Eckpunkte für neuen Wehrdienst: Sechs Monate Dienstzeit, 260.000 Aktive
Die Eckpunkte für das von Verteidigungsminister Boris Pistorius geplante neue Wehrdienstgesetz zeichnen sich ab: Angestrebt wird danach ein Minimum von einem halben Jahr Dienstzeit. Die Zahl der aktiven Soldaten und Soldatinnen soll innerhalb von zehn Jahren von derzeit gut 180.000 auf 260.000 wachsen – und vorerst will der SPD-Politiker Freiwilligkeit als Prinzip beibehalten. Das geht aus Berichten mehrerer Medien über ein Briefing des Ministeriums für Koalitionsabgeordnete hervor.
Darüber berichtete zunächst die Nachrichtenagentur Reuters am (heutigen) Freitag:
Der neue Dienst soll nach Angaben aus Regierungs- und Parlamentskreisen vom Freitag ein halbes Jahr dauern. Mit dieser Kurz-Ausbildung wolle man auf freiwilliger Basis schnell ausreichend Rekruten zumindest für einfache Aufgaben wie Bewachung und Kontrollen gewinnen, sagten mit den Plänen Vertraute der Nachrichtenagentur Reuters. Aufbauend auf dieser Heimatschutz-Ausbildung könnten die Freiwilligen sich für weitere Zeiträume verpflichten, um etwa den Lkw-Führerschein zu machen oder sich zum Panzerfahrer ausbilden zu lassen. Verankert werden soll dies im neuen Wehrdienstgesetz, das zunächst auf Freiwilligkeit setzen will. Fehlen trotz der kurzen Ausbildungszeit die nötigen Soldaten, soll eine Form der Wehrpflicht greifen.
Wie der Spiegel (hinter Paywall) berichtet, soll das Gesetz für einen neuen Wehrdienst im August im Kabinett beraten werden, dann Ende des Jahres in Kraft treten und ab Frühsommer 2026 gelten. Wie Pistorius bereits im vergangenen Jahr angekündigt und in einem Gesetzentwurf der damaligen Ampelkoalition vorgeschlagen hatte, soll ein Fragebogen verpflichtend von jungen Männern ausgefüllt werden. Im Unterschied zum damaligen Entwurf soll aber die Musterung für sie verpflichtend sein.
Für eine Wieder-Einführung der Wehrpflicht für Männer soll nach dem neuen Gesetz ein entsprechender Beschluss von Kabinett und Bundestag erforderlich sein, hieß es in den Berichten. Ein neues Gesetz sei dafür nicht erforderlich.
Mit dem Gesetzentwurf legt sich das Verteidigungsministerium damit auf die Zielgröße von 80.000 zusätzlichen Soldaten und Soldatinnen fest, die sich vor allem aus den der NATO zugesagten künftigen Fähigkeiten der Bundeswehr ergeben. Offiziell hatte der Verteidigungsminister bislang nur von 50.000 bis 60.000 gesprochen. Die Gesamtzahl von 460.000 Angehörigen der Streitkräfte einschließlich der Reserve war dagegen bereits seit einiger Zeit auch öffentlich kommuniziert worden. Wie schnell dafür eine Wehrpflicht wieder eingeführt wird, scheint noch offen.
Hier fehlt das Thema Frauen. Soll es bei den Frauen tatsächlich beim freiwilligen Fragebogen bleiben? 6 Monate freiwilliger Wehrdienst nur im Heimatschutz dürfte langweilig werden. Aber vor allem bringt dieser keine aktiven Soldaten für die Kampfverbände. Meine Sorge ist, dass die BW dann schlechter steht bei den länger dienenden FWDL. Und zu glauben, dass aus den Wehrpflichtigen dann viele Zeitsoldaten zu gewinnen seien, könnte ein großer Reinfall werden. Denn die Schweden sagen klar, dass sie zwar genug Freiwillige bekommen, so dass sie nicht Zwangsweise einziehen müssen . Aber es würden sich weniger Wehrpflichtige weiterverpflichten als erwartet. Die Weiterverpflichtungsquote sei im Vergleich zum früheren freiwilligen Dienst gesunken. Und die Freiwilligen mit mehr Geld ködern zu wollen halte ich für Geldverschwendung, weil der SPD der Mut zur richtigen Wehrpflicht fehlt. Nur WG LKW Führerschein wird es keinen Ansturm geben. D.h. das Modell wird scheitern & der Streit über Wehrpflicht nachher zur Regierungskrise. Dass das neue Gesetz erst im August ins Kabinett soll & Start erst im Mai 2026 ist unnötige Zeitverschwendung! Als Frage der Gerechtigkeit sollten auch die Frauen mindestens verpflichtet sein, den Fragebogen auszufüllen. Dies geht mit einfachem Gesetz. Nur ob eine Musterungspflicht für Frauen nur durch einfaches Gesetz geht oder durch Verfassungsänderung könnte streitig sein.
@Closius, was wollen Sie mit dem Pflichtfragebogen für Frauen erreichen? Zum einen wird man Frauen ohne Änderung des Grundgesetzes nicht verpflichtend einziehen könne und das Problem das der Fragebogen allein keine weiteren Freiwilligen generiert, ist geschlechtsneutral.
Davon ab, auch 6 Monate Wachausbildung bringen die Bundeswehr weiter. Die kann man dann direkt im Heimatschutz verplanen.
Wer denkt sich BMVg so etwas aus? Es wird nicht gut gehen.
Neulich habe ich irgendwo gelesen: Die Bundeswehr hat 80.000 Soldaten, die kämpfen können, und sie hat 100.000 auf der Tribüne.
Es wäre besser, die Truppenstärke auf 160.000 zu reduzieren und die Reserve zu professionalisieren.
Es zeigt sich Bewegung rund um Kriegsfähigkeit, offenbar personell aber zugehörig auch materiell:
Bloomberg berichtet, dass Deutschland 2.500 GTK Boxer und 1.000 Leopard 2 für rund 29 Milliarden zur Erfüllung der neuen Fähigkeitsanforderung der NATO – hier die Aufstellung und Ausstattung von sieben Kampfbrigaden – bestellen will.
https://www.bloomberg.com/news/newsletters/2025-07-04/germany-prepares-tank-order-to-boost-nato-forces
Der Ansatz von Pistorius ist vielversprechend, als erster Wurf. Entscheidend wird die tatsächliche Dienstantrittsstärke sein, werden die beabsichtigten Personalstärken erreicht?
Es ist zu bezweifeln.
Parallel wird doch hoffentlich an der Ausgestaltung der 6 Monate gearbeitet, netto versteht sich, ohne 4 Urlaubswochen und SAZV. In intensiver und fordernder Basisausbildung, mit kriegsnahen Elementen, lassen sich Ausbildungsziele erreichen, die den einsatzfähigen Sicherungssoldaten garantieren.
Ein Anfang.
[Ehe jetzt alle auf die Bloomberg-Meldung einsteigen und was dazu sagen wollen: 1. sind es angeblich 29 Mrd US-dollar, das bisschen Zeit für die Währungsangabe sollte man schon mitbringen. 2. auf die nächsten 10 Jahre gerechnet. 3. ist das eine nicht bestätigte Zahl, und ich bin mal sehr gespannt, ob die so bleibt. 4. hat diese Meldung mit dem Thema Wehrpflicht nur sehr mittelbar zu tun, so das 5. alle weiteren Kommentare dazu rausfliegen. T.W.]
Das wird ein Rohrkrepierer! In spätestens 24 Monaten muss man sich dann über Rückkehr zur Pflicht unterhalten.
+80.000 Soldaten wo sollen die auf freiwilliger Basis her kommen. Freiwillige Basis bringt seit Jahren ziemlich genau 180.000 Soldaten.
6 Monate Dienstzeit. Genau der Mist war maßgeblich für das Aussetzen der Wehrpflicht, weil man die Rekruten nirgends verwenden konnte. Die waren nur noch sinnfreier Ballast. 12 Monate ist das untere Ende um einen Mannschafter auf einem Dienstposten soweit zu haben das er das sicher kann was er tut und man ihn in die Reserve entlassen kann… 18 oder 24 Monate sind da deutlich geeigneter.
Es wird sich nicht ein junger Mensch zusätzlich bei den Streitkräften bewerben unter diesen Bedingungen. Der aktuelle FWDL hält sich seit Jahren konstant bei bei um um bei 10.000 obwohl er nicht limitiert ist… Freiwillig ist das Potential abgeschöpft.
Und jetzt sollen die Leute in Masse in den Heimatschutz…. wo zuletzt ein paar hundert den Weg hingefunden haben. Sagt man denen 6 Monate gammeln im Heimatschutz mit 50+ 3B Reservisten (BIERBAUCH, BART UND BRILLE). Hat man das ohne Leberzirrhose und Boreout überlebt darf man in die richtige Truppe und auch Panzerfahren…
Neee, einfach neee.
Die zwei Jahre in denen das nicht funktioniert kann man sich sparen. Wehrpflicht her und dann die Wehrpflichtigen aussuchen lassen was sie wollen.
1) Vollzeit Bundeswehr
2) Teilzeit Heimatschutz
3) Ersatzdienst im Zivilschutz
4) Ersatzdienst im Rettungsdienst
5) Grenzschutzdienst wie im GG vorgesehen
6) Zivildienst
7) Jährliche Ersatzabgabe wenn nix gemacht wird