Lektionen aus dem Krieg gegen die Ukraine: Schnell wirksame Schritte zur besseren Versorgung Verwundeter
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat auf vielen Ebenen gezeigt, was ein konventioneller Krieg bedeutet – nicht zuletzt für die Zahl der Verwundeten und ihre Versorgung. Die Bundeswehr hat sich in den vergangenen Jahren auf die sanitätsdienstliche Betreuung von Soldatinnen und Soldaten in Auslandseinsätzen konzentriert und sieht sich mit der Orientierung auf Landes- und Bündnisverteidigung mit anderen und neuen Anforderungen konfrontiert. Sanitäts-Stabsoffizierin Dr. Stephanie Krause hat die aus ihrer Sicht wichtigsten Lektionen des Kriegs gegen die Ukraine und mögliche Schlussfolgerungen aufgeschrieben – ihre persönliche Einschätzung und Meinung, nicht die offizielle Sicht des Sanitätsdienstes der Bundeswehr:
Nach deutlich über einem Jahr des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sind die Erkenntnisse über die sanitätsdienstliche Versorgung auf allen Ebenen sowohl der russischen, vor allem aber der ukrainischen Streitkräfte auch in der Truppe in Deutschland angekommen – nicht zuletzt über die Schilderungen in sozialen Medien. Inzwischen gibt es auch erste Überlegungen, was das für uns als Sanitätsdienst der Bundeswehr bedeuten kann oder besser muss. Zusammenfassend haben diese Erkenntnisse gezeigt, dass wir – medizinisch gesehen – zwar inzwischen eine der besten Einsatzarmeen für das Internationale Krisenmanagement geworden sind. Aber die Veränderung zu Streitkräften, die sanitätsdienstliche Unterstützung in Large Scale Combat Operations in der Bündnis- oder gar der Landesverteidigung stemmen können, müssen wir schneller voranbringen.
In der aktuellen Situation gilt leider, dass außer dem Feststellen von Handlungsbedarf (kein Erkenntnisproblem, wie der damalige Generalinspekteur Eberhard Zorn schon 2022 äußerte) hinsichtlich manifester Entwicklungen in sanitätsdienstlich-fachlichen Fragen sowohl in der Truppe als auch von außen wahrnehmbar nicht viel passiert zu sein scheint – abgesehen von Forderungen nach einer Umfangserhöhung der Sanitätskräfte aller Ebenen. Die Deutungshoheit über nötige fachliche Maßnahmen, bis zur infrage/in-Abrede-Stellung sanitätsdienstlicher (NATO) Grundsätze liegt derzeit (gefühlt) in der Hand des Deutschen Heeres. Natürlich wird unter Fachleuten natürlich viel und lebhaft hinter den Kulissen diskutiert, auf die Truppe wirkt sich das aber nicht unmittelbar und sichtbar aus.
Folgende Erkenntnisse aus dem Kriegsgeschehen liegen unter anderem zusammengefasst vor (die Reihenfolge bedeutet keine Bewertung):
• Überdehnte Räume und somit lange Transportwege über Land zu Fuß, Straße und Schiene mit teilweise improvisierten Transportmitteln und nicht koordinierten Spontantransporten. Lufttransport spielt so gut wie keine Rolle.
• Lange Verweildauer von hohen Verwundetenzahlen in den Sanitätseinrichtungen der verschiedenen Ebenen einschl. ganz vorne beim Verwundetensammelpunkt (Casualty Collection Point, CCP) auf Kompanieebene, mit daraus folgenden Konsequenzen wie z.B. Wundinfektionen sowie erhöhter Amputationsrate bei lang anliegendem Tourniquet.
• Permanente Überlastung der Sanitätseinrichtungen, aber auch des ersthelfenden Nicht-Sanitätspersonals, auf Grund der langen Betreuungszeiten und Anzahl der Verwundeten, einschließlich einer bestehenden Ressourcenknappheit in nahezu allen Bereichen des Sanitätsmaterials (Blut, Verbandsmittel, Medikamente u.v.m).
• Verletzungsmuster 44 Prozent im Bereich der Extremitäten mit Schuss-/ Explosions-/Splitterverletzungen sowie 32 Prozent Kopf- und Halsverletzungen, aber ein ebenso hohes Aufkommen an Infektionskrankheiten bei schlechten Unterbringungsbedingungen der Truppe.
Dazu anzumerken ist, dass die ukrainischen Streitkräfte wie die deutschen entlang einer Rettungskette von vorn nach hinten planen und die an die NATO angelehnten Definitionen nutzen, sprich vom Verwundetensammelpunkt (CCP) zur Role 4.
Die den sanitätsdienstlichen Planungsrationalen zu Grunde liegenden Ableitungen mit der Formel 10-1-2 (gem. NATO AJP 4.10: 10 Minuten bis Ersthilfe, 1 Stunde bis notfallmedizinische Versorgung, 2 Stunden bis chirurgische Erstversorgung) sowie entsprechenden Berechnungen anhand von Ausfallraten zur notwendigen Alimentierung des Sanitätsdienstes sind gemacht. Auch in diesem Krieg sterben die Menschen an bekannten Verletzungsmustern und Folgen mit Schwerpunkt in der ersten Stunde nach nach Verwundung. Die Forderungen nach einem Aufwuchs, personell und materiell, liegen auf dem Tisch und bedürfen nun einer Billigung und weiteren Umsetzung. Diese werden sich jedoch, berücksichtigt man nur die Herausforderungen bei der Nachwuchsgewinnung und dem Halten des Stammpersonals sowie die Dauer der notwendigen Ausbildungen zum Fachpersonal, in den kommenden fünf Jahren noch nicht auswirken können.
Es ist weithin bekannt und auch hinreichend öffentlich kommuniziert, dass der Ist-Zustand des Sanitätsdienstes mit der Unterstützung der Division25 bereits ein All-in erfordert (vgl. Interview mit dem Inspekteur des Sanitätsdienstes in Europäische Sicherheit und Technik vom 1. April 2020). Hier ist nun Handeln im gesamtstaatlichen und streitkräftegemeinsamen Kontext nötig.
Doch wie kann der erkannte Bedarf schneller wirksam und einfacher umsetzbar gedeckt werden?
Einige Beispiele, wie rasch Quick Wins im Sinne sicht- und spürbarer Veränderungen erzielt werden könnten:
1. Ausbildung des Nicht-Sanitätspersonals stärken
Das Nicht-Sanitäts-Personal trägt die Hauptlast der Versorgung in den ersten Minuten und auch Stunden. Hierzu befähigen wir aktuell ausgewähltes Nicht-Sanitäts-Personal im Zuge Einsatz-Ersthelfer B (EEH-B) Trainings entlang des MARCH-Schemas (Massive Hemorrhage/ Airway/Respiration/Circulation/Hypothermia) gemäß des Konzeptes Tactical Combat Casualty Care.
Bereits auf der Ebene Einsatz-Ersthelfer A (EEH A) muss allerdings der nächste Schritt getan werden. Nicht nur bedarf es einer deutlich längeren Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten. Es müssen zum einen die Abnahme eines Tourniquets und der Ersatz durch einen adäquaten (Druck)Verband sowie die Fähigkeit der Entlastung eines Spannungspneumothorax ausgebildet werden. Die in den NATO AMedP 8-12 und 8-15 festgelegten Maßnahmen stellen hier die Grundlage dar. Ebenfalls muss in der Ausbildung ein deutlich stärkerer Fokus auf Verletzungen im Schädel-Hirn- und Gesichtsbereich gelegt werden.
Der Ukraine-Krieg zeigt, dass auf Grund der langen Liegezeiten bereits im CCP medizinische Maßnahmen wie weiter gehende Wundversorgung, Gabe von Antibiotika und Blut(ersatzstoffen) notwendig sind. Es ist daher schleunigst eine erweiterte Befähigung entlang der Prolongued Casualty Care auf das MARCHH-PAWS-L (wie oben plus Head Injury/ Pain Control/ Antibiotics/ Wounds/ Splinting/ Logistics) für einen erweiterten Personenkreis der kämpfenden und kampfunterstützenden Truppe herzustellen. Hier bieten sich die EEH B an.
Dazu bedarf es im Vorfeld einer raschen juristischen Klärung, um Handlungssicherheit herzustellen, sowie einer Ausbildung des ausbildenden Sanitätspersonals. Die Ressourcen in den Ausbildungseinrichtungen, hier vor allem Zeit und Verbrauchsgüter, sind zu schaffen. Zusätzlich muss auch das Thema palliative Betreuung Sterbender angegangen werden, weiterhin die Lagerung und pflegerische Versorgung Verwundeter.
2. Ausstattung mit Sanitätsmaterial
Aktuell umfasst die Ausstattung aller SoldatInnen unter anderem Morphin-Autoinjektoren und ein Tourniquet. Allerdings ist Morphin in der ausgegebenen Menge nicht viel, und ein Mensch hat vier Gliedmaßen. Das bedeutet: Die Ausstattung ist unzureichend angesichts der komplexen Verletzungsmuster, die in einem Gefecht mechanisierter Kräfte mit langer Verweildauer der Verwundeten in den Stellungen zu erwarten sind. Sie muss also dahingehend umfassend ergänzt und erweitert werden, einschließlich notwendiger Anpassungen wie vorkonfektionierte Antibiotika für die unter 1. genannten Maßnahmen der Ersthelfer B.
3. Gefechtsdienst aller (Sanitäts)Truppen
Auch die SoldatInnen, die sich unter dem Schutzzeichen des Roten Kreuzes bewegen, müssen für das Überleben auf dem Gefechtsfeld ausgebildet und trainiert werden. Der Umgang mit den Handwaffen unter Belastung, das Führen von Fahrzeugen und das Orientieren im Gelände und anderes mehr ist nicht nur für das Sanitätspersonal, sondern auch für das Überleben der ihnen anvertrauten Verwundeten zwingend notwendig. Hier gilt es Ressourcen im Sinne freier Zeiträume zu schaffen, in denen das Sanitätspersonal von anderen Aufträgen entlastet wird.
Die permanente Bindung der Sanitätsstaffeln und der Bundeswehrkrankenhäuser in der realen Gesundheitsversorgung erfordern hier neue Ideen, wie auch dieses Personal seinen militärischen Aufgaben wieder mehr nachkommen kann, um im Ernstfall nicht zu einer Belastung der Truppe zu werden. Darüber hinaus muss bei Übungsvorhaben des Deutschen Heeres darauf bestanden werden, dass das Training realistischer sanitätsdienstlicher Versorgung einschließlich der Auswirkung von Verlusten nicht nur auf die Gefechtsführung auf allen Ebenen immer ein Teil der Ausbildung sein muss. Auch dafür bedarf es ausreichender Sanitätskräfte zur Unterstützung, die dann ggf. nicht für die Realversorgung von „eye candy Vorhaben“ zur Verfügung stehen
Ausblick: Das Undenkbare denken!
Zum militärischen Denken gehört auch immer ein Worst Course of Action und mögliche Reaktionen darauf. Das Undenkbare nicht zu denken, wäre angesichts von Zeitenwende, Demographie, GenZ-Diskussion und sinkenden Einstellungszahlen fahrlässig. Bei gleichbleibenden politischen Ambitionen Deutschlands, im Rahmen der Bündnisse zu agieren und die Kräfte unverändert anzuzeigen, muss auch langfristig hinterfragt (und auch eine Antwort gegeben) werden, wie umzugehen ist mit dem Missverhältnis zwischen Sanitätskräften und zu unterstützender Truppe.
Die Antwort, die durch die Raucherecken bestimmter Teilstreitkräfte wabert, lautet oft im Krieg sterben nun einmal Menschen und wir können nicht jeden retten. Das ist zwar richtig, aber ebenso kaltschnäuzig, muss es doch unser Anspruch sein, auch in einem eventuellen Krieg mit den Erfahrungen, für die unsere ukrainischen Freunde und Freundinnen gerade einen enorm hohen Blutzoll zahlen, besser vorbereitet ins Gefecht zu gehen.
Die Truppenführenden – und niemand sonst! – müssen hier Verantwortung über- und das Thema mit ganz oben auf die Agenda nehmen.
Wie hoch ist der Preis, den man zu zahlen bereit ist, wenn es zum scharfen Ende kommt? Diese Frage ist durch die verantwortlichen militärischen Führenden und die politische Leitung zu beantworten. Vor allem gegenüber den kämpfenden Soldatinnen und Soldaten und ihren Angehörigen, die sich bisher immer auf eine den Umständen angepasste, aber bestmögliche Versorgung verlassen konnten, wenn sie ihr Leben für unsere Freiheit aufs Spiel setzen.
(Archivbild August 2023: Das Sanitätsregiment 3 demonstriert Verteidigungsminister Boris Pistorius auf dem Standortübungsplatz Dornstadt die taktische Verwundetenversorgung in der Rettungsstation – Patrick Grüterich/Bundeswehr)
Sehr interessanter Beitrag, die Autorin überschätzt jedoch meiner Meinung nach die Verfügbarkeit des Einsatzersthelfers B (EEH B).
Diese Fähigkeit ist eine Nebenqualifikation von Soldaten deren „Platz“ am Steuer eines Gefechtsfahrzeuges oder im Kampfstand ist und nicht im Verwundetennest.
Der EEH B ist nunmal ein Kind der Stabilisierungsmissionen und nicht des hochintensiven Krieges.
Der EEH B kann – wenn ermächtigt wie durch die Autorin beschrieben – sicherlich in einigen Situationen dazu beitragen, dass die Versorgung besser wird. Im Hochintensiven Gefecht wird ein EEH B aber in der Masse der Fälle nicht verfügbar sein, weil er für das eigene Überleben und das der Kameraden kämpfen muss.
Ohne ausreichend festes und geschultes Personal, deren Hauptaufgabe die Sanitätsversorgung ist, auf Zug- und Komapnieebene (für die Kampftruppe gesprochen) wird es nicht gehen.
Es ist nach diesem Artikel evident, dass die enge Verzahnung bzw. organisatorische Einbindung der Sanitätskräfte mit Bataillonen, Brigaden und Divisionen die essentielle Voraussetzung für wirksame Gesundheitsversorgung im Einsatz in der LV/BV ist. Hier muss endlich der Schritt zurück getan werden. Langstrecken- Krankentransport, „Resevelazattorganisation“, BwKrhs und der wissenschaftliche Bereich können und sollten zentral organisiert sein.
Problem gut erkannt. Die Lösungsansätze gab es ab der Heeresstruktur 4 leider nicht mehr. Vorher verfügte ein Kampfbataillon über eine eigene Sanitätseinrichtung, welche bei Übungen immer , ähnlich den Kampfunterstützern, mit im Gelände waren und in der Übung mitgeführt wurden.
Kohäsion innerhalb der SanTrps und der Kampftruppe war sehr gut und jeder wusste, was der andere konnte.
Spätestens mit der Abgrenzung der Sanität in einen eigenen OrgBereich (Zentraler Sanitätsdienst), war diese zweckmäßige Unterstellung nicht mehr gegeben.
Vielleicht überdenkt jemand ja die Struktur der Bundeswehr, ich befürchte aber eher nicht.
@Wa-Ge
Wie sieht es denn rechtlich aus: der EEH B trägt ja kein Schutzzeichen. Ein Verwundetennest i.d.R. auch nicht, und ein CCP ? CASEVAC per Heli kann man wohl vergessen da alles was fliegt und bekämpft werden kann auch – wenn als „Nicht Eigener“ erkannt – bekämpft wird.
Auf YT gibt es bei „Nachgefragt“ ein paar interessante Videos zum Thema Saniät:
https://www.youtube.com/watch?v=K9qsxyNIKdk
https://www.youtube.com/watch?v=45UplhzNDVA
https://www.youtube.com/watch?v=YsSdf2J8B-c&t=853s
Die Stunde der Wahrheit auf allen Ebenen! Jetzt wird nach Jahrzehnten ernsthaft über den V- bzw. Bündnisfall in all seiner Konsequenz nachgedacht. Das Ergebnis ( all-in bei der Division25) wird interessant.
Gleichzeitig sei auf die parallele NotSan-Diskussion im zivilen Sektor hingewiesen, wo auch in Zeiten knapper Ressourcen die ärztl. Kompetenzen „nach unten“ weitergereicht werden sollen.
Herzlichen Dank für die sehr zutreffende Darstellung der Challenge „sanitätsdienstliche Versorgung der Truppe im Gefecht“, die, leider auch „traditionell“, stiefmütterlich behandelt wird.
Es sollte nach Rückbesinnung auf LV/BV die aktuelle Organisation des Sanitätsdienstes, aus Zeiten StabOp herrührend (sanitätsdienstliche Betreuung von Soldatinnen und Soldaten in Auslandseinsätzen s.o.), durch Einheiten des Sanitätsdienstes aus den Sanitätsregimentern überprüft werden. Zumindest beim Heer kann die wieder unmittelbare Zuteilung zu den Div und Brig gewinnbringend sein, womit ich bewusst nicht einer AufbauOrg SanGrp im Btl das Wort rede!
Die dezentralisierte Zuteilung der SanKr in den verschiedenen Einsatzräumen weltweit machte unter weitgehenden Friedensbedingungen, die auf alle Fälle im Heimatland zutraf, sicher Sinn.
Ob das bei Einbeziehung Mitteleuropas in die Kampfzone (Large Scale Combat Operations s.o) noch zweckmäßig ist, darf bezweifelt werden, ist zumindest neu zu bewerten, nicht durch das Kommando Sanitätsdienst ausschließlich. Dass Lessons Identified/~ Learned aus #RUSUKRWAR berücksicht werden versteht sich von selbst, was ausdrücklich keine ungeprüfte Übernahme UKR Verfahren und Organisation bedeutet.
„Die Truppenführenden – und niemand sonst! – müssen hier Verantwortung über- und das Thema mit ganz oben auf die Agenda nehmen“.
So ist es.
Allerdings erlaube ich mir den Blick in die Definitionsnomenklatur des Heeres, wonach Kommandeure, Kommandierende Generale der Brigaden, Divisionen und Korps Truppenführer (*) sind, Truppenführende noch nicht.
Gleiches trifft auf ablauforganisatorisch, Bedarfs orientiert geformte Kommandeure der Gefechtsverbände (GefVbd aka Battlegroup) zu.
* führen das Gefecht nach Grundsätzen des „Gefecht verbundener Waffen (GefvbuWa)“.
Was Wa-Ge sagt! Wir machen soviel als Nebenaufgabe und nutzen das als Feigenblatt für die Planung. Frau OTA Dr. Krause hat aber mit einem absolut recht: wann lassen wir endlich die Hosen runter und zeigen ein LOA an, welches wir auch mit unseren Ressourcen leben können.
Machen wir uns nichts vor :
In einem echten V-Fall auf Weltkriegsniveau wird jeder deutsche Soldat, der irgendwie ne Hilfs-Sani Ausbildung gemacht hat, bei der freiwilligen Feuerwehr mal war oder sonstwie mal Erste Hilfe gelernt hat mit nem Skallpell oder ähnlichem ausgerüstet und zum Hilfs Chirurgen ernannt.
Zudem hoffentlich auch jeder Zivilist, der Ersthilfe und Snitätswesen irgendiw gerlernt hat, dafür rekrutiert, wenn er sonst nix Wichtiges zu tun hat.
Merke dazu den Grundsatz der Ersten Hilfe:
„Wenn man gar nichts tut, stirbt der Notfall-Patient garantiert…bei unsachgemäßer oder nicht perfekter Hilfe nur vielleicht“
Mal wieder eine Folge der in Anspruch genommenen Friedensdividende.
Anscheinend hat man nicht nur die Dividende verbraucht, sondern einen guten Teil des Stammkapitals gleich mit.
Wie wir alle wissen, gestaltet sich der personelle Aufwuchs schwierig, bzw ist nicht existent. Alternativ kann man das Heer so umorganisieren, daß es mit den vorhandenen Kräften funktioniert. Ich sehe hier jede Menge Aufgaben für eine vernünftige Reserve (nicht die Rudimente, die wir jetzt haben).
Jedes Btl/ Kp hat zugeordnete SanKr – zukünftig sogar fest zugewiesen. Diese werden aber nicht reichen & vor allem bei eingefrorenen Stellungen unter Artillerie nicht überall sein können. Ggf als Erklärung, warum ich (!) der Meinung bin, dass wir diese verstärken müssen durch die bessere Ausbildung der Nicht SanKr. Frage des SP halt.
@Dr. Stephanie Krause
„Jedes Btl/Kp hat zugeordnete SanKr – zukünftig sogar fest zugewiesen“.
Ok.
Was heißt dies „zukünftig fest zugewiesen“ aufbauorganisatorisch? Teil der Grundgliederung, abgestellt (zur Dienstleistung), unterstellt, aZa? Ab wann, schon für NRF/VJTF, für ständige Litauenbrigade (geeignet als Testbed)?
Größenordnung, pers/mat?
Die SollOrg/Pers unterscheidet sicher zwischen z.B. PzBtl mit ca 500 und JgBtl von < 1000 Köpfen? Eins für alle passt nicht.
Ich möchte eine andere Beobachtung und Erfahrung teilen, die unbedingt in eine umfassende Bewertung mit einfliessen sollte:
RUS SK greifen gezielt medizinische (zivile) und sanitätsdienstliche Einrichtungen und entsprechendes Personal an. Im ersten Kriegsjahr in mehr als 700 registrierten Fällen. Der Abschub von Verwundeten aus der Kampfzone, die (wenn auch vorübergehend) Konzentration von Personal/ Material/ Aktivität bleibt fdl. Aufklärung nicht lange verborgen.
Die Häufung solcher unrechtmässiger Angriffe lässt jedoch auf gängige Befehlspraxis schliessen. Führung duldet oder befiehlt also solche Angriffe.
Wenn Sanität von einer Kriegspartei also als de facto legitimes Ziel betrachtet wird, müssen Schlussfolgerungen gezogen werden, die über die Überlegungen von OTA Krause weit hinausgehen.
Empörung und Delegitimation helfen nicht weiter, wenn RUS SK und deren Proxy- Milizen das Hum. Völkerrecht bewusst oder billigend ignorieren.
Dieser Krieg dürfte ein ziemlich herber reality check für die militärische Führung sein.
Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, als man die Anweisung „Kriegsnah ausbilden“ erst in „Einsatznah ausbilden“ umbenannt und dann klammheimlich in der Schublade hat verschwinden lassen. Das ist nun schon einige Monde her, aber in der Sache ist es nicht besser geworden.
Man kann nur hoffen, daß die mil. Führung sich wieder bewusst geworden ist, welchen Auftrag die Bundeswehr eigentlich hat.
P.S. Das ist sehr zugespitzt vorgetragen, aber ich habe mir meinerzeit den Mund fusselig geredet und dafür nur ein ziemlich mildes Lächeln geernet.
„Die permanente Bindung der Sanitätsstaffeln und der Bundeswehrkrankenhäuser in der realen Gesundheitsversorgung erfordern hier neue Ideen, wie auch dieses Personal seinen militärischen Aufgaben wieder mehr nachkommen kann, um im Ernstfall nicht
zu einer Belastung der Truppe zu werden.“
Und welche könnten das denn sein? Die Quantität könnte sicherlich schon mal erhöht werden, indem wir die Ärzte in den Kommandos wieder in die Kuration schicken. Wenn Nicht-Sanitäts-Personal nun wieder mehr den Job von Sanitätspersonal machen sollen, dann können sicherlich auch Nicht-Ärzte die Verwaltungsarbeit machen. Zu polemisch? In einem Teil sicherlich. Aber zu viele Ärzte (die überall Mangelware sind) nutzen in der Bw statt Skalpell lieber Faber-Castell.
Das Undenkbare denken? Vielleicht sogar handeln?
Attraktiver wäre sicherlich auch, wenn Bw Ärzte in zivilen und bestehenden Häusern sich quasi permant fachlich InÜbung halten könnten (heimatnah), als zusätzliche Kraft dann dort vor Ort sind (Add on) und einfacher für definierte Zeiträume für militärische Aufgaben dann wieder zur Verfügung stehen – das System Bw Krankenhaus macht heutzutage keinen Sinn mehr, auch in Hinblick auf LV/BV nicht – und es würden sich sicherlich auch grundsätzlich mehr Ärzte finden die bereit wären, auch nur für eine paar Jahre, zu dienen, wenn es nicht nur in Koblenz, Berlin, Ulm, Hamburg oder Westerstede sein kann. Andere Länder machen das auch schon so.
Gilt übrigens auch für Truppenärzte, die eh keine „Hausärzte der Truppe mehr sind“, weil sie permant Löcher stopfen und ständig an einem anderen Standort aushelfen.
Auch dieses Personal wäre sicherlich glücklicher, wenn es heimatnah arbeiten könnte (bei Niedergelassen) und dann ebenso abgestellt werden würde.
Soldaten würden eine „Krankenkassenkarte“ kriegen und sich im zivilen versorgen lassen bei den nicht 90/5 relevanten Dingen.
Letztlich wird aber ja nichts neues aufgezeigt. Auch schon in Zeiten von Afghanistan wurde mit schönen englischen Begriffen „train as you fight“ und ähnlichen auf oben genannte Mängel aufmerksam gemacht. Es gibt immer welche, die zeitlich versetzt das gleiche erzählen, ohne, dass fassbare Ergebnisse letztlich umgesetzt werden. Leider. Aber das würde ja auch bedeuten, dass konkret Kritik geübt werden müsste und Ross und Reiter benannt werden.
Wenn es dann heißt „Die Truppenführenden – und niemand sonst! – müssen hier Verantwortung über- und das Thema mit ganz oben auf die Agenda nehmen“ wer soll das bitte konkret sein? Das ist so ein Wohlfühlsatz wo sich niemand konkret wiederfindet, den alle Unterschreiben und niemand in Verantwortung ist. Im Zweifel sind es aber immer die Kameraden eines Ktgtes die es dann vor Ort klären und verantworten dürfen.
Ich bin jedenfalls sehr gespannt wie sich der ZSanDst weiter entwickelt (oder abwickelt?) – in den Taten wird man es sehen.
@ Dr. Stephanie Krause sagt:
19.09.2023 um 17:53 Uhr
„Frage des SP halt.“
Das mit dem SP im Gefecht ist ganz einfach, der liegt in der Gefechtsführung, sonst kann es ganz schnell passieren, dass sich die feindliche Sanität um das Verwundetennest kümmern muss.
Löcher an einer Stelle stopfen indem man diese an einer anderen Stelle aufreißt hat noch nie zum Erfolg geführt.
Am Ende sind aus meiner Sicht nicht die organisatorische Zuordnung und die Unterstellungsverhältnisse des sanitätsdienstlichen Personals relevant, sondern dessen Stärke, fachliche Qualifikation und Ausstattung. So lange hier massive Defizite in Relation zum Patientenaufkommen bestehen, ändert das alles nichts am Dilemma. Alle (vor Allem auch die politischen) Entscheidungsträger stehen vor der Frage: wie hoch soll der Preis sein, den wir bereit sind zu zahlen? Davor die Augen zu verschliessen, ist keine Lösung.
Im Übrigen völlig irrelevant in der aktuellen Praxis scheint die Frage des Schutzzeichens und des Status (Kombattant etc). Das interessiert die Gegenseite offenbar herzlich wenig.
Mein persönlicher Eindruck stimmt mit dem überein, was E. Hagen ausführt: erkennbare medizinische Versorgungseinrichtungen oder Transportmittel sind ein lohnendes Ziel – und das nicht erst im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine. Solche Angriffe demoralisieren, binden Logistik und wirken sich bei Aufall des Fachpersonals nachhaltig negativ auf die Versorgungsqualität aus – Wehrersatz für z.B. Fachärzte, operationstechnische Assistenten oder Anästhesie/Intensiv/andere Fachpflegekräfte ist kaum realistisch. Von daher sehe ich persönlich jeden Ansatz z.B in Richtung forward surgical elements mit Skepsis. Angesichts für uns kaum vorstellbarer Transparenz auf dem Gefechtsfeld und der Möglichkeit kosteneffizienter drohnengestützter Aufklärung und Wirkung werden inhärent wenig mobile Einrichtungen der Rolle 2 aufwärts sehr vewundbar, egal wie hoch geschützt/mobil wir sie bislang geplant haben. Vielleicht kann man hier nur scoop & run optimieren um dieser Quadratur des Kreises – golden hour vs. Verwundbarkeit der Behandlungseinrichtung – näher zu kommen. Und da stimme ich inhaltlich Frau OTA Dr. Krause zu: Hilfe zur Selbsthilfe erfordert zwar wiederum Ausbildungszeit und wer Verbindet kann schlecht kämpfen. Aber ein Outsourcen dieser Leistungen an einen wie auch immer gearteten Sanitätsdienst, in der Hoffnung damit das Problem delegiert zu haben, ist unrealistisch. Dp-Umfang und Reserven bei der Personalgewinnung zeigen da enge Grenzen auf. Vielleicht müssen wir eine bessere Ersthelferorganisation, deutlich verstärkte, eingebettete Combat Medic-Komponente und autonome Patiententransportdrohnen im Wirkverbund mit herkömmlichem Cas- und Medevac hin zu weiter im rückwärtigen Raum liegenden Ebene 2/3 denken. Ich bin gespannt, wie die WE in dieser Hinsicht laufen wird.
Was in der Diskussion noch nicht betrachtet wird: Im Falle LV/BV werden wir nicht nur auf die aktiven Sanitäts(-hilfs)truppen zurückgreifen, sondern auf Reserve oder (ggf. auch unfreiwillig) auf restliche zivile (oder dann nicht mehr zivile) Kräfte. Böse gesagt wird die Politik entscheiden müssen, ob eine 30 jährige Soldatin wichtiger ist und versorgt wird, oder die Krebsvorsorge für einen 85-jährigen… Oder anders ausgedrückt: Was zu Coronazeiten als Damokles-Schwert heraufbeschworen wurde, wird Wirklichkeit werden: Triage…
Und wie man auf beiden Seiten (UKR-RUS) feststellt: Es gibt eine Zwangsrekrutierung, sollte man nicht genügend Freiwillige finden. Da wird einem der KDV-Antrag auch nicht viel helfen.
Hier sehe ich den Skandinavischen Ansatz recht interessant. Dort werden Wochen für Interessierte angeboten, um sich in Themen wie „Leben im Felde“, Sanitätsdienst (Grundlagen), Logistische Versorgung,… weiterzubilden. Diese Teilnehmer hätten dann im Falle einer Zwangsrekrutierung das Wahlrecht zwischen Kampf- oder Unterstützungstruppen. Wobei man natürlich das Verhältnis der Bevölkerung zum (also pro) Militär dort komplett anders einschätzen muss…
Wenn auch vielleicht offtopic: Vielleicht ist es notwendig, dass der Krieg nach Deutschland kommt (und wenn auch nur durch mass casualties in Nachbarländern), damit die Bevölkerung endlich feststellt, dass die Bundeswehr eben nicht eine Folgeorganisation der Wehrmacht ist, sondern Staatsbürger in Uniform (was übrigens alle anderen außerhalb Deutschlands festgestellt haben, auch wenn sie es manchmal bewusst nicht zugeben.)
[Ihre Meinung ist Ihre Meinung. Warum Sie allerdings den totalen Krieg ausrufen, incl. Abschaffung des Grundgesetzes („Da wird einem der KDV-Antrag auch nicht viel helfen.“) bleibt Ihr Geheimnis. Auch die Gleichsetzung von russischer und ukrainischer Rekrutierung ist … sagen wir mal interessant. T.W.]
getroffen um in der Unterversorgung zu verrecken oder westlich nobel versorgt zu werden ?
für mich der interesannteste Thread seit langem. Und von Frau Dr. Krause knackig aufgestellt.
Mal sehen, wieviel das Überleben Verwundeter der Politik wert ist.
Ich finds schade, dass Frau Dr. Krause nach einer eingängigen Herleitung am Ende fachlich doch nur auf wenig Neues schließt: Wir brauchen mehr Personal, mehr Ausbildung und mehr Ausrüstung… alles im Grunde bekannt. Die dicken Bretter werden nicht gebohrt:
1. Einführung truppenorganischer Sanität schon im Frieden wie bei den Fallschirmjägern ähnlich dem Konzept der Gefechtsstandszüge oder der Fernmeldebataillone im Heer (ist zwar IT, gehört aber dem Heer). Bedeutet ja nicht gleichzeitig die Auflösung des sakrosankten zentralen Sanitätsdienstes.
2. Einstellung von Sanitätspersonal über den DP-Umfang hinaus (kenne genug gute und motivierte Soldaten, die Notfallsanitäter werden möchten, aber nicht können, weil es keine Stellen gibt).
3. Weitere Verschlankung der Führungslinie bei den Sanitätsstabsoffizieren. Wer führen darf kann nicht vollumfänglich kurrativ tätig sein.
4. Noch stärkeres und frühzeitiges Bonding der Sanitätsstabsoffiziere mit der Truppe schon im Studium (hier Truppe ungleich Sanitätsdienst).
5. Verpflichtende Teilnahme von Sanität an Übungen ab Ebene Bataillon. (Wenn es den Kp/Btl’en zugewiesene Sanität gibt, wie angeführt, wo sind dann die ganzen Rettungsstationen während der Übungen? —> abwesend)
Danke @JuWz & @schiffsarzt, hatte schon Sorge, mich missverständlich ausgedrückt zu haben. Natürlich kann so ein Artikel auch kein vollständiger Abriss sein, die meisten Dinge sind ja auch intern im Hochlauf – aber das Thema Qualifizierung EEHA/ B sowie Ausstattung scheint mir eben drängender und lösbarer als andere, grundsätzlichere Fragen.
@all
Auch (und gerade) bei diesem Thema empfehle ich, den alten Lehrsatz „Denken – Drücken – Sprechen“ zu beherzigen. Wenn ich in einem – nicht freigeschalteten – Kommentar lese „wir brauchen ein deutsches Butscha“, bitte ich dringend darum, vorher nachzudenken.
Grundsätzlich wünscht sich jeder Verwundete natürlich die bestmögliche Versorgung und zwar sofort. Das gibt es aber im Zivilen Leben schon nicht, weil etwa der Krankenwagen im Stau feststeckt und im Gefecht schon gleich viel weniger, weil der Krankenwagen oder Sani vielleicht auch gerade abgeschossen wurde.
Das heißt dann eben regelmäßig, dass Nichtärzte Schwerverletzte versorgen müssen, weil keine Professionelle Hilfe in Sicht ist. Und hier macht es eben den entscheidenden Unterschied, ob ein panischer Ersthelfer kopflos alles Blut mit Verbänden versteckt, wenn er sich überhaupt traut etwas zu tun oder ob jemand mit minimalen medizinischen Kenntnissen tatsächlich die Blutung sauber stoppen kann. Und wenn dann noch Ausrüstung vorhanden ist und gar fachkundig ein Zugang gelegt werden kann, dann macht das den Unterschied zwischen Leben und Tod, bzw. Chance auf vollständige Genesung vs. Invalidendasein.
Ich würde einfach grundsätzlich Erste Hilfe bzw. Grundlagen der Medizinischen Versorgung, schon als Schulfach einführen. Das hilft in allen Bereichen und entlastet auch das Gesundheitssystem, wenn nicht mehr alle wegen jedem Kratzer glauben zum Arzt rennen zu müssen. Das ist natürlich auf absehbare Zeit unrealistisch, aber etwas ist in der Richtung tatsächlich schon passiert, weil es das jetzt offenbar an vielen Schulen als freiwilliges Fach in Form einer AG gibt.
Und beim Militär gehört Schießen und Verbinden meiner Meinung nach sowieso zusammen. Das sollte genauso regelmäßig gedrillt werden, wie alles andere.
Das heißt genügend echte Ärzte und Chirurgen und einen professionellen Verwundetentransport usw. braucht es natürlich immer noch und so viel als möglich. Aber realistisch wird man deren Zahl nicht so einfach erhöhen können, wie man die Grundfähigkeit des einfachen Soldaten erhöhen kann, fachkundige Ersthilfe zu leisten und zu stabilisieren, bis die Profis übernehmen können.
@P.K.
„Was in der Diskussion noch nicht betrachtet wird: Im Falle LV/BV werden wir nicht nur auf die aktiven Sanitäts(-hilfs)truppen zurückgreifen, sondern auf Reserve oder (ggf. auch unfreiwillig) auf restliche zivile (oder dann nicht mehr zivile) Kräfte.“
Das hatte ich im Faden „KDV“ ja gemeint mit der Dienstverpflichtung in einer „Lazarettorganisation“.
Sanitätsreserve ausbauen im Zivilen als auch durch hinzuziehung ziviler medizinischer Profis als Reservisten ist die biliigste flexible Lösung einiger dieser Probleme.
Solange aber Interessenten nach einem Jahr keine Antwort auf Ihre Bewerbung von BAPers bekommen und die Abbrecherrate angesichts dieser Ignoranz bei 70 % liegt kann es ja so schlimm nicht bestellt sein..
Es muss erst richtig weh tun, bevor die Zeitenwende von Tempo 30 auf der Autobahn gradeaus auch nur ansatzweise eine Wendebewegung erkennbar wird.
@ Trevor Faith Das Buch heißt mittlerweile „Gefechtsnah ausbilden“. Meine Ausgabe ist von 2021.
Meine Reservistenkameradschaft führt jedes Jahr ein Biwak durch. Vorrangig geht es da um Themen der Gefechtsausbildung. Aber auch die taktische Verwundetenversorgung hat da mittlerweile einen hohen Stellenwert. Bei der Ausbildung werden wir von aktiven Sanitätssoldaten unterstützt. Die wiederum profitieren von unserem Wissen und Können z.B. beim Thema Leben im Felde. oder Sicherung. Wir arbeiten auch mit anderen Blaulichtorganisationen zusammen, um unseren Ausbildungsstand zu erhöhen.
@Lukan: Die Schulen sind heute schon mit Lehraufträgen überfrachtet, da bringt dann auch die eine Stunde Erste Hilfe ziemlich wenig. Ich für meine Unternehmenseinheit bin schon vor knapp einem Jahrzehnt dazu übergegangen, dass alle neuen Mitarbeiter, egal ob im Büro oder im Außeneinsatz, verpflichtend an einer Ersthelferausbildung teilnehmen. Ich möchte, dass alle sich des Gefahrenpotentials der Industrie gewahr sind, in der wir arbeiten, zum anderen sehe ich auch den gesellschaftlichen Aspekt. Und mehrere von meinem Mitarbeitern waren schon mal als Ersthelfer gefordert, ich selber auch. Sowas könnte man von staatlicher Seite vgl. gut ausrollen und – ähnlich wie G-Vorsorgeuntersuchungen – semi-verpflichtend machen. Zumindest werden damit innerhalb der Gesellschaft Grundlagen geschaffen, die nützlich sind. Das bringt zwar dem San-Dienst im ersten Schritt keinen Aufwachs, sorgt aber dafür, dass die Reaktionsfähigkeit der Ersthelfer im Schnitt höher ist und häufiger die richtigen Maßnahmen getroffen werden, als ohne Vorkenntnisse.
Gesellschaftlich hat es immer dann erhebliche Fortschritte gegeben, wenn die Betroffenheit groß und dicht an einem selber gewesen ist. Erst nach dem Flugunfall in Rammstein wurde das Überfliegen von Zuschauermengen verboten. Und erst nach dem Anschlag in Berlin 2016 hat man sich ernsthaft Gedanken über die physische Absicherung von öffentlichen Plätzen etc. gemacht. Das die Zahl der Plätzen in Rettungsbooten mindestens mit der Zahl der an Bord befindlichen Seelen zu korrespondieren hat, ist letztlich der Titanic zu verdanken (auf deren Basis letztlich die SOLAS-Richtlinien entstanden sind). Überall „musste erst was passieren“ bevor ernsthaft gehandelt wurde. Dabei waren die Risiken lange im Vorwege bekannt. Nur wurden sie (konsequent) ignoriert da teuer und unbequem und oft auch nicht Wählerstimmen-affin. Letztlich kann man dem nur mit kontinuierlicher Kommunikation der Notwendigkeit in den Medien entgegenwirken um langfristig die gewünschten Lern- und Umsetzungseffekte zu erzielen.
Bin bei vielen Punkten bei OTA Dr. Krause – außer bei den organisatorischen Maßnahmen der SanKr – aber da gehen halt die Ansätze und der Anspruch eben auseinander.
Zum Thema Ausbildung EEH:
Einfach den EEH B zum heutigen A machen und den CFR B zum heutigen EEH B – in Bezug auf „wer macht was“
Das brächte uns zumindest im Erhalt von Leib und Leben weit nach vorne. Heilung und Therapie sind völlig andere Themen….
Es ist schön zu lesen, das die ärztliche Seite der Sanität ein verschärftes Bewusstsein für die Problemsituationen im Falle der Landes/Bündnisverteidigung entwickelt. Sicher werden Lösungsansätze gefunden werden. Deshalb hier auch eine kleine Nachfrage, weil es so „still“ geworden ist : … gibt es Fortschritte beim Aufbau der „Lazarettzüge“ ?
Tatsächlich sind die ELUSA auf die Implikationen Out od Area EInsätze und Orts und Häuserkampf ausgelegt. Und die Kamerad*Innen Ärtzte brauchen im TTTVV immer den ein oder anderen Durchgang um zu verinnerlichen, dass sie nicht im OP sind. Bei LV/BV kommt mehr als nur die schiere Masse an Verletzten dazu …
War lange genug bei VJTF der Sanität FüUstg und Stationsleiter im TTTVV und um bei @Thelen einen drauf zu setzen, die Sanis warten auf den Tag an dem dem Heer der Troß mit Frau, Kind und Zeug zur Versogung hinterher zieht.
Handlungsbedarf erkannt, Gefahr (für versehrte Kameraden) gebannt?
[Handlungsbedarf erkannt: Abkürzungen erläutern. T.W.]
@Lukan:
in Schweden wird seit dem Kindergarten der Umgang mit Notfällen geübt.
Zuerst geht es nur um den Hilfe holen einschl. telefonieren. Mit zunehmenden Alter dann schrittweise weitere Schritte. Als Jugendliche sind sie auf dem Stand von Ersthelfern.
@SanDino
Was man öffentlich über die „Lazarettzüge“ hört läßt mich ratlos zurück. Es wird wohl wieder eine nicht praxistaugliche Goldrandlösung auf Basis ICE geben. Meine Bmerkungen hierzu:
– wichtig ist etwas „Robustes“ – wenig störanfällige Elektronik (z.B. bei Türöffnung)
– Dieseltraktion
– wenig „Plüsch“ für leichte Reinigung (Blut) und Desinfektion
– leichte und schnelle Beladbarkeit – Tragen, u.a. (ideal wären die alten Gepäckwagen mit dem Rollo, u.a.
– Aufenthaltsräume / Kantine für Personal und Frachtabteil
– keine Komplettzüge um ggf. Teile auskoppeln und abstellen zu können
Ich wäre für etwas in der Art der alten „Silberlinge“, die haben auch eine größere Innenhöhe (vielleicht täuscht das aber):
https://de.wikipedia.org/wiki/N-Wagen#Lazarettwagen
Nur einmal so als Ideen. Davon ab muß natürlich geklärt werden welche KH-Standorte denn angefahren werden sollen, direkten Bahnanschluß haben wohl die wenigsten, wobei man natürlich im Industriebereich Hallen entsprechend vorbereiten könnte (ja, das ist dann kein Friedensstandard).
@SanDino ich persönlich glaube nicht, dass von Seiten Sanität da jemand zum Jagen getragen werden muss. Ich bin alt genug um noch ein echtes „Coleurverhältnis“ zwischen meinem Marine-Sanitätszentrum und dem von uns betreuten Seebataillon zu kennen – waren zwar nicht organisch eingebettet, aber in der gleichen Kaserne untergebracht und natürlich bei jedem Übungsvorhaben mit draussen. Zeiten ändern sich, neue Dinge werden machbar und zeitgleich schreiten Subspezialisierung und Patientenschutz voran. Das stellt Ausbilder mitunter vor unlösbare Aufgaben: Allgemeinchirurg mit Erfahrung in Zweihöhleneingriffen mit ein wenig Kopf+Hals, gerne auch mal zur Versorgung komplexer Schussbrüche einsetzbar? Atemwegssicherung durch Assistenzpersonal? Wo soll er das denn im aktuellen Rechtsrahmen lernen dürfen (kaltstartfähig!)? Der ZSanDstBw hat es überhaupt erst möglich gemacht sich solchen Problemen zu nähern. Er hat zugleich seine Existenz – nach meiner persönlichen Auffassung natürlich – mit zu großen eingepreisten Synergieeffekten bei der Umstrukturierung bezahlt. Aber einen Tod musste man sterben. Bei allen murmeltierartig wiederholten Diskussionen der letzten Jahre, zuletzt auch zur möglichen Auflösung des SanDst, erlebe ich immer wieder ähnliche Muster: „gebt uns eure Dp, wir können das besser. – Oha, so wenige wären das? Und was hängt noch dran? SanMatVersorgung? Ausbildung? Wir machen dann doch das mit den Fähnchen“, gerne mit dem Angebot unrealistischer Leistungsvereinbarungen garniert. Wie gesagt, alles rein persönliche, vermutlich mit starkem Bias versehene Auffassung. Wir sollten uns nun wirklich von eingetretenen Pfaden lösen und aus den Gräben treten.. Wer in der heißen Phase in Afghanistan war, weiß wie schnell der Satz „im Krieg wird halt gestorben“ in der Schublade verschwindet. Und wenn schon der humanistische Ansatz nicht greift, so sei an die Bedeutung der Return-to-Duty-Rate erinnert, gerade in Zeiten immer höherer Ausbildungsanforderungen in praktisch jeder Verwendungsreihe von erheblicher personalwirtschaftlicher Relevanz. Wir sind halt, neben vielen Anderen nur ein Rad im LP „Einsatzbereite Kräfte Sicherstellen“. Verstärkungsreserve ist schön, aber die High potentials die wir gerne hätten werden auch territorial im Sinne Gesamtverteidigungsstrategie gebraucht. Kein einziges Sicherstellungsgesetz regelt Vorrang bei medizinischer Versorgung für die Truppe. Der ZSanDstBw, nein wir alle, müssen zunächst einmal mit den Dp leben, die wir haben. Ein großer Wurf ist nicht in Sicht, aber der von @DrStefanieKrause beschriebene Ansatz ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Und natürlich brauchen wir im gesamtgesellschaftlichen Ansatz solche Dinge wie Umrüstbarkeit von Zügen zu Verwundetentransportmitteln, die nicht einmal zwingend durch die Bundeswehr betrieben oder personell besetzt werden müssten. Bäderschiffe hatten auch einmal diese Funktion. Aber das sind Dinge, die es ressortübergreifend zu regeln gilt. Hier unten im GB Bw gilt nach meiner Überzeugung: Verwundetenversorgung in der Bw muss integrativ und gemeinsam gedacht werden, mit organischen und zentralen Anteilen, denn wir wollen nicht eine Situation wie seinerzeit auf der HMS Sheffield: „Wir haben behandelt wer es zu uns geschafft hat. Die anderen hätten sowieso nicht überlebt“. Agite dum ;).
Schon lange ist der Stellenwert der Befähigung aller Soldatinnen & Soldaten in medizinischer Notfallversorgung bei einer der kampfstärksten Verbände der US Army erkannt und Teil der Philosophie geworden:
The 75th Ranger Regiment encompasses the „Big five philosophy“: marksmanship, physical training, MEDICAL training, small-unit tactics, and mobility for the success of the individual Ranger and the Ranger mission.
Quelle: https://www.army.mil/ranger/
[Hervorhebung durch Verfasser]
Ohne eine fundierte, gut ausgestattete und permanent geübte Selbst- und Kameradenhilfe hilft medizinisches Fachpersonal weiter hinten nichts.
Ja – ich bin auch für eine gute sanitätsdienstliche Versorgung im Felde. Am besten auf einen Panzergrenadier einen Sanitäter – und zwar einen Profi. Organisiert in einem Sanitätsbataillon pro Brigade. Und keinesfalls Truppensanitätsdienst mit Bataillonsarzt und SanGrp in der 1./-.
Wo kämen wir denn da hin, wenn der Dok und die Sanis wieder dem Kommandeur der Kampftruppe unterstünden? Das hat doch 60 Jahre lang funktioniert – geht also gar nicht mehr.
Nur mal so.
[„Am besten auf einen Panzergrenadier einen Sanitäter“ – ich glaube nicht, dass Zynismus der Situation angemessen ist. T.W.]
@ Thomas Melber und @ Schiffsarzt
Danke für die Erläuterungen.
@aussenstehender
Ja, von mir aus auch bitte bei uns schon im Kindergarten damit anfangen. In den Ernstfällen, die ich erlebt habe, bestand die Reaktion der meisten Erwachsenen eher darin panisch im Kreis zu rennen, als zu helfen.
@Y-998201
Das klingt vernünftig was ihr macht im Reservistenverband. Ist das jetzt allgemein Standard oder mehr Eigeninitiative?
Eine weitere Komponente der zukünftigen Verwundetenversorgung und -transport könnten auch technische Lösungen sein. Als Beispiel, nicht als Werbung gedacht, könnten Drohnen sein, die Medikamente und Gerät transportieren oder Verwundete (https://avilus.com/de/) oder auch medizinisches Personal? Gibt es weitere technische Lösungen die auf dem Schlachtefeld helfen würden, besonders welche die Ersthelfer, Sanitäter und Ärzte entlastet?
Wie einige Kommentare hier schon richtig konstatieren: Erste Hilfe gehört zur überlebensnotwendigen Basisbegähigung eines jeden Soldaten. Punkt. In Zeiten veränderter Rahmenbedingungen muss diese in ihrer Qualität inkl. Ausbildung und Material den anzunehmenden Umständen angepasst werden. Ich denke, darum ging es im Artikel von Dr. Krause. Das ist eine vollkommen logische Folgerung. Dem Sanitätsdienst sind die an ihn gestellten Herausforderungen bewusst und er stellt sich ihnen. Dass daraus Ressourcenforderungen erwachsen, ist ein ebenso logischer Schluss, der aus dem Missverhältnis zwischen den für IKM aufgestellten Kräften und den für LV/BV benötigten resultiert. Diesbezüglich sitzen alle Organisationsbereiche im gleichen Boot und sollten gemeinsam der Politik entgegentreten und nicht die üblichen Grabenkämpfe austragen.
Die Wahrheit ist doch in einem Kriegsszenario wissen wir doch ziemlich genau was auf uns zu kommt. WK1/2 und aktuell die Ukraine zeigen es in aller Deutlichkeit mit welcher Menge an Verwundeten man rechnen muss. Die Ukraine schafft das auch nur ansatzweise weil täglich aus ihrer rückwärtigen Lazarettorganisation Betten frei gemacht werden weil Patienten über ganz Europa verteilt werden.
Unsere Reservelazerettorganisation ist nicht mehr exestent und das war einst…..
*Bis 1990 waren es 126 Reservelazarettgruppen mit ungefähr 126.000 Betten. Sie gehörten zum Territorialheer und waren der bei weitem größte Reservebereich der Bundeswehr.*
*Dienstposten (V) einer Reservelazarettgruppe
Stabs- und Versorgungskompanie: 49 Offiziere, 69 Unteroffiziere, 46 Mannschaften, 103 Zivilangestellte
5 Lazarette mit 60 Sanitätsoffizieren, 110 Unteroffizieren, 15 Mannschaften und 160 Zivilangestellten
Insgesamt: 109 Sanitäts-/Offiziere, 179 Unteroffiziere, 61 Mannschaften, 263 Zivilangestellte*
….und das ganze multipliziert mit 126!
Mal abgesehen das uns bereits ein Bruchteil davon während COVID wohl extrem den Arsch frei gehalten hätte.
Aber bei einem Mangel bei Zivilen Sanitätspersonal wäre es wohl auch müßig über einen neu Aufbau nachzudenken. Meine Mutter hat in ihrem letzten Abiturjahr wie fast alle ihre Klassenkameradinnen eine Rotkreuz Schwesternhelferin Ausbildung aber das war 1964, da gab es in ihrem Abi Jahrgang auch keinen einzigen anerkannten Kriegsdienstverweigerer und die Männer haben alle für eine ROA Ausbildung beim Bund unterschrieben. Zeiten ändern sich halt.
Es ist zwar nur ein Detail, aber man könnte Offizieren, welche die Qualifikation zum Rettungssanitäter (RS) zivil erworben haben, die Möglichkeit geben, diese als TIV-ID anerkennen zu lassen und sich so in Übung zu halten.
Momentan ist das aus bürokratischen Gründen nicht möglich.
[I wouldn’t know a TIV-ID if it fell on my head… bitte so was ausschreiben/erläutern. T.W.]
@ lukan Das ist Eigeninitative einiger unserer Mitglieder, die auch vom Landesverband beobachtet wird. Die Ausschreibung dazu ist offen und wird gut angenommen. Auch von aktiven Soldaten. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Dazu kommen noch Ausbildungen mit der Polizei und privat organisierte Weiterbildungen. Es gibt Anbieter, die Weiterbildungen von Soldaten und Polizisten organisieren. Das ist dann aber aus eigener Tasche zu bezahlen.
ELUSA: Einsatzlandunspezifische Ausbildung -> Vorbereitung Auslandseinsätze
TTTVV: Teamtraining taktische Verwundetenversorgung -> Übszenario Gefecht auf Truppebene mit Fokus auf Evakuierung und Erstversorgung versehrter Kameraden und übergabe am Evakuierungspunkt zur weiteren ROLE -> Kämpfen und Versorgen muss gleichzeitig.
LV/BV: Landesverteidigung/Bündnisverteidigung -> In Abgrenzung zu Out of Area Einsätzen reguläre Kreigsführung mit Panzerschlacht und Artilleriegefecht.
OP: Der Raum im Krankenhaus, wo chirurgische Eingriffe stattfinden -> Operation
zu ROLE: https://www.bundeswehr.de/de/einsaetze-bundeswehr/mali-einsaetze/minusma-bundeswehr-un-einsatz-mali/einsatz-training-role-1-minusma-5393738
@WielanddS, und woher weiß der Störsender des Gegners / sein MG das das eine San-Drohne ist und keine Kamikaze-Drohne oder die Lieferung aus San- Material besteht und nicht aus Munition?
@ WielanddS
Es kommt in der Situation des Notfalles vor allem auf praktikable Zweckmäßigkeit des zur Verfügung gestellten Materials an, neben dem klaren Kopf ! Was alt ist, muß nicht schlecht sein, wenn es modernisiert werden kann. Bei wenig San Personal müssen die Frauen und Männer mit reparierbarer Technik entlastet werden. Wer körperlich ausgepowert ist, kann irgendwann nicht mehr ordentlich denken und macht Fehler. Ziviles Beispiel : in meiner „Maienblütezeit“ war die Ferno-Trage der „letzte Schrei“ manuell wenig Rückenfreundlich bedienbar. Welcher Rettungswagen einer Berufsfeuerwehr ist heute nicht mit einer Trage unterwegs bei der die Hubarbeit nicht durch E – Motoren unterstützt wird.
Die Fußabsaugpumpen für Trachealkatheter waren im kalten Krieg bei der BW „schick“.
Jeder von mir gepflegte Patient mit Trachealkanüle hat heute ein elektrisch betriebenes Absauggerät für den Heimbedarf zu Hause. Auch von der anderen Seite kann man etwas abschauen für den taktischen Bereich ganz vorne. Der Luaz mit Seilwinde war nicht schlecht meiner Meinung nach und für Bergung einsetzbar,
Diesen Beitrag bitte nur als Anregung verstehen.
@Dr. Stephanie Krause,
Danke dafür, dass das Thema angesprochen und die Situation so deutlich dargestellt haben. Danke auch an alle anderen für die Erläuterungen. Es war sehr interessant, zu erfahren was heute so Standart bei Ausbildung und Ausstattung der Truppe ist. Ich bin allerdings zu lange raus, um den verwendeten Abkürzungen immer folgen zu können. Ich hoffe, das diejenigen, an die sich ihr Aufruf richtet diesen verstehen können.
Ich frage mich, wie zivile Resourcen aktuell im V-Fall in die Versorgung von Soldaten eingebunden werden können. Im Fall der Ukraine werden Verletze ja Europa-weit auch nicht nur in Militärkrankenhäusern versorgt. Angesichts der angespannten personellen Situation in der zivilen medizinischen Versorgung und speziell bei den Rettungsdiensten glaube ich aber nicht, das aus dieser Richtig Entlastung zu erwarten ist.
@JuWz: „Im Übrigen völlig irrelevant in der aktuellen Praxis scheint die Frage des Schutzzeichens und des Status (Kombattant etc). Das interessiert die Gegenseite offenbar herzlich wenig.“
Wenn man das zu Ende denken will, dann hat Frau Dr. Krause recht wenn sie eine bessere Gefechtsausbildung der SanKr anmahnt. Gleichzeitig ist eine SanEinr auf dem Gefechtsfeld dann nicht mehr ausschließlich durch SanKr sondern durch Infanterie zu sichern….woher nehmen wir die denn wohl???
@Schlammstapfer
Auch die Versorgung Verwundeter bedarf vieler helfenden Hände, es gibt da für „Ungelernte“ ein weites Betätigungsfeld abseits der medizinischen Versorgung i.e.S.
Die Lernkurve wird im übrigen sehr steil sein. Man sieht das ja auch gut an der UKR wobei natürlich die Frage ist wie lange denn eine direkte Konfrontation NATO – RUS überhaupt dauern würde.
Die manchmal in den Kommentaren gewünschten Erste-Hilfe-Kurse für für die Bevölkerung bzw. Schulkinder gibt es bereits als „Erste Hilfe mit Selbstschutzeinheiten“: https://www.bbk.bund.de/DE/Themen/Akademie-BABZ/BABZ-Angebot/Studium-Ausbildung-im-BeVS/EHSH/ehsh_node.html
Zitat: „Im aktuellen Förderzeitraum (2020 – 2024) ist geplant, im gesamten Bundesgebiet bis zu 450.000 Personen auszubilden.“
Und an die „Dann kommt Sanität eben aus der Reserve“-Fraktion: Wir reissen also ein Loch, um ein anderes zu stopfen? In Zeiten von Pflegenotstand und immer weiter überdehnten Rettungsdiensten kann man da nicht mal einfach mal beliebig Personal entnehmen.
@Franz S. sagt:
22.09.2023 um 14:32 Uhr
….Und an die „Dann kommt Sanität eben aus der Reserve“-Fraktion: Wir reissen also ein Loch, um ein anderes zu stopfen? In Zeiten von Pflegenotstand und immer weiter überdehnten Rettungsdiensten kann man da nicht mal einfach mal beliebig Personal entnehmen….
Es geht nicht um den Friede Freude Eierkuchen Friedensgrundbetrieb…. Es geht um Kriegsverwendungstaugliche Strukturen für den Fall eines Krieges in Mitteleuropa. Im Krieg gibt es Opfer und Tote und Invaliden… an der Front wie auch Zuhause. Sei es weil die alltagsgefahren weiter lauern oder weil der Gegner Zivileinfrastruktur vernichtet…. für die Opfer unter der Zivilbevölkerung ist die Zivilverteidigung zuständig. Heißt dann das Angebote der allgemeinen Gesundheitsversorgung nur noch stark eingeschränkt zur Verfügung stehen und viele Arztpraxen geschlossen bleiben. Siehe COVID Lage, da war auch nix mehr mit geplanten OP’s.
Die Medizinische Versorgung der Kämpfenden Truppe hat dann in einem solchen Szenario einfach Vorrang. Da wird quasi abgewogen wen man versorgt… den 22 Jährigen Soldaten mit Polyteaumata oder den 72 Jährigen Krebspatienten… für beide reicht es einfach nicht. Auch wenn in Karlsruhe so hochtrabend festgestellt wurde das Behinderte oder Gehandicapte Personen in einer Triage nicht benachteiligt werden dürfen…. funktioniert genauso eine Triage, der Doc guckt 20 bis 30 Sekunden auf den Patienten und klebt dann eine Karte mit GRÜN/GELB/ROT/SCHWARZ an eben jenen… schwarz ist klar der kommt in den Sack, ab in die Kühlung. Rot… naja wenn zuviele da liegen kann es auch bedeuten, Morphium rein und bei Seite legen. Lieber ein Dutzend Gelb retten als vielleicht einen Roten….
Für die Zivilbevölkerung bedeutet das dann evtl. es kommt kein RTW, Versuch halt zum nächsten Behandlungsplatz zu kommen und hoffe das du an die Reihe kommst.
KRIEG IST DIE HÖLLE!