Zwei Jahre nach dem Abzug aus Afghanistan: Weiter Bemühungen um Ortskräfte
Fast zwei Jahre ist es her, dass die westlichen Streitkräfte Afghanistan verlassen haben. Der sehr hektische Abzug aus der afghanischen Hauptstadt Kabul im August 2021 war begleitet von den Versuchen, eigene Staatsbürger aus dem Land zu holen – und zum Teil auch die Menschen, die als so genannte Ortskräfte die internationalen Truppen unterstützt haben. Viele Ortskräfte sind noch immer nicht raus und wegen ihrer Arbeit für das Ausland gefährdet. Deshalb ein aktueller (!) Aufruf des deutschen Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte – denn seit Anfang des Monats sind nach Unterbrechung die Ausreisen afghanischer Ortskräfte wieder angelaufen:
Das Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte e.V. ist ein gemeinnütziger Verein, der sich um Ortskräfte kümmert, die die Bundesregierung in Afghanistan unterstützt haben. Dadurch haben sie sich und auch ihre Familien in Lebensgefahr gebracht.
Wir konnten, nur durch Spenden finanziert, bereits um die 645 Ortskräfte einschließlich mit aufgenommenen Kernfamilienmitgliedern evakuieren. Dazu zählt auch die Unterstützung bei der Beschaffung von Transitvisa, bei Transportkosten und Notunterbringung im Drittland bis zur Evakuierung nach Deutschland. Dieser Prozess ist nicht nur psychisch für die Familien äußerst belastend, sondern auch finanziell. Durch Spenden können wir verhindern, dass durch Armut die Chance am versprochenen Visaprozess teilzunehmen und auf Evakuierung nicht möglich ist.
Wir glauben, dass unsere Verantwortung für unsere Helfer in Afghanistan nicht mit dem Einsatz geendet hat. Wir wollen auch den nach Deutschland geholten Ortskräften, die ihr Leben für uns riskiert haben, helfen, hier ein neues Leben aufzubauen. So unterstützen und betreuen wir über 1000 Ortskräfte und ihre Familien bundesweit und sind Ansprechstelle für ca. 5000 weitere Afghaninnen und Afghanen in Deutschland. Darüber hinaus stehen wir weiterhin mit hunderten ehemaligen Ortskräften in Afghanistan in Kontakt, die noch keine Aufnahmezusage in das Ortskräfteverfahren erhalten haben oder trotz vorliegender Aufnahmezusage nicht ausreisen können.
Unsere Arbeit ist nur durch Ihre Unterstützung möglich gewesen und auch zukünftig nur mit Ihnen gemeinsam aufrechtzuerhalten. Ihre Spenden helfen den Familien ehemals angestellter Ortskräfte deutscher Ministerien aus der Not und bei der Überwindung von Integrationshürden. Ihre Spenden helfen und retten Leben!
Spenden über Betterplace:
https://www.betterplace.org/de/projects/28235-unterstuetzung-afghanischer-ortskraefte-in-deutschland
Oder direkt spenden:
Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte e.V.
IBAN: DE23 4306 0967 1180 4776 00
BIC GENODEM1GLS
GLS Gemeinschaftsbank
(Hinweis: Spenden- oder Unterstützungsaufrufe veröffentliche ich auf Augen geradeaus! in der Regel nicht. In diesem Fall halte ich eine Ausnahme nicht nur für gerechtfertigt, sondern für geboten.)
(Archivbild 22. August 2021: Deutsche, britische und norwegische Soldaten am Abbey Gate am Südrand des internationalen Flughafens Kabul während der Evakuierungsoperation – Foto EKT/Bundeswehr)
Erledigt, Danke für den Hinweis.
Immer wenn ich über afghanische Ortskräfte lese, drängt sich mir folgende Frage auf.
Tun wir ihnen und ihren Familien tatsächlich einen Gefallen, wenn wir sie nach Deutschland holen? In einen völlig anderen Kulturkreis etc.pp..
Wäre es nicht besser, in einem sicheren Staat rund um Afghanistan mit ähnlichem Kulturkreis einen Neuanfang zu unterstützen? Ginge vielleicht auch einfacher und vor allem schneller.
[Ich ahne, dass das jetzt eine der Grundsatzdebatte auslöst, die wir vor zwei Jahren schon mal hatten. Es wäre vielleicht sinnvoll, genau das nicht zu tun… T.W.]
@TW
Hier muss ich leider @Pio-Fritz zustimmen, genau diese Debatte sollte durchaus geführt werden.
Eine Unterbringung im eigenen Kulturkreis ist immer sinnvoller.
Zudem man durchaus zudem auch die Frage stellen darf, welche Gefährdung jetzt nach 2 Jahren noch vorliegen soll (evtl. sogar für jemanden, der vielleicht vor 8 oder 10 Jahren mal als Ortskraft gearbeitet hat).
Insbesondere dann, wenn man sich ansieht, wie die Taliban Stück für Stück – natürlich auf ihre landestypische Art – das Land durchaus voranbringen und wie die umgebenden Nachbarstaaten mehr und mehr zu einem pragmatischen Umgang übergehen.
[Ah ja, „wie die Taliban Stück für Stück – natürlich auf ihre landestypische Art – das Land durchaus voranbringen“. Die Vorstellungen von „das Land voranbringen“ mit Hinrichtungen, Schulverbot für Mädchen, weitgehende Arbeitsverbote für Frauen – klar, alles dekadente westliche Werte, oder wie? Diese Art der Debatte graust mich. Ihre Meinung ist Ihre Meinung, aber allzu menschenverachtend finde ich so eine Debatte auch hicht hilfreich. T.W.]
Danke für den Hinweis, ist erledigt.
Potentiell – besser: grundlegend – einer demokratischen Herrschaftsordnung und dem Westen positiv eingestellten Menschen zu helfen, ist in diesen Zeiten meiner Meinung nach noch wichtiger, als es bereits zuvor schon gewesen ist.
@Fux
Uff. Ich hoffe, der landläufige Kenntnisstand über AFG entspricht nicht Ihrem. Also, hier zur Aufklärung.
Es gibt nicht „das“ Afghanistan“ und schon gar nicht „die“ afghanische Bevölkerung. Ca. 80% der Bevölkerung leben auf dem Land, die restlichen 20% in den großen Städten. Des Weiteren ist die Bevölkerung in Stämme zergliedert: AFG ist ein Vielvölkerstaat mit unzähligen Ethnien, Kulturen und Sprachen. Ein afghanisches Nationalgefühl hat sich nach derzeitigem und damaligem Kenntnisstand besonders bei denjenigen ausgebildet, die in den großen Städten leben oder gelebt haben. Zudem sind diese großen Städte nicht irgendwo in AFG angesiedelt, sondern befinden sich an der sogenannten „Ring Road“ im Norden, runter Richtung Osten. Das heißt, aus geographischer Sicht ist nur ein kleiner Teil des Landes städtebaulich erschlossen und nur dort gibt (besser gab) es einen Lebensstandard, der in irgendeiner Weise mit unserem zu vergleichen ist. Und genau dort hat im Wesentlichen ein Demokratisierungsprozess und ein Nationalbewusstsein ausgeprägt, verbunden mit einem deutlichen höheren Bildungsstand.
Ich möchte hier auch gar nicht umfassend ausholen, aber bitte keine Ortskräfte mit Bewohnern aus den inneren Teilen AFGs gleichsetzen – dazwischen liegen hinsichtlich Aufklärung, Bildung und politischer Partizipation Welten. Alleine die Zusammenarbeit mit bspw. der BW zeigt, dass Ortskräfte mit ziemlicher Sicherheit dem Westen aufgeschlossener sind (oder waren), als der Taliban. Es gibt also keinen Grund, anzunehmen, dass besagte Ortskräfte sich unter einem Taliban-Regime in irgend einer Weise wohlfühlen dürften. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Ortskräfte, die bereits nach Deutschland gekommen sind, „dem Westen“ weitaus näher stehen, als dem jetzigen Afghanistan. Der von Ihnen angesprochene „Kulturkreis“ geht in diesen Fällen meist nicht (mehr) über die eigene Familie hinaus.
Den restlichen Teil kommentiere ich nicht. Herr Wiegold hat dazu bereits genug geschrieben.
@Fux sagt: 18.07.2023 um 5:18 Uhr
„Zudem man durchaus zudem auch die Frage stellen darf, welche Gefährdung jetzt nach 2 Jahren noch vorliegen soll (evtl. sogar für jemanden, der vielleicht vor 8 oder 10 Jahren mal als Ortskraft gearbeitet hat).“
Genau diese Art der Diskussion wollte ich nicht führen. Das geholfen werden muss, steht für mich außer Frage. Auch das diese Menschen, genauso wie z.B. Frauenrechtlerinnen, weiterhin gefährdet sind.
Ich möchte sachlich(!) darüber diskutieren, ob es den ehemaligen Ortskräften nicht eher helfen würde, wenn Deutschland und die involvierten Hilfsorganisationen diese dabei unterstützen, in einem Nachbarland ihrer Wahl (Usbekistan, Pakistan, Iran etc.) neu anzufangen. Und zwar beginnend mit der Schaffung der politischen Voraussetzungen in den Zielstaaten bis hin zur finanziellen Starthilfe für die Betroffenen.
Vielleicht ist es im Fall der afghanischen Ortskräfte auch schon zu spät für solche Diskussionen. Dann wäre es sinnvoll, dieses auszuwerten und für den bevorstehenden Abzug aus Mali neu zu durchdenken.
Zu dem Rest Ihres Post hat der Hausherr schon Stellung genommen. Anscheinend lesen und sehen Sie andere Nachrichten über AFG als ich, oder wir sprechen über verschiedene Länder.
Wir sollten alle AfghanInnen aufnehmen.
Auch alle UkrainerInnen. Alle aus diesen Ländern haben einen plausiblen Fluchtgrund. Die Menschen aus Mali auch.
Sie verdienen politisches Asyl oder eben subsidiären Schutz. Und durch den von uns verursachten Klimawandel sind wir einfach in der Pflicht.
Wir sind ein reiches Land. Wir haben Platz. Kein Mensch ist illegal. Keinem wird erwas weggenommen.
Dass Grundsatzdiskussionen, meist aus der rechten Ecke, hier im Keim vom Blogbetreiber unterbunden werden, ist richtig.
Wir müssen die Angriffe auf unser GG abwehren..
Vielen Dank, Herr Wiegold.
@CRM-Moderator
Und Sie fangen mit einer Grundsatzdiskussion aus der tief linken Ecke an, mit völlig unrealistischen Forderungen und glauben, alles andere wäre ein Angriff auf das Grundgesetz?
Alles klar
[Stopp. Und zwar jetzt. T.W.]
@CRM-Moderator sagt: 18.07.2023 um 17:43 Uhr
„Dass Grundsatzdiskussionen, meist aus der rechten Ecke, hier im Keim vom Blogbetreiber unterbunden werden, ist richtig.“
Auch diesen Beißreflex meinte ich nicht.
Ich erinnere mal an die Berichte (u.a. Zeit-Online) aus einer Zeit vor dem Krieg, in denen beschrieben wurde, wie irakische Flüchtlinge auf eigene Faust nach Hause reisten. Grund: es war in Deutschland nicht so, wie sie es sich vorgestellt haben. Und willkommen fühlten sie sich auch nicht.
Da hilft auch nicht „reiches Land“ oder „Platz genug“, wenn man als Flüchtling nicht ankommen kann.
Und Otto-Normalverbraucher reagiert beim Thema Afghanistan ungefähr so, wie @fux. Ohne es böse zu meinen. Es interessiert die Mehrheit schlicht nicht. Auf der Straße unterscheidet auch niemand in „Flüchtling“ und „afghanische Ortskraft“, wie auch. Das wird mit den etwaigen malischen Ortskräften auch nicht anders.
Irgendwo da Draußen im zivil-militärischen-SiPo-Ding. Man will was von nem Local, der hat grad vom Feind übesetzt bekommen was hier steht und zeigt den Vogel.
Wir werden in ZUukunft abhören, nor noch Abhören, von ganz weit weg, Klicki-Bunti und alle bleiben schön zu Hause …
CRM-Moderator hat Recht.
Es grüßt ein Nettosteuerzahler.
[Oh weh, ehe Ihre Bemerkung im letzten Satz hier neue Debatten provoziert: bitte nicht. T.W.]
@T.W.
Oh weh, jetzt weiß ich, was Sie meinen.
Anscheinend kann man über einige Themen nicht ergebnisoffen diskutieren, weil sie affektiv polarisieren.
Dieses hier ist offensichtlich so ein Thema, das hatte ich nicht bedacht, als ich die Diskussion angestoßen habe.
Sorry dafür, ich habe das in meine Lernkurve eingepflegt.
Jetzt wurde doch wirklich mein satirischer Kommentar gepostet und gar ernstgenommen.
Das overtone Window ist wahrlich weit verschoben worden. Es scheint selbst in diesem Forum der Glaube da zu sein, für das Elend der Welt dauerhaft verantwortlich zu sein.
Nun gut.
Allen viel Glück.
P.S.: Nigeria knackt 2050 die 400Mio.
[Sie machen es sich ein bisschen einfach, oder? Ich könnte natürlich jetzt auch von vornherein alle dezidiert Kommentare von rechts als Satire einstufen. So kommen wir nicht weiter; wenn Sie trollen wollen, sind Sie raus. T.W.]
Ich muss hier auch einmal meine Meinung dazu geben.
Die Ortskräfte haben für uns in AFG eine wichtige Rolle gespielt. Sie haben unseren Jungs und Mädels, die dort gedient haben, schlicht und ergreifend geholfen. Diese Hilfe war abolut nötig, damit unsere Kräfte dort auch nur andeutungsweise die Chance hatten, ihre Aufgaben zu erffüllen.
Manche (vielleicht die meisten) haben es getan, weil sie von uns gut dafür bezahlt wurden. Manche haben es evtl. auch getan, weil sie dazu beitragen wollten, ihr eigenes Land voranzubringen … weil sie sich mit unserer Hilfe eine Zukunft in ihrem eigenen Land aufbauen wollten.
Und genau das haben wir vergeigt. Wir haben es in 20 Jahren nicht geschafft, den Afghanen beim Aufbau eines modernen und demokratischen Landes zu helfen … oder ihnen wenigstens einen Weg in diese Richtung zu öffnen. Die Gründe dafür sind vielseitig und ich möchte sie hier NICHT diskutieren. Fakt bleibt: Wir haben es vergeigt.
Mehr noch: Wir sind zum Schluss in einer absolut überstürzten Flucht aus AFG raus gesprungen und haben viele, wenn nicht die meisten, von denen, die uns geholfen haben, im Stich gelassen. Ja, auch darüber kann man streiten … aber vllt. kann man sich darauf einigen, das alles SEHR überstürzt war und wir viele der Ortskräfte zurückgelassen haben.
Und damit überliessen wir sie einem ungewissen, und für viele wohl auch lebensbedrohlichen Schicksal. Diejenigen, die unseren Jungs und Mädels zuvor jahrelang geholfen haben.
Diesen Manschen jetzt zu helfen, ist nicht nur ein Gebot des Anstandes, sondern auch der Menschlichkeit. In AFG können, und wollen sie nicht bleiben … zumind. der größte Teil von ihnen. „Nachbarländer mit dem gleichen (oder ähnlichen) Kulturkreis“ – Welche wären das? Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, Pakistan … nun ja, was diese Länder angeht, muss man nur mal in die aktuellen Nachrichten über sie schauen. Ich würde niemanden, der mir einmal geholfen hat, zumuten, in einem dieser Länder leben zu müssen … wenn ich dieser Person eine bessere Alternative bieten könnte.
Und diese Alternative gibt es: Deutschland.
@Fux
„Zudem man durchaus zudem auch die Frage stellen darf, welche Gefährdung jetzt nach 2 Jahren noch vorliegen soll“
Verfolgung. Sippenhaft. Folter. Mord.
Auch wenn hier nicht genehm: Ich sehe den Michel nicht in der Pflicht, im Ausland früher beschäftigte Arbeitnehmer ins schweinbar gelobte Land zu holen. Für das Scheitern oder Gelingen eines Landes sind zuerst dessen Einwohner verantwortlich. Offenbar wollte und will ein Teil der Afghanen seit langer Zeit keinen freiheitlich demokratischen Staat westl. Prägung. Wenn der übrige Teil nicht dagegen ankommt, dann ist dies tragisch, aber zu erst eine innerafghanische Angelegenheit – und keine der selbsterwählten Erretter aus dem Okzident.
[Ihre Meinung ist Ihre Meinung. Allerdings: Die „selbsterwählten Erretter aus dem Okzident“ waren die, die dort einmarschiert sind, nur zur Erinnerung. T.w.]
@Sven Rothe
Daß ein Teil der Afghanen keinen freiheitlichen Staat will, ist halt kein Grund, diejenigen, die mit uns zusammengearbeitet haben, ihren Schlächtern zu überlassen.
@sigterm sagt: 19.07.2023 um 17:31 Uhr
„Und genau das haben wir vergeigt. Wir haben es in 20 Jahren nicht geschafft, den Afghanen beim Aufbau eines modernen und demokratischen Landes zu helfen … “
Nana, bleiben wir mal bei den Fakten. Nach ORF hat man entschieden, weiter zu machen, um diesen de- facto-Staat zu stabilisieren. Das hat knapp 20 Jahre gedauert und nichts gebracht. Die aufgebauten Kräfte sind umgefallen wie die Fliegen.
Die afghanischen Volksgruppen wollten unsere westliche, unempathische und realitätsfremde Lösung nicht.
Die größten Verlierer waren die Ortskräfte, die vielleicht noch an Wandel geglaubt haben. Oder wegen der guten Bezahlung kamen . Der Grund wurde selten erzählt.
@Pio-Fritz
Sie können davon ausgehen, dass hier, auch ersichtlich an den nachfolgenden Kommentaren, wenig bis keine Fachkenntnis über Themen anwesend ist, die nicht unmittelbar mit der BW im Zusammenhang stehen.
Auch der sinngemäße Kommentar, dass die Afghanen unfähig für eine Demokratie seien, ist bestenfalls das, was man als Stammtischgepoltere bezeichnet. Damit bin ich aus diesem Kommentarbereich auch wieder raus und werde wieder zum stillen Leser. Mir wurde gesagt, dass hier durchaus auch (wohlgemerkt: studierte) Offiziere kommentieren – autsch! Jedem seine Meinung, aber hier getätigte Äußerungen zeigen teilweise leider eine fragwürdige Weltanschauung auf. Hoffentlich bildet das nicht die mehrheitliche Meinung ab.
Vielleicht könnte sich der Verein auch hier registrieren:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bildungsspender
@sigterm:
„Die Ortskräfte haben für uns in AFG eine wichtige Rolle gespielt. Sie haben unseren Jungs und Mädels, die dort gedient haben, schlicht und ergreifend geholfen. Diese Hilfe war abolut nötig, damit unsere Kräfte dort auch nur andeutungsweise die Chance hatten, ihre Aufgaben zu erffüllen.“
Anschauliches Beispiel, wie ihr alles durcheinandergekommen ist.
Ich stelle mal ihre Argumente vom Kopf auf die Füsse:
1. „Wir“ haben den Afghanen in Afghanistan geholfen oder helfen wollen.
2. Durch uns wurde es da besser (oder will das jemand bestreiten?).
3. Wir haben Afghanen Lohn und Brot gegeben, damit ganze Clans/Familien durchgefüttert, damit die selbst ihr Land in die Hand nehmen können und auch Wohlstand greifbar haben.
4. Eine sehr große Mehrheit der Afghanen war und ist von diesem Konzept des gesellschaftlichen Lebens nicht überzeugt und hat es akzeptiert (bei uns nennt man sowas freundliches Desinteresse), dass die Taliban wieder die Macht übernommen haben.
Und warum soll jetzt jede Putzkraft von 2014 jetzt noch nach D kommen dürfen?
Warum ist die nicht schon längst ermordet/gefoltert/verfolgt?
Das macht leider keinen Sinn.
Es ist doch jedem hier im Forum bekannt, dass Erpresserbriefe auf dem Markt gekauft werden können als Vorzeigebeweis für die ISAF/RS-Truppen.
Haben das alle vergessen?
[Kein Getrolle]
@CRM-Moderator (20.07.2023 um 8:50 Uhr):
Ihr Menschenbild lässt tief blicken! Ich hoffe sehr, dass Sie kein Angehöriger der Bundeswehr sind oder sonstwie in verantwortlicher Position bei einer unserer Behörden arbeiten.
Und dies schreibe ich bewusst am heutigen 20. Juli, an dem vor genau 78 Jahren Angehörige der Wehrmacht und andere den leider vergeblichen Versuch unternahmen, der Welt „das andere Deutschland“ zu zeigen.
Dann wäre es angezeigt, wenn unsere Behörden Herrn Grotian unterstützen würden, damit ehemalige Ortskräfte, welche vor dem Hintergrund ihrer Tätigkeit für uns als gefährdet gelten müssen, im Schnellverfahren zu identifizieren und entsprechen zu priorisieren.
Im Extremfall könnte man tatsächlich einen „Neustart“ im Nachbarland unterstützen. Manchen ehemaligen ortsansässigen Kameraden käme das evtl. gelegen um politische Arbeit fortzusetzen?
@T.W.
Die an ISAF beteiligten Nationen inkl. Deutschland sind nicht in Afghanistan „einmarschiert“, wie Sie schreiben, sondern wurden auf ausdrücklichen Wunsch der afghanischen Teilnehmer der Afghanistan-Konferenz 2001 hin tätig.
Unabhängig davon frage ich mich, was die Funktion eines Blogs ist, wenn in ihm keine Grundsatzdebatten geführt werden sollen. Der deutschen Sicherheitspolitik täten solche Debatten gewiss gut.
[Ihnen ist natürlich auch klar, dass ich damit einen Kontrapunkt zu den „Errettern“ setzen wollte. Und Grundsatzdebatten, die weit über die Sicherheitspolitik hinausgehen, können gerne geführt werden – aber an den passenden Orten und nicht, wenn sie den Rahmen dieses Blogs bei weitem sprengen. T.W.]
„Nichts ist gut in Afghanistan „. So hat das 2010 keine Geringere als die damalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann absolut zutreffend in ihrer Neujahrspredigt formuliert. Diese Aussage ist aktueller denn je.
@Jörn Fries:
„Ihr Menschenbild lässt tief blicken!“
Vielen Dank für das gratismütige verschieben der Diskussion Richtung Gefühle gepaart mit ad hominem.
Mein Menschenbild steht fest auf dem Boden des GG und UNHCR.
Und meine faktenbasierte Argumentation steht keinem dieser beiden Büchern im Weg. Im Gegenteil.
Aber gut. ihr Vorschlag ist? Irgendjemand abweisen? Wen und Warum? Wollen Sie Selektieren? Am 21. Juli? 79 Jahre und 1 Tag später?
Wollen Sie so diskutieren?
[Nee, Leute. Diese Art der Debatt engleist jetzt – sollte ich sagen: noch weiter? – und ist jetzt zu Ende. T.W.]
Vor ein oder zwei Jahren gab es in den großen deutschen Onlinemedien einmal Zahlen, wie viele Ortskräfte oder Angehörige von Ortskräften aus AFG bereits nach D gekommen sind. Wenn ich mich recht erinnere etwa so viele, dass jedem deutschen Bundeswehrangehörigen in AFG etwa 100 Ortskräfte zur Seite getanden haben müssen. Plus/minus, aber das Verhältnis war schon spektakulär.
Soweit ich mich erinnere, wurde in den deutschen Medien auch Außenministerin Baerbock dafür kritisiert, daß es weiterhin regelmässige „Wvakuierungsflüge“ aus AFG nach D gibt, wo jeder mitfliegen darf, der sich Ortskraft oder Angehöriger derselben nennt.
Nett formuliert: Dass es in AFG immer noch schutzbedürftige Bundeswehr-Ortskräfte in nennenswerter Zahl geben soll, erinnert doch sehr an die Geschichten eines Herren aus Münchhausen…
Was die bedrohten Frauenrechtlerinnen usw. usf. betrifft, wäre ein Blick auf die UN-Flüchtlingskonvention und das deutsche Asylrecht zielführend. Direktflüge um die halbe Welt kommen in keiner der beiden Regelungen vor. Eine Unterstützung wie von @PioFritz angedacht wäre zweckmäßig, aber eine Aufnahme in D oder überhaupt außerhalb Asiens würde gegen nationales wie internationales recht gleichermaßen verstoßen.
@Pio-Fritz
„Tun wir ihnen und ihren Familien tatsächlich einen Gefallen, wenn wir sie nach Deutschland holen? In einen völlig anderen Kulturkreis etc.pp..“
Wichtiger ist, ob wir unseren Familien damit einen Gefallen tun. Die Polizeistatistik ist da relativ eindeutig. Einfach mal die Polizeiticker verfolgen oder mal ins Amtsgericht gehen und die Verhandlungstermine anschauen, das öffnet Augen.
[So, diese Hetzrede ist jetzt der Anlass, die Kommentare hier zuzumachen. Nicht genug, dass rassistisch rumgepöbelt wird – die Behauptung, dass ehemalige afghanische Ortskräfte der Bundeswehr permanent im Polizeiticker oder im Amtsgericht auftauchen würden, ist schon übelste Propaganda. Wühlmaus, hier nix mehr posten, wird alles hygienisch einwandfrei entsorgt. T.W.]