NATO richtet großes Materiallager für US-Streitkräfte in Polen ein
Die US-Streitkräfte verstärken ihre Präsenz in Polen: Für die mehreren tausend US-Soldaten, die rotierend in Polen anwesend sind, wurde ein großes Materiallager in Dienst gestellt. Der als NATO-Einrichtung geschaffene Long-Term Equipment Storage and Maintenance Complex auf der Luftwaffenbasis Powidz soll das Material einer kompletten US-Kampfbrigade aufnehmen.
Das so genannte Army Prepositioned Stocks program (APS) soll die rasche Verstärkung der NATO in Europa mit US-Truppen ermöglichen, die eingeflogen werden und ihr Gerät im Einsatzland vorfinden. Weiter westlich, auch in Deutschland und den Niederlanden, gibt es bereits solche APS-Lager. Die Einrichtung eines solchen Lagerkomplexes zeigt wie zuvor schon die zunehmende Zahl von US-Einrichtungen in Polen eine weitere Orientierung der USA wie der NATO nach Osteuropa.
Mit dem neuen Materiallager werde die Abschreckungsfähigkeit der Allianz erhöht, sagte der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak bei der Einweihung am (heutigen) Mittwoch. Es wird sieben solcher gigantischen Lagerhallen auf polnischem Boden mit schwerem Gerät geben, über 2.700 Fahrzeuge vom Panzer bis zum Bradley-Schützenpanzer, sagte der US-Botschafter in Polen, Mark Brzezinski. Diese Einrichtung stellt sicher, dass wir weiterhin schnell sein können.
Nach Angaben der NATO wurde das neue Materiallager in Powidz komplett von der Allianz finanziert. Der Standort sei wegen seiner strategisch günstigen Lage ausgewählt worden, die einen schnellen Einsatz in der gesamten Region möglich mache.

Die US-Streitkräfte sind ihrem V. Korps als Kommandostab in Poznan (Posen) sowie mit rund 4.000 Soldatinnen und Soldaten, die regelmäßig rotieren und bei Bedarf um weitere 2.500 verstärkt werden können, an elf Standorten in Polen präsent.
(Foto: Der polnische Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak bei der Eröffnung des ersten ‚Long Term Equipment Storage and Maintenance-Complex‘ auf der Luftwaffenbasis Powidz am 5. April 2023 – U.S. Army National Guard photo by Staff Sgt. Agustín Montañez; Karte: OpenStreetMap)
macht Sinn…
Deutschland sollte solch ein Lager perspektivisch auch in Litauen einrichten…
und dort Material für ein schweres Bataillon/Brigade einlagern…wenn man denn genug Material in Reserve hätte 🙈
@obibiber sagt: 05.04.2023 um 18:57 Uhr
„Deutschland sollte solch ein Lager perspektivisch auch in Litauen einrichten…“
Ja, würde Sinn machen. Aber womit?
Es sind ja noch nicht mal alle aktiven Truppenteile voll ausgerüstet.
Und für die Reserve sollen doch tatsächlich 19.000 G36 eingelagert werden. Ein Witz der Geschichte. /ROFLMAO
@Pio-Fritz sagt: 05.04.2023 um 20:16 Uhr
Sie wissen doch: Deutschlands letzte List, ist der mit G36 bewaffnete Reservist als Infanterist.
Scherz beiseite: vollkommen richtig von Ihnen und obibiber ausgeführt.
Es muss sich etwas tun im Punkt Material.
Ganz sicher gab es nie und wird es wohl auch nie 100%-state of the art Ausstattung, insbesondere nicht bei Reserveverbänden, geben. Aber nichts?
Und das Gefechte in LV/BV-Szenarien auch Ersatz, zumindest die Planung und Verfügbarkeit von Ersatz, von Personal und Material benötigt, weiß ganz sicher auch die Leitungsebene im BMVg sowie die Inspekteure und Entsprechungen sowie deren Mitarbeitenden.
Und das Material vor Ort einlagern effektiver ist, haben die US-Streitkräfte immer so vorgelebt.
Aber es kommt halt (bisher) nicht(s).
Wohlgemerkt ist das kein kalter Kriegs-Kaffee vor sich hin alternder Stabsoffiziere und/oder feuchter Reservistentraum, sondern vom GI in den „Operative Leitlinien für die Streitkräfte“ ausgeführt: Es werde „die Bündnisverteidigung, einschließlich der Fähigkeit zu sichtbarer und glaubwürdiger Abschreckung, das militärische Handeln Deutschlands dominieren“. Was ihn zu dem Schluss kommen ließ, dass die deutschen Streitkräfte robuster aufzustellen seien.
Robust beinhaltet nach alter Binsenweisheit auch Reserven und auch die Fähigkeit schnell am richtigen Ort wirken zu können – von mir aus kann man letzteres auch mit Kaltstartfähigkeit bezeichnen.
Ich bin überzeugt davon, dass der Zeitraum Ausrufen des V- bzw. Bündnisfalls mit Wiedereinsetzung der Wehrpflicht und Ausbildung jener dann Wehrpflichtigen zu kurz ist. Auch die Grundbeorderung löst nicht das „Problem“ der Verfügbarkeit für Vorbereitung sowie Aus- und Weiterbildung im Frieden.
By the way: die Voraussetzungen zur Mobilmachung in der Ukraine waren für die Ukraine schlicht die einer Wehrpflichtarmee. Die kurze Zeit der Abschaffung darf darüber nicht hinwegtäuschen.
Wie geschrieben: ganz sicher gibt es in BMVg und Bundeswehr genügend Kompetenz, diese Sachverhalte zu durchdenken und Probleme zu lösen. Und an fiskalischen und gesetzlichen Regeln kommt man natürlich nicht vorbei…
Ich wünsche dem Minister mit seinem GI jedenfalls viel Erfolg beim Bohren der dicken Bretter.
@ Pio-Fritz: 19.000 G36 für die Reserve? Wie ist denn der aktuelle Depotbestand an G3? Aus den 2010er Jahren sind mir direkte Aussagen des BMVg in Erinnerung, z.B. eines Dreisterners im persönlichen Gespräch am Rande einer Veranstaltung, dass ein erheblicher Kernbestand an G3 auch nach Aussetzung der Wehrpflicht langzeitgelagert vorgehalten werden würde. In der Zeit war ich als Chef mit einer nichtaktiven Kompanie auf dem Truppenübungsplatz – mit G36. Es hieß aber, dass im V-Falle wieder G3 ausgegeben würden, weil die Ladung G36 nur vom Couleurtruppenteil geliehen sei. Im Wikipedia-Artikel HK G3 finden sich ähnliche Aussagen, aber ohne jegliche Quellenangabe…
@Windlicht sagt: 06.04.2023 um 0:11 Uhr
„Wie ist denn der aktuelle Depotbestand an G3?“
Das weiß ich auch nicht genau. Aber es ist ein erklecklicher Teil des G3 Bestands an die Nordallianz (Kurden) im Irak geliefert worden. Zusammen mit den ausgemustertenund eingelagert Milan und ausreichend (!) Munition. Das wurde nie ersetzt, sondern war dann mal weg.
Es gehört zwar nur in eher weitem Sinne zum Thema, es dürfte aber imteressieren: Nun hat auch Lettland hat die Wehrpflicht wieder eingeführt, melden die Agenturen. (@TW: wenn zu sehr OT, bitte den delete button drücken)
Die USA verfolgt dieses System der Eingelagerten Ausrüstung vor Ort bereits sehr lange und hat bewiesen daß es sehr gut funktioniert. Man erinnere sich an die fast Blitzartige Verlegung von US Streitkräften vor einem Jahr nach Europa. Die G.I.’s sind da nur mit persönlicher Ausrüstung eingeflogen worden und haben vor Ort ihr Gerät übernommen, was ja nur aus der „Garage gerollt“ werden musste.
Der Nachteil bei diesem System, ich muss eine Brigade mehrmals mit Gerät vollausstatten und eine sehr kostspielige Logistik pflegen. Die Amerikaner können und wollen sich das Leisten.
Ich denke im Bezug auf die Bundeswehr macht es wenig Sinn… die Einsatzräume sind da noch zudicht an der Heimat.
Wir haben ja gut beobachten können wie lange der Aufmarsch der Russen an der Ukrainischen Grenze gedauert hat (ein knappes Jahr) jedem Nachrichtendienstler und Generalstabler im Westen war klar was da passiert, auch die Politik hat es zur Kenntnis genommen eben nur nicht durchgreifend gehandelt.
Im Fall des Baltikums wäre auch im Spannungsfall genug Zeit Truppen zu verlegen. Mit der Bahn ist man in knapp 2 Tagen da, auf der Straße in knapp 4 bis 5 Tagen und per Seetransport geht das in unter 24 Stunden, leichte Kräfte kann man in 2 bis 3 Stunden Einfliegen.
Ich dagegen meine mich zu erinnern, dass absichtlich als „friedensschaffende Maßnahme“ (zumindest ging es m. Mn. nach durch die Presse) große Bestände von G3 vernichtet wurden nach Einführung des G36. Kann sich jemand auch daran erinnern?
@Küstengang01
„Im Fall des Baltikums wäre auch im Spannungsfall genug Zeit Truppen zu verlegen.“
Aber nur wenn die dazu erforderliche KRITIS auch ausreichend geschützt ist.
@Thomas Melber sagt:
06.04.2023 um 17:55 Uhr
…Aber nur wenn die dazu erforderliche KRITIS auch ausreichend geschützt ist….
Das ist ja originäre Aufgabe der Transitländer bzw. der Hostnation ihre Transportwege offen zu halten.
Wer jetzt denkt, man muss ja nur ein oder zwei Netzwerkkästen der Bahn abfackeln und es rollt kein Zug mehr… das ist nur bedingt richtig. Personen Züge lässt man dann stehen weil es ein unnötiges Risiko für die Fahrgäste bedeutet „Saftey First“. Aber im Grunde hat jeder Fahrdienstleiter auch rückfall Ebenen und Notverfahren um Zugfahrten durch zuführen…. Da bekommt der Lokführer eben einen Mündlichen Fahrauftrag und führt eben eine Sichtfahrt durch… geht langsamer aber man kommt vorran. Man kann Weichen auch nach Anweisung lokal per Hand stellen „Weichen kurbeln“…. im V-Fall könnten Militärzüge immer noch weiter rollen…. der Personenverkehr würde halt nicht mehr rollen.
Zum Verbleib der Masse der G3 ist im DIP des Bundestages nichts zu finden. Aber in den Bemerkungen des Bundesrechnungshofes 2011 zur Haushalts- und Wirtschaftsführung des Bundes (einschließlich der Feststellungen zur Jahresrechnung 2010), d.h. dem Prüfungsbericht des Bundesrechnungshofs zum Einzelplan 14 aus dem Jahre 2011 (DrS 17/7600) Seite 252, findet sich detailliert der Skandal um die langzeitgelagerte 7.62×51 Munition. 227 Millionen Schuß, eingelagert für den V-Fall, der größte Teil davon verrottet und sogar in manueller Einzelprüfung nicht mehr zu retten gewesen. Deshalb mussten 25 Mio. Schuß für Ausbildung und Einsatz neu beschafft werden. Fazit: Selbst wenn irgendwo noch eingeschweißte G3 auf den V-Fall warten würden, gäbe es vermutlich keine V-Vorräte an passender Munition mehr…. Hier der Link, Mun-Story ab Seite 252: https://dserver.bundestag.de/btd/17/076/1707600.pdf
@Windlicht: Wieso sollte es keine Munition für die G3 (FALLS die Bw noch nennenswerte Bestände davon hätte) geben? Das G3 verschießt 7,62×51 mm NATO- Kaliber wie ja auch das immer noch genutzte MG3. Dass die Bestände dieser Munition wie alle anderen Kaliber knapp sind ist bekannt.
@Küstengang01: Kommt darauf an welche KRITIS betroffen ist. Die Verkehrsinfrastruktur ist letztlich sekundär. Die elektrische Infrastruktur ist deutlich anfälliger und führt bei größerflächiger Beeinträchtigung zu massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens – und eben auch dem Verkehr. Platt gesagt: ohne Strom fährt keine E-Lok – und dann sind wir auf langsame Rangierloks mit begrenzter Reichweite angewiesen um verlegen zu können. Man konnte in der Ukraine gut den russischen Fokus auf die E-Struktur sehen. Demorealisierung ist Teil der Logik, der andere die profane Reduktion von Truppenmobilität auf der Schiene. Die wenig sichtbaren Effekte einer zunehmenden elektrifizierten Gesellschaft.
Auch dies spricht für die Logik großer, vorgeschobenen Logistikzentren.
@KlausP: ich spreche nicht davon, dass es gar keine Munition dafür gäbe, sondern V-Vorräte, d.h. Massenbevorratung für Kampftage oder für eine relevante Zahl von ad hoc aufzustellenden Heimatschutzverbänden. D.h. viele Millionen Schuß Munition für Ausstattung und Ausbildung oder sogar Gefecht…
@Flying-Tiger sagt:
06.04.2023 um 21:31 Uhr
….Platt gesagt: ohne Strom fährt keine E-Lok….
Dann spannt man die guten Dieselloks an… einziger Grund warum die im Normalfall nicht auf elektrifizierten Strecken Fahren, da sonst die Oberleitungen verrußen und es zu Stromabrissen bei E-Loks kommen kann…. technisch können Dieselloks genauso auf jeder Oberleitungsstrecke fahren.
Es gibt bereits 5 APS 2 storages in DEU / NL / BEL. die frage ist, ob eines der Depots verlegt wird oder woher das equipment kommt. ggf. Extra aus APS 5/ 3 ? Hat jemand details ?
@Küstengang01
> Im Fall des Baltikums wäre auch im Spannungsfall genug Zeit Truppen zu verlegen
Da muss man natürlich dazuschreiben „wenn die politische Führung die Warnsignale und Bündnisverpflichtungen rechtzeitig ernst nimmt“.
@Wait&C sagt:
13.04.2023 um 9:57 Uhr
….Da muss man natürlich dazuschreiben „wenn die politische Führung die Warnsignale und Bündnisverpflichtungen rechtzeitig ernst nimmt“….
Ja ganz richtig die Feststellung des Spannungsfalls ist eine rein politische Frage!
Natürlich wäre im Falle einer direkten Bedrohung eines NATO Staates ja immer direkt die NATO betroffen quasi vom ersten Tag. Wenn die Politik sich hier weg ducken möchte( also die deutsche) dann täte sie gut daran die ganzen Truppen einfach vorab dem SACEUR zu unterstellen damit SHAPE dann einfach die Marschbefehle für die deutschen Brigaden ausstellt.
@Küstengang01
Die EU wäre dann auch unmittelbar betroffen und eine Reaktion müßte, da vertraglich festgeschrieben, deutlich robuster sein als ein Beileidsfax:
https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/security/20160119STO10518/eu-bundnisfall-rechtliche-grundlagen-und-praktische-auswirkungen