, als zum Beispiel Einsätze in Kampfgebieten, wie wir sie vor allem im Irak beobachten konnten. Die meisten Bedenken gegenüber der privaten Dienste sind auch meist unbegründet oder lassen auf zu viel Fernsehkonsum schließen ^^
@ Niklas | 25. Mai 2012 – 11:31 – – –
[…]Die meisten Bedenken gegenüber der privaten Dienste sind auch meist unbegründet oder lassen auf zu viel Fernsehkonsum schließen ^^[…]
Weder noch. Sie können empirisch eine Menge Bedenken quer über die Kontinente verteilt aufsammeln.
Dennoch gestehe ich ein, dass der Einsatz privater Sicherheitsfirmen auf Hochseeschiffen ganz gewiss seine Begründungen, durchaus gute Begründungen, kennen kann.
Insgesamt kommen wir aber nicht um eine „große Lösung“ herum, weder militärisch noch zivil.