Das Prinzip Straßenmusik

Nein, unter dieser Überschrift gibt es jetzt nichts Despektierliches zu Bundeswehr, -reformen, -ereignissen ;-)

Sondern einen selbst-reflexiven Blick auf dieses Blog. Aus journalistischer Sicht bin ich mit dem, was sich seit August vergangenen Jahres hier entwickelt hat, mehr als zufrieden – viele sehr interessierte und vor allem fachkundige und nicht zuletzt engagierte Leser haben Augen geradeaus! – wie ich von Außenstehenden höre – zu einer wichtigen Adresse für Informationen aus dem Bereich der Verteidigungspolitik gemacht.

Die Zugriffszahlen sprechen auch für sich: In diesem Monat hatte ich bereits mehr als eine halbe Million Seitenabrufe; am Tag der Rede von Verteidigungsminister Thomas de Maizière waren es rund 30.000, am vergangenen Samstag, nach dem Anschlag in Taloqan, rund 27.000. (Allerdings habe ich gestern mein rechen- und verbindungsintensives Statistik-Programm erst mal abgeschaltet – die Probleme beim Zugriff auf dieses Blog am Samstag, minutenlange Wartezeiten beim Aufruf, habe ich damit hoffentlich erst mal in den Griff bekommen. Leider kann ich deshalb bis auf Weiteres nicht mehr nachverfolgen, wie viel hier gelesen wird.)

Und das bestätigt mich in meiner Ansicht, dass Bloggen wie hier eine gute Möglichkeit des Journalismus ist: Weil es die Instrumente des klassischen Journalismus wie Recherche und redaktionell bearbeitete Weiterverbreitung von Informationen (wo ist der Unterschied, ob eine normale Nachrichten-Webseite Informationen der New York Times aufgreift oder ob ich das tue?) durch das Feedback informierter Leser ergänzt werden kann – und so für alle einen Mehrwert bietet.

Was hat das mit dem Prinzip Straßenmusik zu tun?

Nun, Augen geradeaus! ist bislang zwar journalistisch erfolgreich, aber finanziell ein Desaster Problem. Mein Geld verdiene ich mit Arbeiten für andere Medien (was freie Journalisten schon immer getan haben und was auch gut so ist), nicht mit diesem Blog, für das ich einen Großteil meiner – bisweilen ungewöhnlichen – Arbeitszeiten aufwende.

Natürlich denke ich schon seit Monaten darüber nach, wie sich diese Arbeit auf eine halbwegs solide finanzielle Grundlage stellen lässt. Werbung? Nicht so gern – vor allem weil dieses harte Thema hier für viele Unternehmen sperrig und unangenehm ist, aber auch, weil mir meine journalistische Unabhängigkeit sehr viel Wert ist. Eine Paywall für bezahlte Abonnements? Das würde viele Leser gar nicht erst auf diese Seite führen. Einen Hinweis auf den PayPal-Button rechts in der Seitenleiste hatte ich im September vergangenen Jahres gegeben – das brachte kurzfristig ein paar hundert Euro, für die ich sehr dankbar bin. Aber keine stetige Einnahmequelle.

Deshalb das, was ein früher Kommilitone von mir (der wie ich früh genug mit der Theologie aufgehört hat), nach seinen Erfahrungen in jungen Jahren als das Prinzip Straßenmusik bezeichnet hat: Ich spiele, was ich für gut halte, und die Leute, denen das gefällt, geben mir Geld dafür.

So ähnlich stelle ich es mir für Augen geradeaus! vor: Ich schreibe, was ich aus journalistischer Sicht für wichtig und relevant halte. Und diejenigen, die diese Form von Journalismus für dieses Thema für wichtig halten, unterstützen mich.

Mein – illusionäres? – Ziel: Fünf Euro, jeden Monat. Von eintausend Lesern.

(Vorsichtshalber sei gesagt: selbst bei 1000 x 5 wäre das nicht mein Bruttoeinkommen, geschweige denn netto, sondern der Umsatz des journalistischen Kleinbetriebes. Ich ginge dann nach diversen Betriebsausgaben, Steuern und Sozialaufwendungen mit einem recht abgeschmolzenen Teil von 5.000 Euro nach Hause…)

Also: Augen geradeaus! macht Straßenmusik, werfen Sie fünf Euro in den Hut, am besten monatlich. Gerne per Dauerauftrag (auf Mail-Anfrage teile ich gerne meine Kontonummer mit), es geht auch via PayPal oder Flattr (obwohl die recht heftige Gebühren kassieren – bis zu zehn Prozent).

Dieses Blog ist ein Experiment. Und ich hoffe, ich bin nicht der einzige, der sich freuen würde, wenn es sowohl journalistisch als auch wirtschaftlich funktionieren würde.