Sudan-Sammler 22. April: Erste saudische Evakuierungsmission auf dem Seeweg, Vorbereitungen für Luftevakuierung
Inmitten der anhaltenden Kämpfe verfeindeter militärischer Gruppierungen im Sudan haben die ersten Evakuierungsmissionen für Ausländer begonnen – allerdings zunächst nur auf dem Seeweg. Die Vorbereitungen vor allem westlicher Länder für Evakuierungen aus der Luft aus der Hauptstadt Khartum laufen zwar, unklar bleibt trotz Zusicherungen der beiden Parteien aber weiterhin, ob der Flughafen genutzt werden kann. Ein erster Überblick am 22. April:
• Saudi-Arabien brachte am (heutigen) Samstag eigene Staatsbürger und Bürger anderer Länder über das Rote Meer von Sudan in den saudischen Hafen Jeddah in Sicherheit, wie mehrere arabische Medien berichteten:
#BREAKING: The first evacuation ship from #Sudan arrives in #Jeddah, carrying 50 #Saudi citizens and a number of nationals from neighboring countries#EKHNews_EN pic.twitter.com/ZWQH3lBS5y
— AlEkhbariya News (@EKHNews_EN) April 22, 2023
4 more ships coming from #Sudan to #Jeddah with 108 people on board from 11 countries pic.twitter.com/POkNuBY8Ur
— The Saudi Post – English (@TheSaudiPost_En) April 22, 2023
Zuvor hatte das saudische Außenministerium angekündigt, die nötigen Absprachen für diese Evakuierungen seien getroffen worden.
• Die Ausreise von Ausländern über Häfen wie Port Sudan ist allerdings kaum eine Möglichkeit für die tausende Staatsbürger westlicher Nationen, die in der umkämpften Hauptstadt festsitzen. Der Landweg aus Khartum nach Port Sudan ist gut 800 Kilometer lang und dauert schon unter normalen Umständen mindestens zwölf Stunden; in der aktuellen Situation mit Kämpfen überall im Land ist das praktisch keine Alternative.
• Sowohl die sudanesische Armee als auch die mit ihr verfeindeten so genannten Rapid Support Forces (RSF), die um die Vorherrschaft im Land kämpfen, hatten angekündigt, eine Ausreise von Ausländern über Flughäfen und damit auch über den Airport der Hauptstadt ermöglichen zu wollen. Berichte und Bilder aus Khartum lassen daran allerdings erhebliche Zweifel aufkommen: Der mitten in der Stadt gelegene Flughafen, nahe am Militärhauptquartier, liegt praktisch mitten in den umkämpften Zonen der beiden militärischen Gruppierungen.
• Die Vorbereitungen etlicher westlicher Staaten für eine Evakuierungsmission laufen weiter. In Berlin kam am Mittag der Krisenstab des Auswärtigen Amtes unter Leitung von Außenministerin Annalena Baerbock und Verteidigungsminister Boris Pistorius zusammen (Foto oben); zu den Beratungen gab es von beiden Ministerien keine Angaben. Pistorius hatte angesichts der Situation in dem afrikanischen Land seine Reise in die USA abgesagt.
Die Bundeswehr hat für eine mögliche Evakuierungsoperation Transportflugzeuge des Typs A400M sowie Soldaten auf dem Stützpunkt Al Azrak in Jordanien vorstationiert. Weitere Maschinen waren am Samstag auf dem Weg.
Nach den letzten Angaben des Auswärtigen Amts vom (gestrigen) Freitag hält sich eine niedrige dreistellige Zahl von Deutschen im Sudan auf; unter anderem gehören einige zum Personal internationaler Organisationen wie der Vereinten Nationen.
• Etliche andere Staaten, vor allem die USA und Frankreich, halten Flugzeuge und Soldaten auf ihren Basen in Djibouti in Bereitschaft. Eine Übersicht gibt es bei den Kollegen von Bruxelles2.
(weiter nach Entwicklung)
(Foto: Sitzung des Krisenstabs im Auswärtigen Amt zu einer möglichen Sudan-Evakuierungsmission am Samstagmittag mit Außenministerin Annalena Baerbock und Verteidigungsminister Boris Pistorius, im Bild u.a. Bundeswehr-Generalinspekteur Carsten Breuer und der Abteilungsleiter Strategie und Einsatz, Gunter Schneider, links, und die Politischen Direktoren des AA Christian Buck und Tjorven Bellmann, rechts – Felix Zahn/photothek.de; Grafik adsbexchange.com)
Aktuell sind 3 A400M unterwegs ab Deutschland: GAF 572, 54 + 38; GAF 129, 54+16, GAF 338, 54 +18.
Ferner 15 + 11 A321 NEO, und eine spanische A400M. Auch sonst viel Metall zu sehen auf ADSB Global. In Saudi Arabien ist eine indische C17. Muss natürlich nicht heißen dass das alles damit zusammen hängt, aber wundern würde es mich nicht.
[Sind aktuell sogar fünf A400M und ein A321, siehe nachgetragenes Transponderbild oben. T.W.]
Die GAF303 (54+34) ist soeben in Jordanien gestartet, Kurs 203°.
Sieht so aus, als ob die Evakuierung jetzt doch losgehen würde. Drücken wir die Daumen!
Beginn der Evakuierung?
Unterwegs nach JOR/EGY, U.S. UK, CDN, DEU Transporter.
https://twitter.com/hdevreij/status/1649756355429822465/photo/1
15:45
GAF 303 A400M ex Azraq Airbase auf Kurs südlich Richtung Rotes Meer
Viel Glück!
Eine Antonov AN 124 (ADB5659) aus Hannover ist ebenfalls auf dem Weg nach Israel.
Hiermit wird wahrscheinlich weiteres Missions-Equipment hingebracht. Dies würde zu dem passen, was man so auf den Fluren hört. Laut der Konfliktparteien soll eine Evakuierung ermöglicht werden.
[Wer ist denn noch auf dem Weg nach Israel und was meinen Sie? T.W.]
Bundeswehr ist in der Lage Schutzbedürftige nach Deutschland zu evakuieren. So weit die Theorie.
Die Praxis ist eine andere!
Verbreitet ist:
Der Kern des Einsatzverbandes für militärische Evakuierungsoperationen ist die Luftlandebrigade 1 der Division Schnelle Kräfte, kurz DSKDivision Schnelle Kräfte. Diese steht in ständiger schneller Einsatzbereitschaft. „Wir halten dafür rund 1.400 Soldatinnen und Soldaten sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr in höchster Verfügbarkeit als Beitrag zur nationalen Krisenvorsorge.
Stimmt und stimmt doch nicht.
DIESER Kern ist in der Lage seine Aufgaben zu erfüllen. Mängel und Defizite gibt es genug, auch da!
Die Defizite liegen darüber.
Verschlechtert sich die Lage in einem Krisengebiet zunehmend, erstellt das BMVg eine militärische Evakuierungsoption für den Krisenstab der Bundesregierung. Nach der Billigung beginnt das Einsatzführungskommando in Potsdam mit der Planung einer möglichen Evakuierung.
Da greifen die Zahnräder nicht ineinander. Planung, insbesondere MilNw Aspekte, Führung, joint Verbringung und Logistik, das ist oft eine in der Theorie gut klingende, doch in der Praxis ein nicht funktionierendes Verfahren. Auf Papier geübt, nie in Gänze geübt.
Nein, bitte nicht die Evakuierung aus Afghanistan 2021 als Blaupause, “Die Helden aus Afghanistan”. Hart formuliert, ist es eine Trittbrettoperation bei den US Partnern. Das noch nicht mal wirklich gut. Doch wir haben uns unsere Erzählung von Helden schön geredet.
Und nun, Saudiarabien schon mal fertig mit dem Schiff, andere schon da….na lesen können das ja alle selbst, die Presse füllt sich..
In Deutschland zeigt man Pistorius und Barebock mit ernsten Gesichtern, klar, man glaubt sich in ähnlicher Lage wie US Präsidenten mit den großen Dingen.
Die Deutschen stellen sich wieder hintenan, wieder einmal! Was wird es jetzt, Abholung? Die Armee des Sudan gewährt zunächst Schutz den Großen, Deutschland wird nicht einmal genannt, aber China, Saudiarabien, USA; GBR……
Egal wie, gesicherte Heimkehr!
Man muss ja, trotz aller Hiobsbotschaften über die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr, schon froh sein, dass wir eine LLBrig 1 und ein LTG 62 haben. Offensichtlich läuft bei denen über alle Führungsgrundgebiete was besser …🤷♂️
@Quest.AB
Das Saudi Arabien mit einem Schiff vor Ort ist sollte nicht verwunderlicher sein wenn man auf die Landkarte schaut….
Wer sagt das von unseren Kameraden noch niemand dort oder in unmittelbarer Nähe ist? Nur weil es in den Medien nicht breitgetreten wird?
Nach meinen aktuellen Kenntnistand macht unser Militär mit der Politik gerade einen hervorragenden Job und es wird nicht nur geplant sondern auch gehandelt!
Aber meckern ist ja anscheinend eine deutsche Tugend geworden.
So langsam tun die Daumen vom Drücken weh … News?
Kurze Korrektur zum letzten Kommentar. Lanserspruch: Das einzig Beständige an der Lage ist die Lageänderung.
@Petra: Gefühlt die halbe Welt macht Druck auf zwei Konfliktparteien mit dem gemeinsamen Interesse, Ihre Zivilisten zu retten. Ruhig Blut und seien sie Stolz auf ihren Sprößling
Um den Kommentar von @Finke etwas mit Fakten zu ergänzen:
Bereits seit der Nacht auf Freitag (T.W. berichtete über die Flüge der Luftwaffe) pendeln zwei Antonov An-124 (reg. UR-82072 und reg. UR-82008 ) der Antonov Airlines (SALIS) zwischen dem Flughafen Hannover und Al-Azraq. Auf dem Vorfeld des Flughafens werden neben pallettenweise Luftfracht auch Fahrzeuge des Typs Wolf, Enok, Mungo, Dingo und Wiesel sowie leichte LKW zum Lufttransport vorbereitet/gelagert. Den Taktischen Zeichen zufolge stammt ein Teil des gestern verladenen Materials vom Kdo SES.
Bleibt nur zu Hoffen das die Konfliktparteien im Sudan sich an ihre Ankündigungen eine Evakuierung zu ermöglichen halten.
@ Quest.AB
Die Einzigen für die Theorie und Praxis bei einer EvakOp nicht zusammenpassen, sind diejenigen, die solche Operationen gerne versuchen zu bewerten wie Lehrproben auf einem Laufbahnlehrgang.
Man ist im übrigen auch nicht der glänzende Beste, wenn man der Erste im Land ist oder der Erste, der alle seine E‘ rausgebracht hat.
@All
In diesem Forum scheinen ja wieder Alles besser zu wissen.
Gut so!
Denn dann wisst Ihr gar nicht und bleibt nur auf dem Level der Spekulationen.
Und das ist gut so, denn die Treffen nicht annähernd die Realität!
Weiter so! Nennt man Psyops.
[Hier schlagen schon lustige Leute auf. Fürs Protokoll: „Aufklärer 19“ hat seinen ersten Kommentar gelandet. Und vermutlich auch seinen letzten. T.W.]
@ T.W.
im Endeffekt wollte ich mit meinem ersten Kommentar nur auf das Hinweisen was Moxtux gesagt hatte. Über Anotnov AN 124 wurden von Hannover reihenweise Fahrzeuge hingebracht, alles was Luftverladbar ist und auch mit Hubschraubern Luftverladbar wäre (z.T. zumindest). Da ich mir nicht sicher bin was alles schon in der Presse gelandet ist, wollte ich lediglich auf die Lufttransporte mit der Antonov hinweisen und noch nicht so viel zur Fracht schreiben.
[Hm, aber Sie haben als Ziel Israel genannt, das passt nicht so recht. T.W.]
Vermutlich wird der Druck auf die Kriegsparteien Ausländern den Abzug aus dem Sudan zu gewähren steigen. Gem. Vessel Finder liegt seit 12 Stunden ein indisches Kriegsschiff in respektvollem Abstand vor Port Sudan. Die Art des Schiffes wird nicht näher benannt. Eine kurze Nachschau im Net ergab für mich, daß wohl auch mehrere tausend Inder im Sudan leben und Restaurants und Geschäfte betreiben. Dies fing schon in den 1860ern an. Allerdings lernte man schon 1885 noch unter Gordon Pascha, das es in Khartoum leider nicht immer friedlich ist, So ergibt auch ein Nachhören sudanesischer Radiostationen über das Internet, daß Stationen der Hauptstadt wohl nicht mehr arbeiten. Solche in der Provinz anscheinend schon.
Die An-124 tragen seit einigen Tagen Ausrüstung von Hannover in den nahen Osten, haben aber evtl. mit der Evakuierung nichts zu tun.
4-5 deutsche A400M fliegen offensichtlich zwischen Wunstorf und Jordanien hin und her. Drei weitere sind ständig vor Ort, plus der Tanker in Al Azraq. Insgesamt ist der Klarstand des LTG 62 sehr gut, wie auch die letzten Monate zeigen. Weiterhin fliegt eine Global 6000 und ein A.321-251Nx runter (der zweite steht derzeit bei der LHT).
Norwegen flog gestern mit zwei C-130J in den nahen Osten, zusammen mit anderen Nationen, wie UK (Atlas, C-17 und Voyager), Schweden (C-130H), Frankreich (A400M, A.330), Spanien (A400M) usw.