Der Online-Spähtrupp: Soziale Medien, der Krieg in der Ukraine und der militärische Nutzen
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine wird von Unmengen an Bildern und Informationen begleitet – in den sozialen Medien. Damit wird diese Auseinandersetzung weltweit fast in Echtzeit sichbar, für die Öffentlichkeit, aber auch für die militärischen Experten. Was das bedeutet, ordnet Paul Strobel, ein Kenner von social Media und dieser Art des Infokrieges, mal genauer ein:
(Der Text erschien zuerst auf der Webseite des Freundeskreises der Heeresaufklärer, hier übernommen mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Freundeskreises)
Ich bin kein Aufklärer. Ich bin Social-Media-Experte. Dennoch glaube ich, dass sich das Weiterlesen für Sie lohnt. Denn unsere beiden Welten haben in den letzten Tagen und Wochen eine erstaunliche Schnittmenge aufgezeigt. An kaum einer anderen Stelle konnten so viele Informationen über die russische Invasion der Ukraine gewonnen werden, wie in den sozialen Medien. Aber der Reihe nach.
Dass Konflikte, Krisen und Kriege auch in den sozialen Medien stattfinden, wurde uns von der Krim, dem Irak, über Syrien bis Berg-Karabach immer wieder vor Augen geführt. Seitdem der islamische Staat seinen Feldzug 2014 online mit der Hashtagkampagne #AllEyesOnISIS auf Twitter begleitetei, sind uns beispielsweise Videos von Kampfhandlungen oder Drohnenaufnahmen von Panzerabschüssen auch in der friedlichen Heimat nicht mehr fremd. So finden wir uns in den sozialen Medien, auch als vermeintlich Unbeteiligte, regelmäßig mitten in einem Informationskrieg um die Deutungshoheit über diese Konflikte wieder. Die „Kombattanten“ dieser Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln kennzeichnen und erkennen sich in den sozialen Medien mit Hashtags und Profilfiltern, teilen Propaganda, die die eigene Seite gut dastehen lässt und verbreiten Desinformationen über die Gegenseite. Im Medienzeitalter hat der Krieg sein digitales Spiegelbild auf Social Media gefunden.
Dabei hat besonders Russland eine Reputation für die digitale Konfliktführung gewonnen. Der Einsatz von Desinformations- und Propagandakampagnen konnte seit der Annexion der Krim 2014 beobachtet werden und gewann durch die Wahlbeeinflussung in den USA 2016, zum BREXIT-Referendum 2018 und die Verbreitung von Verschwörungstheorien im Zuge der Corona-Pandemie an Prominenz. Auf der Krim und in der Ostukraine revolutionierte Russland den Einsatz dieser Fähigkeit, indem gezielte Desinformationen und Propaganda auf taktischer Ebene Verwirrung und Verunsicherung stifteten. Auf strategischer Ebene wurde die Reaktion der internationalen Gemeinschaft derart verzögert, dass Russland zunächst am Boden Fakten schaffen konnte. Daher wurden Beobachter schnell hellhörig, als schon zu Beginn des russischen Aufmarsches vor Weihnachten 2021 hunderte Videos auftauchten, welche die Truppenbewegungen beinahe in Echtzeit nachvollziehen ließen (s. Foto oben).
Die Videos wurden von Amateur-Analysten, Open Source Intelligence (OSINT) Spezialisten und von der militärischen Aufklärung mit Neugierde betrachtet. Dass die schnelllebigen sozialen Medien den offiziellen Nachrichtendiensten dabei einen guten Schritt voraus waren, zeigte sich bereits Mitte Februar. Beispielsweise wurde die Verlegung von russischer Raktenartillerie von Social-Media-Nutzern und Analysten mehr als eine Woche vor den offiziellen Stellen entdeckt. OSINT-Spezialist und Twitter-User Rob Lee twitterte dazu: „Bisher waren die meisten Änderungen der russischen Militärpositur in der Nähe der Ukraine öffentlich in den sozialen Medien zu beobachten, bevor sie von US-Regierungsvertretern bestätigt wurden. […] Ganze 9 Tage.“
Dieses Bild änderte sich auch mit dem Beginn der Invasion und der Kampfhandlungen kaum. Truppenbewegungen, Angriffe und ihre Folgen wurden auf verschiedensten Social-Media-Plattformen geteilt und beinahe in Echtzeit von OSINT-Spezialisten und Amateuren analysiert. Mithilfe von Video- und Fotoaufnahmen werden Ort und Zeit von Truppenbewegungen und Kampfhandlungen herausgefunden. Öffentlich zugängliche Feuersatelliten zeigen durch Kampfhandlungen verursachte Brände und können damit Aufschluss über den Ort größerer Gefechte geben. Ebenfalls öffentlich zugängliche Radarsatelliten können die die Abschussstellungen von Flugabwehrsystemen aufzeigen. Letztendlich entsteht so ein erstaunlich präzises öffentliches Lagebild, das durch eifrige Social-Media-Nutzerinnen und Nutzer laufend aktualisiert wird. Truppenbewegungen, Truppenteile und Vorgehen, gar Hinterhalte – nichts scheint mehr geheim zu halten zu sein.
Social Media spielt dabei eine entscheidende Doppelrolle: Als Informationslieferant zur Analyse und als Ausspielungsplattform zur Verbreitung von aufbereiteten Informationen. Aus der schnellen und der weiten Verbreitung der Social-Media-Inhalte zogen Russland und die Ukraine allerdings sehr unterschiedliche Schlüsse im Bereich Operations Security (OPSEC). Russland hatte dem Treiben auf TikTok und der Aufklärungsarbeit des Westens offensichtlich lange genug zugeschaut. Am 20. Februar beschloss das russische Parlament ein Gesetz, dass den russischen Soldaten die Nutzung ihrer Smartphones im Dienst verbot. Berichten zufolge wurden in den Streitkräften Handys konfisziert. So gab es von den einsetzenden Kampfhandlungen und den ersten russischen Truppen in der Ukraine lange keine, bzw. sehr wenige Aufnahmen, die von russischer Seite kamen.
Während sich Russland dadurch offensichtlich taktische Vorteile im Bereich OPSEC erhoffte, stellte sich das kollektive Going Dark der russischen Streitkräfte auf strategischer Ebene jedoch als ein gravierender Fehler heraus. Bereits in den ersten Tagen dominierte die Ukraine den internationalen Informationskrieg und gewann die Deutungshoheit über den Konflikt. Innerhalb weniger Stunden, ja Minuten, dominierten ukrainische Aufnahmen die internationale Berichterstattung in den (sozialen) Medien und jeder noch so kleine Erfolg wurde umgehend zu Propagandazwecken eingesetzt. Die Geschichten der „Schlangeninsel“ und vom „Geist von Kyiv“ sind mittlerweile im Internet durch Memes, Sticker und Hoodies zur Legende geworden. Die digitale Übermacht war so gravierend geworden, dass sich Russland gezwungen sah, sich vom internationalen Internet zu entkoppeln und die Nutzung westlicher sozialer Medien gleich ganz verbot. Der Direktor des NATO Strategic Communications Center for Excellence, Jānis Sārts sagte gar: „Russland hat den Informationskrieg im Westen klar und deutlich verloren“.
Die ukrainische Seite verbot ihren Soldaten die Nutzung ihrer Handys offensichtlich nicht. Hunderte Videos zeigen mit Smartphones, Videokameras und GoPros ausgestattete Soldatinnen und Soldaten. Sie filmen Hinterhalte, Gefechtsfelder und erbeutete Fahrzeuge, aber auch die Nachwirkungen von Kampfhandlungen, Tote und Verwundete Russen, sowie ukrainische Zivilisten. In einem Land mit 99,9 Prozent Internetabdeckung – ein Umstand, den die Russen auch knapp zwei Wochen nach Invasionsbeginn kaum ändern konnten – und in dem 64,4 Prozent Social-Media-Nutzerinnen und Nutzer sind, entstehen so hunderte und tausende Puzzelstücke in Form von Videos und Fotos, die zu einem großen Lagebild zusammengetragen werden können. In der Datengewinnung kommen den Social-Media-Plattformen TikTok und Telegram dabei eine besondere Rolle zu. So unterschiedlich die Funktion beider Plattformen ist – TikTok als Kurzvideo- und Telegram als Messenger-Dienst – mutierten beide zu Hauptquellen für OSINT-Analysten. Dabei ist besonders TikTok unter russischen und ukrainischen Jugendlichen sehr beliebt. TikTok verzeichnete in der Ukraine ein rasantes Wachstum und zeigte zuletzt stolze 10,55 Millionen Nutzerinnen und Nutzer auf, in Russland gar 36 Millionen.
Doch die hunderten und tausenden Aufnahmen und Puzzelstücke können weit mehr als ein öffentliches Lagebild des Kriegsverlaufes zu zeichnen oder zu Propagandazwecken eingesetzt werden. Auf taktischer Ebene können wir feststellen, dass diese Aufnahmen mehr oder weniger gezielt der Internet Crowd in den sozialen Medien und ihren OSINT-Analysten, aber auch dem eigenen militärischen Nachrichtenwesen zur Auswertung und Analyse zugespielt werden. Hobby-Drohnenflieger unterstützen die Online-Aufklärungsarbeit zusätzlich und fliegen ihre Privatgeräte absichtlich in Richtung russischer Stellungen, um Bilder für die militärische Aufklärung zu sammeln. In einigen Fällen wurde gar bereits Steilfeuer mithilfe privater Kleindrohnen in russische Stellungen gelenkt. Der ukrainische Militärgeheimdienst betreibt einen eigenen Telegram-Kanal, dem man Aufnahmen russischer Truppenbewegungen zuspielen kann. Die Informationen fließen dann entweder über die sozialen Medien oder auf militärischem Wege zurück an die Kampftruppe. Ein Modell, dass sich anscheinend so bewährt hat, dass der russische Militärgeheimdienst es schlicht kopierte und nun einen eigenen Telegram-Bot anbietet. Dieser dient allerdings nicht nur der Aufklärung gegnerischer Truppenbewegungen, sondern auch der Identifikation ukrainischer Soldaten zur späteren Eliminierung oder zur personalisierten psychologischen Kampfführung.
Vor Beginn der Kampfhandlungen hatten viele Beobachter – ich selbst eingeschlossen – die Sorge, dass eine massenhafte Nutzung von Smartphones und Kameras zu Aufklärungs- und Propagandazwecken zu Gefahren für die Soldaten führen würde. Neben Sicherheitsrisiken im OPSEC-Bereich wurde dabei oft auf die starken russischen Fähigkeiten in der elektronischen Kampfführung (ELOKA) verwiesen, untermauert durch die Modernisierung ihrer Leer-3 und 1L267 Moskva-1 Systeme. Wie Aufklärung durch ELOKA-Einheiten aussehen kann, zeigen uns auch die sozialen Medien, wie folgendes Bild eines elektronisch aufgeklärten amerikanischen Bataillons in seinem Einsatzraum zeigt.
Hinzu kommen zahlreiche Beispiele aus den Jahren seit 2014 im Donbass, wo die Handys ukrainischer Soldaten und ihre Familien Ziel von Propaganda-SMS und Aufklärung für Artillerieschläge wurden.
Doch die Befürchtungen, dass Soldaten durch das bloße Mitführen eines Handys aufgeklärt und bekämpft würden, scheinen sich diesmal nicht zu bewahrheiten. Jedenfalls gab es bisher keine Anhaltspunkte dafür. Mögliche Gründe gibt es viele. Technisches Versagen bei den russischen ELOKA-Systemen und mangelnde Verfügbarkeit von ELOKA-Einheiten auf einer großen Fläche sind nur zwei Erklärungsversuche für die russische Seite.
Am wahrscheinlichsten jedoch ist, dass die Ukraine durch acht Jahre Krieg im Donbass den Umgang mit diesen Geräten gelernt hat und ihre Soldaten OPSEC-Regeln verinnerlicht haben und genau wissen, wann und wo sie ihre Handys gefahrlos einsetzen können. Darauf lässt beispielsweise schließen, dass die ukrainischen Soldaten (und Zivilisten) eine erstaunliche Disziplin an den Tag legen keine Aufnahmen eigener Truppen und Truppenbewegungen ins Netz zu stellen. Viele Soldaten scheinen sich zusätzlich mit „Truppenlösungen“ zu behelfen, um ihren digitalen Fußabdruck zu minimieren. Der bloße Einsatz des Flugmodus auf modernen Geräten, das Herausnehmen der SIM-Karte oder das Einpacken des Handys in spezielle faradaysche Behälter, bzw. Alufolie scheinen in der Lage zu sein, millionenteure EOLKA-Systeme wirkungslos zu machen.
Damit steht außer Frage, dass der Ukrainekrieg in den sozialen Medien uns viele Anhaltspunkte, Lehren und Fragen für die Aufklärungstruppe und das Militärische Nachrichtenwesen bescheren wird. Nach knapp über zwei Wochen Kampfhandlungen können wir schon jetzt einige davon absehen: Open Source Intelligence ist mittlerweile so mächtig und schnell geworden, dass Aufklärungsergebnisse beinahe in Echtzeit verfügbar sind. Truppenbewegungen, inklusive ihrer Details sind größtenteils nachvollziehbar. Wie geht man auf dem modernen Schlachtfeld, noch dazu in einem Peer-to-Peer Konflikt im Szenario LV/BV um? Wie militärisch nützlich sind Informationen, die durch die sozialen Medien gewonnen werden? Zweitens haben die tausenden Bilder von der Front ihren Propagandawert zweifelsohne bewiesen. Wie gehen wir angesichts dessen mit der Nutzung von Smartphones auf dem Gefechtsfeld um? Wie täuschen wir künftig die gegnerische Aufklärung? Welche high- und low-tech Mittel stehen dazu zur Verfügung?
Wir sehen in der Ukraine den Kampf zweier unterschiedlicher Systeme strategischer Kommunikation. Auf der einen Seite das zentralistisch gesteuerte Propaganda-Regime in Moskau, gegenüber dem, was man als Graswurzelbewegung in der politischen Kommunikation bezeichnen könnte: Eine Vielzahl von Inhalten unterschiedlich großer Akteure, die durch ein gemeinsames Ziel und ein gemeinsames Narrativ zusammenwirken. Ein Zusammenspiel, das – wie es scheint – nicht nur auf strategischer Ebene erfolgsversprechend ist, sondern auch auf taktischer Ebene einige Vorteile mit sich bringt. Es wird mit der Zeit auszuwerten und zu analysieren sein, welchen Effekt Aufklärungsmittel in den sozialen Medien tatsächlich haben.
Der taktische Einfluss von auf Social Media gewonnen Aufklärungsergebnissen darf in Ermangelung konkreter Daten durchaus hinterfragt werden. Eindeutiger ist die Lage auf strategischer Ebene. Aufnahmen von Kampfhandlungen und Truppenbewegungen haben dort ihren (propagandistischen) Wert bewiesen. Ob jedoch der „Sieg im Informationskrieg“ voreilig erklärt wurde, wird die Zukunft zeigen.
Die hier beschriebenen und angeschnittenen Thematiken sind international, aber besonders im deutschsprachigen Raum, bisher leider kaum beleuchtet worden. Besonders die militärische Nutzung sozialer Medien und verwandter Kommunikationsdisziplinen ist deutlich unterstudiert, ganz zu schweigen von ihren taktischen Implikationen, wie bspw. in der militärischen Aufklärungsarbeit. So sollten wir ihre Auswirkungen mit all ihren Facetten auch in Zukunft beachten. Der Ukrainekrieg bietet dazu eine Vielzahl an Möglichkeiten und noch dazu in einem Umfang, den wir bisher bei keinem anderen Konflikt beobachten konnten. Ich empfehle Ihnen einen Blick in die sozialen Medien.
Major Paul Strobel ist Leiter Digitale Kommunikation im OrgStab Invictus Games Düsseldorf 2023. Zuvor war er Reserveoffizieranwärter der Gebirgsjägertruppe und Experte für Social Media, politische und gesellschaftliche Kommunikation in Berlin.
@T.Wiegold
Es ist zweifellos so, daß der Youtube-Algorithmus nach den Katzenvideos vor allem Beiträge demokratiefeindlicher Verschwörungstheoretiker nach oben gespült hat, weil er neben Klickzahlen Aspekte wie Interaktion belohnt. Vielleicht hält das Begeisterung über K“I“ im Zaum.
Dies ändert nichts daran, daß Youtube eine Goldgrube ist für Beiträge, die man sonst niemals gesehen hätte.
https://www.youtube.com/watch?v=4ONQSjkRWi8
Ganz ohne Krieg ist es immer so, daß bei „sozialen“ Medien die Fragen des Betrachters immer dazugehören:
– Ist das, was ich sehe, plausibel?
– Welchen Interessen diente die Bearbeitung des Materials?
– Wieviel Aufwand bedeutet es, das Material zu fälschen oder in entscheidenden Teilen zu verändern?
– Sind auch ganz andere Schlußfolgerungen aus dem Material im Beitrag möglich?
Und falls solche Fragen Mißtrauen erregen:
– Wie verifiziere ich das Material?
Ohne diese Bemühung kann man die positiven Seiten eben nicht genießen.
Die Ukraineinvasion verschärft dies, weil es vom eigentlichen Geschehen neben Eigendarstellungen durch Konfliktbeteiligte fast nur noch private Filmaufnahmen gibt, die ihren Weg über „soziale“ Medien zu uns finden. Oder durch Medien wie die „Daily Mail“, die derlei massenhaft verbreiten, mich aber bisweilen nach dem Original auf Youtube schauen lassen, bzw. nach dem vorherigen Bearbeitungsstand. Um nachzusehen, ob die Aussage durch weitere Bearbeitung nachgeschärft wurde.
Es gibt kaum Alternativen zu diesem Bemühen, denn Reporter sind nur noch wenige vor Ort, von den wenigen wurden bisher 3 getötet und über 30 verletzt, und es wird gefährlicher werden.
Videos, die Konfrontationen zwischen unbewaffneten ukrainischen Zivilisten und russischen Soldaten zeigen, sind inzwischen so zahlreich, daß man eigene Großstudios gründen müsste, um sie anders zu erzeugen als durch Realität (was Bemühungen durch kleine Schnitte nicht ausschließt). Bemerkenswerterweise ist dies außerdem eine der ersten Invasionen mit einer irredentistischen Begründung, bei der es nicht einmal gelingt, die Straßen von Jublern säumen zu lassen (was auch in den 30er Jahren nicht notwendigerweise die Zustimmung der Mehrheit bedeutete, aber nicht einmal das kriegt man hin).
Bei eigentlich allen gezeigten Vorfällen mit dutzenden oder hunderten Beteiligten in Stadtzentren existiert eine offizielle Bestätigung der ukrainischen Seite, von der russischen Seite natürlich nicht. Die offizielle Bestätigung hat daher ihr eigenes denkbares Problem.
All die kleinen Vorfälle, die daneben gezeigt werden (unbewaffnete Zivilisten vertreiben Soldaten zeternd von ihrem Hinterhof und lassen sich auch durch Schüsse in die Luft nicht davon abhalten, Ukrainer bestehen an Kontrollposten darauf, daß es in der Ukraine keinerlei Pflicht gibt, einen Pass mitzuführen, weshalb sich der Kontrolleur zum Teufel scheren möge) können durch ihre Natur nicht unabhängig bestätigt werden, und ich bin mir dessen bewußt.
Es gilt aber: Wenn jemand ein Interesse an diesen Filmchen haben kann, dann ist es die ukrainische Seite. Ich habe meinen Blick lediglich von den ukrainischen Helden abgewandt und auf Unterdrückungsamateure gerichtet, die sich in ihrer Rolle offensichtlich nicht wohlfühlen.
Das wird sehr bald professioneller gehandhabt werden, keine Frage. Dann wird sich stattdessen die Frage nach den Ressourcen stellen, die notwendig sind, um ein Land von Ukraine-Größe wirklich zu besetzen. Aber das ist eine ganz andere Diskussion.
Nunja. Mit dem Bild weiter oben. Dass man Handys einpeilen kann ist aber nun wirklich nicht neu und sollte sich inzwischen herrumgesprochen haben.
@Dante Der Autor hat auch nicht behauptet, das sei neu. Was offensichtlich neu ist, ist der ukrainische Feldversuch sich dennoch scheinbar erfolgreich dieser Mittel zu bedienen und damit eine bislang gelungene Abwehr der gegnerischen psyops zu ermöglichen (vgl. Paul, Mattews, „The Russian Firehouse of Falsehood Propaganda Method“, Rand Org, 2016). Wir hätten vermutlich ebenfalls den Weg des „going dark“ gewählt. Vielleicht lohnt es sich bezogen auf die eigenen Strategien das noch einmal zu überdenken
Ein extrem guter Artikel, der die Thematik gut zusammengefasst auf den Punkt bringt.
Mögen andere daran mäkeln, was sie mögen … ein besonderer Dank an den Hausherren zur Veröffentlichung. +1
Zum Thema generell: Ja, der OSINT-Bereich wird immer noch gern verlacht oder negiert, aber man braucht nicht mehr die NfD-SIGINT oder höher um belastbare Analysen zu treffen. Es ist in der modernen Datengewinnung via SAT und social Media jederzeit möglich, sowohl in kleineren Maßstäben als auch was generalisierbare Trends betrifft, Verlaufsanalysen und Mobilitätsmuster (Verlegung von Einheiten, Validierung von Aktivitäten etc.) zu erstellen. Und das in Real-Time. Das weckt auch Begehrlichkeiten bei Entscheidern, aber in Summe revolutioniert es Aufklärung und Analyse (zumal es ja auch Mittel zur Verschleierung und Täuschung gibt).
Aber trotzdem… Daumen hoch für die Verbreitung in AG.
@TW danke für diesen sehr wichtigen Beitrag ! Neben „Drones , insbesondere loitering ammo alá Harpy/Harod“ ist „Social media“ eine weitere Dimension, die jede Armee der Welt beherrschen muss. M.S.
Aus diesem Themenfeld habe ich im März 2020 eigene Erlebnisse bei einer „speziellen“ Corona-Amtshilfe gehabt. Die in Frage stehende Maßnahme betraf eine seltene Mangelressource und ein Nachbarland. Wellen bis in die Leitungsebene BMVg und BMG. Auf verschiedenen Socialmedia Kanälen und in den Medien ein wildes Konzert politischer Akteure von Kommunen/Land/Bund, um die Entscheidung zu beeinflussen oder um sich „am Erfolg zu beteiligen“. Fazit: dem abendlichen Wunsch der B-besoldeten Ebene nach einem raschen Lagebild dazu für gezielte Informationsarbeit stand der Fakt gegenüber, dass nirgends im Stab dazu befähigtes Personal zu finden war und es keine dienstlichen Zugänge für Recherchen zu den Socialmedia- und Medienkanälen gab. Auch wurde diskutiert, welches FGG zuständig wäre……. Recht skuril lief es auch in einem anderen Fall: die Erstmeldung über neu eingesetzte Truppe im Verantwortungsbereich kam weitergeleitet über Facebook der Regionalzeitung, dann kamen Anfragen der nicht informierten zivilen Behörden, dann eine Ankündigung vom Lagezentrum LKdo, obwohl die Truppe schon im Einsatz war, dann über den Dienstweg eine belastbare Meldung mit 8h Verzug. …Zum Glück habe ich im Team zwei fachlich geeignete Offiziere, um in solchen Lagen „im NebenNebenjob“ schnell ein eigenes Lagebild zu bekommen. Über die privaten Netzzugänge… Im Ahrtal ähnliches erlebt. OSINT über Facebook, Bilder zur Verdeutlichung der Lage oder von Aufträgen über Telegram oder WhatsApp… Die dienstlich gelieferte Digitalkamera war viele Jahre alt und noch mit SD-Karte… In der Ukraine erleben wir eine völlig neue „Schwarm-Intelligence“.
Das mag jetzt offtopic sein. Sorry.
Aber neben diesen Merkwürdigkeiten in der russischen Kriegsführung hinsichtlich der Sozialen Medien ist doch der gesamte Kriegseinsatz völlig unverständlich:
Warum wurden von Russland nicht bereits initial Graphitbomben eingesetzt? USA und NATO waren damit sehr erfolgreich im Irak und Kosovokrieg. Hat Russland diese doch relativ simplen Waffen nicht? Kein Strom, kein Telefon, keine Reden von Sadam im TV. Das hat funktioniert.
Warum werden erst jetzt von Russland Söldner in Syrien angeworben? Die Fremdenlegion schickt man doch aus innenpolitischen Gründen zuerst. Bei den ersten sind die Verluste immer groß.
Für mich ist das irgendwie irrational. Gibt es dazu Erklärungsansätze?
Gerne auch Ansätze weiterreichend als „die sind doch alle wahnsinnig“.
Einer der besten (von vielen guten) Blogeinträge die ich hier je gelesen habe. Kann auch auf viele nichtmilitärische Sachverhalte übernommen werden.
Vielen Dank!
@windlicht – wer sollte wohl zuständig sein? wohl nur FGG2 denn dafür ist das Militärische Nachrichtenwesen da – wenn es das richtige „junge“ Personal für die Gewinnung und das richtige „alte“ Personal für die Bewertung hat oder hätte. aber dafür muss man sich von einigen „bewährten“ Personalgewinnungsgrundsätzen lösen – aber dafür muss dann auch FGG1 bereit sein, was es leider nicht ist – hauptsache die quote stimmt
Ja, extrem interessanter und aufschlussreicher Beitrag, danke dafür.
Ich weiss noch gut, wie wir ca. 1995/96 die ersten (Nokia-) Handys auf Übungen dabei hatten und benutzt haben, das waren meistens nur KpChef oder Offz und UmP. Die Kommandeure und Vorgesetzten haben versucht, das zu verbieten und zu unterbinden, weil „im V-Fall / Einsatz haben Sie das ja ooch nicht…“. Heute hat jeder ein Smartphone. Bietet neue Möglichkeiten, aber auch Gefahren — zeigt mal wieder, nicht die Technik ist gut oder böse, sondern es kommt darauf an, was man daraus macht…
Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.
Ich hoffe, dass die Ukraine nach diesem Krieg sich neu aufbaut und zu einer sehr demokratischen, offenen und egalitären Gesellschaft entwickelt und sich von ihren Oligarchen befreien kann und einen wichtigen Beitrag zu Demokratie und Friede auf der Welt leistet.
Danke, VG, NG.
Zur Ergänzung diese Info von Facebook:
@T.Wiegold:
„Nach knapp über zwei Wochen Kampfhandlungen können wir schon jetzt einige davon absehen: Open Source Intelligence ist mittlerweile so mächtig und schnell geworden, dass Aufklärungsergebnisse beinahe in Echtzeit verfügbar sind. Truppenbewegungen, inklusive ihrer Details sind größtenteils nachvollziehbar.“
Man muss allerdings auch festhalten, dass Russland sich keine Mühen macht diese Open Source Intelligence zu unterbinden. Denn der ukrainische Einwohner kann zwar mit seinem Smartphone einen russischen Panzerzug auf der Straße X filmen, benötigt aber ein NETZ für eine Übermittlung dieser Nachricht (Video) an andere.
Dieses Netz ist dann doch recht einfach auszuschalten und das wurde (bisher) nicht gemacht.
Auch gerne übertragbar auf das Stromsystem.
Aber ja, millionenteuere Systeme können manchmal sehr nutzlos sein, wenn der Gegner das will!
Satelliteninternet wie Starlink und die anderen neuen modernen Systeme (also nicht Inmarsat etc.) und kleine Camping-Solarmodule werden aber das Netz-Problem wahrscheinlich beseitigen. Zumindest wird es einen völligen Netzzusammenbruch – niemand mehr hat (mobiles) Internet – nicht geben können. Aber es wird natürlich auch nicht jeder Smartphonenutzer eine Satellitenanlage haben.
Aber natürlich kann man mit den momentan schon vorhandenen Mitteln (Feuersatelliten) auch sehr viel Aufklärung betreiben.
@Matthias Hake: + so sehe ich das auch. Vor über zwanzig jahren habe ich das vorbildlich erlebt. Die Mischung war: als G2 ein alter Hase,als DezLtr in der Regel jüngere iG`ler, dazu einige jüngere Offz/ResOffz mit passenden Studienabschlüssen und/oder Berufen, Strukturkenntnissen und viel Engagement. Heute ist das ein Fachdienstposten A9/10 mit einem Feldwebel. dabei. Echte Analysearbeit ist so strukturbedingt fast unmöglich.
@TW: Danke für den Beitrag, der wäre mir tatsächlich so nie aufgefallen.
Ich muss mich aber einmal konträr gegenüber einer Aussage des Autors aufstellen:
Nur weil von militärischer/staatlicher Seite Informationen erst 9 Tage nach dem Erscheinen in den öffentlichen/sozialen Medien offiziell bestätigt werden, heißt das nicht das diese Informationen nicht vorher dem Militär schon vorlagen.
Da ist mir der Beitrag ein bisschen zu „social-media-günstig“ lackiert!
Mit den modernen Methoden der Aufklärung, welche der Öffentlichkeit eben nicht zur Verfügung stehen (Satellitenradar-Aufnahmen wie z.B. SAR-Lupe, hochauflösende optische Aufklärung mit Drohnen), sind frühzeitige detaillierte Informationen definitiv besser Verfügbar als mit Social Media.
Der große Unterschied…. Social Media kostet in der Datenerhebung nichts ;-)
Dafür erhält man ein ungefiltertes Lagebild, welches erst aufbereitet werden muss.
Die meisten Social-Media-Informationen fließen dann auch erst durch die „gegnerische Seite“ ins Lagebild ein, sprich unmittelbar im Konfliktgebiet.
Eine frühzeitige Aufklärung außerhalb eines Konfliktgebietes sehe ich durch Social-Media nicht gegeben, außer sie wurde bewusst inszeniert (z.B. Social-Media-Beiträge der russischen Regierung zu Militärübungen an der Grenze zur Ukraine).
Da spielt dann die eigene Aufklärungsfähigkeit eine entscheidendere Rolle.
@Unwissender:
Ja, das ist Off-Topic :-)
Aber wenn der Hausherr es erlaubt, will ich meine Sicht wiedergeben:
Stichwort Graphitbomben:
Wenn man erwartet, beim Einmarsch in die Ukraine mit offenen Armen empfangen zu werden, warum sollte man die Bevölkerung der Ukraine gegen sich aufbringen, indem man deren Infrastruktur lahm legt?
Stichwort syrische Söldner:
….da gilt die gleiche Logik!
Aus russischer Perspektive, wären die syrischen Söldner als erste Welle in der Ukraine wohl nicht wie freundliche russische Nachbarn begrüßt worden, die die Ukraine vom Faschismus befreien!
Soweit ich es interpretiere, sind solche Söldner-Truppen ja alles andere als die Jungs vom Kirchenchor…
Noch dazu: Warum fremde Kräfte schicken, wenn man nicht davon ausgeht, in einen Kampf verwickelt zu werden?
Das Resümee daraus ist sehr einfach und nach Ockhams Rasiermesser („die einfachste Lösung ist meistens die Richtige“) auch irgendwie erschreckend:
Russland hat die gesellschaftliche Lage in der Ukraine falsch eingeschätzt und in Folge dessen, eine falsche Strategie und falsche Truppenaufstellungen gewählt.
Danke für den informativen Artikel!
Ich als Laie stehe dem Informationsgehalt vieler solcher Videos im Netz inzwischen sehr skeptisch gegenüber: Da wird eine ukrainische Infanteriegruppe (?) gezeigt, bei der fast jeder (!) Soldat eine Panzerabwehrwaffe (1 Javelin, RPG-7 und mindestens 2 Panzerfaust 3) trägt.
Das kann natürlich so authentisch sein — aber so ein Video wäre auch sehr, sehr einfach zu stellen um den eigenen Leuten zu zeigen: ,,Seht her! Wir sind den russischen Panzern gegenüber nicht wehrlos!“
Menschen wie der Autor des Gastbeitrages sind da sehr wichtig zur Einordnung.
Danke für den Informativen Beitrag.
M:E haben sowohl die professionelle als auch OSINT ihre Stärken. Zusammen erhält man mehr Infos.
Ich gehe schon davon aus, dass an verschiedenen Stellen Männer in Uniform sich beide Quellen anschauen und daraus taktische Schlussfolgerungen gewinnen, sowohl kurzfristig für die ukrainischen Streitkräften als auch langfristig (welche Fehler wir vermeiden sollten).
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@Flusskiesel: vermutlich habe ich das gleiche Video gesehen. Dies ordne ich auch eher als Propaganda ein. Ausbildungsmarsch& PR in einem Rutsch.
Rosine: Das Brexit-Referendum war ebenfalls 2016.
@Flusskiesel 17.03.2022 um 8:24 Uhr
Authentisch oder nicht. Ich vermute ersteres…
Vollkommen richtig eingesetztes Gegenmittel um die lächerliche russische Entnazifizierungspropaganda mit Gegenargumenten zu füttern! Vermutlich werden wir es nie so richtig erfahren.
Trennung
Sehr guter Beitrag aus dem Hause der Heeresaufklärer! Endlich mal etwas „frisches“ in dem sonst recht modrigen Blättchen ;-)
Nebenbei bemerkt und in Verbindung mit dem Artikel, findet nicht nur ein wahrer Aufklärungskrieg mit OSINT in den Sozialen Medien statt. Hunderte von Funkamateuren und Radiobegeisterten Kurzwellenhörern zeichnen Funkgespräche der russischen Kräfte auf und teilen diese in speziellen Recherchenetzwerken. Diese Quellen sind nicht zu unterschätzen da dort bereits auch Decknamen und Frequenzen im gesamten Spektrum benannt werden, Realtime! Wer sucht der findet,
Händeringend werden vertrauenswürdige Leute gesucht die in diesem Recherchenetzwerk übersetzungen durchführen.
Auch hier zeigen sich erhebliche Schwächen (wer hätte das jemals geglaubt?) der RF. Aufnahmen belegen das RU-Soldaten teilweise mit billigstem Chinaelektroschrott ausgestattet sind. Jedoch tauchen auch vermehrt Bilder von MBITR-ähnlichen Handfunkgeräten auf die etwas professioneller aussehen ;-)
MBITR = Multi Band Intra/Inter Team Radio
Was wir jetzt als russisches Debakel sehen, beruht wohl darauf, dass die USA auf die Aggression bestens vorbereitet waren und sie die Ukraine bestens vorbereitet haben. Das bedeutet, dass auch hinsichtlich Social-Media der Konflikt von der Asymmetrie Russland/USA im Informationsraum geprägt ist.
Social-Media kann als OSINT oder SIGINT gleichermaßen aufgeklärt werden; beide Instrumente sind hochgrading automaitisierbar und (bezogen auf den gesamten Workflow) in der Regel schneller als die Alternativen. Andererseits sind die Kosten immens, sowohl in der Erhebung als auch der Auswertung, schon wegen der Dominanz des Videos als Medium.
Russland hat schlicht nicht die technischen Ressourcen, um das ernsthaft zu nutzen. Die vorhandene Nutzung würde ich eher als passive Click- und Browsing-Farmen bezeichnen, wie sie aktiv auch zur Propaganda eingesetzt werden. Da ist es wieder: Die eine Seite schreibt Copy+Paste-Kommentare, der anderen gehören die Plattformen und modelliert auf ihnen globale Trends.
Der russische „Cyberwar“ dominiert die Medien, besteht andererseits aber auch aus grobschlächtigem Harassment, meist ausgeführt durch gelenkte Kriminelle; der US-amerikanische besteht aus Schlüssellochoperationen durch Spezialisten der Industrie, vgl. Stuxnet.
Ein wesentlicher Faktor im medialen Gefecht des aktuellen Krieges war sicherlich auch, dass die offiziellen Social Media Kanäle der Ukraine schon frühzeitig die smartphonenutzende Bevölkerung für die Aufklärung mobilisierten und für OPSEC sensibilisierten. Ich kann mich noch gut an eine Flut von Memes auf Twitter in den Tagen vor Beginn der Feindseligkeiten erinnern, in denen ukrainischen Nutzern drei Grundregeln beigebracht wurde: 1. Ukrainische Truppenbewegungen niemals erwähnen, filmen oder kommentieren. 2. Russische Truppenbewegungen immer erwähnen, filmen und in allen verfügbaren Kanälen teilen. 3. Beobachtungen von russischen Truppenbewegungen sofort an bestimmte WhatsApp- und Telegramkanäle senden, die sie an das ukrainische Militär weiterleiten. Nur so konnte die Ukraine eine zusätzliche zivile und zumindest minimalkompetente Aufklärung in der Fläche etablieren, ohne dass die teilnehmenden Bürger zumindest bislang die eigenen Kriegsanstrengungen im Sinne von „Shared clips sink ships“ konterkarierten. Vom erwähnten vorläufigen Sieg des ukrainischen medialen Narrativs ganz zu schweigen.
@Flusskiesel
Weiter oben stand schon ein Leitfaden für die Einordnung solcher Videos.
1. Woran könnte man erkennen, ob das Video „echt“ ist, es also nicht in „Buxtehude“ oder sonstwo gedreht wurde? Es könnte deswegen echt sein, weil es ziemlich schwierig und daher unwahrscheinlich ist, so ein Video mit so vielen unterschiedlichen Panzerabwehrwaffen (die der Videoproduzent erst einmal beschaffen müsste) aus verschiedenen Ländern zu inszenieren und zu produzieren..
2. Was zeigt das Video mit den verschiedenen Panzerabwehrwaffen und was nicht, wenn man von der berechtigten Annahme ausgeht, dass es zu Propagandazwecken aufgenommen wurde?
Es zeigt z.B., dass die Panzerfaust3 aus deutschem Bestand zusammen mit anderen Waffen offenbar den Weg in die Ukraine an entsprechende Kämpfer gefunden hat. – Das ist die Information, die ich aus dem Video entnehme. – Es zeigt dagegen nicht, welche und wieviele Kampfverbände im Kriegseinsatz mit solchen Waffen ausgerüstet sind.
Allgemein gilt: Je mehr Videos es gibt (vor allem in den sogenannten sozialen Netzwerken), die unterschiedliche Kämpfer in unterschiedlichen Szenarien zeigen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht erfundene, sondern reale Szenarien zeigen, weil der Aufwand, eine solche Vielzahl gestellter Videos, die schwer als solche zu erkennen sind, zu produzieren, viel zu groß ist.
Medien- bzw. Informationskompetenz ist ernorm wichtig zur Einordnung und Bewertung von Informationen. Leider ist sie bei vielen, auch bei Journalisten, Intellektuellen, Schreibtischgenerälen, Beratern der bundesdeutschen Politik usw., offenbar ungenügend vorhanden. Sonst würde es nicht laufend zu solchen Fehleinschätzungen kommen wie im jetzigem Ukrainekrieg: Russland marschiert nicht in die Ukraine ein, Ukraine hat keine Chance, verliert den Krieg innerhalb weniger Tage, Russland ist übermächtig usw.
Anzumerken wär noch, dass diese „Tonnen“ an „Informationen“, die jetzt in den soz. Netzwerken, twitter, tiktok usw. sich anhäufen *, über diesen Angriffskrieg in der Ukraine, doch in Wirklichkeit ein sehr flüchtiges „Gut“ sind (denn entgegen anderslautenden Gerüchten vergisst das Internet sehr viel, und das laufend, andauernd).
Wieviel bleibt denn da am Schluß überhaupt erhalten / übrig ?
Gibt es irgendwelche Einschätzungen hierzu ?
(* incl. des intensiv aufgewandten Einsatzes von Herz und Hirn, – die Kommentare, die Einordnungen – auch Haß und Häme. Alles vergänglich u. am Ende Schall u. Rauch.)
@werner 69:
Es gibt Initiativen, den von Ihnen angesprochenen Informationsverlust zu verhindern, vgl z.B. https://www.vice.com/en/article/4awbnd/ukrainian-websites-are-going-dark-archivists-are-trying-to-save-them .
Wer INT betreibt, sichert (kopiert) sich seine Quellen, d.h.Videos, Bilder, Texte.
Netter Artikel, jedoch in seinen Aussagen in nahezu allen Teilen fehlerhaft und überheblich, oder glauben sie die Aussagen tatsächlich….ist es dem Hausherrn wirklich nicht geläufig, dass Dienste und mil. Aufklärung NICHT über twitter teilen… glauben sie wirklich dass dem Russen nicht bewusst ist mit welchen Mitteln welche Informationen in sozialen Netzwerken geteilt werden können?? Glauben sie wirklich und ernsthaft dass „Amateur Analysten“ etc. welche diese „Informationen“ „auswerten“ korrekte (oder doch etwa gewollte) Schlüsse ziehen. Glauben sie wirklich und ernsthaft dass die technisch am besten ausgestatteten Dienste des Planeten nicht über die Aktivitäten der russ. SK im Detail informiert waren und sind. Für mich ist dies zugegeben einer der wenigen überhaupt zu dem Thema verfassten aber auch einer der schlechtesten Artikel die ich in den letzten Wochen gelesen habe – sry…
[Ihre Meinung ist Ihre Meinung, aber außer „glauben Sie wirklich“ haben Sie wenig zu bieten? T.W.]
Die Toten werden am Ende gezählt.
Im Moment verbreitet sich zunehmend die Feststellung, dass 1.) der Krieg schon 2014 begonnen hat – ist jetzt nichts Neues – aber 2.) in der Auslegung, er wurde von EU + NATO begonnen als sie die Maidan-Proteste unterstützt und Russland die Ukraine „weggenommen“ haben. In etwa als ob die Menschen dort gar keine Rolle gespielt hätten. Dass gegen Mitgliedschaft in der NATO interveniert wurde und eine der EU relativ aussichtslos war, wird dabei auch gern unterschlagen.
Ich denke die Sache ist etwas komplizierter. Selbstverständlich findet politisch nichts ohne Unterstützung Gleichgesinnter statt, und selbstverständlich auch aus dem Ausland, vgl. Sozialistische Internationale. Nach dieser Logik müsste man auch sagen Putin stellt die Opposition in Frankreich, weil er Front National finanziert.
Ist zwar weniger militärisch – aber grundlegender Teil des aktuellen Informationskriegs und weiteren Konfliktverlaufs. Vielleicht sollte hierzu mal ein bißchen Aufklärung stattfinden.
@Section31
Netter Beitrag, jedoch in seinen Aussagen in nahezu allen Teilen fehlerhaft und überheblich, oder glaubst du die Aussagen die du da getätigt tatsächlich? Es ist doch erstaunlich wie Leute ohne Ahnung solche Aussagen raushauen. In welcher Bubble muss man dafür leben?? Unglaublich!