SIPRI-Zahlen: Europa steigerte Rüstungsimporte schon vor Beginn der russischen Ukraine-Invasion

Bereits vor der russischen Invasion der Ukraine im Februar 2022 haben die zunehmenden Spannungen zwischen den westeuropäischen Staaten und Russland zu einem sprunghaften Anstieg der Rüstungsexporte in Europa geführt. Die Ukraine wurde mit Beginn des Angriffskrieges vom vorherigen Waffenexporteur zum Importland. Und Frankreich steigerte seine Rüstungsexporte in den vergangenen Jahren deutlich – während russische Exporte zurückgingen. Diese Trends des internationalen Handels mit Waffensystemen legte das schwedische Friedensforschungsinstitut SIPRI vor.

Nach den Zahlen für die Jahre 2018 bis 2022, die SIPRI am (heutigen) Montag veröffentlichte, stiegen die Rüstungsexporte in europäische Länder im Vergleich zum vorherigen Zeitraum von 2013 bis 2017 um 47 Prozent, während das Gesamtvolumen des internationalen Handels mit Waffensystemen um 5,1 Prozent fiel. Hauptlieferland waren die USA, die ihre weltweiten Rüstungsexporte in den vergangenen Jahren um 14 Prozent erhöhten und global 40 Prozent der Waffen lieferten – von 2013 bis 2017 waren es noch 33 Prozent gewesen.

Unverändert waren die fünf größten Rüstungsexportländer von 2018 bis 2022 – wie in den Jahren zuvor – die USA, Russland, Frankreich, China und Deutschland. Allerdings verschoben sich die Gewichte nach SIPRI-Angaben: während russische Waffenexporte zurückgingen, steigerte Frankreich seine Verkäufe und löste zum Beispiel in Indien Russland als zweitgrößtes Herkunftsland von Rüstungsgütern ab. Zudem hatten französische Rüstungsunternehmen nach der Übersicht des Stockholmer Instituts Ende vergangenen Jahres mehr Exportaufträge als Russland.

Die deutschen Rüstungsexporte machten von 2018 bis 2022 noch 4,2 Prozent der globalen Rüstungsgeschäfte aus, 35 Prozent weniger als in den Jahren zuvor. Gut ein Drittel ging in den Nahen Osten – allerdings sind solche Zahlen immer auch von bestimmten Großprojekten geprägt, zum Beispiel der Lieferung von U-Booten.

Während in Europa die Rüstungsimporte insgesamt um 47 Prozent stiegen, waren es in den europäischen NATO-Staaten sogar 65 Prozent. Diese Importe dürften nach Erwartungen von SIPRI in den kommenden Jahren steigen: Bereits vor der russischen Invasion der Ukraine, aber insbesondere seit Februar 2022 seien zahlreiche Aufträge vor allem an US-Unternehmen erteilt worden.

Die Ukraine hatte bis 2021 kaum größere Waffensysteme importiert, im Gegenteil, das Land trat auch als Exporteur auf. Mit Beginn der russischen Invasion erhielt die Ukraine jedoch in größerem Umfang westliche Waffensystreme und wurde im vergangenen Jahr zum drittgrößten Waffenimporteur weltweit hinter Katar und Indien. Größter Lieferant waren auch hier die USA. Allerdings, darauf weist das Stockholmer Institut hin, lag der Umfang der US-Waffenlieferungen an die Ukraine 2022 unter dem, was die USA an Kuweit, Saudi-Arabien, Katar und Japan exportierten. Einer der Gründe war, dass die modernsten und weitreichendsten Waffen, zum Beispiel Kampfflugzeuge, bislang der Ukraine nicht zur Verfügung gestellt wurden.

(Die Fact Sheets von SIPRI werden im Lauf des Montags nachgetragen)