Kompanie (bisschen später) aufstehn!
Im Zusammenhang mit den regelmäßigen – und nicht besser werdenden – Zahlen zur Personalstärke gibt’s auch hier immer wieder die Debatte: Wie wird der Dienst in der Bundeswehr attraktiver und führt dazu, dass sich mehr Männer und Frauen freiwillig verpflichten? Und, wenn sie erstmal da sind: wie verhindern die Streitkräfte, dass sie noch in der Probezeit gehen und die so genannte Abbrecherquote hochgeht?
Einen Ansatz, der vermutlich nicht unumstritten sein dürfte, hat Generalinspekteur Eberhard Zorn kürzlich öffentlich gemacht. Bei einem Vortrag an der Hermann-Ehlers-Akademie in Kiel am vergangenen Donnerstag verwies er auf das Projekt 0800: Ein Dienstbeginn um acht Uhr morgens, weil der übliche Dienstbeginn um sieben Uhr und der vorangehenden Körperpflege und Frühstück zu einem sehr frühen Aufstehen führt.
Die Aussage des Generals zum Nachhören – um es nicht zu spoilern, überlasse ich es ihm offenzulegen, um welche Truppengattung es sich handelt (und nein, es ist nicht die Truppe im Archivbild oben):
(Bitte auch in den Kommentaren erstmal nicht spoilern!)
Die Debatte über dieses Pilotprojekt wird vermutlich in Teilen recht emotional. Dabei ist es in der Tat eine berechtigte Frage: Warum nicht später anfangen, dafür aber auch später aufhören? Schließlich ist der Dienstschluss um 16.30 Uhr nicht unbedingt wesensbestimmendes Merkmal der Streitkräfte… oder sollte es zumindest nicht sein.
Nun ist späteres Aufstehen sicherlich nicht das einzige oder auch nur wesentliche Mittel, mehr Rekrut*innen auch bei der Truppe zu halten. Dem Generalinspekteur darf man wohl unterstellen, dass ihm das natürlich bewusst ist, und zu einer für Bewerber*innen attraktiven Truppe auch noch ganz andere Dinge gehören.
(Vielen Dank an den Kollegen Frank Behling von den Kieler Nachrichten, durch dessen Bericht über den Vortrag Zorns, Der Befehl zum Ausschlafen, ich auf die Aussage des Generalinspekteurs gestoßen bin, und der mir das Audio zur Verfügung gestellt hat)
(Archivbild August 2020: Grundausbildung im Gebirgsjägerbataillon 232 – Rekrutinnen und Rekruten treten in der Jägerkaserne in Bischofswiesen – Marco Dorow/Bundeswehr)
@Dirk Wege Gehaltloses Boomergeschwafel… dieses sinnlose Frühaufstehen und dann genauso sinnlos den ganzen Tag lang wach gehalten werden hab ich gehasst und brachte mir für mein Leben absolut gar nix. Ohne diese ganzen Leerlaufphasen auf der Stube wäre die AGA ein Stück attraktiver… Wir hatten in den Stammkompanien Mörder, Analvergewaltiger (beides per Google recherchierbar), Kühlschränke aus denen Eiweiß auslief, ganze Wachmannschaften die am Sonntag einfach nicht erscheinen, UvDs die auf Stube pennen (die letzten Dinge hab ich selbst erlebt) usw. usf.
Und alle sind sie 3 Monate lang durch die AGA gegangen, immer treudoof „diszipliniert“ um 0500 aufgestanden. War halt einfach nur befohlener Nonsens ohne jeden erzieherischen Aspekt. Disziplin? Selbständigkeit? Kameradschaft? Erziehung? Sowas kenn ich eher zivil.
Das Leben in einer Reservistenkompanie ist mit der heutigen aktiven Truppe 0 vergleichbar… wenn es so wäre, würd ich sofort nen SaZ25 unterschreiben. Da wird man auf die richtige Weise gefordert und hat keinen Dummfick an der Backe!
@Gunnar Wieland Vielleicht sind unter den SGs dann nur noch die über, die Bock auf die üblichen Dienstzeiten haben? Hat mir im ersten Job nach der Dienstzeit geil gefallen. 1730 Schichtbeginn und dann open end. Mittags gestärkt aufstehen, Sachen erledigen und direkt nach der Arbeit ins Bett fallen. Ein Träumchen! Nicht dieser 0500-Aufstehen-Dummfick. Auch um 0700 war ich persönlich noch nicht fit, eher abends.
@bahe Bequemer? Wage ich stark zu bezweifeln.
@Jan96 Dann würden noch weniger junge Menschen ihre Zeit diesem affigen Laden opfern.
@Musikus „Die (staatliche+stattliche) Vollversorgung von vor der Geburt bis über den Tod hinaus ist nicht mehr umsetzbar. Da mögen die Milliarden (€) oder Zuwanderung helfen, werden aber nirgends reichen!“
Deutschland, viele Konzerne und Milliardäre sind unglaublich reich. Ein Verteilungsproblem! Früher konnte sich jeder Handwerker als Alleinverdiener ein Haus leisten, heute geht das nur mit zwei guten Einkommen.
@Stephan L. Ohja, schöner Kommentar. Erinnere mich noch an den Konvoi in Bergen… der MKF und ich sind immer eingepennt. Nur der Kdt hat uns vor einem (harmlosen) Unfall bewahrt. Haben uns in der Reserve angewöhnt nach anstrengenden Übungen zu übernachten. Weil mein Fahrer nachts auf der Autobahn bei 160 in der Kurve in einen Sekundenschlaf gefallen ist…
Also die 0800 Anfangszeit…In der AGA kann man es ja mal machen. Aber warum? Die neuen Rekruten waren ja vorher auch in der Schule. Da musste man ja auch früher aufstehen. Meine Töchter ( 16 & 14 ) stehen um 0630 auf und sind um 0730 an der Schule. Was passiert nach der AGA ? Im Regeldienst ? Hier im Dienstbetrieb gibt es 2 Systeme. Einmal Schichtdienst mit festen Zeiten und dann Gleitzeitmodell….ach ja,.es gibt ja sogar noch “ Heimbüro “ – Möglichkeit. Warum in der AGA dann 0800 einführen? Als ich 2015 zur BW zurück bin, wurde mir in der AGA auf nachfragen gesagt: Zapfenstreich,..gibt’s nicht. Seinen Sie bitte pünktlich um 0700 angetreten. Bettenbau/Spindaufbau..> Machen Sie es so, dass es ok aussieht. Dann wurde mir eröffnet, dass ich im Stammverband Gleitzeit habe. Ich konnte es echt nicht fassen. Im zivilen Arbeitsleben von 11 Std am Tag und Wochenendarbeit,…WOW…. Ich denke, dass es durch 0800 „Regelung “ nicht mehr oder weniger neue Soldaten gibt. Und ja,..länger machen kann man immer. Aber wer will das im Sommer bei 30 Grad ,.da will jeder früh Schluss machen und in’s Freibad…
Wann in einer Stammeinheit, die keinen 24/7-Betrieb mit 70% Einsatzfähigkeit vorhalten muss, Dienstbeginn ist, ist reichlich egal. Allerdings sollte man als Soldat durchaus auch wissen, dass Feind sich nicht vorher über Öffnungszeiten im Internet informiert, bevor er angreift. Die allgemeine Beendigung der Kampfhandlungen bei Sonnenuntergang wird auch m.W. seit den napoleonischen Kriegen nicht mehr praktiziert.
In der Grundausbildung ist der Tag doch meist gut gefüllt. Pause auf der Stelle gab es (bei mir) jedenfalls gefühlt wenig. Lästiger war das kapazitätsbedingte Warten auf andere (Schießbahn, Truppenküche, etc.). Das wurde aber fast immer ganz ordentlich durch die Ausbildungsplanung oder von Ausbildern ad hoc abgefangen. Bei der Bundeswehr ist das eigentliche „Problem“ (eher: das für zivil geprägte Menschen ungewohnte) der komplett durchgetaktete und durchgehend fremdbestimmte Tag. Man ist eigentlich fast immer in Zeitnot, muss rechtzeitig unter Beachtung von Verhaltensvorschriften und Regularien von A nach B und dabei auch noch alles Notwendige dabeihaben. Das mag für unvorbereitete junge Bewerber mitunter einen echten „Kulturschock“ bewirken, denn auch die Schulen sind in unserem schönen Land mittlerweile keine Orte mehr, in denen selbst erhebliches Fehlverhalten allzu gravierende Konsequenzen hat.
Ich möchte auch mal eine Lanze für so ungeliebte und als sinnlos empfundene Dinge wie Bettenbau, das gemeinschaftliche Revierreinigen und die Spindordnung bzw. -kontrolle brechen. Denn es ist allgemein, aber in soldatischer Gemeinschaft insbesondere, essenziell, dass individuelle Disziplin und Organisation wenigstens einigermaßen gewährleistet sind. Und das beginnt zwangsläufig beim unmittelbaren, eigenen Lebens- und Komfortbereich.
In der (früheren) Grundausbildung war es gang und gäbe, dass man auf Menschen traf, die in ihrem bisherigen Leben noch nie ihr eigenes Bett gemacht, oder irgendwas hinter sich aufgeräumt hatten. Bis hin zur vernachlässigten körperlichen Hygiene oder ständigem Zuspätkommen. Sicherlich, das waren Einzelfälle, aber man kam aus der AGA in der Regel mit gewissen individuellen Fähigkeiten heraus, die einem auch später zumindest nicht geschadet haben – mit Ausnahme der angewöhnten Geschwindigkeit bei der Aufnahme von Verpflegung. Das ist sicherlich wenig gesund.
Es war durchaus nicht alles rundheraus „Dummf**k“ oder Schikane „aus Gründen“. Die Herstellung einer einheitlichen Anzugsordnung mit der sarkastischen Frage „Kanonier X, was machen Sie richtig, das alle anderen falsch machen?!“ grundsätzlich auch nicht. Sicherlich ist das Vorgehen durch Vorgesetzte im Einzelfall bei dem Beispiel Handschuhe witterungsbedingt schon aufgrund des Erfrierungsrisikos fragwürdig, auch unter Fürsorgegesichtspunkten. Da hätte man vermutlich auch weniger blödsinnige Alternativen finden können. Doppel fragwürdig, wenn der Vorgesetzte damit bezwecken wollte, dass alle Kameraden sauer auf den Vergesslichen wurden und der dann „gruppendynamisch“ gemaßregelt wurde. Das ist sicherlich nicht angemessen und auch nach den Grundsätzen der inneren Führung nicht gewünscht.
Der Wechsel vom zivilen Leben in eine hierarchisch durchgegliederte Struktur mit Befehl und Gehorsam ist für viele heutzutage sicherlich nicht einfach. Auch für die in dieser Struktur vorhandenen und daran gewöhnten Vorgesetzten nicht. Wenn die lustige Antwort immer potenziell lautet: „Weißte was, ich bin ja freiwillig hier, und wenn Ihr mir weiter dumm kommt, dann eben ab morgen nicht mehr!“ wird es auch schwierig, so etwas wie persönliche Disziplin bei Wehrdienstleistenden zu entwickeln, wenn nicht ein Mindestmaß daran bereits vorausgesetzt werden kann. Spätestens im Fall eines Konflikts ist die Lernkurve dann entweder steil oder sehr kurz.
Ich bin keineswegs ein Verfechter von „früher war alles besser“. Aber man muss sich halt auch gewahr sein, wenn man sich bei einem Arbeitgeber wie der Bundeswehr bewirbt, dass dort nicht alles so demokratisch und mit Wattebäuschchen zugeht, wie man das vielleicht gern hätte. Immer neue Vereinfachungen, Bequemlichkeitssteigerungen und sonstige Maßnahmen zur „Erhöhung der Attraktivität“ von Beginn an sehe ich da eigentlich nicht als zielführend an. Weil es nur die Erwartungshaltung der Bewerber hinsichtlich der eigenen Komfortzone weiter nach oben schraubt, und dann womöglich künftig noch kleinere, noch nebensächlichere Einschränkungen als „unzumutbar“ zum Abbruch der AGA führen.
Besser wäre meines Erachtens, die Durchführung der AGA für freiwillig Wehrdienstleistende vertraglich verpflichtend zu gestalten und bei Abbruch ohne medizinischen oder psychologischen Grund finanzielle Einbußen oder Konsequenzen vorzusehen. Für Zeit- und Berufssoldaten kann dann meinetwegen für den Friedensbetrieb auch an der Bequemlichkeit gearbeitet werden, wobei das eigentlich nach meiner Kenntnis schon alles ganz okay ist es gibt breite Gleit- und Teilzeitangebote inzwischen auch bei der Bundeswehr.
Wichtig für Zeitsoldaten wäre, m.E. dass die Zeit bei der Bundeswehr sich lohnt, indem entsprechende Qualifizierungen und Anreize nach abgeleisteter Dienstzeit gesetzt werden, die es einem Menschen informiert ermöglichen, die Unbilden des Alltags in einer Armee zu ertragen, weil am Ende ein echter persönlich empfundener Mehrwert steht.
Und zu guter letzt ist auch Pio-Fritz zuzustimmen. Alle Bequemlichkeit und Flexibilität der Welt nützt nichts, wenn ich als Zeit- oder Berufssoldat den Sinn meiner Tätigkeit nicht zu erkennen vermag oder eine sinnvolle Tätigkeit mangels verfügbarer Ausrüstung nicht möglich ist. Fehlende oder mangelhafte Ausrüstung ist ein nachhaltiger Motivationskiller.
Kenne persönlich keine GA Einheit, die im Rahmen der 41h Woche agiert. Hier ist die 50h+ Woche eher Regel als Ausnahme. Mit der sogenannten Dienstvorbereitung und dem Reinigen der Reviere und dem Zapfenstreich ist man dann ganz schnell bei 65h, die die Rekruten durch den Dienst gebunden sind. Den Ansatz vom GI kann ich nachvollziehen und geht in die richtige Richtung, Altbekanntes zu hinterfragen und Wege hin zu mehr Attraktivität zu finden, ist im Rahmen der vielfach aufgelegten Projekte zur Personalbindung der vergangenen Monate auch einen Versuch wert. 0800 Uhr Dienstbeginn heißt in der Tat nichts anderes, dass Aufstehen mit „Fit in den Tag“, Frühstück und Körperhygiene weiterhin zwischen 0530 und 0600 stattfinden wird. Ausbildungs- und Dienstbeginn ist nie deutlich vor 0700 Uhr, sofern es nicht auf den Übungsplatz oder zum Schießen geht.
Wer hier von schlechter Bezahlung bei den Einstiegsgehaltsgruppen (immerhin A3 mittlerweile statt A1…) berichtet, verkennt, daß man für die Manschaftslaufbahn nichts mitbringen muss, weder Schul- noch Berufsabschluß. Dafür dann knapp 2000€ netto, das klingt doch gar nicht mal so verkehrt in einer Welt, in der es dreistellige Monatsnettos im Teilzeitbereich durchaus noch gibt.
@ Klab Man, muss Ihre Dienstzeit trostlos gewesen sein. Ich mache eine kleine Dose Mitleid auf.
@ MiWe Im Gefechtsübungszentrum, dessen Kaserne etwas abgelegen ist, gab es einen Hol- bzw. Bringedienst zum nächstgelegenen Bahnhof bzw. zur Bushaltestelle. Und dann gab es da noch den Rufbus der Verkehrsgesellschaft. Das hängt wohl auch vom Verband ab, wie manche Sachen geregelt werden. Bei meiner nächsten Wehrübung schaue ich mal, wie es mit der Küche aussieht. Ich war bisher zufrieden. Ich schaue mal ins Beschwerdebuch. Recht machen kann man es eh nicht allen.
Wer Ponyhof haben will, soll auf einem Ponyhof anfangen.
Erstaunlich wie 08.00 doch triggert. Ich müsste seinerzeit zum Bund, heute muss der Bund junge Menschen überzeugen, freiwillig zu kommen. Das haben viele anscheinend immer noch nicht realisiert. In der Pflege oder den Hilfsorganisationen ist die Realität auch oft noch nicht angekommen. BW und soziale Einrichtungen konnten sich viel zu lange sicher sein, die jungen Menschen per Zwangsdienst geliefert zu bekommen, bequem und billig.
vor 1990 gab es strukturschwache Gegenden, in denen ein ausgebildeter Handwerker oder Facharbeiter nicht immer die Möglichkeit hatte heimatnah einen warmen und sicheren Job zu bekommen. Praktisch ohne Risiko in einen scharfen Auslandseinsatz zu müssen oder gar in den Krieg. Andere waren schlicht Zivilversager und konnten nirgendwo anders untergebracht werden, die müssten immer jemanden haben, der ihnen sagte wann sie was machen müssen und was sie wann anziehen sollen. Zuhause machte das die Frau auf Arbeit der Feldwebel.
Heute hat er die Qual der Wahl und damit ist die BW oft raus. Mit einem ordentlichen Realschulabschluß oder Abitur kann ich mit im öffentlichen Dienst die Ausbildungs- und Arbeitsplätze aussuchen. Polizei, Bundespolizei, Zoll, Justiz, Finanzamt, offentliche Verwaltung bekommen die Plätze gar nicht voll. Duales Studium, praktisch Übernahmegarantie, Verbeamtung und/oder Zusatzversorgung, 39,5 h, Gleitzeit etc. und das alles i.d.R. ohne angebrüllt, runtergemacht oder schickaniert zu werden.
Wenn es dann einer bei den vorgenannten Arbeitgebern nicht geschafft hat und nun zum Bund will, auf wen trifft er da heute? Wie bei mir auf einen Kasernekommandanten der nach der Frage: wer hat Abitur? Fragte: und wer hat was ordentliches gemacht? Hätten wir gehen können, wäre der Saal leer gewesen.
Oder auf unmotivierte Ausbilder die in der Ausbildungseinheit bis zur nächsten Beförderung geparkt wurden, die dahin abgeschoben wurden, weil fachlich nicht für die Haupteinheit qualifiziert oder schlicht zu dumm, oder wegen charakterlicher Beeinträchtigungen schwer unterzubringen waren? Toll solche Menschen in jungen Jahren kennen lernen zu dürfen. Dummfick ist so motivierend. Bundeswehr, die Schule der Nation.
Nach der Grund- und Fachausbildung, praktisch keine sinnvolle Tätigkeit mehr, kein Material, keine Munition, keine Waffen … Statt dessen Formaldienst, zum tausendstenmal putzen, Waffen reinigen ohne damit zu scheßen, LKW zu pflegen ohne damit zu fahren … Auch nicht gerade toll.
Ich stelle mir den Jungen Menschen bei der Polizei vor. „Schön das sie da sind, eine Dienstwaffe haben wir für Sie nicht, Von den Streifewagen ist 1/3 in der Inst, 1/3 ausgeschlachtet und der Rest hat keinen Spritt, zu Fuß ist aber auch viel gesünder und kaufen sie sich erstmal eine ordentliche Ausrüstung die auch was taugt“. Oder beim Finanzamt, „hallo ich grüße sie. Einen PC haben wir nicht, der ist erst in drei Jahren vorgesehen, aber bitte kommen sie Morgen um 07.00, sie können ja dann das Büro reinigen und ihre Schuhe putzen.“ Sehr attraktiv so ein Arbeitgeber.
Man müsste mal bei den Basics ansetzen, qualifizierte Ausbilder, Umgang auf Augenhöhe, schlanke Hirarchien, Vollausstattung mit Material und Gerät, sinnvolle und herausfordernde Arbeit …
Und z.B. Verpflichtung bis vier Jahre ohne Auslandseinsätze, längerfristege Verpflichtung mit der akriv geförderten Möglichkeit qualifizierte Schulabschlüsse und eine qualifizierte Ausbildung zu bekommen, Verpflichtung mit der Mögllichkeit die deutsche Staatsbürgerschaft zu bekommen,
Ach ja, wenn man schon Reservisten „produziert“, sollte man sich anschließnd um dies kümmern, sie regelmäßig heranziehen, fortbilden und mit eigenem Material ausstatten.
Um Himmelswillen nach den Eskapaden der Inneren Führung in den 20 Jahren zum Thema „falsche und richtige“ Tradition, muss man folgende Spruch:
„Von Zulu über Arsch alt bis braten wie ein Huhn, um 0700 beginnt des Soldaten tun“
als einzige verbleibende und gelebte Tradition der Bundeswehr betrachten.
Außerdem ist es irgend jemanden in den Sinn gek0mmen das es auch ganz praktische Gründe haben könnte ohne SAP und Intranet zu wissen wann man im Gezi ganz sicher jemanden erreicht? Und damit diese schnöde Banalität der Bundeswehr weit bekannt ist, fangen ALL zu der Zeit an und es ist der erste Haltepunkt im System BW den jeder Soldat eingeimpft bekommt.
Wann und wo und wie verloren du auch bist, ab 0700 ist einer am Start, auch wen es der erst Tag in deiner neuen Einheit auf der anderen Seite des Planeten ist.
Also ich bin beides, ein alter Sack der seit 1981 mal mehr mal weniger intensiv mit der BW zu tun hat. Zum anderen jemand der seit Beginn seines Arbeitslebens mit dem frühen aufstehen kämpft. Zu dem Thema 0800h Dienstbeginn folgendes.
1.Man will die Bundeswehr mit aller Gewalt zu einem normalen Unternehmen erklären. Das klappt meiner Meinung nach, Aufgrund unserer besonderen „Tätigkeit“ aber niemals.
2.Die Soldaten wurden nach und nach immer mehr von Nebentätigkeiten entlastet. (Revierreingen zB)
das Wesen einer Armee wird immer mehr ausgehöhlt. Wo soll das enden.
3.Normalerweise bin ich kein Bedenkenträger aber hier, wenn die Truppe 1h später anfängt, werden die Mitarbeiter der BWDLz trotzdem um 0600h anwesend sein und noch mehr Zeit ohne Kundschaft haben. Im Gegenzug wird die Truppe noch früher keine Ansprechpartner bei den zivilen Stellen haben. Oder glaubt jemand an plötzlich aufkommende Flexibilität beim gerade genannten Personenkreis.
4.Diese ganzen die Attraktivität der BW steigernden Maßnahmen bringen nichts wenn der Dienst weiter so voller Einschränkungen mit Mangelwirtschaft und bürokratischen Hindernissen ist.
5. Und ja ich bin dafür dass wir nach Kriegern suchen. Verteidigungsbeamte haben wir mehr als genug.
Da in den meisten Stäben eh Gleitzeit herrscht und der Wasserkopf aktuell noch überproportional wächst, wird sich das Problem irgendwann von selbst erledigt. [SCNR]
Dass in einer AGA, SGA, Übung etc. gewisse Dienstzeiten allgemein verpflichtend sind – normal. Dass es besser ist, erst die „Zügel stramm“ zu halten, um sie dann zu lockern, sollte auch klar sein.
Grundsätzlich sehe ich keie Probleme, TD, PolBil. etc. auch nach 9h zu beginnen. Im Grunde ist der Tagesdienst normale Abarbeitung von Standardaufgaben, die keine zeitliche Rahmen braucht; eine Deadline reicht.
Aber wenn frühes Aufstehen – und ich bin alles andere, als eine Lerche! – das größte Diensthindernis ist, sollten wir uns gaaaanz andere Fragen stellen. Wenn in Anbetracht der immer akuteren Bedrohungslage, die Komforteinbuße eines frühen Aufstehen DAS Thema sind, sollten wir froh sein, diese Hobbysoldaten verloren zu haben.
Wirklich gut aufgeladenes Thema – und viele Kriegsgeschichten.
Nur ein paar Einwürfe meinerseits:
1. Frühes Aufstehen in der Grundausbildung – ähnlich wie scheinbar sinnfreie Aufgaben – erfüllen durchaus einen Zweck. Dazu gibt es mehrere Studien über verschiedene Armeen der Welt. Tenor, der Rekrut soll scheitern, soll gestresst sein. Ziel ist dafür zu sorgen, dass er oder sie im späteren Dienst oder Kampfeinsatz weniger stressbar und robuster wird. In wie weit das tatsächlich funktioniert ist natürlich eine andere Frage.
2. Nichts spricht dagegen Dienstbeginnzeiten zu verschieben. Man kann das zumindest mal ausprobieren.
3. Arbeitsbeginn: wenn der Blick nicht aufs Büro wandert, sondern in verschiedene andere Berufsfelder sieht man sehr schnell: Viele fangen noch vor 7:00 Uhr an. Von der Müllabfuhr, über die Frühschichten in produzierenden Fabriken und Pflegeeinrichtungen aller Art, die Damen und Herren in den Bäckereien, die Beschäftigten im ÖPNV usw. usf.
4. Dienstzeit sollte – unabhängig davon wann sie beginnt – sinnvoll genutzt und vergeplant werden. Der Soldat (gn) sollte sich immer gefordert und gefördert fühlen und den Sinn in der jeweiligen Tätigkeit erkennen.
Ich möchte an dieser Stelle nochmal meinen Verdacht betonen, dass die Bundeswehr in der Nachwuchsgewinnung den großen Fehler macht sich als normaler Arbeitgeber zu generieren. Genau das ist sie nicht. Es muss das herausgestellt werden, was sie einzigartig macht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Der unique selling point.
Ich arbeite in der Rekrutierung und ich soll den bei unseren Kunden auch immer heraus stellen – das ist bei Maschinenbau Meier und Kreiskrankenhaus Hintermwald allerdings unglaublich schwer. Weil die nix anders machen als dutzende anderen firmen auch.
Die Bundeswehr ist aber die einzige Armee. Das ist ihr USP, das muss in den Vordergrund gestellt werden.
Wenn sie Leute mit den gleichen Versprechungen lockt wie ein x-beliebiges Unternehmen, dann wird sie langfristig verlieren. Diejenigen die sich „Armee“ wünschen werden glauben sie nicht zu haben, diejenigen die einen normalen Arbeitgeber erwarten werden ebenfalls enttäuscht. Denn das ist die Bundeswehr schlicht und ergreifend nicht.
P.S: ich will wirklich nicht mehr dieses „Ponyhof“-Argument lesen. Jeder der das bringt hat vermutlich noch nie auf einem gearbeitet. Da ist in den meisten Fällen um 07.00 Uhr schon ordentlich was getan worden und der Feierabend tritt nciht nach 7,5 Stunden produktiv ein ;-)
@ Nicht mehr:
Herzlichen Dank für die launige und auch sehr sinnvolle Einlassung, die mich tatsächlich zum Nachdenken gebracht hat.
Hier gehen die meisten Foristen, so auch ich – wahrscheinlich eingedenk ihrer eigenen Situation – immer von einer Konkurrenz BW/“freie Wirtschaft“ aus.
Die Möglichkeit anderer „Exekutivtätikeiten“ im öffentlichen Dienst, lassen wir gerne außen vor.
Dennoch denke ich, dass einige Punkte falsch sind:
Der Zugang zur Polizei ist in vielen Bundesländern unterhalb eines Fachabiturs nicht mehr möglich. Bayern ist da die rühmliche Ausnahme (keine Ironie); NRW hat m.W. im letzten Jahr seine Laufbahnen für die Realschule wieder geöffnet, allerdings ist hier Ziel einen Fachhochsulabschluß zu schaffen.
[Die Diskussion über die Qualität der „alten“ Abschlüsse im Vergleich zu heute – schließlich haben sich die meisten Grundtätigkeiten nicht geändert – erspare ich uns allen mal.]
Beim Zoll, der Finanzverwaltung etc. sieht es nicht anders aus. Man muss als „Zusatzqualifikation“ meist mindestens eine Ausbildung mitbringen.
Hier ist die BW deutlich „niederschwelliger“.
Fehlende Qualifikation nach der Dienstzeit kann ich nicht wirklich sehen. Gerade der BFD (BerufsFörderungsDienst) setzt hier an, in dem man teils in, teils nach seiner Dienstzeit Qualifikationen – bis hin zum Studium – finanziert und organisiert bekommt.
Auch sind Hierarchien gerade bei einer Armee der Ort, wo sie hingehören. Diskussionsrunden (mal spitz formuliert) sind da nicht zielführend (im wahrsten Sinne des Wortes).
Dennoch sind die Themen: Umgangston, Respekt (jenseits der Schulterklappe), Tätigkeiten im Sinne des Auftrags, Verfügbarkeit Material, Bindung an die Truppe jenseits der Dienstzeit etc. sind sicher ausbaufähig.
Ich stimme zu, dass das bloße, formale Vorhandensein der „Inneren Führung“ nicht bedeutet, dass der „Bürger in Uniform“ auch so behandelt wird. Andererseits ist das Konzept „Armee“ und „Uniform“ per se ein Gegenentwurf zur immer weiteren Anspruchsindividualisierung der jüngeren Generationen und das wird sich auch nicht auflösen lassen.
„Andererseits ist das Konzept „Armee“ und „Uniform“ per se ein Gegenentwurf zur immer weiteren Anspruchsindividualisierung der jüngeren Generationen“
Ich finde es in weiten Teilen respektlos und unanständig, wie hier über jüngere Generationen geurteilt wird.
Besonders schlimm finde ich, dass die Generation der Kritiker sich dabei klammheimlich aus ihrer eigenen Mitverantwortung an der Misere ausklammt.
Der junge Mensch wird gern als dumm, unverständig, faul, verzogen, überzogen anspruchsvoll, unsportlich und allgemein zu wenig zu gebrauchen dargestellt.
Als hätte der junge Mensch in seinen ersten achtzehn Lebensjahren dabei versagt sich autonom und eigenverantwortlich zu einem brauchbaren und wehrfähigen Staatsbürger, so wie ihn sich die Kritikergeneration vorstellt, auszuprägen.
Wer ist denn für die Prägung und Erziehung junger Menschen verantwortlich? Eltern haften für ihre Kinder, sagt man.
Wer davon ausgeht, dass der divius filius sich gefälligst von selbst sportlich trimmt, sich selbst für ein Leben als Frühaufsteher erzieht und jawohl im www nachzuschlagen hat, wie ein Bett gemacht wird und wo der Müll hinkommt, um sich nicht beim Wehrdienst zu blamieren, der hat als Elternteil irgendwas falsch verstanden. Zumal dann in der Regel auch bei den Boomervätern und Co. der Dienst als Wehrpflichtiger keinen Lernerfolg gezeitigt hat, sonst hätten sie bewährtes Erlerntes ja an den eigenen Nachwuchs weitergegeben.
Schön bequem, wenn man als Erziehungsversager mit dem Finger auf die Bundeswehr zeigen kann, diese dazu zur „Schule der Nation“ umdefiniert und hinterher beim verhätschelten Nachwuchs prüft, ob es auch was gebracht hat mit dem Dienst bei der Bundeswehr beim Weg zum „richtigen“ Mann bzw. dann womöglich noch die Bundeswehr als mangelhaft und verweichlicht rügt. Toll! Schönes Outsourcing der eigenen Erziehungsverantwortung.
Es ist sprichwörtlich ein Skandal, womit sich der GI und das BMVg in Zeiten sicherheitspolitischer Herausforderungen eines Krieges vor unserer Haustür beschäftigen.
Die meisten wissen, dass sich das BMVg von seinen Kernaufgaben als Bundesministerium schon lange verabschiedet hat. Die Aufgaben des Ministeriums sind üblicherweise:
die Unterstützung des Ministers bei der Wahrnehmung seiner politischen Aufgaben;
die Aufsicht über nachgeordnete Dienststellen und Einrichtungen, mit denen zusammen es den Geschäftsbereich des Ministers bildet; die eigenständige Erfüllung von ministeriellen Verwaltungsaufgaben.
Doch die Zusammenarbeit mit der Regierung und dem Parlament versinkt hinter Bürokratie, Lieblingsprojekten von 3*** Generalen oder des GI selbst und nervigem Kontrollwahn losgelassener Org/Ref Beamter. Ministerialbürokratie des BMVg ist ein aufgeblasenes Ungetüm geworden, kostet Unsummen und benötigt Personal ohne Ende.
Unglaublich, womit sich RefLtr, Abtltr und der GI selbst beschäftigen, kleinlich und ohne Vertrauen in die Bundeswehr. Man schaue sich die Vorhabenliste des BMVg an oder gehe mal über die Flure, vor allem in Bonn.
Allein der Name „Projekt 0800“ stößt bestimmt wieder einen Prozess an. Das Ungeheuer der Bürokratie im BMVg nährt sich also selbst.
Der „Prozess 0800“: Neues Bürokratie-Monster bei der Bundeswehr. Noch lachen wir, es gibt bestimmt schon einen Sattelbefehl im Büro GI.
Wenn eine Armee wie die BW so am Boden liegt, weder einsatzbereit, noch kriegstüchtig ist, dann halt solche Themen. “0800”, Panzermodelle statt Panzer……
@Metallkopf
100% Zustimmung
(ich selbst: Oberstlt a.D. mit 41,25 Jahren Dienstzeit)
Einfach mal in den Donbass schauen, und dann den Vorschlag nochmal neu formulieren. Wieder das schöne Thema: Bundeswehr vs. schlagkräftige Armee.
Warum muss ein Soldat eigentlich Schiessen lernen? Die meisten arbeiten doch ohnehin am Computer. Logistik können zivile Unterstützung viel besser. Und Und Und.
Es geht nicht ums früh aufstehen, sondern ums Aufstehen wenns befohlen wird, lernen in einem System zu funktionieren. Die Generation SAP-Verwalter und Personalrat hat das aber schon vergessen.
@ Auslandsdiener
Die Mischung machts. Nen Logi, der Alarmposten kann, aber seine Logistik nicht ist genauso sinnlos.
Chefs, die ihre Kp nur grün m,achen lassen, sind bei der blauen Truppe genauso falsch. Das sieht man dann in den Einsätzen, wenn die Kameraden ihren Stan-Auftrag, Logistik nicht können und nur …. bauen.
@Dirk Wege
Mir ging es um die Rechtslage, das wäre für unter 18 Jährige mkn Rechtswidrig
@Mitleser
Dann sagen sie ihrer Tochter für einen Feldwebelsold kriegt man in meinem Bereich keinen Facharbeiter und das bei einer 38 h Woche und IIRC auch mehr Urlaub, Pensionskasse, Belegschaftsaktien…
oh und btw ewigen Anreisezeiten
@Nicolo15
Da soll die BW erstmal versuchen zu Belegen, das ihre Dienstgrade selber eine Erziehung bestanden haben
und ehrlich mich hat Ortsnah kaum etwas interessiert von den Vereinen
@Moseltaler
Dasselbe hier nur Mit 12 h Tag und Nachtschichten seit über 30 Jahren bin ich von diesen Härten eher unterbeeindruckt
@Roter Milan:
sehen sie sich die Stunden, An und Abreisezeiten und sonstige Umstände an und dann denken sie nochmal darüber nach ob der Sold wirklich so gut ist
@Grimes
Was ist denn so essentiell daran für den Soldaten , sich als billige Putzkraft ausbeuten zu lassen?
Dann soll der Personenkreis Flexibilität lernen oder
@Splinter
Dazu möchte ich einen Satz der British Army aus mkn WWII
mal abwandeln.
Es gibt kein schlechten Rekruten, es gibt nur schlechte Ausbilder.
Ich habe in den letzten Jahrzehnten genug Erfahrungen mit jungen Kollegen , Auszubildenden etc gemacht IMHO ist das was die meisten „alten Soldaten“ über diese sagen zu 80% Verleumdung , es sei denn sie meinten sie lassen sich nicht denselben Bullshit bieten wie wir.
Drei Finger zeigen zurück
Vielleicht ist 0800 auch eine Gespensterdebatte.
Ich habe noch nie gehört, dass jemanden wegen der Uhrzeit die Bw verlassen hat. Es waren subjektiv empfundene, strukturelle Dinge: Personalführung, kollektive Verantwortungslosigkeit, erleben von „nach oben buckeln, nach unten treten“, Versetzungen, erleben von Hilflosigkeit im System welches sinnhafte Vorschläge nicht umsetzt und sich um sich selber dreht, Vorgesetzte die empfunden schlecht führen, mangelnde Ausrüstung, erleben von Nachteilen wenn Kritik geäußert wurde oder gar eine Meldung abgesetzt wurde, Unterbesetzte Organisationen mit nicht zu schaffenden Arbeitsaufgaben, fehlender Glaube an die Führung etc.
Auch Geld war nie ein Thema.
Viele wollten gerne, erlebten aber, das sie das nicht konnten / durften.
@Splinter:
Natürlich ist ein Teil der Misere auch eine inzwischen immer häufiger fehlende elterliche Leistung. Schon die Schulen sind verständlicherweise damit überfordert, wenn ihnen Kinder vor die Tür gestellt werden, die nicht mal wissen, wie man mit Messer und Gabel isst, denen in ihrem ganzen Leben noch nie was vorgelesen wurde, und die Konfliktlösung so definieren, dass derjenige Recht bekommt, der länger zuschlägt.
Und ja, wir sind selbst verantwortlich: „Tough times create tough people. Tough people create good times. Good times create soft people. Soft people create tough times.“
Was natürlich zur Wahrheit auch dazu gehört, ist, dass man als junger Mensch – aus agileren Strukturen kommend und mit einem modernen Hintergrund – natürlich gewisse, angeblich in Stein gemeißelte Gepflogenheiten im Militär auch durchaus kritisch sehen kann. Dann muss man aber auch akzeptieren, dass struktureller Wandel mitunter länger braucht, als dass man selbst die Früchte davon ernten kann. Und man muss aber dann auch wissen, dass alle moderne Bequemlichkeit nur ein dünner Firnis ist, und man schnell wieder drauf angewiesen sein kann, mit Stimme, Bleistift und Notizblock zu führen, wenn die IT ausfällt oder, Gott bewahre, am Horizont die Pilzwolken in die Höhe steigen.
Es ist besser, Krieger in einem Garten zu sein, als Gärtner im Krieg!
@ Metallkopf
„als junger Mensch – aus agileren Strukturen kommend und mit einem modernen Hintergrund“
Schön ausgedrückt.. da haben Sie recht. Das ist nach meiner Erfahrung der Hauptgrund für viele hoffnungsvolle Kandidaten später keine weiterführende Karriere bei der Bundeswehr zu machen: die Konfrontation mit den veränderungsresisten Denkstrukturen.
Viele wollen etwas bewegen oder nur Teil einer Veränderung sein und merken, es rührt sich fast nichts.
Im Grunde kann man weite Teile der Debatte in diesem Faden als realen Ausdruck dieser veränderungsresistenten Denkstrukturen lesen.
Da sollten wir mal nachhaltig ran und solche Denkstrukturen aufbrechen, auch wenn der Einstieg in Veränderungen hier nur eine Stunde späterer Dienstbeginn ist.
Beständig ist nur der Wandel.
Ich bin jetzt seit fast 13 Jahren Soldat, zur Zeit als Hauptfeldwebel. In dieser Zeit hatte ich viel mit jungen Soldaten zu tun, viele gerade erst aus der Schule entlassen. Offizieranwärter habe ich auch vor ein paar Jahren ausgebildet, ebenfalls viele frisch aus der Schule.
Dabei habe ich immer wieder gemerkt, oder es wurde mir von den jungen Soldaten gesagt, dass gerade so Sachen wie Ordnung, Disziplin und klare Strukturen einen großen Einfluss darauf haben, dass diese jungen Menschen zum Bund gegangen sind.
Bei der OA-Ausbildung war es beispielsweise so, dass wir morgens um 7 ein Antreten auf dem Flur durchgeführt haben, genauso zum Dienstschluss hin. Nach Dienst blieb immer einer der Gruppenführer im Gruppenführerbüro und hat für Ordnung und Disziplin gesorgt (Kein Herumgebrülle, Saufen, usw.). Abends wurde nochmal Stuben- und Revierkontrolle durchgeführt (aber ohne Meldung). Wir haben unsere Jungs und Mädels zur Truppenküche geführt, zur Ausbildungswiese, usw. Und wisst ihr was? Denen gefiel das, aus den oben genannten Gründen. Da gab es keine Klagen.
Im anderen Zug gab es das nicht. Wir dachten schon darüber nach, Wetten abzuschließen, wann die erste Meldung über eine Schwangerschaft reinkäme. Aber uns hatte die Führung auf dem Kieker, weil wir „die jungen Soldaten in ihrer Freizeit einschränken würden.“
Jetzt wieder zurück zum ursprünglichen Thema. Wir Ausbilder hatten, genauso wie die Teilnehmer, um 7 Uhr Dienstbeginn. Die Soldaten mussten nur aus der Stube heraustreten und waren im Dienst. Ich musste immerhin fünfzehn Meter laufen, von einem Block zum anderen. Ich konnte um 06:15 Uhr aufstehen und nicht um 5 Uhr, so wie sonst. Ich war in meiner ganzen Dienstzeit noch nie so ausgeruht! Aber für junge Soldaten soll das unzumutbar sein?
Meine Wahrnehmung, und die meiner OA`s, unterschied sich völlig von dem, was die Führung damals wahrnahm. Und ich denke, dass ist in diesem Fall auch so.
Im April geht es mit dem Projekt „0800“ im Fallschirmjägerregiment 26 los.
Ich bin mal gespannt…..
Einen viel größeren positiven Einfluss auf die Abbrecherquote hätten vielleicht:
– Einsatz der fähigsten Unteroffiziere
– straffe Führung ohne sinnloses Rummbrüllen
– keine komplett sinnlosen Tätigkeiten (ewiges Warten im strömenden Regen bei 3 Grad Celsius vor der Bekleidungskammer)
Wahrscheinlich bin ich aber nicht kompetent genug?
@ Dirk Wege: Das machen Sie mal bei ihrer nächsten WÜ im GÜZ und lesen auch das Beschwerdebuch genau durch. Als nächstes dann versuchen in einem Bataillon eine WÜ durchzuführen und nicht auf der Insel der Glückseligkeit GÜZ (selbst da ist mittlerweile nicht mehr alles gut).
Schneiden Sie alte Zöpfe ab!
Projekt Null-800 löst bei Weitem nicht die Problematik der Abbrecher in der AGA. Bemerkenswert ist jedoch, dass zu dieser Thematik ganz viele Experten Bescheid wissen.
Möge das Projekt beginnen und (vermutlich) nur positive Erkenntnisse daraus gewonnenen werden.
….und der stillen Abrüstung kann ich nur beipflichten. Man kann es im täglichen Dienst nicht mehr anders bewerten.
Was mittlerweile an Material verschoben wird, ist nicht mehr normal und auch fast nicht mehr leistbar. Nahezu täglich beschäftigt man sich mit Leihe, MatAusgl Tr-Tr Abgaben etc. Wenn dann etwas nicht bereitgestellt werden kann, brechen „Kartenhäuser“ zusammen. –> aber andere Thematik.