Präzisionsmunition für die Ukraine: Bundesregierung klärt unpräzise Angaben

Nach mehr als einer Woche hat die Bundesregierung unauffällig und ohne Hinweise Fehler in der Liste ihrer Waffenlieferungen an die Ukraine korrigiert, die in Fachkreisen international und in Deutschland für Verwirrung gesorgt hatten. Wie aus der neuen Übersicht hervorgeht, wurden Hilfsmittel für den genaueren Einsatz von präziser Artilleriemunition geliefert, die zuvor fälschlich dem Luftverteidigungssystem Iris-T SLM zugeordnet worden waren.

In ihrer Übersicht vom 12. Juli hatte die Bundesregierung unter anderem als geplante Lieferung für die Ukraine aufgeführt:

10 Laserzielbeleuchter IRIS-T SLM

die nicht als Industrie-Lieferung, sondern als Abgabe aus Bundeswehrbeständen markiert waren. Das führte zu einer gewissen Verwirrung, denn die Lenkflugkörper des Iris-T SLM-Systems werden über einen Infrarot-Suchkopf gesteuert – da einen Laserzielbeleuchter zu liefern, obwohl das System mit dieser Laser-Markierung nichts anfangen kann, hat was von einem Heizer auf der E-Lok.

Nachfragen dazu blieben ergebnislos. Aber am (heutigen) Freitag veröffentlichte die Bundesregierung eine neue Übersicht, datiert auf den (gestrigen) 20. Juli. Darin taucht nun auf:

10 Laserzielbeleuchter VULCANO Artilleriemunition*

markiert als Lieferung aus Industriebeständen.

Diese Angabe macht nun Sinn: Bereits im vergangenen Jahr war die Lieferung dieser Präzisionsmunition, hergestellt von der deutschen Firma Diehl und dem italienischen Unternehmen Leonardo, an die Ukraine angekündigt worden, in der Übersicht der Bundesregierung vom 18. Oktober 2022:

255 Schuss Vulcano Artilleriemunition 155 mm*

Es handelt sich um Präzisionsmunition im Kaliber 155mm, die unter anderem von der Panzerhaubitze 2000 aus deutscher Produktion verschossen werden kann.

Eine Variante dieser Munition kann per Laser gesteuert werden, vor allem durch die Zielmarkierung mit vorgeschobenen Beobachtern. Im Laser-Steuerungsmodus soll die 1-Meter-Präzision erreicht werden, so dass nicht nur stationäre Ziele, sondern auch fahrende Panzer vernichtet werden können, heißt es bei Wikipedia (allerdings ohne Angabe einer offenen Quelle).

Damit ist klar, dass die Ukraine die neueste Version der Vulcano-Munition erhalten wird – einer Munitionsart, die bei der Bundeswehr bislang noch nicht eingeführt wurde. Zu diesem System gehören übrigens auch so genannte Fire Control Units, und auch die finden sich in der aktuellen Übersicht der Bundesregierung. Wenn auch – immer noch – fälschlich dem System Iris-T SLM zugeordnet:

10 Feuerleitstände für IRIS-T SLM Luftverteidigungssysteme*

Kann ja bis nächste Woche korrigiert werden.

(Archivbild Oktober 2021: Eine Panzerhaubitze 2000 der italienischen Armee feuert mit Vulcano-Munition bei einer Übung in Katar – www.esercito.difesa.it, Italian Army – 132nd Field Artillery Regiment „Ariete“ PzH 2000 self-propelled howitzer firing VULCANO guided ammunition during exercise NASR 2021 in Al Qalail (Qatar), CC BY 2.5)