Weitere Bundeswehr-Verstärkung für NATO-Ostflanke: Kriegsschiffe, Erkundungsteam für Patriot

Die Bundeswehr will als weitere Verstärkung für osteuropäischen NATO-Mitgliedsländer zwei Kriegsschiffe auf den Weg bringen und prüft die Unterstützung mit Flugabwehrsystemen. Über weitere deutsche Einheiten für die Ostflanke des Bündnisses soll schnell entschieden werden.

Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Christian Thiels, kündigte am (heutigen) Freitag vor der Bundespressekonferenz an, unter anderem werde die Korvette Erfurt dafür in die Ostsee verlegt. Das Kriegsschiff war eigentlich als Ablösung für den Einsatz in der UN-Mission UNIFIL vor dem Libanon vorgesehen. Zudem werde eine weitere Fregatte ins Mittelmeer verlegt.

Zusätzlich setze die Bundeswehr ein Erkundungsteam in Marsch, das klären soll, in welchen östlichen Mitgliedsländern deutsche Streitkräfte bei der Luftverteidigung helfen könnten, sagte Thiels. Dabei gehe es konkret um das Flugabwehrsystem Patriot. Einzelheiten nannte er nicht; allerdings hatten vor allem Litauen und Estland schon seit längerem um Unterstützung mit solchen Flugabwehrbatterien gebeten.

Über weitere Unterstützung könne ausgesprochen schnell entschieden werden, sagte der Sprecher. Dabei dürfte es um zusätzliche Einheiten des Heeres zur Verstärkung der Ostflanke gemeinsam mit Verbündeten gehen. Im Gespräch ist vor allem eine Kompanie als Teil eines derzeit US-geführten Verbandes in Rumänien; aber auch die Verlegung eines ganzen Kampftruppenbataillons scheint nicht ausgeschlossen.

Nachtrag: Zur Korvette Erfurt jetzt auch die Mitteilung der Marine:

Am Samstag, den 26. Februar 2022 um 10 Uhr, wird die derzeit in Wilhelmshaven liegende Korvette „Erfurt“ auslaufen, um sich der Standing NATO Maritime Group 1 (SNMG 1) anzuschließen. Der Marineverband ist vor allem für die Kontrolle und den Schutz strategisch wichtiger Seewege in Nordatlantik, Nordsee und Ostsee zuständig.
Die Korvette der Klasse K130 war eigentlich letzte Woche Samstag aus ihrem Heimathafen Warnemünde ausgelaufen, um an der UNIFIL-Mission (United Nations Interims Force in Lebanon) vor der libanesischen Küste teilzunehmen. Aktueller Anlass dieser Maßnahme ist die im Moment zugespitzte Russland-Ukraine-Krise und die verstärkte Bedrohung, die insbesondere Deutschlands Partner in Osteuropa wahrnehmen. „Für die Politik zeigt dies, dass die Marine in dieser schwierigen Situation politische Schwerpunktsetzungen mit geringem Aufwand, maximaler Aufmerksamkeit und dazu meist noch im hoheitsfreien Raum der Hohen See demonstrieren kann. Dem potentiellen Gegner ebenso wie dem in Bedrängnis stehenden Alliierten und Wertepartner“, betont Vizeadmiral Jan C. Kaack (59), Befehlshaber der Flotte.

Nachtrag 2: Auch das Flottendienstboot Alster läuft aus, um die Aufklärung in der Ostsee zu verstärken (allerdings, das gilt generell für die Einsätze dieser Boote, nicht als Teil eines NATO-Verbandes, sondern im nationalen Auftrag). Aus der Mitteilung der Marine:

Am Samstag, den 26. Februar 2022 um 12 Uhr, wird das Flottendienstboot „Alster“ in die Ostsee auslaufen, um Auge und Ohr nicht nur für die Marine, sondern für die gesamte Bundeswehr zu sein. Das Flottendienstboot der Oste-Klasse ist ein Aufklärungsschiff, das auf das Überwachen von See- und Küstengebiete spezialisiert ist. Dazu dienen ihnen besonders effiziente elektronische, hydroakustische und elektro-optische Sensoren.
Aktueller Anlass dieser Maßnahme ist die im Moment zugespitzte Russland-Ukraine-Krise und die verstärkte Bedrohung, die insbesondere Deutschlands Partner in Osteuropa wahrnehmen. „Die Deutsche Marine, die Bundeswehr und das gesamte Bündnis brauchen jetzt ein gesichertes Lagebild. Dazu trägt die Marine neben anderen Aktivitäten auch mit dem Flottendienstboot ‚Alster‘ bei“, betont Vizeadmiral Jan C. Kaack (59), Befehlshaber der Flotte.

(Ggf. weiter nach Entwicklung)

(Archivbild Mai 2019: Korvette Erfurt in See – PIZ Marine)