Säbelrasseln/Iran (2)
Nach der iranischen Drohung, bei weiteren Sanktionen gegen das Land die Straße von Hormus zu sperren, und den dazu passenden Seemanövern fuhr ein US-Flugzeugträger durchs Manövergebiet. Das kann man als Säbelrasseln gegen Säbelrasseln bewerten, man kann es als Zeichen der Entschlossenheit des Westens bewerten. Bislang (und hoffentlich weiter) sind das Teile eines InfoWars, der hoffentlich nie zu einem heißen Krieg wird.
Wie gemalt passt dazu die Meldung der australischen Marine, eine ihrer Fregatten habe am Heiligabend einem Schiff in Seenot geholfen – einem iranischen Frachter. (Der Name des Schiffs wird ebenso wenig genannt wie die exakte Position; 400 Seemeilen östlich der Küste Jemens ist hinreichend vage.)
Zur Dokumentation hier die vom iranischen Fernsehen verbreiteten Aufnahmen, die den Flugzeugträger John C. Stennis zeigen – einmal in der Version von Associated Press, einmal in der Version des russischen Auslandssenders Russia Today:
Seit wann lässt der westliche Teufel (sic!) „feindliche“ Flugzeuge so nahe an seine Träger??? Oder ist das aufgrund der engen Örtlichkeiten so hinzunehmen?
Was mich viel mehr wundert: Fährt der Träger da mutterseelenallein rum?
Fast. Ein Lenkwaffenkreuzer begleitete ihn. Und vermutlich ein bis zwei UBoote. Und ja, der Träger muss die anderen so dicht heranlassen. Ist schließkich ne Wasserstrasse.
Das Boot war in Dubai, um in der Gegend ein bißchen Public Display zu machen und war jetzt auf dem Rückweg.
Daher keine Begleitung und kein gar nichts.
Die kürzliche „Irankriese“, wenn man so will, ist da eher zufällig in den Terminkalender geplatzt.
Kein Grund die Sau durchs Dorf zu treiben …
Um mal den italienischen Kollegen und Luftwaffenspezialisten David Cenciotti zu zitieren: My first comment to the news was that if the situation was really serious, that would be the last thing that the Iranian spyplane will ever detect for various reasons.
@Golo
Ich denke, die Stennis sollte gesehen und fotografiert werden. Daher keine Intervention oder Gegenmaßnahmen.
Die Begleitung ist sicher da, allerdings einige Seemeilen weit entfernt. In der Regel ist das auch mehr als ein Kreuzer. Ich meine mindestens zwei Kreuzer, eine Fregatte zur U-Abwehr, ein U-Boot und ein AEGIS-Zerstörer für den Luftraum. Und nur weil sie nicht neben dem Träger fahren, heisst das nicht, dass sie nicht da sind. die werden hinterm Horizont fahren.
Sehr richtig, was David Cenciotti dazu schreibt. Im Übrigen ist die STENNIS auf der Rückverlegung aus dem nördlichen Persischen Golf (Abschluss der Operationen im Irak) und durchfährt die Straße von Hormuz nunmal auf dem Weg ins Arabische Meer. Wenn ein Staat eine Wasserstraße samt und sonders zum Manövergebiet erklärt, ist’s eben nicht auszuschließen, dass sich dort Handels- und Kriegsschiffe anderer Nationen befinden (zumal die Stationierung der V. Flotte ja bekannt sein sollte). Diese Differenzierungen fehlen mir in vielen Medien – da wird das Bild erzeugt, dass die USA jetzt einen Träger in den Golf verlegen, um die Iraner zu provozieren.
Dass die Machtprojektion den USN nicht ungelegen kommt, steht auf einem anderen Blatt.
USS John C. Stennis (CVN-74), CARSTRKGRU-3 flagship
U.S. Navy carrier strike groups typically consist of an aircraft carrier (flagship), an embarked carrier air wing, at least one Ticonderoga-class guided-missile cruiser, and a destroyer squadron. As of 2011, Carrier Strike Group Three is composed of the following unit.
• USS John C. Stennis (CVN-74), flagship (pictured)
• Carrier Air Wing Nine (CVW-9)
• USS Antietam (CG-54)
• Destroyer Squadron Twenty-one (DESRON-21)
o USS Wayne E. Meyer (DDG-108)
o USS Dewey (DDG-105)
o USS Kidd (DDG-100)
o USS Milius (DDG-69)
o USS Jarrett (FFG-33)
Warum kann ein iranisches Flugzeug so nah an einem US-amerikanischen Flugzeugträger vorbeifliegen? Dazu ein kleiner Ausflug aus der Kategorie „Herr Lehrer, Herr Lehrer, ich weiss was!“:
Aufklärung gibt die Seerechtskonvention der Vereinten Nationen (UNCLOS). Bei der Strasse von Hormus handelt es sich m.E. um eine „straits used for international navigation“. Die Rechtsnorm findet man im Teil III ab Art. 34. Rechte und Pflichten beim durchfahren solcher Wasserstrassen ergeben sich aus den Art. 38ff. Regelungen für Schiffe finden im Übrigen auch Anwendung auf Flugzeuge und den darüberliegenden Luftraum. Nach dem Studium der entsprechenden Passagen stellt man somit fest, dass sowohl die Amerikaner als auch die Iraner gleichermaßen berechtigt sind, den Schifffahrtsweg und den darüberliegenden Luftraum auch in räumlicher Nähe friedlich zu nutzen.
Ein interessanter Seitenaspekt: Sowohl die Amis als auch die Iraner habe UNCLOS zwar unterschrieben, aber nicht ratifiziert.
Als Ergebnis alles ziemlich unspektakulär, außer man macht eine InfoOps draus. Dabei ist es egal, ob das iranische Flugzeug nun eine zivile Maschine war, oder eine militärische. Wenn es sich an die Normen von UNCLOS hält, darf sie sich in der Nähe des Trägers aufhalten. Das es sich auf jedenfall nicht um ein „Spyplane“ gehandelt haben kann, dürfte aufgrund der Qualität der Bilder klarwerden. Da hat jemand seine Kamera aus dem Seitenfenster rausgehalten.
— Echo
http://www.tagesschau.de/ausland/usasaudiarabien102.html
@MD
Hm. Nur einen Link posten…. na ja.
(Klar sieht jeder nach dem Klick auf den Link, worum es geht. Aber so ein Satz zur Einordnung oder Erklärung, das wäre doch was.)
Die Situation weist ein gehöriges Gefahrenpotential auf, man denke an den Abschuss eines iranischen Passagierflugzeuges im Jahr 1988 durch die USS Vincennes und den Angriff eines iranischen Kampfflugzeuges auf die USS Stark ein Jahr zuvor.
http://de.wikipedia.org/wiki/Iran-Air-Flug_655
Korrektur: Die USS Stark wurde durch einen *irakischen* Kampfjet angegriffen.
Obwohl ich keine Nachweise liefern kann. Es gab wohl mal die Übung ca 1997 bei der nen Deutsches diesel U-Boot 206 nen kompletten Trägerverband unterkreuzt hat und dann in direkter nähe der USS Enterprice in sichtweite, und in schussweite aufgetaucht ist. Der Iran baut leichte Küsten U-boote. Man sollte villeicht nicht unterschätzen.
@Dante
Das war U-33(?), allerdings im Jahr 2007:
http://www.abendblatt.de/politik/ausland/article483581/Das-Zielfoto-das-einen-US-Admiral-wuetend-machte.html
@chickenhawk
Vielleicht sollte man einfach mal davon ausgehen, dass im Falle eines Kriegs mit dem Iran die US-Trägerverbände mit Luftbetankungsunterstützung aus dem Indischen Ozean heraus operieren werden, und sich nicht gerade in eher „engen“ Gewässern aufhalten werden.