Piraten vor Somalia: Es geht weiter rund
Zur Piratensituation vor Somalia nur drei Meldungen vom Wochenende – es geht weiter rund:
– ein britisches Ehepaar, das ein Jahr lang in der Gewalt der Piraten war, ist frei gelassen worden. Insgesamt sollen für sie 720.000 US-Dollar Lösegeld gezahlt worden sein.
– beim Angriff von Piraten auf ein kenianisches Kriegsschiff (nicht zum ersten Mal haben Seeräuber ein Kriegschiff mit einem Frachter verwechselt und zu kapern versucht) erschoss die kenianische Marine drei Piraten.
– die spanische Marine hat ein Walfangschiff versenkt, das den Piraten offensichtlich als Mutterschiff diente.
(und was vergangene Woche irgendwie übersehen worden ist: Jetzt ist erneut eine französische AWACS-Maschine im Einsatz am Horn von Afrika.)
Ein Nachtrag zu dem oben angesprochen Walfangschiff – im Sprachgebrauch der Seestreitkräfte ist zwar von einem Whaler die Rede, aber offensichtlich ist es etwas kleineres, wie diese NATO-Meldung zeigt:
Yesterday while patrolling the West Indian Ocean between the Somali Coast and the Seychelles, the bridge crew on the UK ship, RFA FORT VICTORIA part of NATO’s counter piracy mission Operation Ocean Shield received a call from a Seychelles fishing vessel that had sighted a possible pirate vessel. The fishing vessel had spotted a suspicious vessel with an unusually large crew and a skiff onboard. FORT VICTORIA intercepted the suspicious vessel and identified it as being a whaler often used by pirates in the Indian Ocean. Therefore it was decided to board the whaler and investigate further.
Royal Marines from Fleet Contingency Troop (FCT), Fleet Protection Group Royal Marines (FPGRM) about to board a Somalian Pirate Vessel. The Pirates were later taken onboard RFA Fort Victoria for repatriation and the vessel was destroyed. (Foto: NATO/LA(Phot) AJ MacLeod ©Crown Coypright)
Ein Walfangschiff? Wo soll das denn hergekommen sein?
Die wenigen, die es außerhalb von Japan noch gibt, dürften inzwischen so umgebaut sein daß sie kaum noch als solche zu erkennen sind und eher aussehen wie jeder gewöhnliche große Trawler. Also die Fangboote meine ich, die Walfangmutterschiffe sind alle etwa so groß wie ein mittelgroßer Tanker.
Vielleicht hat sich da in der Übersetzung bei den Spaniern ein Fehler eingeschlichen und sie meinten ein „Boston Whaleboat“, eine beliebte Art von größerem Motorboot?
Würde auch besser zu 4 Mann an Bord passen, den ein Walfangboot (die alle aus den 60ern oder früher sein müssen) kann man mit 4 Mann nicht vom Fleck kriegen.
@JCR Kann gut ein Übersetzungsfehler sein… Muss ich mal versuchen, in spanischsprachigen Quellen zu klären.
Sehe jetzt, dass Whaler offensichtlich der Sprachgebrauch der Marinen ist für ein relativ kleines Boot. Füge oben mal ein Bild ein.
http://en.wikipedia.org/wiki/Whaleboat
Es handelt sich im Prinzip um ein Boot, daß seiner Form und Größe nach an die geruderten Walfangboote, bekannt aus „Moby Dick“ erinnert.
Hallo Herr Wiegold,
ich beobachte Ihren Blog nun schon seit einigen Wochen. Danke für die hohe Aktualität ihres Blogs. Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam machen, dass es in nicht allzu ferner Zeit bei der deutschen Marine zu einer ungewöhnlichen Kooperation mit der estnischen Marine kommt.
Estland wird ein 10-köpfiges Vessel Protection Detachment auf die Fregatte Hamburg entsenden, welche dort neben dem normalen Borddienst als Maritime Protection Element auch an Bord von Handelsschiffen den Schutz gegen Piraterie im Rahmen der Operation Atalanta übernehmen wird. Könnten sie eventuell darüber weitere Fakten herausfinden ?
MfG
estnische Quelle: http://www.mil.ee/index.php?id=3196
@MK
Huch, kann hier jemand Estnisch?
(Ich schau‘ mal, was sich darüber herausfinden lässt.)
Ich kann zwar nicht Estnisch, dafür googeln:
http://www.mod.gov.ee/en/estonia-intends-to-contribute-to-eus-anti-piracy-operation
Die Meldung ist vom April diesen Jahres. Enthält aber nicht mehr Informationen als die von MK genannten. UU handelt es sich um die Übersetzung der von MK verlinkten Meldung, allerdings unterscheiden sich die Bilder.
@T.Wiegold
Eventuell wird eine Anfrage bei der Bundeswehr Früchte tragen. Danke für Ihr Engagement.
@Stephan
Es handelt sich dabei nicht um die Übersetzung. Die von mir verlinkte Meldung ist eine Pressemitteilung vom 12. November 2010. Das Bild zeigt Generalleutnant Ants Laaneots und Männer des VPD, welches auf die FGS Hamburg beordert wird.
Hier die offizielle Bildergalerie: http://www.mil.ee/~fotek/gallery/view_album.php?set_albumName=album958
Das letzte Bild zeigt Oberleutnant Rait Luks, welcher als Marinesicherungsoffizier das VPD führen wird.
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Freie Übersetzung:
Generalleutnant Ants Laaneots, militärischer Befehlshaber der estnischen Streitkräfte, entsandte heute in einem Festakt auf einem Schiff in der Marinebasis ein estnisches Team auf eine Anti-Piraterie-Mission, um an der EU-geführten Operation Atalanta und der NATO-geführten Operation Active Endeavour teilzunehmen.
„Sie sind das erste estnische Aufgebot,, die an zwei Militäroperationen zur gleichen Zeit teilnehmen wird. Ihre Aufgaben im Missionsgebiet von Operation Atalanta und die Zusammenarbeit mit den Verbündeten werden die ersten Erfahrungen des Militärs widerspiegeln.“ sagte Generalleutnant Ants Laaneots. „Vertrauen Sie Ihrem Kommandanten und befolgen Sie die Regeln des Kampfes.“
Das 10-köpfige Team wird im Golf von Aden vor der somalischen Küste Schiffe – vor allem diejenigen mit Hilfsgütern – vor Piraten schützen. Die Einheit wird dabei eng mit der deutschen Marine zusammenarbeiten und auf der Fregatte Hamburg stationiert sein.
Igor Schvede, Befehlshaber der Marine, betonte, dass der Schutz der Besatzung eines Schiffes in Form einer internationalen Zusammenarbeit eine neue Dimension für die estnische Marine bedeutet, die sich bisher auf Minenabwehr konzentrierte. „Die deutsche Marine ist einer unserer längerfristigen Partner, mit denen wir bereits bei der Minenabwehr zusammengearbeitet haben. Der gemeinsame Auslandseinsatz ist ein Zeichen, dass die alten Empfänger der Hilfe nun ein vollwertiger Partner und Anbieter von Sicherheitssoftware [Anmerkung: siehe NATO Cybernetic Defence Centre] sind.
Vor der Beorderung des Teams nahm es an einem Lehrgang teil, in dem spezielle Taktiken von kleinen Einheiten und der Militärpolizei, das Abseilen aus Hubschraubern sowie erweiterte Nahkampf- und Waffenausbildung gelehrt wurden. Fast die Hälfte der Teammitglieder waren bereits in einem Auslandseinsatz. Kommandant der Truppe ist Oberleutnant Rait Luks.
Die Einheit wurde durch einen Vertreter des Verteidigungsministerium, Riho Terras, auf das Schiff beordert und vom Kaplan Oberleutnant Tõnis Kark gesegnet. Das Team wird voraussichtlich im April wieder nach Estland zurückkehren.
Estland hat bereits mit Kontingenten an der EU-geführten Operation Althea in Bosnien-Herzegowina teilgenommen. Die derzeit größte Operation für Estland ist die NATO-Operation ISAF in Afghanistan, bei der derzeit 150 estnische Soldaten dienen.
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Subjektives Fazit: An den Streitkräften Estlands sollte sich die Bundeswehr im Bereich „Zusammensetzung der Auslandskontingente“ ein Beispiel nehmen. Während der Wahlperiode in Afghanistan waren 500 der etwa 3800 aktiven Soldaten im Auslandseinsatz. Das entspricht 13 % der Streitkräfte! Wie lautet die Zauberformel? Mehr Indianer, weniger Häuptlinge, weniger Bürokratie.
MfG