Für den Iran-Ordner
Nach der Entscheidung der EU, als Sanktion gegen Iran den ölimport zu stoppen, nimmt das Säbelrasseln am Golf wieder beträchtlich an Lautstärke zu. Grund genug, in loser Folge mit einer Sammlung von Links zu Informationen zu diesem Thema anzufangen.
– In der Straße von Hormus ist wieder eine amerikanische Flugzeugträger-Gruppe unterwegs – nicht nur mit US-Kriegsschiffen, sondern auch mit Fregatten/Zerstörern aus Großbritannien und Frankreich.
– Das Raketenabwehrsystem der Briten, Sea Viper, im Einsatz auf den neuen 45-er Klasse Zerstörern, ist weltweit das beste System, sagt (wenig überraschend) ein britischer Ingenieur. (An der Stelle würde mich ein fachmännischer Vergleich zu den deutschen F124-Fregatten interessieren.)
– Von den Öl-Importstopps der EU und der USA soll ein Erdgasprojekt eines Konsortiums unter BP-Führung ausgenommen werden, berichtet das Wall Street Journal.
– Zwei interessante Stücke aus dem The National (Vereinigte Arabische Emirate):
Tehran is feeling the squeeze as Beijing warms up to Riyadh
Reluctant Turkey ‚will join oil embargo‘ on Iran
Die Sammlung dürfte in den nächsten Tagen noch deutlich anwachsen.
Die große Frage ist, wie weit die Fahrrinne vom Iranischen Festland entfernt ist. Wenn das nur wenige Kilometer sind, können die das mit der Verteidigung der Straße gleich vergessen. Die Iraner können dann die Straße mit Hisbollah billig Raketen unter Dauerbeschuss setzen. So etwas kann man nicht mit einer Raketenabwehr 100% verteidigen. Eine durchfahrt wird kein Millionen teurer Tanker mehr wagen.
@Ben
Richtig. Um die Straße von Hormus wirklich zu sichern bedarf es wohl einer begrenzten Invasion mit Hilfe von Marines und Fallschirmjägern um auf iranischer Seite eine Zone zu schaffen, von der aus keine Angriffe mit Raketen usw. durchgeführt werden können.
Bloß schafft das eben keine dauerhafte Lösung. Dazu müssten die Mullahs entsorgt werden und gleichzeitig muss die iranische Bevölkerung weiter auf demokratiekurs gehalten werden. Das dürfte in einen möglichen Krieg schwer werden.
pi
Interessant sind m.E. diesem Zusammenhang auch das Syrien-Thema und die Bewegungen von Marinekräften u.a. Russlands und der USA im Mittelmeer.
Was mögliches iranisches Vorgehen in der Straße von Hormuz angeht, scheinen sich die Sorgen der Amerikaner vor allem auf Angriffe mit Schwärmen kleinerer Boote zu beziehen, u.a. hier dargstellt: http://www.washingtoninstitute.org/templateC04.php?CID=298
@Ben – wenn Iran die Strasse zumachen will, dann ist die zu. Zumindest bis Marines den kompletten Küstenstreifen besetzen und halten.
Es ist aber sehr zweifelhaft das Iran das, ausser im äußersten Notfall, tun würde. Es ist aber durchaus möglich das der Iran mit kleineren Aktionen den Verkehr dort legal behindert um damit den Ölpreis hochzutreiben.
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Zu den Sanktionen:
Die USA sagen Iran hat keine Nuklearwaffenprogramm. Panetta, 8. Januar
Die israelischen Geheimdienste bestätigen das (18.Januar):
Iran ist Unterzeichner des Atomwaffensperrvertrag und hat als solcher das Recht zivile Nukleartechnik zu nutzen. Dieses schließt die Urananreicherung ein.
Warum sollen wir angesichts dieser Tatsachen jetzt höher Benzinpreise zahlen?
Um Nukleartechnik geht es ja offensichtlich nicht. Was ist denn das eigentliche Ziel?
Wikipedia:
The strait at its narrowest is 54 kilometres wide.
Dazu eine sehr grobe karte.
http://en.wikipedia.org/wiki/File:Strait_of_Hormuz.jpg
Es fehtl der Masstab, die Insels Jazīreh-ye Qeshm ist nach google maps 110 km lang, das hilft etwas die groessenverhaeltnisse einzuordnen.
Die beiden kleinen Tonb Inseln sind laut wikimapia iranisch und scheinen militaerisch genutzt zu sein.
Die Überschrift des Artikels im National „Reluctant Turkey ‘will join oil embargo’ on Iran“ sagt genau das Gegenteil von dem was in dem Artikel steht. Türkische Regierungspolitik ist den Handel mit dem Iran auszuweiten, nicht zu verringern. Das ein Analyst da meint das sein nicht durchzuhalten ändert das nicht.
Die Türkei wird weiter Öl und Gas aus dem Iran beziehen (müssen). Die Hoffnung das die Saudis den Ausfall iranischer Exporte ersetzen können ist unbegründet. Theoretisch können die zwar mehr als 10 Millionen Barrel/Tag produzieren, aber das ist zum einen nicht durchzuhalten und zum anderen ist die Qualität der zusätzliche Produktion so schlecht (schwefelreich) das das kaum eine Raffinerie verarbeiten kann.
Es wird jeden Tag unerträglicher eine Streitkraft-Uniform in diesem, auch meinem Land zu tragen!!
@Berufssoldat
Dann nutzen sie endlich die Möglichkeit die Armee frühzeitig zu verlassen. Die Armee die sie wollen und die mglw. irgendwann in den 80ern mal existierte ist für immer Geschichte. ist Sie haben einen Büroarbeitsplatz mit Internetzugang und klagen den lieben langen Tag wie krank das System ist.
Also Kaffeetasse leer machen, Bauch streicheln, Brief aufsetzen und die baldige Freiheit geniessen. Desweiteren wäre ein Mitgliedsantrag beim Darmstädter Signal empfehlenswert und vielleicht dürfen sie in naher Zukunft bald als Militär“experte“ bei N24 auftreten.
Andere wären froh über ihre Arbeitssituation.
pi
man könnte den Libyenordner auch wieder weiter füttern.
@b
„Iran ist Unterzeichner des Atomwaffensperrvertrag und hat als solcher das Recht zivile Nukleartechnik zu nutzen. Dieses schließt die Urananreicherung ein.“
Jegliche Beschwörung von „Rechten“ eignet sich m.E. nur für politische Rhetorik, aber nicht für strategische Analyse. Welche Veträge der Iran ratifiziert hat oder nicht, ist für die Bedrohungswahrnehmung der arabischen Golfstaaten, Israels und der USA nachrangig. Für diese Wahrnehmung ist entscheidend, dass der Iran auf dem Weg Fähigkeiten zu erlangen, die die strategische Situation in der Region sehr zuungunsten der genannten Akteure verschieben würde.
Eine deutsche Positionierung in dieser Frage sollte sich m.E. ebenfalls nicht hinter universalistischer Rhetorik verstecken, sondern zunächst klären, welche deutschen Interessen hier berührt sind. Welche Folgen hätte iranische Hegemonie am Golf z.B. für den Erdölpreis? Wären diese Folgen negativer als die von Sanktionen?
Irans Freunde im Libanon sind mit der Invasion der Israelischen Armee recht gut fertig geworden. Die Lust auf einer US Besetzung Iranischen Hoheitsgebiet dürfte da doch recht gering sein.
Lange wird Iran eine Sperrung nicht durchhalten. Die Iraner werden aber versuchen zugeständniss von der USA zu erpressen.
Naja, die standen ja auch nicht den Marines in einer eher unbebauten Region gegenüber. Damit will ich nicht sagen das es ein Spaziergang wird, aber mn sollte, wenn man schon solche Vergleiche zieht, dann doch die Rahmenbedingungen stärker berücksichtigen.
Welche Zugetändnisse will der Iran erpressen können? Falls die Sperrung der Straße anfängt wird solange im Iran rumgebombt, bis dort eine Revolution ausbricht oder der Iran aufgibt und seine Führung zurücktritt.
@b | 24. Januar 2012 – 8:03
Sie zitieren zwei open source-Quellen, insofern Ihre Frage zum Schluss über die Ziele, ohne dem Wort „eigentlich“ allerdings, die zentrale Frage ist. Was ist das Ziel…
…wir wissen es nicht. Ebenfalls fällt die Aussage schwer, wie eine „Operation Hormus“ aussehen könnte, bisher haben uns U.S.-Amerikaner bzgl. ihres Truppeneinsatzes immer noch überrascht-sowohl im positiven wie im negativen.
Sie verweisen auf zwei Quellen, die belegen sollen, dass der Iran kein A-Waffenprogramm hat. Die IAEA ist da anderer-und hier nun einmal: relevanter- Meinung. Es ist nun einmal so, dass es viele gibt, die es bewerten können, aber verifizieren -und somit offizielle Relevanz erlangen- eben nur der, auf den man sich vorher als Verifizienten einigte. Anders: Sie können behaupten der Iran hätte kein Programm, ich sage, sie haben ein Programm und wir beweisten unsere Thesen sogar, die IAEA würde uns jeweils widersprechen und wir wären in den Staub der Irrelevanz zurückgekehrt.
Ich wage aber die Behauptung, dass es nie eine iranische A-Waffe geben wird, weil sie für den Iran a)strategisch unnütz ist und b) zu wenig Adressaten, aber zu viele „Rückantworter“ an den Absender gäbe. Es ist ein sinnloses strategisches Element für den Iran-Irakkonflikt hin oder her. Signifikantestes Argument ist immer noch Chiracs Interview in der Herald Tribune:
Nachdem er die Ausführungen zum dual-use abschloss, äußerte er bekanntlich:
– – – – Chirac explained that it would be an act of self-destruction for Iran to use a nuclear weapon against another country. „Where will it drop it, this bomb? On Israel?“ Chirac asked. „It would not have gone off 200 meters into the atmosphere before Tehran would be razed to the ground.“http://www.nytimes.com/2007/01/31/world/europe/31iht-france.4424151.html?pagewanted=all, By Elaine Sciolino and Katrin Bennhold
Published: Wednesday, January 31, 2007 – – – –
in der Übersetzung war bei der Süddeutschen am 01.02.2007 folgendes zu lesen:
– – – -„Der konservative Politiker [Chirac, Anm d Verf] hatte mit Pressevertretern über den möglichen Nuklearwaffenbesitz Irans gesprochen. Unter anderem sagte er, es sei „nicht sehr gefährlich“, falls Iran eine oder zwei Atombomben hätte, sagte er.
Denn: „Wo wollte Iran diese Atombombe denn abwerfen? Auf Israel? Die Trägerrakete wäre noch nicht einmal 200 Meter weit in die Atmosphäre eingedrungen und Teheran würde dem Erdboden gleichgemacht.“ – – – – – – –
Wenn ein französischer Präsident dies äußert, ist dies durch die Prüfschleife gelaufen, d.h. die Machbarkeit geprüft, davon darf man ausgehen. Und so wenig sich der damalige frz Präsident auf die Ideologiespielchen à la „Die Muslime sind alle irre, und würden das machen weil sie für die Auslöschung des Judenstaates ins Pradies kommen“ einlies, so wenig tue ich das.
Und eine Anlehnung an China dürfte ähnliche Wirkung entfalten, wie das Aufstellen atomar gerüsteter Raketentruppen und U-Bootflotillen und macht sich propagandistisch auch besser…
Ob das Ölembargo der EU, die die Neuordnung der Bezugswege publizistisch begleiten und was sich ja auch gut macht diesbezüglich, ein Fingerzeig auf einen möglichen Krieg ist? Spekulation, aber möglich, weil immer alles möglich sein kann, wenngleich als Instrument ohne Einbeziehung bzw. Einhegung Chinas ein unnützes Instrument. Doch denken wir noch weiter, mal ohne „direkten“ Krieg:
ISAF zöge sich noch signifikanter aus AFG zurück, Pakistan/ China werden sich noch einiger bzgl. der Ostgrenze AFG, und die Nordgrenze AFG bleibt dicht/ effektiv überwacht (Tadschikistan dürfte im laufe dieses Jahres noch mehr soweit sein, dass man auch dort noch mehr davon sprechen wird können) und die Türkei steht als neuer Regionalhegemon ante portas, Saudi – Arabien ist schon da, und…und….und… all das unter der Metapher, dass der Iran immer schwerer würde seine Truppen ausrüsten, ja schlichtweg bezahlen können.
Die Karten liegen auf dem Tisch, sie werden kräftig durchgemischt, und zwar ganz offensichtlich von einem chinesischem Croupier, für mich spannender: mal sehen wann der zum Conferencier mutiert. Da wir nicht alle Karten kennen und die ein oder andere gezinkte noch unterm Tisch bzw. im Ärmel liegen dürfte, sind qualifizierte Aussagen zumindest schwer.
Noch etwas zu Ihrer Frage: Ist Krieg das Ziel? Ist denn Krieg überhaupt ein Ziel? Sollte die Frage nicht lieber lauten: was stellen sich einige denn vor, wo es hingehen soll mit dem Iran?
@ Orontes | 24. Januar 2012 – 7:55
[…]Interessant sind m.E. diesem Zusammenhang auch das Syrien-Thema und die Bewegungen von Marinekräften u.a. Russlands und der USA im Mittelmeer.[…]
Bzgl. der Russen: Eine für mich (!!!) vollkommen nachrangige Frage. Syrien stand unter der Protektion der Sowjetunion und jetzt unter Russlands-das wird auch allgemein so anerkannt. Es wird keine externe Intervention in Syrien geben-zumindest nicht ohne dass es Russland nutzt. Und es wird kein Eingreifen Syriens zu gunsten des Irans geben, zumindest nicht ohne, dass es Russland nutzt. In Russland selbst wird derzeit von relevanter Stelle nichts publiziert, dass es auch nur für eines der genannten Varianten einen russischen Nutzen gäbe. Anmerkung: regionale Scharmützel mit Israel sind für/ in Russland höchstens Anlass zu angestrengter Rhetorik, Relevanz hat das eher nicht.
Bzgl. Syrien: Wir täten gut daran gerade bzgl. Syriens nicht dem CNN-Effekt zu erliegen und die beiden (Russland/ USA) da mal machen zu lassen.
Klares russisches Ziel ist es allerdings momentan: den türkischen Regionalhegemon zu verhindern, bzw. allgemeiner: den türkischen Einfluss in der Region wieder auf für Russland erträgliches Maß zurück zu drängen-so ließ sich Sergei Borissowitsch Iwanow im November bei Vesti von Rossija RTR zwischen den Zeilen „zitieren“ . Also, liebe Analysten: vergesst mir die Türken nicht! Und die Türken sollten aufpassen zu wem sie sich ins Bett legen, es könnte anschließend ein böses Erwachen in frostiger Umgebung geben und der Schuppen mit dem Feuerholz verbrannt sein…NATO hin oder her, und schaut z.B. nach Frankreich des heutigen Tages (Stichwort Armenien-Völkermord-Leugnung).
Na ja, und was will China?
@ b | 24. Januar 2012 – 8:11
[…]Die Türkei wird weiter Öl und Gas aus dem Iran beziehen (müssen). […]
Ich meine:
– bzgl. Sofortumstellung: wohl eine richtige Aussage
– mit negativ gesinnten Russen in der Region: wohl eine richtige Aussage (dazu wird Aserbaidschan über die Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline zu wenig liefern können)
– mit neutral/ positiv gestimmten Russen: mittelfristig möglich, den Iran quantitativ und qualitativ auszuklammern.
@ Berufssoldat | 24. Januar 2012 – 8:18
[…]Es wird jeden Tag unerträglicher eine Streitkraft-Uniform in diesem, auch meinem Land zu tragen!![…]
Sie sind ein freier Mann in einem freien Land.
F124. Kein Kommentar.
@ pi
Ich bin frustriert aber nicht Dumm. Ich verlasse die Armee doch nicht kurz vor dem Ende und bekomme für meine 30 Jahre Dienstzeit einen tritt in den Allerwertesten vom Bund. Ne ne. Ich warte aufs Reformbegleitgesetz und dann bin ich mit der mir zustehenden Pension wech. Und, ja ich werde mich dann für mehr Frieden einsetzten.
@ Sachlicher
Muhahahaha. Das glauben Sie doch selber nicht. Ich kann zwar kündigen, bin aber vielleicht zu wertvoll für diese Armee und der Dienstherr lässt mich nicht gehen.
Außerdem sitze ich hier mit über 100 Soldaten am Schreibtisch und 95 % davon surfen den ganzen Tag im Internet, weil es keine Aufträge bzw. Befehle gibt und dann ist bereits meine 2. Dienststelle die nichts zu tun hat.
Die Reform muss den Wasserkopf endlich loswerden, das wird aber nicht passieren, weil man sich ja nicht selber wegrationalisiert
@T. Wiegold
Der zitierte Ingenieur ist spitzfindig wenn er nur mit Aegis/Spy-1 vergleicht. Spy-1 war ein Quantensprung in den Achtzigern ist aber als passives Phased Array Radar mittlerweile längst nicht mehr Stand der Technik. APAR/SMART-L ist ein besserer Vergleich wenn er mit einem Standard Missile und Evolved Sea Sparrow Missile schiessenden System vergleichen will.
Unabhängig von der Frage Sylver/Aster vs. VLS/SM/ESSM hat Sea Viper doch einige Nachteile gegenüber der APAR/SMART-L Kombination.
Abgesehen vom Rebranding sind die Luftraumüberwachungsradare weitgehend identisch (S1850M ist SMART-L Mk2, nur das aus rüstungspolitischen Gründen BAE und nicht Thales baute).
APAR und Sampson sind beide Active Phased Array Radars. Sampson allerdings hat grundlegende Schwächen gegenüber APAR. Mit seinen zwei „Faces“ muss es rotieren um 360° Abdeckung zu gewährleisten während APAR mit vier „Faces“ ohne Rotation diese Abdeckung gewährleistet. Das statisch feste Design von APAR ohne Rotationsmechanismus und mit „Doppelabdeckung“ an den Sektorengrenzen der „Faces“ ist neben der konstanten 360° Abdeckung auch widerstandsfähiger („graceful degradation“). Mit den neuen (in der Deutschen Marine noch nicht eingeführten) Transmit Receive Elementen (TRE’s) kann APAR in Interrupted Continuous Wave Illumination (ICWI) theoretisch mehr Flugkörper gleichzeitig lenken als F124 im Magazin hat. Selbst mit den aktuellen TRE’s liegt diese Zahl bei 16 (4 mit jedem „Face“). Da braucht man keine selbst aktiv suchenden Flugkörper. Eine „Beleuchtung“ mit einem modernen Feuerleitradar vom Schiff hat mehr Leistung und Flexibilität (auch angesichts zu erwartender ROE’s) als die aktive Zielsuche durch den FK selbst.
Im Grunde legt der britische Ingenieur hier eine falsche Fährte, denn aktive Zielsuche durch den FK selbst ist auch weniger aufgrund der möglichen Zahl der Flugkörper gleichzeitig im Endzielanflug interessant denn aufgrund der „Cooperative Engagement Capability“, wenn in einem schnellen und genauen Link-System auf einen Kontakt „im Netz“ geschossen wird der, weil unter dem Horizont, von der schiesenden Einheit selbst nicht „gesehen“ werden kann und von einer anderen Einheit „ins Netz gestellt“ wurde (Third Party Targeting). Ich zweifele daran dass Aster-30 in Reichweite, Such- und Angriffverhalten hier die ideale Lösung darstellt. In der Standard Missile Familie ist für genau diesen Zweck die „SM-6“ mit der doppelten Maximalreichweite der Aster-30 in der Entwicklung…
@TBR
Danke.
Ein Glück hatte ich noch nicht so viel geschrieben und nochmal aktualisiert..;)
Eine Ergänzung sei trotzdem gestattet: Das Interview ist ein typisches oberflächliches Verkaufsgespräch, wie es bei Defence IQ und seinen Veranstaltungen normal ist.
@T. Wiegold
Wenn Sie sich selbst in der Thematik weiterbilden wollen empfehle ich Ihnen „Principles of Naval Weapon Systems“ vom US Naval Institute (2010er Auflage):
http://www.usni.org/store/books/us-navy/principles-naval-weapon-systems-2nd-edition
(gibt es auch bei anderen, auch Deutschen, shops im WWW)
Dies ist seit ca. 50 Jahren das „Textbook“ für die zweisemestrige Waffen- und Sensortechnikausbildung der US Navy in Annapolis und im NROTC Programm. Ältere Fassungen finden sich kostenlos (und meines Wissens ohne Urheberrechtsverletzung da durch US-Bundesbehördenmitarbeiter oder Soldaten im Dienst erstellt) im Netz.
@Sachlicher Sie verweisen auf zwei Quellen, die belegen sollen, dass der Iran kein A-Waffenprogramm hat. Die IAEA ist da anderer-und hier nun einmal: relevanter- Meinung.
Ihre Aussage ist falsch!!!
Der IAEA sagt lediglich das es Hinweise auf bestimmte Forschungstätigkeiten VOR 2003 im Iran geben, die zu einem Waffenprogramm gehört haben KÖNNTEN.
Nirgendwo behauptet der IAEA das Iran ein Nuklearwaffenprogramm hat. Wenn sie etwas anderes behaupten dann geben sie bitte eine Quelle an. In den IAEA Berichten steht nichts anderes dazu als ich oben geschrieben habe.
Ich bin kein Experte für Waffensysteme, aber wenn man mal ein bisschen in der Wikipedia guckt, dann findet man das hier:
Sea Viper (Aster-System): Luftabwehr-Rakete mit mittlerer Reichweite. Entwickelt von einem britisch-französisch-italienischem Konsortium:
https://de.wikipedia.org/wiki/Aster_%28Rakete%29
ESSM (RIM-162 Evolved Sea Sparrow Missile): Schiffsgestützte Luftabwehrrakte mittlerer Reichweite, entwickelt von einem internationalem Konsortium unter US-amerikanischer Führung. Kommt unter anderem auf den deuten Fregatten der Sachsen-Klasse (F124) zum Einsatz. Den technischen Daten nach ist es wohl vergleichbar mit dem Aster-System.
RIM-162 Evolved Sea Sparrow Missile
Welches dieser Raketensysteme das bessere ist, wird wohl erst der praktische Einsatz zeigen – und selbst dann werden wohl nur wenige vollständige Daten an die Öffentlichkeit gelangen. Ich denke aber, dass sich diese Systeme nicht viel geben, da a) gleiche Generation und b) beide von Staaten/Unternehmen mit dem notwendigen Know-How entwickelt.
Im direkten Vergleich des Zerstörers der Daring-Klasse (Type 45) und der Fregatte der Sachen-Klasse (F124) fällt zunächst mal auf, dass die britischen Zerstörer etwas jünger sind (Type 45 ab 2003, F124 ab 1999) und größer sind (Verdrängung: Type 45 7350ts gegenüber F124 mit 5690t (Achtung: unterschiedliche Maßeinheiten ‚ts‘ vs. ‚t‘). Auch kommt der britische Zerstörer mit einer kleineren Besatzung aus.
Interessant vor allem der Vergleich der Bewaffnung der beiden Kriegsschiffe:
An Lenkwaffen hat der Type 45 derzeit lediglich das Sea-Viper-System bestückt mit Aster-Raketen an Bord. Ansonsten lediglich kinetische Geschütze, wobei das Hauptgeschütz ein größeres Kaliber und somit eine höhere Reichweite hat als das der F124. Die F124 ist zudem in der Lage gleich zwei Hubschrauber mitzuführen (auch die neuen MH-90 – wenn die denn dann irgendwann mal die Einsatzreife erlangen). Die F124 führt neben den Luftabwehr Flugkörpern auch Seeziel-Flugkörper des Typs (Harpoon) und das etwas ältere Luftabwehrsystem Standard-Missile mit sich. Außerdem besitzt sie eigene Torpedo-Abschussvorrichtungen. Insgesamt scheint die deutsche Fregatte wesentlich flexibler einsetzbar. Dafür hat der britische Zerstörer vermutlich eine deutlich niedrigere Radarsignatur und möglicherweise modernere Signalverarbeitungssystem (Radar, etc.).
Interessant wäre ein Vergleich der Einsatzreichweite der beiden Schiffstypen. Darüber schweigt sich die Wikipedia aber leider aus.
Daring-Klasse (Type 45)
http://de.wikipedia.org/wiki/Daring-Klasse_%282006%29
Sachsen-Klasse (F124)
http://de.wikipedia.org/wiki/F124
Manchmal ungern, aber heute gern wieder. Mister b hat völlig Recht. Zudem basieren neuere Kenntnisse der IAEA auf Geheimdienstberichte westlicher Nachrichtendienste. Diese Angaben klingen zwar schlüssig und belegen die weiterhin aktive Forschungstätigkeit des Iran, können aber nicht durch die IAEA überprüft werden. Durch den Wechsel an der Spitze sind manche wenn, vielleicht und könnte in sind, muss, uws. in den Berichten an den Sicherheitsrat umgewandelt worden. Dennoch, den rauchenden Colt wird wohl keiner finden, ohne ggf. Quellen zu opfern oder techn. Mittel zu veröffentlichen.
Nun bin ich aber wieder bei sachlicher. Muss ich als der Westen oder die USA, Israel etc. den gerichtsfesten Beweis haben? Reicht es nicht aus, das ich dies glaube und wenn meine Vermutung zutrifft, welche Folgen hätte dies für meine strategischen Interessen in dieser Region?
Uns Deutsche betrifft das ja nicht, wir haben keine strategische Interessen und Öl gibts ja in der Tanke oder auf dem Rapsfeld.
@Roman
200 Leos an den größten Feind des Iran emfinde ich durchaus als Bekenntnis.
@ b | 24. Januar 2012 – 11:44
Ihr Hinweis ist korrekt, als dass die Verifikation nicht schlussendlich erfolgte bzw. als solche rhetorisiert wird. Und das geht ohne Billigung des Beschlusses des Governeursrates -hier: Iran hat A-Waffenprogramm- durch den UNSR auch nicht. Auf dem diplomatischen Parkett muss man da sorgsam mit seiner Wortwahl sein (btw, wollen wir in diesem Kontext bleiben, gleich vorweg: dann hat Israel auch keine A-Waffe, Punkt), insofern Ihr Veto doppelt Berechtigung hat.
„A senior IAEA team will visit Iran from 29 to 31 January 2012.“, vermeldet die IAEA, dann werden wir wieder ein Stück schlauer sein.
Anmerkung:
Den Fehler meinerseits kann ich Ihnen auch erklären: Ich folgte und folge der Einschätzung Olli Heinonens http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-80726221.html und hier http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-81703453.html als fachlich relevante Interpretation der Auffassung der Erstellerin (hier: IAEA) ohne unittelbare Bezugnahme auf die Primärquelle. Das ist, wie bereits festgestellt, nicht korrekt bzw. irrelevant -weil Meinung- gewesen.
Und darum: wie sich also der IAEA-Apendix am letzten UN-Bericht zum Iran als IAEA-Auffassung bzgl. Pro-/Contrameinung der IAEA zur Möglichkeit des Vorhandenseins eines iranischen A-Waffenprogrammes interpretieren lässt, sei hier mit Hinweis auf diplomatische Limitierungen und Sprachregelungen dahin gestellt.
Der Iran hat seinen Handel mit Indien von Dollar auf Gold umgestellt: http://youtu.be/3vD8Y1jLo58 China will folgen und den Dollar als Leitwährung ablösen.
Die EU schießt sich derweil ins Knie. Unsere sowieso schon angeschlagenen PIIGS Staatenbeziehen bis zu 1/3 ihres Öl aus dem Iran (Griechenland, rest weniger), und müssen diese nun irgendwie ersetzten.
Der Iran hingegen wird seit 30 Jahren mit Sanktionen belegt. Glaubt hier wirklich jemand, daß eine neue Runde irgendwen interessiert? Hat in der Vergangenheit nicht funktioniert, und wird jetzt auch nicht funktionieren
Der Iran verkauft nur 20% seines Öls in die EU, und diese 20% nehmen andere sicher gerne ab.
Über soviel blödheit kann man nur den Kopf schütteln.
@Roman Muss ich als der Westen oder die USA, Israel etc. den gerichtsfesten Beweis haben? Reicht es nicht aus, das ich dies glaube und wenn meine Vermutung zutrifft, welche Folgen hätte dies für meine strategischen Interessen in dieser Region?
Wie ich oben zitiert habe glauben sowohl die USA als auch Israel das der Iraan KEIN Atomwaffenprogramm hat.
Es geht offensichtlich gar nicht um das Nuklearprogramm. Es geht um die Unterwerfung Irans unter die „westliche“ Knute. Europa’s Politiker spielen da zum Schaden ihere Bevökerung Hilfstruppe der Amerikaner und Israelis.
Seltsame Geschichte. Wenn ich an den Eiertanz denke, der mittlerweile jahrelang zur Pirateriebekämpfung für nottwendig erachtet wurde!
Einen dezidiertes UN-Mandat hierzu kenne ich eigentlich auch nicht. Und ohne geht der Europäer normalerweise nicht mal auf die Toilette.
Mir kommt gerade auch der Öl-für-Nahrungsmittelskandal in den Sinn.
@Blaubierhund | 24. Januar 2012 – 12:05
Bei den beiden Systemen „Standard Missile“ und „Sea Sparrow“ handelt es sich um Flugkörper- „Familien“, die viele verschiedene Produktgenerationen und Anwendungsfälle umfassen. Standard Missile als einen „älteren“ Flugkörper zu begreifen zeugt von Unkentniss.
(Sehr) Grobe Äquivalenzen sind
Aster-15 – ESSM
Aster-30 – SM-2 Block IIIA bzw. IV
SM-2 Block IV, SM-3 und SM-6 sind Flugkörper die sich in ihrem Einsatz (Bereichsflugabwehr, Abwehr Ballistischer Raketen, Netzwerkbasierte Luftkriegsführung) stark unterscheiden und trotzdem zu weitgehend derselben Technikgeneration gehören aber alle „Standard Missile“ im Produktnamen führen. Ein wesentlicher Nachteil der Aster „Familie“ ist eben gerade ihr „junges Alter“ dass eine Ausdifferenzierung in verschiedene Anwendungsbereiche noch nicht ermöglicht hat und selbst im Kernbereich der Leistung (Flugabwehr) noch nicht voll ausgereift bzw. kampferprobt ist während gerade hier sehr viele Erfahrungen in die Weiterentwicklung der Standard Missile und der Sea Sparrow „Familien“ einflossen.
Wenn man die Schiffstypen Type 45 und F124 als AAW-Systeme vergleicht darf man auch nicht vernachlässigen dass F124 mit RAM über ein weit leistungsfähigeres Nah- und Nächstbereichsverteidigungssystem verfügt.
Generell ist festzustellen dass ein komplexes Waffensystem im Einsatz erst 5-10 Jahre nach Übergabe an die Streitkräfte die volle Kampfkraft erreicht, das hat technologische aber auch personal-organisatorische, organisationskulturelle und, in Deutschland besonders, haushaltliche Gründe. Manchmal wird dies auch erst mit dem ersten „großen“ Upgrade (bei Schiffen oft das Mid-Lifetime Upgrade/Refit) erreicht.
Auch offizielle Größenangaben von Kriegschiffen sind mit großer Vorsicht zu genießen…
@Ben | 24. Januar 2012 – 10:08
Ein Hochtechnologiekrieg mit zwei Feldheeren wird eine Auseinandersetzung mit dem Iran mE. kaum werden, außer vielleicht in den ersten Tagen. Wie der Iran Krieg führt, hat man nicht zuletzt im Iran-Irak Krieg gesehen.
Ich erinnere mich aus Pressemeldungen zB. an die iranische Technik des Minensuchens. – Man treibt eine Horde (eigener) Kinder über das Minenfeld, die einen Plastikschlüssel (nämlich zum Himmel) um den Hals tragen.
Auf dem Wasser ist das zwar so nicht möglich, aber einen Abnützungskrieg kann der Iran auch mit einfachen Mitteln in der Hormusstraße lange führen. Menschliche Verluste werden ihm dabei völlig egal sein.
@Rado – Man treibt eine Horde (eigener) Kinder über das Minenfeld, die einen Plastikschlüssel (nämlich zum Himmel) um den Hals tragen.
Dieser Propaganda-Blödsinn ist wohl nicht tot zukriegen.
Alle Soldaten der iranischen Armee, auch die jugendlichen Freiwilligen, erhielten bei der Einkleidung eine Hundemarke aus Metall oder Plastik sowie das religiöse (Taschen-)Buch „Mafatih al Janan“ übersetzt „Der Schlüssel zum Paradies“.
Das Buch ist eine Art Katchismus der 12er Schia und findet sich in praktische jeder iranischen Familie.
Ein Journalist hat daraus „Kinder mit Plastikschlüsseln zum Paradies“ gemacht“ die angeblich Minenfelder räumen sollten und seitdem ist die Legende in Umlauf.
Beachten sie auch das zu der Zeit des Irak-Irankrieges der „Westen“ auf der Seite des Irak stand und Berichte „westlicher“ Journalisten zu dem Krieg entsprechende Propaganda enthielten.
@b
„…jugendlichen Freiwilligen“; „die Legende in Umlauf“
Schlussfolgere ich aus Ihren Aussagen richtig, dass der Iran nie Kindersoldaten eingesetzt hat und das es nie Selbstaufopferung gegeben hat?
Die drei 124er Fregatten sollen nach einem Bericht der „Kieler Nachrichten“ von heute (nicht online) mit SM 3 (drei) nachgerüstet werden.
@hannes – Schlussfolgere ich aus Ihren Aussagen richtig, dass der Iran nie Kindersoldaten eingesetzt hat und das es nie Selbstaufopferung gegeben hat?
Iran hat jugendliche Freiwillige eingesetzt (das Mindestalter war nach meinen Informationen 13 Jahre). Das hat es in vielen anderen Kriegen in anderen Ländern auch gegeben (siehe HJ 1945). Nach acht Jahren nationalem Verteidigungskrieg mit hohen Verlusten gegen eine materiell überlegenen Feind ist das vielleicht auch verständlich.
Selbstaufopferung gibt es in jedem Krieg. Wir nennen Menschen die das auf unserer Seite vollbringen postmortem „Helden“.
Das im Irak-Iran-Krieg „Kinder zur Minenräumung über Minenfelder gejagt wurden“ ist nicht belegt. Aber der Krieg dort war über weite Teile ein Grabenkampf vergleichbar mit denen im ersten Weltkrieg. Es wurden in beiden Fällen tatsächlich Infantrieangriffe auf feindliche Stellungen über unbedecktes, manchmal auch vermintes Gelände geführt. Das dabei immense Verluste in Kauf zu nehmen sind war in beiden Kriegen offensichtlich und ist historisch nichts besonderes.
Zu den iranischen Kinder-„Soldaten“, die als zum Minenräumen in den Tod gehetzt wurden vgl.:
http://de.wikipedia.org/wiki/Basitschi-e_Mostasafan
(Der Wikipedia-Artikel zitiert hier Bahman Nirumand).
Die Plastikschlüssel, die man den zum Tode geweihten Kindern umhängte, wurden zuvor aus Taiwan importiert.
B schafft es leider bei diesem Thema nicht, seine kritische Position, die er sonst gegenüber „dem Westen“ einnimmt, auch auf die iranische Politik zu übertragen. Er hat in einem anderen Kommentar das Land beispielsweise als „Demokratie“ bezeichnet.
Das die Taktik der „menschlichen Wellen“ (minderjährige Minenräumer) aber schon 1982 und damit im 2. Kriegsjahr eingesetzt wurde, übersieht er dabei natürlich. Kein Krieg rechtfertigt solche Massaker an den eigenen Kindern. Was im zweiten Weltkrieg schon ein Verbrechen war, ist es in den 1980ern ebenfalls.