Einmal noch nach Bombay…. (Korrektur)
(Korrektur: Ich muss einen peinlichen Fehler zugeben – ich habe schlicht die Koordinaten zweier Piratenangriffe verwechselt. Der am weitesten östliche Angriff war der auf die Medi Chennai, nicht ganz so weit östlich wurde das deutsche Schiff Bremen angegriffen. Bitte um Nachsicht…)
Inzwischen muss man beim Thema Piraten vor Somalia fast an diese alte Liedzeile denken, denn von Piraten vor Somalia kann schon fast nicht mehr die Rede sein: Am frühen Donnerstagmorgen griffen Seeräuber den Frachter MV Medi Chennai an – 185 nautische Meilen westlich der Malediven, gut 1.000 Seemeilen vom afrikanischen Festland entfernt. Sie hatten zwar keinen Erfolg und brachen den Angriff ab, aber dennoch: So weit östlich wurde bislang kein Piratenangriff registriert. Oder anders herum: So nah an den Malediven und am indischen Subkontinent gab es noch keinen Kaperversuch.
Ein wenig weiter westlich – und so nah, dass die Vermutung naheliegt, dass es sich um die gleiche Piratengruppe handelt – wurde das deutsche Motorschiff Bremen angegriffen und vermutlich erfolgreich gekapert. Die Besatzung zog sich in den Schutztraum zurück und wartete nach den zunächst vorliegenden Meldungen auf das Eintreffen eines der internationalen Kriegsschiffe. Weil die Attacke weit außerhalb der von den Marinen überwachten Region stattfand, kann so etwas eine Weile dauern.
Das belegt eindrucksvoll die gestrige Klage des Befehlshabers der EU-Anti-Piraten-Mission Atalanta: Es werden vielleicht nicht mehr Angriffe. Aber das Gebiet, in dem die Piraten aktiv sind, wird immer größer.
Der Ort des Angriffs auf die Medi Chennai bei 0 Grad 26 Minuten Süd, 70 Grad Ost (Größere Karte: OpenStreetMap)
Zum Vergleich: Der Ort des Angriffs auf die Bremen bei 05 Grad 38 Minuten Nord, 68 Grad 27 Minuten Ost. (Größere Karte: OpenStreetMap)
Kenia hat übrigens bereits vor einer Woche weitgehend unbeachtet angekündigt, für die Zufahrt zum Hafen Mombasa einen geschützten Korridor einzurichten – um einen piratenfreien Zugang zu gewährleisten…
Christian Ströbele, dekorierter Kanonier der Reserve und grundsätzlicher Kritiker von Auslandseinsätzen der Bundeswehr, stimmte zwar auch gestern im Bundestag gegen den weiteren Einsatz deutscher Marine vor Somalia. Doch anlässlich dieser Abstimmung trug er als Zeichen der Verbundenheit mit den dort eingesetzten deutschen Soldaten die Kappe mit dem Wappen der Marine-Fregatte 220 „Hamburg“, welche letzten Mittwoch vor Dschibuti die Fregatte „Köln“ ablöste. Allein im Plenarsaal selbst, wo die Bekleidungsregelung „barhäuptig“ gilt, lag die Kappe vor ihm auf dem Tisch und erregte die Neugier der FraktionskollegInnen.
Christian Ströbele wünscht allen außerhalb Deutschlands eingesetzten Bundeswehr-Soldaten, so schnell wie irgend möglich unversehrt zu ihren Familien nach Hause kommen zu können.
Konkret der Besatzung der „Hamburg“ vor Somalia, auch soweit nicht aus der Hansestadt stammend, wünscht er augenzwinkernd:
lieber St. Pauli als Somalia,
lieber Große Freiheit als großen Frust,
und allzeit jolly statt ‚jolly roger‘ !
(„Fröhlicher Rüdiger“ bezeichnet bekanntlich weltweit die Piratenflagge.)
FOTO Ströbele mit Fregatten-Kappe:
http://www2.stroebele-online.de/upload/pic_4261291.jpg
Förmliche Erklärung Ströbele zu seinem NEIN zu ATALANTA:
http://www.stroebele-online.de/show/4261291.html
http://www.bundestag.de/dokumente/protokolle/plenarprotokolle/17078.pdf#p8712
kurzgefaßt:
1. Das nun nochmals ausgeweitete Einsatzgebiet der Bundeswehr ist nicht ausreichend festgelegt.
2. Die Bundesregierung kümmert sich nicht um die Ursachen der Piraterie vor der Küste Somalias.
3. Zum Schutz der Versorgungsschiffe des Welternährungsprogramms (WEP) ist der Einsatz einer ganzen Armada von Kriegsschiffen und von bis zu 1400 Soldaten der Bundeswehr nicht notwendig.
4. Die Operation ATALANTA soll wichtige Handelswege sichern. Dies ist gemäß Grundgesetz nicht Aufgabe der Bundeswehr.
5. Der Einsatz von über 50 Kriegsschiffen mit vielen Soldaten in diversen unkoordinierten Missionen ist kontraproduktiv.
Stattdessen fordert Christian Ströbele, die Ursachen der Piraterie zu bekämpfen sowie Somalia endlich zu Stabilität und Frieden zu verhelfen, indem dortige lokale Autoritäten stärker eingebunden und unterstützt werden u.a. mit Angeboten von Entwicklungszusammenarbeit.