Deutsche Waffen für die Ukraine: Mehr Raketenwerfer und Panzerhaubitzen, Suche nach Gepard-Munition

Deutschland hat in den vergangenen Tagen die versprochenen weiteren Mehrfachraketenwerfer und Panzerhaubitzen aus Bundeswehrbeständen an die Ukraine geliefert. Zusätzlich bemüht sich das Verteidigungsministerium im Herstellerland Schweiz um die Freigabe von weiterer Munition für die Gepard-Flugabwehrkanonenpanzer.

Die Bundesregierung aktualisierte am (heutigen) Mittwoch die Liste der militärischen Unterstützungsleistungen für die Ukraine (hier der immer gleiche Link mit der jeweils aktuellen Liste; hier der archivierte Stand vom 26. Oktober). Danach wurden in der zurückliegenden Woche unte anderem zwei Mehrfachraketenwerfer MARS II und vier Geschütze Panzerhaubitze 2000 neu geliefert:

5 Mehrfachraketenwerfer MARS II mit Munition (zuvor: 3)
14 Panzerhaubitzen 2000 (gemeinsames Projekt mit den Niederlanden) (zuvor 10)
2 Überwasserdrohnen (von der Industrie)

Außerdem wurden weitere Lieferungen neu angekündigt, die von der Industrie kommen sollen, nicht aus Bundeswehrbeständen:

6.100 Schuss Artilleriemunition 155 mm
186.000 Schuss Munition 40mm Granatwerfer

Bei den von der Ukraine dringend geforderten weiteren Systemen zur Luftverteidigung gibt es ebenfalls Bewegung: Die von den USA bereits vor einigen Wochen angekündigten Flugabwehrsysteme des Typs NASAMS, eine gemeinsame Entwicklung von Norwegen in den USA, sollen von der Industrie an die US-Regierung übergeben und auch bereits an die Ukraine geliefert worden sein. Aus der Meldung des US-Portals DefenseNews:

Raytheon Technologies has delivered two sophisticated NASAMS air defense systems due for Ukraine to United States government, its chief executive said Tuesday.
“We did just deliver two NASAMS systems. … We delivered two of them to the government a couple of weeks ago. They’re being installed in Ukraine [imminently],” CEO Greg Hayes said on CNBC’s “Squawk on the Street.” (…)
The U.S. has pledged to deliver two NASAMS within weeks and six more over a longer time frame. Pentagon officials have said the first NASAMS were able to be purchased quickly because the the bulk of the systems had already been produced.

Die Bedeutung von Luftverteidigungssystemen angesichts der anhalten russischen Luftangriffe hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auch in seiner regelmäßigen Videoansprache am (gestrigen) Dienstagabend hervorgehoben und sich bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besonders für das von Deutschland gelieferte System Iris-T-SLM bedankt:

The President of Ukraine also thanked Germany for providing the modern IRIS-T air defense system, which has proven itself very well in protecting the sky and saving people. He expressed hope for continued support in this area.
„It’s really a priority today, we all feel it. I hope we can get some more relevant systems in the near future. I informed Mr. President about our other defense needs – they are also a priority for our protection, for the protection of all Ukrainians and the liberation of our land. In particular, this applies to artillery systems, armored vehicles, and other weapons,“ the Ukrainian Head of State said.

Unterdessen bemüht sich Deutschland darum, der Ukraine mehr Munition für die gelieferten deutschen Flugabwehrkanonenpanzer vom Typ Gepard zu verschaffen. Die ukrainischen Streitkräfte hatten mit 30 Gepard auch 59.000 Schuss Munition erhalten – aber der Nachschub stockt: Die spezielle 35mm-Munition wurde in der Schweiz produziert, und das Land untersagt bislang aus Neutralitätsgründen selbst die Weitergabe dieser Munition, die an andere Staaten wie Brasilien geliefert wurde.

Die deutsche Verteidigungsministerin Christine Lambrecht habe deshalb bei ihrer Schweizer Kollegin um eine Freigabe gebeten, berichteten der Schweizer Tagesanzeiger und der Spiegel:

Lambrecht argumentiert, dass die »Gepard«-Systeme in der Ukraine vor allem zum Schutz der kritischen Infrastruktur eingesetzt würden. Damit sicherten sie im Süden des Landes auch die Seehäfen, die für den Export ukrainischen Getreides entscheidend seien. Angesichts der »weltweiten humanitären Auswirkungen«, die ein Stopp der Getreidelieferungen nach sich ziehen würde, so Lambrecht, sollten Deutschland und die Schweiz der Bitte um Munitionsnachschub »unbedingt nachkommen«.

(Archivbild Dezember 2016: Ein mittleres Artillerieraketensystem II (MARS) des Artilleriebataillons 295 aus Stetten am kalten Markt bei  der binationalen Übung Feldberg auf dem Truppenübungsplatz Bergen – Carl Schulze/Bundeswehr)