Sudan-Sammler 23. April: USA holen Botschaftspersonal aus Khartum raus, europäische Mission angelaufen (lfd. Updates)

In der Nacht zum Sonntag haben die USA ihre Botschaft in der umkämpften sudanesischen Hauptstadt Khartum evakuiert und das Botschaftspersonal ausgeflogen. Von anderen Ländern gibt es vorerst keine Informationen zu solchen Aktionen, auch wenn zahlreiche Soldaten und Flugzeuge in der Region stationiert sind. Der Sudan-Sammler am 23. April:

Die Aktion der USA wurde am frühen Sonntagmorgen (europäischer Zeit) durch Erklärungen von US-Präsident Joe Biden und Verteidigungsminister Lloyd Austin bekannt – und ganz offensichtlich wurden, im Unterschied zu früheren solchen Missionen, Medien nicht im Vorfeld gebrieft. Das Statement des Präsidenten:

Today, on my orders, the United States military conducted an operation to extract U.S. Government personnel from Khartoum. I am proud of the extraordinary commitment of our Embassy staff, who performed their duties with courage and professionalism and embodied America’s friendship and connection with the people of Sudan. I am grateful for the unmatched skill of our service members who successfully brought them to safety. And I thank Djibouti, Ethiopia, and Saudi Arabia, which were critical to the success of our operation.
I am receiving regular reports from my team on their ongoing work to assist Americans in Sudan, to the extent possible. We are also working closely with our allies and partners in this effort.
This tragic violence in Sudan has already cost the lives of hundreds of innocent civilians. It’s unconscionable and it must stop. The belligerent parties must implement an immediate and unconditional ceasefire, allow unhindered humanitarian access, and respect the will of the people of Sudan. We are temporarily suspending operations at the U.S. Embassy in Sudan, but our commitment to the Sudanese people and the future they want for themselves is unending.

Zum Ablauf selbst auch von Austin keine Details:

This action, led by U.S. Africa Command and conducted in close coordination with the U.S. State Department, demonstrates the Department of Defense’s support for our nation’s diplomatic personnel. I’m proud of our extraordinary service members who executed and supported this operation with outstanding precision and professionalism. We also thank our allies and partners, including Djibouti, Ethiopia, and Saudi Arabia, which were critical to the success of this operation.

Selbst die New York Times hatte zunächst nur wenig Informationen, wie die Operation ablief:

A U.S. official familiar with the matter said the military airlifted about 70 U.S. embassy employees using helicopters and V-22 Ospreys — a plane that can take off and land vertically — from a site near the embassy after sundown. The Navy’s SEAL Team 6 special force was involved, the official said.

Das ist – bislang – alles ein wenig ungewöhnlich. Und ein wenig erstaunlich ist ebenfalls, dass es ganz offensichtlich keine gemeinsame Aktion mehrerer Länder gab, sondern eine eigene US-Mission – die Frage, ob und was zum Beispiel die Europäer machen, bleibt vorerst offen.

Update: Inzwischen werden weitere Details bekannt. Von Reuters:

The evacuation operation conducted on Saturday involved just over 100 U.S. special operations forces and began at 3 p.m. (1300 GMT) when U.S. aircraft, including three MH-47 Chinook transport helicopters, took off from a U.S. base in Djibouti, stopped in Ethiopia to refuel, then flew the last three hours to Khartoum.

Update: Die französische Regierung kündigte am Sonntagmorgen eine mit europäischen Verbündeten abgestimmte Evakuierungsoperation an:

Das Ministerium für Europa und Auswärtige Angelegenheiten und das Armeeministerium koordinieren in Verbindung mit allen Beteiligten sowie unseren europäischen Partnern und Verbündeten eine Operation zur schnellen Evakuierung unseres diplomatischen Personals und unserer Staatsangehörigen im Sudan. Diese Operation schließt Staatsangehörige dieser Staaten sowie europäisches diplomatisches Personal ein.
(Übersetzt mit deepl.com)

Auch der niederländische Außenminister Wopke Hoekstra bestätigte auf Twitter, dass eine Evakuierungsmission mehrerer – europäischer – Länder angelaufen sei:

Nach – unbestätigten – Angaben aus Khartum soll es bei der Evakuierung zu einem Angriff auf einen Konvoi der französischen Botschaft gekommen sein:

Mitglieder der Rebellenmiliz Rapid Support Forces griffen den Konvoi der französischen Botschaft an, indem sie das Feuer eröffneten, was zu ihrer Rückkehr und Unterbrechung des Evakuierungsprozesses führte.
Einer der Franzosen wurde durch eine Kugel verletzt
Von einem Scharfschützen, der das Hauptquartier der Mission angreift.

Dass es zu einem Zwischenfall gekommen ist, scheint klar – die Darstellung der RSF sieht allerdings anders aus:

Heute Morgen, 23.04.2023, wurden die Rapid Support Forces während der Evakuierung französischer Staatsangehöriger aus der Botschaft ihres Landes von Flugzeugen angegriffen, die von Bahri nach Omdurman kamen, wodurch das Leben französischer Staatsangehöriger gefährdet wurde, indem einer von ihnen verletzt wurde und die Überleben der übrigen Staatsangehörigen.
Die schnellen Unterstützungskräfte geben an, dass der Evakuierungskonvoi französischer Staatsangehöriger in voller Abstimmung mit der französischen Regierung heute Morgen von ihren Sammelplätzen bei der französischen Botschaft abgezogen ist und die Stadt Bahri nach Omdurman durchquert hat.
Diese flagrante Verletzung des Völkerrechts und des humanitären Völkerrechts und des erklärten Waffenstillstands wurde von Angehörigen der französischen Botschaft, die den Vorfall dokumentierte, beobachtet und besucht.
Angesichts dieses feigen Angriffs und um die Sicherheit der französischen Staatsangehörigen zu wahren, mussten die Rapid Support Forces den Konvoi zum ersten Ausgangspunkt zurückbringen.
Die schnellen Unterstützungskräfte bekräftigen ihr uneingeschränktes Eintreten für den erklärten Waffenstillstand und die Öffnung humanitärer Korridore, um es den Bürgern zu ermöglichen, die notwendigen Dienstleistungen zu erhalten, und um die Bewegung ausländischer Staatsangehöriger in die von ihren Regierungen ausgewiesenen Evakuierungsgebiete zu erleichtern.
(Übersetzt mit Google Translate)

Das schwedische Parlament billigte den Einsatz des Militärs für eine Evakuierungsoperation, wie das schwedische Fernsehen SVT berichtete:

Am Sonntag gab das schwedische Parlament grünes Licht für die Entsendung einer bewaffneten Truppe in den Sudan, wo sich Berichten zufolge rund 100 Schweden, darunter Botschaftsmitarbeiter und ihre Familien, aufhalten. Dem Bericht des Ausschusses zufolge betrifft die Evakuierungsaktion „schwedische und ausländische Bürger und Ausrüstung“. (…)
Wann genau die Evakuierungsaktion durchgeführt wird, mit welchem Personal und wie die Zusammenarbeit mit anderen Ländern aussehen wird, dazu können die schwedischen Streitkräfte keine Angaben machen.
Der Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten hat vorgeschlagen und das Parlament hat beschlossen, dass die Regierung befugt ist, eine Evakuierungstruppe von bis zu 400 Mann in den Sudan zu schicken. (…) Laut Håkan Svenneling, außenpolitischer Sprecher, wird mit der Entsendung von etwa 150 Soldaten gerechnet.
(übersetzt mit deepl.com)

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