DroneWatch: Nach vielen Vorfällen mehr Druck auf dem Kessel

Wenn das Bundesministerium der Verteidigung an einem Samstagabend kurz vor Mitternacht eine Pressemitteilung raushaut, die eine Ankündigung für die nächsten Tage enthält – dann ist da offenkundig Druck auf dem Kessel: Die Drohnen-Sichtungen über mehreren europäischen Ländern in den vergangenen Tagen haben hierzulande wie bei den NATO-Partnern die Nervosität im Hinblick auf – vermutlich – russische Drohnen massiv heraufgesetzt.

Aus der Mitteilung des Berliner Ministeriums vom späten (gestrigen) Samstagabend:

Bundeswehr unterstützt bei der informellen Tagung der Staats- und Regierungschefs der EU in Dänemark mit Counter- small Unmanned Aircraft Systems (C-sUAS) Fähigkeiten

Dänemark hat verschiedene Nationen, darunter auch Deutschland, um Unterstützung bei der Absicherung des informellen Treffens der EU-Staats- und Regierungschefs am 1. und 2. Oktober 2025 in Kopenhagen gebeten. Hintergrund sind in der vergangenen Woche massiv aufgetretene, flächendeckende Vorfälle mit nicht identifizierten unbemannten Luftfahrzeugen, insbesondere im Umfeld ziviler und militärischer Infrastruktur in Dänemark.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius und der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Carsten Breuer, haben heute entschieden, dem dänischen Unterstützungsersuchen nachzukommen und einen Beitrag im Bereich C-sUAS zu leisten.
Die Bundeswehr wird vor Ort unterstützen. Vorauskräfte verlegen in Kürze nach Dänemark, um gemeinsam mit der dänischen Seite den genauen Einsatzort und Ablauf abzustimmen. Die Hauptkräfte folgen dann zeitnah.
Unabhängig davon plant die NATO im Rahmen der Mission BALTRIC SENTRY den Einsatz der Fregatte HAMBURG sowie gegebenenfalls weiterer Einheiten.

Mit welchen Fähigkeiten die Bundeswehr unterstützt, bleibt da sicherlich bewusst offen – wie das Ministerium bei früheren ähnlichen Anlässen auf Nachfrage mitteilte, könne man dazu aus Gründen der militärischen Sicherheit keine Auskunft erteilen. Tatsächlich aber sind die deutschen Streitkräfte bei den Möglichkeiten, kleine Drohnen auch kinetisch abzuwehren, also abzuschießen, noch weitgehend blank. Waffensysteme, die für den Abschuss kleinerer unbemannter Fluggeräte optimiert sind, hat die Bundeswehr praktisch nicht.

Beim Thema Drohnenkampf brauchen wir uns nicht verstecken!, erklärte zwar Generalinspekteur Carsten Breuer Mitte September bei einer Vorführung der Drohnenabwehr durch das Objektschutzregiment der Luftwaffe auf dem Truppenübungsplatz Bergen. Doch die bestehenden Abwehrmöglichkeiten beruhen vor allem auf elektronischen Gegenmaßnahmen, also insbesondere Störsendern und so genannten Jammern, um die Drohnensteuerung zu unterbrechen und/oder das Fluggerät zur Landung zu bringen.

Hinzu kommen inzwischen Abfangdrohnen, die auch an die Bundeswehr geliefert wurden. Fun Fact: Das grundlegende System wurde an der Bundeswehruniversität Hamburg entwickelt und vom Bundesverkehrsministerium gefördert. Vor fünf Jahren (nur um deutlich zu machen, in welchen Zeiträumen das immer noch in Deutschland abläuft).

Auch die Ankündigung von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt vom (gestrigen) Samstag, jetzt schnell das Luftsicherheitsgesetz zu ändern und der Bundeswehr in Amtshilfe den Abschuss von Drohnen im Inland zu erlauben, kommt nicht ganz so rasant daher wie es scheint: Bereits am 15. Januar hatte die damalige Bundesregierung einen entsprechenden Gesetzentwurf auf den Weg gebracht. Der blieb dann wg. Neuwahl des Bundestages halt ein bisschen liegen. Mal ganz davon abgesehen, dass die Bundeswehr, s. oben, auch bei entsprechender Befugnis noch(!) nicht die nötigen Waffensysteme dafür besitzt.

Eine hübsche Übersicht zum aktuellen Drohnenproblem mit seinen rechtlichen Schwierigkeiten aus den vergangenen Tagen vom IT-Experten und Fachmann für kritische Infrastruktur, Manuel Atug, im ZDF:
Drohnenabwehr: Zu langsam, zu wenig

(Archivbild 18. September 2025: Soldaten des Objektschutzregiments der Luftwaffe führen Generalinspekteur Carsten Breuer auf dem Truppenübungsplatz Bergen Möglichkeiten der Drohnenabwehr vor, hier den STörsender HP47 – Jankowski/Bundeswehr via Instagram)