Bundeswehr-Wachbataillon: „Mehrere Dutzend“ Soldaten als Rechtsextremisten und mit „abartigen Ritualen“ aufgefallen

Im Wachbataillon der Bundeswehr, dem protokollarischen Aushängeschild der Streitkräfte, sind Dutzende von Soldaten mit rechtsextremistischem Verhalten und „abartigen Trink- und Aufnahmeritualen“ aufgefallen. Eine komplette Kompanie wurde vorerst aus dem Protokolldienst herausgenommen, mehrere Vorgesetzte vom Dienst entbunden.

Das Verteidigungsministerium bestätigte am (heutigen) Freitag im Wesentlichen einen entsprechenden Bericht des Spiegels. Nach Angaben von Ministeriumssprecher Oberst Arne Collatz werden in dem rund 1.000 Männer und Frauen starken Bataillon in Berlin Vorwürfe gegen mehrere Dutzend Soldaten untersucht. Es gehe dabei um ziemlich abartige Trink- und Aufnahmerituale sowie rechtsextreme Vorfälle.

Details nannte Collatz nicht. Nach dem Bericht des Spiegels soll sich in der 2. Kompanie des Wachbataillons eine Gruppe von mindestens sechs Soldaten gebildet haben, die sich offen als Wolfsrudel bezeichneten. Offen hätten die Soldaten auch T-Shirts mit Nazi-Anspielungen getragen. Darüber hinaus habe es nach Zeugenaussagen als Aufnahmerituale Anurinieren unter der Dusche, Faustschläge gegen die Leber oder Anzünden von Körperteilen mit Feuerzeug und Zigarette gegeben, berichtete das Magazin.

Als erste Konsequenz wurde nach Angaben des Ministeriumssprechers die betreffende Kompanie aus dem Protokolldienst herausgenommen. Das Wachbataillon wird den nächsten größeren öffentlichkeitswirksamen Auftritt beim Rückkehrerappell für die Afghanistan eingesetzten Soldat*innen und beim anschließenden Großen Zapfenstreich haben. Der überwiegende Teil der Vorwürfe betreffe zwar Mannschaftsdienstgrade; allerdings seien auch einzelne Vorgesetzte zunächst von ihren Funktionen entbunden worden.

Die Vorwürfe wurden laut Collatz durch interne Meldungen bekannt, die zu weiteren Ermittlungen in dem Berliner Bataillon geführt hätten. Diese Vorfälle beschämen uns alle zutiefst, sagte der Ministeriumssprecher. Sie schädigten nicht nur das Ansehen der Bundeswehr, sondern gefährdeten auch den Zusammenhalt in der militärischen Gemeinschaft und damit letztendlich die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte.

(Ggf. weiter nach Entwicklung)

(Archivbild Januar 2013: Soldaten des Wachbataillons beim zentralen Appell der StreitkräŠftebasis in Bonn – Alexander Linden/Bundeswehr)