Ukraine/Russland/NATO – Zur Lage 23./24. Februar 2022
Angesichts der zahlreichen Ukraine-Liveblogs in praktisch allen Medien gab’s hier die letzten Tage keinen Sammler – es machte keinen Sinn, das alles zu doppeln. Jetzt kommt allerdings weitere Dynamik rein: Am (heutigen) Mittwochabend meldete die russische Agentur RIA unter Berufung auf den Kreml, die beiden neu von Russland als selbständig anerkannten Republiken in der Ost-Ukraine hätten Moskau um Hilfe gegen eine ukrainische Aggression gebeten.
• Aus der Meldung von RIA, 23.50 Moskauer Zeit (21:50 MEZ):
Die Oberhäupter der Donezker Volksrepublik, Denys Puschylin, und der Luhansker Volksrepublik, Leonid Pasechnik, haben den russischen Präsidenten Wladimir Putin um Hilfe bei der Abwehr der Aggression der ukrainischen Streitkräfte gebeten, um zivile Opfer zu vermeiden und eine humanitäre Katastrophe im Donbass zu verhindern, so der russische Präsidentensprecher Dmitri Peskow….
Unter den Bedingungen der anhaltenden militärischen Aggression durch die ukrainischen Streitkräfte werden in den Republiken zivile und industrielle Infrastrukturen, Schulen, Krankenhäuser und Kindergärten zerstört, und das Schlimmste ist, dass Zivilisten, darunter auch Kinder, sterben.
Die rechtlichen Voraussetzungen – aus russischer Sicht – für einen Einsatz russischer Truppen in den beiden selbsternannten Republiken waren bereits in den vergangenen Tagen mit der Anerkennung als souveräne Staaten durch Putin und die Ratifizierung von Freundschafts- und Beistandsverträgen geschaffen worden; außerdem hatte der Russische Förderationsrat einem Militäreinsatz grundsätzlich zugestimmt.
Die russische Agentur TASS zeigte in ihrem Bericht Fotos der Briefe – die nach dem darauf verzeichneten Datum bereits am (gestrigen) Dienstag, 22. Februar, ausgefertig wurden:
Not good. Donetsk and Luhansk puppet leaders have sent requests to Putin „to assist in repelling aggression from the Armed Forces of Ukraine in order to avoid civilian casualties and prevent a humanitarian catastrophe“ in the Donbas. Photos from the Kremlin via TASS news agency. pic.twitter.com/s35kYgYBcE
— Christopher Miller (@ChristopherJM) February 23, 2022
• Am Mittwochabend hatte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba auf Twitter von der Evakuierung einer Chemiefabrik auf der Krim nahe des von der ukrainischen Regierung kontrollierten Gebietes berichtet:
Worrying reports from Crimea on the entire night shift of Titan chemicals plant in Armyansk evacuated from the facility. This might be a preparation for another staged provocation by Russia. Moscow seems to have no limits in attempts to falsify pretexts for further aggression.
— Dmytro Kuleba (@DmytroKuleba) February 23, 2022
Bereits im Laufe des Tages hatten Bilder und Videos auf sozialen Medien sowie Satellitenaufnahmen darauf hingedeutet, dass erneut umfangreiche Bewegungen russischer Truppen in Richtung Ukraine stattfanden.
• Die Beobachtermission der OSZE, die Special Monitoring Mission, legte am Abend ihren Bericht für den (heutigen) 23. Februar vor: Von russisch unterstützen Separatisten wurden die Beobachter aggressiv an ihrer Arbeit gehindert. Dabei war auch ein Uniformierter mit russischen Abzeichen zu sehen. Der Bericht hier:
• Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj richtete sich am Mittwochabend in einer Ansprache auch, auf Russisch, an Russland. Aus der Übersetzung von Anton Troianovski, dem Büroleiter der New York Times in Moskau:
Zelensky addressing the Russian people in Russian now:
“Today I initiated a phone call with the president of the Russian Federation. The result was silence, though the silence should be in the Donbas. As a result I want to address all citizens of Russia…
„We are separated by more than 2000 km of mutual borders, along which 200,000 of your soldiers and 1,000 armored vehicles are standing. Your leadership has approved their step forward onto the territory of another country. This step could become the beginning of a big war…
„The cause could come up at any moment, any provocation, any spark, a spark that could burn everything down. You are told that this flame will liberate the people of Ukraine, but the Ukrainian people are free. …
“You are told we are Nazis, but how can a people support Nazis that gave more than 8 million lives for the victory over Nazism? How can I be a Nazi? Tell my grandpa, who went through the whole war in the infantry of the Soviet Army and died as a colonel in independent Ukraine.”
“You are told we hate Russian culture. How can one hate a culture? … Neighbors always enrich each other culturally, however, that doesn’t make them a single whole, it doesn’t dissolve us into you. We are different, but that is not a reason to be enemies. …
„Listen to the voice of reason. The people of Ukraine want peace, the authorities in Ukraine want peace, they want it and are doing everything they can for it. … We don’t need war. …
„But if we are attacked, if someone attempts to take away our land, our freedom, our lives, the lives of our children, we will defend ourselves. We won’t attack, but defend ourselves. By attacking, you will see our faces, not our backs, but our faces.”
War means “pain, mud, blood and the death of thousands — tens of thousands of deaths. You are told that Ukraine is a threat to Russia. It was not in the past, it is not now, and it won’t be in the future.”
“War will remove guarantees from everyone. No one will have security guarantees any more. Who will suffer most of all from this? People. Who wants this the least? People. Who can not allow this to happen? People. There are these people among you, I’m sure of it. …
“I know this speech of mine won’t be shown on Russian TV, but the people of Russia need to see it. They need to know the truth. The truth is that this must be stopped before it is too late, and if the leadership of the Russia…
„… does not want to sit down at a table for peace with us, then maybe it will sit down at a table with you. Do Russians want war? I would very much like to answer this question. But the answer depends only on you — the citizens of the Russian Federation.”
• Zunehmend wird der Luftraum über Teilen der Ukraine und Russlands gesperrt – von beiden Ländern. Nachdem die Ukraine die Flughäfen Kharkiv und Dnipro als geschlossen gemeldet hatte, veröffentlichte die russische Flugsicherung ein NOTAM (Notice to Airmen) mit Sperrung des Luftraums auf russischer Seite an der Grenze zur Ukraine.
Angeblich, so berichten ukrainische Medien, wurden auf den geschlossenen Flughäfen die Landebahnen mit Traktoren blockiert, um die Landung russischer Flugzeuge zu erschweren.
Update: Und dann ist es am Morgen des 24. Februar tatsächlich zu dem Angriff gekommen. Die Entwicklung überschlägt sich, ohnehin berichten alle Medien in sondersendungen und Live-Blogs. Gerne in den Kommentaren – möglichst sachbezogen – weiter sammeln; ich werde voraussichtlich frühestens am Nachmittag mal versuchen zu sortieren.
• In den Kommentaren bereits erwähnt: Heeresinspekteur Alfons Mais hat sehr deutlich Stellung genommen, in einem Beitrag auf LinkedIn:
Du wachst morgens auf und stellst fest: Es herrscht Krieg in Europa.
Gestern haben wir im Heer einen „Tag der Werte“ durchgeführt. Im Kern stand die Frage „wofür dienen wir?“ Nie war es einfacher der Generation, die den Kalten Krieg nicht mehr erlebt hat, das zu verdeutlichen.
Ich hätte in meinem 41. Dienstjahr im Frieden nicht geglaubt, noch einen Krieg erleben zu müssen.
Und die Bundeswehr, das Heer, das ich führen darf, steht mehr oder weniger blank da. Die Optionen, die wir der Politik zur Unterstützung des Bündnisses anbieten können sind extrem limitiert.
Wir haben es alle kommen sehen und waren nicht in der Lage mit unseren Argumenten durchzudringen, die Folgerungen aus der Krim-Annexion zu ziehen und umzusetzen. Das fühlt sich nicht gut an! Ich bin angefressen!
Noch ist NATO Territorium nicht direkt bedroht, auch wenn unsere Partner im Osten den konstant wachsenden Druck spüren.
Wann, wenn nicht jetzt ist der Zeitpunkt, Den Afghanistaneinsatz strukturell und materiell hinter uns zunlassen und uns neu aufzustellen, sonst werden wir unseren verfassungsmässigen Auftrag und unsere Bündnisverpflichtungen nicht mit Aussicht auf Erfolg umsetzen können.
Es sollte unseren Politikern nun endlich klar sein das die Bundeswehr Geld zur Vollausstatung benötigt. Am besten noch Morgen einen Sonderkredit über 150 Milliarden Euro verabschieden damit der Laden endlich wieder läuft. Wenn es nicht schon eh zu spät ist….
Die Ukraine hat die Entscheidung getroffen, lieber stehend zu sterben als auf Knien zu leben.
Könnte man bitte damit aufhören, den dort lebenden freien Menschen zu empfehlen ihre Menschenwürde, Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmung zu nehmen, damit wir es hier noch ein bisschen länger kuschelig warm haben?
Das ist in meinen Augen an Arroganz und Empathielosigkeit kaum zu überbieten. Auch wenn es Kritik an der Konstellation der Regierung der Ukraine gab, sie haben meine Solidarität!
Denn wo sollen wir unsere Debatten führen, wenn Parlamente zerbombt und Öffentliche Foren von Geheimpolizei besetzt wurden. Putin hat eine Grenze überschritten, welche den Satz G.W. Bush Juniors in Erinnerung ruft: „either you are with us, or you are against us.“
@ Denker
Genauso sehe ich es auch.
Luftlande-Luftangriffsoperation auf Flughafen Ostomel
in der Nähe von Kiew:
https://twitter.com/Osinttechnical/status/1496807262307991558
Im Süden sind Rus Truppen bereits am Dnepr, die Flagge weht bereits über dem Kakhovka Kraftwerk.
Ja is klar, Ruhe bewahren, begrenzte Schläge, alles nicht so schlimm, wird schon wieder.
StMarc: „Es rollen mal wieder die russischen Panzer. Wer erinnert sich noch an 1956? Dann war da noch 1969, Tschetschenien, Georgien, Krim, Ostukraine.“
– Afghanistan, 1978.
„Wo war der Aufschrei der Generalität, als die Bundeswehr ganz offensichtlich auf die schiefe Bahn geriet?“
Die Generalität wurde im Gegensatz zur Truppe aufgestockt, wir haben mehr Generäle als zu Zeiten von 495000 Soldaten.
Zum Thema Ausweisung russischer Staatsbürger, ich habe bei mir in der Abteilung eine Russin, die im Januar aus Russland gekommen ist, weil sie nicht möchte, das die Tochter in Putins Reich aufwächst. Was sollte es bringen, die abzuschieben?
Vor 30 min Bw Kolonne aus Richtung Soltau (von Munster?) über Schneverdingen Richtung A1 oder A27.
SLT mit KPz Leopard, Fuchs, Boxer und Lkw, Kolonne war auf Strecke von 8 km nicht zu überholen.
Die Baltischen Staaten fordern lt. SPON NATO Artikel 4 Beratungen…
Gedankenspiel: Warum nicht dem Russen einen Artikel 5 Scheissehaufen zuspielen. Demonstrative Verlegung von Kräften in die Westukraine…
Ja, das ist risikoreich, aber wird er es wirklich auf Artikel 5 ankommen lassen? Wohl kaum
@ fritzfritz
„Entmilitarisierung“ = Die Rest-Ukraine wird militärisch so geschwächt, dass sie für Russland kein Hindernis mehr darstellen kann, falls sie in Zukunft noch einmal in Richtung Westen schielt.
„Entnazifizierung“ = Die Rest-Ukraine erhält (wieder) ein Russland gefügiges Regime und nimmt von NATO und EU weiten Abstand.
Mit der Ukraine als Staat konnte Putin so lange leben, wie dieser Staat in etwa in der gleichen Kategorie wie Belarus und Kasachstan war – also im russischen Orbit. Da war 2014 die Zäsur.
Kernkraftwerke sind nicht sicher nach einer Abschaltung. Erstens befindet sich immer noch hochradioaktives Material im Kern, zweitens muss dieses weiterhin gekühlt werden, um die Nachzerfallswärme abzuführen, da die Reaktionen zwar mit der Abschaltung stark begrenzt werden, aber nicht völlig aufhören. Wenn da die Belegschaft einfach nach Hause geht, ist das extrem gefährlich.
Auf ADSB-Exchange kann man den militärischen Flugverkehr anschauen (Filter „Military“ aktivieren).
Derzeit fliegt eine B52 über DEU nach POL…: https://globe.adsbexchange.com/?icao=ae58b2
Ansonsten zahlreiche Datenschnüffler wie E-3, E-8 und RC-135 an der Westgrenze der Ukraine sowie dem Schwarzen Meehr und um Kaliningrad. Dazu haufenweise Tankflugzeuge, um die horchende und spähende Truppe in der Luft zu halten…
Hoffnung: Mögen die Menschen in der Ukraine möglichst wenig Leid und Gewalt erfahren!!
Vermutung: Selbst nach dieser Kriegserklärung des Zaren werden hier bei uns immer noch jede Menge Mitbürger von Verständnis und Weltfrieden fabulieren. Und das tut in diesen historischen Tagen besonders weh.
Erkenntnis heute:
1. Die „Abschreckungspolitik“ des Westens hat nicht funktioniert.
2. „Appeasementpolitik“ schreckt keine Usurpatoren und Räuber.
3. DEU steht politisch/ moralisch lädiert da (oder befinden sich die 5000 Helme nun vlt. in der Endabnahme durch BAIUD?) und in seiner nationalen Reaktionsfähigkeit fast nackt da.
– Ein einziges Desaster-
Ich erwarte
– die baldige Zsl der UKR, ihrer Souveränität, ihrer Struktur.
– eine russ. „Säuberungswelle“, wie angekündigt.
– eine multi- dimensionale, lang dauernde Konfrontationsphase mit ggf. neuen Proxy Wars, und Nachahmungseffekten ggü. Taiwan, ganz sicher aber in Afrika, wo zahlreiche Grenzlinien neu „angepasst“ werden.
– Die Friedensdividende gibt es nicht mehr.-
Ich halte es also für angemessen, dass DEU mit Blick auf seine SK sehr bald
– die Amtshilfe beendet,
– LV/BV intensiv ausbildet und v. a. übt,
– dazu EAZV aussetzt und Tr Zeit und Mittel gibt, mannigfaltige Defizite abzubauen,
– sich von überflüssigen Themen und Strukturen trennt und eine klare Schwerpunktsetzung „nationale und kollektive Einsatzfähigkeit“ verfolgt.
Bis hierhin braucht es vglw. wenig Geld, sondern nur ein Wille.-
Und wer es sich zutraut, kann ja versuchen sich am Beschaffungswesen, Wasserkopf i d Binnenstruktur, an 2% BIP VgHH, aber auch an nicht- militärischer Resilienz abzuarbeiten.
(Eigentlich wünsche ich mir die Führung, das Geschick und Entschlossenheit eines Winston Churchill)
@ StMarc
„Ich frage mich, wie lange die Bundesregierung und das Parlament noch warten wollen, um Sofortmaßnahmen zur Verbesserung der Einsatzfähigkeit der Bundeswehr zu beschließen.“
Da läuft ’sofort‘ nun mal nichts. Genau so wenig kann Deutschland ’sofort‘ auf russsische Rohstoffe verzichten. Ganz im Gegenteil: Sowohl die Kampffähigkeit der Bundeswehr als auch die energiepolitische Unabhängigkeit wurden jahrzehntelang so konsequent abgebaut, dass man jetzt vermutlich wieder Jahrzehnte braucht, um sie wieder aufzubauen.
Momentan kann Deutschland damit drohen, sich energiepolitisch ein Schwert so tief durch den Bauch zu rammen, dass die Spitze zum Rücken herauskommt, und vielleicht das hinter uns stehende Russland ankratzt. Und mehr nicht. Ausschluss aus SWIFT ist darin eingeschlossen. Russland kann nicht mehr im internationalen Zahlungsverkehr tätig sein = Deutschland kann kein russisches Gas mehr kaufen. (Und Amerika kein russisches Öl, weswegen ich das noch nicht kommen sehe.)
Schuld sind nicht diejenigen, die die Aggressionen durchführen.
Schuld sind all diejenigen, die das zulassen!
-> was will ich eigentlich damit sagen? Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht – aber nicht deshalb, weil ich es nicht weiß (das ist jetzt kein Wortwitz), sondern weil ich doch so viel sagen möchte und nicht weiß, wo ich anfangen soll!
Wer glaubt, dass dieser größenwahnsinnige Putin mit der UKR genug hat und Ruhe geben wird, der setzt die vegane europäische Gänseblümchen-Diplomatie der letzten 20 Jahre (mit rosaroter Wohlfühlbrille) fort. In den aktuell im TV laufenden Politiker-Interviews ist aber genau das wieder heraus zu hören! Nun ja – Diplomatie ist wichtig. Diplomatie ist richtig. Aber irgendwann muss man auch realisieren, dass die Zeit der Diplomatie vorüber ist und dass besser mit anderen Kompetenzen als Diplomatie ausgestattete Leute das Kommando übernehmen sollten.
-> Fragen:
1) Wäre diese Aggression auch erfolgt, wenn UKR in der NATO gewesen wäre?
2) Wäre diese Aggression auch erfolgt, wenn UKR selber über weitreichende Raketen und/ oder Atomwaffen verfügt hätte?
3) Lassen die beiden obigen Fragen irgendwelche Rückschlüsse für die weitere europäische Verteidigungspolitik zu?
Falls Link erlaubt:
[Nein. Aber ist mit der Suche nach Johannes Warwick bei RND leicht zu finden. T.W.]
Sehr interessante Einschätzung der Situation.
@Florian Staudte
Sie fordern, dass der Heeresinspekteur geht, weil dieser die Wahrheit sagt?!
Und genau das ist das Problem in unserem Land. Wer unliebsame Kritik übt, wird bestenfalls in den vorzeitigen Ruhestand geschickt. Ein Schicksal, welches einige aufrichtige Generäle der Bw ereilt hat. Dagegen halten viele lieber den Mund und machen stattdessen Karriere (wenn das Parteibuch passt). Die letzte Gruppe profitiert dann überproportional, wenn kritische Generäle als Konkurrenten ausscheiden.
Die Schwerpunkte der Bw, von der politischen Leitung gewünscht, lagen in den letzten Jahren wohl eher auf Themen wie gendergerechte Sprache, Diversitymanagement, Außendarstellung, etc. Bei Themen wie Kampfkraft, Tapferkeit, Kampfdrohnen, usw. sollte man dagegen aufpassen, nicht in die „politisch unkorrekte“ Ecke gestellt zu werden.
In rt.de steht heute ein aussagekräftiger Bericht: Partnerschaft „ohne Grenzen“. Danach hat Putin während seines Besuchs in Peking mit den Chinesen vereinbart, dass diese Weizen aus ALLEN Regionen Russlands importieren werden, als Bollwerk gegen den Westen und seine Sanktionen. Da sind die Würfel mehr als eindeutig gefallen, würde ich mal sagen.
Sidenote: liebe Welt, lade Putin nie mehr ein zu Olympischen Spielen, das führt nur zu Krieg; Krim 2014, Ukraine 2022 =(
Livetracker zeigt B52 auf dem Weg zur polnisch-belarussischen Grenze. Show of force und Signal an Lukaschenko?
Außerdem viele Tanker und Joint Stars, RivetJoint an der Ostgrenze der Nato.
Die Genossen der IRA sind wahrscheinlich im Schichtdienst oder haben wenigsten eine „extended dayshift“ und müssen wahrscheinlich auch mal Überstunden abbauen. Deswegen gibt es ja bereits die Ablösung der alten Bekannten hier im Blog.
Ich hatte ja bisher an Mais etwas gezweifelt…aber der „Schulze-Ronhoff“ Stunt war klasse…überfällig und klasse. Auch wenn er am jetzigen Zustand eine Mitschuld trägt….
Das sich nichts ändern wird bei der der Bw dürfte aber allen klar sein. Kurzfristig sowieso nicht und langfristig auch nicht. Es wird viel geredet werden, vielleicht bekommt die Lw ja die F-35 in homöopathischen Dosen, der Marder geht in die nächste Lebensdauerverlängerung und wir kaufen noch ein paar Raketen für den MARS damit er überhaupt noch eingesetzt werden kann. Und in 12 Monaten sind wir genau da wo wir jetzt auch sind. Und man faselt davon in 2027 eine Brigade im Rahmen der Kaltstartfähigkeit in NTM 7 auf die Beine zu stellen.
Solange wie wir nicht mal in der Lage sind, einem Land die Genehmigung zu erteilen, uralten Sowjetschrott zu verschenken um einem anderen Land in Not zu helfen (das hätte eh mehr Symbolcharakter als das es tatsächliche Unterstützung wäre…aber egal), glaubt doch niemand das WIR eine Armee bekommen werden die in der Lage ist vielleicht einen Krieg (igitt) führen zu können.
Hoffen wir mal das Alfons den Tag überlebt. Morgen wissen wir mehr!!
Madmax223 sagt:
24.02.2022 um 12:44 Uhr
“ Die Baltischen Staaten fordern lt. SPON NATO Artikel 4 Beratungen…
Gedankenspiel: Warum nicht dem Russen einen Artikel 5 Scheissehaufen “
…abgesehen von Ihrer unangemessenen Wortwahl muß man also auch annehmen, dass Sie Putins explizite Drohung diesbezüglich wohl überhörten / und / oder innerlich mit einem „pah“ kommentierten.
Sie wollen es darauf ankommen lassen, was ?
@Denker
„Die Schwerpunkte der Bw, von der politischen Leitung gewünscht, lagen in den letzten Jahren wohl eher auf Themen wie gendergerechte Sprache, Diversitymanagement, Außendarstellung, etc. Bei Themen wie Kampfkraft, Tapferkeit, Kampfdrohnen, usw. sollte man dagegen aufpassen, nicht in die „politisch unkorrekte“ Ecke gestellt zu werden.“
Damit dürfte es nun immerhin vorbei sein. Es haben diejenigen Recht behalten, die immer vor einer solchen Ideologisierung der Truppe auf Kosten ihrer Kampfkraft gewarnt haben. Russischen Panzern kommt man eben nicht mit Gendersternchen bei.
Vergleiche hinken immer, aber ich sehe keinen Unterschied zwischen dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 und dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24.02.2022. Es handelt sich auch heute um einen Angriffskrieg. Putin gehört dafür als Kriegsverbrecher angeklagt und verurteilt und sollte nicht in 5 – 10 Jahren wieder ein lieber Partner des Westens sein.
Daß der Herresinspekteuer heute den Zustand der BW kritisiert, ist öffentlich etwas spät. Es kann natürlich sein, daß er den Zustand der BW nicht öffentlich ausreichend kritisiert hat, aber dies wissen wir nicht. Die BW hatte seit 2014 genug Zeit die lehren der Annektierung der Krim zu ziehen, aber es gab nur eine Placebo Verstärkung der BW. Und von der weiter angedachten kleinen Verstärkung der BW von AKK, war im Koalitionsvertrag und im bisherigen Handeln der Ampelregierung nichts zu merken. Laut Finanzstaatssekretär sollte die BW keinen Inflationsausgleich bekommen und der Verteidigungshaushalt schrumpfen. Dies wird nicht passieren, die Angst der Menschen in Deutschland, auch von Putin angegriffen zu werden und die Angst in den östlichen Nato-Staaten wird dazu führen, daß die BW mehr Geld und mehr Waffen bekommen wird.
Aber es wurden fast 8 Jahre verschenkt, um die BW kriegsfähig zu machen. Von den ca 100 Leopard II Panzer, die modernisiert und zurück gekauft wurden, sind erst ca, 49 bei der Truppe angekommen, mehr als 7 Jahre nach der Annektierung der Krim. Aber ohne Heeresflugabwehr sind dies Kampfpanzer praktisch wehrlos gegen russische Truppen.
Der Heeresinspekteur hat jedenfalls nicht Recht, soweit er die Auslandseinsätze für den Zustand der BW mitverantwortlich macht. Denn wäre die BW für die Auslandseinsätze ordentlich ausgerüstet worden , dann müsste wenigstes die deutsche Infanterie kriegsfähig sein. Und wir wissen alle, daß es auch der Infanterie an Schutzausrüstung, Fallschirmjägerhelmen usw. fehlt. Die Auslandseinsätze sind folglich nicht Schuld daran, daß die BW nicht mehr für die Bündnisverteidigung gerüstet ist.
Besonders bedrückend finde ich, daß dieser Krieg hätte verhindert werden können, wenn die Ukraine seit 2014 in die Nato aufgenommen worden wäre oder die USA sich wenigstens das Budapester Abkommen ernst genommen hätten, und Kampftruppen in die Ukraine geschickt hätten oder eine Sicherheitsgarantie für die Ukraine abgegeben haben.
@ Denker
Ich würde den Inspekteur Heer sofort entlassen. Keine Sekunde würde ich zögern.
Nicht weil er die Wahrheit sagt, sondern weil er in der Vergangenheit versagt hat.
Welcher General saß mal im Fernsehen und hat gesagt, dass die Bundeswehr ein zahnloser Tiger ist?
https://globe.adsbexchange.com/?icao=3f66b0
Ein deutscher A400 kreist (?) über Rumänien?
Ein neuer Aspekt:
Die Russen werden heute noch in Kiew einmarschieren, die Spitzen stehen derzeit 20-30km vor der Stadt.
Im Land und in der Stadt befinden sich 600 OSZE- Beobachter, darunter ca. 40 Deutsche- auch Kameraden.
Ein Verlassen der Stadt bzw. der Stützpkte an der Kontaktlinie ist augenscheinlich keine Option mehr.
Daher wird es auf ein „Überrollen“ hinauslaufen, im Vertrauen darauf, dass RUS als Signatarstaat OSZE den Status respektiert und eine Ausreise ermöglicht.
Und- was, wenn nicht? Wenn diese Beobachter, darunter Kameraden, für Putin einen politischen Wert besitzen…,?
@Eric Hagen Meinen sie die Bevölkerung ist bereit die daraus folgenden Verluste an Menschenleben zu akzeptieren? In den Jahren von Afghanistan sind wesentlich weniger Menschen im Dienst umgekommen, als in den Zeiten des kalten Krieges. Und schon bei Afghanistan gab es einen massiven Aufschrei, obwohl die Verluste pro Jahr weit unter denen der Zeiten von vor 2000 lagen.
Besonders wie will man Personal bekommen, wenn den Soldatinnen und Soldaten wieder bewusst wird, dass ihre Kinder im Falle eine Krieges ohne Mutter oder und Vater aufwachsen werden.
Ich sehe das Mindset überhaupt nicht.
rhadamanthys sagt am 24.02.2022 um 12:43 Uhr
…„Wo war der Aufschrei der Generalität, als die Bundeswehr ganz offensichtlich auf die schiefe Bahn geriet?“ Die Generalität wurde im Gegensatz zur Truppe aufgestockt, wir haben mehr Generäle als zu Zeiten von 495000 Soldaten….“
Bei allem Verständnis für die emotionale Reaktion von General Mais.
Es ist in mehreren Fäden bereits angesprochen, dass der gegenwärtige Zustand auch durch Soldaten zu verantworten ist.
Jetzt aufzuschreien und sich medial in Szene zu setzen, ist verständlich, lenkt aber auch von eigenen Fehlern und Fehlentscheidungen der Generalität ab.
Man kann auch in open sources nachlesen, wer wann, in welcher Funktion dazu beitrug, dass man der Politik jetzt und heute kaum etwas an die Hand geben kann.
Die jetzigen Strukturen wurden durch Soldaten geschaffen. Ganz sicher war das Primat der Politik Treiber, doch auch bei der Schaffung des „Heer2011“ gab es mahnende Stimmen, welche auf LV/BV hinwiesen. Doch die wurden ignoriert.
ALEA IACTA EST
Es wird wieder einmal ausgenutzt dass die linksliberale und sozialistisch geprägte Führungselite der EU sich der Utopie hingibt dass Wirtschaftssanktionen ohne glaubwürdige militärische Abschreckung funktioniert. Ohne jetzt eine Geschichtsexkursion zu vollziehen können wir doch sehen, dass dies nur in den seltensten Fällen funktioniert. Wir können nur hoffen dass an der Grenze zu Polen der Halt-Befehl für die russischen Truppe erteilt und das Baltikum nicht „abgeschnitten“ wird.
Erstaunlich finde ich in der aktuellen Lage die plötzliche Ehrlichkeit von Spitzenmilitärs. So hat der Insp H sich in Medien geäußert mit „Die Bundeswehr steht blank da“. Link aus rechtlichen Gründen nicht eingefügt, einfach mal auf n-tv.de suchen.
Somit bekommen wohl alle ihre Quittung. Spitzenmilitärs für das konstante stellen falscher Bilder (Lügen haben kurze Beine), der Beamtenapparat in der Beschaffung für eine beispiellose Bürokratie und die Politik für die Friedensdividende.
Sarkasmus an:
Alles hat auch seine positiven Seiten. Im Falle eines weiteren vorrücken nach Westen brauchen wir uns über Verteidigung keine Gedanken machen eher über eine Kapitulation.
Sarkasmus aus.
Deutschland benötigt auf keine Fall eine Armee wie in den dunkelsten Stunden der Geschichte, aber die Anzahl von Waffensystemen die wir zum Ende des kalten Krieges hatten um 90% zu reduzieren und dann bei den Restbeständen lediglich eine Einsatzbereitschaft von 70% erreichen zu wollen ist nicht genug. Wir benötigen auch keine Angriffsarmee aber militärische Kräfte die einem potentiellen Aggressor zumindest vermittelt dass Diplomatie klüger ist.
Es wurde einmal gelehrt, dass Krisen eine „Anlaufzeit“ haben und wir dann noch reagieren können. Jetzt kann die politische Führungselite in Berlin mal zeigen wie sie mittels Gesprächen Sicherheit schaffen wollen. Ich glaube dass sich die Gegenseite bei all den Schwätzern eher totlacht als fürchtet.
Ich bitte die eher unsachliche Äußerung zu entschuldigen, aber in Anbetracht der Situation kann ich die Etikette nicht mehr einhalten.
„Rosenmontagsummzug in Köln kann nicht abgesagt werden.“
Zitat der Kölner OB.
Finde ich pers. schlimm, denn wenn am Montag Bilder vom Umzug um die Welt gehen, sind wir vollends bloßgestellt.
Aber hey, in der Vergangenheit haben wir uns das feiern auch nicht verbieten lassen. (Irak 2001 zum Beispiel)
Uns geht noch es zu gut in Deutschland. (zum Glück)
Hoffentlich denken alle an ihre Masken beim Bussi links und rechts innerhalb geschlossener Räume.
Hellau!
Entschuldigen Sie den Sarkasmus. Es ist einfach traurig.
Mich würde mal die Reaktionen des in manchen Bereichen durchaus nicht gerade wenig vorhandenen Personals mit russischem/ukrainischem Migrationshintergundes interessieren wenns hart auf hart kommt. Gibts dahingehend eigentlich irgendwelche Untersuchungen oder dergleichen?
In so mancher Vorpiek musste man die anwesenden „Decksziegen“ durchaus auch mal dran erinnern, das Deutsch die Amtssprache ist… ;-)
Die Meldungen über russische Luftlandungen bei Kiew sind dramatisch. Ich frage mich, ob die Ukrainer sich nach 2014 noch einmal haben militärisch überrumpeln haben lassen. Haben die Ukrainer ihr Militär zeitgerecht aus den Kasernen gebracht? Konnten sie, insbesondere im waldigen Norden von Kiew sperren anlegen? Haben sie ihre Luftverteidigung disloziert??
Derzeit herrschen die Nebel des Krieges.
Der Ukraine droht ein Bürgerkrieg mit unabsehbaren Folgen. Werden die Ukrainer wirklich ein russisches Marionettenregime akzeptieren?
@ St Marc 1956: Suez-Krise Schon mal von gehört? 1968 ( oder von mir aus auch `69) verteidigten die Amerikaner militärisch ihre Interessen in Vietnam. Was dem einen recht ist…
@ Roland 09 Der Einmarsch der Russen in Afghanistan erfolgte am 25.12,1979. Und was Georgien angeht, sollten Sie sich noch mal den Wikipedia-Artikel durchlesen.
@all
Schon klar, jeder möchte zu allem was sagen. Wenn dann gefeiert werden muss, dass doch jetzt Schluss mit Gendersternchen ist, dass die Amis doch eigentlich viel schlimmer sind oder, am besten, einen vor-Kommentar länglich zu zitieren und zu schreiben: Sehe ich genauso! – dann kommen wir eine Deaktivierung der Kommentarfunktion wieder recht nah.
Noch mal für alle, die es nicht verstanden haben: Das hier ist ein journalistisches Blog mit der Möglichkeit zur Debatte. Nicht die Fortsetzung des Stammtisches mit anderen Mitteln. Und ich greife jetzt etwas rigoroser durch.
@ Alter_OFW
„Wie ist es eigentlich völkerrechtlich zu betrachten, dass die Armee der russischen Föderation aus Belarus heraus die Ukraine anzugreifen scheint. Hat Belarus der Ukraine auch den Krieg erklärt?“
Ich habe zu diesem speziellen Fall keine direkt aussagekräftige Quelle. Aber wenn man bedenkt, dass es völkerrechtlich schon als Bruch der Neutralität gilt, wenn ein neutrales Land einer kriegführenden Macht auch nur das Betreten von Luft- oder Seeraum des neutralen Landes gewährt, dann kann man wohl sicher sein, dass die Bereitstellung des eigenen Territoriums als Ausgangsbasis mit Sicherheit ein feindliche Handlung gegen das angegriffene Land darstellt.
@ Florian Staudte
„Ich würde den Inspekteur Heer sofort entlassen. Keine Sekunde würde ich zögern.“
Glauben Sie, dass die Mißstände in den zwei Jahren, die der Inspekteur diese Stellung innehat, geschaffen wurden?
Und was soll dieses ‚Shooting the messenger‘ bewirken? So schnell wird sich der desolate Zustand des Heeres nicht beheben lassen – der nächste Inspekteur, der das öffentlich sagt, wird dann auch gefeuert? So sorgt man nur dafür, dass bestehende Probleme weiter unter den Teppich gekehrt werden und für sonst nichts.
Lesenswertes, aber auch depressiv stimmendes Interview mit Carlo Masala im Tagesspiegel: „Putin will die Ukraine nicht besetzen“ – aber einen russischen Vasallenstaat“
Ja, gerade die Friedensbeseelten werden sich jetzt umschauen und feststellen, dass man manchmal eben doch Waffen (konkret eine starke Flugabwehr) braucht, um Frieden zu sichern. Wann sagt jemand in der SPD „Mist, wir hätten die Waffen liefern sollen“? Einen bittereren Kommentar verkneife ich mir an der Stelle.
Jetzt wird nichts an der massiven Stationierung von Natotruppen – mit Flug- und Raketenabwehr! – in Polen, Baltikum und Rumänien vorbeiführen, besonders um Kaliningrad herum. Und an einer wirklich massiven Aufrüstung, parallel zu einer energiepolitischen Resilienzoffensive (hoffentlich mit Erneuerbaren) und besser geschützten IT Systemen (Kabel im Atlantik anyone?). Neben Sanktionen, die so umfassend sein müssen, dass jedem, der mit Putin und Russlands wirtschaftlichem und militärischem Establishment in irgendeiner Weise kooperiert, der Zugang zum Westen komplett verbaut ist. Können wir vielleicht nicht sofort umsetzen im Energiebereich, aber wir können uns als Ziel setzen: In 5 Jahren ist Gazprom komplett raus. Zeitgleich unabhängige russische Medien, Zivilgesellschaft, junge Leute (die nicht Kinder von Apparatschiks sind), Journalisten, Aktivisten, Dissidenten reinlassen und unterstützen.
Ob wir uns das leisten können? Wenn der Westen zusammensteht, ja. Es gab ja gerade im euroatlantischen Raum in den letzten Jahren einen Haufen neue, blöde Handelsbarrieren, die man abbauen kann, falsch investiertes Geld, unnachhaltiges Wirtschaften und sinnlose Vermögenskonzentrationen. Das Geld ist da, wenn der Wille da ist. Und was Trump, Brexit-Boris und die Rechten in Frankreich angeht: Vielleicht hat dieser Schock ja eine gewisse heilsame Wirkung bei der Frage, wo der Feind steht.
Außerdem ist die Gegenfrage erlaubt, ob Russland es sich leisten kann, eine gigantische Landmasse und Zigmillionen Menschen ausschließlich durch Unterdrückung kontrollieren zu wollen, nur basierend auf fossilen Energieexporten, deren Absatzmarkt zum Teil zerstört wird. Selbst mit Unterstützung Chinas, dessen Wirtschaft langsam ihre ganz eigenen Mühlsteine zu tragen hat.
@ Madmax223
Selbst für den Fall, dass jemand so wahnsinnig wäre: Artikel 5 würde hier nicht greifen. Warum nicht? Weil ein „bewaffneter Angriff“ im Sinne von Artikel 5 nur (wie in Artikel 6 präzisiert) vorliegt, wenn das Territorium von NATO-Staaten angegriffen wird *oder* wenn Schiffe oder Flugzeuge von NATO-Staaten im Mittelmeer, im Nordatlantik oder seinen Randmeeren angegriffen werden *oder* wenn NATO-Einheiten, die in einem Staat in Europa als *Besatzung* stehen (offensichtlich auf die bei Gründung noch bestehende Besatzung Deutschlands gemünzt) angegriffen werden.
Trifft alles im beschriebenen Szenario nicht zu.
Auf Twitter sieht man Bilder inklusive russ. Verluste (brennender BMP und Tote) bei Charkov, im Süden sind die Russen am Südufer des Chachowka-Stausees nordwestlich Cherson und es gibt Bilder abgeschossener ukr. T-64.
Die Luftlandeoperation ist merkwürdigerweise gegen den Flughafen Kostomel (Werkflugplatz von Antonow und Basis der An-225) und nicht gegen Borispil (warum?)
Ein Ka-52 wurde von einer MANPADs getroffen und kam fast intakt herunter, Piloten sind wohl zu Fuß entkommen.
Trotz dieses Verlustes scheinen die Russen den Flughafen genommen zu haben.
2 MiG-29 flogen extrem tief über Kiev herum, es war jedoch nicht auszumachen, ob es russische oder ukrainische waren.
[Diese Bilder auf Twitter sehe ich auch; allerdings ist derzeit nicht wirklich verifizierbar, was passiert – das muss man ehrlicherweise dazu sagen. T.W.]
@ Dirk Wege: Sie haben Recht mit dem Datum des Einmarsches in Afghanistan.
In Sachen Georgien scheinen Sie mich mit jemandem zu verwechseln (StMarc?).
[Danke, und die OT-Debatte haben wir abgehandelt? T.W.]
@TobyR
Jedes Wort von Ihnen ist wahr. Der Wahnsinn der Politik der letzten 30 Jahre war es, die Russen zu provozieren, herabzusetzen und zu demütigen und sich gleichzeitig in immer größere Abhängigkeit von Ihnen zu begeben. Man hat das genaue Gegenteil der berühmten Devise von Theodore Roosevelt getan: speak loudly and carry a small stick. Es war Irrsinn in der Ukraine den allerrussophobsten Elementen zur Macht zu verhelfen und ihnen obendrein gerade genug militärisches Material zu geben, um ihnen ein bißchen Hoffnung zu machen und die Russen zu provozieren, aber nicht genug, um der Ukraine wirklich die nötige Abschreckungsmacht zu verschaffen. (Was vielleicht auch volle Absicht war – NS 2 wird jetzt nicht mehr in Betrieb gehen.)
Dann täuscht man sich auch gewaltig über die Haltung zu Russland zumindest im Ostteil der Ukraine. Zwar hat es dort nicht, wie bereits 1994 (sic!) auf der Krim, eine Volksabstimmung für den Anschluß an Rußland gegeben, aber niemand kann ernsthaft behaupten, der Donbass und Odessa seien in irgendeiner Hinsicht nationalukrainisch gesinnt. Die Ukrainisierungspolitik der Jahre seit 2014 dürfte die Abneigung gegen die Ultrapatrioten aus dem Westen des Landes nur noch verstärkt haben. Keiner wird dort die Hand gegen die russische Armee erheben.
Militärisch und moralisch dürfte die ukrainische Armee in wenigen Tagen oder allenfalls Wochen erledigt sein. In den Westen des Landes werden die Russen gar nicht mehr vorstoßen. Sanktionen wird es sehr scharfe geben, aber man wird sich vor allem selbst treffen. Es wird Zeit, dass der Westen und vor allem Europa in der Realität ankommt und permanent Truppen im Baltikum stationiert. Die Ukraine ist verloren.
Die Schäden dieses Angriffskrieges werden in und für die Ukraine enorm sein. Egal wie, irgendwann wird man auch über das Thema Wiederaufbau nachdenken müssen. Die erforderlichen Summen werden enorm sein.
Rußland und seine Oligarchen haben in etlichen westlichen Staaten große Vermögen angelegt/aufgebaut. Man sollte deshalb ab sofort nicht nur über ein „Einfrieren“ russischen Vermögens im Westen diskutieren, sondern das gesamte russische Vermögen im Westen beschlagnahmen. Damit wäre zumindest ein kleiner Startfonds für einen Wiederaufbau in der Ukraine durch den Verursacher vorhanden.
Ich weis, das reicht nicht. Aber ein Andfang ist ein Anfang
Ich hatte immer Verständnis für die russische Position in Bezug auf die Ukraine, nur das rechtfertigt in keinster Weise einen totalen Angriff auf das gesamte Land.
Auch wenn sich im Vorfeld unsere Politik und die der NATO-Länder auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat.
Die Entscheidung zum Einmarsch traf der russische Präsident und Gott weiß wo der ganze Scheiß noch enden wird.
@Felix
„Wann sagt jemand in der SPD „Mist, wir hätten die Waffen liefern sollen“?“
Sie haben doch gehört was InspH gesagt hat. Einem nackten Mann kann man nicht in die Tasche greifen, die Bw kann gar nichts an brauchbarer Hardware abgeben weil wir selbst nicht genug haben.
Und: die Ukraine kann / konnte sich dafür am Weltmarkt eindecken, vorausgesetzt, sie kann es bezahlen oder hat einen Sponsor. Und sie hat eine sehr große eigene Verteidigungsindustrie (OK, der Zustand mag zweifelhaft sein, aber da hätte man eben nachsteuern müssen).
Eine Linksjugend, die auf einmal den Rückzug der russischen Truppen fordert, AKK, die anscheinend sagt: „Ich bin so wütend auf uns, weil wir historisch versagt haben” oder “Wir haben nach Georgien, Krim und Donbass nichts vorbereitet (…), was Putin wirklich abgeschreckt hätte.“, und ein Angriff um 05:55h (warum nicht „05:45h?): Verrückte Zeiten. Wenn wir jetzt nicht versuchen, die Bundeswehr für den Fall der Bündnis- und Landesverteidigung auszustatten, dann weiß ich auch nicht mehr weiter. Aber könnte Putin nicht auch seine Karten ausgereizt haben? Begeisterung selbst in seinem Sicherheitsrat sieht irgendwie anders aus. Und – um wieder einmal die Geschichte zu bemühen – bei seinem Einmarsch in „sein Österreich“ sehe ich keine jubelnde Bevölkerung, die seine Truppen begrüßt. Hoffentlich sehen wir jetzt den Anfang von seinem Ende. Da wir uns aber in den letzten dreißig Jahren dermaßen konventionell nackt gerüstet haben, Russland Atommacht ist und es jetzt nicht ohne Charme wäre zu beobachten, was China jetzt macht, leben wir fürwahr in „interessanten Zeiten“…
@Fussgaenger: Der A400 wird über ROM kreisen, um andere NATO-Flugzeuge dort Luftbetanken zu können.
@ Tom67
Ich bilde mir nicht ein, die Befindlichkeiten der Menschen in Odessa, in Mariupol usw. zu kennen. Dass die Krim sich nach 2014 nicht mehr in der Ukraine halten ließ – sehe ich ehrlicherweise auch so.
Aber die Ukraine als Ganzes verloren zu geben, wäre ich noch nicht bereit. Es ist leider akademisch, aber es ist die Frage zu stellen, ob man diesen Angriff von Seiten der NATO noch hätte verhindern können, indem man a.) die Aufnahme der Ukraine in die NATO definitiv abgelehnt, b.) Minsk II robust auch gegen ukrainische Widerstände durchgesetzt und im Gegenzug c.) von Putin die Zusage, keine weiteren Änderungen am territorialen Status der Ukraine vorzunehmen oder militärisch gegen die Ukraine vorzugehen, verlangt hätte. Und schließlich hätte man den militärisch neutralen Status der Ukraine unter den Schutz von EU&RU als Garantiemächte stellen können.
Auch heute noch sollte das diplomatische Bemühen dahin gerichtet sein, das Territorium der Ukraine Stand 03/2014 (d.h. ohne Krim) zu bewahren; um eine Gewährung weitgehender Autonomierechte für die russisch orientierten Gebiete wird man dabei nicht herumkommen. Aber solch eine Kantonisierung könnte langfristig wieder eine einigermaßen friedliche Koexistenz in einem Staat ermöglichen. Ein Beispiel dafür wäre die Republika Srpska in Bosnien-Herzegowina. Dieser Weg wäre bei einer nicht anerkannten Annexion von Gebieten durch Russland und einem dauerhaften Grenzkonflikt verschlossen.
Diese „bosnische Lösung“ wäre alles andere als ideal, aber dieses Beispiel sollte zeigen, dass auch bittere Kompromisse langfristig bessere Ergebnisse zeitigen können als das Beharren auf das eigene Recht, mag es auch noch so legitim sein.
@Cybee (Abnehmer und Lieferanten für Russland): Ihre Antwort übersieht völlig, dass die Salden der Leistungsbilanz hier eine Rolle spielen. Sowohl Russland als auch China erzielen jeweils Überschüsse gegenüber Deutschland/EU. Abgesehen von ein paar Problemen mit den Größendimensionen halte ich es für fraglich, ob die Chinesen bereit sind gegenüber Russland die Defizite zu akzeptieren, die die EU im RUS-Handel verbucht. Und solange da nicht per Überschuss das Nettogeldvermögen wächst (Leistungsbilanzüberschüsse erzielt werden), hat Putin keinen interessanten Kuchen, den er an seine Co-Oligarchen verteilen könnte. Wäre gespannt, was dann passiert wenn es unterm Strich heißt: Die bestehenden Konten friert der Westen ein und frisches Geld kommt nicht nach. Wie dann shoppen gehen in London?
@ Felix
Natürlich kann man jetzt sagen „Wir hätten Waffen liefern sollen“ – aber wo hätten wir die hernehmen sollen?
Nehmen Sie an, Lieferungen an Flugabwehrwaffen durch D hätten irgend etwas bewirkt, als dass die Bestände der Bw selber noch mehr geschrumpft wären und dass die deutschen Waffen ‚unter ferner liefen‘ zusammen mit dem Rest ausgeschaltet worden wären?
Wenn man nach 2014 die Rüstungsindustrie hochgefahren und die Beschaffungspolitik rapide anders aufgestellt hätte – das wäre vielleicht etwas anderes gewesen. Aber zu jedem Zeitpunkt der jetzt laufenden Debatte in den letzten paar Monaten war es für Deutschland mEn längst zu spät, um auf dem Sektor noch etwas erreichen zu können.
@ Closius Erfüllte die Ukraine denn 2014 die Aufnahmekriterien? Ich denke, mal nicht.
@ Roland09 Sorry!