Bundeswehr zieht Evakuierungsverband für Libanon ab – aber schickt neues Kriegsschiff

HINWEIS: Es gibt eine korrigierte Neufassung, nachdem die Marine sich doch noch dazu geäußert hat

Die Bundeswehr zieht den Evakuierungsverband ab, der angesichts des Krieges zwischen Israel und der islamistischen Hamas für eine schnelle Abholung deutscher Staatsbürger aus der Region bereitsteht. Allerdings wird dennoch ein neues Kriegsschiff für eine mögiche Evakuierungsoperation ins östliche Mittelmeer geschickt – und dafür aus einem Eingreifverband der NATO abgemeldet.

Die Rückverlegung des Evakuierungsverbandes mit mehr als 1.000 Soldaten und Soldatinnen, der sich auf Zypern für eine mögliche Evakuierungsaktion vor allem aus dem Libanon bereithielt, hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius bereits vergangene Woche angeordnet. Am (heutigen) Dienstagabend meldeten Auswärtiges Amt und Wehrressort das auch offiziell in einer gemeinsamen Pressemitteilung:

Die Bundeswehr hält ihre Ressourcen für Evakuierungsoperationen grundsätzlich so verfügbar, dass sie weltweit flexibel auf Krisenlagen reagieren kann. Seit dem 28. Oktober ist der Einsatzverband für militärische Evakuierungsoperationen auf Zypern einsatzbereit. Die langanhaltende Bindung der Evakuierungskräfte in einer Region reduziert die grundsätzliche Reaktionsfähigkeit der Bundesregierung auf andere Szenarien.
Die Bundesregierung verfolgt die angespannte Lage im Nahen Osten weiterhin genau und fordert unter anderem weiter alle deutschen Staatsangehörigen auf, Libanon zu verlassen. Das ist weiter mit kommerziellen Flügen möglich. In enger Koordinierung haben das Bundesministerium der Verteidigung und das Auswärtige Amt Möglichkeiten der Präsenz und Kräftereduzierung geprüft.
Im Ergebnis wird der auf Zypern bereitgehaltene Evakuierungsverband in enger Abstimmung mit unseren internationalen Partnern in dieser Woche beginnend ab morgen reduziert. Ein wichtiger Teil der Evakuierungskräfte sowie des Materials verbleiben auf Zypern, um eine Kernfähigkeit zur sofortigen Handlungsfähigkeit und für eine etwaige militärische Evakuierungsoperation vor Ort zu erhalten.
Die nach Deutschland zurückgebrachten Kräfte werden kurzfristig abrufbar gehalten, um im Falle einer Lageverschärfung schnell reagieren zu können.

Auf Zypern bleiben voraussichtlich eine niedrige zweistellige Zahl von Soldaten des Verbandes sowie das Material für eine Evakuierungsoperation. Allerdings soll am kommenden Donnerstag der Einsatzgruppenversorger Bonn aus Wilhelmshaven auslaufen und das Schwesterschiff Frankfurt am Main in der Seeregion vor dem Libanon ablösen. Das ist deshalb bemerkenswert, weil die Bonn eigentlich ab Anfang kommenden Jahres für einen Einsatz in der NATO-Speerspitze, der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) vorgesehen war.

Aus der Mitteilung der Marine vom (gestrigen) Montag:

Der Einsatzgruppenversorger „Bonn“ verlässt am 23. November 2023 um 15:00 Uhr seinen Heimathafen Wilhelmshaven, um dort den Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ ablösen, damit sich Schiff und Besatzung auf das anstehende „Indo-Pacific Deployment 2024“ (IPD 24) vorbereiten können.
Die ungefähr 170 Personen, unter anderem mit eingeschiffter Bordfacharztgruppe, Zahnarztgruppe, Militärpfarrer und Stabspersonal, unter dem Kommando von Kommandant Fregattenkapitän Eike Deußen (49), sollten ursprünglich ab Januar 2024 an der Very High Readiness Joint Taskforce Maritime (VJTF M) teilnehmen. „Als der Befehl kam, aufgrund der politischen Lage das Schiff und die Besatzung auf ein frühest mögliches Auslaufen ins Mittelmeer vorzubereiten, haben alle beteiligten Stellen, von der Besatzung, über das Marinearsenal bis zur Industrie, sehr gut an einem Strang gezogen. Ich bin stolz auf meine Besatzung, sie verhält sich trotz dessen, dass wir ungeplant und über die Weihnachtszeit abwesend sein werden, absolut vorbildlich“, so der Kommandant. (…)
Die Marine verlegt einen Einsatzgruppenversorger in das östliche Mittelmeer, um dem Einsatzführungskommando der Bundeswehr für eine eventuelle Evakuierung deutscher Staatsbürger eine seegehende Einheit zur Verfügung zu stellen. Derzeitig wird dieser Auftrag durch „Frankfurt am Main“ wahrgenommen.

(Archivbild Juni 2019: Einsatzgruppenversorger Bonn bei der Übung Baltops 2019 in der Ostsee – Kerstin Krumm/Bundeswehr)