Debatte über Leopard für die Ukraine: Noch keine Anträge, noch keine Entscheidung
Die Debatte über mögliche Lieferungen von Leopard-Kampfpanzern an die Ukraine hält an. Und in der recht dynamischen, sowohl innen- wie außenpolitischen Auseinandersetzung gibt’s immer nur Zwischenstände. Zum Beispiel den vom (heutigen) Montagmittag, dass es bislang weder offizielle Anträge anderer Staaten auf eine Exportgenehmigung noch eine deutsche Entscheidung über Genehmigungen oder eigene Lieferungen gibt.
Die Aussagen dazu in der Bundespressekonferenz von Regierungssprecher Steffen Hebestreit, dem stellvertretenden Sprecher des Verteidigungsministeriums Oberst Arne Collatz, Christian Wagner vom Auswärtigen Amt und Nina Marie Güttler:
Das Transkript dazu:
Frage: Zum Thema Panzer, das wahrscheinlich heute die meisten interessiert: Herr Hebestreit, Frau Baerbock hat gestern gesagt, dass Deutschland Lieferungen von Leopard-Panzern aus Drittstaaten nicht blockieren würde. Spricht Frau Baerbock für die gesamte Regierung?
StS Hebestreit: Ich möchte es vielleicht so sagen: Wenn ein solcher Antrag in Deutschland gestellt würde, was zur Stunde noch nicht der Fall ist, dann gibt es dafür eingespielte Verfahren, in denen eine solche Anfrage beantwortet wird. Und an die halten wir uns alle.
Zusatzfrage: Polen hatte auch gesagt – ich glaube, am Freitag oder am Wochenende -, dass sie unter Umständen erwägen, Leopard-Panzer ohne Zustimmung Deutschlands zu liefern. Wie bewertet das die Bundesregierung?
StS Hebestreit: Das hat die Bundesregierung hier bereits vergangene Woche bewertet.
Zusatzfrage: Nämlich?
StS Hebestreit: Das können Sie im Protokoll der Regierungspressekonferenz nachlesen. Ich würde gerne bei dem bleiben, was ich damals gesagt habe. Wenn ich mich richtig erinnere, sagte ich so etwas wie, dass wir sehr überzeugt sind, dass sich unsere internationalen Partner an geltendes Recht halten.
Frage: Herr Hebestreit, wenn Sie sagen, ein Antrag sei zur Stunde noch nicht gestellt, gibt es ja eine gewisse Bandbreite zwischen „Die entsprechende Behörde hat den gestempelten Antrag beim BAFA eingereicht“ und „Es ist die politische Anfrage in Berlin gestellt worden“. Können Sie vielleicht auf dieser Skala einordnen, worauf sich die Aussage „Antrag nicht gestellt“ bezieht? Ist nur noch nicht der Posteingang beim BAFA ausgewertet, oder hat auch auf anderer Ebene noch niemand gefragt?
StS Hebestreit: Ich habe mich in meiner Antwort erst einmal auf die BAFA bezogen. Aber ich kenne außer Medienberichten auch keine offizielle Anfrage aus Polen, wenn Sie das jetzt auf Polen oder andere Länder beziehen, die politisch eingegangen wären. Außer, dass ich natürlich Medienberichte wahrnehme, in denen das immer einmal wieder angekündigt wird.
Zusatzfrage: Das heißt, um es ganz klar zu machen: Außer medialen Äußerungen, woher auch immer, liegt der Bundesregierung nichts vor?
StS Hebestreit: Soweit das meinen Kenntnisstand betrifft, nein.
Zusatzfrage: Ist das auch der Kenntnisstand eventuell anderer beteiligter Ministerien?
StS Hebestreit: Das müsste das Wirtschaftsministerium wissen oder das Außenministerium, wenn es um diplomatische Noten ginge.
Zusatz: Oder das Verteidigungsministerium, wenn es um Länderabgaben geht.
Wagner: Ich kann für das Auswärtige Amt anfangen. In der Tat würde ich an die Kollegin des BMWK verweisen. Sie haben vielleicht auch zur Kenntnis genommen, dass der polnische Ministerpräsident heute Morgen gesagt hat: Polen wird einen solchen Antrag stellen. Daraus kann man ja vielleicht im Umkehrschluss schließen, dass noch kein solcher Antrag vorliegt. Mir ist er ebenfalls nicht bekannt.
Güttler: Ich habe dem Regierungssprecher nichts hinzuzufügen.
Vorsitzende Welty: Möchte das Verteidigungsministerium ergänzen?
Collatz: Zu Länderabgaben kann ich hier auch keinen neuen Stand mitteilen.
Frage: Der stellvertretende Außenminister der Ukraine, Melnyk, hat die FDP in einem Tweet offen zum Koalitionsbruch aufgefordert und in einem anderen den Fraktionsvorsitzenden der SPD, Rolf Mützenich, sinngemäß den gefährlichsten Mann Europas genannt. Was bedeuten solche Äußerungen für die Zusammenarbeit mit der Ukraine? Die Frage geht entweder an das AA oder an Herrn Hebestreit. Vielen Dank.
StS Hebestreit: Wissen Sie, wir haben ja hier in den letzten Wochen viel mit und über Twitter geredet. Ich würde sagen: Wir sind international allenthalben in einer sehr schwierigen Situation, was die Situation angeht, die uns alle umtreibt. Wir führen leidenschaftliche Debatten. Diese Leidenschaften führen ab und zu auch auf allen Seiten zu Übertreibungen. Das sollte man sich gestatten und nicht zu ernst nehmen. Insofern würde ich sagen: Nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen und bei Herrn Melnyk schon mal gar nicht. Insofern sehen wir das entspannt.
Wichtig ist, dass diese Regierung die Ukraine in einer Art und Weise unterstützt, die sehr kräftig und nachhaltig ist. Die Bundesrepublik Deutschland ist sowohl, was die zivile als auch die militärische Hilfe angeht, nach den USA einer der größten, wenn nicht der größte Unterstützer der Ukraine. Der Bundeskanzler hat zuletzt gestern Abend in Frankreich noch einmal betont, dass diese Hilfe so lange fortgesetzt wird, wie sie nötig ist und wir immer wieder überprüfen, was wir in welchem Zusammenhang in welchem Zeitraum liefern können. Darauf kann sich auch die Ukraine, die Ukrainerinnen und Ukrainer, verlassen. Das ist die Haltung. Deswegen finde ich in einer politischen Situation, wie gesagt – – – Es geht im wahrsten Sinne des Wortes um Leben und Tod. Da bin ich jedenfalls sehr geneigt, nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen und nicht jedem Anwurf mit der eigentlich nötigen Entgegnung zu begegnen.
Frage: Wenn eine Anfrage von Polen gestellt wird, wie lange wird es dauern, bis die deutsche Regierung dem nachkommt? Wird die deutsche Regierung, wird der Kanzler dem nachkommen und eventuell auch die eigenen Panzer senden?
StS Hebestreit: Ich habe ja versucht, das schon in der ersten Antwort deutlich zu machen. Es gibt dafür Verfahren. Diese Verfahren werden eingehalten. Dann muss man sich genau die Anfrage angucken. Bisher gibt es eine Ankündigung. Herr Wagner hat das zitiert, was wir aus der Presse erfahren. Das ist ja noch keine Anfrage in dem Sinne „Wir wollen das tun“, sondern da geht es um die genaueren Spezifikationen. Das muss man sich dann angucken und prüfen. Das wird dann mit der nötigen Zügigkeit, die es braucht, aber natürlich auch mit der nötigen Gründlichkeit, die solche Verfahren erfordern, abgearbeitet. Jetzt müssen wir abwarten, ob ein solcher Antrag kommt. Ich kann nicht den genauen Zeitraum einschränken und sagen: Das passiert innerhalb von wenigen Tagen oder das dauert viele Monate. Ich gehe davon aus, dass wir das sehr genau prüfen werden. Wir wissen aber auch um die Umstände, die es zu berücksichtigen gilt.
Frage: Ist nun die Bereitschaft da, eigene Panzer aus Deutschland zu senden? Gab es über das Wochenende eine Bewegung?
StS Hebestreit: Wir befinden uns dabei in enger Abstimmung mit unseren internationalen Partnern, allen voran mit den Vereinigten Staaten. Wir haben hier, glaube ich, am vergangenen Freitag – die Woche fing für mich leider schon am Sonntag an, deshalb muss ich kurz überlegen – sehr ausgiebig diskutiert, dass die Bundesregierung drei Prinzipien hat, denen sie von Anfang an folgt: die Ukraine so stark wie möglich zu unterstützen, einen direkten Konflikt zwischen Nato-Staaten und Russland zu verhindern und keine nationalen Alleingänge zu machen, sondern sich eng international zu koordinieren, allen voran mit den USA.
Der Verteidigungsminister hat am Freitag nach dem Treffen in Ramstein noch einmal deutlich gemacht, dass noch Gesprächsbedarf zwischen der Allianz, den Verbündeten, die die Ukraine seit dem 24. Februar massiv unterstützen, vorhanden ist. Das läuft jetzt. Sobald wir eine da eine Klarheit haben, werden wir sie auch nicht verbergen und für uns behalten, sondern Ihnen allen mitteilen.
Frage: Herr Hebestreit, Sie haben gerade von Verfahren gesprochen. Heißt das, das muss noch koalitionsintern abgestimmt werden? Mit anderen Worten: Frau Baerbock hat in ihrer eigenen Rolle gesprochen und keine abgestimmte Regierungslinie vertreten? Können Sie uns vielleicht mehr Einblicke geben?
StS Hebestreit: Das Verfahren ist ein normales Verwaltungsverfahren, das in dem Sinne nicht in der Koalition, sondern in dem zuständigen Gremium entschieden wird. Das ist der Bundessicherheitsrat, in dem solche Fragen entschieden werden und in dem verschiedene Vertreter der Bundesregierung sitzen. Das ist jetzt keine Koalitionsfrage, für die man einen Koalitionsausschuss bräuchte, sondern das wird innerhalb der Regierung entschieden.
Frage: Herr Hebestreit, Sie haben schon den Dreiklang genannt, unter anderem die enge Abstimmung mit den Vereinigten Staaten. Unter anderem wir haben heute berichtet, dass es in Washington große Verärgerung gibt, dass die Bundesregierung weder bereit ist, eigene Leopard-Panzer zu liefern noch den Nato-Verbündeten die entsprechenden Genehmigungen zu erteilen. Wie geht das zusammen mit der engen Abstimmung mit den USA, die Sie jetzt gerade hier in den Vordergrund gestellt haben?
StS Hebestreit: Ich habe die Berichterstattung auch gesehen. Ich bin verblüfft, dass ein so renommiertes Blatt wie die „Süddeutsche Zeitung“ einen solchen Bericht druckt, ohne einmal zumindest gegenzufragen: „Stimmt denn das, was wir gehört haben?“ Dann hätte es die Möglichkeit gegeben, das noch einmal deutlich zu machen. Weder vom Inhalt noch vom Ton, der da kolportiert wird, kann ich dieses bestätigen.
Fakt ist – ich glaube, das ist auch das Richtige, wenn man mit Verbündeten und unter Verbündeten und Freunden spricht -, dass man seine Position miteinander klar austauscht. Das ist ja Teil der Koordinierung. Genau dieser Prozess läuft, und er läuft auch gut und konstruktiv. All das, was ich gestern gelesen habe, hat mich insoweit irritiert, dass ich diese Meldungen aus diesem Gespräch mit dem Verteidigungsminister so nicht bekommen habe. Ich habe zwei Vertreter, die dabei waren, gefragt, die das unterschiedlich voneinander weder vom Ton noch vom Inhalt her bestätigen konnten. Insofern muss ich mich jetzt gar nicht weiter mit der Frage belasten, wie ich das einschätze, weil es sich eben zumindest aus meiner Sicht anders darstellt, als ich bei Ihnen gelesen habe, obwohl ich die „Süddeutsche Zeitung“ sehr schätze, wie auch alle anderen Zeitungen, die hier vertreten sind.
Zusatzfrage: Trifft es dann Ihrer Auffassung nach auch im Nachgang zu diesen Gesprächen zu, dass die Vereinigten Staaten Deutschland nicht in einer Führungsrolle sehen, was die Lieferung dieser Kampfpanzer angeht, und nicht dazu aufgefordert haben, dem Drängen in dieser Frage nachzugeben?
StS Hebestreit: Ich versuche jetzt, die ganzen Nichtvarianten zu entschlüsseln.
Zusatzfrage: Ist es richtig, dass die Amerikaner die Bundesregierung de facto dem Inhalt nach auffordern, diese Panzer jetzt zu liefern?
StS Hebestreit: Wir befinden uns mit den Amerikanern in Gesprächen darüber, unter welchen Kautelen welche rüstungspolitischen Schritte und Unterstützungsschritte für die Ukraine zu treffen sind. Wir haben uns mit den Amerikanern, den Franzosen und den Briten seit Mitte Dezember mit Blick auf dieses Frühjahr unterhalten und die Lagebewertung ausgetauscht, welchen Schritt wir jetzt gemeinsam gehen wollen, um darauf zu antworten, was der richtige Schritt ist. Das haben wir hier vor gut zweieinhalb Wochen miteinander verhackstückt, nämlich die Autorisierung der Lieferung von Schützenpanzern vom Typ Marder aus Deutschland und von Bradleys aus amerikanischer Herkunft. Die Franzosen haben dafür einen Spähpanzer identifiziert, den sie ihrerseits liefern wollten. Die Briten haben wenig später angefangen, darüber zu diskutieren, ob man Kampfpanzer liefern kann. Das ist das, was innerhalb des Bündnisses oder – ich sage es einmal so – innerhalb der führenden Teile des Bündnisses – es waren ja viele andere, die eigene Diskussionen führen – erst einmal mit Blick auf das, was jetzt sehr kurzfristig zu tun ist, entschieden worden ist.
Jetzt ist es so, dass es eine Diskussion gibt, die danach begonnen hat, nämlich über die Frage, ob wir nach dem Schritt der Schützenpanzer gleich den nächsten qualitativen Schritt gehen und auch Kampfpanzer liefern sollten. Es gibt einige Länder, die das für richtig halten, und andere Länder, die da skeptischer oder zurückhaltender sind. Ich habe Meldungen aus Spanien, aus Dänemark gelesen – ich lese auch immer wieder, Deutschland sei völlig isoliert -, die da gewisse Vorbehalte haben. Die Bundesregierung, der Bundeskanzler hat deutlich gemacht, dass er an seinen drei Prinzipien festhält und alle qualitativen Schritte, die in den letzten Monaten bei der Lieferung von Rüstungsmaterial gegangen worden sind, immer wieder in enger Abstimmung und Koordinierung insbesondere mit den Vereinigten Staaten getroffen wurden. Das war bei der schweren Artillerie der Fall, hinsichtlich derer wir Ende April, Anfang Mai entschieden haben, sie zu liefern. Das war bei den Mehrfachraketenwerfern im Sommer so, und das war zuletzt bei der Frage der Schützenpanzer so. Diese enge Koordinierung hält der Bundeskanzler, hält die Bundesregierung weiterhin für wichtig.
In diesen Gesprächen befinden wir uns. Dabei geht es jetzt um die Frage, wie die amerikanischen Freundinnen und Freunde das sehen. Die haben natürlich auch eine eigene Meinung. Das gehört dazu. Aber Koordinierung – das ist so ähnlich wie bei Ihnen in der Redaktionskonferenz – heißt ja nicht, dass einer eine Meinung hat, der andere eine andere hat und dann kommt man nicht zusammen. Genau in diesem Prozess befinden wir uns. Ich bin doch hoffnungsvoll, dass wir da auch eine Lösung finden werden. Ich kann Ihnen aber nicht sagen, in welchem Zeitraum das passiert.
Frage: Herr Hebestreit, ich habe zwei Verständnisfragen. Ich bin zwar nicht von „Sky News“, aber ich beziehe mich auf die Berichterstattung von „Sky News“. Da hieß es am Freitag, dass der britische Verteidigungsminister in Estland, bezogen auf eine Anfrage zur Lieferung von Leopard-Panzern, gesagt hat: „My understanding is a formal request from a country has gone in today.“ Hat Herr Wallace nicht gewusst, wovon er redet? Können Sie uns aufklären, was er meint?
StS Hebestreit: Das kann ich nicht. Ich habe mit Herrn Wallace auch keinerlei Kontakt. Ich kann Ihnen nur sagen: Das, was mir an Dingen vorliegt, die in der Bundesregierung beziehungsweise beim dafür zuständigen BAFA, dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, aufgeschlagen sein müssten – – – Wenn Herr Wallace sagt, der sei eingegangen, dann hat er Wissen, das ich nicht habe.
Zusatzfrage: Sie haben gerade gesagt, es wird dargestellt, als ob die Bundesregierung innerhalb der Allianz isoliert sei. Von wie vielen Nato-Staaten weiß die Bundesregierung denn, die Leopard-Panzer liefern wollen?
Stimmt es, dass es eigentlich mehr Nato-Alliierte gibt, die gegen die Lieferung von Leopard-Panzern sind?
StS Hebestreit: Dazu liegt mir keine Aufstellung vor. Im Augenblick befinden wir uns sehr genau in dieser Abstimmung, dass man auch miteinander wägt. Auch die Bundesregierung schließt ja nicht aus, dass sie Leopard-Panzer liefert. Sie hat nur nicht entschieden, ob sie das jetzt tut. Deswegen gibt es dieses ständige Miteinanderabstimmen und Koordinieren. Die Stärke dieses Bündnisses, das die Ukraine seit dem 24. Februar unterstützt, ist ja, dass man sich eng miteinander koordiniert und auch immer wieder schwierige Diskussionen führt. Sie bilden sie ja immer wieder ab. Ich erinnere mich daran zurück, dass wir diese Diskussion sehr früh geführt haben. Selbst Parlamentarier der Koalition haben schon sehr früh sehr weitreichende Waffenlieferungen verlangt. Die Regierung, aber auch die Koalition und viele andere Partner der Unterstützung der Ukraine haben dabei ein schrittweisen Vorgehen verfolgt. Es geht darum, immer wieder auch die Lage vor Ort zu überprüfen, zu bewerten – sie ist hochdynamisch; sie verändert sich -, das Kriegsgeschehen zu sehen. Ein drittes Mal – Herr Krüger wird es mir nachsehen – erwähne ich unsere drei Prinzipien. Das zweite Prinzip, nämlich zu sagen, die Nato solle nicht Kriegspartei werden, hat ein schweres Gewicht und bringt natürlich auch Kosten mit sich, weil wir an der Stelle auch Grenzen der Unterstützung kennen, weil wir sagen: Wenn wir diese Grenzen nicht einhalten und leichtfertig agieren – ich will niemandem Leichtfertigkeit unterstellen, aber man muss es einmal in die Diskussion einbringen -, dann können wir etwas auslösen, was keiner bedacht hat. – Deswegen mutet man sich diese harten Diskussionen zu, die manchmal auch der Schnelligkeit einer medialen Berichterstattung oder dem Wunsch nach einfachen, schnellen Lösungen widerstreben. Aber die Bundesregierung führt die Diskussionen dann auch mit der nötigen Beharrlichkeit und Härte innerhalb der Regierung. Sie führt die Diskussion mit den Verbündeten. Das Ziel ist immer eine enge Abstimmung mit allen – ich sage mal: allen wichtigen – Partnern. Es ist eine große Gruppe von Unterstützern, die die Ukraine seit Anbeginn unterstützt, aber das Ziel ist, dass man sich da eng koordiniert abstimmt. Deshalb gibt es die Gespräche mit den Vereinigten Staaten. Gestern gab es die Gespräche mit Frankreich. Es gibt die Gespräche mit dem Vereinigten Königreich und weiteren Partnern. Diese Gespräche finden auch innerhalb der Nato statt. Aber da muss ich wieder einmal deutlich sagen: Die Nato ist nicht Kriegspartei. Auch wer sich in Ramstein getroffen hat, ist nicht die Nato, sondern es sind Teile der Nato, und es sind auch Teile außerhalb der Nato, weil wir immer wieder deutlich machen müssen: Das, worum es geht, ist kein Konflikt der Nato zu Russland, sondern es sind viele Länder Europas und darüber hinaus, die die Ukraine in ihrem Abwehrkampf unterstützen, nachdem Russland einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg vom Zaun gebrochen hat und dort in unerbittlicher Härte gegen die Zivilbevölkerung und auch gegen das ukrainische Militär vorgeht, um sich abermals Territorium anzueignen, das ihm nicht zusteht. – Das ist der Gesamtzusammenhang, in dem wir diese Diskussion führen. Das ist manchmal zäher, als Sie sich das wünschen. Vielleicht ist es aber auch gut, dass man abwägt und viele Sachen bedenkt, bevor man leichtfertig in einen Schritt geht, den man später bitterlich bereut. Ich denke, dass uns allen diese Erwachsenheit der Diskussion gut ansteht. Dann muss man auch aushalten, dass es ab und an Kommentare und Kritik daran gibt. Das ist das Schöne, wenn man in einem freien Land lebt, dass man auch diese Diskussionen miteinander führen kann.
Frage: Herr Hebestreit, Sie bemühen sich heute sichtlich, etwas ausführlicher zu klären, was die Position der Bundesregierung ist. Deshalb hoffe ich, eine Antwort zu dem zu bekommen, was Sie gerade gesagt haben. Die Bundesregierung schließe noch nicht aus, Leopard-Panzer zu liefern. Sie habe nur noch nicht darüber entschieden.
Welche Faktoren sind für die Entscheidung der Bundesregierung wichtig? Was will die Bundesregierung von den Alliierten beziehungsweise von der Situation, wie Sie sich derzeit in der Ukraine darstellt, sehen oder hören oder wissen?
StS Hebestreit: Erst einmal freut es mich, dass Sie mein Bemühen anerkennen. Das ist bisher der schönste Moment der Woche. Sie begann für mich schon gestern. Insofern vielen Dank dafür!
Das Zweite ist: Es fällt mir etwas schwer, es so einfach zu beantworten, weil ich einer Diskussion, die innerhalb der Bundesregierung, innerhalb der Koalition und auch innerhalb der Verbündeten abläuft, von dieser Stelle aus keinen Rahmen setzen will, in dem sich manche vielleicht nicht wiederfänden oder sich andere bemüßigt sähen, in eine Ecke gedrängt zu werden. Deshalb versuche ich, es sehr allgemein zu machen. Es gibt die drei Prinzipien, die ich jetzt nicht noch einmal nenne. Aber das sind die Prinzipien, die uns leiten. Bei jedem Schritt müssen wir mögliche Folgen abwägen. Dem Bundeskanzler wie auch dem amerikanischen Präsidenten und vielen anderen ist sehr viel daran gelegen, dass wir möglichst geschlossen und einheitlich vorgehen. Deswegen koordiniert man sich in der Frage, ob man den nächsten Schritt geht, immer eng und sagt auch immer: Das tun wir jetzt gemeinsam, Mehrfachraketenwerfer, Schützenpanzer. – Anfangs war es die schwere Artillerie. Jetzt die Frage nach Kampfpanzern zu stellen und zu diskutieren und erstmal auch zu sehen: Will man diesen Schritt gehen? – Dann gibt es technische Vorbehalte, die manche vorbringen. Da muss man sagen: Was ist eigentlich möglich? Was ist sinnvoll? – Das sind die Themen, die man miteinander diskutieren muss, auch vor dem Hintergrund der jeweils eigenen Rüstungsarsenale. Ihn sollte man auch noch berücksichtigen, wenn man guckt: Wie viele Kampfpanzer hat ein Land wie Großbritannien? Wie viele Kampfpanzer hat ein Land wie Frankreich? Wie viele haben wir eigentlich einsatzfähig? Welche Fahrzeuge sind in der Industrie in welchem Zeitraum erhältlich? Wie sehen das alle anderen Alliierten, die wir auch mit im Boot haben wollen?
Zusatzfrage: Ist jetzt die „bottom line“: „Die anderen müssen auch Kampfpanzer liefern“, oder ist das einfach alles viel komplexer, als es in manchen Medien dargestellt wird?
StS Hebestreit: Ich nehme meine Antwort aus dem zweiten Teil Ihrer Frage, ohne dass ich damit eines Medienbashings geziehen werden will. Das ist eine sehr komplexe Frage. Deswegen ist es ja so wichtig, dass man miteinander spricht, auch vertraulich, und sich auch ehrlich macht, wie man Dinge einschätzt. Das dauert seine Zeit. Viele Leute müssen in unterschiedlichen Konstellationen miteinander sprechen. Das tun wir. Dieser Prozess läuft, und er läuft umso besser, je weniger öffentlich er läuft, auch wenn ich nicht lange genug nicht mehr Journalist bin, um nicht zu wissen, wie spannend es ist, einen solchen Prozess auch berichterstattermäßig zu betreiben. Insofern haben wir, wenn nicht einen Zielkonflikt, dann doch einen Wegekonflikt.
Im Augenblick ist es, denke ich, für die Diskussion besser, wenn es intern miteinander diskutiert wird, unter den Alliierten, unter denen, die die Ukraine unterstützen, und man im nächsten Schritt, dann, wenn es ein Ergebnis gibt, über das man dann ja auch wieder wunderbar diskutieren kann, je nachdem, wie es ausfällt, diese öffentliche Diskussion führt. Aber ich weiß auch, dass das ein frommer Wunsch ist.
Frage: Herr Hebestreit, wie geht der Bundeskanzler persönlich mit dem immensen Druck innerhalb der Regierung und auch von außen um?
StS Hebestreit: Ich denke, die meisten von Ihnen kennen den Bundeskanzler und wissen, dass er Druck gewohnt ist und sich auch nirgendwohin drängen lässt, wohin er nicht will, sondern dass er all das genau wägt und aushält. Sie wissen aus freudiger oder leidvoller Erfahrung, dass er sich seine Zeit nimmt, bevor er Dinge sagt, unabhängig von der Frage, ob Sie sie gern früher oder später hören würden. Ich erinnere mich. Es gab Fragen, wann er sich zu Gasleitungen, die aus Russland nach Deutschland laufen, äußert. Da ist er seiner eigenen Überzeugung, seinem eigenen Tempo treu geblieben. Das ist auch in diesen Fragen so.
Es zeichnet aus seiner Sicht einen guten Staats- und Regierungschef aus, dass er seinen eigenen Überzeugungen treu bleibt und sich nicht aus Sorge vor dem nächsten Interview oder dem nächsten Auftritt oder womöglich auch Kritik von anderen in Positionen manövrieren lässt, in die er nicht kommen will. Insofern sehe ich ihn im Augenblick – – – Wir hatten gestern in Frankreich viel Zeit gemeinsam mit dem französischen Präsidenten, und ich habe einen – – – Waren Leute von hier dabei? – Das sehe ich gerade nicht. Aber die, die dabei waren, haben, denke ich, einen recht gut aufgelegten Bundeskanzler erlebt.
Frage: Eine einfache Lernfrage: Herr Hebestreit, kann der Bundeskanzler im Bundessicherheitsrat überstimmt werden?
StS Hebestreit: Tja. – Die einfachen Fragen sind immer die schwierigen. Das weiß ich nicht. Ich überlege mir gerade – – – Wenn ich das jetzt zum konkreten Fall mache, fällt es mir schwer, mir vorzustellen, dass der Bundessicherheitsrat eine Entscheidung trifft, die der Bundeskanzler nicht mitträgt.
Zusatzfrage: Vielleicht ließe sich eine Antwort nachliefern.
Zweite Frage, auch eine Lernfrage: Herr Collatz, Sie haben, glaube ich, auch persönliche Expertise bei der Beurteilung von gepanzerten Kettenfahrzeugen. Die Ablehnung der USA, Abrams zu liefern, basiert ja auch darauf, dass gesagt wird: Zu schwer. Brennstoffversorgung ist schwierig. Logistik, Wartung ist schwierig. – Auf der anderen Seite bekommt Polen 250 Abrams. So anders und so weit ist, glaube ich, Polen als topografisches, geografisches Gebiet nicht von der Ukraine entfernt.
Können Sie mir erklären, warum ein Panzer, der offenbar sehr wohl in Polen eingesetzt werden kann, ein paar hundert Kilometer weiter nicht eingesetzt werden können sollte?
Collatz: Vielen Dank für die Gelegenheit. Natürlich kann ich zu einem Panzer, einem Hauptwaffensystem des einen Landes, das eventuell an ein Drittland geliefert wird, hier nicht viel sagen.
Aber ich würde das gern als Gelegenheit nehmen, vielleicht auch in die Richtung, die wir eben schon andiskutiert haben, zu verdeutlichen, dass es nicht reicht, von Panzeranzahlen zu sprechen. Wir haben auch in der vergangenen Woche Medienberichte über Listen gesehen, die irgendwann im vergangenen Jahr herumgereicht wurden und die aufgrund einer parlamentarischen Anfrage, die im Übrigen eingestuft war, auch in der Antwort, in dem einem oder anderen Fall zu der Bewertung führte, die Listen lägen doch alle vor. Aber das hilft nicht. Diese Zahlen allein helfen nicht. Sie haben genau das Richtige angesprochen. Wenn wir der Ukraine helfen wollen, dann müssen wir immer in Betracht ziehen, welche Geräte das sind – dabei stellen sich Kompatibilitätsfragen -, welche Varianten mit Blick auf das, was wir für die Ukraine tun können, gangbar sind, wie das logistisch zu unterstützen ist und wie es mit Munition, Ausbildung und anderen Fragen aussieht.
Deswegen ist es so, wie es auch schon der Kollege sagte. Es ist eben doch komplizierter. Die Zahlen allein reichen nicht, sondern wir müssen uns aktuell am Tagesgeschehen, an der internationalen Bereitschaftslage, an der Verfügbarkeit der Industrie orientieren und dann schauen, welche Pakete wir der Ukraine gemeinsam – denn kein Staat schafft das allein – an die Hand geben können. Wahrscheinlich verhält es sich mit der US-amerikanischen Bewertung genauso, wie es sich bei uns darstellt. Es hilft nicht, nicht holistisch an die Sache heranzugehen.
Dazu brauchen wir ein tagesaktuelles Lagebild. Genau das hat Minister Pistorius beauftragt. Er will handlungsfähig sein, wenn es denn zu der Entscheidung kommt. Dazu gehört es eben, auch den Apparat BMVg aufzufordern, anhand der tagesaktuellen Lage, der Gegebenheiten jetzt festzustellen, welche Pakete man schnüren und welche Angebote man, wenn es zu dem Fall kommen sollte, zur Unterstützung der Ukraine machen kann, abhängig von der Entscheidung.
Aber zum Kern Ihrer Frage, zu den Abrams, kann ich natürlich nichts sagen, auch nicht dazu, was bei den Polen möglich ist.
Frage: Herr Hebestreit, Sie haben deutlich gemacht, dass Deutschland in der Panzerfrage im Westen gerade nicht isoliert sei und haben Spanien und Dänemark erwähnt. Bei Spanien bin ich mir gar nicht so sicher. Spanien selbst hat im Sommer Leopard-Panzer angeboten, um dann zu merken, dass ihre Panzer vielleicht nicht die Qualität haben. Aber sagen Sie doch noch einmal, wer noch auf der Zweiflerseite steht und welche Argumente dafür vorgebracht werden, dass Deutschland in der Tat, wie Sie sagen, nicht so isoliert sei, wie wir es hier wahrnehmen!
StS Hebestreit: Erst einmal finde ich es putzig, dass Sie eine Aussage, die die spanische Regierung in der letzten Woche getroffen hat, abtun mit: Na ja, die haben ja auch keine ordentlichen Fahrzeuge, und deshalb können sie das tun.
Zum Zweiten habe ich, glaube ich, anfangs gesagt: Ich habe keinen Überblick darüber, wie die einzelnen Alliierten – – – Es sind übrigens mehr als die Nato-Partner. Da bitte ich auch noch einmal darum, präzise zu sein, auch in der Berichterstattung.
Zusatz: Ich hatte gesagt: der Westen!
StS Hebestreit: Ich wollte das jetzt gar nicht auf Sie – – – Sondern auch in der Berichterstattung, selbst bei den großen Nachrichtensendungen des Öffentlich-Rechtlichen, wird ab und zu zwischen Nato und denen, die die Ukraine unterstützen nicht unterschieden. Das passiert mal. Es passiert mir bestimmt auch. Ich wollte nur noch einmal deutlich machen, dass wir an der Stelle aufpassen müssen.
Im Übrigen zeigen die Diskussionen, die der Verteidigungsminister, glaube ich, am Freitag auch nach dem Treffen in Ramstein noch einmal als „Da ist noch Diskussionsbedarf“ geführt hat, ja, dass man da noch sprechen will und sprechen muss. Die Diskussionen zwischen den USA und Deutschland sind ja ein Hinweis darauf, dass noch Gespräche laufen.
Ich habe jetzt keinen Überblick. Die Zahl der Länder, bei denen ich wahrgenommen habe, dass sie bereit seien, Leopard-Panzer zu liefern, ist bislang eigentlich auch vergleichsweise überschaubar. Ich denke aber, dass sich dann, wenn eine solche Entscheidung getroffen würde, und zwar eng abgestimmt und unter Beteiligung aller wichtiger Player, auch genügend Länder zusammenfänden, die bereit wären, einen solchen Schritt zu tun. Das ist ja die Erfahrung, die wir in unserer Unterstützung in den letzten Monaten immer und immer wieder gemacht haben. Man muss es betrachten und sich einen gemeinsamen Eindruck von der Lage verschaffen, um danach zu entscheiden, wie man gemeinsam weiter vorgeht. Das ist auch in diesem Fall genau die Frage, die sich im Augenblick stellt. Es ist auch keine Mehrheitsentscheidung, in der man dann sagt: Wir haben jetzt 14 Länder, die dafür sind, und 12, die dagegen sind, also machen wir es.
Parallel dazu ist das Bestreben, dieses Bündnis zusammenzuhalten und die Beschlüsse herbeizuführen, die es braucht. Der Beschluss kann so ausfallen, dass alle zusammen sagen: „Der Schritt kommt, aber noch nicht jetzt“ oder „Er ist jetzt nötig, und wir werden ihn gehen“ oder „Wir werden ihn nie und nimmer gehen“. – Aber diese Verständigungen bei aller Eilfertigkeit, die wir haben und die sich natürlich zugespitzt haben auf das Treffen in Ramstein am vergangenen Freitag – – –
Noch mal zur Erinnerung: Mit Blick auf Ramstein haben die USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland die Lage beurteilt und sind zu den Schützenpanzern gekommen, und zwei Wochen später gibt es eine Diskussion, bei der man das Gefühl hat, dass sich die Ukraine mit Speer und Steinschleuder bewaffnet gegen die russische Aggression wehren muss, während – – – Ich verweise Sie gern auf die öffentlich bekannten Seiten der Bundesregierung, auf denen steht, wie groß die Unterstützungsleistung ist, die die Bundesregierung trifft und viele andere Länder auch, die USA allen voran. Wir sind massiver Unterstützer der Ukraine, auch militärisch, auch mit Waffenlieferungen und Munition.
Jetzt geht es um die Frage, einen qualitativen weiteren Schritt zu gehen. Es gibt gute Argumente, die dafürsprechen, und es gibt Argumente, die noch miteinander diskutiert werden müssen. Die Zeit für diesen Prozess nehmen wir uns. Das kann man kritisieren, wenn Sie sagen: Das muss aber jetzt ganz schnell und ganz doll gehen! – Gleichzeitig stehen am Ende die jeweiligen Regierungen in der Verantwortung, zu sagen, sie verantworten das.
Vielleicht ein letzter Punkt: Der öffentlich häufig kritisierte Kurs des Abwägens, des Immer-wieder-Überprüfens und engen Abstimmens sorgt zumindest dafür, dass in der Öffentlichkeit eine starke Mehrheit für die Unterstützung der Ukraine ist und man gleichzeitig den abwägenden Kurs auch sehr schätzt. Das sollte man bei all den Diskussionen nicht völlig aus den Augen verlieren.
Zusatzfrage: Ich hatte nachgefragt, weil Herr Pistorius am Freitag sagte, auf dem Ramstein-Treffen gebe es Stimmen, die dafür, und Stimmen, die dagegen seien. Er hat das leider nicht weiter ausgeführt. Deswegen war meine Hoffnung, dass Sie näher ausführen könnten, welche Länder im Rahmen der Ukraine-Unterstützergruppe in Ramstein zum Beispiel mehr aufseiten der Bedenkenträger sind und welche Punkte sie vorbringen. Dahinter steht natürlich die Frage, ob Deutschland wirklich nicht so isoliert dasteht, wie es in der Medienberichterstattung vorkommt.
StS Hebestreit: Ich war in Ramstein nicht dabei. Das hat mir Herr Pistorius auch nicht übermittelt, müsste er auch nicht, um das gleich vorwegzuschicken. Ob es klug wäre, das öffentlich zu tun, ist eine andere Frage.
Aber Sie haben ja Korrespondenten in vielen Ländern. Vielleicht schicken Sie sie einfach einmal los, um nachzufragen. Denn das Putzige an der Diskussion ist ja, dass wir die Diskussion haben, Deutschland sei völlig isoliert und alle möglichen anderen wollten losschlagen, und trotzdem immer die gleichen Länder als diejenigen genannt werden, die da vor allem drücken würden. Ich will das auch gar nicht kritisieren. Ich will aber noch einmal deutlich machen, dass man sich die Dimension und auch die Diskussion nicht so einfach nach dem Motto vorstellen sollte „Wenn die Deutschen doch nur Ja sagen würden, dann wären alle anderen dafür“, sondern dieses Hadern, und das sind harte Fragen von Leben und Tod, Fragen nach dem Schutz des eigenen Landes – – – In seiner Antwort auf diese Frage hat der französische Präsident gestern noch einmal deutlich gemacht und gesagt: Wir müssen das abwägen. Wir müssen auch sehen, was das für unsere eigene Landesverteidigung heißt. Wie viel können wir abgeben? – Das wird jedes andere Land auch für sich beantworten müssen, und dann ringt man um eine Position. Dieses Ringen, das eigentlich etwas Gutes ist, weil es ja dann auch heißt, dass alle oder möglichst viele dahinterstehen und diesen Weg mitgehen, auch nachhaltig, würde ich nicht ganz so sehr unterschätzen; so vielleicht.
Frage: Daran möchte ich gleich anknüpfen. Wie wichtig ist es bei diesem Ringen um eine Position dem Kanzler, auch wirklich die Bevölkerung mitzunehmen, sodass sich in dieser gefährlichen Lage viele informiert eine Meinung bilden können? Oder schätzt der Kanzler es eher so ein, dass in harten Fragen, in denen es um Leben und Tod geht, eine einsame Entscheidung von der Spitze eigentlich besser ist?
StS Hebestreit: In dieser sehr freundlichen Frage sind jetzt so viele Unterstellungen enthalten! Ich sage es einmal so: Der Bundeskanzler fühlt sich in seiner ausgewogenen, besonnenen Haltung sehr bestätigt, die er in all diesen Fragen in den letzten Monaten durch seine öffentlichen Kontakte gezeigt hat, durch seine Kanzlergespräche, die er führt, und durch seine Gespräche, die er auch mit der Öffentlichkeit führt. Man kann sich ja inzwischen sogar per E-Mail, per Brief oder per Telefon an die Bundesregierung wenden. Das ist ein sehr differenziertes Bild, das man da erhält. Wenn man sich gleichzeitig anschaut, wie groß die Unterstützung der Hilfsleistung, die die Bundesregierung sowohl humanitär als auch finanziell als auch militärisch liefert, in diesem Lande ist, dann kann man schon sagen, dass er sich und der Bundesregierung schon auch zugutehält, dass sie mit ihrem abgewogenen, besonnenen Kurs dafür gesorgt hat, dass das nicht infrage gestellt wird.
Wenn Sie jetzt in die Richtung gehen, ob der Bundeskanzler seine Position deutlich mehr erklären müsste, damit dieses Ringen von der Öffentlichkeit stärker unterstützt wird, dann würde ich sagen: Er fühlt sich, glaube ich, wenn man auch die Umfragen – ich weiß ja nicht, was man sonst zugrunde legen will – zugrunde legt, eigentlich ganz gut in der Öffentlichkeit gesehen. In der Kommentarlage, würde ich sagen, ist da womöglich noch Luft nach oben. Ich weiß aber nicht, wie stark er das jetzt gerade als wichtigstes Feld seines Engagements ansieht.
Frage: Bundesminister Pistorius hat am Freitag gesagt, dass er prüfen wird, dass er einen Auftrag gegeben hat, was das Inventar der Leopard-Panzer angeht. Wieso erst so spät? Diese ganze Diskussion über Leopard Panzer dauert schon zwei Tage. War Bundesministerin Lambrecht nicht interessiert? Was ist der Stand der Sache? Wann kann so ein Bericht fertig sein? Wie lange dauert das?
Collatz: Ich habe eben schon anzudeuten versucht, worum es jetzt geht. Selbstverständlich braucht man in Zeiten digitaler Datenaufbereitung nur auf einen Knopf zu drücken und kommt sehr schnell zu Zahlen darüber, welches Großgerät sich wo in der Bundeswehr befindet. Aber eben schon habe ich deutlich gemacht, dass diese Zahlen alleine überhaupt keine Aussagekraft haben, sondern in das gesamte Geschehen eingebettet sein müssen. Genau darum geht es dem Minister. Er möchte, und das habe ich eben auch schon deutlich gemacht, für den Fall, dass die Entscheidung fällt, auch Waffen aus der Bundeswehr, also Leopard-Panzer, abgeben zu müssen, zu wollen, zu sollen, ein Lagebild haben, was für ein Preisschild daran gehängt wird. Was bedeutet das für die Truppe? Wie können wir es in Verbindung mit der Industrie und mit unseren Partnern am günstigsten gestalten? Wie sieht es mit der Ausbildung aus, mit Munition, Logistik, Gefechtsschaden, Instandsetzung usw. usf.? – Das ist die Notwendigkeit, diese Beauftragung tagesaktuell zu gestalten. Es bringt nichts, sich auf jahrealte Zahlen, die vielleicht rein vom nackten Zahlenwert her nicht unterschiedlich sind, zu berufen, weil sich das Umfeld ändert. Es ist eine ganz wichtige Leistung der Planer im BMVg und in der Truppe, diese Bewertung jetzt tagesaktuell anhand der jetzigen Lage beizufügen. Darum geht es.
Je nachdem, wie die Geschwindigkeit sein muss, wird es auch eine Bewertung geben. Das richtet sich nach dem politischen Rhythmus, weniger nach dem, was im BMVg an Planungsarbeit geleistet wird. Wenn wir mehr Zeit für die Planung haben, dann nutzen wir die auch, um noch detaillierter zu planen. Wenn es schneller gehen muss, dann geht es schneller.
Zusatzfrage: Herr Hebestreit, wird der Kanzler seine Entscheidung erst treffen, wenn dieser Bericht oder diese Bewertung zum Thema der Leopard-Panzer auf dem Tisch liegen wird?
StS Hebestreit: Darüber kann ich nur spekulieren. Es geht ja jetzt um die Grundsatzfrage, die da lautet: Ist das der Schritt, den wir alle gemeinsam gehen wollen? Das ist eine Diskussion. Der nächste Schritt wäre ja die Frage, in welcher Art und Weise sich Deutschland an diesem Schritt beteiligt. Das ist das, was Herr Collatz jetzt gerade dargelegt hat. Es gibt ja unterschiedliche Herkünfte für Leopard-Panzer. Es gibt diejenigen, die bei der Bundeswehr sind und die vielleicht etwas schneller verfügbar wären, aber auch nicht sofort, und es gibt sogenannte Industriebestände von Leopard-Panzern, die es zwar in Deutschland gibt, die aber nicht von der Bundeswehr genutzt werden. Auch für deren Ausfuhr bräuchte es eine Genehmigung.
Collatz: Vielleicht zu Erläuterung noch ein kleines Detail: Allein in der Bundeswehr gibt es fünf verschiedene Varianten des Leopard 2, vom A5 bis zum A7V. Allein das zeigt schon, wenn man dann noch hinzuzieht, dass es vielleicht auch in anderen Ländern unterschiedliche Varianten gibt, die jeweils unterschiedlich ausgestattet sind und hinsichtlich der es unterschiedlicher Ausbildung bedarf, dass das kein unterkomplexes Problem ist. Das braucht Zeit und einen konsolidierten Entschluss, um hier dann eine tragfähige Lösung hervorzubringen, sobald es denn so weit ist.
Frage: Möglicherweise habe ich das überhört; deswegen verzeihen Sie, falls Sie das schon gesagt haben: Hat die polnische Regierung offiziell um Exporterlaubnis für seine Leopard-2-Panzer bei der Bundesregierung angefragt?
StS Hebestreit: Das ist auch schon fast eine Dreiviertelstunde her. Die Antwort zu diesem Zeitpunkt: Ich habe mich kurz vor dieser Pressekonferenz noch einmal im Kanzleramt rückversichert, und zu diesem Zeitpunkt war beim BAFA nichts eingegangen, auf anderen Ebenen – danach hatte der Kollege dann gefragt -, die wir überschauen können, auch nichts. Allerdings haben wir natürlich die Presseankündigung, in der statt des „will“ ein „wird“ formuliert wurde, wahrgenommen.
Frage: Herr Collatz, Sie haben ja die Prüfung oder den Prüfauftrag des Ministers vom Freitag erwähnt. Können Sie uns einmal den Zeitrahmen nennen? Wann soll ein solches Lagebild sozusagen vorliegen, das dann fortgeschrieben wird? Steht in dem Auftrag „nlt, Montag, 12 Uhr“? Vielleicht können Sie dazu einmal eine Einordnung abgeben.
Herr Hebestreit, wenn Sie so die Gemeinsamkeit und die Abstimmung und das gemeinsame Vorgehen und das „Wir machen alles zusammen“ betonen, dann ist ja aus deutscher Sicht Großbritannien ein Land, das sich mit seinem Vorpreschen isoliert hat, als es zugesagt hat, als erstes und bislang einziges Land Kampfpanzer zu liefern. Verstehe ich das richtig?
Collatz: Haben Sie Verständnis dafür, dass ich mir hier selbst keine Limbostange aufsetzen werde. Allein meinem Alter geschuldet ist meine Gelenkigkeit auch begrenzt. Aber übertragen auf den Auftrag ist es so, dass wir selbstverständlich tagesaktuell Ergebnisse liefern können. Ab sofort können wir Ergebnisse liefern. Je mehr Zeit wir haben, desto detaillierter ist die Planung; das habe ich ja eben schon gesagt. Ich werde hier auch nicht interne Beauftragungen im Detail erläutern, sondern es geht darum, entsprechend der tagesaktuellen Situation handlungsfähig zu sein, und das können wir gewährleisten.
StS Hebestreit: Ich hänge noch ein bisschen dem Bild mit der Limbostange und Herrn Collatz nach. – Ich bin ein Anhänger einer entspannten Diskussion und deswegen, finde ich, wäre es nicht hilfreich, wenn ich das Agieren anderer hier abqualifizieren oder beurteilen würde. Das, was wir wichtig finden und was die Bundesregierung in der Unterstützung der Ukraine von Anfang an immer wieder deutlich gemacht hat, ist vielmehr die enge internationale Koordinierung, die auch stattfindet und auch immer stattgefunden hat. Natürlich hat jedes einzelne Land – das ist ja die Frage – ein eigenes Vorgehen.
Es gab immer wieder in den vergangenen Monaten Länder, die schneller zu Ergebnissen kamen, oder Länder, die noch deutlich länger gebraucht haben. Ich glaube, das ist die Diskussion. Für eine solche Diskussion braucht es ja womöglich auch einen Auslöser. Das ist die Diskussion, die wir uns zutrauen müssen, und da dürften wir auch – – – Der Bundeskanzler sagte gestern in einem anderen Zusammenhang, wir sollten nicht so viel Schmus anhängen, dass das alles nur ganz friedlich und freundlich und „eierkuchig“ vor sich geht, sondern das sind auch unterschiedliche Positionen, die man miteinander austauscht, um dann am Ende zu einem guten Ergebnis zu kommen, wie – ich habe das mit Bezug auf eine Redaktionskonferenz gesagt – wenn man sagt „Den Leitartikel schreibt jetzt X oder Y“. Am Ende ist das Ergebnis immer super, aber der Weg dahin ist manchmal etwas schwieriger.
Frage Krüger: Vielleicht könnten Sie uns dann ganz nüchtern sagen, Herr Hebestreit, was die Einschätzung des Bundeskanzlers von der Großbritanniens unterscheidet, das ja mit dem gleichen Lagebild, nehme ich an, zu einer anderen Entscheidung gekommen ist.
Weil Sie die Industriebestände erwähnt haben, frage ich: Wäre auch eine Leopard-1-Debatte eine Debatte, die in der Bundesregierung geführt wird?
StS Hebestreit: Zur zweiten Frage würde ich sagen: Natürlich ist das eine Debatte, die man dann führen müsste – Konjunktiv, hypothetisch! -, wenn man dazu käme, dass man sagt „Man hat Kampfpanzer“ und schaut, was verfügbar ist, wie schnell etwas verfügbar ist und wie sinnvoll das auch ist. Wenn wir jetzt – das müsste man dann ja auch noch einmal militärisch überprüfen – fünf oder sechs unterschiedliche Panzertypen mit fünf oder sechs unterschiedlichen Logistikketten dorthin schaffen, die nicht miteinander interoperabel sind und deren Munition womöglich nicht austauschbar ist, ist das sinnvoll? Muss man dann auch die Leute auf fünf oder sechs unterschiedlichen Fahrzeugtypen trainieren? – Das muss man in Beziehung zu der Notwendigkeit und der Schnelligkeit der Verfügbarkeit solcher Fahrzeuge stellen. Das ist der zweite Punkt.
Der erste Punkt ist, glaube ich: Das muss jedes Land für sich selbst und auch für seine geografischen Gegebenheiten beurteilen. Darin unterscheiden sich das Vereinigte Königreich und die Bundesreplik Deutschland doch erheblich voneinander.
Zusatzfrage: Darf ich noch die Nachfrage stellen, wann die Beratungen, die Sie ja jetzt in aller Ausführlichkeit geschildert haben, und die Argumente, die da gewälzt werden, zu einem Abschluss kommen werden?
StS Hebestreit: Ich nehme auch das als Lob dafür, dass ich das so ausführlich und transparent dargestellt habe! – Das wage ich nicht zu sagen. Aber ich gehe auch davon aus, dass das jetzt nicht eine Frage von Monaten ist.
(wird ggf. ergänzt)
die Frage ist ob man auf offizielle Anfragen warten muss…
oder einfach mal selbst „gestalten und steuern“ will… anstatt immer nur zu reagieren und schlechte Presse dafür zu bekommen?
Das wäre doch mal #Zeitenwende!
man kann ja schrittweise vorgehen… und den Plan auch so kommunizieren!
1) Ausbildung der Ukrainer in Deutschland an Leo1 und Leo2
2) Erlaubnis dass Ukraine Leopard 1 bei der deutschen Industrie bestellen darf.
3) Exportfreigabe für andere Leo1 + Leo2 Besitzer an die Ukraine (ggf Aufbereitung im Vorfeld in Deutschland)
4) Großauftrag an die deutsche Rüstungsindustrie für die Bundeswehr über
500 Kampfpanzer NEU (Leopard 2 und/oder Panther KF51)
500 Schützenpanzer NEU (Puma oder Lynx41)
200 PZH2000 NEU (Anfrage/Bestellung aus Ukraine über 100 liegt ja schon vor)
1000 neue Boxer (diverse Module)
-> wenn diese Bestellungen auf den Weg gebracht sind und die Produktion bei der Industrie angelaufen ist kann man im Anschluss darüber nachdenken Bestandsmaterial von der Bundeswehr abzugeben.
Neue Kampfpanzer benötigen 2-3 Jahre bis diese vom Band laufen. Die Industrie kann bei der aktuellen Manufaktur Arbeit wohl auch nur 24 Stück PRO Jahr produzieren… das lässt sich nur nachhaltig steigern wenn man mal Großaufträge erteilt!!!
5) Deutschland kann im Anschluss an 4) darüber nachdenken weitere Leo2 oder Marder aus BW Beständen abzugeben (eher beginnend ab 2024)
Die bisherigen Leistungen die Deutschland für die Ukraine bisher hat zukommen lassen verblassen angesichts des Desasters das vom Kanzleramt bzw der SPD- Fraktion ausgeht. Wir, Deutschland, stehen internationel im Zenit der Lächerlichkeit. Große Ansprüche stellen aber ohne überzeugende Strategie. Wir stehen mitten in einem Scherbenhaufen, den wir selbst verursacht haben.
@obibiber Das stimmt wohl. Im schlimmsten Fall hat es viel Geld gekostet und das Material steht im Depot und ist bei Bedarf schnell verfügbar.
Ich sehe die Bedenken, dass bei der Abgabe von Leopard 2 und ersetzen durch M1 Abrams strategische Partnerschaften mit Deutschland zerstört werden und die USA damit die europäische Partnerschaft im Rüstungssektor schwächt. Auch gibt es jetzt schon zu wenige im eigenen Bestand. Beim Leopard 1 besteht das nicht und ich verstehe nicht, warum diese noch nicht geliefert werden. Laut FAZ vom 20.01.2023 stehen bei der Industrie 150 Leopard 1. Das wäre sicherlich eine große Hilfe, zumal die Leopard 1 schon von der Ukraine angefragt wurden. Was sind die Bedenken gegen den Leopard 1? Geht es da wieder um die Munition? Leopard 1 und Marder sind doch auch schon ein Team gewesen, dass kann doch in der Ukraine wieder so sein.
@obibiber
In der Tat wäre ein solcher Plan gut geeignet, auf dem internationalen Parkett endlich mal Gestaltungswillen zu demonstrieren (von Führungswillen kann ich mit Blick auf die letzten Monate des Zögern und Zauderns nicht sprechen).
Jedoch bedingt Ihr Vorschlag, jetzt einen Großauftrag zu erteilen, eine weitere Finanzspritze für die Bundeswehr – das sehe ich zurzeit politisch nicht durchsetzbar.
Dennoch zeigt Ihr Vorschlag, solange die Bundesregierung und das Parlament nicht Ziele, Wege und Mittel in Einklang bringt, ist unser außenpolitisches Handeln in vielerlei Hinsicht eine Belastung für unsere Sicherheit und das Vertrauen, dass unsere Verbündeten uns entgegenbringen.
Zeitenwende – es ist noch nicht alles verloren für unseren Bundeskanzler, aber auch sein „window of oppertunity“ schliesst sich rasch.
Peinlich. Ich habe sogar wohlwollend Verständnis dafür dass Scholz sich die Frage nicht leicht macht.
Aber: Führung beinhaltet auch Kommunikation. Und daran fehlt es.
Um dem bei dem Thema Waffenlieferung an die Ukraine auf Dauer mal die Diskussion zu vereinsächlichen, wäre es vielleicht, von Seiten des Westens sinnvoll, wenn man sich auf die Formulierung einigen könnte, die konventionellen miliärischen Fähigkeiten der Ukraine zu erhalten, und sukzessive auszubauen. Dann würde auch denjenigen, die sich aktuell gegen die Lieferung bestimmter Waffensysteme stellen klar werden, dass ich ja in nicht allzu ferner Zukunft irgendwann sogar über Flugzeuge diskutieren muss, da die aktuelle ukrainische Flotte aktuell stetig geringer wird. Je länger sich der Konflikt zieht, um so NATO kompatibler wird die ukrainische Armee werden. Je intensiver wir die ukrainische Seite kurzfristig unterstützen, um so weniger wird der Krieg mit westlichen Waffen geführt werden müssen.
Diejenigen die sofortige Verhandlungen fordern, sollen mir bitten sagen, was die Ukraine aktuell anbieten soll, damit Russland sich überhaupt auf Verhandlungen einlässt.
Ich glaube, dass diesen Leuten aktuell schon flau im Magen ist, aber es liegt auch häufig daran, dass die Heizung zu hoch gedreht ist.
Der polnische amtierende Ministerpräsident Mateusz Morawiecki erklärt im ZDF Deutschland hätte 350 aktive Leopard 2 in der Truppe und weitere 200 im Depot.
Da fragt sich wer ist hier schlecht informiert? Der polnische MP oder das ZDF?
Warum werden so komplett falsche Zahlen kommuniziert? Egal, ob vom MP oder vom ZDF falsch übersetzt! Kein seriöser Journalismus bei so einem heißen Thema.
Die Lieferung der Leoparden wird letztlich nicht der Ukraine den Sieg bringen, aber sie ist ein wichtiges Zeichen der Solidarität im Sinne echter Solidarität und nicht nur verkündeter. Die Kommunikation der Regierung in der Sache ist schlecht, schädigt das Ansehen der Bundesrepublik und führt zu einer vermeidbaren Zwietracht der westlichen Partner der Ukraine. Dass die Panzer bei der Industrie und bei anderen Staaten zur Verfügung stehen, ist bekannt. Dazu bedarf es keiner Zählung des überschaubaren Bestands der Bundeswehr, der nicht anzutasten ist. Aber das Deutschland nach einem Jahr Krieg sich in der Sache nicht positioniert, sondern sich versucht zu verstecken, ist unakzeptabel. Deutschland verweigert sich nicht zum ersten Mal seiner europäischen Verantwortung und spielt, ob gewollt oder nicht Russlands Spiel. Die Regierung manövriert sich und Deutschland in eine außenpolitische Isolation und schafft damit zusätzliche Sicherheitsrisiken für Deutschland. Fatal.
@obibiber sagt: 23.01.2023 um 14:35 Uhr
„die Frage ist ob man auf offizielle Anfragen warten muss…“
Warum wollen Sie eine generelle Ausfuhrgenehmigung erteilen? Offensichtlich besteht kein Bedarf und POL pöbelt sowieso rum ohne Hand und Fuß. Es.muss dann ja auch sichergestellt sein, das die Panzer auch in der UKR landen und nicht sonstwo.
Ich gebe zu, auch ich bin von der generellen Zögerlichkeit unserer Regierung und namentlich Olaf Scholz schockiert, dennoch ist die von der NZZ (hinter Paywall …) angeführte amerikanische Putativ-Strategie nicht von der Hand zu weisen.
Sehen wir den Tatsachen ins Auge:
MGCS ist absehbar tot.
In der nächsten Zeit werden Leo, Leclerc, ….. in Richtung Ukraine ablaufen und zeitnah durch marktverfügbare Modelle (ich rechne den KF51 einfach mal dazu) ersetzt werden.
Die USA haben bisher an jeder Ausschreibung teilgenommen und jetzt soll der M1A2 für die Ukraine logistisch zu schwierig sein, während er fü die Polen vor rund zwei Jahren „ideal“ war?!
Die Vermutung, die USA hielten M1A2 zurück, um dann die ausgedünnten Panzerverbände der NATO damit zu fluten, erscheinen einerseits als Verschwörungstheorie par exellence; andererseits ist die Idee so wahnwitzig, dass sie stimmen könnte….
Hier würde Olaf „der Zögerliche“ Scholz, dann doch ein wenig die strategischer denken, als zugestanden – allerdings sehen die „Großen Drei“ (KMW, Rheinmetall, Nexter) dieses Problem nicht und bieten in großem Maßstab die Modernisierung von Altsystemen an.
Es offenbart aber – so oder so – dass die beteiligten Militärs ebeno wenig eine Strategie für die Bw, die NATO, deren Ausrüstung, Bewaffnung und Menge haben, wie die Politik.
Das ist daher schon schwierig, weil die „Sternenflotte“ ja genau dafür in den Ministerien und Stäben sitz…..
Es bleibt spannend….. Leider…
(Hab noch nicht so ganz Durchblickt ob folgender Post hier passt und so copy paste hier was zu suchen hat. Falls nicht, Entschuldigung für die Moderation-Mühe)
Folgender Post von Vyacheslav Volodin
Chairman of the State Duma of the Russian Federation bei Telegram versucht wieder mit härtester Rhetorik gegen eine Lieferung der „Wunderwaffe“ Kampfpanzer zu wettern.
Dachte ich stell es hier mal der Vollständigkeit halber, zum nachlesen (maschinell übersetzt!) rein, da ich auf Anhieb kein „Original“ ausserhalb der Plattform telegram gefunden habe.
Beginn des posts:
Die Lieferung von Angriffswaffen an das Kiewer Regime wird zu einer globalen Katastrophe führen.
Wenn Washington und die NATO-Länder Waffen liefern, die für Angriffe auf zivile Städte und Versuche, unsere Territorien zu erobern, verwendet werden, wie sie es androhen, wird dies zu einem Gegenschlag mit noch stärkeren Waffen führen.
Die Mitglieder des Kongresses, des Bundestages, der französischen Nationalversammlung und anderer europäischer Parlamente müssen sich ihrer Verantwortung gegenüber der Menschheit bewusst sein.
Mit ihren Entscheidungen führen Washington und Brüssel die Welt in einen schrecklichen Krieg: eine ganz andere Art der Kriegsführung als heute, wo ausschließlich das Militär und die kritische Infrastruktur des Kiewer Regimes angegriffen werden.
Angesichts der technologischen Überlegenheit der russischen Waffen müssen ausländische Politiker, die solche Entscheidungen treffen, verstehen, dass dies in einer Tragödie globalen Ausmaßes enden könnte, die ihre Länder zerstören würde.
Das Argument, die Atommächte hätten bisher keine Massenvernichtungswaffen in lokalen Konflikten eingesetzt, ist unhaltbar. Der Grund dafür ist, dass diese Staaten nicht mit einer Situation konfrontiert waren, in der die Sicherheit ihrer Bürger und die territoriale Integrität ihres Landes bedroht waren.
https://t.me/vv_volodin
Translated with Deepl
„Aber: Führung beinhaltet auch Kommunikation. Und daran fehlt es.“
Meinung:
Es gibt Dinge, die sind – aus gutem Grund – nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Oder wie würden Sie der Bevölkerung vermitteln, dass bei der Lieferung von Offensivwaffen Berlin dem Erdboden gleichgemacht wird? Unser Kanzler ist nicht zu beneiden. Und sein Hadern zeigt lediglich, wie dramatisch und ernst die derzeitige Lage ist. Besonnenheit ist auch weiterhin Trumpf.
„Angesichts der technologischen Überlegenheit der russischen Waffen…“
russisches Propaganda Blablabla….es gleicht sich einfach seit Monaten.
Gab mal einen schönen Twitter Thread mit gesammelten Atomwaffendrohungen Russlands. 2004 fing es an, hochphase 2008, dann etwas Beruhigung nur 1-2 mal pro Jahr, 2014 schnellte es in die Höhe, 2015 dann wieder leichter Rückgang auf 2-3 mal im Jahr persönlich durch Putin, mit praktisch Drohungexplosion ab 2022. praktisch alle 2 Tage….Wer soll das noch ernst nehmen?
Putin ist der pubertierende Straßenschläger geblieben der jetzt dummerweise eine faschistische Mafia-Gang von Kinderzuhältern (Prigoschin) anführt.
„…dass bei der Lieferung von Offensivwaffen Berlin dem Erdboden gleichgemacht wird?“
Und wieder das gleiche sinnlose nukleare Blackmailing von deutschsprachigen Russlandtrollen oder eben typisch „German Angst“.
Wie soll Putin das bitte realistisch anfangen? Der Fallout würde halb Europa betreffen, der EMP würde die EU in die Steinzeit zurückbomben. Das kann nur mit der totalen Vernichtung Russland beantwortet werden.
Daneben hat sich gezeigt:
Vor jeder Waffengattung wurde massivst von Russland mit dem nuklearen Holocaust gedroht. Und passiert ist?
wird eigentlich London wegen Challenger 2 auch bombardiert? Oder Paris wegen Leclerc oder schon wegen AMX10.
Und warum nicht schon wegen PzH2000 oder spätestens MARS, welche so viele Russen getötet gaben?
@ Roman Sehr schön! Ich erobere Ländereien eines fremden Staates, erkläre die zu meinem Staatsgebiet und wenn der Bestohlene sich das Land zurückholen will, dann fasele ich was von „Die Integrität meines Landes ist bedroht und deswegen habe ich das Recht, Atomwaffen einzusetzen!“ .Es wird immer bizarrer. Hoffentlich macht das keine Schule. Die sind verrückt. Wer soll mit denen denn noch reden? Aber da finden sich bestimmt noch die üblichen Verdächtigen.
Vielleicht sind ja eine große Zahl der Leo’s in allen Nutzerstaaten nicht mehr einsatzbereit? Siehe Spanien. Keiner hat mehr einen Panzer Krieg erwartet und bei der Wartung der Panzer gespart. Keiner kann liefern ohne es zugeben zu wollen?
@Pio-Fritz, zumindest wäre aber eine generelle Freigabe für Bestellungen bei der Industrie die (in)direkt der Ukraine helfen sollen ein, in meinen Augen gutes, Signal das man gewillt ist zu unterstützen.
Und eine pauschale Freigabe von Weiterverkäufen dürfte inbesondere Polen zwingen die Hosen runterzulassen. SInd die Leos die man Polen liefern will ernst gemeint oder nur innenpolitisches Säbelrasseln?
@Pio-Fritz
Den Bedarf hat der UKR. Präsident doch ausreichend deutlich an uns adressiert, siehe z.B. hier https://www.ardmediathek.de/video/brennpunkt/wolodymyr-selenskyj-im-ard-exklusiv-interview/das-erste/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLTNlYmQyODU2LTUwODMtNGE4NC05ODYxLTQ4NTc0NDJkNGRlYw
@Roman
Vielen Dank für die Übersetzung. Da sieht man mal wieder, wie sich die Herrscher in Moskau die Welt zurecht schustern.
@mikekilo
Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass die Russen wegen ein paar hundert westlichen Kampfpanzern, evtl. Kampfflugzeugen, etc. einen Krieg mit der NATO anfangen? Die Polen haben hunderte von T-72 „Offensiv-Angriffs-Panzern“ (so würden sich die Wortverdreher im politischen Berlin ausdrücken, nicht wahr?) geliefert. Und liefern nun eine Brigade mit T-72 und BMP-1 (übrigens keine Leo 2, schon komisch…)
Sehen Sie irgendwelche russischen Panzer, Raketen oder U-Boote mit Super-Wumms-Atom-Torpedo vor Warschau? Einsatz taktischer Atomwaffen = no go; strategische Atomwaffen = gegenseitige Vernichtung. Da haben die Amerikaner ziemlich früh ihre russischen „Kameraden“ dran erinnert. Das nennt sich dann (Krisen-)Kommunikation.
Was Herr Scholz tut erinnert mich irgendwie an Murphy’s Law: Anything you do can get you killed – including nothing. Und er versucht mit „nothing“ duchzukommen. Was die Ukrainer dann in Blut bezahlen müssen.
@Brainstormer sagt 23.01.2023 um 20:00 Uhr
Das die UKR den Leo2 gerne haben möchte, habe ich auch verstanden. Ich meine die Export-Freigabe für andere Nutzernationen. POL hat angekündigt jetzt (!) einen Antrag zu stellen.
@Flo sagt: 23.01.2023 um 19:35 Uhr
„@Pio-Fritz, zumindest wäre aber eine generelle Freigabe für Bestellungen bei der Industrie die (in)direkt der Ukraine helfen sollen ein, in meinen Augen gutes, Signal das man gewillt ist zu unterstützen.“
Das hat man doch nun wirklich sehr deutlich kommuniziert, erst gestern unsere Außenministerin. Es fehlt eben an entsprechenden Anfragen. Selbst die UKR selber hat bisher nicht bestellt. Könnte sie ja und mit der EU-Hilfe bezahlen. Aber die hätten das gerne gratis frei Haus geliefert.
Ich bleibe skeptisch.
@MrDiversity
Vielleicht plant der BK schon das „shaping“ in der Post-Konflikt-Ära und man möchte es sich mit RUS nicht komplett verderben?
Mit Deutschland (der Bundesrepublik, 1949) hat man ja vier Jahre nach dem Zusammenbruch von 1945 auch wieder zusammengearbeitet.
Merke: Putin geht (irgendwann), RUS bleibt.
@Herr Melber:
Also wenn Putin weg ist und der nächste menschenverachtende Diktator an der Macht ist kann man wieder gute Geschäfte machen?
Prigoschin, Kadyrow oder Solotow?
@Thomas Melber:
+1
Die Feinde von heute, sind die Geschäftspartner von morgen. Und dann noch der Geist von Rapallo. Damit dürfte man ziemlich dicht an die Beweggründe von Scholz und seinen Beratern heran kommen, denke ich.
Warum sich noch dazu den von Deutschland dominierten europäischen Panzermarkt kaputt machen lassen ? Die Amerikaner dürfen ihre M1 gerne direkt an Kiew liefern, sogar für Polen werden bestimmt noch ein paar übrig sein.
Und wenn die Gasturbine so kompliziert ist, dann liefert man halt mit Umlaufreserve und baut in Polen ein Logistikcenter.
So- nochmal, diesmal ohne korrigiert:
Mit Verwunderung nehme ich zur Kenntnis, dass sich hier viele wundern, warum Herr Scholz nicht bereit ist Kampfpanzer zu liefern.
Vielleicht ergibt sich die Antwort auf die Frage aus der nächsten Frage? Welchen gravierenden Nachteil hat der Abrams ggü. dem Leopard 2?
Antwort: Der Abrams muss bezahlt werden, der Leopard wird verschenkt.
Die Diskussion wurde hier schon einmal am 22.12.2022 angerissen. Und -sorry Herr Wigold- , da haben Sie ausnahmsweise mal keine gute Figur gemacht:
Thomas Melber sagt: 25.12.2022 um 18:14 Uhr @TW @LLFm Ich muß leider @LLFm zustimmen, der einzige „Gewinner“ z.Zt. sind die USA, zumal sie sich ihre Hilfe i.d.R. ja vergüten lassen und dabei keine Flüchtlinge alimentieren müssen. Der Erfolg der deutschen Industrie (und somit indirekt unsere soziale Kohäsion) war auch von preiswerter und sicher verfügbarer Energie abhängig, das ist nun perdü. [Es gilt das Gleiche wie weiter unten für @LLFm: Für Behauptungen wie „der einzige „Gewinner“ z.Zt. sind die USA, zumal sie sich ihre Hilfe i.d.R. ja vergüten lassen“ möchte ich jetzt harte Belege sehen. Und zwar keine Verweise auf Propagandaseiten. T.W.]
Der „harte Beleg“ nennt sich Lend-Lease und wurde schon im Mai 2022 mit großem Brimborium unterzeichnet. https://en.wikipedia.org/wiki/Ukraine_Democracy_Defense_Lend-Lease_Act_of_2022
Eine gute Zusammenfassung darüber, ob und wer in diesem Krieg profitiert kan man sich auch in dem überaus lesenwerten Arttikel von Gabaor Steingart im Focus anschauen: https://www.focus.de/finanzen/news/gastbeitrag-von-gabor-steingart-bewaffnung-auf-kredit-warum-die-usa-den-ukraine-krieg-gewinnen-werden_id_183364187.html
Insofern haben die amerikanischen Offiziellen nicht gelogen, als sie den Abrams – neben den anderen Pseudo-Schwächen- als „zu teuer“ für die Ukraine bezeichneten. Stückpreis 9 Mio x 100 Abrams zzgl. die enormen Kosten für den Unterhalt….
Die Ukraine muss ja schon die ganzen anderen Systeme bezahlen.
Ein weiterer Punkt, der in der öffentliche Diskussion derzeit noch als plasphemischer Gedanke gar nicht ausgesprochen werden darf, ist der, dass die Ukraine mit ziemlicher Sicherheit diesen Krieg verlieren wird.
Vielleicht sollte man die Aussage von Gen. Mark Milley, der die Rückeroberung der besetzten Gebiete in diesem Jahr als „sehr sehr schwierig bezeichnet“, mal ehrlich einordnen. Wenn mein Anwalt mir sagt, einen bestimmten Rechtsstreit zu gewinnen sei „sehr sehr schwierig“, dann ist das durch die Blume gesprochen für „Keine Chance! Lassen Sie die Finger davon! Der Verlierer zahlt die Prozesskosten“. Und wie ein guter Anwalt dann zu einem außergerichtlichen Vergleich raten wird, hat auch Gen. Milley wiederholt zu Verhandlungen geraten.
Ich gehe also davon aus, dass auch die Amerikaner die Lage für die Ukraine ähnlich realistisch und damit pessimistisch einschätzen. So lässt sich auch erklären, warum in den letzten Paketen eigentlich nur Zeug drin ist, das sowieso ausgemustert werden soll (bei den Franzosen das Gleiche). Von dem wertvollen und teuren Zeug (Patriot, zusätzliche HIMARS) kommt fast nix mehr. (Ankündigungen sind kein Lieferungen).
Wahrscheinlich ist den Amerikanern ihre letzte Lebenslüge (Demokratisierung von AFG, Mädchenschulen im Talibangebiet usw., ) so schwer auf die Füße gefallen, dass sie diesmal nicht schon wieder einem Regime, das absehbar den Konflikt verlieren wird, eine komplette Armeeausrüstung auf den Hof stellen wollen (Die Taliban freuen sich heute noch…)
In diesem Forum sind bestimmt auch einige AFG-Einsatzerfahrene dabei, die allesamt bestätigen können, dass niemand, aber auch gar niemand der dort eingesezten Kräfte ernsthaft geglaubt hat, dass in diesem Land auch nur ansatzweise sinnvolles Nation-Building im westlichen Sinne eine Chance gehabt hätte. Man hat einfach jedes Scheitern wider besseren Wissens mit noch mehr Kohle und Engagement zugekleistert, bis der unausweichliche Knall dann eben kommen musste.
Wahrscheinlich wird das in der Ukraine ähnlich laufen. Man kommt halt hinter seinen Narrative nicht mehr zurück.
Da Herr Bundeskanzler Scholz das Elend in AFG selbst als Mitglied einer Bundesregierung miterlebt hat, kann ich ihn verstehen, wenn er bei der nächsten Lebenslüge (Freiheit Europas wird in der Ukraine verteidigt- soso.) möglichst zurückhaltend agiert. Meine volle Unterstützung hat er.
Der Beitrag ist in der Sprache recht deutlich. Bei der Bundeswehr wird einem aber beigebracht Klartext zu reden und Themen unumwunden anzusprechen. (O.k., wird beim Generalstabslehrgang dann wieder abtrainiert… ;-) Ich denke mitlesende Kameraden werden das ähnlich sehen,
Mit freundlichen Grüßen
Oberst Markus Reisener hat jüngst ein neues Video gepostet, in dem er den Verlauf des bisherigen Krieges analysiert und einen Ausblick für 2023 anbietet. Eindrücklich schilderte er dabei, wie viel Material (und Truppen) die RF vermutlich noch zur Verfügung hat und wie deren Produktionskapazitäten aussehen (Dreischichtsystem in der Panzerproduktion läuft, Kriegswirtschaft?). Er stellte dem gegenüber, was der UKR Generalstab angefragt habe, um sich im Frühjahr gegen die zu erwartende Offensive zur Wehr zu setzen: 600 gepanzerte Fahrzeuge, 300 Kampfpanzer und nochmal ein paar hundert Artilleriesysteme plus Munition. Der Oberst bezeichnete diese Forderung als realistisch und stellte dieser die Anzahl der bislang versprochenen Systeme gegenüber: 90 Schützenpanzer (benötigt 600), 20 Kampfpanzer (benötigt 300), ca. zwei Dutzend Artilleriegeschütze (vs hunderte). Während im Herbst oft die Devise galt, die RF sei schon geschlagen, sah es in dieser Analyse eher danach aus, als ob in Russland die Kriegsmaschinerie grade erst richtig ins Rollen käme. Im Westen hingegen scheint das Gegenteil der Fall: Mangelnde Industriekapazitäten und keine Anstalten, diese massiv auszuweiten, bzw. nur mit großem Zeithorizont und Materiallieferungen in homöopathischen Dosen. Gleichzeitig ist die Rede von einem kritischen Moment, der den Verkauf des Krieges mitbestimmen könnte. Und jetzt passt die heiße Diskussion um die Kampfpanzer. Die Ukraine steht mit dem Rücken zur Wand. Wenn die Analyse stimmt, müsste der Westen doch jetzt massiv reagieren und gegensteuern. Man müsste sich doch mal entscheiden, ob die Freiheit Europas nicht doch in der UKR verteidigt wird und entsprechend Leopard freigeben. Ich hätte eigentlich erwartet, dass dem Bundeskanzleramt diese Analysen ebenfalls vorliegen. Umso unverständlicher das absolut desaströse Bild, das man hier abgibt. Als wolle man unbedingt die Kreml-Darstellung des dekadenten, verängstigten und zerstrittenen Westens bestätigen. Wie andere hier im Faden bereits schrieben: Ramstein hätte ein Wendepunkt sein können, ja sein müssen.
Im Tagesschau Liveticker ist zu lesen, dass sowohl Asselborn als auch Borell die Aussagen getätigt haben, dass Deutschland nicht blockiert und (wie in der hiesigen Meldung ja sehr genau zu lesen ist) nicht „ja“, aber eben auch nicht „nein“ gesagt hat. Insofern sehe ich den Ball gerade wieder im Feld der Polen.
Ich finde das Argument, dass Scholz nicht möchte, dass sich deutsche und russische Panzer gegenüber stehen und beschießen völlig haltlos. Dann hätte man auch keine PZH oder Marder an die Ukraike geben dürfen, weil diese Fahrzeuge genauso den russischen gegenüberstehen und beschießen.
Die Frage, warum Scholz so handelt braucht man sich eigentlich nicht stellen. Der Mann ist seit Jahrzehnten Vollblutpolitiker, der weiß genau wie das Ganze Gezetere einzuordnen ist. Im Grunde ist sein ganzes Schaffen kalkül und berechenbare Strategie. Ich unterstelle ihm auch, dass er weiß was er tut und seinen Job nicht beim Pokern gewonnen hat. Im Nahhinein wird sein Handeln irgendwann sicher Sinn ergeben und logisch erscheinen.
Das Problem ist nur, dass Scholz ein katastrophaler Moderator und Kommunikator ist. Er schafft es einfach nicht, sein Handeln öffentlich dargzulegen und zu erklären. Er scheut sich davor, sich zu rechtfertigen und unangenehme Fragen zu beantworten. So wird am Ende seine Arbeit eben zu Farce und keiner kann nachvollziehen warum er dies und jenes macht.
Er kann gut Blumen in den Schlaf reden, erleuchtend sind seine Reden allerdings nie. Leider ist das aber auch eines Bundeskanzlers unwürdig und fremdschämend. Deswegen ist meiner Meinung die Situation gerade so, wie sie ist…
@Pio-Fritz, das man da zumindest auf eine „wer fragt bekommt für Leos kein Nein“-Linie umgeschwenkt ist habe ich auch mitbekommen. Da ist zwar ein Schrittchen in die richtige Richtung, ich würde aber noch den Schritt weitergehen das pauschal für Waffen made in Germany die Richtung Ukraine gehen sollen eine Freigabe erfolgt.
Und das die Ukraine selber noch nicht bestellt hat wundert mich nicht. A) wer bezahlt und vor allem b) über welche Lieferfristen würden wir reden? Voraussichtlich 2030 ohne Garantie das die dann auch vollständig funktionieren mag für die Bundeswehr gereicht haben, die Ukraine braucht es aber jetzt und vollständig funktionsfähig,
Die Tagesschau meldet heute morgen, dass Rheinmetall insgesamt 139 Panzer der Typen Leopard 1 und 2 liefern könnte. Zur Meldung liefern Bilder aus der großen Zelthalle der Flensburger FFG mit den aneinander gereihten Leo 1A5 (ex DEN).
Mal als Teufels Advokat (also in dem Fall vom BK) gedacht:
Wir (i.S.v. wir Kommentatoren, die Medien, die westliche Welt) reden offensichtlich nur davon die Ukraine zu unterstützen -> eine Unterstützung GEGEN Russland.
Was wäre, wenn der BK das Pferd von der anderen Seite aufsattelt und für sich selbst so formuliert:
Es ist keine Unterstützung GEGEN Russland.
Natürlich ist das Ergebnis letztendlich vmtl das selbe – aber der Weg dahin ist gravierend unterschiedlich.
Ist es bzw soll sein eine Unterstützung FÜR die Ukraine – dann ist die aktuelle Kritik, wenn zwar nicht unbedingt in ihrer Schärfe, aber in ihrer Substanz angebracht. Ist es aber für den BK vor allem eine Unterstützung GEGEN Russland – sind sein vermeintliches zaudern und zögern durchaus nachvollziehbar…seine Verantwortung liegt in erster Linie beim deutschen Volk, dann unseren Verbündeten und dann im Rahmen der Möglichkeiten auch noch Anderen…Wenn er also nicht „für Ukraine“ sondern „gegen Russland“ denkt, ist die Ukraine erst seine dritte Priorität – und den ersten beiden kommt er grds nach (auch wenn Einige da ein deutliches „Mehr“ erwarten).
Vllt gehört der BK aber auch zu den 50% der Menschen in unserem Land, die u.a. mittlerweile davon genervt sind WIE die Ukraine um Hilfe bittet. DASS sie um Hilfe bittet ist absolut richtig und nachvollziehbar – wenn man aber jeden Tag hört und liest, dass der UA Präsident oder auch in der Vergangenheit und jetzt aktuell wieder der Herr Melnyk FORDERT, geht das vllt dem ein oder anderen auch auf den Keks – evtl gehört der BK ja zu dieser Fraktion?
@Thomas Melber
Das mit dem „shaping“ sehe ich bzw. befürchte ich auch so. Nur dass der Vergleich mit Nachkriegsdeutschland etwas hinkt. Eine „De-Nazifizierung“ (die ja leider nie vollständig war, aber immerhin seitens der Alliierten versucht wurde) wird es in Russland, egal ob dann mit oder ohne Putin, nicht geben. Vermutlich nie geben. Sämtliche Mörder, Vergewaltiger, Folterknechte und ihre Befehlsgeber werden dort als Helden gefeiert und in Amt und Würden belassen.
Wenn also die derzeitige Bundesregierung (oder Teile davon) plant sich wieder mit dem Teufel einzulassen – finde ich das nicht gut. Besser fände ich JETZT Leo 1 / 2 sowie Challenger 1 / 2 sowie ATACMS. Und im Sommer Jets. Wenn wir jetzt nicht liefern, dann ist die Ukraine im Sommer geliefert. Die Russen werden die Ukraine materiell und mit „Menschenmaterial“ an der Front plattmachen. Quasi Verdun 2.0. Frontal angreifen oder halten bringt da keinen voran. Die Maginot-Linie und die Verteidigung der Iraker vor Kuwait hat man auch nicht frontal und zu Fuss bezwungen…
Da trauen Sie dem Kanzler aber viel zu. „Shaping“ sagt ihm wahrscheinlich nichts, „Scharping“ schon eher …
Steht der Termin für den D-Day der Neo-Aliierten schon? Kriegen die Briten dann Sibirien? Joa, so mit westlichen Besatzungszonen und den Petersburger Prozessen könnte der Demokratie-Export tatsächlich klappen (dann wären wir in etwa auch beim aktuellen russischen Narrativ).
Ein gewisser Teil der westlichen Furcht speist sich nicht nur aus dem Agieren Putins, sondern auch aus der Phantasie was nach einem unkontrollieren/chaotischen Ende seiner Herrschaft alles passieren könnte. Das geht dann in Richtung der alten Ängste, dass nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion durchgeknallte Warlords die Welt mit Nuklearwaffen als Geisel nehmen könnten … Das „bekannte Übel“ halten nicht wenige für berechenbarer, als komplett neu gewürfelte Szenarien.
Da es bei den Leoparden Probleme gibt, warum auch immer, sollte man doch erstmal die US-Panzer nehmen die zu Hunderten in Lagern in Polen und im Baltikum rumstehen.
Die sind alle modernisiert also einsatzfähig und für das Klima vorbereitet.
Dieses Material wurde doch schon seit Jahren dorthin geschafft und eingelagert.
Logistisch ist das auch von Vorteil, da es Ersatzteile, Munition und Reparatur- und Ausbildungsmöglichkeiten nahe an der Ukraine gibt.
Gleichzeitig umgeht man das Ganze Hickhack bei dem Versuch in ganz Europa die Leoparden mit ganz verschiedenen Ausstattungen zusammenzusammeln.
Die USA muss nur ja sagen und los geht’s.
Inzwischen könnte man dann die Lieferkette bei den deutschen Panzern auf die Reihe bekommen.
Klingt für mich logistischer als mit X Staaten die alle was als Gegenleistung haben wollen, einzeln zu verhandeln.
@FogOfWar
Daß Selenskyi ausgerechnet mit BlackRock (BR) die Finanzierung des Wiederaufbaus angehen möchte halte ich auch für „unglücklich“, ist doch BR das Feindbild schlechthin (so wird das in Zusammenhang mit Hr. Merz ja immer vorgebracht).
https://www.ukrinform.de/rubric-economy/3642639-selenskyj-koordiniert-mit-larry-fink-bemuhungen-zum-wiederaufbau-der-ukraine.html
Davon ab wäre es interessant zu erfahren welche andere amerikanische Interessen (auch finanziell) es in der UKR gibt,
@Pham Nuwen
Erinnern Sie an die westliche Intervention im russischen Bürgerkrieg 1918/1919? Nicht, daß Putin und seine Vordenker das auch noch hervorkramen.
https://www.nzz.ch/meinung/den-kommunismus-bei-geburt-erdrosseln-die-westliche-intervention-im-russischen-buergerkrieg-war-ein-kapitaler-fehlschlag-ld.1437735 (Zahlschranke ?)
https://de.rbth.com/geschichte/80424-westliche-einmischung-1918 (nur zur Info, ggf. sehr parteiisch)
@FogofWar
https://augengeradeaus.net/2023/01/debatte-ueber-leopard-fuer-die-ukraine-noch-keine-antraege-noch-keine-entscheidung/#comment-395190
Ihr oben verlinkter Beitrag hätte ja durchaus einige interessante Denkansätze zu bieten, aber wenn Sie dann schreiben
[blockquote]Wahrscheinlich ist den Amerikanern ihre letzte Lebenslüge (Demokratisierung von AFG, Mädchenschulen im Talibangebiet usw., ) so schwer auf die Füße gefallen, dass sie diesmal nicht schon wieder einem Regime, das absehbar den Konflikt verlieren wird, eine komplette Armeeausrüstung auf den Hof stellen wollen[/blockquote]
so wird einem doch bei aller berechtigter Kritik an den gesellschaftlich-politischen Verhältnissen in der Ukraine klar, welcher Agenda Sie hier anhängen. Eine demokratisch gewählte Regierung als „Regime“ zu bezeichnen, spricht schon Bände. Dass man das in Moskau so sieht, und dass man angesichts der mehrheitlich gewünschten Westorientierung der Ukraine den demokratisch gewählten Präsidenten Selenskij als Marionette der USA diffamieren muss, ist klar.
@Mckenzie sagt: 24.01.2023 um 6:32 Uhr
„Die Tagesschau meldet heute morgen, dass Rheinmetall insgesamt 139 Panzer der Typen Leopard 1 und 2 liefern könnte. Zur Meldung liefern Bilder aus der großen Zelthalle der Flensburger FFG mit den aneinander gereihten Leo 1A5 (ex DEN).“
Ja, die Meldung habe ich auch gelesen. Wenn man dann, z.B. auf t-online, die komplette Meldung liest, dann sind das genau die 88 Leo1 und 22 Leo2A4, die schon letzte Woche genannt wurden, plus die 29 Leo2 aus der Kompensation Ringtausch Tschechien-Slowakei-Ukraine. Diese 29 stünden dann wahrscheinlich im April/Mai 2023 zur Verfügung. Das war die einzige neue Information.
Es ist leider so, das auch bei der Presse genug Nulpen ohne Ahnung und Überblick rumrennen, die jeden Furz zur Leopard-Diskussion direkt ungefiltert raushauen. Da fehlt es an jedweder Einordnung.
[Es ist leider so, dass ich immer wieder dazu aufrufen muss, am Umgangston zu arbeiten… T.W.]
Ich denke, wir sollten trennen zwischen der operativen Bedeutung von Leopard 2 – Lieferungen für die Ukraine und der Stellung Deutschlands in Europa und im Westen.
Zum ersten Punkt ist mit Sicherheit alles von allen schon mehrfach gesagt worden. Irgendwann wird die UKR westliche KPz brauchen, und irgendwann wird sie die auch bekommen. Niemand in Europa kann allerdings so viele so frühzeitig liefern, dass sie operativ einen großen Unterschied ausmachen. Es hat keinen Sinn, sich die Welt schöner zu malen als sie ist.
Beim zweiten Punkt allerdings wird es so allmählich kritisch. Das Agieren der BuReg ist so erratisch, so schlecht erklärt, dass Deutschland dabei ist, mehr Kredit zu verspielen als wir es uns leisten können. Das Fehlen einer Strategie rächt sich nun – der Merkelsche Weg des „Fahrens auf Sicht“ funktioniert nur gut, wenn das Schiff auf offenen Gewässern im Geleitzug fährt. Das Dumme ist nur …. Scholz ist gefangen in einer SPD, die die Kraft nicht mehr hat, die Wirklichkeit zu sehen.
@MadMax 223
Spinnen wir doch mal weiter:
Kissingers neuster Vorschlag wird in Betracht gezogen oder kommt sogar zum Erfolg:
RUS behält alles vor dem 24.02.22 besetztes Gebiet (ich denke eher das die beiden Oblaste im Südosten mit dazu kommen)
UKR tritt NATO und EU bei (Kissinger fordert „nur“ NATO ich denke aber in dem Zuge muss EU mit dazugehören)
Ergebnis: „Frieden“ deutlich in „“
Dann gewinnen wir die wohl dringend benötigten 10 Jahre um uns aufzurüsten und entweder glaubhaft abzuschrecken oder kriegsbereit zu sein.
Wozu sollten dann jetzt noch Massen an Offensivgerät geliefert werden wenn die Möglichkeit besteht den Konflikt einzufrieren ohne die UKR auf die Idee zu bringen mehr zu bekommen als das was die oben angedachte Lösung möglich macht?!
Das wäre mMn. fast ein winwin Putin kann es als großen Sieg verkaufen, und die NATO hat ihre Erweiterung bis zum maximal möglichen ausgedehnt.
Drei Wahrheiten:
– Wir können es uns geostrategisch kaum leisten, dass die Ukraine an den Kreml fällt. (Unsere Freiheit wird dort verteidigt)
– Ja Blackrock finanziert Herrn Merz Privatjet.
– Regime ist erstmal ein neutraler/sachlicher Begriff.
Also für den Fall das man mal die „Solidarität“-Brille abnimmt und ein bisschen die Wikipedia-Information mit den öffentlichen Pressemittelungen vergleicht bekommt man folgendes mit:
– Großbritannien ist bereit 14 Challenger 2 zu liefern, die Besonderheit gegenüber Leo2 ist der gezogene Lauf der Kanone – Wikipedia weis zu berichten das 2006 die Umrüstung auf die Leo2 Kanone von Rheinmetall erfolgreich getestet wurde. Heißt übersetzt der „alte Rümpel“ wird abgegeben und befeuert den logistischen Alptraum der Ukraine weiter.
– Frankreich schickt keine LeClerc in die Ukraine, die sollen lediglich die NATO-Forderung an Leo2 für VJTF ersetzen für dieses Jahr. Gemäß Wikipedia auch ein 120m Glattrohrkanone halt von Giat statt Rheinmetall aber für die gleine Munition, wie viel sich dann die Leistungsmerkmale unterscheiden kann man an 5 Fingern abzählen. Heißt übersetzt, viel Glück mit dem alten Gerümpel von AMX RC und daraus resultierende logistischen Munitionsalptraum.
– BRD hat nach Wiki sage und schreibe 328 Leo2, gegen über 1298 T64 der Ukrainer. Mit 120mm Glattrohrkanone von Rheinmetall. Wäre dann übrigens die dritte Munitionssorte allein in dieser Auflistung.
– USA könnten sich vorstellen Abrahams M1A4 zu liefern. Die Gasturbine in dem Ding säuft Sprit wie ein Loch, deswegen hat den außer den Paar geschenkten Exemplaren an Polen auch kein Land in Europa, uns fehlen schlicht die Ölquellen. Was er aber hat ist die in Lizenz produzierte 120 Glattrohrkanone von Rheinmetall
Was fällt jetzt jedem auf? Richtig, 4 mal die gleiche Bewaffnung. Im „Comand&Conquerer Alarmstufe2“-Jargon heißt das dann „rollt das Mammut vom Band ist der alliierte Panzer verbrannt“.
oder im realen Leben „überschreitet der erste Leo2 die ukrainische Grenze bleiben ca. 5 Jahre Zeit all mit der gleichen Bewaffnung versehenen Panzer durch neu bessere Modelle zu ersetzen“ ansonsten ist liegt die Abschreckungswirkung bei ZERO.
Und nur mal so am Rande habt ihr mal den Leo2 mit einem Auto verglichen. Niemand der klar denkt, würde seinen Opel Manta solange in die Werkstatt fahren bis dort genug Spachtelmasse drangeklatscht wurde das der aussieht wie ein Opel Insignia.
Was also soll es sein, „Schweigefuchs“ beim Leo2 Geheule oder beim Main Ground Combat System „Finger in den Po, Mexiko“? Die einzige andere Möglichkeit, russischen Pass beantragen #EurasischeUnion
grüße Schaddedanz
Die ganze Debatte macht den Eindruck, als wäre der Leopard die Wunderwaffe, der Gamechanger schlecht hin.
Selbst wenn geliefert wird, werden es geringe Stückzahlen sein. Zu wenig, um die Russen aufzuhalten. In Relation zu 5000 Helmen ist das schon ein gewaltiger Schritt. aber wir sollten uns nichts vormachen.
Putin wird All-in gehen, und da muss der Westen mitziehen, sonst können wir gleich aufhören.
Das ist in den Köpfen im Westen noch nicht überall angekommen, schon gar nicht in der Bevölkerung.
Wer nicht entschlossen ist, einen Krieg zu gewinnen, der hat ihn schon verloren. Das gilt für die Unterstützer, genauso wie die aktiven Kämpfer.
@Thomas Melber sagt: 24.01.2023 um 10:04 Uhr
Wer in der Zeit zurückgeht versteht auch warum RUS mit POL nicht sehr gut kann:
https://de.wikipedia.org/wiki/Polnisch-Sowjetischer_Krieg
Man würde die Befindlichkeiten der Akteure besser verstehen wenn man ein entsprechendes Geschichtsverständnis hätte (z.B. Krim: Krimkrieg 1853 / 1. WK https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Faustschlag / 2. WK: z.B. Film „Red Sniper“).
TomCat sagt:
24.01.2023 um 11:21 Uhr
„Putin wird All-in gehen, und da muss der Westen mitziehen, sonst können wir gleich aufhören.
Das ist in den Köpfen im Westen noch nicht überall angekommen, schon gar nicht in der Bevölkerung.
Wer nicht entschlossen ist, einen Krieg zu gewinnen, der hat ihn schon verloren. Das gilt für die Unterstützer, genauso wie die aktiven Kämpfer.“
So ist es und nur so. Deswegen, alles dafür tun oder einfach nichts tun -> humanitäre Hilfe. Unsere BuReg befindet sich im strategischen Kreisverkehr und findet die Abfahrt nicht.
„Wer in der Zeit zurückgeht versteht auch warum RUS mit POL nicht sehr gut kann:“
Polen kann sehr gut nachfühlen, wie es den Ukrainern geht. Die Angst und die Erfahrung als Nation ausgelöscht zu werden, haben beide mehrfach gemacht. Russen und Deutsche als Hauptakteuere und Invasoren.
Polen hat sich nicht umsonst 1000 Panzer und 700 Panzerhaubitzen etc. zugelegt. Da kann die Bundeswehr nur neidisch über’n Zaun schielen.
noch schnell bevor der neue Artikel zu Polen kommt
Listen über Listen
Auflistung des FDP-Verteidigungspolitikers Marcus Faber vom September 2022
lieferbare 320 Leo 2
Leo 2 in de Bundeswehr lt, SPIEGEL 312-99=213 oder 212
Leo 2 Nutzer https://en.wikipedia.org/wiki/Leopard_2#Operators
vom SPIEGEL abgeschrieben 312-99
Leo 2 in Deutschland lt. UNROCA zum 31.12.2022 https://www.unroca.org/germany/report/2021/
ganze 642
Tarnen und Täuschen at its best
warte ich mal ab was kommt
@Pio-Fritz:
Wow, nachdem Pistorius am Freitag rumgeeiert ist in der Frage und auf Scholz verwiesen hat durfte Frau Baerbock den Karren jetzt aus dem Dreck ziehen? Mal eine Frage macht Scholz extra alles dafür um Deutschland sinnlos dumm aussehen zu lassen? offenbar ganz klar JA!
Die Polen haben schon verlautbaren lassen, dass es ja nett von Frau Baerbock ist, aber Scholz ja entscheiden müsse. Man wolle sich die Arbeit mit dem Antrag nicht umsonst machen….
Rheinmetall hatte im April 2022 die Exportgenehmigung der Leo1 in die Ukraine beantragt. Also bitte nicht mehr behaupten, die Ukraine hätte es nicht beantragt, weil die Ukraine schlicht nicht die Exportgenehmigung beantragt, sondern die deutsche Firma die Kriegswaffen exportieren will! Und Rheinmetall hat das bestimmt nicht beantragt ohne Kaufwillen der Ukraine, der im übrigen öffentlich geäußert wurde.
„Grundsätzlich gilt: Unternehmen, die Rüstungsgüter exportieren wollen, benötigen stets eine Genehmigung für deren Ausfuhr.“
aus https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/FAQ/Aussenwirtschaft/faq-ruestungsexporte.html
Ich liefere auch gerne die Gesetzesquellen wenn Sie es aus irgendeinem Grund nicht glauben wollen (bitte Begründen).
@Dominik sagt: 24.01.2023 um 12:24 Uhr
Ist Ihnen jetzt auch wieder nicht recht? Wer keinen Antrag stellt, bekommt auch keine Antwort. Und gestern im heute-journal wurde der polnische Ministerpräsident mit der Aussage gezeigt, POL wolle jetzt einen Antrag stellen.
Das funktioniert eben nicht über Twitter & Co.
@IstEgal:
Hinsichtlich Kissinger kann man seine Performance als Außenminister und Berater über die Jahrzehnte ja durchaus gemischt bewerten.
Allerdings wäre ein „Frieden“ nach seinem Vorschlag effektiv keiner. Er würde seitens Russland gebrochen werden, bevor die Tinte richtig trocken ist. Aus Gründen:
1. Putin hat seine strategischen Ziele längst offenbart. Geopolitisch und auch konkret auf die Ukraine bezogen. Er braucht die gesamte Ukraine, das Baltikum, Moldau, um strategisch im westlichen Bogen nicht verwundbar zu bleiben.
2. Putin hat bereits zuviel in den Krieg investiert, und zuviel Porzellan zerschlagen um jetzt aufzuhören. Die Sanktionen tun weh und es geht jetzt für Putin um die Wurst. Die Chance, dass er ein Zurückweichen auf die Demarkationslinien von vor dem 24.02.2022 akzeptiert, ist null. Der Verzicht auf zwei der vier annektierten Oblaste ist ähnlich illusorisch, da Kherson und Saporischija strategisch für die Absicherung der Krim benötigt werden.
3. Die einzigen Gas- und Öllieferungen, die aus Russland noch vom Westen akzeptiert werden würden, wären solche, die als indirekte Reparationen als Quasi-Bezahlung für die notwendige Unterstützung der Ukraine durch den Westen und den Wiederaufbau der souveränen Ukraine zu qualifizieren wären. Geld dürfte damit also nicht sonderlich viel verdient werden.
4. Russland betreibt im Augenblick zwar de facto Kriegswirtschaft, allerdings müssen auch in einer solchen Menschen etwas essen und kaufen können. Rohstoffe müssen gewonnen und Löhne und Renten gezahlt werden.
5. Die – zugegeben Dank deutscher Blauäugigkeit immensen – Devisenrücklagen der Russischen Föderation schmelzen derzeit dahin. Die Uhr läuft aber auch in dieser Hinsicht seit Februar 2022 kontinuierlich ab.
6. Es wird immer von der angeblich immensen Mobilisierungskapazität Russlands gesprochen, aber vergessen, dass irgendwer auch in den ganzen Fabriken arbeiten muss, die derzeit Panzer oder Munition herstellen, oder in den Betrieben, die dort zuliefern. Wer in Uniform mit einem hastig ausgemotteten AK-74 im Donbass steht, arbeitet nicht in der Fabrik und umgekehrt.
Die Ukraine wird Russland nicht „besiegen“. Jedenfalls nicht im militärisch-klassischen Sinne. Es reicht jedoch, sich im Wesentlichen das wieder zu holen, auf das man völkerrechtlich einen Anspruch hat. Angriffe auf russisches Territorium mit dem Ziel der Besetzung wird die Ukraine voraussichtlich nicht durchführen, sondern sich auf die Zerstörung von Nachschubdepots, die Feuerkontrolle über mögliche Aufmarschräume oder ähnliches mit weitreichender Artillerie sichern, usw. Wenn die Fähigkeit der russischen Streitkräfte, den Angriffskrieg aktiv fortzusetzen, und der Durchhaltewille in der Bevölkerung für diesen Krieg so nachhaltig erlahmt, dass die Kampfhandlungen einseitig eingestellt werden (müssen), hat die Ukraine „gewonnen“.
Und dann kann man sich an den Verhandlungstisch setzen und mit Putins Nachfolger(n) darüber reden, wie die Russische Föderation langfristig und schrittweise wieder in die Gemeinschaft der zivilisierten Staaten aufgenommen werden kann. Denn eigentlich ist das die eigentliche Herausforderung nach diesem Krieg. Den Russen am Ende eine Perspektive zu bieten, die ihnen ihr Präsident derzeit nachhaltig verbaut, wenn er die Truppen und Söldner in fremdem Land Gräuel verüben und die Zivilbevölkerung ermorden lässt.
Dass dieser Krieg nuklear eskaliert ist sicher nicht zu 100% ausgeschlossen, aber die Initiative hierfür läge in jeder Hinsicht bei Moskau. Und ich glaube nicht, dass Putin bescheuert genug ist, Präsident von einem rauchenden und strahlenden Trümmerhaufen sein zu wollen. Meine persönliche Einschätzung ist, dass man, bevor es hierzu käme, dem Genossen Präsident vorher eine tombakbeschichtete „Ruhestandsurkunde“ andient – weil nämlich Russen ihre Kinder letzten Endes auch lieb haben, wie schon Sting hoffnungsvoll besang.
@All:
ist ja echt interessant, wie in den ersten Tagen der russischen Invasion in der Ukraine ist die Ukraine also bald schon überrannt und vernichtend geschlagen.
Ich bin wirklich gespannt ob ein Angriff aus Belarus kommt. Immer nicht vergessen welche Massen die Ukrainer erbeutet hatten und dass auch weiterhin USSR Produkte vom Westen nachgeliefert werden. Hauptproblem ist aber die Munitionsversorgung, weshalb es immer nötiger wird auf Westkaliber zusätzlich auszuweichen.
@IstEgal:
„RUS behält alles vor dem 24.02.22 besetztes Gebiet (ich denke eher das die beiden Oblaste im Südosten mit dazu kommen)“
Also 1. meinen Sie die Teile der beiden Oblaste Luhansk und Donezk die Russland im Moment besetzt hat? oder die gesamten Oblaste? oder gleich noch die Teile von Saporischschja und Cherson dazu? oder sogar noch gesamt alle für russisches Gebiet erklärten Oblaste? Bei manchen Friedensengeln bin ich immer leicht irritiert.
Wer hier glaub wirklich, dass sich Russland freiwillig auf die Grenzen 24.02.22 zurück zieht? Und ansonsten verweise ich immer gerne auf meine Frage, WANN das letzte mal ein Angriffskrieg belohnt wurde. Ich glaube wir sind immer noch bei 1939…seitdem hat kein Angreifer mehr Gebietsgewinne im völkerrechtlichen Sinne gewinnen können.
Wenn man Angriffskriege wieder belohnt, noch dazu unter atomaren Drohungen, na danke, das ist dann wohl das Ende der Welt, irgendwann wird es dann zwangsläufig richtig knallen, die sprichwörtliche Büchse der Pandorra!
@Schaddedanz:
Nur mal so nebenbei, die vorhandenen Challenger 2 werden praktisch alle mit einer 120mm Rheinmetall Glattrohrkanone in neuem Turm in Challenger 3 umgebaut von „Rheinmetall BAE Systems Land Limited“.
Die Frage ist eher warum man nicht mehr abgibt und einfach direkt neue LEO2 in GB baut….
Bei den Franzosen das gleiche, die werden wohl 200 ihrer Leclerc umfangreich modernisieren. (statt aktuelle LEO2 im deutsch/französischen Gemeinschaftunternehmen neu zu bauen).
@TomCat: „Polen hat sich nicht umsonst 1000 Panzer und 700 Panzerhaubitzen etc. zugelegt. Da kann die Bundeswehr nur neidisch über’n Zaun schielen.“ Okay – wo stehen denn diese 1000 neuen Panzern und 700 Panzerhaubitzen gerade in Polen? Ich bin mal gespannt darauf, ob Polen diese Beschaffungen auch bis zum Ende bezahlt und durchzieht.
Aber wir sind uns hier ja alle einig, dass Deutschland bei den Beschaffungen – insbesondere für das Heer – jetzt starten und durchstarten muss. Ebenso wie Norwegen bei Nammo einfach KMW, Rheinmetall, Diehl, etc. mit Rahmenverträgen beauftragen und erste Lose sofort bestellen. Alles mit de Argumentation „Sofortbedarf aufgrund des Kriegs in der Ukraine.“ Alles andere wirkt nur für kurze Zeit. Anpassungen bei den Lieferfolgen kann man dann später vornehmen.