„Keine ausreichenden Beweismittel“

Nein, es ist keineswegs das erste Mal, dass Soldaten der verschiedenen Marineeinheiten am Horn von Afrika Piraten laufen lassen (müssen): Die deutsche Fregatte Köln eilte zwar am Sonntag einem angegriffenen Handelsschiff zu Hilfe, das Piratenboot wurde zwar durch Schüsse vom Bordhubschrauber gestoppt – aber die Seeräuber warfen die typischen Handwerkszeuge ihres Gewerbes, in der Regel Kalaschnikows und Leitern, rechtzeitig über Bord: Bei der anschließenden Durchsuchung des Piratenboots konnten keine ausreichenden Beweismittel sichergestellt werden.

Damit stellte sich eine Frage gar nicht, die inzwischen zu noch größeren Problemen als früher führen könnte: Was macht man mit Piraten, bei denen man ausreichende Beweismittel an Bord findet? Noch dazu, wenn sie einen Frachter unter liberianischer Flagge angegriffen haben? Denn die bisherige Lösung, die festgenommenen Seeräuber zur Aburteilung an Kenia zu überstellen, ist seit ein paar Tagen nicht mehr möglich.

Das heißt für einen Kommandanten: Wenn er Piraten stellt und sie auch festnimmt, hat er sie an Bord. Und weiß nicht, wann und wo er sie wieder loswerden kann. In der Vergangenheit haben deshalb Kriegsschiffe aller Nationen schon mal die Piraten wieder in ihrem Boot losgeschickt, nachdem ihnen die Werkzeuge abgenommen worden waren. Aber das hatten die Seeräuber diesmal ja schon selbst erledigt.