USA schicken zusätzliche Truppen nach Europa
US-Präsident Joe Biden hat am Abend des ersten Kriegstages in der Ukraine scharfe Reaktionen angekündigt, vor allem Sanktionen gegen Russland. Aber er hat auch mitgeteilte, dass zusätzliche US-Truppen nach Europa entsandt werden – zunächst nach Deutschland, dann aber weiter in die osteuropäischen NATO-Staaten.
Der Großteil der Rede Bidens am (heutigen) Donnerstag bezieht sich auf die Sanktionen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine; der vollständige Text ist hier nachzulesen. Hier die Aussagen zum Militärischen, einschließlich der erneuerten Festlegung, dass keine US-Truppen zur Konfrontation Russlands in die Ukraine selbst entsandt werden:
Although we provided over $650 million in defensive assistance to Ukraine just this year — this last year, let me say it again: Our forces are not and will not be engaged in the conflict with Russia in Ukraine. Our forces are not going to Europe to fight in Ukraine but to defend our NATO Allies and reassure those Allies in the east.
As I made crystal clear, the United States will defend every inch of NATO territory with the full force of American power. And the good news is: NATO is more united and more determined than ever.
There is no doubt — no doubt that the United States and every NATO Ally will meet our Article 5 commitments, which says that an attack on one is an attack on all.
Over the past few weeks, I ordered thousands of additional forces to Germany and Poland as part of our commitment to NATO.
On Tuesday, in response to Russia’s aggressive action, including its troop presence in Belarus and the Black Sea, I’ve authorized the deployment of ground and air forces already stationed in Europe to NATO’s eastern flank Allies: Estonia, Latvia, Lithuania, Poland, and Romania.
Our Allies have also been stepping up, adding — the other Allies, the rest of NATO — adding their own forces and capabilities to ensure our collective defense.
And today, within hours of Russia’s unleashing its assault, NATO came together and authorized and activated — an activation of response plans.
This will enable NATO’s high-readiness forces to deploy and — when and where they’re needed to protect our NATO Allies on the eastern boundaries of Europe.
And now I’m authorizing additional U.S. forces and capabilities to deploy to Germany as part of NATO’s response, including some of U.S.-based forces that the Department of Defense placed on standby weeks ago.
I’ve also spoken with Defense Secretary Austin and Chairman of the Joint Chiefs, General Milley, about preparations for additional moves should they become necessary to protect our NATO Allies and support the greatest military Alliance in the history of the world — NATO.
Nach einer Übersicht des Pentagon lief schon am Donnerstag die Verlegung unter anderem von Kampfjets in den Osten Europas:
Six F-35 Lightning 2 Joint Strike Fighters will arrive in Estonia, Lithuania and Romania today. Apache helicopters deploying to the Baltic republics and Poland from Germany and Greece are experiencing some weather-related problems, but should arrive shortly, the official said.
Hinzu kommen nun mit Bidens Autorisierung 7.000 weitere Soldaten, die aus den USA nach Europa verlegt werden. Details aus dem Pentagon von der Military Times:
An armored brigade is starting to make its way to Europe, as part of the U.S. response to Russia’s invasion of Ukraine, a senior defense official confirmed Thursday.
Most of the troops will come from the 1st Armored Brigade Combat Team, 3rd Infantry Division at Fort Stewart, Georgia, along with some supporting fires and transportation units, the official said. …
“So they’re going to Germany initially,” the official said. “They could be repositioned after originally getting into Germany to other places as needed.”
(Foto: Two U.S. Air Force F-35 Lightning II aircraft assigned to the 34th Fighter Squadron at Hill Air Force Base, Utah, land at the 86th Air Base, Fetesti, Romania, Feb. 24, 2022. – U.S. Air Force photo by Senior Airman Ali Stewart)
Diese US Truppen kommen zur Abschreckung zu spät. Eine Panzerbrigade ii den Osten zu schicken ist dass, was Deutschland schon längst hätte tun können und müssen, aber stattdessen versteckt sich die Verteidigungsministerin wieder hinter Nato-Anforderungen, anstatt das Deutschland selbst Führung in Sachen Abschreckung übernimmt. Wir verstecken uns wieder hinter dem Rockzipfel der USA.
“ Panzerbrigade“ , haben wir sowas noch?
@Closius, mal ketzerisch gefragt. Hätte die Bundeswehr überhaupt eine einsatzbereite Brigade die man von jetzt auf gleich verlegen könnte und die nicht parallel schon anderweitig zugesagt ist? Und einsatzbereit heißt für mich, vollständig ausgebildet und ausgerüstet.
Wie war das gerade noch mit der Winterkleidung für die Kräfte in Litauen?????
@Flo: Die Panzergrenadierbrigade 37 steht in erhöhter Bereitschaft, weil diese dieses Jahr schon zur Nato Eingreiftruppe gehört und nächstes Jahr die schnelle Eingreiftruppe stellt. Ursprünglich sollte diese ohne Material Klau bei anderen Einheiten auskommen. Dieses Ziel wird wohl nicht erreicht, aber mit Materialklau muesste diese Brigade schnell verlegbar sein in den Osten.
Ja, die Bundeswehr hätte/sollte ebenfalls mit Truppen agieren. Ich bin mir auch sicher, dass es genügend Kameraden in dem Schaltstellen gibt, die den „show of forces“ Ansatz vertreten. Schade nur, dass man sie nicht hört.
Ein allgemeines Wort der Aufmunterung für alle frustrierten Poster und Leser hier: Ja, es mag stimmen, dass die deutsche Bundeswehr derzeit nicht unbedingt über jene Kampffähigkeit verfügt wie die russische Armee – & deshalb auch nicht adäquat gegenhalten könnte. Das liegt aber daran, dass seit Ende des Kalten Krieges die sogenannte „Friedensdividende“ in den Verteidigungshaushalt eingepreist wurde – sprich: es wurde gespart, was ging (& eventuell auch darüberhinaus). DE hat sich – im Gegensatz zu Putins RUS – jedoch nicht zielgerichtet auf einen Krieg vorbereitet, sondern auf den Frieden. Dass dies ein Fehler war, sehen mittlerweile viele +- verantwortliche Politiker ein. Dennoch: die Kampfkraft der BW ist sehr hoch: sie besitzt ein gutes technologisches Ausstattungsniveau und vor allem hochmotivierte Soldaten*innen. Aber für eine Berufsarmee mit nur 180T Mannstärke, aber mit nahezu vollständigen Aufgabenbereichen in Land/ Luft/ See & Cyber ist sie international top! Das sollte jedem(r) klar sein und stolz machen! Wichtig ist, dass die Politik nun die richtigen Lehren zieht und Maßnahmen ergreift, um gegenzusteuern! Das NATO-2%-Ziel kann ein erster Orientierungspunkt sein.
Wichtig ist außerdem, dass die BW nicht alleine steht! Sie ist Teil der großen NATO-Familie und so könnte eine abgestimmte aufgabenseitige militärische Spezialisierung durchaus ein tragfähiges Zukunftskonzept mit ressourcensparender Komponente sein.
Aktuell ist der amerikanischen Armee/ Politik wirklich sehr zu danken, denn ohne sie und ihrem raschen und entschlossenem Handeln würde Putin die europäischen verteidigungspolitischen Versäumnisse eiskalt ausnutzen und völlig haltlos agieren!
Dies sollte der mediale Grundtenor sein, denn schon werden wieder die Verharmloser und Relativierer laut.
Wer Schwerter zu Pflugscharen schmiedet, wird eines Tages die Pflugscharen derer ziehen, die ihre Schwerter nicht umgeschmiedet haben!
@Closius, ich fragte nach einsatzbereit und nicht anderweitig zugesagt. Eingreiftruppe der NATO heißt für mich verplant und damit eben nicht in alleiniger Verantwortung der BRD verlegbar.
Was ist eigentlich mit der Aussage des AA das Deutsche Staatsbürger derzeit nicht evakuiert werden können? Wozu haben wir SpeKrBw??
Militärische Spezialisierung ist nicht zukunftsfähig, sondern erzeugt nur Einheiten und Verbände ohne Kohäsion und mit logistischem Chaos und daher sehr beschränkten Gefechtswert, der nach zwei oder drei Tagen Krieg gegen Null gehen wird. Verbände ohne Kohäsion werden bei Verlusten moralisch implodieren, zumal gleichzeitig die Versorgung im logistischen Chaos zusammenbricht.
@Stefan Schulz
Weil die ukrainischen Flughäfen alle geschlossen sind und die verfügbaren Straßen – sofern in ukrainischer Hand bzw. sicher – durch Flüchtlinge und Truppenbewegungen blockiert sind? Da können auch Spezialkräfte nichts machen, deren Einsatz ohne Genehmigung der ukrainischen Regierung wohl auch einen Kriegsakt darstellt.
Die Aufforderung zur Ausreise durch das Auswärtige Amt besteht seit 6 Tagen, die Reisewarnung deutlich länger. Wer jetzt noch vor Ort ist, muss nun den Kopf einziehen und abwarten, bis die Zustände eine Evakuierung/Ausreise wieder ermöglichen.
@Stefan Schulz, wie stellen sie sich das vor? Mitten in einem laufenden Krieg werden auch die keine Evakuierung von Zivilisten schaffen.
Bei den Entfernungen über die wir hier sprechen wird nix ohne Flugzeuge gehen. Selbst wenn man es schafft mit beiden Kriegsparteien abzustimmen das man am um gerne auf folgendem Weg zum Flughafen xy möchte, wird dir keiner zusagen das der dann auch (immer noch) genutzt werden kann.
Dann geht’s weiter mit der Frage wie will man die zu evakuirenden Personen zum Flughafen bringen, und zwar auch nur die zu dem Zeitpunkt. Das wird man aus Kabul gelernt haben, bei entsprechend dichter Besiedlung ist eine Luftbrücke nicht still und heimlich durchführbar.
@ Militärökonom
Die Bundeswehr die sie beschreiben habe ich noch nicht gesehen, zumindest nicht in der Zusammensetzung/dem Verbund der ihrer Beurteilung gerecht werden würde.
Es gibt einige wenige Lichtblicke, in der aktuellen Lage jedoch nahezu ohne Effekt.
Wir sind sehr eingeschränkt in der Lage im Bereich Führungsfähigkeit angebunden an die NATO Partner zu agieren.
Fernmeldetechnik aus den 80ern / kein SatCom on the Move und ein nicht abgestimmtes FühInfoSys haben bereits in den zurückliegenden Jahren bei Zertifizierungen für Kopfschütteln gesorgt.
Von der Vollständigkeit der Pers. Ausrüstung unsrer Soldaten garnicht zu sprechen.
Klarstände bei Waffensystemen… dürfte bekannt sein nehme ich an.
Die BW im Jahre 2022 ist eine Behörde mit Streitkräfte Anteil die sich selbst verwaltet , sich mit friendly Fire LONO‘s
lähmt und in immer weiter aufgeblähten Stäben und Org.Bereichen noch mehr Dienstposten für Stabstäter schafft und schaffen muss.
Der Dienstgrad Oberstleutnant ist so inflationär das wir Kopierstellen auf dieser Dienstgrad Ebene verorten.
Neben all den vielen Baustellen der TSK‘s ist das größte Problem der abhanden gekommene Kampf Geist der Truppe.
Streitkräfte sind im Kern dazu befähigt kinetisch und skalierbar zu Wirken wenn es gefordert ist…
Alles was dazu beiträgt inklusive.
Davon sind wir weit entfernt.
Mal wieder wird sich empört über den Zustand unsrer Streitkräfte, aus der Versenkung heraus treten Generäle a.D und zeigen sich tief erschüttert… dabei sind sie Teil der zurückliegenden Geschichte und somit mit verantwortlich für das melden von klar Ständen und dem hinnehmen von faulen Strukturen.
Die BW ist nicht nur reformbedürftig,..vielmehr ist sie nicht mehr zu reformieren… nicht mit einem Wasserkopf der träge das DZE herbeisehnt und sich hinter immer mehr selbst geschaffene Bürokratischen Hürden versteckt.
Den Hilferuf des Insp. Heer werte ich als Aufforderung der zur Ruhe Setzung.
@Fritz sagt:
25.02.2022 um 12:57 Uhr: „…noch mehr Dienstposten für Stabstäter schafft und schaffen muss.“
Genau, deswegen bringt auch der reine Ruf nach mehr Geld gar nichts im Sinne Stärkung der Einsatzfähigkeit zur LV/BV! Zunächst muss die Personalstruktur komplett geändert werden. Konsequente Ausrichtung auf den Truppendienst. Das wird dauern.
Wir können alle nur hoffen, dass die verantwortlichen deutschen Politiker und Spitzenmilitärs mit dem durch Putin befohlenen Einmarsch in die UKR „den Knall endlich gehört haben“ und nun den Willen aufbringen, die Bundeswehr entsprechend t a t s ä c h l i c h zu reformieren!
J e t z t ist d i e Gelegenheit dazu, u. a. auch weil die Bevölkerung entsprechend sensibilisiert ist!! „Freundliches Desinteresse“ war gestern…
@Fritz: Stimme voll zu.
Meiner Ansicht nach herrscht in Deutschland in der breiten Bevölkerung die Meinung, einen Krieg kann man dann am besten verhindern, indem man einfach nicht hin geht.
Und ein Soldat/In soll am Besten maximal einen Brunnen oder Schule bauen oder Polizeiarbeit machen oder „Präsenz zeigen“.
Jeder Kriegerpathos wird komplett abgelehnt. Wer will als Soldat für so ein Land kämpfen und evtl. sterben?
So lange das so bleibt haben wir es schwer eine moderne schlagkräftige Armee zu schaffen.
Oben wird angeführt, dass Kräfte nicht bereitstehen, weil sie anderweitig „zugesagt“ sind.
Wenn die Einsatzkräfte schon über NRF etc. der NATO unterstellt sind, warum werden dann die Verstärkungen im Osten nicht durch die NATO organisiert und durch die unterstellten Kräfte abgedeckt sondern jedes Land hat seine eigene Planung? Oder umgekehrt: Wenn die NATO assignierten Kräfte in dieser Krise nicht genutzt werden, wozu sind sie dann da?
Es ist Krieg. Unsere östlichen Partner benötigen Hilfe und ein starkes Signal entschlossener Solidarität. Wir tun (fast) nichts, weil auf einem Papier eine Planungszusage besteht?
Das Problem: Putin scheint alle Brücken zu Zivilisation abgebrochen zu haben. Er droht Finnland unverholen vor einem Nato- Beitritt. Er holt anscheinend Tschetschenische Landsknechte in die Ukraine. Ich glaube nicht mehr, dass er an Nato-Grenzen halt macht. Dazu ist er schon zu weit gegangen.
Wir haben gute Leute im BAAINBw und in der Rüstungsindustrie. Die können schon anpacken, wenn man sie lässt.
Und wir haben viele hoch qualifizierte Soldaten, auch mit Kampferfahrung aus Afghanistan und Mali.
Da ist sicher vieles in der Vergangenheit schief gelaufen, aber jetzt ist nicht die Zeit sich darüber zu beschweren. Jetzt muss gehandelt werden. Und wir haben viele gute Leute, die ihren Job verstehen. Es ist diese Leuten gegenüber unfair alles nur schlecht zu reden.
@Flo: naja genau das machen, bzw haben die Amis in den Anfangsstunden gemacht. Siehe Flightradar24 und man hat gesehen das 2 Ospreys air2air-refueling gemacht haben und dann waren schwuppsdiwupps kurz vor der Ukrainischen Grenze die Transponder aus und…..
Meines Erachtens ist es ganz genau das was SpezKr machen bzw können sollten. Schutz und Evakuierung der eigenen Staatsbürger wenn’s knallt.
1996 wurde ja das KSK auch aufgrund Vorkommnisse 2 Jahre zuvor aufgestellt?!
@Stefan Schulz, mit Ospreys hole ich vielleicht eigene VIPs ab die ich mit einer Runde irgendwo schnell abhole. Irgendwo wurde in den letzten Tage hieß es das noch eine mittlere vierstellige Zahl an Bundesbürgern noch in der Ukraine sein soll. Die hole ich auf dem Wege nicht ab, zumal es inzwischen auch deutlich komplizierter sein dürfte entsprechende Treffpunkte auszumachen.