RC N Watch: Anschlag auf Aschura-Fest auch in Masar
Am Tag des schiitischen Aschura-Fests in Afghanistan hat es am (heutigen) Dienstag nicht nur in der Hauptstadt Kabul einen verheerenden Selbstmordanschlag gegeben, sondern offensichtlich auch in Masar-i-Scharif im Norden des Landes. Details sind noch unklar, es soll dort aber mindestens vier Tote gegeben haben. In Kabul ist derzeit – noch nicht bestätigt – von 30 Toten die Rede.
Nach wie vor ist allerdings unklar, wer für die beiden Anschläge, die sich gegen Schiiten richteten, verantwortlich ist – die Taliban haben die Attentate ebenso verurteilt wie die UN, ISAF und die westlichen Staaten. Damit bleibt vorerst auch offen, ob Afghanistan eine gewaltsame Auseinandersetzung religöser Richtungen droht wie dem Irak. Eine erste Einschätzung des Afghan Analysts Network zeigt auch nur vorerst Ratlosigkeit – ohne Urheber sind die heutigen Anschläge nicht einzuordnen.
Von den Folgen des Anschlags in Kabul gibt es Fotos. Bewegende. Und noch mehr Bilder des Times-Kollegen Jerome Starkey.
Den Moment der Explosion in Kabul hat CNN auf Video festgehalten.
Und ein Video von TOLO TV unmittelbar danach:
tja, offenbar hat man in Kabul versäumt, sich auch über spezielle Sicherheitsaspekte/-risiken der Schiiten in Afghanistan insbesondere während Ashura Gedanken zu machen. Wer erhebt noch mal den Anspruch die globale schiitische Interessenswahrnehmungsinstanz zu sein??
Welcome to the real world of real dirty power politics
Interessant sind erste Hinweise auf die pakistanische Lashkar-e-Jhangvi als Verantwortliche des Anschlags. Hat vielleicht der pakistanische Geheimdienst statt Haqqani jetzt diese Gruppe als Unterauftragnehmen?
@ Fred Feuerstein
Dies könnte die pakistanische Antwort auf die Nichtteilnahme an der Bonner Sicherheitskonferenz sein. Auf jeden Fall ein augenscheinlicher Beweis für die Aussage, die 85 Nationen können in Bonn beschließen was sie wollen, wenn Pakistan nicht mit im Boot ist, sind alle Beschlüsse wertlos.
@Fred Feierstein – Lashkar-e-Jhangvi ist seit 2003 oder so nicht mehr in Erscheinung getreten. Stephen Tankel, ein Experte in der pakistanischen Lashkar Scene, wurde heute bei einem Vortrag bei der New America Foundation danach gefragt. Er sagt das es den Verein praktisch nicht mehr gibt und der demzufolge wohl nicht verantwortlich ist.
Interessant ist das die einzige Quelle für diesen „Hinweis“ auf LeJ ein Anruf bei Radio Mashaal war. Das ist eine Radiostation in Pashtusprache die von Radio Free Europe/Radio Liberty betrieben wird. Bekanntlich ist das RFE/RFL eine Institution die von den USA finanziert und zu ihren politischen Zwecken eingesetzt wird.
Mich erinnern die Anschläge heute an den Anschlag 2006 auf die al-Ashkari Moschee in Samara, Irak. Dieser Anschlag, ausgeführt von Leuten in Special Force Uniformen, war der Auslöser des sektierischen Bürgerkrieges in Irak welcher dann zu einer Verlängerung der Besatzung durch die USA führte.
Alex Strick van Linschoten sieht ebenfalls Parallelen zum Irakkrieg. Eine gezielte Radikalisierung der gegnerischen Konfliktpartei um dieser die Unterstützung in der Bevölkerung zu nehmen.
Entropy and insurgent radicalisation: an ISAF goal?