Lektionen aus dem Krieg gegen die Ukraine: Schnell wirksame Schritte zur besseren Versorgung Verwundeter
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat auf vielen Ebenen gezeigt, was ein konventioneller Krieg bedeutet – nicht zuletzt für die Zahl der Verwundeten und ihre Versorgung. Die Bundeswehr hat sich in den vergangenen Jahren auf die sanitätsdienstliche Betreuung von Soldatinnen und Soldaten in Auslandseinsätzen konzentriert und sieht sich mit der Orientierung auf Landes- und Bündnisverteidigung mit anderen und neuen Anforderungen konfrontiert. Sanitäts-Stabsoffizierin Dr. Stephanie Krause hat die aus ihrer Sicht wichtigsten Lektionen des Kriegs gegen die Ukraine und mögliche Schlussfolgerungen aufgeschrieben – ihre persönliche Einschätzung und Meinung, nicht die offizielle Sicht des Sanitätsdienstes der Bundeswehr:
Nach deutlich über einem Jahr des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine sind die Erkenntnisse über die sanitätsdienstliche Versorgung auf allen Ebenen sowohl der russischen, vor allem aber der ukrainischen Streitkräfte auch in der Truppe in Deutschland angekommen – nicht zuletzt über die Schilderungen in sozialen Medien. Inzwischen gibt es auch erste Überlegungen, was das für uns als Sanitätsdienst der Bundeswehr bedeuten kann oder besser muss. Zusammenfassend haben diese Erkenntnisse gezeigt, dass wir – medizinisch gesehen – zwar inzwischen eine der besten Einsatzarmeen für das Internationale Krisenmanagement geworden sind. Aber die Veränderung zu Streitkräften, die sanitätsdienstliche Unterstützung in Large Scale Combat Operations in der Bündnis- oder gar der Landesverteidigung stemmen können, müssen wir schneller voranbringen.
In der aktuellen Situation gilt leider, dass außer dem Feststellen von Handlungsbedarf (kein Erkenntnisproblem, wie der damalige Generalinspekteur Eberhard Zorn schon 2022 äußerte) hinsichtlich manifester Entwicklungen in sanitätsdienstlich-fachlichen Fragen sowohl in der Truppe als auch von außen wahrnehmbar nicht viel passiert zu sein scheint – abgesehen von Forderungen nach einer Umfangserhöhung der Sanitätskräfte aller Ebenen. Die Deutungshoheit über nötige fachliche Maßnahmen, bis zur infrage/in-Abrede-Stellung sanitätsdienstlicher (NATO) Grundsätze liegt derzeit (gefühlt) in der Hand des Deutschen Heeres. Natürlich wird unter Fachleuten natürlich viel und lebhaft hinter den Kulissen diskutiert, auf die Truppe wirkt sich das aber nicht unmittelbar und sichtbar aus.
Folgende Erkenntnisse aus dem Kriegsgeschehen liegen unter anderem zusammengefasst vor (die Reihenfolge bedeutet keine Bewertung):
• Überdehnte Räume und somit lange Transportwege über Land zu Fuß, Straße und Schiene mit teilweise improvisierten Transportmitteln und nicht koordinierten Spontantransporten. Lufttransport spielt so gut wie keine Rolle.
• Lange Verweildauer von hohen Verwundetenzahlen in den Sanitätseinrichtungen der verschiedenen Ebenen einschl. ganz vorne beim Verwundetensammelpunkt (Casualty Collection Point, CCP) auf Kompanieebene, mit daraus folgenden Konsequenzen wie z.B. Wundinfektionen sowie erhöhter Amputationsrate bei lang anliegendem Tourniquet.
• Permanente Überlastung der Sanitätseinrichtungen, aber auch des ersthelfenden Nicht-Sanitätspersonals, auf Grund der langen Betreuungszeiten und Anzahl der Verwundeten, einschließlich einer bestehenden Ressourcenknappheit in nahezu allen Bereichen des Sanitätsmaterials (Blut, Verbandsmittel, Medikamente u.v.m).
• Verletzungsmuster 44 Prozent im Bereich der Extremitäten mit Schuss-/ Explosions-/Splitterverletzungen sowie 32 Prozent Kopf- und Halsverletzungen, aber ein ebenso hohes Aufkommen an Infektionskrankheiten bei schlechten Unterbringungsbedingungen der Truppe.
Dazu anzumerken ist, dass die ukrainischen Streitkräfte wie die deutschen entlang einer Rettungskette von vorn nach hinten planen und die an die NATO angelehnten Definitionen nutzen, sprich vom Verwundetensammelpunkt (CCP) zur Role 4.
Die den sanitätsdienstlichen Planungsrationalen zu Grunde liegenden Ableitungen mit der Formel 10-1-2 (gem. NATO AJP 4.10: 10 Minuten bis Ersthilfe, 1 Stunde bis notfallmedizinische Versorgung, 2 Stunden bis chirurgische Erstversorgung) sowie entsprechenden Berechnungen anhand von Ausfallraten zur notwendigen Alimentierung des Sanitätsdienstes sind gemacht. Auch in diesem Krieg sterben die Menschen an bekannten Verletzungsmustern und Folgen mit Schwerpunkt in der ersten Stunde nach nach Verwundung. Die Forderungen nach einem Aufwuchs, personell und materiell, liegen auf dem Tisch und bedürfen nun einer Billigung und weiteren Umsetzung. Diese werden sich jedoch, berücksichtigt man nur die Herausforderungen bei der Nachwuchsgewinnung und dem Halten des Stammpersonals sowie die Dauer der notwendigen Ausbildungen zum Fachpersonal, in den kommenden fünf Jahren noch nicht auswirken können.
Es ist weithin bekannt und auch hinreichend öffentlich kommuniziert, dass der Ist-Zustand des Sanitätsdienstes mit der Unterstützung der Division25 bereits ein All-in erfordert (vgl. Interview mit dem Inspekteur des Sanitätsdienstes in Europäische Sicherheit und Technik vom 1. April 2020). Hier ist nun Handeln im gesamtstaatlichen und streitkräftegemeinsamen Kontext nötig.
Doch wie kann der erkannte Bedarf schneller wirksam und einfacher umsetzbar gedeckt werden?
Einige Beispiele, wie rasch Quick Wins im Sinne sicht- und spürbarer Veränderungen erzielt werden könnten:
1. Ausbildung des Nicht-Sanitätspersonals stärken
Das Nicht-Sanitäts-Personal trägt die Hauptlast der Versorgung in den ersten Minuten und auch Stunden. Hierzu befähigen wir aktuell ausgewähltes Nicht-Sanitäts-Personal im Zuge Einsatz-Ersthelfer B (EEH-B) Trainings entlang des MARCH-Schemas (Massive Hemorrhage/ Airway/Respiration/Circulation/Hypothermia) gemäß des Konzeptes Tactical Combat Casualty Care.
Bereits auf der Ebene Einsatz-Ersthelfer A (EEH A) muss allerdings der nächste Schritt getan werden. Nicht nur bedarf es einer deutlich längeren Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten. Es müssen zum einen die Abnahme eines Tourniquets und der Ersatz durch einen adäquaten (Druck)Verband sowie die Fähigkeit der Entlastung eines Spannungspneumothorax ausgebildet werden. Die in den NATO AMedP 8-12 und 8-15 festgelegten Maßnahmen stellen hier die Grundlage dar. Ebenfalls muss in der Ausbildung ein deutlich stärkerer Fokus auf Verletzungen im Schädel-Hirn- und Gesichtsbereich gelegt werden.
Der Ukraine-Krieg zeigt, dass auf Grund der langen Liegezeiten bereits im CCP medizinische Maßnahmen wie weiter gehende Wundversorgung, Gabe von Antibiotika und Blut(ersatzstoffen) notwendig sind. Es ist daher schleunigst eine erweiterte Befähigung entlang der Prolongued Casualty Care auf das MARCHH-PAWS-L (wie oben plus Head Injury/ Pain Control/ Antibiotics/ Wounds/ Splinting/ Logistics) für einen erweiterten Personenkreis der kämpfenden und kampfunterstützenden Truppe herzustellen. Hier bieten sich die EEH B an.
Dazu bedarf es im Vorfeld einer raschen juristischen Klärung, um Handlungssicherheit herzustellen, sowie einer Ausbildung des ausbildenden Sanitätspersonals. Die Ressourcen in den Ausbildungseinrichtungen, hier vor allem Zeit und Verbrauchsgüter, sind zu schaffen. Zusätzlich muss auch das Thema palliative Betreuung Sterbender angegangen werden, weiterhin die Lagerung und pflegerische Versorgung Verwundeter.
2. Ausstattung mit Sanitätsmaterial
Aktuell umfasst die Ausstattung aller SoldatInnen unter anderem Morphin-Autoinjektoren und ein Tourniquet. Allerdings ist Morphin in der ausgegebenen Menge nicht viel, und ein Mensch hat vier Gliedmaßen. Das bedeutet: Die Ausstattung ist unzureichend angesichts der komplexen Verletzungsmuster, die in einem Gefecht mechanisierter Kräfte mit langer Verweildauer der Verwundeten in den Stellungen zu erwarten sind. Sie muss also dahingehend umfassend ergänzt und erweitert werden, einschließlich notwendiger Anpassungen wie vorkonfektionierte Antibiotika für die unter 1. genannten Maßnahmen der Ersthelfer B.
3. Gefechtsdienst aller (Sanitäts)Truppen
Auch die SoldatInnen, die sich unter dem Schutzzeichen des Roten Kreuzes bewegen, müssen für das Überleben auf dem Gefechtsfeld ausgebildet und trainiert werden. Der Umgang mit den Handwaffen unter Belastung, das Führen von Fahrzeugen und das Orientieren im Gelände und anderes mehr ist nicht nur für das Sanitätspersonal, sondern auch für das Überleben der ihnen anvertrauten Verwundeten zwingend notwendig. Hier gilt es Ressourcen im Sinne freier Zeiträume zu schaffen, in denen das Sanitätspersonal von anderen Aufträgen entlastet wird.
Die permanente Bindung der Sanitätsstaffeln und der Bundeswehrkrankenhäuser in der realen Gesundheitsversorgung erfordern hier neue Ideen, wie auch dieses Personal seinen militärischen Aufgaben wieder mehr nachkommen kann, um im Ernstfall nicht zu einer Belastung der Truppe zu werden. Darüber hinaus muss bei Übungsvorhaben des Deutschen Heeres darauf bestanden werden, dass das Training realistischer sanitätsdienstlicher Versorgung einschließlich der Auswirkung von Verlusten nicht nur auf die Gefechtsführung auf allen Ebenen immer ein Teil der Ausbildung sein muss. Auch dafür bedarf es ausreichender Sanitätskräfte zur Unterstützung, die dann ggf. nicht für die Realversorgung von „eye candy Vorhaben“ zur Verfügung stehen
Ausblick: Das Undenkbare denken!
Zum militärischen Denken gehört auch immer ein Worst Course of Action und mögliche Reaktionen darauf. Das Undenkbare nicht zu denken, wäre angesichts von Zeitenwende, Demographie, GenZ-Diskussion und sinkenden Einstellungszahlen fahrlässig. Bei gleichbleibenden politischen Ambitionen Deutschlands, im Rahmen der Bündnisse zu agieren und die Kräfte unverändert anzuzeigen, muss auch langfristig hinterfragt (und auch eine Antwort gegeben) werden, wie umzugehen ist mit dem Missverhältnis zwischen Sanitätskräften und zu unterstützender Truppe.
Die Antwort, die durch die Raucherecken bestimmter Teilstreitkräfte wabert, lautet oft im Krieg sterben nun einmal Menschen und wir können nicht jeden retten. Das ist zwar richtig, aber ebenso kaltschnäuzig, muss es doch unser Anspruch sein, auch in einem eventuellen Krieg mit den Erfahrungen, für die unsere ukrainischen Freunde und Freundinnen gerade einen enorm hohen Blutzoll zahlen, besser vorbereitet ins Gefecht zu gehen.
Die Truppenführenden – und niemand sonst! – müssen hier Verantwortung über- und das Thema mit ganz oben auf die Agenda nehmen.
Wie hoch ist der Preis, den man zu zahlen bereit ist, wenn es zum scharfen Ende kommt? Diese Frage ist durch die verantwortlichen militärischen Führenden und die politische Leitung zu beantworten. Vor allem gegenüber den kämpfenden Soldatinnen und Soldaten und ihren Angehörigen, die sich bisher immer auf eine den Umständen angepasste, aber bestmögliche Versorgung verlassen konnten, wenn sie ihr Leben für unsere Freiheit aufs Spiel setzen.
(Archivbild August 2023: Das Sanitätsregiment 3 demonstriert Verteidigungsminister Boris Pistorius auf dem Standortübungsplatz Dornstadt die taktische Verwundetenversorgung in der Rettungsstation – Patrick Grüterich/Bundeswehr)
Spannende Gedanken!
Ich persönlich hätte vermutet, dass NotSan ideal wären als medizinische Leiter von CCP. NotSan losgelöst von Ärzten einzusetzen entfaltet erst ihre stärke und nutzt die Ressource adäquat.
Die BW nutzt diese Ressource nicht sinnvoll IMHO. Vielleicht überdenkt man diesen Punkt ja noch…
Klare Worte, welche die zu erwartenden Probleme bei einem LV/BV-Konflikt gut darstellen.
Ich möchte zwei Aspekte ergänzen:
Das Ausbildungskonzept der EH-A/EH-B ist in der Reserve schwer umzusetzen. Die Basisausbildung geht über eine ganze Woche. Mal abgesehen von einigen Berufsreservisten, können sich die meisten Reservisten nur für wenige Wochen im Jahr vom zivilen Job freistellen lassen. In dieser Zeit wollen die (ohnehin überlasteten) Beorderungsdienststellen ihre Reservisten auch in der Dienststelle einsetzen. Hier mal eben 1 Woche abzwacken ist schwierig. Die Ausbildung müsste also eher als DVag verteilt auf mehrere Wochenenden stattfinden. Dafür findet man aber kaum Ausbildungspersonal, insbesondere keine Ärzte.
Ein weiterer Aspekt sind die industriellen Herstellungskapazitäten von Sanitätsmaterial. Einige Produkte, z.B. Hyfin Chest Seals, sind bereits heute schwer zu bekommen. Wie soll das Material nachgekauft werden, wenn plötzlich die ganze NATO gleichzeitig bestellt. Man müsste die Hersteller für das Vorhalten höherer Fertigungskapazitäten bezahlen.
@Ich Sag Ja Schon Nix Mehr sagt:
23.09.2023 um 0:45 Uhr
…Einige Produkte, z.B. Hyfin Chest Seals, sind bereits heute schwer zu bekommen. Wie soll das Material nachgekauft werden, wenn plötzlich die ganze NATO gleichzeitig bestellt. Man müsste die Hersteller für das Vorhalten höherer Fertigungskapazitäten bezahlen….
Fragen sie Mal die Unternehmer die sich auf das Wort der Bundesregierung und das Wort des Bundesgesundheitsministers verlassen haben und in eine „Heimisch Lokale Produktion“ von FFP2 Masken investiert haben um diese, Produktionsreserve aufzubauen. Die in Vorleistung gegangen sind und dann als alles stand zum Teil Insolvenz anmelden durften weil die Masken Made in China dann 0,2 oder 0,3ct Billiger waren und das Minesterium auf einmal Erinnerungslücken hatte jemals irgendetwas versprochen zu haben. Jeder Unternehmer im Medizinprodukten Bereich hat daraus gelernt… ohne Auftrag 0,0€ Investition.
Wo sind denn die Notfall Lager des Bundes für den Krisenfall wo Medikamente und Medizinprodukte eingelagert werden sollen?… hat man schnell wieder vergessen weil Krisenvorsorge Geld kostet das der Bund nicht mehr hat!
Wir sind Weltmeister darin, erkannte Mängel im System. Die wir während COVID schmerzlich vor Augen geführt bekommen haben, ganz schnell zu vergessen und zum Alltag zurück zu kehren.
Ein sehr schöner Artikel der Kollegin Dr Krause. Im Grunde müssen Sanis mehr zum Kämpfer werden und Kämpfer mehr zum Sani, da die Grenzen immer mehr verschwimmen unter den Bedingungen im derzeit beobachtbaren Konflikt.
@Küstengang01: Es gibt 44 Sanitätsmateriallager des Bundes in 13 Bundesländern mit unterschiedlichen Lagerhaltungen. Mit CORONA scheinen Erweiterungen auf den Weg gebracht. Spezifiziert auf der BBK Seite abrufbar.
@Heiko Kania sagt:
23.09.2023 um 13:37 Uhr
…@Küstengang01: Es gibt 44 Sanitätsmateriallager des Bundes in 13 Bundesländern mit unterschiedlichen Lagerhaltungen. Mit CORONA scheinen Erweiterungen auf den Weg gebracht. Spezifiziert auf der BBK Seite abrufbar…
Diese Lager hat man bereits seit 2009 eingerichtet es wird in 100% und 60% Lager unterschieden. Wobei ein 100% Lager für die Versorgung von 250 Patienten für 3 Tage ausgelegt ist… 9 Standorte sind nur mit 60% befüllt. Reichen also nur für 150 Patienten.
Im Bundesgebiet gibt es also insgesamt für den Zivilschutzfall (darf von den Ländern auch im Katastrophenfall verwendet werden, Doppelnutzung)
-35 x 100% für je 250 Personen (HH 2x)
-9 x 60% für 150 Personen
Macht eine Bevorratung für 10.100 Patienten die man 3 Tage versorgen kann im Gesamten Bundesgebiet. Ja das beruhigt ungemein.
Die Frage war: „Wo sind die Lager des Bundes…“. Zusätzlich dürften die 7 ZMZ-stützpunkte des SanDst und die SanDps Blankenburg und Quakenbrück, in Teilbereichen ggf. Pfungstadt in der Fragestellung Revelanz haben…
@Heiko Kania sagt:
23.09.2023 um 21:08 Uhr
Der Bund hält also Sanitätsmaterial für den Zivilschutzfall (Krieg) für 0,012% der Befölkerung und das auch nur für eine Versorgung von 72h vorrätig.
Das ist in etwa so als ob man seine Altersversorgung darauf aufbaut, dass man einen mittleren Lottogewinn erhält. Hoffnung ist keine Strategie!
Der Bund hält das Sanitätsmaterial verlasstbar für einen Massenanfall an Verletzten zur Schwerpunktbildung oberhalb der Bevorratungsvorgaben der zivilen (Krankenhaus)Apotheken vor. Die Verletzungsursache wird nicht definiert, sondern deren (angenommene) Folgen. @Küstengang01: mich stört Ihr zynischer Diskussionston.
@Heiko Kania sagt:
23.09.2023 um 21:08 Uhr
Die Frage war: „Wo sind die Lager des Bundes…“.
Außerdem hatte ich mich auf die während COVID in 2020 versprochene NRGS – Nationale Reserve Gesundheitsschutz bezogen die eigentlich im Endausbau ab 2023 den Gesundheitssektor flächendeckend für 6 Monate in einer Kriese versorgen sollte und eine Produktionsreserve für 1 Jahr bereitstellen sollte… Googlen sie es Mal, die exestiert bis heute nicht! Kein Geld, kein Interesse mehr.
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/reserve-gesundheitsschutz-101.html
Das Projekt Nationale Reserve Gesundheitsschutz sollte eigentlich dazu dienen, durch u.a. THW betriebene Lager mit Material für den V-Fall/Pandemiefall zu füllen. Da hier keine Mittel vorhanden sind (und Mittelkürzungen drohen bei THW (-10%) / BBK (-20%) ) ist das ganze nicht umsetzbar, also schlicht nicht vorhanden. Geschweige denn auch für den V-Fall Gedachte Einrichtungen wie Vollausgebaute MTF (Medizinische Task Force). Auch im Zvilischutz/Katastrophenschutz gibt es wirklich wenig Reserve. Und das was da ist, möchten Sie vielleicht auch gar nicht sehen in welchem Zustand/Umfang das ist.
Die Lager der Bundesländer sind im Rahmen Ihrer Zuständigkeit für den Kat. Schutz angelegt und dafür auch gut dimensioniert. Aber im Zivilischutzfall ist halt mehrmals täglich BHP50 angesagt, nur hier ist wieder reichlich Verantwortungsdiffusion unterwegs, leider.
–Trennung–
Es ist aus ziviler Sicht fast schon belustigend, dass die Bundeswehr damit plant wirklich an der Front kämpfen zu können. Die zivilen Strukturen sind weder in der Lage die Infrastruktur (Brücken/Strassenbau) wiederherzustellen, Bewachung von Kritis und Knotenpunkten zur Unterstützung BPol zu gewährleisten, noch die anfallenden Verwundetenzahlen überhaupt zu bearbeiten. Selbst stark lokalisierte Ereignisse (bei all Ihrer Tragik) wie das Ahrtal erfordern die Bundesweite Mobilisierung von Kräften bis in die Streitkräfte (!) rein.
Das sollte vielleicht den Blick hin zu einer Gesamtverteidigung wenden, denn ohne werden die Bestausgebildesten Fallis Treibstofflager und Brücken über die Oder bewachen. Weil die zivile Seite es einfach nicht mehr kann und es an einem gemeinsamen Ansatz fehlt.
Und dann gibt es auch keine Notwendigkeit für Role 2, weil Role 4 schon alle verfügbaren Ressourcen bindet.
2% VON 2%. Wäre eine ungefähre Verdreifachung (!) des finanziellen Beitrages zur zivilen Seite auf Bundesebene. Zur Einordnung ggü. Dienststellenm, die gerne mit Zig-Milliarden für Prototypen um sich werfen.
10.000 hört sich für mich jetzt aber nicht so wenig an. Wenn es hart auf hart kommt, wird es Amtshilfe ja auch im umgekehrten Fall geben und Zivilhospitäler die Bundeswehr unterstützen.
@Heiko Kania sagt:
23.09.2023 um 22:02 Uhr
…@Küstengang01: mich stört Ihr zynischer Diskussionston….
Naja man kann ja auch nur noch in Zynismus verfallen oder Irre werden… ich wähle ersteres.
Die Bundeswehr Krankenhäuser haben eine Gesamtkapazität von 1811 Betten. Sind aber in die normale Gesundheitsversorgung der Zivilbevölkerung eingebunden, da würde es wohl die ersten Probleme in einem Konfliktfall geben wenn die Bundeswehr die Betten für Verwundete von der Front braucht. Man hat also in der Heimat für 1% der Aktiven Soldaten Krankenhausbetten, reicht für den Friedensgrundbetrieb und für ein paar Auslandseinsätze aber nicht für ein Szenario LV/BV.
Eine Reservelazerettorganisation die im Konfliktfall aufwachsen kann gibt es nicht mehr… von einst 126.000 Betten sind 0 in Worten NULL übrig geblieben. Dazu kommt das seit 1991 auch ¼ aller Krankenhausbetten abgebaut wurden, für die Effizienz im Gesundheitswesen gut… ehr weniger wenn man Zehntausende von Verwundeten behandeln müsste. Das in der größten Kriese des Gesundheitswesens der letzten 100 Jahe versprochene Programm zur Bevorratung und Vorhaltung von heimischen Produktionskapazität für Medizinprodukte, ist sang und klanglos im Sande verlaufen.
Der Sanitätsdienst hat heute noch 5 Sanitätsregimenter die dann im Einsatz die Truppe an der Front unterstützen müsste. Da bleibt dann auch nix übrig um Zuhause die Zivilverteidigung mit tollen ZMZ Leuchtturmprojekten zu unterstützen und garantiert gibt die Bundeswehr dann kein Sanitätsmaterial an zivile Einrichtungen ab das sie selbst händeringend brauchen wird. Und das BBK hält für 0,012% der Zivilbevölkerung Sanitätsmaterial für 72h vor…. LV/BV spielt in keinem Kopf der Bundesregierung auch nur eine ansatzweise untergeordnete Rolle in den Denkprozessen.
Sieht man ja bereits im kleinen bei der Versorgung ukrainischer Verwundeter, die nach Deutschland ausgeflogen werden und nicht exklusiv in Bundeswehrkrankenhäusern behandelt werden. Man möge mich berichtigen, wenn dies eine falsche Aussage ist.
Tatsache, man reaktiviert den Kleeblattansatz aus der Pandemie.
https://www.bbk.bund.de/DE/Infothek/Fokusthemen/Corona-Pandemie/Kleeblattkonzept/Neuigkeiten-Kleeblatt/neuigkeiten-kleeblatt_node.html
Sehr geehrte Frau Kollegin Krause
Vielen Dank für die Sachinformationen, die Herr Wiegold hier von Ihnen zur Verfügung stellt.
Ich habe eine Zusammenfassung mit Link-Verweis auf Augen-geradeaus in die Social Community in unsere öffentliche Gruppe #aerztliche_berufspolitik geteilt sowie in den http://www.aend.de als Kommentar, der dies evtl. später nochmal gesondert für sich aufgreifen könnte, die Zivilbevölkerung über Ihre Probleme aufzuklären und mehr polit. Einflussmöglichkeiten zur Lösung zu bewirken. Ich werde das Thema gerne weiter multiplizieren. MfG!
P.S. Ggf. können Sie auch dort in den freien Medien auf Unterstützungsbedarf hinweisen bzw sich mit Zivilpersonen für Ihre Sache vernetzen, da auch andere Personaler um human recruitment konkurrieren…
@Küstengang01 sagt: 23.09.2023 um 22:09 Uhr
„Außerdem hatte ich mich auf die während COVID in 2020 versprochene NRGS – Nationale Reserve Gesundheitsschutz bezogen die eigentlich im Endausbau ab 2023 den Gesundheitssektor flächendeckend für 6 Monate in einer Kriese versorgen sollte und eine Produktionsreserve für 1 Jahr bereitstellen sollte…“
Das ist leider immer so. Als im Katastrophenschutz Tätiger in einem regelmäßig von Hochwasser heimgesuchten Landkreis kann man das schön beobachten. Nach jedem Großereignis/Katastrophenfall setzt spätestens ein Jahr danach die „Hochwasser-Demenz“ ein, die nicht nur den Bürger, sondern auch die Verwaltung samt Entscheider befällt. Das ist bei COVID nicht anders. Man beschäftigt sich eben ungern mit Problemen, die man gerade nicht hat, die werden dann auf die lange Bank geschoben und versanden irgendwann. Und es gibt ja noch genügend andere Baustellen.
@Heiko Kania sagt: 23.09.2023 um 22:02 Uhr
Natürlich haben Sie mit Ihren Aussagen recht, allerdings reden Sie mit @Küstengang01 etwas aneinander vorbei. Sie sprechen von Katastrophenschutz, z.B. MANV (Massenanfall von Verletzten) durch einen Großunfall, Unwetterereignis etc . Da sprechen wir eben über das Zugunglück, Unfall im Chemiewerk etc.pp.
@Küstengang01 spricht über Zivil-und Bevölkerungsschutz, und da ist Katastrophenschutz nur ein Teilaspekt. Da kommt man mit der momentanen Lagerhaltung eben nicht weit. Zudem sprechen wir hier über verschiedene Zuständigkeiten Bund/Land/Kommune, die es anderweitig durch den Föderalismus nicht gibt, weil er beim Land liegt, der es tlw. an die Kommunen delegiert.
Ein weites Feld, über das man stundenlang Vorträge halten könnte. Im Ergebnis muss man aber festhalten, dass die Vorsorgemaßnahmen des Bundes und der Länder für Zivil- und Bevölkerungsschutz bei weitem nicht ausreichen. Hier vom Tropfen auf dem heißen Stein zu sprechen wäre schon Prahlerei. Schon gar nicht unter dem Aspekt eines Krieges auf eigenem Gebiet.
@someone sagt:
23.09.2023 um 23:01 Uhr
…10.000 hört sich für mich jetzt aber nicht so wenig an…
Nochmal bei dieser Zahl handelt es sich um das Eingelagerte Sanitätsmaterial des Bundes zur Versorgung der Befölkerung im Kriegsfall (Zivilschutzfall). Finden sie nicht so wenig…
Als Vergleich Mal die Operation Gomorrha, 9 Tage dauer Bombardierung von Hamburg 34.000 Tote und wer weiß wie viel Verletzte… und in Hamburg lagert heute Sanitätsmaterial für so einen Fall das für 500 Patienten reicht.
…Wenn es hart auf hart kommt, wird es Amtshilfe ja auch im umgekehrten Fall geben und Zivilhospitäler die Bundeswehr unterstützen…
Und dann darf obendrein der Otto Normal Bürger mit nässenden Brandwunden das Bett frei machen, weil die Streitkräfte zivile Krankenhauskapazitäten „Beschlagnahmen“ und das nur weil der Staat berauscht von der Friedensdevidende alle Vorsorge sausen lassen hat. Beim THW gibt es heutzutage nichtmal mehr Jodtabletten… letzte Packung hab ich in meinem Ortsverband 2019 entsorgt.
@Pio-Fritz: Nein, da wird nicht aneinander vorbeigeredet, zumindest nicht von mir. Das BBK hält dieselben Mittel vor für „Kriegs- und Friedens-Katastrophen“. Wäre auch beschränkt, anders zu agieren. Die Vorstellung, für alle nicht ausschließbaren Szenarien für alle alles Material zeitgleich flächendeckend von staatswegen vorzuhalten, geht fehl. Ein Kriegsfall steht uns in Deutschland heute und in absehbarer Zeit mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht bevor. Der einzelne Bürger sollte sich mit Vorsorge sowohl in materieller als auch mentaler Hinsicht (z. B. EH-Ausbildung u. -Ausstattung) befassen BEVOR nach dem Staat gerufen wird. Das BBK hat da gute Infos.
@Heiko Kania sagt:
24.09.2023 um 18:58 Uhr
…Ein Kriegsfall steht uns in Deutschland heute und in absehbarer Zeit mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht bevor…
Ok, super dann bitte das Costa Rica Mitteleuropas werden Streitkräfte auflösen, THW kann auch abtreten…. die sind ja primär die Zivilschutzorganisation des Bundes, alles was die sonst so machen ist eigentlich Ländersache.
Wir fassen uns an die Hände und singen KumBaYa My Lord…
Das würde auch bedeuten daß die Bundesmittel für Sanitätsmaterialbevorratung eingespart werden können, weil Katastrophenschutz ist Ländersache.
Den Verteidigungshaushalt können wir dann umschichten… mein Vorschlag jeder Rentner bekommt dann 2500€ pro Jahr als Sonderzahlung. Weil der Verfassungsmäßige Zweck der Streitkräfte hat sich erledigt.. juhu…
@Heiko Kania sagt: 24.09.2023 um 18:58 Uhr
Offensichtlich haben Sie mich nicht verstanden. Natürlich sind die Lager für alle Fälle der Gefahrenabwehr gedacht, alles andere macht keinen Sinn.
Es reicht eben nicht für großflächige Einsätze zur medizinischen Versorgung der Zivilbevölkerung In einer mittelgroßen Stadt Deutschlands brauchen Sie mit San-Material für 500 Leute nicht anzufangen. Und auch die Möglichkeiten des Roten Kreuzes, der Johanniter etc. sind begrenzt. Es gibt keine Vorsorge mehr wie vor 1990.
Und die Hinweise des BBK, nun ja, besser als nix. Und was machen Sie nach zwei Tagen ohne Strom? Im Supermarkt geht noch nicht mal die Tür auf und TK-Ware taut vor sich hin. Leichenhäuser ohne Kühlung, Krankenhäuser mit Notstromversorgung, also eingeschränkte oder nicht vorhandene Intensivbetten. Usw. usw. …. ach so, tanken können Sie auch nicht, um abzuhauen. An der Tankstelle funktionieren die Zapfsäulen nicht.
Neben Sanität brauchen Sie auch Strom. Nicht ohne Grund greifen die Russen das ukrainische Stromnetz an. Eine weitere Lektion, und da gibt es noch einige mehr.
Es könnte sich lohnen in den hier diskutierten Fragen um der Sache willen, das Konzept „Deutsche Strategie zur Stärkung der Resilienz gegenüber Katastrophen“ zu lesen. Herausgegeben vom BMI, Juli 2022, Seriennummer: BMI22017.
…Das BBK hält dieselben Mittel vor für „Kriegs- und Friedens-Katastrophen“…
-Nein, man gestattet nur das die Länder die auch bei allen anderen Lagen einsetzen dürfen. Das ist genauso mit dem THW, das bedarfsträger auch bei allen anderen Lagen anfordern dürfen. Daseinszweck ist immer die Zivilverteidigung, streicht man diesen Zweck darf der Bund keinen Cent mehr dafür geben.
…Der einzelne Bürger sollte sich mit Vorsorge sowohl in materieller als auch mentaler Hinsicht (z. B. EH-Ausbildung u. -Ausstattung) befassen BEVOR nach dem Staat gerufen wird. Das BBK hat da gute Infos….
-Ja, das BBK gibt Infobroschüren heraus und Empfehlungen zur Kriesen Vorsorge. Der persönliche Sanitätsvorrat Zuhause bringt einem aber nichts wenn man beim Einkaufen oder auf der Arbeit von Luftalarm überrascht wird und eine 500kg Fliegerbombe in das Gebäude einschlägt in dessen Keller man sitzt. Wenn dann keine Erst- und Folgeversorgung stattfinden kann nutzt einem der Heimische Vorrat einen Dreck. Deswegen hat der Staat ja auch gewisse Daseinsvorsorge für die Bevölkerung zu betreiben.
Bitte das Resilienz-Papier, S. 20, Abschnitt III lesen. Für mich endet die Diskussion dieses Themas hiermit.
@Heiko Kania sagt:
24.09.2023 um 21:58 Uhr
…Es könnte sich lohnen in den hier diskutierten Fragen um der Sache willen, das Konzept „Deutsche Strategie zur Stärkung der Resilienz gegenüber Katastrophen“ zu lesen. Herausgegeben vom BMI, Juli 2022, Seriennummer: BMI22017…
Ja 112 Seiten voller toller Worte und Visionen. Sie scheinen allerdings nicht den Unterschied zwischen Katastrophenschutz und Zivilverteidigung zu verstehen.
Wenn ein Meteorit in Hannover einschlägt, ist das eine Katastrophe. Wird der selbe Effekt durch eine Nuklearwaffe verursacht die ein Gegner abgefeuert hat ist das ein Zivilschutzfall.
Es geht im in unserem System dabei um Zuständigkeit und Finanzielle Verantwortung. Sehr gut zu sehen war das z.b. bei der Aartal Flut 2021. Es waren die Landkreise und Landräte die für die Ausrufung des Katastrophenfalls zuständig waren (Örtliche Zuständigkeit) ohne diese Entscheidung waren die Landesregierungen und erst Recht die Bundesregierung nicht in der Lage zu handeln.
Jede Einheit des Bundes (THW/Bundeswehr/Bundespolizei) kommt dann auch nur wenn sie von der örtlich zuständigen Stelle für die Gefahrenabwehr angefordert werden, kass gesagt… wenn sie im Katastrophenfall einen ultra Hardcore antimilitaristen als Landrat haben, der absolut kein Flecktarn sehen kann… dann fordert der keine Bundeswehr zur Amtshilfe an und niemand kann ihn dazu zwingen sie anzunehmen, selbst wenn die größte Pionierkaserne des Landes nur 2 km von der Schadstelle entfernt ist.
Genauso verhält es sich mit der Vorsorge, Einlagerung von Material und vorhalten von Einsatzeinheiten. Alles wo Katastrophenschutz dran steht wird zu 100% vom jeweiligen Bundesland finanziert, eingesetzt und ausgeplant.
Das BBK hat lediglich den karakter einer Koordinierungsstelle um Verfahren und Gerät zu harmonisieren, Kompetenz um irgendetwas in den Einsatz zu bringen hat es im Frieden nicht. Es wird zwar auch viel Gerät und Fahrzeuge durch den Bund beschafft und an die Länder und Kommunen abgegeben, aber da steht immer der Zivilschutz als Verwendungszweck dahinter, dass man die Geräte auch für den Normalen Brand-, Bevölkerungs-, Katastrophenschutz verwenden darf ist lediglich ein netter, durch aus gewollter Nebeneffekt. Der Bund zeigt sich da quasi von seiner generösen Art.
Beispielsweise beschafft das BBK über das Beschaffungsamt des BMI pro Jahr mehrere hundert Feuerwehr Fahrzeuge, die werden den Kommunen zur Verfügung gestellt damit diese im Zivilschutzfall das zu erwartende mehr an Einsätzen durch Feindeinwirkung bewältigen können. Erkennen kann man die Autos daran das ein Wagenheber und Ersatzrad verbaut sind, da man im Krieg davon ausgeht das der ADAC ehr nicht mehr kommen kann. Das diese Löschfahrzeuge aber quasi bei jedem Anruf der 112 ausrücken ist dann eigentlich nur positiver Nebeneffekt.
Und jetzt kommen wir Mal zu dem Sanitätsmaterial. Die Bundesländer und Kommunen müssen sich nur im Rahmen ihrer Pflichten des normalen Bevölkerungsschutzes auf gewisse Lagen vorbereiten und da kann man sich Mal anschauen was so der erwartungs Horizont ist…. Das Zugunglück von Enschede, der größte Eisenbahnunfall der deutschen Nachkriegsgeschichte… 101 Tote, 105 Verletzte davon 70 Schwerverletzte. Das ist für die Verantwortlichen bereits ein Supergau als Massenanfall von Verletzten. Dieses Unglück reichte aus um im Landkreis den Katastrophenfall auszurufen und jeden Rettungswagen und Notarzt aus der Umgebung zu alarmieren und Patienten in Krankenhäuser zu fliegen die über 100km entfernt waren.
Von der Seite sind Lagerstätten die 250 Patienten für 3 Tage versorgen für einen Landesinnenminister mehr als Ausreichend… aber keinesfalls für einen Krieg größeren ausmaßes geeignet.
[Ich denke, dieser Debatte, die vom Ursprungsthema sehr weit abgewichen ist, haben wir jetzt hier genug Raum und Zeit gewidmet. T.W.]
Sehr geehrte Frau Oberstarzt Dr. Krause !
In dieser Debatte wurden viele Aspekte beleuchtet, welche im Landes/Bündnisverteidigungsfall von Relevanz sein könnten. Im Kern gilt jedoch Ihr Hinweis auf die relative Knappheit der Mittel und Möglichkeiten des Sanitätsdienstes der Bundeswehr. Dennoch erlaube ich mir Sie auf einen Ihrer Vorgänger hinzuweisen, der schon früh sich gezwungen sah, mit ähnlichen Situationen umzugehen. Sie wissen es schon, Kurt Emmerich alias Peter Bamm. Damals (cold war) in Leer beim Bund brachten noch die Ausbildungsfeldwebel den Gefreiten bei, wer Er war. Dieser Arzt stellte in seinen Betrachtungen fest, daß Sie Frau Dr. im Falle des „scharfen Endes“ auch auf Verstärkung hoffen können, wenn der Sandienst dafür offen ist. Die Größe ist sicher nicht genau berechenbar, aber haben sich nicht tausende noch vor wenigen Jahren freiwillig (Corona) gemeldet ? Hier muß m. E. auch Einfluss auf die Wirtschaft genommen werden um so etwas zu erleichtern. Und , auch wenn es nicht die erste Wahl ist, sollten die Verantwortlichen ein gewisses learning by doing zulassen können, wenn (Ausbildungs-) Zeit knapp ist. Sie haben also eine (begrenzte) Verstärkungsmöglichkeit ! MkG
Und um alles vernünftig umzusetzen braucht es funktionierende, sichere Funkgeräte…Gerade im Verbund mit anderen Nationen.
Und genau da scheint sich ja gerade ein massives Problem auftun.
wir brauchen embedded combat medics, genauso wie spezialisierte Drohnenbediener. Jeder Zug braucht eigene Drohnen und Sanis.
@SanDino: von „Peter Bamm“ gibt es in seinem Werk „Die unsichtbare Flagge“ eine vermutlich – leider – in allen Kriegen gültige Feststellung aus einer zeitlich begrenzten sanitätsdienstlichen Lage im Herbst 1943: „Dies ist das einzige Mal in allen diesen Jahren gewesen, dass wir in einem Großkampf keine Patienten infolge der Unzulänglichkeiten des Apparates verloren haben. Endlich einmal hatten die Verwundeten die Bedingungen, auf die sie Anspruch hatten. Endlich einmal hatten die Chirurgen Gelegenheit zu zeigen, was moderne Kriegschirurgie auf dem Gefechtsfeld zu leisten vermag, wenn die Mittel der Technik dafür zur Verfügung stehen.“ (Bamm, Peter: Die unsichtbare Flagge, München 1952. S. 132). In sechs Jahren Krieg ein Abschnitt von wenigen Wochen. Sogar die Briten auf den Falklands 1982 hatten noch systemische und technische Probleme bei der Verwundentenversorgung, konnten aber von Unterkühlungseffekten auch profitieren. Großkampf ist eben doch etwas anderes, als Stabilisierungsoperationen mit massiver technischer Überlegenheit westlicher Armeen. Im Großkampf scheint der Apparat immer unzulänglich zu sein. Wie geht man damit um? Und während die Ukraine viel Energie in den Sanitätsdienst steckt, scheint dies Russland deutlich unwichtiger zu sein… Dank an OSA Dr. Krause für den Beitrag.
„Und während die Ukraine viel Energie in den Sanitätsdienst steckt, scheint dies Russland deutlich unwichtiger zu sein… “
Am Ende geht es wie so oft um Quantität und nicht um Qualität.
Wäre nicht der erste Krieg den RUS so gewinnen wird/hat.
Allerdings wenn sich 180.000 männliche UKR Kriegsflüchtige im Wehrdienst fähigen Alter in Deutschland bei guter Vergütung ein neues Leben aufbauen ist guter Sanitätsdienst natürlich umso wichtiger um die Lücke derer die kein Bock haben für ihr Land einzustehen umso wichtiger während wir Waffen für ihre Landsleute liefern…
@Windlicht
Komme gerade von der Tour und habe auf die schnelle das Buch nicht zur Hand. Ihr Zitat aus selbigem habe ich als völlig korrekt in Erinnerung. Noch interessanter ist nach meinem Empfinden aber das Kapitel „Papyrossi Hippokratika“. Die Probleme welche Frau OTA Dr. Krause anzeigt betreffen den „großen Einsatz“. Aber seien Sie versichert, daß es diese auch im kleinen und im zivilen an der „Heimatfront“ schon länger gibt. Hierzu empfehle ich mal nicht den Blick in die „Wehrmedizin“ sondern in die große bekannte Fachpostille für Krankenschwestern und Pfleger, wo Kollegen von mir, dies darf ich sagen, übrigens auch mit Dr. Grad (!), auf den Seiten 44 bis 47 die Lage etwas wissenschaftlich untermauert schildern für den zivilen ambulanten Bereich. Da könnte man auch Soldatinnen schulen. Früher wurden wir auch in zivile Krkh abkommandiert.
Dennoch werden durch Verschiebungen von Verantwortlichkeiten auch Kräfte in „sehr fordernden Lagen“ freigesetzt, die den Sanitätskräften der BW zugute kommen können. Habe ich ja selber durchexerziert. Außerdem macht sich niemand ernsthafte Gedanken um versteckte Reserven ( z.B. Krankenschwestern östlicher Nato – Partner die hier als 24h Stundenbetreuung arbeiten. ) Wird also jüngeres Sanitätspersonal der BW in Krkhs teilweise durch älteres ersetzt, hat Frau Dr. Krause Soldatinnen z.B für die Sanregimenter frei.
Nachtrag : …. gemeint ist die Ausgabe 8/2023 des Fachblattes.
@RoterMilan sagt:
26.09.2023 um 23:25 Uhr
…Allerdings wenn sich 180.000 männliche UKR Kriegsflüchtige im Wehrdienst fähigen Alter in Deutschland bei guter Vergütung ein neues Leben aufbauen ist guter Sanitätsdienst natürlich umso wichtiger um die Lücke derer die kein Bock haben für ihr Land einzustehen umso wichtiger während wir Waffen für ihre Landsleute liefern…
Naja eine gute Sanitätsdienstliche Versorgung ist immer wichtig! Und ob 180.000 Ukrainer im Wehrfähigen alter, die in den Westen geflohen sind jetzt den riesen Unterschied machen bei etwa 20.000.000 Männern in der Ukraine?¿ In Russland haben sich in Folge der Mobilisierung etwa 1.000.000 junger gut ausgebildeter Männer aus dem Land verabschiedet oder sind untergetaucht. Von daher simmt das verhältnis wieder.
Die Diskussion neigt sich hier ja dem Ende zu, ich möchte aber die Gelegenheit noch einmal nutzen und mich für die größtenteils konstruktiven Beiträge bedanken. Vor allem die Vernetzungen ins Zivile oder auch die Hinweise aus dem eigenen OrgBer fand ich toll, danke!
Natürlich ruft man mit solchen Beiträgen vielfältige Echos hervor, und mir ging es wirklich im Schwerpunkt um das Missverhältnis zwischen Ressourcen & Aufträgen und wie wir damit umgehen sollten – mit teilweise Polemik, das ist ja auch kein wissenschaftlicher Beitrag. :-)
Hinter den Kulissen erreichte mich viel Feedback, und dafür ebenfalls herzlichen Dank! Auch wenn noch viele Kämpfe zu fechten sind, egal auf welcher Ebene, geht es den Sanis doch immer wieder nur um eins: Bestmögliche Versorgung der Verwundeten bzw. Patientinnen, und dafür brauchen wir keine Goldrandlösung sondern Support & Willen vor allem aus den Reihen der Kämpfenden Truppe! In diesem Sinne, nochmal danke & semper communis! Ihre StK.
@Küstengang:
Ich hatte den Fokus des Textes anders verstanden, nämlich um Truppenversorgung bei Kämpfen mit höheren Verlusten. Wäre auch im Einklang mit der Ukraine, wo trotz solcher Kriegsverbrechen wie in Butscha die Menge an Verlusten nicht Zivilisten sind, sondern Soldaten. Hier könnte man vielleicht noch anfügen, dass die harten Übergriffe rund um Kiew nach der gescheiterten Anfangsoffensive sicherlich auch eine Reaktion auf den erfolgreichen Partisanenkampf der ukrainischen Bevölkerung war.
Ich will die russischen Taten damit nicht entschuldigen, aber systematische Angriffe auf die Zivilbevölkerung scheinen nicht ein primäres Ziel russischer Bemühungen zu sein. Somit wäre das Thema dieses Threads eher die Versorgung der Truppen im Ernstfall.
Weiß jetzt nicht, ob das so ein zielführender Vergleich ist. Wenn die Russen sich entschließen sollten, eine deutsche/alliierte Großstadt zu bombadieren, werden sie dies sicherlich nicht mit 500 kg Brandbomben von vor 80 Jahren tun, sondern sich eher Atombomben oder ähnlicher Massenvernichtungswaffen bedienen. Ein sinnvollerer Vergleich wären dann eher Hiroshima oder Nagasaki. Da die Iskanderraketen in Kaliningrad und Belarus in der Sparversion das fünffache der Nagasakiladung tragen können, wären die Verluste so enorm, dass man sich nicht wirklich darauf vorbereiten kann.
Wenn der politische Wille da ist, 10.0000 Verwundete hinzunehmen und den Kampf weiter zu führen, wird auch der politische Wille da sein, Betten frei zu machen und Hüft-OPs zu verschieben.
Nebenbei fiel mir vorhin auf, dass dieses „Kleeblattprinzip“ der bundesweiten Verteilung und der Verzahnung verschiedener Institutionen niemals ad acta gelegt urde, sondern stetig aufgebaut und erweitert wird: In der Pandemie gab es 180 Verlegungen von Intensivpatienten, beim Ukrainekrieg bisher 800. Das ist ein steter Aufbau. Darüber hinaus scheint die EU zunehmend ein Akteur in dieser Koordinierung zu sein, da Spanien und Norwegen bis zum 1. Juni auch jeweils 250 aufgenommen haben. Da kommt schon was zusammen.
https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2023/2023-pdf/06/pm-01-kleeblatt-750_download.pdf?__blob=publicationFile&v=1
https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2023/07/pm-27-kleeblatt-transport-800-verlegung.html