Dokumentation: Lambrecht für Ende deutscher „Sonderregeln“ beim Rüstungsexport

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat sich dafür ausgesprochen, bei Rüstungsexportregeln auf europäischer Ebene eine gemeinsame Linie zu finden und dafür auch deutsche, wie sie es nannte, Sonderregeln aufzugeben. Damit werde die Rüstungskooperation innerhalb der EU einfacher und günstiger, argumentierte die Ministerin.

Die Aussage machte Lambrecht bei einer Grundsatzrede zur geplanten ersten deutschen Nationalen Sicherheitsstrategie am (heutigen) Montag vor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). Die Passage im Wortlaut:

Unser Ziel in der EU ist es, 35 Prozent unserer Investitionen in Rüstung gemeinsam zu beschaffen. Gegenwärtig sind es gerade einmal acht Prozent. Da ist noch richtig viel Luft nach oben.
Ich weiß, multilaterale Projekte sind nicht immer leicht zu wuppen. Und doch geht es nicht anders,
• wenn wir mehr bekommen wollen für unser Geld.
• Wenn wir inter-operabel sein wollen.
• Wenn wir uns teure Dubletten und Parallel-Strukturen
ersparen möchten.
Wir Deutschen sind da in einer Bringschuld: bis heute machen wir solche Zusammenarbeit dadurch kompliziert, dass wir auf Sonderregeln beim Export von Rüstungsgütern beharren.
Aber welcher Partner soll mit uns in Projekte investieren, wenn er immer fürchten muss, dass wir den Export verhindern und damit die Refinanzierung kaputtmachen?
Mit unserem Wertevorbehalt stellen wir uns über unsere europäischen Partner. Aber was bedeuten europäische Werte überhaupt, wenn wir unseren demokratischen Partnern sagen: eure Moral reicht uns nicht?
Es geht ja nicht darum, an Schurkenstaaten zu liefern. Wenn Frankreich, Italien, Italien und Spanien sagen, das ist vertretbar, können wir uns dann rausnehmen? Ich glaube nein.
Hier nimmt uns der europäische Gedanke, den wir aus gutem Grund gerne bemühen, doch auch ganz unmittelbar in die Pflicht.
Wir müssen also an die deutschen Export-Regeln ran, um der Kooperation bei wehrtechnischen Gütern einen mächtigen europapolitischen Schub zu verleihen.
Dafür werde ich mich einsetzen, und das muss die Nationale Sicherheitsstrategie auch tun.

und zum Nachhören:

Lambrecht_Ruestungsexport_12sep2022     

 

Interessant wird, wie Teile der SPD, also aus Lambrechts eigener Partei, und andere Koalitionspartner wie die Grünen auf diesen Vorstoß reagieren. Die Federführung für die geplanten neuen Regelungen zum Rüstungsexport liegt im grün geführten Bundeswirtschaftsministerium.

Die künftige Nationale Sicherheitsstrategie soll die bisherige Reihe der Weißbücher zur Bundeswehr und zur Sicherheitspolitik ablösen. Während die Weißbücher im Verteidigungsministerium erstellt wurden, ist für die Sicherheitsstrategie das Auswärtige Amt zuständig, unter Mitarbeit der anderen Ressorts.

Lambrechts komplette Rede, einschließlich der anschließenden Diskussion, ebenfalls zum Nachhören:

20220912_Lambrecht_DGAP