Präzisionsmunition für die Ukraine: Bundesregierung klärt unpräzise Angaben
Nach mehr als einer Woche hat die Bundesregierung unauffällig und ohne Hinweise Fehler in der Liste ihrer Waffenlieferungen an die Ukraine korrigiert, die in Fachkreisen international und in Deutschland für Verwirrung gesorgt hatten. Wie aus der neuen Übersicht hervorgeht, wurden Hilfsmittel für den genaueren Einsatz von präziser Artilleriemunition geliefert, die zuvor fälschlich dem Luftverteidigungssystem Iris-T SLM zugeordnet worden waren.
In ihrer Übersicht vom 12. Juli hatte die Bundesregierung unter anderem als geplante Lieferung für die Ukraine aufgeführt:
10 Laserzielbeleuchter IRIS-T SLM
die nicht als Industrie-Lieferung, sondern als Abgabe aus Bundeswehrbeständen markiert waren. Das führte zu einer gewissen Verwirrung, denn die Lenkflugkörper des Iris-T SLM-Systems werden über einen Infrarot-Suchkopf gesteuert – da einen Laserzielbeleuchter zu liefern, obwohl das System mit dieser Laser-Markierung nichts anfangen kann, hat was von einem Heizer auf der E-Lok.
Nachfragen dazu blieben ergebnislos. Aber am (heutigen) Freitag veröffentlichte die Bundesregierung eine neue Übersicht, datiert auf den (gestrigen) 20. Juli. Darin taucht nun auf:
10 Laserzielbeleuchter VULCANO Artilleriemunition*
markiert als Lieferung aus Industriebeständen.
Diese Angabe macht nun Sinn: Bereits im vergangenen Jahr war die Lieferung dieser Präzisionsmunition, hergestellt von der deutschen Firma Diehl und dem italienischen Unternehmen Leonardo, an die Ukraine angekündigt worden, in der Übersicht der Bundesregierung vom 18. Oktober 2022:
255 Schuss Vulcano Artilleriemunition 155 mm*
Es handelt sich um Präzisionsmunition im Kaliber 155mm, die unter anderem von der Panzerhaubitze 2000 aus deutscher Produktion verschossen werden kann.
Eine Variante dieser Munition kann per Laser gesteuert werden, vor allem durch die Zielmarkierung mit vorgeschobenen Beobachtern. Im Laser-Steuerungsmodus soll die 1-Meter-Präzision erreicht werden, so dass nicht nur stationäre Ziele, sondern auch fahrende Panzer vernichtet werden können, heißt es bei Wikipedia (allerdings ohne Angabe einer offenen Quelle).
Damit ist klar, dass die Ukraine die neueste Version der Vulcano-Munition erhalten wird – einer Munitionsart, die bei der Bundeswehr bislang noch nicht eingeführt wurde. Zu diesem System gehören übrigens auch so genannte Fire Control Units, und auch die finden sich in der aktuellen Übersicht der Bundesregierung. Wenn auch – immer noch – fälschlich dem System Iris-T SLM zugeordnet:
10 Feuerleitstände für IRIS-T SLM Luftverteidigungssysteme*
Kann ja bis nächste Woche korrigiert werden.
(Archivbild Oktober 2021: Eine Panzerhaubitze 2000 der italienischen Armee feuert mit Vulcano-Munition bei einer Übung in Katar – www.esercito.difesa.it, Italian Army – 132nd Field Artillery Regiment „Ariete“ PzH 2000 self-propelled howitzer firing VULCANO guided ammunition during exercise NASR 2021 in Al Qalail (Qatar), CC BY 2.5)
Oryx meldet darüber hinaus unter Verweis auf die Liste der Bundesregierung die Lieferung von 10 Leopard 1 A5. Die Liste ist aber ohne Hinweis auf dänische Kofinanzierung, daher stellt sich die Frage ob insgesamt 10 Leo1 geliefert wurden oder sogar mehr.
Gute Lieferung. Was die Bundeswehr zur Zeit benötigt, ist ein wachsendes Interesse in der Bevölkerung und ein zunehmendes Eingeständnis ihrer Sinnhaftigkeit. Ob die ihre Munitionsbestände jetzt nächstes Jahr oder erst in 4 Jahren aufgefüllt bekommt, ist eigentlich zweitrangig, wenn sich niemand (oder zu wenige) für einen Dienst an der Waffe begeistern lassen.
Der Zyniker in mir sieht im Krieg in der Ukraine das wahrscheinlich beste Testgelände für westliche Rüstungsgüter. Werden einzelne, noch nicht eingeführte, Technologien (Munition usw.) auch noch erfolgreich von der UAF eingesetzt, gibt’s die Super-Werbung auch noch gratis mit dazu.
Das Sagt die Konkurrenz dazu und damit kann jeder sich seinen Teil denken wessen „Industriebeständen“ da geliefert werden:
„… Bundeswehr für den Verschuss aus der Panzerhaubitze 2000 befindet und der Truppe nach Planungen des Heeres (Stand 2021) voraussichtlich ab 2025 bereitstehen wird. Die Bundeswehr wird die Munition ausschließlich in der lasergelenkten Variante VULCANO GLR (Guided Long Range) SAL (Semi Active Laser) beschaffen, wie Soldat & Technik aus gut unterrichteter Quelle erfahren hat. Das Qualifizierungsschießen soll dem Vernehmen nach November 2022 in Südafrika erfolgen.“ https://soldat-und-technik.de/2022/08/bewaffnung/32586/praezisionsgelenkte-vulcano-artilleriemunition/
@TW
Die „Fire Command Unit“ ist aber kein Feuerleitstand, sondern eigentlich das Programmiergerät für die Volcano-Zünder. Entweder Stand-alone oder ins Waffensystem integriert
[Ja eben… Etwas deutlicher, wenn auch ebenso fragwürdig, in der englischen Fassung: 10 fire command units IRIS-T SLM air defence systems. T.W.]
Da sind wir doch ohne mein Zutun bei der präzisen Artilleriemunition mit hoher Reichweite und kleiner Stückzahl (255) angekommen. Und zudem noch bei den entsprechenden Aufklärungsmitteln und deren Verfügbarkeit. Also hier muss die ukrainische Armee ja dicht genug an die Ziele herankommen, um sie beleuchten zu können.
Ist eigentlich bekannt, ob es mittlerweile Aufklärungsdrohnen gibt, die diesen Job für den Einsatz der Vulcano-Munition erledigen können?
spon hat einen ganz informativen artikel zu RUKLA Brigadestationierung.
Plan ist wohl tatsählich Vergütung analog zum AA, also mit auslandsdienstzuschlägen nach § 53 BBesG.
Das dürfte die Attraktivität des Modells deutlich steigern. Auslandsdienstzuschläge sind steuerfrei und bei regulärem Hauptfeldwebel leigt man da schon bei ca. 21000 Euro netto zusätzlich zum grundgehalt
[Die Liebe zum OT ist ungebrochen – das hat so was von gar nichts mit Waffenlieferungen an die Ukraine zu tun und findet deshalb in diesem Thread nicht statt. T.W.]
@p.h. Der grauen Masse der Bevölkerung ist Si Pol schlicht schei***egal. Sollte es dazu kommen dass die gelenkte Vulkano 155 Mil, Mun querschnittlich
kommt wäre es natürlich ein Sprung nach vorn.
@Nachhaltig
Die Ukraine hat(te?) ja bereits mit „Kwitnyk“ ein ebensolches 152mm-Geschoss in Verwendung. Laser-Drohnenmodule gibt es auch.
@Dante
Vulcano ist aber keine „Querschnittsmunition“ sondern eine teure Lösung für ein Nischenproblem.
Aus Sicht der (Rohr)Artillerie benötige ich ein hoch präzises Geschoss, noch dazu mit reduzierter Spreng/ Splittermasse, zur Punktzielbekämpfung nur in einem Szenario – StabOp mit dem Anspruch/ Forderung minimaler Kollateralschäden.
In LV/BV kann ich jede Wirkungsforderung mit HE/Cluster/ SMArt günstiger mit weniger Aufwand erfüllen.
Was vielen schwer fällt zu verstehen, auch dank falscher Bilder aus StabOp Zeiten:
Bei unmittelbarer Feuerunterstützung für die Kampftruppe gilt in 90% der Fälle möglichst schnell möglichst viel Stahl in die Heide. Beispiel: das Panzertruppenbataillon ROT im Angriff bekämpfen = Bataillonsfeuerzusammenfassung, 4 Gruppen Bomblet. 3 min und 8500 Bomlets später ist dieser Angriff 1500m vor der eigenen Truppe beendet.
DAS ist der Beitrag der Artillerie zur Gefechtsführung der Brigade, lasergelenkte Einzelschüsse auf Fahrzeuge ist Schmuck am Nachthemd für Youtube und Co.
@PzH2000 sagt:
22.07.2023 um 17:19 Uhr
…Bei unmittelbarer Feuerunterstützung für die Kampftruppe gilt in 90% der Fälle möglichst schnell möglichst viel Stahl in die Heide….
Vollkommen richtig! Direkte Feuerunterstützung ist das Brot und Buttergeschäft der Artillerie.
Aber ein Wirkmittel an der Hand zu haben was eine Reichweite von bis zu 70 km hat und präzise trifft, ist halt sehr praktisch wenn man einen Divisions oder Korps Gefechtsstand aufgeklärt hat und da schnell drauf wirken will. Da schadet es nicht wenn jedes Geschütz auch ein paar Bulcanos hat um solche Feueraufträge erfüllen zu können.
Da dieser Beitrag der Artillerie (tausende Bomblets) seit Ottawa so nicht mehr möglich ist, ist (gelenkte) Präzisionsmunition zur Punktzielbekämpfung vielleicht doch hilfreich, statt einfach nur ein paar Ladungen Splitter in der Gegend zu verteilen.
@PzH2000: Verstanden. Einen Punkt lassen sie aber unberücksichtigt: den Reichweitenvorteil der Vulcano-Munition. Dort gibt es sicher in Analogie zu den Himars-Einsätzen auch Szenarien, die diese Munitionsart am wirkungsvollsten Machen. Ich denke auch nicht, dass es sinnvoll ist, eine Sorte Granaten gegenüber einer anderen Sorte auszuspielen. Am Besten ist doch, wenn man einen vollständigen Satz Werkzeuge im Werkzeugkasten hat. Dann kann man jeder Herausforderung am allerbesten entgegen sehen.
@PzH2000
„DAS ist der Beitrag der Artillerie zur Gefechtsführung der Brigade, lasergelenkte Einzelschüsse auf Fahrzeuge ist Schmuck am Nachthemd für Youtube und Co.“
Die Ukraine hat mittlerweile ca. 100 Stück Artillerie 152/155mm verloren, Rußland ca. 330 Stück. Beides ist die Untergrenze (Oryx-Zahlen), die realen Werte liegen höher.
Das ist mehr als nur Schmuck am Nachthemd. Im Süden der besetzten Ukraine ist das Leben russischer Artilleristen fast so gefährlich wie das der Soldaten im vorderen Graben.
Ukrainische Artilleristen sind auch gefährdet, wenn auch auf niedrigerem Niveau. Verantwortlich dafür ist weniger die russische Artillerie, Problem sind vor allem die Lancet-Drohnen.
https://twitter.com/UAWeapons/status/1672339498775052289
Je mehr Drohnen unterwegs sind, desto weniger attraktiv ist der „scoot“-Anteil von „shoot & scoot“.
„Träumer sagt:
22.07.2023 um 21:17 Uhr
Da dieser Beitrag der Artillerie (tausende Bomblets) seit Ottawa so nicht mehr möglich ist, ist (gelenkte) Präzisionsmunition zur Punktzielbekämpfung vielleicht doch hilfreich, statt einfach nur ein paar Ladungen Splitter in der Gegend zu verteilen.“
Genauer bzw. richtiger wäre „Oslo“. Da wurde 2008 der Vertrag zu Streumunition besiegelt.
Ottawa und Anitipersonenminen waren dann 1997.
@ Hans-Joachim Zierke
Ja, aber Counterbattery Fire hat genau was mit Vulcano zu tun? Um eine Batterie noch in der Feuerstellung zu erwischen, wird sicherlich nicht der präzise Einzelschuss genutzt (es sei denn, wenn die o.a. Reichweitensteigerung wirklich von Nöten ist).
@Voodoo
„Um eine Batterie noch in der Feuerstellung zu erwischen, wird sicherlich nicht der präzise Einzelschuss genutzt“
Einfach mal die Videos der Ukrainer ansehen: Doch, genau das.
Wenn ich die Eigenschaften von Vulcano richtig verstehe, wird dies künftig auch während der Verlegefahrten russischer Artillerie möglich sein. Die Ukraine braucht dafür dann keine Lancet, sondern nur eine Aufklärungsdrohne größerer Reichweite. Vulcano und Luna sollte prima zusammenpassen. Wobei man für die Leistung einer Luna mittlerweile wohl eigentlich keine Luna-Größe mehr benötigt.
@PzH2000
Zitat:“4 Gruppen Bomblet. 3 min und 8500 Bomlets später ist dieser Angriff 1500m vor der eigenen Truppe beendet.“
Ihren Enthusiasmus in Ehren. Aber verstößt man dann nicht gegen das Verbot von Streumunition? Abgesehen davon, dass bei 10 % Blindgängerrate ein Gegenangriff für die eigene Truppe nach 1500 m ziemlich gefährlich werden könnte.
@all
Ein, soviele Reaktion hatte ich selten auf einen Post. Auch alles berechtigte Punjte, auf die ich später mit etwas mehr Zeit zur Hand noch antworten werde.
Aber im Sinne Bottem line up front:
1) Ja, Vulcano ist ein sinnvolles und wichtiges Werkzeug im Werkzeugkasten
2) Als Bw-Feuerunterstützungselement kann ich natürlich keine Bomblets einsetzen. In dem Fall dann 3 Gruppen HE und 2 Gruppen SMArt.
Noch eine Vorbemerkung, wenn wir über Wirkmittel/ Zielkategorien sprechen, ist es nützlich zu wissen welche Ebene die Bekämpfung verantwortet.
Als grober Anhalt
1) Brigadeartillerie – unmittelbare Feuerunterstützung – Rohrartillerie 105/122/152/155 mm als Wirkmittel – Artilleriebeobachter/ Bodenüberwachungsradar/ Aufklärungsmittel der Kampftruppe zur Zielortung – Wirktiefe 15 – 20km
2) Divisionsartillerie – Allgemeiner Feuerkampf = Konterbatteriefeuer/ Hochwertziele in der Tiefe des Verantwortungsbereichs der Division – Mehrfachraktenwerfer und/oder Rohrartillerie 155/ 203 mm – weitreichende Bodenradarsysteme/ Schallmessanlage/ Drohnen – Wirktiefe 30-50 km
3) Korpsartillerie – weitreichender Feuerkampf ( Deep Fires) – Mehrfachraktenwerfersysteme – Drohnen/ Radar/ MilNw/ spezialisierte Kräfte – bis 300 km
@Schlammstapfer
1% Blindgängerrate bei Munition von Rheinmetall wie wir doch letztens lernen durften.
@Küstengang 01
„Aber ein Wirkmittel an der Hand zu haben was eine Reichweite von bis zu 70 km hat und präzise trifft, ist halt sehr praktisch wenn man einen Divisions oder Korps Gefechtsstand aufgeklärt hat und da schnell drauf wirken will..“
Da sind wir wieder bei wer bekämpft was? Solche Gefechtsstände werden durch Div/KorpsArt bekämpft – und damit fast immer mit RakArt. GMLRS-Unitary wurde genau für solche Ziele etwickelt. Und benötig im Gegensatz zu Vulcano SAL keine Laserzielbeleuchtung.
„Da schadet es nicht wenn jedes Geschütz auch ein paar Bulcanos hat um solche Feueraufträge erfüllen zu können“ Bei den Kosten für einen Schuß Vulcano SAL haben Sie bestensfalls ein paar Schuß in der Brigade.
@Träumer
„Da dieser Beitrag der Artillerie (tausende Bomblets) seit Ottawa so nicht mehr möglich ist, ist (gelenkte) Präzisionsmunition zur Punktzielbekämpfung vielleicht doch hilfreich, statt einfach nur ein paar Ladungen Splitter in der Gegend zu verteilen.“
1) Nicht mehr möglich für Signatar-Staaten der Oslo-Konvention, die anderen schon noch
2) Punktzielbekämpfung ist aber nicht Schwerpunkt des artilleristischen Feuerkampfs, sondern Flächenzielbekämpfung.
3) Aber ja, es gibt – meiner Meinung nach sehr spezielle – Anwendungsmöglichkeiten für Vulcano. Aber eher in Stabilisierungsoperationen. Daher kommt übringens auch die Forderung für Vulcano
@Nachhaltig
„Einen Punkt lassen sie aber unberücksichtigt: den Reichweitenvorteil der Vulcano-Munition. Dort gibt es sicher in Analogie zu den Himars-Einsätzen auch Szenarien, die diese Munitionsart am wirkungsvollsten machen.“
Ja, StabOp bei denen ich aus festen Feuerstellungen/ Feldlager möglichst weit möglichst genau feuern muss.
„Ich denke auch nicht, dass es sinnvoll ist, eine Sorte Granaten gegenüber einer anderen Sorte auszuspielen. Am Besten ist doch, wenn man einen vollständigen Satz Werkzeuge im Werkzeugkasten hat. Dann kann man jeder Herausforderung am allerbesten entgegen sehen.“
Völlig richtig, aber Vulcano ist halt ein teures Spezialwerkzeug im Werkzeugkasten.
@Klaus-Peter Zierke
„Verantwortlich dafür ist weniger die russische Artillerie, Problem sind vor allem die Lancet-Drohnen.“
Loitering Munition ist ja eine ganz andere, wesentlich gefährlichere, Bedrohung als Vulcano.
„Einfach mal die Videos der Ukrainer ansehen: Doch, genau das.“
Die Videos sind Teil der Social Media Kriegführung, aber eher nicht repräsentativ für die Masse der artilleristischen Gefechtsführung. Dafür sprechen neben Berichten zB von RUSI, ISW oder auch UA -Quellen auch die reinen Zahlen. Die UA hat einige hundert Präzisionsgeschosse geliefert bekommen. Und diese relativ knappe Hochwertmunition „verschwende“ ich für 08/15 Haubitzen, die ich genauso gut mit billiger HE bzw. jetzt DPICM bekämpfen kann?
„Wenn ich die Eigenschaften von Vulcano richtig verstehe, wird dies künftig auch während der Verlegefahrten russischer Artillerie möglich sein. Die Ukraine braucht dafür dann keine Lancet, sondern nur eine Aufklärungsdrohne größerer Reichweite. Vulcano und Luna sollte prima zusammenpassen. Wobei man für die Leistung einer Luna mittlerweile wohl eigentlich keine Luna-Größe mehr benötigt.“
Das haben Sie etwas falsch verstanden. Vulcano GLR-SAL kann das, benötigt dafür aber eine ständige Laserzielmarkierung durch zB Artilleriebeobachter, Fernspähtrupps oder entsprechend ausgerüstete Drohnen. Und zwar ein eines pro Ziel. Luna hat weder die Reichweite noch den Laserzielbeleuchter dafür.
@TW: versprochen, der letzte Kommentar dazu. Danke für die Geduld
@Schlammstapfer
„Ihren Enthusiasmus in Ehren. Aber verstößt man dann nicht gegen das Verbot von Streumunition?“
Nur wenn man die Oslo-Konvention unterzeichnet hat.
„Abgesehen davon, dass bei 10 % Blindgängerrate ein Gegenangriff für die eigene Truppe nach 1500 m ziemlich gefährlich werden könnte.“
Ich weiß nicht, wie sehr Sie die Planungsprozeße auf Div/ Brig Ebene kennen. Der Führer der JFSCG (Joint Fire Support Coordination Cell) ist als Berater des BrigKdr in den Planungsprozeß eingebunden und erstellt in diesem Rahmen den Plan für den Feuerkampf (Anlage II – STF/ JFS zum Brigadebefehl). Dabei werden zB auch sperrfreie Räume/ No Fire Zones definiert, die für zB Gegenangriffe freigehalten werden. Ebenso plant der Fhr JFSCT (Joint Fire Support Coordination Team) als Berater des BtlKdr auf Btl-Ebene.
Zum Schluss – falls TW erlaubt – schamlose Eigenwerbung (nicht kommerziell)
Wer mehr zum Einsatz Artillerie wissen will: Online Aus-/Weiterbildung „Kleine Artilleriekunde“, Dienstag, 12.09.2023, 19.30 – 21.00, Anmeldung über VdRBw: https://www.reservistenverband.de/Digitale-Veranstaltungen/
@Schlammstapfer
… Abgesehen davon, dass bei 10 % Blindgängerrate ein Gegenangriff für die eigene Truppe nach 1500 m ziemlich gefährlich werden könnte.
Nur mal so als Einwurf, weil als Gerät nicht ordinär der Artillerie unterstellt ist. Aber was glaubt ihr eigentlich wofür der hier https://de.wikipedia.org/wiki/Keiler_(Panzer) gedacht ist? Da steht in der Bedienungsanleitung nicht drin „darf nur für feindliche Minen/UXO benutzt werden“, deswegen werden auch Sperrkarten geführt mit bekannten Feind- UND Freundminensperren (und bei +10% Blindgängerrate kommen das grobe Zielfeld von Bomblets genauso das rein, wie von der Arty ausgebrachte Minen).
Haben ist besser als brauchen … Vulcano mag Spezialwerkzeug sein, aber wenn die Ukrainer eins gezeigt haben, dann, dass sie immer für ein Husarenstück gut sein. Stelle mir da einen der wenigen russischen Generäle vor, die sich an die Front trauen und dann entsprechend beleuchtet werden …
Verstörender in Sachen Kommunikation finde ich allerdings, a) dass solche Böcke geschossen werden (kennt man seine Systeme nicht im BMVg?) und b) wie lange es dauert, Fehler zu korrigieren – braucht es da erst Mil-digital bzw. internationales Stirnrunzeln, bis sich da was tut?
Aktuell hat unser BmVg angekündigt, bis 2031 über 20mrd Euro für Munition zu investieren.
Dabei auch für Panzer und Artillerie.
Es scheint also endlich die nötige Masse zu kommen!
PzH2000 sagt: 23.07.2023 um 23:36 Uhr
@TW: versprochen, der letzte Kommentar dazu. Danke für die Geduld
Vielen Dank für deine Beiträge. Das hat Substanz.
Danke, VG, NG.
@PzH2000
„Die Videos sind Teil der Social Media Kriegführung, aber eher nicht repräsentativ für die Masse der artilleristischen Gefechtsführung.“
Das ukrainische Vorgehen an der Südfront ist dadurch geprägt, daß die russische Artillerie im Fokus des Vorgehens steht. Das heißt: Es geht beispielsweise Infanterie vor, bis die russische Artillerie zu schießen beginnt und aufgeklärt werden kann. Sobald dies der Fall ist, zieht sich die Infanterie zurück.
Da auch Russen lernen und keine geschlossenen Batterien mehr in die Gegend stellen, werden danach die in der Landschaft verteilten Geschütze mit Einzelfeuer belegt. Vielleicht auch mal mit zwei oder drei Granaten pro Geschütz.
Zentrale Anforderung ist, daß die russische Artillerie nicht wirken können soll. Nur dank dieses Konzepts ist erklärbar, daß die Ukrainer weniger Soldaten verlieren als die Russen, obwohl sie sich situationsbedingt in der Rolle des Angreifers bewegen. Iwan Popow wurde unter anderem deshalb von seinem Posten entfernt, weil er genau darauf hinwies, daß man keine Abhilfe für diese Entwicklung finden könne und die russische Führung es ignoriere.
Zu dem Ausfall von Geschützen kommen die Ausfälle an Befehlsständen, auch auf der Ebene von Kompanien oder einzelner Züge. Der Ukraine-Krieg unterscheidet sich von allen vorhergehenden durch das Ausmaß an Aufklärung, das nunmehr möglich ist. Drohnen gab es vorher, aber es macht einen Unterschied, wenn man die Zahl vertausendfacht, und mindestens auf der ukrainischen Seite auch die Zahl qualifizierter Bediener entsprechend zunimmt. (Auch die Russen lernen übrigens dazu.)
(Zitat)“Das haben Sie etwas falsch verstanden. Vulcano GLR-SAL kann das, benötigt dafür aber eine ständige Laserzielmarkierung durch zB Artilleriebeobachter, Fernspähtrupps oder entsprechend ausgerüstete Drohnen.“
Inzwischen verschießen völlig ungeeignete uralte Sowjet-Jets sowohl HARM als auch Stormshadow. Warten wir ab, wann Drohnen Ziele zu beleuchten beginnen, die das eigentlich gar nicht können.
(Zitat)“Die UA hat einige hundert Präzisionsgeschosse geliefert bekommen. Und diese relativ knappe Hochwertmunition „verschwende“ ich für 08/15 Haubitzen, die ich genauso gut mit billiger HE bzw. jetzt DPICM bekämpfen kann?“
Wo ich das kann: Sicher nicht!
Aber was ist mit den Haubitzen, die auf der Küstenstraße unterwegs sind? Von Robotyne bis zur Fernstraße 14 sind es 80km zum sich bewegenden Ziel. Das ist noch ein bißchen zu weit. Aber in drei bis vier Wochen sollte man mit Volcano diese Straße erreichen können.
Einerseits Kertsch-Brücke endgültig dichtmachen, andererseits die Küstenstraße aus dem Osten mit Volcano belegen können, das sind die beiden wichtigsten Elemente für eine zukünftige russische Geste des guten Willens. Wobei die Zahl der bisher gelieferten Geschosse natürlich nicht reicht.