Putin verkündet Kriegsrecht für ukrainische Gebiete – und Kriegsrecht light für Russland
Der russische Präsident Wladimir Putin hat über die annektierten ukrainischen Regionen Donezk, Luhansk, Saporischja und Kherson das Kriegsrecht verhängt. Zugleich verhängte Putin aber auch über Teile Russlands ein Kriegsrecht light.
Putin äußerte sich dazu in einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrats Russlands am (heutigen) Mittwoch. Aus der vom Kreml veröffentlichten englischen Fassung:
As we know, the Kiev regime refused to recognise the will and choice of the people, declining any proposals for talks. On the contrary, shelling continues and civilians continue to die. The neo-Nazis are using plainly terrorist methods, plotting sabotage at critical infrastructure, attempting to murder members of local authorities. Just like their ideological predecessors – Bandera’s followers and Hitler’s accomplices, they are trying to create a criminal underworld, sending sabotage groups to our territories.
The Ukrainian intelligence services plotted the explosion on the Crimean Bridge. We managed to prevent terrorist attacks in other Russian regions, specifically, at mass gatherings, on public transport, at energy facilities, including – and I want to stress this – at nuclear energy facilities.
In this context, I would like to remind you that before their accession to Russia, martial law was in effect in the Donetsk People’s Republic, the Lugansk People’s Republic, the Kherson and Zaporozhye regions. Now we must introduce the same mode under Russian law. This is why I have signed the Executive Order introducing martial law in these four regions. It will be submitted to the Federation Council for approval immediately. The State Duma has been informed about this decision.
Während die Einführung des Kriegsrechts in den annektierten – und ja auch umkämpften – Regionen nicht wirklich überraschend ist, lohnt ein Blick auf einen zweiten, ebenfalls am Mittwoch von Putin unterzeichneten Ukas Über Maßnahmen in den Gebietskörperschaften der Russischen Föderation. Der bezieht sich auf Einschränkungen in Russland selbst, und auch wenn es – noch? – kein Kriegsrecht ist, zeichnen sich schon massive Beschränkungen für die Bürger*innen ab. Interessant wird es ab Ziffer 3:
Erlass „Über Maßnahmen, die in den Gebietskörperschaften der Russischen Föderation in Verbindung mit dem Erlass Nr. 756 des Präsidenten der Russischen Föderation vom 19. Oktober 2022 durchgeführt werden“.
Um die Effizienz der Tätigkeit der Spitzenbeamten (Exekutivbehörden) der Russischen Föderation im Zusammenhang mit der Verhängung des Kriegsrechts in den Gebieten der Volksrepublik Donezk, der Volksrepublik Luhansk, Saporischschja und Cherson zu verbessern, beschließe ich hiermit:
1. In den Gebieten der Volksrepublik Donezk, der Volksrepublik Luhansk, der Region Saporischschja und der Region Cherson ein Regime (maximales Reaktionsniveau) einzuführen, unter dem die obersten Beamten (Exekutivorgane) dieser Subjekte der Russischen Föderation ihre Befugnisse, die im föderalen Verfassungsgesetz Nr. 1-FKZ „Über das Kriegsrecht“ vom 30. Januar 2002 vorgesehen sind, sowie die Befugnisse zur Durchführung von Mobilisierungsmaßnahmen in der Wirtschaft, in den Exekutivorganen dieser Subjekte der Russischen Föderation und in den Organen der Exekutivgewalt dieser Subjekte ausüben werden.
2. Auf dem Territorium der in Absatz 1 dieses Erlasses genannten Subjekte der Rußländischen Föderation wird in Übereinstimmung mit dem Föderalen Gesetz Nr. 61-FZ vom 31. Mai 1996 „Über die Verteidigung“ und anderen normativen Rechtsakten der Rußländischen Föderation die territoriale Verteidigung durchgeführt, und es werden ressortübergreifende Koordinierungsorgane (Hauptquartiere der territorialen Verteidigung) eingerichtet.
3. In den Gebieten Krim, Krasnodar, Belgorod, Brjansk, Woronesch, Kursk, Rostow und Sewastopol ein Regime (mittleres Reaktionsniveau) einzuführen, in dessen Rahmen die Spitzenbeamten (Exekutivorgane) der oben genannten Einheiten der Russischen Föderation Befugnisse zur Durchführung von Mobilisierungsmaßnahmen in der Wirtschaft, in den Exekutivorganen dieser Einheiten der Russischen Föderation und in den lokalen Selbstverwaltungsorganen, von Einzelmaßnahmen zur territorialen Verteidigung, von Maßnahmen für den Schutz der Bevölkerung und von Maßnahmen für den Schutz der Umwelt ausüben. Die höchsten Beamten (Exekutivorgane) dieser Subjekte der Russischen Föderation führen außerdem folgende Maßnahmen durch
(a) Verstärkung des Schutzes der öffentlichen Ordnung und der öffentlichen Sicherheit, des Schutzes militärischer, wichtiger staatlicher und besonderer Einrichtungen, von Einrichtungen, die lebenswichtige Tätigkeiten für die Bevölkerung ausüben, des Funktionierens von Verkehrs-, Kommunikations- und Energieeinrichtungen sowie von Einrichtungen, die eine erhöhte Gefahr für das Leben und die Gesundheit von Menschen und für die natürliche Umwelt darstellen;
b) Einführung einer Sonderregelung für den Betrieb von Anlagen, die für das Funktionieren von Verkehrs-, Kommunikations- und Energieanlagen sorgen, sowie von Anlagen, die eine erhöhte Gefahr für das Leben und die Gesundheit von Menschen und für die natürliche Umwelt darstellen;
(c) Vorübergehende Umsiedlung von Einwohnern in sichere Gebiete mit obligatorischer Bereitstellung von stationären oder vorübergehenden Unterkünften für diese Einwohner;
(d) Einführung und Durchsetzung einer Sonderregelung für die Einreise in das und die Ausreise aus dem Hoheitsgebiet sowie Einschränkung der Bewegungsfreiheit innerhalb des Hoheitsgebiets;
(e) Beschränkungen des Verkehrs und der Kontrolle von Fahrzeugen;
f) die Kontrolle von Verkehrs-, Kommunikations- und Fernmeldeeinrichtungen, Druckereien, Rechenzentren und automatisierten Systemen sowie der Nutzung ihrer Arbeit für Verteidigungszwecke.
4. Auf dem Territorium der Subjekte der Rußländischen Föderation, die zum Zentralen Föderationskreis und zum Südlichen Föderationskreis gehören, mit Ausnahme der in Absatz 3 dieses Erlasses genannten Subjekte der Rußländischen Föderation, ein Regime (Stufe erhöhter Bereitschaft) einzuführen, in dessen Rahmen die höchsten Beamten (Exekutivorgane) dieser Subjekte der Rußländischen Föderation die Befugnis haben, Beschlüsse über die Durchführung bestimmter Maßnahmen zur territorialen Verteidigung und zum Zivilschutz, Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und der Territorien vor Die höchsten Beamten (Exekutivorgane) dieser Subjekte der Russischen Föderation führen auch die folgenden Maßnahmen durch
(a) Verstärkung des Schutzes der öffentlichen Ordnung und der öffentlichen Sicherheit, des Schutzes militärischer, wichtiger staatlicher und besonderer Einrichtungen, von Einrichtungen, die lebenswichtige Tätigkeiten für die Bevölkerung ausüben, des Funktionierens von Verkehrs-, Kommunikations- und Energieeinrichtungen sowie von Einrichtungen, die eine erhöhte Gefahr für das Leben und die Gesundheit von Menschen und für die natürliche Umwelt darstellen;
b) Einführung einer Sonderregelung für den Betrieb von Objekten, die das Funktionieren von Verkehrs-, Kommunikations- und Energieanlagen sowie von Anlagen, die eine erhöhte Gefahr für das Leben und die Gesundheit von Menschen und für die Umwelt darstellen, gewährleisten;
c) Beschränkung des Verkehrs von Fahrzeugen und deren Kontrolle;
d) die Kontrolle über das Funktionieren der Verkehrsmittel, der Kommunikationseinrichtungen, der Druckereien, der Rechenzentren und der automatisierten Systeme sowie über die Nutzung ihrer Arbeit für die Bedürfnisse der Verteidigung zu gewährleisten.
5. Auf dem Territorium der in den Ziffern 1, 3 und 4 dieses Erlasses nicht genannten Subjekte der Rußländischen Föderation ist ein Regime (Grundbereitschaftsniveau) einzuführen, nach dem die höchsten Beamten (Exekutivorgane) dieser Subjekte der Rußländischen Föderation die Befugnis haben, Entscheidungen über Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und des Territoriums vor natürlichen und von Menschen verursachten Notfällen zu treffen, sowie die Befugnis, Maßnahmen zur Deckung des Bedarfs der Streitkräfte der Rußländischen Föderation, anderer Truppen, militärischer Formationen und anderer militärischer Kräfte durchzuführen. Die höchsten Beamten (Exekutivorgane) der Gliedstaaten der Russischen Föderation führen außerdem folgende Maßnahmen durch
a) Stärkung des Schutzes der öffentlichen Ordnung und der öffentlichen Sicherheit, des Schutzes von militärischen, wichtigen staatlichen und besonderen Einrichtungen, von Einrichtungen, die lebenswichtige Tätigkeiten der Bevölkerung gewährleisten, des Funktionierens von Verkehrs-, Kommunikations- und Energieeinrichtungen sowie von Einrichtungen, die eine erhöhte Gefahr für das Leben und die Gesundheit von Menschen und für die Umwelt darstellen;
b) Einführung einer Sonderregelung für Objekte, die das Funktionieren von Verkehrs-, Kommunikations- und Energieanlagen gewährleisten, sowie für Objekte, die eine erhöhte Gefahr für das Leben und die Gesundheit von Menschen und für die Umwelt darstellen.
6. Festlegung, dass die Liste der zu ergreifenden Maßnahmen, die Zeitpläne, die Einzelheiten und die Verfahren für ihre Durchführung durch Beschlüsse des höchsten Regierungsbeamten des Gliedstaats der Russischen Föderation unter Berücksichtigung der aktuellen Lage und der sich abzeichnenden Risiken in diesem Gliedstaat der Russischen Föderation festgelegt werden.
7. Die höchsten Beamten der Subjekte der Russischen Föderation richten zur Durchführung der in diesem Erlaß vorgesehenen Maßnahmen operative Zentralen der Subjekte der Russischen Föderation ein. Der Leiter des operativen Hauptquartiers des Subjekts der Russischen Föderation ist der höchste Beamte des Subjekts der Russischen Föderation. Im operativen Hauptquartier des Subjekts der Russischen Föderation sind Vertreter des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation, Leiter der zuständigen territorialen Organe des Innenministeriums der Russischen Föderation, des Ministeriums der Russischen Föderation für Zivilschutz, Notfälle und die Beseitigung der Folgen von Naturkatastrophen, des Föderalen Sicherheitsdienstes der Russischen Föderation, des Föderalen Truppendienstes der Nationalgarde der Russischen Föderation sowie Vertreter der Behörden der betreffenden Länder vertreten.
8. Entscheidungen des höchsten Beamten eines Subjekts der Russischen Föderation (operatives Hauptquartier), die im Rahmen seiner Zuständigkeit gemäß diesem Erlaß getroffen werden, sind für die Exekutivorgane des betreffenden Subjekts der Russischen Föderation, die Organe der örtlichen Selbstverwaltung, die territorialen Organe der föderalen Exekutivorgane, die auf dem Territorium des betreffenden Subjekts der Russischen Föderation tätig sind, andere Organe, einschließlich Kollegialorgane, Organisationen, die Tätigkeiten ausüben, verbindlich.
9. Dieses Dekret tritt am Tag seiner offiziellen Veröffentlichung in Kraft.
(Übersetzt mit deepl.com)
Der Exekutiv-Erlass zur Verhängung des Kriegsrechts über die annektierten Gebiete ist dagegen vergleichsweise knapp gefasst:
Erlass über die Verhängung des Kriegsrechts in den Gebieten DNR, LNR, Saporischschja und Cherson
In Anbetracht der Anwendung von Waffengewalt gegen die territoriale Integrität der Russischen Föderation beschließe ich in Übereinstimmung mit Artikel 87 Absatz 2 der Verfassung der Russischen Föderation und den Artikeln 3 und 4 des Föderalen Verfassungsgesetzes Nr. 1-FKZ vom 30. Januar 2002 „Über das Kriegsrecht“ Folgendes
1. Einführung des Kriegsrechts in den Gebieten der Volksrepublik Donezk, der Volksrepublik Luhansk, Saporoschje und der Region Cherson am 20. Oktober 2022 ab null Uhr.
2. Die Regierung der Russischen Föderation unterbreitet gemäß den Vorschlägen des Verteidigungsministeriums der Russischen Föderation, des Innenministeriums der Russischen Föderation, des Ministeriums der Russischen Föderation für Zivilschutz, Notfälle und die Beseitigung der Folgen von Naturkatastrophen, des Föderalen Sicherheitsdienstes der Russischen Föderation, des Föderalen Truppendienstes der Nationalgarde der Russischen Föderation und der Hauptdirektion für Sonderprogramme des Präsidenten der Russischen Föderation innerhalb von drei Tagen Vorschläge zu Maßnahmen, die in den Gebieten, in denen das Kriegsrecht verhängt wurde, anzuwenden sind.
3. Falls erforderlich, können während des Kriegsrechts in der Russischen Föderation andere Maßnahmen angewandt werden, die im Bundesverfassungsgesetz vom 30. Januar 2002 № 1-FKZ „Über das Kriegsrecht“ vorgesehen sind.
4. Dieser Erlaß wird unverzüglich dem Föderationsrat der Föderalversammlung der Russischen Föderation zur Genehmigung vorgelegt.
(Übersetzt mit deepl.com)
Das alles wäre jetzt ein Analysegegenstand für Kenner des russischen Verfassungs- und Verwaltungsrechts. Aber klar scheint, dass Russland insgesamt in einen Kriegszustand übergeht, wenn auch in gestaffelter Form – und es geht offensichtlich um mehr als nur Bewegungseinschränkungen für die Bewohner frontnaher Regionen.
Zur Erklärung des Kriegsrechts in den besetzten Gebieten – vielleicht interpretiere ich da zu viel hinein oder denke zu weit, aber könnte neben den rein praktischen Nutzen für Russland hier auch eine erste/weitere(?) Umschwenkung in der russischen Rhetorik liegen? Weg von der Sonderoperation hin zum „echten Krieg“?
Weiß jemand wie da der offizielle Duktus in Russland zuletzt so war?
Im Clausewitz‘witschen Sinne zwingt das Kabinett dem Volk den Krieg scheibchenweise auf.
Das einzige was hin zum ursprünglichen russischen Kriegsrecht fehlt ist eine Verhaftung aller Ausländer und die Grenzschließung. Das was alarmierend wirkt ist die Tatsache, dass die annektierten Gebiete so per Nukleardoktrin „verteidigt“ werden können und da ganze Land von der Auslandskommunikation angeschnitten werden kann.
Dekret „Über Maßnahmen in den Teilstaaten der Russischen Föderation im Zusammenhang mit dem Dekret des Präsidenten der Russischen Föderation vom 19. Oktober 2022 Nr. 756“
etwas genauer
http://kremlin.ru/events/president/news/69632
[Oben ist genau dieses Dokument verlinkt, dazu steht da die deutsche Übersetzung. Was Sie mit „etwas genauer“ meinen, können Sie ja bei Gelegenheit erklären. T.W.]
Ich könnte mir vorstellen das Kerson in Kürze der Dreh- und Angelpunkt sein wird.
Die Evakuierungsvorbereitungen, die Rhetorik der lokalen Regimevertreter a la „wo die russische Armee ist, ist kein Platz für Zivilisten“ und die Verhängung des Kriegsrechts sind eine ungute Mischung.
Auch die weiträumige Ausdehnung von Maßnahmen (mittleres Reaktionsniveau) in Russland selbst, deuten für mich auf die Vorbereitung eines großen „Wumms“ hin.
@AoR: Kriegsrecht
Es gibt Stimmen, die noch einen weiteren Aspekt anführen. Mittel- oder gar kurzfristig plane Putin die Übernahme von Belarus. Als Hinweise werden angeführt:
– gemeinsame Militärdoktrin seit 2021 in Kraft: im Kriegsfall werden die Streitkräfte von Belarus unter russischen Befehl gestellt.
– am 27.02.2022 hat Belarus seinen nuklear-freien Status widerrufen.
– weitgehende wirtschaftliche und politische Abhängigkeit, daher wenig Widerstandskraft
– strategische Lage (u.a. Suwalki-Korridor, direkte Grenze zu EU) ist äußerst begehrenswert
Die Zivilgesellschaft dürfte dem in der Mehrheit entschieden entgegenstehen, einen Erfolg halte ich für eher unwahrscheinlich. Das die Übernahme aber ernsthaft von Putin angestrebt wird, halte ich für wahrscheinlich. Möglich, dass sich hier das nächste Konfliktfeld öffnet, sobald der Ukrainekrieg beendet und Putin noch am Leben ist.
Die Bundesregierung sollte langsam Aufwachen. Den Bereitschaftsfall ausrufen, die Streitkräfte auf Sollstärke bringen, die Depots füllen und sich zumindest gedanklich auf den Bündnisfall vorbereiten.
Immer noch besser als in einem Jahr dazustehen und sich anhören zu müssen… man hätte es doch kommen sehen können.
Die Zeit der Rücksichtnahme ist vorbei, jetzt heißt es bereit zu sein.
@AoR:
Ja, da geht jemand „all in“. Und das kann dann in der Tat sehr weitgehende Folgen haben – zusammen mit der Evakuierung der Zivilbevölkerung aus dem Gebiet Cherson (wobei „Evakuierung“ wohl eher ein Euphemismus sein dürfte, leider) wird selbst ein taktischer Atomwaffeneinsatz denkbar. Die Brücken brennen gerade hinter Wladimir …
IMHO sollte die NATO und insbesondere Deutschland nun keine Rücksichten mehr bei den Lieferungen schwerer Waffen (gerade auch KPz & SPz) auf irgendwelche russischen Befindlichkeiten mehr nehmen. Wie gesagt – die russische Regierung ist dabei, alle Möglichkeiten zu gesichtswahrenden Friedenslösungen zu verbauen. Die Entscheidung muss nun auf dem Gefechtsfeld fallen. Eine Tragödie.
Er redet von Effizienz. Im Endeffekt bedeutet sein Kriegsrecht light jedoch massive Überstunden und Bereitschaftsdienst.
@AoR
Können Sie diese „Tatsache“ näher beschreiben, oder genauer, was hat sich seit dem 30.09.22 gegenüber heute, am 19.10.22, verändert hat?
Fußtemperatur? /SCNR
Falls Russland wirklich Belarus annektiert, bzw. übernimmt, was ich für unwahrscheinlich halte, hätte das keinen Mehrwert für Russland. Belarus ist schon lange voll abhänig von den Russen. Seit den letzten Wahlen ist die belarussische Regierung eine Marionette von Putin. Und für Belarus ansich wird sich dadurch nicht viel ändern, aufgrund der bestehenden Isolation dieses Landes. Putin hat sich Belarus schon lange angeeignet, nur das er das noch nich offiziell gemacht hat. Solange Lukaschenko an der Macht ist, ist Belarus ein russischer Teil.
Das offizielle Kriegsrecht ist eine Antwort auf die aufkommenden Widerstände in den russischen Teilgebieten. Durch das Kriegsrecht kann Putin dort mit Gewalt für Ruhe sorgen und somit ein innenpolitisches Problem ersticken. Weil Unruhen innerhalb des eigenen Landes für Putin gefährlicher sind, als westliche Sanktionen und weltweite Isolation. Schließlich geht es ihm nicht mehr um den Status Russlands, sondern einzig und allein um seinen eigenen Kopf. Sollte Putin stürzen, dann wird er das nicht überleben und das weiß er.
@Küstengang01 sagt: 19.10.2022 um 19:54 Uhr
„Die Bundesregierung sollte langsam Aufwachen. Den Bereitschaftsfall ausrufen, die Streitkräfte auf Sollstärke bringen, die Depots füllen und sich zumindest gedanklich auf den Bündnisfall vorbereiten.“
Bündnisfall wegen welchem Land? RUS hat derzeit genug mit der UKR zu tun, warum glauben Sie, dass RUS gerade jetzt eine zusätzliche Front gegen das Baltikum oder POL aufmachen sollte?
Ich glaube wirklich, dass wir mittelfristig Gas geben müssen, aber Bereitschaftsfall ist einen kurzfristige Maßnahme und da sehe ich noch nichtmal ansatzweise irgendeine Bedrohung.
Selbst wenn es zu einer weiteren Eskalation kommt (taktischer Atomschlag gegen die UKR), selbst dann ist ja das Bündnisgebiet nicht bedroht.
Wir sollten mEn endlich damit anfangen echte, kampfkräftige Strukturen (wieder) aufzubauen. Kurzfristige Maßnahmen bringen uns da nicht weiter.
Ich möchte anmerken, dass auffällig ist, dass zwar das Kriegsrecht IN Teilen der russischen Föderation vergangen wurde aber dass offensichtlich absichtlich keine Kriegserklärung gegen die Ukraine ausgesprochen wurde. Letzteres wäre ein völkerrechtlicher Akt. Ersteres entfaltet zunächst einmal nur Wirkung nach innen.
@Eskadron: Als Gegenargument könnte man anführen, warum sich Putin den Lukaschenko ans Bein Binden soll und auf einen „Pufferstaat verzichtet, der potentiell nuklear eskaliert? Aber gut, welch feucht-zaristischen Träume da in einem Studierzimmer im Kreml stattfinden, das vermag keiner so richtig einschätzen. Daher halte ich mich an harte strategische Variablen.
@Thomas Becker: Ich halte einen Einsatz taktischer Nuklearwaffen für äusserst unwahrscheinlich, da sie keinen großen militärischen Effekt erzeugen und dennoch die internationale Ächtung nach sich ziehen. Ich sehe tatsächlich nur ein Szenario, unter welchem es zum Einsatz von ein oder zwei Wasserstoffbomben kommt. (wenig Strahlung, maximaler Schaden an KRITIS).
Hin zu diesem (noch) Randszenario wohin sich womöglich die Vorzeichen entwickeln ist es aber bereits zum offenen Kriegseintritt durch Balearus gekommen, mit dem Ziel die Logisitk zum Westen abzuschneiden.
@Observer22: Putins Netz hat einen weiteren Meilenstein seines Spins realisiert. Und danke für die „kalten Füße“, denn die dürfen wir – egal was kommt – nicht bekommen. Wir sollten gesammtgesellschaftlich die Szenare der Zukunft einpreisen und drüber reden. Denn hört die Ukraine auf zu kämpfen, dann hört die Ukraine auf zu existieren.
P.S:
@Nuklearwaffendebatte … eine hoch emotional belegte Chiffre, die mit „totaler Vernichtung“ assoziert wird. So zynisch es klingt, aber die Strom- und Fernwärmeinfrastruktur der Ukraine ist im Winter da eher zu betrachten.
Die (Zwangs-)Evakuierung von Kherson ist m.E. die weitere Eskalation der Entukrainisierung der annektierten Gebiete. Putin weiß sehr genau, dass seine Soldaten selbst in früher sehr russlandfreundlichen Gebieten, wie z.B. Mariupol inzwischen aufgrund ihres rabiaten Vorgehens nicht mehr gelitten sind.
Also wird zwangsumgesiedelt, wie einst bei Stalin. Nur diesmal nicht als offene Repression, sondern dürftig gekleidet in das fadenscheinige Gewand des Schutzes der Zivilbevölkerung vor Kampfhandlungen.
Wie gesagt, Putin wird diesen Krieg nach derzeitigem Verlauf militärisch absehbar wohl verlieren. Er sucht aktuell nur nach Wegen, seine Macht zu erhalten, um nicht vom ultranationalistischen Lager, das er ja jahrelang gepampert hat, fortgefegt zu werden.
Man darf gespannt sein, wie sich die Spannungen in der russischen Gesellschaft, die ja inzwischen unübersehbar zu Tage treten, hierdurch weiter entwickeln. Im russischen Fernsehen war neulich eine sehr interessante Diskussion zu sehen, Moderator Sergey Mardan und Duma-Mitglied Andrey Gurulyov sinnierten darüber, dass plötzlich im Zusammenhang mit der Mobilisierung überall Beschwerden und Videos in den sozialen Netzwerken auftauchten. Von dem, was ich der Diskussion (ich schaute eine untertitelte Fassung von Russian Media Monitor) entnommen habe, war es nicht so sehr die offenkundigen Probleme bei der Mobilisierung, die insbesondere Gurulyov kleinredete oder als „Fake“ abtat, sondern die Tatsache, dass es Videos in den sozialen Netzwerken gibt, was für Unmut sorgte.
In anderen Worten: Man ist auf Seiten der Obrigkeit und Staatmedien nicht peinlich berührt, dass man Mist baut, sondern nur, dass man dabei coram publico erwischt und vorgeführt und die Meinungshoheit der Medien unterlaufen wird.
Daher auch die Verhängung von Kriegsrecht light in den an die annektierten Gebiete angrenzenden Oblasten. Dies dient m.E. auch der „Bereinigung“ des Informationsflusses in die russische Bevölkerung über offenkundige Missstände.
@Koffer sagt:
20.10.2022 um 0:40 Uhr
Ich sage nur das wir jetzt bereit sein müssen. Putin dreht täglich an der Eskalationsschraube…. Dinge die wir vor einem halben Jahr im Westen für undenkbar gehalten haben sind eingetreten (Mobilmachung, Kriegsrecht, Totaler Krieg in der Ukraine)
Ja im Moment hat die russische Armee nicht einmal genug Feldanzüge für ihre Truppen, die sind aber dabei ihre gesamte Wirtschaft auf Kriegsproduktion umzustellen. Nächstes Jahr kann es ganz anderes aussehen. Hört Putin etwa auf wenn die Ukraine zwar nicht auf dem Schlachtfeld bezwungen wurde aber an der Heimatfront. Die Russen schalten jetzt gerade die gesamte Energieinfrastruktur der Ukraine aus.
Wer garantiert uns das er sich dann nicht gleich noch Belarussland einverleibt und die Balten auch zurück holt. Warum sollte er wenn das Land erstmal im totalen Krieg ist plötzlich aufhören? Weil die NATO ein paar Millionen Balten mit Atomwaffen verteidigt und die Welt in einen Nuklearenwinter schickt?
Ich hab leider keine Idee wie man einen Bereitschaftsfall definieren sollte wenn nicht so, mit dem was z.z. in Russland geschieht.
Vielleicht schaut man Mal in die Geschichtsbücher und guckt wann die Britten in den 30’er Jahren wieder angefangen haben aufzurüsten und die Wehrpflicht wieder einzuführen…. da war offiziell noch tiefster Frieden in Europa.
@AOR: Belarus hat derzeit keine eigenen Kernwaffen.
@Happy: Ein unprovozierter, unwillkommener Einmarsch in ein fremdes Land ist eine konkludente Kriegserklärung. Die diplomatische Note ist schlicht Romankitsch.
@AoR
„P.S:
@Nuklearwaffendebatte “
Bei der Debatte geht es um den Punkt, dass bei Einsatz einer (1) Nuklearwaffe, es einfach nicht bei einer bleiben wird.
Wenn Russland in welcher Form auch immer, eine Nuklearwaffe (Waffe, nicht AKW Unfall) auf ukr. Staatsgebiet zündet, dann wird und muss (ist sogar meine persönliche Meinung) der Westen auch mit einer Nuklearwaffe antworten.
Das muss nicht gleich 30 Minuten später sein, sondern kann auch nach gründlicher Recherche (war es wirklich eine Nuklearwaffe aus russ. Produktion mit Vorsatz usw.) 10 Tage später erfolgen und es muss auch keine Detonation auf Land sein, sondern kann vielleicht auch „nur“ die Versenkung einer kleinen russischen Korvette auf der Ostsee mit einer westlichen Nuklearwaffe sein.
Aber die Debatte um den Einsatz dreht sich im Kern um ein Hochschaukeln und nicht um den Erfolgswert von Nuklearwaffen auf dem Schlachtfeld.
@Koffer
Bin da bei ihnen beim Bündnisfall, aber nicht bei der mittelfristigen Planung.
Russland lässt sich momentan seine Heeres- und Luftstreitkräfte zerschießen.
Solange ich nicht sehe, dass in Russland ganze „Gigafactorys“ enstehen, um diesen Materialverschleiß in kurzer Zeit wieder auszugleichen, müssen wir keinen einzigen Panzer mehr im Bestand haben.
Es sei denn, und darauf zielt ja die NATO-Strategie und die US-Regierung ab, man will damit eigentlich einen ganz anderen Akteur mit roter Flagge auf der weltpolitischen Bühne beeindrucken.
Selbst wenn nächste Woche alle Kampfhandlungen beigelegt werden und kein einziges russisches Großgerät mehr durch Kampfhandlungen zerstört wird, benötigt Russland Jahrzehnte (!!!!) um die Verluste in den 6 Monaten und den Munitionsverbrauch auszugleichen.
Außer natürlich, es werden neue Fabriken gebaut, aber das werden jawohl die westlichen Geheimdienste eruieren können oder?
Dann kann man immer noch innerhalb der Bundeswehr nach Material rufen.
@Küstengang01 sagt: 20.10.2022 um 10:02 Uhr
„Ich sage nur das wir jetzt bereit sein müssen. Putin dreht täglich an der Eskalationsschraube…. “
Ja, wir müssen bereits sein. Aber der Bereitschaftsfall bringt uns da nix. Der ist ja nur für die Aktivierung von Reservisten da. Wir haben aber gar nicht das Material oder den operativen Bedarf für die.
Was wir jetzt brauchen ist Aufrüstung, Strukturen schaffen, Material und Munition kaufen, Gesetze ändern, Üben/Üben/Üben!
Sie sind also mit Ihrer Forderung inhaltlich auf dem richtigen Weg, aber das Instrument Bereitschaftsfall ist falsch gewählt.
„Wer garantiert uns das er sich dann nicht gleich noch Belarussland einverleibt und die Balten auch zurück holt.“
BLR? Niemand. Halte ich nicht für total unwahrscheinlich.
Baltikum? Die NATO. Nukleare Abschreckung funktioniert und derzeit könnten wir als NATO vermutlich sogar konventionell standhalten bzw. wieder zurück erobern.
@Tom Cruise sagt: 20.10.2022 um 12:38 Uhr
„Selbst wenn nächste Woche alle Kampfhandlungen beigelegt werden und kein einziges russisches Großgerät mehr durch Kampfhandlungen zerstört wird, benötigt Russland Jahrzehnte (!!!!) um die Verluste in den 6 Monaten und den Munitionsverbrauch auszugleichen.“
Ja, aber wir benötigen ja genau so lange. Der ganze Schlamassel ist ja auch deswegen entstanden, weil EUR schwach wirkte.
Wenn wir den nächsten Angriff verhindern wollen darf das nicht mehr passieren.
„Dann kann man immer noch innerhalb der Bundeswehr nach Material rufen.“
Dann wäre es zu spät.
Außerdem werden sich die USA ja absehbar stärker dem Pazifik zuwenden, wir müssen also so oder so die Lücke mit eigenen Kräften ausgleichen.
Das ist nicht das erste mal das ich lesen muss wie manche Kommentatoren hier den sofortigen Kriegseintritt der NATO fordern oder den B/S/V-Fall ausrufen oder was auch immer zu lesen ist, geht das Ganze nicht mit ein bisschen weniger Schaum vorm Mund?
Putin lässt sich heute seine halbe Armee in der Ukranine zerschießen aber morgen steht er parat um das Baltikum zu überrollen und den Suwalki-Korridor freizukämpfen? Wohl eher nicht.
Da bin ich ganz bei @Koffers Analyse, langfristiges Hochfahren aber dafür Nägel mit Köpfen.
Ebenso ist die Behauptung das ein „taktischer Atomschlag“ der Russen einen sofortigen Gegenschlag des „Westens“ (Wer auch immer das sein soll) nach sich ziehen und uns ins Atomare Armageddon stürzen würde ein schlichter Fiebertraum. Es würde eine harte Antwort geben ohne Frage, aber niemals eine atomare.
Die ganzen Russischen Maßnahmen bis hin zum Kriegszustand-light sind wie hier schon richtig genannt hauptsächlich nach innen gerichtet.
Also Ruhe bewahren, Schock bekämpfen und die Ukranie weiter bewaffnen.
@Metallkopf
Ich würde eher sagen, dass jetzt die großangelegte Evakuierung stattfindet, weil die russische Armee aus dem Gebiet langsam abzieht. Und in dem Fall brauchen die zivile Puffer und Schutzschilde. Weil die Ukraine keine ukrainischen Zivilisten absichtlich in Gefahr durch Beschuss bringt. Da es nur noch sehr wenige Möglichkeiten gibt, das Gebiet zu verlassen, sind die auf den wenigen Rückzugswege beschränkt und somit einfacher anzugreifen.
>>> Das Neuland geht <<>>Nach dem Zusammenbruch der UdSSR unterstützte die neu unabhängige
Ukraine ihr Energiesystem im Wesentlichen mit Erzeugungsquellen, die
während der Sowjetzeit gebaut wurden, und verkaufte gleichzeitig Strom
nach Europa. Die russische Armee brauchte etwas mehr als eine Woche, um
das Land in eine Ära zurückzuversetzen, in der Elektrizität und alle
anderen damit verbundenen Vorteile eher ein Privileg als die Norm waren.
Und gut, es ginge nur um rollende Stromausfälle und Anrufe der
Behörden, um das Netz während der Stoßzeiten zu entlasten. Viele
Vorteile, die zuvor vertraut und unerschütterlich schienen, begannen zu
verschwinden. Das Schlimmste ist, dass der Stromausfall den wichtigsten
und lebenswichtigsten Dienstleistungssektor für jeden modernen Menschen
beeinträchtigt hat – den Internetzugang. Dies ist in der Tat eine
Rückkehr ins vorletzte Jahrhundert.
Der Internet-Überwachungsdienst NetBlocks, der Störungen im World Wide Web
überwacht, hat einen Bericht über einen Rückgang des Netzwerkverkehrs in
einer Reihe von Städten in der Ukraine veröffentlicht, nachdem
Ukrenergo heute Nacht den ersten Rolling Blackout in der Region Kiew
durchgeführt hat. Nach Angaben des Dienstes ist die
Netzwerkkonnektivität in Kiew auf 81 % des üblichen Niveaus gesunken, in
Bucha und Brovary auf 62-63 % und in Irpin auf 69 %. Auch in anderen
Städten der Region brach der Netzverkehr nachts stark ein. Der
durchschnittliche Verkehrsrückgang für zwei Wochen beträgt in der
Ukraine 27 %.
https://netblocks.org/reports/internet-disruptions-registered-as-russia-moves-in-on-ukraine-W80p4k8K
@110-montauk
Ob man es nun Bereitschaftsfall nennt/nennen will oder nicht, da kann man unterschiedlicher Auffassung sein.
Zumindest müssen wir m.E. von der „Doppelfreiwilligkeit“ bei Reservisten, die nicht im öffentlichen Dienst beschäftigt sind, weg. Notwendig ist m.E. ein System, wie es bei Feuerwehr und KatS schon besteht, d.h. wer Reservedienst leistet ist von der Vepflichung zur Arbeitsleistung freigestellt, der Lohn ist fortzuzahlen, dem privaten Arbeitgeber wird der Aufwand auf Antrag ersetzt. Und dann wäre als zweite Stufe zu entscheiden, Wehrübungen zumindest in der Zeit der Grundbeorderung auch ohne freiwillige Meldung des Reservisten zu ermöglichen. Und als dritter Schritt sollte, gerade wenn Geld jetzt schon wieder knapp wird/ist der Ausbau der Heimatschutzregimenter forciert werden, gestützt auch auf „Stufe 2“
@Krause:
Das ist natürlich auch ein Nebeneffekt. Aber m.E. geht es auch und gerade darum, die ukrainische Bevölkerung möglichst weit gefasst zu einer „russischen“ werden zu lassen. Zwangsadoption von ukrainischen Kindern, Filtration und Trennung vor Deportation. All das findet ja auch abseits von Kherson schon lange statt.
Was die Einschätzungen zur mittel- bis langfristigen Wehrfähigkeit unserer Streitkräfte – aber auch der übrigen Streitkräfte in Europa angeht, führt m.E. kein Weg daran vorbei, wieder Strukturen zu schaffen, die einen personellen (Reserve von grundausgebildeten, wehrfähigen Männern – Sorry liebe Gleichstellungsbeauftragte, das Grundgesetz verpflichtet nur diese zum Dienst an der Waffe) wie auch materiellen (Aufbau von Depots für Munition und Gerät für den Ernstfall, Besser skalierbare Produktionskapazitäten für schweres Gerät) binnen der bummelig nächsten 10-15 Jahre anstreben.
Ansonsten stehen wir vor einem plötzlich auftauchenden Gegner, der sich nicht als marode und durch Korruption weitgehend entkernt entpuppt, wie Russlands Armee, quasi nackt da und können selbst als NATO fast nur noch gleich mit den Atombomben drohen. Das hielte ich für Zwecke der globalen Balance wiederum fatal, weshalb eine Aufwertung der konventionellen Schlagkraft und Aufstockung der Aufwuchsfähigkeiten wohl alternativlos sein dürfte.
Im Übrigen teile ich auch die Besorgnis, dass ein Putin, der gerade sein gesamtes Land auf Krieg umpolt, binnen kurzer Zeit vielleicht nicht die konventionelle Bedrohung wird, die er gern wäre, aber doch in der Lage sein könnte, mit Masse und Menschenverachtung aufzuwiegen, was ihm die NATO an Klasse militärisch entgegenstellt und somit immerhin andere Akteure auf dem Globus animieren könnte, Fakten schaffen zu wollen, solange die NATO „beschäftigt“ ist.
Der in Europa über lange Jahrzehnte bewahrte und erhaltene Frieden und die Sicherheitsordnung nach dem Ende des kalten Krieges sind leider keine Selbstläufer und müssen offenbar buchstäblich inzwischen wieder erkämpft werden. Jedenfalls die Fähigkeit dazu sollten wir uns wieder verschaffen.
@ Niklot:
Ich bin ganz bei Ihnen! Jedoch bitte auch für die Reservisten im öffentlichen Dienst. Selbst im Ministerialbereich der Länder gibt es zwischenzeitlich teilweise erhebliche Widerstände gegen die Bundeswehr und Schmähungen für bedienstete Reservisten zu dulden. Seit Corona wird der Bund (zivil und militärisch) noch mehr als Widersacher denn als oberste rechtliche Instanz gesehen. Traurig aber wahr!
[Ich bin spät dran, zugegeben, aber diesen OT beende ich jetzt recht rigoros. T.W.]