Guttenberg als CEO
Wir brauchen viel mehr zu Guttenbergs – in der Politik sowieso und in den Führungsetagen der deutschen Wirtschaft noch viel mehr. Sagt ein Kommunikationsberater in seiner Analyse des Phänomens Karl-Theodor zu Guttenberg.
German Defence Minister Karl-Theodor zu Guttenberg wears protective googles and a helmet on the flight deck on board the nuclear-powered aircraft carrier USS Harry S. Truman at an undisclosed position in the Mediterranean Sea, south of Sicily, June 14, 2010. REUTERS/Fabrizio Bensch via picapp
Mike Dukakis lässt grüßen..
@Simon
Mike Dukakis hat sich mit dem Panzer ablichten lassen, weil ihm der Ruf nacheilte, ein linkes Weichei zu sein. Sein Problem war, dass der Panzer einfach nicht zu ihm passte. Guttenberg hat m.E. dieses Rufproblem nicht, weshalb ihm auch die Photos, die ihn in seinem fachlichen Umfeld zeigen, doch eher nicht schaden dürften.
Nach dem was ich so höre, haben ihm eher seine manchmal peinlich erscheinenden Versuche geschadet, jugendlich locker zu wirken. Dies widerspricht seiner ernsten Aufgabe und auch seinen Versuchen, ernsthafte Konservative anzusprechen. Er wurde sogar schon als Blender bezeichnet. Umgekehrt aber ist er bei der Masse der Soldaten (vor allem im Einsatz) wegen diverser z.T. mutiger Gesten sehr beliebt.
Dukakis? Man muss doch gar nicht soweit durch Raum und Zeit reisen um missglückte Beispiele zu finden. :-)
http://www.abendblatt.de/multimedia/archive/00465/u_boot2_HA_Politik__465980c.jpg
@Benjamin:
Passt doch: Eine Botschaft irgendwo zwischen abtauchen und Untergang….
„Wir brauchen viel mehr zu Guttenbergs – in der Politik sowieso und in den Führungsetagen der deutschen Wirtschaft noch viel mehr.“
Damit alles zur PR-Nummer wird?
Natürlich ist er beliebt. Aber er ist kein ernsthafter Konservativer, oder höchstens ein weichgespülter Schubladenkonservativer, der sich das Prädikat auf die Brust heftet, weil er brav zum Jesus und seinem Daddy betet. Mehr als „wir prüfen“ oder „wir müssen mehr machen“ höre ich auch nie.
Ganz ehrlich… Ich finde gewisse Gesten sehr gut. Kein Problem. Aber mehr als Luft ist da nicht. Er ist kein Fachmann. Weder in Sachen Verteidigung noch Wirtschaft. Er ist Minister! Und als Minister hat man Experten als Angestellte. Tut mir Leid für (lt S.W.) die meisten Soldaten.
Und deshalb finde ich so ein Gejubel durch einen KOMMUNIKATIONSBERATER (wer ist das? Der Oberpropagandist?) immer wieder abstoßend.
Zustimmung, Niklas. Er ist ein Mann der großen Gesten und ein hervorragender Selbstvermarkter. Nur sollte die Sache m.E. im Vordergrund stehen, nicht irgendwelche Popstars. Und im Moment sehe ich in ihm (noch) eher den Popstar. Ob er wirklich etwas auf dem Kasten hat wird sich mit den Jahren zeigen. Dieses Posieren in Fliegerkombi erinnert mich an Putin und George Bush jun. MAg jeder selbst entscheiden, wie das zu bewerten ist.
@S.W.
Stimmt. Ich beziehe ich mich (als Fotograf) in diesem Fall aber eher auf die Bildsprache bzw. die Inszenierung des Motivs/ Themas. Politisch ist der Vergleich tatsächlich nicht sehr treffend.
Da muss ich wieder an ein Interview (Radio SWR1) mit Peter Struck denken, der meinte er hätte nie BW-Kleidung getragen weil er eine klare Trennlinie zwischen ihm als zivilien Minister und dem Militär ziehen wollte.
Wenn ich es richtig rausgehört hab:
„Das macht man nicht. […] Ein Minister ist kein Soldat. Der kann das auch garnicht, der kann nichtmal soviel wie ein ordentlicher Unteroffizier in der Bundeswehr. Und man muss klarmachen der Minister ist Inhaber der Befehls und Kommandogewalt, der politische Chef der Armee. Aber Soldat zu spielen ist absurd.“
In dem Punkt finde ich, dass er einfach recht hatte. Dieses Militärshow oder „ich bin einer von euch“ ist doch albern. Erinnert mich manchmal an Staaten in denen sich offensichtlich militärisch ungeeignete Personen in Uniform als General zuwinken lassen und ihr Land autokratisch regieren.
Link zum Interview:http://www.swr.de/swr1/bw/nachrichten/-/id=1000258/nid=1000258/did=6828192/11cqi54/
@Janus
„Dieses Militärshow oder “ich bin einer von euch” ist doch albern.“
Ich habe Guttenberg im Einsatz nicht persönlich erlebt, aber von Kameraden hörte ich, dass es ihnen durchaus etwas bedeutet hat, als er sich z.B. einer Patrouille angeschlossen haben soll. Das habe ich zwar nur aus zweiter Hand, aber selbst wenn es ein Gerücht wäre, wäre es Bezeichnend für Guttenbergs durchaus guten Ruf bei vielen Soldaten.
Rein persönlich habe ich den Respekt vor ihm verloren, als er ohne fachliche Begründung seine Bewertung des Luftangriffs vom 04.09.2009 revidiert hat und diesen (offenbar aus Angst vor der öffentlichen Meinung) plötzlich als „militärisch unangemessen“ bezeichnete.
Also, sich mit Soldaten quasi auf eine Ebene zu begeben finde ich nicht so schlimm.
Wenn es ernst gemeint ist und keine „Show“, dann ist das völlig okay.
Vielen Soldaten gefallen Gesten der Verbrüderung usw. Mir auch! Ein Chef, der sich zu seinen Untergebenen begiebt wird meist stark respektiert.
Dieser Part ist für mich aber nicht Stein des Anstoßes. Vor allem ist es das Hochleben lassen vor der Leistung. Daran hat er vermutlich nichtmal so große Schuld. Er wird ja von anderen in Szene gesetzt. Am Ende ist er ein Produkt aus vielen Faktoren, welches mir nicht schmeckt. ^^
Ein vielleicht klein wenig ähnlicher Fall war Obama. Der hat so viele Vorschusslorbeeren gehalten, durfte vor der Siegessäule reden und hat für eine politische Meinung einen Nobelpreis bekommen, als ihm die halbe Welt erlegen war.
Ich war damals so unfair und hab ihn abgestempelt. Jetzt tut er mir Leid, weil er hingeflogen ist und die ehemaligen Verehrer Dolchstoßer sind und ihn ob seines angeblichen Versagens hassen. Es ist eine Geschichte von Hype und unrealistischen, leicht dämlichen Erwartungen und das beängstigende Gieren nach einem Messiahs, was die Massen bewegt, schillernden Charismatikern zu Füßen zu liegen.
Nicht dass ich was gegen Charisma hätte. Aber am Ende zählt das Ergebnis.
@Janus
Zitat: „Da muss ich wieder an ein Interview (Radio SWR1) mit Peter Struck denken, …
Wenn ich es richtig rausgehört hab:
“Das macht man nicht. […] Ein Minister ist kein Soldat. Der kann das auch garnicht, der kann nichtmal soviel wie ein ordentlicher Unteroffizier in der Bundeswehr. Und man muss klarmachen der Minister ist Inhaber der Befehls und Kommandogewalt, der politische Chef der Armee. Aber Soldat zu spielen ist absurd.” “
Verteidigungsminister, die weniger können, als ein ordentlicher Unteroffizier? Genau diese militärische Inkompetenz scheint die Ursache für die vielen Unzulänglichkeiten in der heutigen BW zu sein. Das ist wie ein Wirtschaftsminister, der keine Ahnung von Wirtschaft hat. Oder würden Sie sich von einem Menschen operieren lassen, der nicht Medizin studiert hat, sondern nur gelegentlich die Apothekenzeitschrift liest?
Da würde ich nur teilweise zustimmen. Ein Minister verfügt über Personal, welches Expertise besitzt. Er ist so etwas wie ein Teamleiter. Der muss auch nicht jede Einzelheit beherrschen. Und ein Unteroffizier ist eigentlich eh ein falscher Vergleich :) Völlig andere Branche, wenn man so will. Ein Verteidigungsminister sollte strategisch denken, eher wie ein General, und das taktische dem Fachmann überlassen. Noch nicht mal das. Er soll nur den politischen Rahmen der Streitkräfte stecken.
Man muss mal sehen, dass ziemlich viel organisationsintern entschieden wird. Deshalb würde ich einem Minister auch nicht alles anlasten. Vielmehr denen, die knapp unter dieser Ebene arbeiten.
Unser Wirtschaftsminister hat auch keine Ahnung von Wirtschaft :) Aber Wirtschaft ist auch so ein Thema, bei dem man die Realität meist kaum von Ideologie oder zumindest Weltanschauung unterscheiden kann.
Ich bin erstaunt ob der doch sehr kritschen Stimmen. Ich persönlich habe kein so schlechtes Bild des Ministers, was allerdings keinesfalls richtig sein muss. Hier fehlt mir einfach der detialierte Einblick. Ich teile die Meinung, dass die nicht nachvollziehbare Revision der Beurteilung des Falles Klein den bisherigen Tiefpunkt des Herrn zu Gutenberg markiert. Ansonsten hat er aus meiner Sicht signifikant mehr richtig gemacht als einige seiner Vorgänger (was möglicherweise nicht besonders schwer war).
Die Aussagen hinsichtlich beschränkter Fähigkeiten als ein Unteroffizier kann ich nicht teilen. Das errinnert mich an einen HptFw meines Bereiches im Einsatt der mir allen Ernstes klar machen wollte ich müsse als Offizier in allen Bereichen bessere Kenntnisse haben müsste als er. Daufhin erklärte ich ihm, dass er in diesem Falle aus meiner Sicht überflüssig wäre.
Jemand hat treffend festgestellt, dass man als Leiter eines Bereiches immer auch auf seine Spezialisten angewiesen ist. Die Kunst ist es diese gezielt einzusetzen und durch geschickte Fragestellung deren Ergebnisse auf Plausibilität zu überprüfen. Es ist allgemein bekannt, dass die sogenannten Softskills nur eingeschränkt erlernbar sind. Fachkenntnis ist immer eine Sache der Zeit und deren Bedeutung kann bei Ausprägung der o.g. Fähigkeiten weitgehend substituiert werden.
Daher bin ich der Meinung, letztlich wird man zu Gutenberg am Ergebnis seiner Herkules-Aufgabe der neuen Struktur messen müssen. Wer den Bericht des GenInsp gelesen zu diesem Thema hier im Blog vor einiger Zeit gelesen hat, muss zum Ergebnis kommen, dass die Bw die gesetzten Ziele im Falle fauler Kompromisse (Stichwort: Schließung von Standorten) nicht erreichen kann und sich finanziell selbst lähmen wird. Sollte das politische Gewicht von Herrn zu Gutenberg nicht ausreichend sein sollte um seine an der Realität orientierten Ziele umzusetzen, bin ich auf die persönliche Entscheidung gespannt, die für mich ein Gradmesser seiner Verlässlichkeit und seines politischen Opportunismus sein wird.
Ist zwar für die Sache nicht weiterführend, aber er heißt zu GuTTenberg, mit Doppel-T. Nicht, dass hier jemand der Auffassung ist, mann müsse dem Mann auch den Buchdruck zu seiner Lebensleistung rechnen.
Inhaltlich: Ja, er macht was und er packt Dinge an. Ob er das richtig macht, wird sich erst noch herausstellen. Ich bleibe dabei, dass in dem Strukturentwurf nicht so sehr das Problem der Verkleinerung der BW liegt, sondern dass mit der fast vollständigen Aufgabe ganzer Waffengattungen ein unwiederbringlicher Know-how-Verlust einhergeht und darin sehe ich einen Fehler. Dabei könnte man in einer Berufsarmee ohne weiteres den Soldaten zwei Rollen (bzw mehrere ATNs) zumuten.
Naja, an „Ergebnissen“ hat er bisher ja nur die sechmonatige Wehrpflicht vorzuweisen. Wirklich Grund zum Stolzsein ist das nicht.
Die Bundeswehrreform ist wohl auch eher Schäubles „Verdienst“ – oder glaubt wirklich wer, dass ohne dessen Druck Herr Guttenberg, der die Wehrpflicht zuvor noch gegen Begehrlichkeiten des Koalitionspartners FDP verteidigt hat, einen solchen „Sinneswandel“ gehabt hätte?
Das heißt nicht, dass von Herrn Guttenberg nicht noch was kommen kann. Aber wenn man mal das Gerede (etwa vom „Krieg“ in Afghanistan) außen vor läßt, dann sieht es da jetzt nicht wirklich so anders aus.
Eine deutsche Sicherheitsstrategie wird von Herrn Guttenberg zwar gefordert, aber weder geliefert noch angestoßen. Selbst bei der zukünftigen Ausrichtung der Bundeswehr hat er noch keine Richtung vorgegeben.
Und auch zu den Vorgängen in Afghanistan erfährt man kaum mehr als unter Jung. Gerade das Gemauschel um die ASBs läßt nicht wirklich viel erwarten.
Bisher ist Herr Guttenberg jemand, der gut Gesten kann, und der es vermeidet sich vor der Kamera zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Das unterscheidet ihn von seinem Vorgänger. Aber das macht noch keine Führungsstärke. Auf die Frage, wie es jetzt weitergehen soll, ist er bisher die Antwort schuldig geblieben.
Man muss ihm für Ergebnisse natürlich Zeit lassen. Aber ich sehe durchaus, dass er Dinge anstößt. Das sieht man im Kleinen, wie zB an den neuerdings kritischen Reportagen auf bundeswehr.de. Und man sieht es im Großen, indem eben eine umfassende Streitkräftereform angestoßen wurde. Da sehe ich auch nicht das Verdienst beim Finanzminister, denn die Kürzungsrunden der vergangenen 20 Jahre konnte man ja auch mit Lavieren und Stückwerk hinter sich bringen. Also mE hat er schon was vorzuweisen. Ob sich der Eindruck verfestigt, wird man dann sehen.
Naja, dass es schon als „Revolution“ zählt, wenn ein Artikel aus der Zeitschrift des vom Verteidigungsminsiterium mitfinanzierten Reservistenverband auf der Bundeswehr-Homepage landet, sagt wohl eher etwas über die dortigen Zustände aus.
Wer würde hier wirklich die Arbeit von Frau Aigner danach beurteilen, ob DLG-Artikel auf der Seite des BMLEV veröffentlicht werden?
Sicher, das sagt viel über die Zustände dort aus, keine Frage. Das tat und tut bisweilen ja auch die Öffentlichkeitsarbeit dieser Einrichtung immer noch. Aber je schlimmer diese Zustände sind, um so schwieriger ist es eben auch, etwas zu ändern. Und dass dies jetzt immerhin in Ansätzen schon zu erkennen ist, halte ich für einen Fortschritt.
Bleibt halt abzuwarten, was aus den „Ansätzen“ wird. Herr Guttenberg ist ja jetzt (ok, nächsten Donnerstag) ja ein Jahr im Amt, da darf’s dann meiner Meinung nach auch langsam mal konkret werden.
Wenn man sich anschaut, was sich bei den amerikanischen Streitkräften in den letzten zwei Jahren alles getan hat, dann liegt da die Meßlatte schon recht hoch. (Den Vergleich des Ministeramts mit den „Eingewöhnungszeiten“ und „Herausforderungen“ deutscher Soldaten im Auslandseinsatz kann man glaub gleich vergessen.)
Die „Benchmark“ für deutsche Verhältnisse dürfte dann auch eher Herr Struck und dessen Bundeswehr-Reform sein. Das war damals ja schon ein bundeswehrinternes Mamut-Projekt, auch wenn hinsichtlich der konkreten Ausrichtung und Fähigkeiten ja auch nicht soviel bei rumgekommen ist.
Ich habe halt den Eindruck, dass sich Herr Guttenbergs Ambitionen daran orientieren. Und auch wenn er davon noch ein gutes Stück entfernt ist: Ehrlich gesagt würde mir eine weitere Sparrunde diesmal auch nicht reichen.
Was fehlt ist ein strategisches Konzept, und eine darauf ausgerichtete Bundeswehr, welche die dafür nötigen Fähigkeiten garantieren kann.
Und in dieser Hinsicht sehe ich schlicht keinerlei Bewegung.
(Noch besser wäre natürlich ein außenpolitisches Konzept, dass die verschieden Ressorts vereint. Aber damit sieht es derzeit ja tiefschwarz aus. Auch hier ist Herr Guttenberg niemand der vorprescht oder versucht andere ins Boot zu holen. Generell hab ich von ihm den Eindruck, dass er niemand ist, der sich über die Sicherheitspolitik Deutschlands seine politische Karriere ruinieren würde.)
Man beginnt ja im BMVg, sich selbst kennen zu lernen. Es könnte also tatsächlich passieren, dass sich was ändert.
Siehe:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,724875,00.html
Ein paar Zitate aus dem Artikel:
– „Systematisch überstrapaziert“ und „nicht erfolgsfähig“
– fordert die Kommission, das Ministerium „von Grund auf neu aufzustellen“
– Die „allgemeine Verantwortungsdiffusion“ mache eine „stringente Steuerung unmöglich“. „Gut ausgebildete und hochmotivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter behindern sich gegenseitig in Strukturen, die nicht erfolgsfähig sind“, schreibt die Weise-Kommission. Deshalb empfiehlt die Kommission: „Das Ministerium ist von Grund auf neu zu konzipieren.“
Die Weise- Kommission scheint sich wohl tatsächlich vor Ort kundig gemacht zu haben und bereits ein paar Missstände erkannt zu haben.
Man muss zu Guttenberg positiv anrechnen, dass er diese Kommission ins leben gerufen hat und sie offenbar tatsächlich hinschauen darf, tatsächlich Missstände anprangern und auch tatsächlich Änderungsvorschläge machen darf.
Das ist ein großer Fortschritt im BMVg, wo man sonst die Disziplinen täuschen, tarnen und vertuschen zur Perfektion gebracht hat.
Man beginnt also langsam, sich selbst kennen zu lernen. Für eine Armee im Krieg eine wichtige Voraussetzung für Erfolg.
Die wirklich großen Herausforderungen kommen allerdings auf zu Guttenberg erst zu, wenn es um die Umsetzung der erkannten Fehler geht.
Der Umbau der Bundeswehr selbst ist da das kleinste Problem.
Viel herausfordernder wird es wenn es um Themen geht, die die Wiederwahlchancen von Politikern und den Kampf gegen den industriepolitisch lobbyistischen Sumpf geht.
Da wären:
– Beschaffungen nach BW-Kriterien, nicht nach „politischen Entscheidungen, die auf industriepolitischen Einflüssen beruhen“.
– Standortentscheidungen müssten zukünftig nach sachlichen Bedürfnissen der Bundeswehr gefällt werden, weder nach strukturpolitischen oder nach parteipolitischen Parametern.
Aktuell steht da z.B. die Zusammenlegung der CH 53 der Heeresflieger auf einen Standort an. Die Zusammenlegung der Standorte ist sinnvoll, stellt sich die Frage, welcher Standort wird geschlossen, Rheine- Bentlage oder Laupheim.
Die Entscheidung scheint für Laupheim gefallen zu sein, aus „politischen Gründen“, sprich Baden-Württemberg wird (noch) von Parteifreunden zu Guttenbergs regiert, NRW nicht.
Sachlich ist die Entscheidung gegen die Interessen der BW. Den Standort Laupheim könnte man gut verwerten, da stehen die Käufer offenbar schon Schlange, Rheine ist faktisch nicht verkaufbar. Zudem hat man in Rheine gute Erweiterungsmöglichkeiten, nagelneue Wartungshallen für 50 Mio Euro, etc.
In einer sachlichen Entscheidungsmatrix würde man also die Entscheidung für Rheine fällen. Stattdessen hat man offenbar „politisch entschieden“ (mehr wird nicht gesagt), Laupheim zu erhalten.
Solange Herr Minister so was nicht abstellt, versagt er genau so, wie seine Vorgänger. Wenn es sachliche Gründe für Laupheim gibt, auf den Tisch damit. Parteifreund Mappus hat bald Wahlkampf und braucht ein politisches Geschenk, ist allerdings ein Grund, der in der Bundeswehr der Zukunft nicht zulässig sein dürfte.
Im ebenfalls CDU- regierten Sachsen Anhalt aus „strukturpolitischen Gründen“ in Holzdorf einen neuen CH 53 Standort zu schaffen und gleichzeitig Rheine im SPD- regierten NRW dicht zu machen, wäre dann endgültig ein Schildbürgerstreich, der aber offenbar real in Planung ist.
Solche Fälle gibt es massenhaft, egal welche Partei gerade den Verteidigungsminister stellt, und genau da müsste ein guter Minister aufräumen. Bisher sehe ich da nichts.
@all
Zum Thema Weise-Kommission habe ich einen neuen Thread aufgemacht – Hinweise wie den sehr interessanten auf Laupheim (widerspricht das nicht der kolportierten These, die Luftwaffe übernehme alle CH-53 und damit seien sowohl Laupheim als auch Rheine obsolet?) bitte dort diskutierten.
http://augengeradeaus.net/2010/10/so-will-weise-das-ministerium-umkrempeln/
Wenn es schon ein großer Verdienst eines Ministers sein soll, dass nach ewiger Selbstbeweihräucherung auf einmal kritische Eigendarstellungen (wie wärs denn mal mit stimmungsfreien Tatsachenberichten) veröffentlicht werden, dann kann man in der Tat nichts mehr erwarten. Der gute Mann hat eigentlich eine sehr große Aufgabe vor sich. Eine neue Medienpolitik ist da doch die Nebensache der Nebensache.
Außerdem ist es nach seiner Amtszeit etwas spät Bilanz zu ziehen. Nach einem Jahr muss da schon mehr gekommen sein als (ich wiederhole): „Wir prüfen“.
Wie wohl seine Frisur ausgesehen haben mag, nachdem er den Deckel abgenommen hat?