Dokumentiert: ZDF-Interview mit Hekmatyar
Dass der afghanische Kriegsherr (ist das der richtige Begriff?) Gulbuddin Hekmatyar, Chef der der radikal-islamischen Hezb-e-Islami, den Abzug aller ausländischen Truppen am Hindukusch fordert, ist keine Überraschung. Schon eher, dass er dem ZDF ein Interview gibt: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1183416/Afghanistan:-Hekmatyar-fordert-Abzug
Dazu die Pressemitteilung des ZDF und noch ein Hinweis: Die Bild-Zeitung hat vor ein paar Wochen Hekmatyars Sprecher interviewt.
Nachtrag: Eine Analyse von Thomas Ruttig vom Afghanistan Analysts Network: Gulbuddin ante portas – again
Das passt irgendwie dazu (leider nicht online):
„A Taliban leader named Mullah Aminullah – an authentic associate of Mullah Omar — gave a televised interview to a Karachi television station in which he restated the longstanding Taliban position on negotiations. He said the Taliban will not engage in any peace talks as long as the Americans are in Afghanistan. The Taliban announced jihad when the infidels came to the country from everywhere, hence the movement will not negotiate. When these foreigners leave the country, the Taliban can speak about peace then.“
Es gibt weiterhin keine Anzeichen für Verhandlungsbereitschaft seitens der höchsten Führungsebene der Aufständischen. Das Betteln um Verhandlungen u.a. durch die deutsche Regierung hat daran offenbar nicht geändert.
Es zeigt sich erneut: Verhandlungen sind keine Alternative zu militärischem Vorgehen, sondern bedingen als Voraussetzung militärische Erfolge. Solange der Feind meint zu gewinnen, hat er keinen Grund zu verhandeln.
Habe doch noch eine Quelle gefunden, die über das Interview berichtet:
http://worldblog.msnbc.msn.com/_news/2010/11/04/5407856-taliban-leaders-aide-reports-of-peace-talks-nonsense
Es wird keine Friedensverhandlungen geben wenn Pakistan nicht zustimmt und Pakistan stimmt zur Zeit nicht zu, weil sie den Konflikt offen halten will.
Wenn ein einzelner Taliban-Führer von der offiziellen pakistanischen Linie abweicht, wird er spektaklär gefangen genommen. Dies ist wohl im Sommer dieses Jahres in Karachi passiert und wurde als großer Erfolg gefeiert. In Wirklichkeit war es ein Abweichler unter den Taliban, für direkte Verhandlungen zwischen Taliban und afg. Regierung und deshalb wurde er von Pakistan fallen gelassen.
Wenn also verschieden Taliban-Führer und auch Hekmatyar den Abzug aller westlicher Truppen als Vorbedingung für Friedensverhandlungen fordern, ist dies indirekt die pakistanische Verhandlungsposition.
Das ZDF hat ein englisches Transkript (pdf) des gesamten Interviews.
Thomas Ruttig mit einer Einschätzung dazu und einigen Zusatzinformationen: Gulbuddin ante portas – again(2)