Hallo Dienste! Kennt ihr mein Projekt Straßenmusik?
Wenn es stimmt, was die Bild-Zeitung heute berichtet (und bislang sehe ich noch nicht mal den Versuch eines Dementis), durchforsten die deutschen Nachrichtendienste eifrig E-Mails auf verdächtige Inhalte – ausgelöst durch Schlüsselbegriffe wie Bombe oder Rakete. Nun dürften bei mir wie bei allen Kollegen, die sich mit Militär, Verteidigungs- und Sicherheitspolitik beschäftigen, solche Begriffe überproportional häufig in Mails auftauchen…
Das spricht zum einen dringend dafür, endlich mal PGP zu nutzen. Zum anderen: Hallo Dienste! Nachdem euch die oben stehenden Schlüsselbegriffe Bombe und Rakete (zur Ergänzung noch: Sprengkopf, Sprengfalle, Munition, Waffen, Pistole, Sturmgewehr, Artilleriegranate…) vermutlich auch auf diese Seite locken und ihr möglicherweise zu meinen eifrigsten Lesern gehört: Beteiligt euch doch an meinem Projekt Straßenmusik! Mit nur fünf Euro im Monat, das geht auch aus der Kaffeekasse, unterstützt ihr ein journalistisches Projekt – ganz im Sinne der Freiheilich Demokratischen Grundordnung, zu deren Schutz ihr ja angetreten seid. Und den Wunsch nach Anonymität respektiere ich natürlich auch, da gibt’s so PayCard-Möglichkeiten (die ihr bestimmt besser kennt als ich), und natürlich auch den Schein im Umschlag. Postanschrift steht im Impressum.
Nachtrag: Das mit dem Durchforsten der E-Mails und was diese Zahlen bedeuten wird hier sehr schön erklärt.
Hallo Herr Wiegold, der Fachbegriff für ihre Taktik ist übrigens „NSA Line Eater“: http://www.catb.org/jargon/html/N/NSA-line-eater.html
Aber unter uns, da kommen schon seit 20 Jahren andere Techniken als simple Wortfilter zum Einsatz. Für Privatpersonen interessant ist die Lempel-Ziff-Checksumme mit der man gut erkennen kann ob zwei Texte von der gleichen Person stammen. Ich denke die Graumäntel haben da noch etwas passendere Algorithmen.
Viel Glück bei der Strassenmusik.
Haha!
Das ist wahrlich die passende Reaktion auf diese „fishing expedition“.
@ Crass Spektakel
Stimmt, die NSA line eater gehören zur Folklore des Internets. Erinnerungen werden wach…
Was den BILD-Artikel angeht: Ich kann mir nicht vorstellen, dass deutsche Geheimdienste den Email-Verkehr von Inländern einfach so mitlesen. Das wäre ein schwerwiegender Rechtsbruch und ein politischer Skandal ersten Ranges.
Ohne richterlichen Beschluss geht so etwas nicht. Abhören und mitlesen ohne Gerichtsbeschluss dürfen deutsche Geheimdienste nur im Ausland, für den BND dürfte das sogar der Schwerpunkt seiner Tätigkeit sein.
PGP ist an sich eine feine Sache, nur ist das eben leider weit verbreitet, im Zweifel kann der Kommunikationspartner damit nichts anfangen.
Ich würde mir da, auch als Journalist, eher über die Chinesen Gedanken machen, vgl. z. B. diesen jüngsten Artikel der New York Times:
http://www.nytimes.com/2012/02/11/technology/electronic-security-a-worry-in-an-age-of-digital-espionage.html?_r=1&pagewanted=all
Ich überlege gerade, ob sich auch jemand aufgeregt hätte, wenn der Verfassungsschutz die mails der Dame und Herren aus Zwickau gelesen hätte.
Wenn nicht, wäre das natürlich auch etwas ganz Anderes.
thema strassenmusik. ach herr wiegold, ich m
Berichtigung eines sinnentstellenden Fehlers in meinem Beitrag oben:
Das muss natürlich heißen: „… ist das eben leider *nicht* weit verbreitet…“
Aus einer Neugier: Wie hat sich das Projekt Straßenmusik denn in der letzten Zeit entwickelt?
@ chickenhawk
Inwiefern brauchen Geheimdienste denn Richterliche Beschlüsse? Und wenn wir annehmen, dass der BND nur „ausländisch“ arbeiten darf, so ist das lesen von Mails bei Grenzüberschreitung wieder erlaubt? Trotzdem bleibt ja noch der Verfassungsschutz und der MAD für den das ja nicht gilt, oder?
@WB et al
Zum Thema Straßenmusik: Hat sich gar nicht so schlecht entwickelt. Vielen, vielen Dank an die freiwilligen Kontributoren – es sind inzwischen mehrere hundert Euro im Monat, die auf diesem Weg hereinkommen. Im Januar waren es sogar erstmals über 500 Euro, allerdings auch, weil es „Jahreszahlungen“ gab…
Das ist erfreulich, aber, das muß ich ehrlicherweise hinzufügen, noch lange nicht ausreichend, dass sich Augen geradeaus! und die reingesteckte Arbeitzeit selbst refinanzieren würden. Dennoch: es stimmt optimistisch. Und vielleicht finden sich ja noch mehr Leute, denen diese Art von Journalismus etwas wert ist, auf dieser freiwilligen Basis.
@T.W.
http://www.heise.de/tp/blogs/8/151498
Man muß einfach sich darüber im klaren sein, dass insbesondere eine berufliche Abstützung auf die heutige Web2.0/smart/mobile Technologie mit Konsequenzen verbunden ist. Vielleicht haben Sie ja einen Freund, dessen Handy Sie mal ausleihen können ;-))
@ Nordlichter | 26. Februar 2012 – 1:51
Der Fall, dass ein deutscher Geheimdienst die Kommunikation eines Ausländers (den er, jedenfalls prinzipiell, nach Belieben ausforschen darf) mit einem Inländer (vom Grundgesetz geschützt) mitliest, ist natürlich derjenige, wo es spannend wird. Wie sich da die rechtliche Lage im einzelnen darstellt, weiß ich auch nicht. (Die Amerikaner haben dieses Problem für sich in der Vergangenheit übrigens auch schon kontrovers diskutiert).
Aber davon abgesehen ist und bleibt Art. 10 des Grundgesetzes für alle deutschen Behörden bindend.
http://www.golem.de/news/ueberwachung-deutsche-geheimdienste-durchsuchen-37-3-millionen-e-mails-1202-90027.html
Gerade die Nachträge sind ja mal interessant.
Zum thema Strassenmusik. Haben sie sich schon mal ausgerechnet mit wie wenig der normale deutsche Student auskommen muss? Ich kenne Leute die wohnen in einer WG in einem Zimmer mit 10 qm und Teilen sich Bad und Küche mirt drei anderen Leuten. Und diese Leute arbeiten auch 8 Stunden für ihr Diplom ohne zu jammern. Es mag ein wenig Gallig klingen aber alles was über ein Bett einen Schrank und einen Kühlschrank geht ist für mich jammern auf hohen Nivau. Nichts für ungut.
Lg Dante
@Dante
Was wollen Sie mir damit sagen? Dass ich nach 30 Jahren als fest angestellter Journalist froh sein darf, möglichst nicht über das materielle Niveau eines Studenten hinauszukommen? Und zwar bis zur Rente, weil ich ja nicht nach einem Diplom eine Stelle suche? Pardon, so was bringt keinen weiter. (Abgesehen davon: wo jammere ich?)
@ Dante
Wozu benötigen Sie solche ausgesprochenen Luxusgüter wie Kühlschränke? Man kann sich auch von H-Milch, Sauerkraut, Trockenfrüchten und Corned Beef sehr gut ernähren.
Und wer meint, auf einen Schrank nicht verzichten zu können sollte mal an die Seeleute früherer Jahre denken: Die verstauten ihre irdischen Güter in einem Seesack und waren auch glücklich.
Betten sind ohnehin ein untrügliches Indiz für fortschreitende Dekadenz, viele Japaner nächtigen auf einer Reismatte und sind am nächsten Morgen ausgeschlafen genug, um eine der leistungsfähigsten Volkswirtschaften der Welt am laufen zu halten.
@TW
ich gebe ihnen ja vollkommen Recht aber mir platzt halt regelmäzig der Hals wenn ,mir Leute aufgrund ihrer langjährigen Arbeit einen moralischen Vorteil und ein Anrecht auf ein gutes Leben begründen wollen. Das ist als ob ein Rentner kommt und mir erzählt das er anrecht auf eine hohe Rente hat weil er lange gearbeitet hat und er sauer ist wenn ich ihm erzähle dass er dafür auch ein langes gutes Leben hatte. Life is now.
@hühnerhabicht
Genau das meine ich. Es ist aber eine Grundsatzdebatte. Ich glaube halt nicht dass man glücklicher durch den Erwerb eines Flachbilfernsehers für 4000€ wird und dass sich ein gutes Leben durch materielle Güter auszeichenet. Mein kumpel wohnt mit seiner schwangeren Freundin in einem Bungalow von 30 qm mit Ofenheizung und ist glücklich wie in einem Traum.
@Dante
dann platzen Sie Ihren Hals woanders. Ich kann mich nicht erinnern, aufgrund meiner langjährigen Arbeit einen moralischen Vorteil und ein Anrecht auf gutes Leben begründet zu haben. Wenn Sie meinen, dass ich doof bin, weil ich diese Seite im Prinzip für jeden Leser – auch für Sie – kostenlos betreibe und deshalb meine Bitte um freiwillige Zuwendungen als Jammern empfinden, werden Sie bestimmt andere Webseiten entdecken, wo Sie glücklicher werden. Und damit könnten wir diesen OT vielleicht beenden.
Ist ja schon fast in der Versenkung gelandet, aber hier mal ein Artikel der Zeit zu dem Thema:
http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2012-02/e-mail-ueberwachung-rechtliche-grundlagen
//EDIT: Gibt es eigentlich irgendwie eine abonnier Funktion? Gerade der Nachtrag war ja wirklich mal ein klasse Information!
Also wie ich vermutete: Es geht hier um praktisch ausschließlich um die deutsche Auslandsspionage. Sogar Herr Ströbele wiegelt ab.