Drohnen-Lieferant der Bundeswehr im Insolvenzverfahren – Und was wird nun aus dem neuen HUSAR? (Nachtrag: BAAINBw)
Das Unternehmen EMT, wesentlicher Lieferant der kleinen Aufklärungsdrohnen der Bundeswehr, befindet sich in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Als Grund nannte die Firma Liquiditätsschwierigkeiten nach Rücknahme einer Ausfuhrgenehmigung und Verzögerungen in der Fertigstellung von Auftragsdokumentationen. Ob sich das auf das geplante neue Aufklärungssystem HUSAR des Heeres auswirkt, das ohnehin hinter dem Zeitplan liegt, ist bislang unklar.
EMT ist der Hersteller der Drohnen vom Typ Aladin und LUNA (Luftgestützte unbemannte Nahaufklärungsausstattung), die seit Jahren von der Bundeswehr auch in Auslandsmissionen eingesetzt werden.
Die aktuelle finanzielle Lage teilte das Unternehmen am vergangenen Freitag per Pressemitteilung* mit:
Die EMT Ingenieurgesellschaft Dipl.-Ing. Hartmut Euer mbH saniert sich in Eigenverwaltung.
Das Amtsgericht Weilheim hat mit Beschluss vom 4. Dezember 2020 antragsgemäß die vorläufige Eigenverwaltung über das Vermögen der Gesellschaft angeordnet und Herrn Ivo-Meinert Willrodt von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Die Gesellschaft wird durch den Generalhandlungsbevollmächtigten, Herrn Dr. Oliver Liersch, Brinkmann.Weinkauf Rechtsanwälte in der Sanierung unterstützt. (…)
Grund für die Antragstellung sind Liquiditätsschwierigkeiten. Infolge des gegen einen Kunden verhängten Embargos konnten geplante Auslieferungen nicht erfolgen, was zu erheblichen Einnahmeausfällen führte. Hinzu kamen zuletzt Verzögerungen in der Fertigstellung von Auftragsdokumentationen, was weitere Liquiditätslücken entstehen ließ.
Verhandlungen mit den Kunden scheiterten zuletzt, weshalb der Schritt in die Eigenverwaltung erforderlich wurde. Dieses Verfahren erlaubt die erfolgreiche Restrukturierung der Gesellschaft, die Fortführung des Geschäftsbetriebs und den Erhalt der Arbeitsplätze.
In welches Land die Ausfuhr von Drohnen untersagt wurde, teilte das Unternehmen zwar nicht mit. Aus Expertenkreisen wurde aber auf Lieferungen an Saudi-Arabien verwiesen – und die bisherigen Genehmigungen für Rüstungsexporte fast aller Firmen in das arabische Land wurden widerrufen, ein Exportstopp gilt bis Ende kommenden Jahres, wie der Stern-Kollege Martin Tillack kürzlich erfuhr:
Bundesregierung verlängert Exportstopp für Rüstungsgüter für #Saudi-Arabien bis Ende 2021 – teilt mir gerade das Bundespresseamt mit. Ältere Genehmigungen werden widerrufen. Für Gemeinschaftsprojekte mit Partnerländern kann es Genehmigungen geben, man zählt auf „Konsultationen“ pic.twitter.com/kXa4qymdmR
— Hans-Martin Tillack (@hmtillack) December 4, 2020
Im vergangenen Jahr waren in iranischen Medien Fotos aufgetaucht, die eine von jemenitischen Kräften in Saudi-Arabien abgeschossene LUNA-Drohne zeigen sollen:
Für die Bundeswehr stellt sich in dieser Situation möglicherweise die Frage, wie es ihren Planungen für Drohnen in dieser Größe weitergeht. Bereits im August 2015 hatte das Verteidigungsministerium mitgeteilt, dass die geplante Nutzung der LUNA wie auch des Kleinfluggeräts Zielortung (KZO) bis zum Jahr 2020 begrenzt sei.
Dringend ist für das Heer vor allem die Nachfolge des KZO-Systems. Im September 2016 hatte das Ministerium dafür das System HUSAR in Aussicht gestellt:
Der Generalinspekteur der Bundeswehr hat am 15. August 2016 im Projekt HUSAR den Lösungsvorschlag 4 (Kombination aus Nutzungsdauerverlängerung (NDV) von acht Systemen LUNA und Neubeschaffung von drei marktverfügbaren UAS) zur Auswahlentscheidung (AWE) erhoben. Mit dieser Entscheidung wurde die Vorgabe verbunden, im Laufe des kommenden Planungszyklus eine Realisierung weiterer Systeme ab 2020 gemäß LV 5 mit dem Ziel des Erreichens einer aufgabenorientierten Ausstattung zu prüfen.
Die Bundeswehr plant dabei mit einer weiterentwickelten LUNA NG (Next Generation) – und der Zeitplan ist ohnehin schon ins Rutschen gekommen. Der Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium Thomas Silberhorn sagte dazu am 18. November dem Bundestag:
Der derzeit mit dem Auftragnehmer abgestimmte Zeitplan sieht vor, die ersten drei Seriensysteme mit ihren insgesamt 15 Luftfahrzeugen Anfang des Jahres 2021 mit einer Anfangsbefähigung in Nutzung zu nehmen. Zusammen mit den fünf Luftfahrzeugen des bereits abgenommenen Pilotsystems sollen sie im Schwerpunkt zu Ausbildungszwecken eingesetzt werden. Alle Systeme dieses Bauloses werden bis Ende des Jahres 2021 auf die Zielbefähigung umgerüstet. Der Zulauf der übrigen mit der Zielbefähigung ausgerüsteten Luftfahrzeuge ist derzeit ab Ende des Jahres 2021 vorgesehen und soll bis zum Jahr 2023 abgeschlossen sein.Aus der aktuellen Covid-19-Pandemie resultierende Einschränkungen beim Auftragnehmer und dessen Zulieferern führen zu Verzögerungen, sodass der bestehende Zeitplan absehbar anzupassen sein wird.
und Heeresinspekteur Alfons Mais hatte sich bereits Anfang November im Hinblick auf die von Deutschland gestellte NATO-Speerspitze VJTF2023 ebenfalls skeptisch zum Zeitplan geäußert:
Auch das ein oder andere Rüstungsprojekt, das dezidiert auf die VJTF 2023zugeschnitten war kommt mit Sicherheit nicht rechtzeitig (HUSAR, qualifizierte FlgAbw) oder in abgestufter Qualität.
Nachtrag (Danke für den Leserhinweis!): Auf unternehmensregister.de, das im Auftrag des Bundesjustizministeriums betrieben wird, findet sich im Jahresabschluss 2018 für die EMT Ingenieurgesellschaft Dipl.-Ing. Hartmut Euer mbH, Penzberg, unter Sonstige Pflichtangaben der Hinweis:
Der Exportstopp für Lieferungen nach Saudi-Arabien wurde bis zum 31.03.2020 verlängert. Als Reaktion auf die Verlängerung wurde EMT bei einem Kundenbesuch am 02.10.2019 in Saudi-Arabien mitgeteilt, dass EMT der vom Exportstopp betroffene Vertrag entzogen werden soll. (…) Dementsprechend geht EMT aus heutiger Sicht nicht mehr davon aus, dass der Vertrag mit dem Kunden aus Saudi-Arabien fortgeführt werden kann oder mit weiteren nennenswerten Umsätzen in der Zukunft zu rechnen ist.
Nachtrag 8. Dezember: Das BAAINBw sagte dazu auf meine Nachfrage:
Dem Antrag der Fa. EMT auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens und der Anordnung der Eigenverwaltung wurde durch das zuständige Amtsgericht am 04.12.2020 stattgegeben. Die Auswirkungen auf das Projekt HUSAR können zum jetzigen Zeitpunkt, zwei Werktage nach Bekanntwerden des Beschlusses, noch nicht abgesehen werden.
Fürs Archiv die Sicherungskopie der EMT-Pressemitteilung: 20201204_EMT_Penzberg_Eigenverwaltung
(Archivbild April 2013: LUNA am OP North in Afghanistan – Andrea Bienert/Bundeswehr)
Tja, wohl ein Maurerbeispiel wie man durch ideologisch motivierte, rechtlich fragwürdigen nachträglichen Genehmigungsentzug die eigene hochwertindustrie gegen die Wand fahren kann.
Deutschland kriegt seine Rüstungsindustrie schon kaputt. Künftig bekommen wir selbst Kleinkram nur noch auswärts.
Die Bundeswehr beweist ja echt ein Händchen bei der Auswahl ihrer Lieferanten. Vielleicht sollte man mal davon wegkommen, den billigsten Anbieter auszuwählen. Woanders ist es übrigens üblich, bei Angebotsabgabe einen Liquiditätsnachweis zu erbringen.
Ist das bei der BW nicht so?
@all
Ich rate ein bisschen zur Vorsicht, jetzt darauf abzuheben, dass ein Ausfuhrverbot quasi einer Enteignung klarkomme. Die Sachlage ist etwas komplizierter, insbesondere bei den so genannten Ruhensanordnungen für Ausfuhren in bestimmte Länder – und da sieht es dann danach aus, dass es auch Entschädigungen geben muss. Wie sich das in diesem Fall darstellt, ist nicht so ganz eindeutig aus der Mitteilung erkennbar.
Ob man bei EMT jetzt noch einkaufen kann oder sollte, wird wohl der berühmt-berüchtigte Stab J im BAINBW zu entscheiden haben. Bei einem insolventen Zulieferer sollte man allerdings kein Steuergeld parken, da hätten sie schneller sein müssen.
Dann ist da wohl doch was dran, das die Bw die Ausbildung mit der KZO wieder aufnimmt.
@T.Wiegold
Gewiss, trotzdem müssen Unternehmen im Verteidigungsbereich seit längerer Zeit damit rechnen, dass ihnen bereits erteilte Genehmigungen wieder entzogen werden, nur weil irgendwo ein Aktivist einen empörten Leserbrief verfasst hat. Mit dem Gebot der Rechtssicherheit ist gerade die Haltung der Sozialdemokraten in der Regierung nicht vereinbar.
[Wollen Sie über Ihre Formulierung vielleicht noch mal nachdenken, oder bleiben Sie dabei, die Vielzahl von Toten in Jemen oder den Mord an Kashoggi damit gleichzusetzen, dass „irgendwo ein Aktivist einen empörten Leserbrief verfasst hat“? T.W.]
Wenn man bedenkt um wieviele Jahre sich das Projekt LUNA NG schon verzögert, kann man auch zu dem Schluss kommen, dass das Problem beim Unternehmen und nicht bei den fehlenden Ausfuhrgenehmigungen liegt.
Just connecting the dots:
(wie immer bleiben wir „vorsichtig“ – und „Web-links natürlich aus bekannten Gründen“ nicht – Meldungen 1 & 2 findet man aber heute in der Tagesschau):
1. Sipri-Bericht: Weltweite Rüstungsausgaben steigen: 8,5 Prozent mehr als 2018 und 15 Prozent mehr als 2015
2. Deutsche Firmen rangieren nicht unter den Top 25 der Lieferanten
3. Deutsche Firma hat Liquiditätsschwierigkeiten – auch wegen Rücknahme einer Ausfuhrgenehmigung
Über vernetzte „Risiken und Nebenwirkungen“ politischer Entscheidungen mag sich jeder seinen Reim selber machen.
[Ein nicht ausrottbares Missverständnis: Nein, hier hieß es nie „Web-links natürlich aus bekannten Gründen nicht“, sondern: deutsche Verlagswebseiten werden aus bekannten Gründen nicht verlinkt. Es spricht also nichts dagegen, die ‚Tagesschau‘ zu verlinken:
https://www.tagesschau.de/ausland/sipri-ruestungsausgaben-113.html
T.W.]
Ich finde es schon mehr als sehr bedenklich, wie hier systematische Menschenrechtsverletzungen ignorant beiseite gewischt werden. Hauptsache „uns“ geht’s (wirtschaftlich) gut…
Vielleicht sollten die Herren Wacaffe und Muck Ihre Äußerungen noch einmal überdenken.
Sehr bedauerlich, aber die Saudis sind nun mal keine vorzeigbaren Kunden.
Die Frage wäre ob man eventuell die Produktion von Waffensystemen noch mehr in sowas wie einen teilstaatlichen Rüstungsbetrieb bündelt.
Bei den Russen klappt das offensichtlich ganz gut.
Da könnte man sowas abfangen und solange so eine Firma keine Resterampe für Altpolitiker wird, könnte ein zentrale Steuerung der Projekte von zivilen technischen und Anwendungsfachleuten durchaus was bringen.
Sowohl finanziell wie das mal was eventuell im angesetzten Zeitrahmen fertig wird.
@T. Wiegold
Nichts für ungut, aber eine solche Fangfrage ist unter Ihrer Würde und beleidigt unser beider Intelligenz. Sie werden genauso gut wie ich die Statistiken kennen, welche Güter en detail wohin exportiert werden.
Sie werden wissen, dass Deutschland hauptsächlich „Dual use“-Produkte verkauft, und Waffensysteme im eigentlichen Sinne – ausgenommen für die Marine, wo sie realiter nicht zum Einsatz kommen – an Nicht-NATO-Staaten praktisch nicht mehr exportiert werden.
Und Ihnen dürfte genauso gut wie mir bewusst sein, dass in Deutschland organisierte Bestrebungen existieren, unterstützt sogar von Regierungsmitgliedern, die Rüstungsindustrie abzuwickeln.
Das reicht von Initiativen, Universitäten die Forschung zu militärischen Zwecken zu verbieten, über die Unterdrucksetzung von Banken, Rüstungskonzernen die Geldmittel zu entziehen, bis hin zu einer derart restriktiven Genehmigungspraxis, dass das Außenamt sogar die Lieferung von Sanitätsmaterial in die Ukraine verhindert hat.
Ich bleibe bei meiner Einschätzung, dass die Haltung der sich hierin engagierenden Teile von Politik und Gesellschaft von der Realität der deutschen Rüstungsexporte abgekoppelt sind.
Was man übrigens im Ausland ähnlich zu sehen scheint, bedenkt man die rapide gesunkene Bereitschaft etwa von Franzosen, Italienern und Briten, in Rüstungsprojekte mit deutschen Firmen einzusteigen, weil die Exportaussichten bei null liegen.
Oder wie kommentierte ein italienischer Senator so treffend: Am deutschen Wesen soll wieder einmal die Welt genesen. Neu ist nur, dass sie nicht länger glauben, ihr Blut wäre reiner als unseres. Heute glauben sie, sie hätten die reineren Seelen.
Besser kann man Deutschlands Auftreten auf der außen- und sicherheitspolitischen Weltbühne kaum umschreiben.
@M.Apelt: +1
Danke. Ich hätte es nicht besser ausdrücken können.
@ m.apelt
In der Güterabwägung zwischen „systematischen Menschenrechtsverletzungen“ auf die irgendwelche provinziellen Entscheidungen in Deutschland keinerlei Einfluss haben, und der substantiellen Vertrauensschädigung in die Exportzuverlässigkeit einer Schlüsselindustrie ist im nationalen/realpolitischen Interesse das wirtschaftliche Interesse der eigenen Nation tatsächlich höher zu bewerten.
Alles andere ist (mit Verlaub) politische Onanie die ineffektiv bezüglich des eigentlichen Zieles letztlich nur Selbtschädigung betreibt.
Eine deutsche Rüstungsindustrie kann ohne substantielle Exportmärkte nicht bestehen, wer nachträglich Genehmigungen (gleich aus welchen Gründen erzieht oder ad infinitum auf Eis legt treibt die entsprechenden bländer geradezu vorsätzlich bin die Arme der Konkurrenz. Diese wird in eine paar Jahren dann die Kadaver der deutschen Hochtechnologie aufkaufen und weiterhin nach SA und andere „Problemstaaten“ exportieren.
Was haben wir dadurch gewonnen abgesehen vom kurzfristigen gesinnungsethischen high?
Leider ist Selbiges aber scheinbar Leitmotiv deutscher Rüstungsexportpolitik geworden.
@T.Wiegold
oich bin mir nicht sicher, wie viel man aus einem öffentlichen Geschäftsbericht zitieren darf oder ob der Text an sich auch zu viel geworden wäre. aber unter folgendem Link
https://www.unternehmensregister.de/ureg/index.html
In die Suchmaske:
EMT Ingenieurgesellschaft
eingeben und den Jahresabschluss von 2018 lesen.
Unter Punkt „5. Sonstige Pflichtangaben“ steht eigentlich alles zum Thema Saudi-Arabien.
Zusammenfassung:
Das Problem ist, dass Saudi-Arabien (verständlicherweise) nicht weiter Geld schickt.
Jedoch hat man dieses Geld langfristig schon eingeplant gehabt (Deckungsbeiträge und Liquiditätszuflüsse für 2019 und 2020) und musste sich nun andere Möglichkeiten suchen. Dezember 2020 war hier die Frist.
Also eigentlich läuft das Geschäft und ist auch nicht bedroht, nur sind die finanziellen Planungen durcheinander gekommen.
Als Laie würde ich mal behaupten – ein Überbrückungskredit bei der KfW mit Bürgschaft Bund (wegen Embargo) reicht vollkommen aus. Bin aber Laie!
[Danke für den Hinweis! Ich trage das zur Verständlichkeit oben nach. T.W.]
Mal sehen was dann in der nächsten Zeit mit der Anzahl einsatzbereiter ALADIN und LUNA passiert sollte die Hersteller Unterstützung ausfallen.
Ist natürlich besonders spannend wenn größere Personenkreise ihre jährlichen Flüge nicht machen können.
@Wacaffe
In der Abwägung:
dauerhafte, systematische Menschenrechtsverletzungen tolerieren oder Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Industrie in beeinträchtigen, ist im „nationalen/realpolitischen Interesse das wirtschaftliche Interesse der eigenen Nation tatsächlich höher zu bewerten.“
Mit dieser Haltung lässt sich letzten Endes ein Handel mit jeglichem Regime legitimieren. Nicht, dass am Ende das Vertrauen in Staaten, die man selbst nicht gern zum Nachbar hätte, das Vertrauen in KMW und Co. schwindet…
Ich denke, als deutscher Rüstungsbetrieb muss man sich im Klaren sein, dass der deutsche Bürger und damit der Staat moralische Ansprüche (Rechtstaatlichkeit) an den Verkauf von militärischen Gütern knüpft. Das ist weder neu, noch verwerflich, sondern usus. Exportverbote werden auch von anderen Staaten nach politischer Lage verhängt. Siehe Stopp des Verkaufs von Jets an die Türkei durch die USA. Außerdem kann man immer noch in die NATO und aussoziierte Staaten exportieren. Manche sind dabei äußerst erfolgreich, siehe Boxer-Export. Es ist also keineswegs ein prinzipielles Problem, sondern eines der jeweiligen Unternehmensführung.
Deutsche Steuermilliarden werden im Übrigen auch in Zukunft bei internationalen Rüstungsprojekten gefragt sein.
Die betriffene FA wird sich neu aufstellen und die Projekte dann wohl verzögert weiterführen.
@muck
„Sie werden wissen, dass Deutschland hauptsächlich „Dual use“-Produkte verkauft, und Waffensysteme im eigentlichen Sinne – ausgenommen für die Marine, wo sie realiter nicht zum Einsatz kommen – an Nicht-NATO-Staaten praktisch nicht mehr exportiert werden.“
Wer soll denn unseren Müll kaufen? Was das Verteidigungsministerium, nach seinen Wunschvorstellungen bekommt, ist unverkäuflicher Schrott.
Der SPZ Puma, die Hubschrauber Tiger und NH90, der A400M, Die F125, die K130, der veraltete Eurofighter, den man nur kauft um vor US Sanktionen sicher zu sein usw. sind halt keine Exportschlager.
ThyssenKrupp hat allerdings eine Fregattenklasse im Angebot die sich verkauft, weil die an die Kundenbedürfnisse angelehnt ist. Das gleiche bei den Ubooten.
Der Schützenpanzer Lynx scheint auch sehr gut anzukommen.
Die LKWs verkaufen sich wie geschnitten Brot.
In vielen Bereichen hat unsere Industrie aber halt NICHTS anzubieten was finanzschwächere Länder sich leisten könnten. Länder kaufen auch ein Artilleriesystem wie das Caesar aus Frankreich, weil es günstiger in der Anschaffung ist, sowie günstiger im Unterhalt und vor allem viel schneller verlegbar ist, als die goldene Schildkröte PzH2000.
Darüber hinaus ist die Bundeswehr ein Problem für die Wehrtechnische Industrie. Auch ein gutes System bekommt das Verteidigungsministerium verschlimmbessert oder es wird die Ersatzteillogistik und Instandhaltung an die Wand gefahren. Es sieht dann so aus, als wären die Firmen alle unfähig.
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Wer die Menschenrechtsverletzungen in diversen Ländern ignoriert, nimmt bestimmt auch gerne noch weitere Millionen von Flüchtlingen auf, gell?
Würden die Produkte was taugen, könnte man mit Geschäften zwischen Ländern und 0% Finanzierungen arbeiten. ABER unsere Regierung ist besessen vom freien Markt und käme nie auf die Idee richtige Industriepolitik zu betreiben.
Ob und in wie weit es zu Menschenrechtsverletzungen in anderen Ländern durch Waffenexporte seitens der BRD gekommen ist, sollte nicht primär die Frage sein.( Ja, das Thema darf natürlich generell nicht unter den Tisch fallen )
Aber andererseits ist es wieder einmal ein Rüstungsprojekt, was nicht an die Truppe ausgeliefert wird.
Von TLVS über das neue Gewehr, Hubschrauber, Tornadonachfolger etc. Wenn ein neues Projekt ( WaSys ) etwas verspätet in die Truppe kommt, dann OK. Aber wenn es gefühlt zu spät kommt ……oder garnicht,…..das ist doch das Problem. Mittlerweile habe ich persönlich das Gefühl, das so rein garnichts funktioniert, was das Anschaffen von neuen WaSys betrifft.
Ich gehe davon aus dass das Unternehmen Kredite vom Bund erhalten wird…
vllt kann man sich ja auch drauf verständigen dass man mehr Husar Systeme zeitnahe bestellt um den Neustart dann etwas anzuschieben …
Husar wäre schon ein wesentlicher Bestandteil der VJTF2023 bzw Division 2027…. wenn auch finanziell nicht besonders relevant…aber von der Leistungsfähigkeit und zentralen Stellung im gesamtsystem
@all
Oben nachgetragen die Antwort vom BAAINBw:
Die Auswirkungen auf das Projekt HUSAR können zum jetzigen Zeitpunkt, zwei Werktage nach Bekanntwerden des Beschlusses, noch nicht abgesehen werden.
@Muck 21:23
+1
@T. Wiegold
Verzeihen Sie die etwas geharnischte Eröffnung. Ich hatte Ihren Einwand so interpretiert, als wollten Sie suggerieren, mir seien mögliche Menschenrechtsverletzungen mit deutschen Rüstungsgütern gleichgültig.
Ich hingegen hatte lediglich an die Fundamentalopposition all der Jürgen Grässlins dieser Welt gedacht, die sogar Waffenlieferungen an die Polizeien europäischer Staaten anprangern. Solche Fragen gehören für mich demokratisch legitimierten Volksvertretern vorgelegt, nicht selbstberufenen Moralinstanzen.
@SvD
In Anbetracht von Deutschlands Platz im Ranking der Rüstungsexporteure besteht wohl noch ein gewisses Interesse, insbesondere (und dies scheint vielsagend) an den Leistungen der deutschen Industrie als Zulieferer bspw. im Bereich Sensorik und Antriebe (für die zumeist weniger strenge Auflagen erteilt werden).
Auch mangelte es bis in die jüngste Vergangenheit nicht an Interessenten für gemeinsame Rüstungsprojekte. Ich glaube nicht, dass die deutsche Rüstungsindustrie in Verruf geraten ist – zumal sich die Experten anderer Länder durchaus erklären können, warum Projekte wie der Puma stocken.
In Verruf geraten ist die deutsche Haltung zu Rüstungsexporten, wozu sich selbst befreundete Regierungen negativ geäußert haben – etwa der französische Präsident. Und obwohl ich es nicht gutheißen würde, wie die Franzosen unterschiedslos afrikanische Potentaten zu beliefern, kann ich seinen Frust doch verstehen.
Es fehlt, wie gesagt, an Sicherheit für die Unternehmen und deren ausländische Partner.
Außerdem ärgerlich: Wie bereits einige Kommentatoren angemerkt haben, erwartet Berlin in völliger Realitätsverleugnung von einer Rüstungsindustrie, der sie doch erhebliche Wettbewerbsnachteile auferlegt, Spitzenprodukte zu Spitzenpreisen.
@muck:
Die kolportierte Äußerung des italienischen Senators halte ich für eine zutreffende Beschreibung. Gibt es nähere Informationen dazu: Wer hat das gesagt, wann, ggf. ein Link/Originalquelle?
Ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung ist erstmal kein Weltuntergang, Finanzen sortieren und sich mit der BW an einen Tisch setzten und dann gibt es bestimmt auch eine Zukunft für das Unternehmen. Bin im Netz auf den LehrVsuZg HUSAR gestoßen was ich ganz positiv finde. Was ich leider nicht verstehe ist, das sich dieser Ende 2020 wieder auflöst. Warum nicht langfristig denken und die nächste Drohnengeneration testen z.B. Luna VTLO.
Würde zur Planungssicherheit des Unternehmen beitragen und man würde weitere Kompetenz bei der BW aufbauen.
@muck: Wo sehen Sie ein Problem bei Spitzenprodukten zu Spitzenpreisen? Die zahlt die Bundeswehr ja! Was anderes wären Schnäppchenpreise. In all den vergangenen Jahren kann ich mich aber nicht daran erinnern, dass hier mal über Schnäppchenpreise für die Bundeswehr diskutiert wurde. So in der Art: „Die Bundeswehr bekommt 20% Mengen- Rabatt auf den marktüblichen Preis für XY“. Das Gegenteil ist der Fall – ein erheblicher Anteil der Kosten sind Entwicklungskosten sowie direkte Förderung der heimischen Industrie. Jede Beschaffung, die nicht im internationalen oder wenigsten EU-Rahmen stattfindet, ist aus meiner Sicht eine direkte Subvention der heimischen Rüstungsindustrie. Und das wird ja wohl der überwiegende Teil der Beschaffungen sein. In diesem Zusammenhang davon zu reden, das die Bundesregierung der Rüstungsindustrie „erhebliche Wettbewerbsnachteile auferlegt“, ist krass.
Ich bin mir schon bewusst, dass andere Länder ähnlich oder noch stringenter Verfahren anwenden und damit noch mehr direkt subventionieren. Aber man sollte sich immer vor Augen halten, dass es auch viele andere Industriezweige gibt, die nicht so offensichtlich und direkt staatlich alimentiert werden.
Die Probleme der Firma EMT sind hausgemacht. Ohne Kenntnisse des Betriebes und der Entwicklung von Husar (zB versprochene und erbrachte Leistungen, Umstellung analog auf digital, Vertrag) kann man die Situation kaum bewerten.