Ukraine: Info-Ops und Cyberwar
Eigentlich erstaunlich, dass es so lange gedauert hat (oder ist das nur bislang im Westen nicht angekommen?): Im Informationskrieg um die Lage in der Ukraine und auf der Krim gibt es nun Vorwürfe, dass Webseiten gehackt wurden. Interessanterweise werden sie von russischer Seite erhoben:
The website of all-Crimean referendum dubbed “Referendum 2014” came under cyber attacks from USA and Ukraine. At present, the site is restored under a new address, referendum2014.ru. Kryminform news agency reported this with reference to information policy directorate of the Council of Ministers of the autonomous republic on Tuesday. (…)
Crimean activists that provide technical support and advertising of the resource said that “the website came under massive cyber attacks from the site of the US and Ukraine”.
meldet ITAR-TASS. (Danke an den Kollegen Hans de Vreij für den Hinweis.)
Nun ist schon klar, dass die attribution, also die Zuordnung des Angriffs zu einem bestimmten Angreifer, das schwierigste Problem in diesem Feld ist. Was allerdings die von der russischen Agentur ITAR-TASS zitierten Aktivisten von der Krim nicht daran hindert, sofort die USA und die Ukraine als die Angreifer zu bezeichnen. Und dass die angeblich gehackte Webseite jetzt mit der russischen Domain .ru erneut aufgesetzt wurde (siehe Screenshot oben) … hat wahrscheinlich auch nichts zu bedeuten.
Von solchen Ereignissen, Aktivitäten und als Folge Beschuldigungen werden wir in nächster Zeit bestimmt noch einige sehen. Und vielleicht auch Angriffe in umgekehrter Richtung.
Unter welcher Adresse ist denn „die alte“ Website online gewesen?
@Fussgänger
Das habe ich leider auch nicht herausgefunden. Ich vermute was Ähnliches unter .ua-Domain, kann das aber nicht verifizieren.
Momentan dürften das ja eher Nicht-staatliche Gruppen sein…
Die ganze Chose wird doch von „nicht-staatlichen“ Gruppen gewuppt… (die, die die russischen Panzerfahrzeuge haben, Befehlsgewalt über die Schwarzmeerflotte usw…. ;-) )
Weiß nicht ob der Link hier zielführend bzw. angemessen zur Meinungsbildung ist. Jedenfalls ist es eine Meinung, die sich derzeit rasend schnell bei Facebook verbreitet.
Beim Namen Dirk Müller mögen einige gleich abwinken, andere begeistern sich. Jedenfalls passt es schon zur Info-Ops und aus seiner Sicht, zur Aufklärung der selbigen.
http://www.youtube.com/watch?v=X68lu-i0aAU
Also wenn man die Geschichte in Estland rückblickend betrachtet, dann wird schnell klar, wie wenig aussichtsreich eine einfache Zuordung des Verursachers ist. Das einzige was wirklich sicher sein dürfte: Bei entsprechend gestaltetem Medienklima und bei der Sicherheit von Straffreiheit im eigenen Land, ist es nicht übermäßig schwer, die entsprechende zivile Klientel an die passende Stelle der Weltpolitik zu bekommen.
Das ist ganz ähnlich bei den sozialen Medien. Wer in Nachrichtenforen etc. ein oder zwei passende Kommentare platziert, der hat schnell und kostensparend einen ordentlichen Propagandasturm angefacht. Und die Reaktion z.B. der Tageschauredaktion zeigt, dass soetwas ausreicht um in die etablierten Medien zu gelangen.
@BausC : Ich denke, der spricht durchaus den ein oder anderen richtigen Punkt an. Natürlich geht es hier auf oberster Ebene auch um schlicht machtpolitische Interessen – allerdings auf beiden Seiten. Während die USA aber bloß Säbelrasseln betreiben, hat Putin direkt mal in die Krim besetzt. Von einem demokratischen Prozess kann da keine Rede sein, sonst wäre die OSZE nicht abgewiesen worden. Hinzu kommt völkerrechtswidriges Vorgehen durch Soldaten ohne Hoheitskennzeichen. Auf diese Weise kann in der Krimrepublik keine demokratische Wahl geschehen und deren Ergebnis kann niemals als akzeptabel gelten. Aber auch abgesehen davon gilt schließlich die Unverletzlichkeit von Grenzen und die Ukraine ist ein NATO-Partner. Welcher der größere Provokateur ist, liegt wohl auf der Hand.
@Kommentator:
Hallo,
Russland ist wie die Ukraine auch ein NATO-Partner !
Im Netz wird auf vielen seriösen Seiten über den Angriff auf Ukrainische Seiten berichtet durch einen „Virus der als Ouroboros, Turla oder Snake bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um eine der „anspruchsvollsten und beharrlichsten Bedrohungen“, die Experten geläufig seien. Das Virus ist den Angaben zufolge bereits seit Jahren bekannt. Es sei aber weiterentwickelt worden und seit dem vergangenen Jahr, vor allem aber seit Jahresbeginn vermehrt in Umlauf gebracht worden und der speziell auf Behörden angesetzt zu sein scheint und hinter dem Russland vermutet wird.“ Daraus lässt sich deutliich schliessen der Infowar / Cyberwar läuft bereits.
Um da etwas Hintergrund zu spendieren: Gemeldet wurde das Auftauchen in der Ukraine scheinbar zuerst von BAE, wenn man den Ausführungen von techradar.com folgt. Das entsprechende Papier ist hier zu finden: http://info.baesystemsdetica.com/rs/baesystems/images/snake_whitepaper.pdf
Die technische Analyse wurde in Deutschland von GData durchgeführt, auf deren Analysen auch der Namen des Rootkits zurückgeht. Die diesbezüglichen Meldungen sind auf dem Sicherheitsblog der Firma nachzulesen. Ein deutschsprachiges Papier zum Thema gibts da auch. https://blog.gdatasoftware.com
Interessant ist dabei, dass scheinbar der größte Teil der Exemplare, die für die technische Analyse „gefangen“ werden konnten, in der ersten Jahreshälfte 2013 compiliert wurden. Wenn ich die Papiere richtig verstehe, sind die aktuellen Rootkits eine Weiterentwicklung auf dem Agent.btz Rootkit, das 2008 das Pentagon in Atem gehalten hat.
Technisch geht das jedenfalls sehr weit über die Trojanermassenware hinaus.
Es ist gar nicht sicher, dass bei wirklich fairen Wahlen eine Mehrheit der Krimbewohner eine Annexion an Russland befürwortete.
W. Jilger, Osteuropaforscher der Universität Leipzig am 7.3.14 im Interview auf N-TV:
„Laut einer im Dezember 2013 durchgeführten Umfrage Kiewer Razumkov-Zentrum sind 57 Prozent der Befragten auf der Krim gegen einen Anschluss der Krim an einen anderen Staat. Dies ist zwar nur eine Stichprobenumfrage, sie passt aber zu einer vor wenigen Tagen veröffentlichten Umfrage des Instituts für Soziologie in Kiew, wonach nur knapp über 40 Prozent der auf der Krim Befragten eine Vereinigung der Ukraine mit Russland befürworten. … Ich bin sehr skeptisch, ob unter normalen Bedingungen für ein Referendum eine Mehrheit für den Anschluss zu Russland zustande käme.“
Wäre es sicher, bräuchte man den ganzen Propaganda-Zinnober ja auch nicht zu veranstalten und könnte die OSZE-Beobachter frei arbeiten lassen.
Der ganze Cyberkram ist m.M.n. nur geschicktes Taktieren und Vertuschung durch Putin:
Man google mal unter Verknüpung der Begriffe >> Erdgas West Ukraine – Schiefergas Ost Ukraine – Fracking – Chevron – Shell – Pipeline Ukraine – Erdgas Schwarzes Meer – shale gas deal Ukraine – Fördermengen Schiefergas Ukraine – <<.
Wenn das wirklich greifen würde, hätte der Pokerspieler Putin „verschule“!
Innenpolitisch hilft ihm dann nur noch das nächste Putin-Attentat und das wird auch langsam unglaubwüdig.
Der Mann sollte sich langsam mal an seine Realitäten in Dresden-Übigau, die russische Kommandatur nördlich der Bauzenerstrasse, die Orgien samt Verschieberein bei Zychi’s Pizzeria (Nähe Hellerau), an den „Weißen Hirsch“ und an die „Krim in der Dresdner Heide“ nordostwärts der heutigen Offz-Schule – dort ca. 500 m nach dem Russischen Friedhof“, rechts ab in die Botanik bis zum Schwimmbad -, erinnern.
Merkel und Clinton liegen m.M.n. gar nicht so falsch, der Mann ist dabei, sich mit Brachialgewalt seinen eigenen Planeten zu schaffen, und genau das ist dabei das Gefährliche!
Die haben sich sicher selbst gehackt.
@Hohenstaufen | 11. März 2014 – 21:34
Am Sonntag werden wir es ganz genau wissen.
Vtg-Amtmann | 11. März 2014 – 22:58
http://www.n-tv.de/politik/EU-beschliesst-Sanktionen-wohl-am-Montag-article12439771.html
Man beachte. Er hat sich in die Krim-Krise eingemischt. Sie muß also zuvor schon da gewesen sein.
Journalistische Texte auf solche Spitzfindigkeiten festzunageln ist müßig, im Zweifelsfall hat da ein Praktikant einen Text verbrochen, der einer juristischen oder wissenschaftlichen Prüfung nicht stand hält.
Aber zur Aussage „eingemischt“: Was war denn deiner Meinung nach „vor“ der russischen „Einmischung“ Sachlage?
@Fussgaenger | 12. März 2014 – 12:15
Die massive Einmischung der USA und der EU, besonders Deutschlands (Konrad-Adenauer-Stiftung, Klitschko, Westerwelle auf dem Maidan, Steinmeiers Fototermin mit Rechtsradikalen und nicht umgesetzte Vereinbarung zwischen Regierung und Opposition …), mit der sich Frau Nuland öffentlich brüstete (5 Milliarden US-Dollar, US-Spitzenpolitiker auf dem Maidan …). Alles bevor die Russen, nach der mündlichen und schriftlichen Aufforderung durch Janukowitschs, aktiv wurden.
Wie schön, dass man sich sicher sein kann, dass auf substantielle Informationen und technische Details zur Beurteilung ebendieser auf jeden Fall wieder der Ausflug in die Propagandaschlammschlacht stattfindet.
Wie wäre es denn, wenn wir uns mal wieder mit dem Thema dieses Beitrags beschäftigen? Nach dem gigantischen Medienaufriss zum Thema „NSA am Handy“ wäre es vielleicht nicht schlecht auch mal diese Seite hier zu betrachten. Da das Thema dem Großteil der Medien erheblich zu technisch ist (da bekommt man nur sowas wie „russischer Superwurm“ o.Ä.) ist die Abdeckung des Themas definitiv nicht gut genug, als dass man es mit Zeitungsanalyse, Wiederbeten von Nuland-Kommentaren, Konrad Adenauer Verschwörungstheorien oder Putinbashing verwässern müsste…
Hier gehts um Cybercrime, staatliche Spionage und Sabotage und dergleichen mehr!
@drd | 12. März 2014 – 14:02
Auf eine Frage erfolgt in einer Diskussion eine Antwort. So ist es nun eimmal.
Zitat: „Was war denn deiner Meinung nach “vor” der russischen “Einmischung” Sachlage?“
Zumal dieses Thema ein Thema zur Ukraine ist. Das die Konrad Adenauer-Stiftung Klitschko aufgebaut und geschult hat ist unumstritten und keine Verschwörungstheorie.
Langsam frage ich mich, ob wir uns auch in Deutschland Sorgen vor einer russischen Invasion haben müssen. So wie hier manche die Flagge ihres (ehemaligen) sozialistischen Brudervolkes hochhalten, könnte Putin denken, hier wären Russen (oder solche die es gern wären) in Gefahr….
Die deutschsprachige Webseite von Stimme Russlands ist seit Stunden nicht erreichbar. Der Cyberwar scheint voll entbrannt zu sein. Unbequeme Seiten werden stillgelegt. Wem nützt es? Die USA setzen so etwas einem bewaffneten Angriff gleich.
Ändern wird es an der Situation in der Ukraine und in der Autonomen Republik Krim allerdings nichts.
@stefan
Stimmt was mit ihrem Provider nicht? Also die domain ist da und die Seite in allen Sprachen verfügbar. Kein Grund gleich nach die Kriegserklärung zu fordern ;)
Sie haben recht. Alles wieder da. Danke für den Hinweis. Ich hätte wohl öfter nachschauen sollen. Keine interessanten Infos. Es sei denn, man interessiert sich für Holländer und Schutzdämme. Oder US-Atomwaffen.:-)