NATO-Generalsekretär: Truppenaufstockung in Afghanistan möglich

An so einem langen Wochenende geht schon mal was unter, was nicht zu den aktuellen Top-Meldungen gehört. Deshalb hier als Merkposten; es wird sicherlich noch mal bedeutsam werden: Die NATO könnte, so sagt ihr Generalsekretär, die Zahl ihrer Truppen in der Mission Resolute Support in Afghanistan in absehbarer Zeit wieder aufstocken.

Die Aussage machte Jens Stoltenberg in einem Interview der Welt am Sonntag vom (gestrigen) 30. April. Da das Interview ohnehin hinter einer Paywall steht, hier der Verweis auf eine Zusammenfassung bei der Deutschen Welle:

Die Sicherheitslage in Afghanistan sei eine „Herausforderung“, sagte Stoltenberg der „Welt am Sonntag“ (WamS). Daher beschäftige sich das Militärbündnis mit der Frage, „ob wir die Ausbildungsmission ‚Resolute Support‘ mit derzeit rund 13.000 Mann personell weiter aufstocken werden“.

Zudem werde erwogen, die Trainingsmission nicht mehr wie bisher von Jahr zu Jahr zu verlängern, „sondern um einen größeren Zeitraum“, sagte der ehemalige norwegische Ministerpräsident dem Blatt.  (…) Eine Entscheidung darüber werde voraussichtlich im Juni fallen.

In den vergangenen Wochen hatte es immer wieder heftige Angriffe der Taliban auf die afghanischen Sicherheitskräfte gegeben; bei dem Angriff auf ein großes Armeecamp in Masar-i-Scharif im Norden des Landes waren vor gut einer Woche weit mehr als 100 afghanische Soldaten ums Leben gekommen. Die NATO-geführte Resolute Support Mission ist nur für die Beratung und teilweise Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte zuständig; die US-Truppen im Land unterstützen dagegen auch mit Kampfeinsätzen die Regierung in Kabul.

Im Zusammenhang mit dem Besuch von US-Verteidigungsminister Jim Mattis in Afghanistan in der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass die USA über eine deutliche Erhöhung ihrer Truppen nachdenken – nach Medienberichten um bis zu 5.000 Soldaten. Bei einer Pressekonferenz in Kabul hatte Mattis angekündigt, dass er Vorschläge für das weitere Vorgehen nicht nur dem US-Präsidenten Donald Trump machen werde, sondern auch dem NATO-Generalsekretär und allen Nationen, die derzeit Truppen am Hindukusch haben.

Die Bundeswehr ist derzeit mit knapp 950 Soldaten in Afghanistan präsent, davon mehr als 800 im Ausbildungskommando im Norden mit Sitz in Masar-i-Scharif. Damit hat die Bundeswehr auch die Personalobergrenze von 980 Soldaten praktisch ausgereizt; eine Aufstockung müsste dann in einem neuen Mandat beschlossen werden. Das aktuelle Mandat für die deutschen Soldaten am Hindukusch läuft bis zum Jahresende.

(Foto: Soldiers of C Troop, 1st Squadron, 14th Cavalry Regiment, 1-2 Stryker Brigade Combat Team, conduct training and missions at Bagram Airfield, Afghanistan, April 1, 2017 – U.S. Army photo by Capt. Brian H. Harris)