Unklare Gerüchtelage: Deutsche Patriot-Systeme für Jordanien?

Die Meldungen sind hinreichend vage, aber damit es nicht untergeht, notiere ich das mal hier als Merkposten: Angeblich beabsichtigt Jordanien, Deutschland nach der Lieferung von – gebrauchten – Flugabwehrsystemen des Typs Patriot zu fragen.

Die Meldung beruht auf einem Bericht der französischen Zeitung Le Figaro in der vergangenen Woche (online ist nur der Anreißer frei verfügbar online hier), der von israelischen Webseiten aufgegriffen wurde.

Von jordanischer Seite gab es ein halbgares Dementi, dass den Namen nicht verdient – offiziell widerspricht das Königreich nur der Aussage, es sei geplant, diese Raketen an der Grenze zu Syrien zu installieren. Ob es tatsächlich eine solche Anfrage an Deutschland gibt, wird in der Stellungnahme sorgsam ausgespart.

Das gilt übrigens auch für die deutsche Seite – ich habe heute versucht, in der Bundespressekonferenz sowohl Regierungssprecher Steffen Seibert als auch die möglicherweise beteiligten Ministerien (Verteidigung und Wirtschaft) danach zu fragen. Tenor der Antworten: Wir wissen nichts, und wenn wir was wüssten, würden wir es nicht sagen.

Nun hat die Bundeswehr ja ein paar Patriot-Systeme über – nach der von Verteidigungsminister Thomas de Maizière gebilligten Großgeräte-Liste soll die Zahl dieser Waffensysteme von derzeit 29 auf 14 reduziert werden (die dann, vermutlich auf dem neuesten technischen Stand, als deutscher Beitrag zur NATO-Raketenabwehr angeboten werden sollen).

Die Lieferung gebrauchter Patriot an verbündete oder auch nur befreundete Staaten ist nichts Neues: Israel hat seit gut einem Jahrzehnt ein paar Systeme, und durch seemännische und/oder bürokratische Ungeschicklichkeit wurde kürzlich die Lieferung von Patriot-Raketen aus Bundeswehrbeständen samt Abschussgerät an Südkorea bekannt.

Und ein Nachtrag dazu: Werde (leider erst viel später) darauf aufmerksam gemacht, dass die Luftwaffe unter der leicht irreführenden Überschrift PATRIOT allwetterfähig – praktischer Beweis in Oberbayern bereits am 24. Februar über die Besichtigung der Patriot durch eine hochrangige jordanische Delegation berichtet hat. Dabei war auch Brigadier General Mohammad Alharafsheh, Director Air Defence Royal Jordan Air Force:

Im Rahmen des Besuches einer Deutsch-Jordanischen Expertengruppe stellten die Soldatinnen und Soldaten der Flugabwehrraketengruppe 23 das Waffensystem PATRIOT vor. Trotz klirrender Kälte präsentierten Sie, am 8. Februar den Besuchern während eines „Dynamic Display“ (Bewegliche Vorführung) das „In Stellung gehen“ einer Flugabwehrraketenstaffel und stellten sich in der anschließenden Ausstellung (Static Display) den interessierten Fragen der Gäste.

(…)

Die dynamische Waffenschau fand auf dem Lastenabwurfplatz des nahe liegenden Flugplatzes Manching statt. Nach kurzer Fahrt traf die Delegation im winterlich verschneiten Übungsraum ein. Trotz klirrender Kälte und eisigem Windes beobachteten die Gäste das Erkunden und das Beziehen einer Stellung und das Herstellen der Einsatzbereitschaft einer Flugabwehrraketenstaffel PATRIOT mit großem Interesse.

Nachdem sich die Delegation um den Kommandeur der 1. Luftwaffendivision, Generalmajor Robert Löwenstein, und Generalmajor a. D. Atef Tell, Berater seiner königlichen Hoheit Prinz Faisal Bin Al Hussein von Jordanien, beim gemeinsamen Mittagessen gestärkt und vor allem wieder aufgewärmt hatte, folgte Teil Zwei der Vorführung. In der vorbereiteten Ausstellung standen die Großkomponenten des Waffensystems PATRIOT zur Besichtigung bereit. Die zahlreichen Fragen der Gäste beantworteten die Soldaten der Flugabwehrraketengruppe 23 bereitwillig und professionell. Auf großes Interesse bei den Besuchern traf dabei das „Reload“, die praktische Vorführung des Beladens bzw. Nachladens eines PATRIOT-Startgerätes.