Wenn der SaZ eher nach Hause geht…
Wie groß die Verunsicherung über neue Struktur, neue Truppenstärke, im Grunde genommen über die Zukunft des Arbeitsplatzes in der Bundeswehr und unter den Zivilbeschäftigten der Streitkräfte ist, habe ich heute einem Rundschreiben des Hauptpersonalrates beim Bundesministerium der Verteidigung entnommen. Das ist schon ein paar Tage alt, aber daraus wird klar: Im Hinblick auf die wichtigen Grundsatzentscheidungen tappt das Personal (und damit meine ich jetzt sowohl die mit als auch die ohne Uniform) ähnlich im Dunkeln wie die Öffentlichkeit. Aus der Truppenstärke folgen alle anderen Fragen und Festlegungen, heißt es denn auch in dem Papier.
Auch wenn so vieles noch offen ist, eines scheint klar: Da werden Stellen abgebaut, oder, mit den Worten des Hauptpersonalrats: Sicher ist, dass es bundesweit in allen Statusgruppen Personal geben wird, das in Überhang gerät.
Sicher ist wohl auch, dass alle gesetzlichen Möglichkeiten genutzt werden, die Zahl der Soldaten zu verringern – und zwar alle jetzt schon bestehenden gesetzlichen Möglichkeiten. Dazu gehört neben der relativ einfachen Lösung, keine Wehrpflichtigen mehr einzuberufen, vor allem
– die Verkürzung der Dienstzeit von Zeitsoldaten und Neufestsetzung einer kürzeren Dienstzeit. Ich habe gelernt, dass das jetzt schon geht – und zum Beispiel einem SaZ12 die Dienstzeit auf zehn Jahre verkürzt werden kann. Gegen die Zahlung einer, wie ich zivil sagen würde, Abfindung. Allerdings dann etwa so in Höhe eines halben Jahresgehalts.
– Berufssoldaten, die nun doch nicht Berufssoldat werden. Auch das habe ich gelernt: Nach etwa zehn Jahren Dienstzeit kann ein Zeitsoldat die Zusage bekommen, dass er Berufssoldat wird. Endgültig wird diese Zusage erst nach knapp 20 Jahren Dienstzeit – und solche (schon geplanten) Zusagen werden dann eben nicht mehr gegeben.
– die so genannte Portabilität von Versorgungsbezügen (wieder zivil ausgedrückt: Mitnahme erworbener Anwartschaften aus einer betrieblichen Altersvorsorge bei einem Arbeitgeberwechsel). Das fordert übrigens auch die SPD für die Bundeswehr – damit würde der Wechsel eines Soldaten in die Wirtschaft erleichtert.
Der Abbau von Stellen der Zivilbeschäftigten wird voraussichtlich auf 10.000 bis 15.000 Dienstposten hinauslaufen – und davon sollen auch 2.000 zivile Haushaltsstellen in militärischen Dienststellen betroffen sein. (Was das im Detail bedeutet, müsste mir vielleicht noch mal ein Kundiger näher erläutern.)
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sicherte den Personalräten zu, es sei ein sozialverträglicher Personalabbau geplant – nicht aber eine Beschäftigungsgesellschaft.
Unterm Strich: Nichts Genaues weiß man nicht. Aber es scheint, als werde ein goldener Handschlag, also ein Personalanpassungsgesetz mit gesonderten Abfindungen, bislang nicht in Erwägung gezogen. Aber schließlich ist ja auch lange noch nicht klar, wie groß die deutschen Streitkräfte in Zukunft sein werden.
Ein Beispiel für zivile Haushaltsstellen in mil Dienststellen wäre der MAD…
Den Teil mit der Verkürzung der Dienstzeit von SaZ kann ich bestätigen. Auch wenn das so schon seit längerem möglich war (jeweils abhängig von der aktuellen Personalsituation) hat es schon eine ganz andere Qualität, wenn man das Angebot (!) bekommt, seine mitunter mehrjährige Vordienstzeit nicht mehr nachdienen zu müssen und so die Streitkräfte früher als gedacht verlassen kann. Auf diese Weise kann ein nicht unwesentlicher Teil des Personalüberhanges abgebaut werden, ehe die nächste Stufe der Personalreduzierung, wie eben beispielsweise ein Personalanpassungsgesetz, in Betracht gezogen wird.
Kleine Korrektur zum Thema Berufssoldat:
Die Umwandlung eines Dienstverhältnisses vom Berufssoldaten zum Soldaten auf Zeit ist nur auf Antrag des Soldaten möglich (s. Paragraph 6(1) Soldatenlaufbahnverordnung)!
Weiterhin ist diese Umwandlung ausgeschlossen, wenn eine Dienstzeit von 20 Jahren überschritten ist (Paragraph 45a ff, Soldatengestz)!
Also auf Deutsch: Wer Berufssoldat ist bleibt Berufssoldat, es sei denn er will es nicht mehr!
Oder die Gesetzeslage wird geändert!
Die Geschichte holt alle Soldaten ein.
Damals zu Zeiten der BW-Ost (NVA) sagte ein Personal-Stabsoffizier sehr treffend:
1. gehen alle jungen Berufssoldaten, weil wir zuviel sind (internationale Vereinbarung über Truppenreduzierung),
2. gehen die älteren Berufssoldaten, weil sie zu alt sind,
3. gehen alle, die „stasibelastet“ sind, und dann sind wir Euch alle los.
Wir sind ja jetzt ein Volk, warum sollten wir unsere eigenen Leute reduzieren, wenn es auch so geht?
Und genau so lief es, man beachte die Reihenfolge (die „stasibelasteten Soldaten“ zuletzt).
Der Dienstherr hat sich leider nicht geändert, macht euch keine Illusionen. Ihr seit bereits zu wenig, um wahlrelevant zu sein.
Die Aussage des Majors kann ich nachvollziehen und diese spricht auch meiner Auffassung nach für das Stimmungsbild der Truppe. Auch ich war schon einige Male in Afghanistan. Nichts verbessert sich tatsächlich. Und die Einsatzvorbereitung ist immer noch unzulänglich. Wo sind die versprochenen Verbesserungen in Sachen Material oder Ausrüstung? Nichts ist da! Der Generalinspekteur schreibt, er wäre BEMÜHT einzelen Dinge zu verbessern. Auch dieser General ist ein Mann ohne Mittel. Was will er seinen Soldaten sagen? Die Konzepte leigen vor, aber wir haben keine Kohle vom Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages? Nun gut, dann mit Steinschleudern. Meines Erachtens sind bereits genug Soldaten, Polizisten etc. gefallen oder Verwundet worden. Noch jetzt liegen Schwerstverwundete in Krankenhäusern! Wer nicht die entsprechenden Mittel bereitstellen will, der muss die Bundeswehr abziehen!
T.M.
Sorry – sollte in die Thematik „Vertrauen der Truppe im Sturzflug“
> Ihr seit bereits zu wenig, um wahlrelevant zu sein.
Das ist mal wieder Selbstmitleid allererster Güte. Schaun mer mal: 200.000 Soldaten, 100.000 zivile Angestellte. Dazu dann noch all die Leute, die als Wehrdienstleistende, Reservist oder ehemaliger Soldat auf Zeit mit der Bundeswehr zu tun hatten.
Nur mal so ein paar Zahlen zum Vergleich:
Grüne: 50.000
Partei Die Linke: 75.000
Polizisten: 250.000
praktizierend Ärzte: 320.000
CDU / SPD: 510.000
Lehrer: 800.000
Aber wenn man den Kontakt zur Gesellschaft nicht pflegt darf man sich nicht wundern wenn man eine Randerscheinung bleibt.
Es wäre schön, wenn der Hauptpersonalrat endlich seine Hausaufgaben machen würde. Aber was will man machen, wenn dieser Laden von VER:DI und dem VBB geführt wird. Ncihts. Da kommt nur warme Luft. Dieser Hauptpersonalrat gehört aufgelöst, denn produktive Mitarbeit ist derzeit Fehlanzeige!
Die Stimmung der Truppe dürfte vor allem darunter leiden, wenn Personalabbau mit Einstellungsstopp erreicht werden soll. Schließlich sind es gerade die jüngeren Jahrgänge, welche die Hauptlast der Einsätze trägt.
Kommt der nicht mehr nach, bleibt es an den mittleren Jahrgängen und Dienstgraden hängen – die ohnehin absehbar im Beförderungsstau stehen. Ein Berufssoldat ab Mitte 40 wird kaum freiwillig die Streitkräfte verlassen, beginnt doch jetzt seine „goldene Zeit“: Pension in Sicht und alle Kniffe kennend, wie man nicht in den Einstaz muss.
Der „goldene Handschlag“ wäre bei der gegenwärtigen FInanzsituation wohl ein Hohn. Ziel sollte es ja sein, Geld einzusparen. Wie man dank des Informationszeitalters schnell selber nachrechnen kann, liegen die Personalausgaben weit über 50%
Einzeplan14
Zum Thema „Mitnahme von Versorgungsansprüchen“: Ein ausscheidender Soldat wird schon jetzt durch den Bund in der gesetzlichen Rentenversicherung nachversichert. Und dies sowohl als Zeit- und Berufssoldat (Bitte um Entlassung). Hierfür sind immerhin im aktuellen Haushalt knapp 500 Mio € eingestellt. Nachversicherung wird also mit Entlassungszeitpunkt fällig, Versorgungsansprüche allerdings erst mit erreichen des Pensions-/Rentenalters.
Der Vorstoß der SPD zur Mitnahme der Versorgungsansprüche bei Ausscheiden kann also auch als ein (erneutes) Verlagern von Staatsausgaben in die (ungewisse) Zukunft gedeutet werden.