Merkposten: Pistorius in Kiew (Update: Mehrländer-Initiative für Leo 1 für die Ukraine)
Verteidigungsminister Boris Pistorius ist zu einer – grundsätzlich angekündigten, im Detail aber geheimgehaltenen – Reise in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eingetroffen. Bislang gibt’s dazu vom deutschen Verteidigungsministerium noch nichts, aber einen Tweet des ukrainischen Ministers Oleksii Resikow:
BREAKING: The «first» Leopard 2 has arrived in Kyiv 🐆
There will be more of them.✊
Thank you to @Bundeskanzler my colleague Boris Pistorius and the German people.
The tank coalition is marching… to victory! pic.twitter.com/4VY2YaovBi— Oleksii Reznikov (@oleksiireznikov) February 7, 2023
Ergänzung: In zeitlichem Zusammenhang mit Pistorius‘ Besuch in der Ukraine veröffentlichten Deutschland, die Niederlande und Dänemark eine gemeinsame Erklärung zur Abgabe von Kampfpanzern des – älteren – Typs Leopard 1A5 aus Industriebeständen an die Ukraine:
Starting a new Leopard Initiative
Joint Statement by the Defence Ministers of Denmark, Germany and the Netherlands:
We reaffirm our continued determination to support Ukraine in their endeavour to withstand Russian aggression. Together, in a joint initiative, we will significantly enhance Ukraine’s military potential for the restoration of their violated territorial integrity. Within the coming months, Ukraine will receive at least 100 of LEOPARD 1 A5 battle tanks, including the required logistic support and training.
Denmark, Germany and the Netherlands are providing refurbished LEOPARD 1 A5 from industrial stocks; the first ones being delivered within a few month. In doing so, we are guided by the needs of Ukraine. Our initiative includes training on the LEOPARD 1 A5 as well as a “spare parts and ammunition-package”.
The LEOPARD 1 A5 is a robust and assertive Western-designed main battle tank. Our experts are currently working out the next steps together with the industry. Our „Leo 1 A5 Initiative“ is open to further partners.
So far, Belgium has also shown initial interest to participate. This initiative will contribute to substantially and sustainably strengthening the Ukrainian armed forces and complement the efforts already underway to support Ukraine with LEOPARD 2 main battle tanks.
Das providing refurbished LEOPARD 1 A5 from industrial stocks bedeutet, dass die drei Länder das bei der Industrie vorhandene Material faktisch kaufen beziehungsweise die Instandsetzung bezahlen, wie aus der etwas deutlicheren Mitteilung des niederländischen Verteidigungsministeriums hervorgeht:
Niederlande kaufen Leopard-1-Panzer für die Ukraine
Die Niederlande beschaffen die Leopard-1A5 gemeinsam mit Deutschland und Dänemark direkt von der deutschen Industrie. Es handelt sich um überholte Exemplare, die eingelagert waren. Der Leopard-1A5 ist eine modernisierte Version des ‚Leo‘-1A1 und Vorgänger des Leopard 2.
„Der Krieg in der Ukraine befindet sich in einer entscheidenden Phase. Ich gehe davon aus, dass sich die Kampfhandlungen in den kommenden Monaten intensivieren werden. Russland mobilisiert weiter und es gibt Anzeichen dafür, dass Russland eine neue Offensive vorbereitet“, sagte Minister Ollongren. „Deshalb ist die Bereitstellung von Kampfpanzern so wichtig. Aufrechterhaltung des Durchhaltevermögens der Ukraine und Verbesserung ihrer Position auf dem Schlachtfeld. Letztlich geht es darum, das Überleben der Ukraine als souveräner Staat zu sichern“.
Das deutsche und das niederländische Verteidigungsministerium arbeiten seit einiger Zeit an einer Initiative, um gemeinsam mit der deutschen Industrie die Möglichkeiten für Panzerlieferungen an die Ukraine zu prüfen. Da sie in Deutschland hergestellt werden, muss dieses Land den Nutzern eine Genehmigung erteilen, wenn sie ihre Leoparden dieses Typs an die Ukraine liefern wollen. Letzteres wurde vor kurzem getan. Wie viele Panzer neben den 100 ausgeliefert werden, hängt noch von der Überholung der vorhandenen Panzer auf Lager der deutschen Industrie ab.
(Übersetzt mit deepl.com)
Die deutsche Ausfuhrgenehmigung für die Leopard 1 hatte Regierungssprecher Steffen Hebestreit bereits in der vergangenen Woche angekündigt. Das zuständige Bundeswirtschaftsministerium nannte die Einzelheiten:
Die Bundesregierung unterstützt die Ukraine im europäischen Verbund und in enger Abstimmung mit internationalen Partnern durch die Lieferung von Leopard 1 A5 Kampfpanzern zur legitimen Selbstverteidigung gegen den völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg. Die politische Billigung dieser Lieferung hatte die Bundesregierung bereits letzte Woche mitgeteilt. Anschließend folgten die notwendigen formalen Genehmigungsschritte.
So hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) als formal zuständige Genehmigungsbehörde Ausfuhrgenehmigungen an deutsche Rüstungsunternehmen für bis zu 178 Leopard 1 A5 Kampfpanzer für die Ukraine erteilt. Wie viele Leopard 1 A5 Kampfpanzer tatsächlich an die Ukraine geliefert werden, hängt von den erforderlichen Instandsetzungsarbeiten ab.
Die Finanzierung und Instandsetzung der Panzer sowie die Ausbildung ukrainischer Streitkräfte erfolgt in enger Abstimmung mit europäischen Partnerländern der Bundesrepublik Deutschland.
Jetzt werden schon Panzermodelle verschenkt.
Hat irgendwie Geschmäckle vor dem ernsten Hintergrund, seltsamer Tweet….
Pistorius holt nach, was Frau Lambrecht als Verteidigungsministerin versäumt hat. Diese war nie in die Ukraine gereist, obwohl viele andere Minister schon da waren. Am Silvestervideo von Frau Lambrecht hatte mich vor allem gestört, daß sie von tollen Gesprächen sprach, während eines Krieges in Europa, aber keine solchen tolle Gespräche in der Ukraine geführt hatte.
Bin mal gespannt, ob was zum Thema Kampfflugzeuge kommt oder ob das Thema diplomatisch ausgeklammert wird.
Offensivgeist, Auftragstaktik und Führen von vorne – das fällt einem bei diesem Minister ein.
Jetzt in KIEW – gut so.
Direkte Führung. Objektivität und Volksnähe. Das kommt an. Im In- und Ausland!
Doch was ich beim GI völlig vermisse, da hoffe ich auf den Minister. (Andere Ebene, ich weiß schon.)
Strategische Führung beschäftigt sich mit der langfristigen, systematischen und zielorientierten Ausrichtung der Bundeswehr. Überlegungen auf den Punkt bringen, Komplexität reduzieren!
Z.B. taugliche Zukunftsperspektive zu entwickeln, Ministerium ausmisten. Direkte Führung auch bei Spitzenbeamten oder Generalen. Die Minister wechseln, aber das Ministerium bleibt bestehen – und aktuell:
die bei Frau Lambrecht überhaupt nicht loyalen politischen Beamten (das sind auch Gen/Adm !) arbeiten nun unter der neuen Führung weiter, als ob nichts geschehen wäre.
Dieses Selbstverständnis der deutschen Ministerialbürokratie des BMVg galt jahrzehntelang. Nun ist hoffentlich Schluss. Politische Beamte – beamtete Staatssekretäre und Abteilungsleiter – sind an der Nahtstelle von Politik und „Verwaltung“ tätig. Sie können ohne Angabe von Gründen jederzeit in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden. Dass Ressortchefs diese Positionen mit Leuten besetzen, die ihr besonderes Vertrauen genießen, ist legitim – es stimmt jedoch auch:
Der politische Beamte in der deutschen Ministerialbürokratie darf gerne nach Hause gehen, wenn er nicht liefert.
Der Minister sieht sich mit hohen Erwartungen konfrontiert. Aktuell in KIEW! Hoffentlich verfügt er über genügend Einfluss, um innerhalb verkrusteter Strukturen seine politische Agenda voranzutreiben.
Beliebt sein reicht nicht. Authentizität und Volksnähe sind das A und B, doch wir brauchen langen Atem – bis Z- !
Viel Erfolg, Herr Minister!
Und nun warten wir bis der Minister seine *Gespräche* mit der Rüstungsindustrie abgeschlossen hat und 25 Millionen Vorlagen in den BT gibt…. ob das in seinen ersten 100 Tagen wohl passiert¿?
Oder wird die Truppe einfach bis aufs Wachbataillon und ein Musikcorps weiter blank gezogen?
Norwegen hat ja bereits Leo 2 A7V fix bestellt.
Es scheint mir nun so – dass aus der Leo2 Allianz eine Leo1 Allianz wird.
Nun nimmt die Leo 1A5 Lieferung doch endlich konkretere Formen an. Extrem spät, aber immerhin. Und mit (finanzieller) Unterstützung der Niederlande und Dänemarks, das ist gut.
Hoffentlich kommen die Belgier jetzt auch endlich mal in die Gänge und ermöglichen die Nutzung der bei OIP in Belgien stehenden Leo 1A5, Bergepanzer, Gepard, M113 etc.
Bereits im letzten Frühjahr schrieb ich hier auf AG, dass diese Panzerlieferungen kommen werden. Und dass die Frage nicht sei, ob sie kommen, sondern nur wann sie kommen. Eben weil diese Lieferungen sowohl militärisch, als auch politisch (Widerstandssignal gegenüber dem brutalen russischen Imperialismus) absolut notwendig sind.
Für meine damalige Einschätzung – die sich als richtig erwiesen hat – wurde ich hier massiv angefeindet. Und nun reibe ich mir verwundert die Augen, dass ausgerechnet diejenigen, die mich damals attackiert hatten, jetzt so tun, als sei die Leo-Lieferung das Selbstverständlichste der Welt.
Aus meiner Sicht kommen die Lieferungen sehr spät, und ich hoffe nicht zu spät. Auf jeden Fall ist in den letzten Monaten viel zu viel wertvolle Zeit unnötig vertan worden, zum Vorteil Russlands, und zum Nachteil der Ukraine und uns.
Aber im Kanzleramt fehlt auch nach fast einem Jahr Krieg immer noch eine durchdachte mittel- und langfristige Strategie, stattdessen ‚durchwursteln von Tag zu Tag‘. Von der katastrophalen Kommunikation gegenüber den Bündnispartnern und der eigenen Bevölkerung ganz zu schweigen. Das hat leider sehr viel Vertrauen zerstört.
Schon allein aus zwei Gründen sind die Kampfpanzerlieferungen einschl. der Leo 1A5 jetzt notwendig:
1. Der Ukraine wurden in den letzten Wochen über 200 Schützenpanzer westlicher Bauart (aus den USA, GB, Schweden, Deutschland) und über 400 leichte (Rad)Schützenpanzer/gepanzerte Mannschaftstransporter (Kette/Rad) zugesagt (USA, Kanada, Spanien). Und moderne, erfolgreiche Kriegführung erfolgt im System der verbundenen Waffen. Die Schützenpanzer benötigen für diesen verbundenen Kampf Kampfpanzer und vice versa. Es macht militärisch keinen großen Sinn, nur eines von beiden zu liefern. Mit der absolut richtigen Entscheidung für die Schützenpanzer musste logisch auch die Entscheidung für die Kampfpanzer erfolgen.
2. Die Bundesregierung widerholt gebetsmühlenartig, dass man die Ukraine so lange unterstützt wie notwendig. Und Russland will diesen Krieg in die Länge ziehen, in der Hoffnung, die Ukraine und ihre Unterstützer zu ermatten und abzunutzen. Die aktuellen Kampfpanzerbestände (sowjetischer Bauart) der Ukraine sind endlich, und mit der Zeit verringern sie sich durch Verluste im Kampf, Verschleiß und Engpässe bei Ersatzteilen. Wenn also das Versprechen der langfristigen Unterstützung nicht nur eine hohle Phrase sein, sondern echte Substanz haben soll, muss von unserer Seite ohnehin westliches Kampfpanzermaterial geliefert werden. Auch über den Krieg hinaus. Selbst wenn es mittelfristig einen Waffenstillstand oder Frieden geben sollte, werden diese Lieferungen erforderlich sein. Weil die Ukraine dann langfristig verteidigungsfähig gemacht werden muss gegen einen erneuten Angriffs Russlands (bzw. zur Abschreckung).
Und genau aus dieser mittel- bis langfristigen Perspektive heraus müssen jetzt auch schnellstmöglich die Weichenstellungen für ein Hochfahren der Rüstungsproduktion in Deutschland und Europa erfolgen. Realistisch betrachtet führt dieser Krieg z.B. zu einer langfristigen Deckungslücke allein bei Kampfpanzern von 600-1000 Einheiten, wenn man alle westeuropäischen Staaten einschl. Ukraine betrachtet. Auf diese Herausforderung muss reagiert werden, und hätte schon längst reagiert werden müssen. Was aber leider nicht erfolgt ist. Passivität statt Weitsicht und strategischer Planung.
Der Leo1A5 kann der Ukraine in zwei Einsatzszenarien sehr wertvolle Dienste leisten:
1. „Passiv“ in der 2. und 3. Frontlinie, z.B. im Nordwesten zu Belarus und im Nordosten zu RUS als Abschreckung. Die Ukraine muss dort Truppen stationieren, einschl. Panzern. Mit je einer Brigade Leo1A5 dort stationiert könnte die Ukraine einen Teil der dort bisher stationierten T-72/ T-64BV abziehen und direkt an die Front in den Einsatz verlegen und so zusätzliche Panzer an die Front bekommen.
2. Kampf verbundener Waffen: Der Leo1A5 ist sehr wirksam in der Bekämpfung aktueller russischer Schützenpanzer, gepanzerter Mannschaftstransporter, LKWs, Haubitzen, Infanterie, Mörser, befestigter Stellungen etc.. Er kann also im Kampfverband zusammen mit T-72/T64BV, Leo2, Challenger 2, Abrams und Schützenpanzern diese sehr sinnvoll im Kampf unterstützen.
Das direkte Panzerduell ist übrigens bisher im Ukrainekrieg relativ selten vorgekommen. Meistens haben die Kampfpanzer andere Ziele bekämpft. Und einen Großteil dieser Ziele (s.o.) kann auch ein Leo1A5 wirksam bekämpfen.
Außerdem macht der 1A5 aus logistischer Sicht Sinn, weil das Leo1 Chassis bereits in der Ukraine in Verwendung ist beim Gepard und Bergepanzer. Zudem kann jetzt auch eine Quantität von mittelfristig über 200 Leo1A5 (zusammen mit den aus Belgien bei OIP stehenden) erreicht werden, für die sich der Aufbau einer eigenen Logistik auf jeden Fall lohnt. Nicht zu vergessen, dass die Ukraine seit letztem Herbst auch 28 aus Slowenien stammende M55S im Einsatz hat, die über die gleiche Kanone vom Typ L7 verfügt wie der Leo1, und damit auch dieselbe Munition verwendet.
Absolut sinnvoll wäre es natürlich auch, eine möglichst große Anzahl der 38 noch bei OIP stehenden Gepard wieder einsatzfähig zu bekommen. Schließlich hat sich der Gepard in der Ukraine als höchst leistungsfähig und nützlich erwiesen.
Anfangs hat der neue Verteidigungsminister den Anschein erweckt, dass ein neuer Besen tatsächlich gut kehren wird. Dass er sich jetzt nicht zu schade ist, sich mit einem Modellpanzerchen ablichten zu lassen, trübt das Bild allerdings gewaltig. Die Armee der Ukraine muss noch ein paar Monate warten und sich gegen die aktuellen Gebietsverluste mit dem, was sie zur Verfügung hat, stemmen, erhält aber schon mal etwas zum Spielen und bedankt sich artig dafür. Der tweet wirkt dabei geradezu bizarr. Währenddessen geht der Ausverkauf der Bundeswehr weiter, denn das Fla-System Mantis erhält demnächst die Slowakei. Wiederum: Materialverlust, Fähigkeitsverlust und Verlust an know how. Man frag sich allmählich, wann die vielbeschworene Vollausstattung der Bundeswehr mal in die Gänge kommt.
In der Soldat und Technik stand letztens ein sehr interessanter Artikel. Dort findet der Panzer nebst Artillerie Erwähnung. Ein Zitat eines ukrainischen Kämpfers fand ich hingegen sehr bedeutend. Er schätzt die Gefahr des Schützenpanzers höher ein, da dort die Feuerkraft der Kanone (niedrigeres Kaliber aber höhere Kadenz) und die damit implizierte Anwesenheit von Infanterie in Kombination eine größere Bedrohung darstellen, als ein solitärer Kampfpanzer. Also unterstreicht dies wieder die Wichtigkeit des Gefechts verbundener Waffen. Die Lieferung von Kampfpanzern muss durch Schützenpanzer und allem anderen ausreichend ergänzt werden, 180 Leopard allein, ohne Synergie durch SPz und Infanterie et.al. werden nicht effektiv sein.
Herr Minister – weiter so!
(Nur das Bild mit dem Spielzeugleo hätte ich mir in Kriegszeiten fürs private Fotoalbum aufgespart, nicht für die Öffentlichkeit…)
Stimme den Vorrednern zu: Leo 1 kann die Ukraine gebrauchen, kommen reichlich spät; aber lassen das Leo-2-Getöse der vergangenen Wochen (oder besser: rumhacken auf unserer Regierung) in einem neuen Licht erscheinen. Wir Leo 2A6, ein paar Leo 2A4 aus aller Welt und die Masse dann Leo 1, zusammengeschustert mittels deutscher Initiative. Plus ein paar M1 und Challenger 2. Klingt für mich so, als solle die Ukraine nur „ein bisschen siegen“. Wenn uns das mal nicht vor die Füsse fällt!
Solange das mit der Munitionsversorgung einigermaßen klappt, dürften die Ukrainer den alten Recken sicherlich gut zu verwenden wissen.
Dank der weit reichenden HIMARS-Raketen fliegen den Russischen Streitkräften ja bald voraussichtlich wieder ein paar Munitionsdepots in Frontnähe um die Ohren. Auch dürften einige sicher geglaubte Truppenkonzentrationen in Verfügungsräumen nun nicht mehr haltbar sein – oder es gibt wieder einen Treffer, der auf einen Schlag zig Soldaten der Russen trifft.
@Closius sagt: 07.02.2023 um 18:11 Uhr
„Bin mal gespannt, ob was zum Thema Kampfflugzeuge kommt oder ob das Thema diplomatisch ausgeklammert wird.“
Was soll da kommen? Die Absage von Scholz und Pistorius letzte Woch ließ an Klarheit nichts vermissen. Da war auch kein Interpretationsspielraum.
Peter Vaelena 07.02.2023 um 18:53 Uhr
………“Der politische Beamte in der deutschen Ministerialbürokratie darf gerne nach Hause gehen, wenn er nicht liefert.”…..
Der Minister Pistorius, ein Aufräumer? – Wenn nur noch radikales Ausmisten hilft, das ist die Hoffnung fast aller in der BW, vermute ich.
Mit der aktuellen Zusage zur Lieferung der Leopard-1-Panzer verbinde er (Pistorius) „den Wunsch und die große Hoffnung, dass auch dieser Beitrag dazu beitragen kann, dass die Ukraine weiter verteidigungsfähig bleibt und dem Angriff standhält“. Pistorius betonte, es dürfe keinen Zweifel daran geben, dass Deutschland sowie die anderen Partner in Europa und darüber hinaus „auch in Zukunft fest an der Seite der Ukraine stehen werden und wir sie weiter unterstützen werden mit allem, was nötig ist“. Mit allem..!
Doch ich befürchte: Der Minister Pistorius läuft bereits in die Falle BMVg.
Lambrechts Scherbenhaufen? Ja, sicher aber mehr noch Scherbenhaufen BMVg!
Diejenigen, welche Frau Lambrecht bewusst auflaufen ließen, sitzen unbekümmert in den alten Büros. Es wurde an die Presse duchgestochen, in inoffiziellen Runden mit Industrie, Opposition und Verbänden in Berliner Kneipen und Versammlungsräumen zusammengesessen. Selbst an den Ampelpartner FDP wurde durchgestochen. Offensichtlich arbeiten das Kanzleramt und das BMVg nicht synchron, sagte Strack-Zimmermann. Sie schlägt noch immer Töne gegenüber der SPD an, die man sonst von der Opposition erwartet. Manchmal erfuhr Opposition, Presse und FDP eher oder gar mehr als Frau Lambrecht selbst. Inoffiziell wurde beim Kaffee gescherzt, im Sinne; die Omi mobben wir raus. Pflichtbewusstsein, Kameradschaft, Disziplin und Loyalität wurden wohl von Einigen an der Wache abgegeben? So einem Haus steht Pistorius nun vor!
Einige Beispiele:
Christian Freuding, ein Brigadegeneral des Heeres und Leiter des Lagezentrums Ukraine im BMVg ist wieder neben dem Minister zu sehen. Viele Vorlagen mit ungenauen Sachverhalten für Frau Lambrecht tragen allerdings seinen Namen! Die BW hat z.B. 14 Panzerhaubitzen an die Ukraine abgegeben, ohne dass es Nachbestellungen gab. Frau Lambrecht besucht in Sachsen Bundeswehreinheiten – und äußerte sich, so wie aufgeschrieben, zu Panzerlieferungen. Der Marder geht sicher in die Ukraine, beim Leopard blieb sie, wie durch BMVg empfohlen, vage. Dem neuen Minister hat man zackig aufgeschrieben: Der Ukraine „Leopard 2“-Panzer liefern! – Aber nun wollen viele EU-Staaten nur wenig oder veraltetes Gerät geben. Nachbestellt ist bisher fast gar nichts. In einem Papier listet BMVg Waffen und Gerät auf, die sie nach Lieferungen an die Ukraine nachbestellen will. Doch die Finanzierung ist noch unklar.
Im Heer ist der Divkdr, welcher die Pumakrise auslöste noch in Amt und Würden. Obwohl doch Wartungs- und Bedienungsfehler die Hauptursachen waren, schon gar nicht hatte dies Frau Lambrecht zu verantworten. Doch medial wurde sie zerrissen, sie und nicht das BMVg oder die BW (das Heer).
Sts Zimmer, seit Jahren für Unheil verantwortlich,schreibt weiter (wieder) an den Minister.
In einem anderen Faden steht zum GI:
@ citizen99 07.02.2023 um 19:41 Uhr
“07 feb 2023: Im Interview mit ESuT sagt der Generalinspekteur, General Eberhard Zorn: „Uns war klar, dass Putin etwas vorhat. Wer eine solche Masse an Truppe an der Grenze zusammenzieht, macht dies nicht, um „nur“ zu üben. Welcher militärische Ratschlag hat sich daraus abgeleitet? Wie liefen die Abstimmungen/Maßnahmen zur Wahrung unserer nationalen Sicherheit? Wie sah die MN Zusammenarbeit aus? Was haben wir unseren Freunden aus der UKR wann und wie mitgeteilt?”
Der Minister und seine Vertrauten müssen also die umfangreichen Verkrustungen und Netzwerke – auch ganz oben -durchforsten und sich von einigen Damen und Herren trennen. Ausmisten!
Ich finde die Geste mit der Übergabe des Modells gut, das hat einen menschlichen Zug auch wenn es sich realiter um Kriegsgerät handelt. Zum Besuch bei Freunden bringt man ja immer etwas mit.
Modelle werden z.B. auch bei Aufträgen über Schiffe gebaut und gezeigt (sog. Werftmodelle), damit der Auftraggeber sieht was er bekommt und quasi als Vorfreude auf die Fertigstellung.
Davon ab: FOCUS (über Forbes) berichtet, daß RUS während des Krieges 600 T-90 produziert bzw. aufgearbeitet habe, also statistisch 60 EA / Monat wobei zu berücksichtigen wäre, daß die Produktion sicher nicht in den ersten Monaten hochgefahren wurde.
https://www.forbes.com/sites/davidaxe/2022/12/21/the-russian-army-is-crowding-its-best-tanks-in-one-sector-of-eastern-ukraine/?sh=4400a4544407
@ dreaming344:
08.02.2023 um 7:20 Uhr
Danke für die klare Forderung: BMVg Ausmisten!
Grundlagen:
„Beamtinnen und Beamte dienen dem ganzen Volk, nicht einer Partei;“ so § 60 BBG und § 33 Beamtenstatusgesetz für alle Beamtinnen und Beamten des Bundes!
„Das Ethos des Offiziers“ Ehrverständnis, das signalisiert, was man als Soldat tut und was man nicht tut. Wie man sich verhält, auch wenn keiner zusieht. Das Berufsethos ist ein professionelles Leitbild, das uns zum Wächter unserer selbst macht.
Jetzt geht es nur noch darum, diese Feststellungen – und auch „Wir.Dienen.Deutschland.“ – positiv zu füllen. Fangen wir ganz oben an.
@ dreaming344 am 08.02.2023 um 7:20 Uhr
Dieser “Sonderstab UKR” im BMVg hat völlig unnötige Funtionen,welche nichts mit ministerieller Arbeit des BMVg zu tun haben.
Solche Regelungen zur Projektorganisation haben das BMVg seit Jahren aufgeblasen. Besser ist nie etwas geworden. Doch die DP blieben. Zum Teil B6+, viele B Besoldungen. Oft Unterbringungsfälle.
Im Bemühen um größtmögliche Professionalität im Projektmanagement “Leitungsstab” schoß man wieder über das Ziel hinaus. Nichts gelernt aus Fehlern der Vergangenheit. Die speziellen “Projektmanagement-Methoden” werden wieder mal akribisch bis ins Kleinste abgearbeitet, Abläufe überreguliert. Aus dem falsch verstandenen Anspruch, bloß keine Fehler zu begehen, entstehen erneut überregulierte Abläufe und Meldeketten mit unnötig vielen Kontrollschleifen, Meldeorgien und Schnittstellen. Wo früher eine Person alleine Entscheidungen treffen konnte, wird erneut gerne zur Sicherheit ein zweiter oder dritter Entscheidungsbefugter sequenziell hinzugezogen. Diese zusätzlichen Schnittstellen führen zu zeitlichen Verzögerungen, verlängern den gesamten Prozess und erhöhen zusätzlich den Aufwand, der vom angeblich besseren Projektmanagement erbracht werden muss. Mit steigender Zahl und Komplexität solcher BMVg „Projekt-Portfolios“ nimmt zudem die Gefahr weiter zu, sich damit zu übernehmen und sich in der Vielzahl zu koordinierender Aktivitäten zu verstricken. Besser ist nichts geworden.
Allem gemeinsam: kein Vertrauen in zuständige Bundesober – und Bundesbehörden. Zur BW sowieso nicht. Selbst innerhalb des Hauses BMVg traut man sich nicht.
Alltag: Mehr Meetings im BMVg, zusätzliche Meldungen, Parallelstrukturen und Verfahren. Zeiträuber.
@Thomas Melber:
Nein, das hat Russland sicher nicht. Steht auch nicht in dem Artikel, den Sie verlinkt haben. Da steht was von 600 T-90, die von Uralwagonzawod für die russische Armee produziert wurden, aber weder wann, noch über welchen Zeitraum. Die Zahlen werden im Artikel auch ins Verhältnis gesetzt. Von etwas mehr als 600 T-90 vor Kriegsausbruch seien 200 eingelagert und vermutlich aufgrund von Schäden an den Zieloptiken und -elektroniken nicht einsatzfähig gewesen. Mindestens 36 seien verloren, was den Gesamtbestand auf ca. 360 bringe, von denen nun nicht weniger 50 in Svatove konzentriert seien.
Wie Sie drauf kommen, dass seit Kriegsbeginn 600 Panzer produziert worden sein sollen, bleibt wohl Ihr Geheimnis.
@Metallkopf
Das hat der FOCUS so geschrieben:
„Das Magazin „ Forbes “ berichtet, dass in Russland seit Kriegsbeginn 600 neue T-90-Panzer gebaut worden seien. Somit sei das Arsenal des Kreml auf insgesamt 1000 T-90-Modelle aufgestockt worden.“
Wahrscheinlich wurde „Russian arms firm Uralvagonzavod has manufactured around 600 T-90 tanks for the Russian army.“ auf die Dauer des Krieges bezogen.
[Es ist hinreichend unsinnig, bei Angabe und Verlinkung einer Originalquelle darauf zu verweisen, dass ein anderes Medium diese Quelle ggf. falsch oder unsinnig übersetzt hat, und so was findet bitte hier nicht mehr statt. T.W.]
@PioFritz: „Die Absage von Scholz und Pistorius letzte Woche ließ an Klarheit nichts vermissen. Da war auch kein Interpretationsspielraum.“
Nur zur Klarstellung:
Es gab keine klare Absage zum Thema Kampfflugzeuge. Bundeskanzler Scholz hat lediglich sein Unverständnis über die Debatte ausgedrückt, nachdem gerade die Entscheidung zu den Kampfpanzern gefallen war: „Es ist eigenwillig, dass diese Debatte geführt wird.“ Bei seinem Besuch in Chile warnte er vor einem „Überbietungswettbewerb“ in der Frage der Waffenlieferungen, bei dem „innenpolitische Motive statt die Unterstützung der Ukraine im Vordergrund stehen“.
Pistorius hat sich im wesentlichen auf diese Position zurückgezogen und zudem auf die Komplexität, Reichweite und Feuerkraft und das erhöhte Eskalationspotential verwiesen.
Auch wenn ich persönlich nicht glaube, dass demnächst Kampflugzeuge westlicher Bauart geliefert werden: Eine definitive Absage zur Lieferung von Kampfflugzeugen war das jedenfalls weder von unserem Kanzler noch von unserem Verteidigungsminister. Auch wenn einige Medien diesen Eindruck wohl gerne verbreiten wollten.
Gleich vorweg: Kann sein, dass ich hier im falschen Faden bin.
Dennoch – weil es passt: Munition für die 105mm des Leo1 gibt es weltweit massenhaft. Und auch solche, welche an die Leistungsfähigkeit der 120mm nah rankommt. Auch die Ersatzteilversorgung kann m.E. problemlos abgesichert werden. Dies gilt für das Fahrgestell wie auch für Feuerleitsystem und Bewaffnung. Ebenso ist die Ausbildung kein Problem – könnten wir hier in DEU industrieseitig mit DEU Ehemaligen wie auch mit aktivem „Leihpersonal“ der Nutzerstaaten leisten.
Über den Einsatzwert des Leo1 haben her bei AG ja schon einige Kommentatoren was geschrieben – der ist auch m.E. als „Unterstützungswaffe“ als sehr hoch zu bewerten.
@Metallkopf
Danke für die Richtigstellung.
60 T-90 im Monat, so viele hat die russische Industrie sonst kaum in einem Jahr modernisiert. Da ging mal wieder der Gaul mit einem Mitkommentator durch ….
@AngularMan:
Zur teilweisen Ehrenrettung von Herrn Melber, er wurde vermutlich von offensichtlichem Blödsinn, der im Focus die Qualitätskontrolle unterflogen hat, hinter die Fichte geführt, und war in seiner Kontrolle der zitierten Originalquelle schlicht nur schlurig. Das unterstelle ich mal zu seinen Gunsten, wie ich auch dem Focus mal großzügig unterstelle, dass da ein Praktikant nicht ordentlich recherchiert haben mag.
Es gibt allerdings durchaus Leute, die das seit Februar 2022 in sich zusammengefallene Bild vom schier unüberwindlichen russischen Militärkoloss mit allen Mitteln wieder aufbauen wollten. Aber ich werde den Teufel tun, das irgendwem leichtfertig vorzuwerfen.
das Handelsblatt schreibt dass die Ukraine mit Rheinmetall im Gespräch ist bzgl Neu-Bestellung von Panther Kampfpanzern und Lynx Schützenpanzern!
Es geht auch um ein mögliches Panzer Werk direkt in der Ukraine (wohl eher nach dem Krieg).
Ansonsten könnten beide Modelle in Ungarn und in Deutschland gebaut werden.