Grüne Bundeswehr: CO2-Ausstoß seit 2005 knapp halbiert (die Truppe aber auch)
Der Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) durch militärisches Gerät ist in der Bundeswehr seit 2005 um knapp die Hälfte gesunken. Allerdings ist seit jenem Jahr auch die Personalstärke der Bundeswehr und auch ihr Gerät ebenfalls um etwa die Hälfte geschrumpft.
Nachdem Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer am (gestrigen) Montag in einem Interview den Klimawandel als Herausforderung auch für die Streitkräfte bezeichnet hatte, gab es in der Bundespressekonferenz Nachfragen dazu – die das Ministerium am (heutigen) Dienstag zu beantworten versuchte:
Das Bundesministerium der Verteidigung und die Bundeswehr leisten einen erheblichen Beitrag zum Erreichen der umweltpolitischen Ziele der Bundesregierung. Wir bauen den Anteil an Verbesserungen im Umweltschutz, Naturschutz und in der Nachhaltigkeit weiter aktiv aus und werden dies auch in Zukunft kontinuierlich weiterverfolgen. Zugleich sehen wir eine „Win-Win-Situation“: Wenn wir an der richtigen Stelle investieren – wie in den sparsamen Betrieb oder in nachhaltige, klimaneutrale Energiesysteme – spart das Haushaltsmittel und macht uns mit eigenerzeugter Energie durchhaltefähiger in Krisensituationen.
Der CO2-Ausstoß der Bundeswehr konnte in den letzten Jahren in allen Sektoren deutlich reduziert werden: Im Vergleich zum Jahr 2015 (1,78 Mio. t CO2) nahm die CO2-Gesamtemission (Infrastruktur und militärische Mobilität) der Bundeswehr für das Jahr 2019 (1,45 Mio. t CO2) trotz vermehrter Aktivitäten unter anderem in der Bündnisverteidigung um etwa 19 Prozent ab. Allein im Bereich der „grünen Mobilität“, das heißt der durch die Bundeswehr genutzten militärspezifischen Mobilitätssysteme (Land. Luft, See), nahmen von 2005, dem ersten Jahr der standardisierten Erhebung der Kraftstoffverbräuche, bis 2019 die jährlichen CO2-Emissionen von 1,18 Mio. t CO2 auf 0,63 Mio. t CO2 um 46,6 Prozent ab. Damit waren die Anstrengungen in der „grünen Mobilität“ der Bundeswehr, die CO2-Gesamtverkehrsemissionen zu reduzieren, im Vergleich zu den entsprechenden nationalen Werten rein rechnerisch um 48,5 Prozent erfolgreicher.
Die beiden letzten Sätze sind, so deutlich muss man das wohl sagen, so genanntes Greenwashing: Wenn der CO2-Ausstoß durch militärspezifische Mobilitätssysteme in den vergangenen 15 Jahren um 46,6 Prozent abgenommen hat, gehört dazu auch ein Blick auf die Entwicklung der Bundeswehr in dieser Zeit. Die militärische Personalstärke hat sich seitdem in etwa halbiert, und die Zahl der kraftstoffhungrigen militärspezifischen Mobilitätssysteme ist ebenso geschrumpft. Weniger Kampfpanzer, weniger Flugzeuge, weniger Hubschrauber, und beklagt nicht die Deutsche Marine, ihr Bestand an schwimmenden Einheiten sei die kleinste deutsche Marine aller Zeiten?
Interessanter und aussagekräftiger ist da schon der Blick auf die Entwicklung der vergangenen fünf Jahre. Knapp zwanzig Prozent weniger CO2-Ausstoß trotz zunehmender Einsatz- und vor allem Übungsaktivität ist ja durchaus eine positive Entwicklung. Allerdings zeigt ein genauerer Blick: Da hatten offensichtlich Energiesparmaßnahmen bei der Infrastruktur einen entscheidenden Anteil – denn bei den mobilen Systemen der Bundeswehr ging der Kohlendioxid-Ausstoß von 2015 bis 2018 nicht um etwa 19, sondern um 10,6 Prozent zurück.
Diese letztgenannte Zahl steht in der Bundestagsdrucksache 19/15249, die noch weitere Detailangaben enthält. Allerdings antwortet das Verteidigungsministerium auf die darin enthaltene Frage der Linken, ob eine klimaneutrale Nutzung zumindest der Hauptwaffensysteme in den nächsten zehn Jahren möglich sei, recht zurückhaltend:
Die Möglichkeiten und Rahmenbedingungen einer künftigen klimaneutralen Nutzung mobiler Systeme der Bundeswehr wurden auf wissenschaftlicher Basis untersucht. Demnach werden trotz angestrebter maximaler Erhöhung des Hybridisierungsgrades durch Elektromotoren aufgrund der gravimetrischen und volumetrischen Eigenschaften von Energieträgern sowohl im Flugbetrieb als auch in der militärischen Landmobilität bei entsprechend hohen Fähigkeitsanforderungen an Masse und Leistung auch langfristig Verbrennungsmotoren und Turbinen eingesetzt werden müssen. Um die Kraftstoffresilienz – auch die der Bundeswehr – nach Peak Oil zu sichern, müssten künftig klimaneutrale synthetische Kraftstoffe für Verbrennungsmotoren unter Verwendung von erneuerbarem Strom nach dem „Power-to-Liquid“-Verfahren großtechnisch hergestellt, zugelassen und somit verfügbar werden. Die Zeitfenster für die künftige Nutzung zugelassener klimaneutraler synthetischer Kraftstoffe in mobilen Systemen der Bundeswehr sind daher abhängig von der Marktverfügbarkeit entsprechender Betriebsstoffe.
Der Kampfpanzer als E-Auto wird also so schnell nicht kommen.
(Es gibt noch zwei weitere Anfragen der Linken dazu, mit teilweise sehr detaillierten Einzelfragen zum Kraftstoffverbrauch einzelner Fahrzeugtypen oder einzelner Übungen; allerdings dann weniger detaillierte Antworten: die Bundestagsdrucksachen 19/16169 und 19/16217.)
(Archivbild April 2020: Soldaten trainieren mit dem Kampfpanzer Leopard 2A6 das taktische Verhalten im Rahmen der Einsatzvorbereitung des Panzerbataillons 104 im Gefechtsübungszentrum des Heeres in der Letzlinger Heide – Marco Dorow/Bundeswehr)
Naja. Ein wenig kann man ja tatsächlich mit moderner Kraftstofftechnik drehen. Oder die Bw umstellen auf Sunfuel oder Lkw mit Holzvergaser. Alles schonmal da gewesen.
Verstehe nicht ganz warum der neue Panzer nicht mit Brennstoffzelle betrieben werden sollte, technisch möglich wäre es auf jedenfall, gerade wo die Regierung ja Wasserstoff fördern will. Und das US-Militär forscht scheinbar auch daran (Welt: „Alternative Energie Wieso das US-Militär an der Brennstoffzelle forscht“).
Wenn man jetzt fies wäre, könnte man den sinkenden CO2-Ausstoß auch mit der immer schlechter werdenden Einsatzbereitschaft von Großgerät in der Truppe in Verbindung bringen … aber das muss jeder selbst entscheiden ;)
Dass mit der Brennstoffzellentechnik ist ja eh ein Ding für sich. Bei den Ubooten funktioniert es. Warum nicht solche Blöcke neben jede 2. Windkraftanlage setzen? Der Wirkungsgrad der Elektrolyse und das Zurückverstromen ist zwar saumäßig. Dafür scheint die Sonne und weht der Wind kostenlos.
@Dante
versuchen sie mal unter Gefechtsbedingungen mit Wasserstoff eine Betankung mit Kanistern durchzuführen. Der Wasserstoff ist hochflüchtig und kann nur in speziellen Druckbehältern gelagert werden. Das würde nur an einer dafür ausgelegten Tankstelle klappen und ob diese im Spannungsfall elektrischen Strom hat, wage ich zu bezweifeln. Die militärische Mobilität mit beschädigter Infrastruktur erhalte ich nur mit E – Fuels.
Ist die Rechnung wirklich so einfach? Halbe Truppe, halber Ausstoß? Aussagekräftiger wären doch weniger die absoluten Zahlen, als prozentuale Angaben bezogen auf die Kategorie. D.h. der Ausstoß pro Stunde Mobilität (/Luft, Land oder Wasser) oder Gebäudebtrieb – auf der Zeitschiene nach Jahr.
Nichtsdestotrotz erwartet sicherlich keiner eine echte Klimaneutralität bei dem ganzen vorhandenen Spezialgerät. Hingegen wäre es schon längst möglich, durch Ausgleichprogramme eine „virtuelle“ Klimaneutralität herzustellen. Da gibt es genügend Anbieter, die dann den Emmissionen entsprechend Bäume pflanzen, Projekte zur Schadstoffsenkung in Entwicklungsländern fördern (Holzöfen z.B.) uvm.
@ zulu dafür giebt es „klassische“ Stromagregate. Mein hintergedanke war eher die zivile Nutzung zur Sromerzeugung. Ob sich im Zweifel nen Panzer mit Brennstoffzelle betreiben lässt ist eine andere Frage. Im übrigen schwabbelt der Wasserstoff und der Sauerstoff bei den Ubooten auch nicht einfach so rum sondern ist im porösem Material gebunden. Villeicht haben wir hier einen Experten der das mal genauer erklären kann.
Man muss den Brennstoffzellenhype darauf zurückführen, was er ist. Die Brennstoffzellentechnologie ist eine Stromerzeugungsart für einen kleinen bis mittleren Verbrauch. Für Motoren, die große Massen zu beschleunigen haben, z.B. Züge eignet sich die Technologie nur bedingt. Solche Geräte werden mit Strom aus Akkumulatoren angetrieben und die können dann moderat mit Brennstoffzellenstrom nachgeladen werden.
Durch Akkus, Brennstoffzellen, Wasserstofftanks, Elektromotoren usw. ergibt sich ein wesentlich höheres Gewicht als mit einem Dieselmotorenantrieb.
Also „Grüne Technologie“ dort wo sie Sinn macht, aber nicht bei militärischen Großgerät.
Abgesehen davon sind Brennstoffzellen bereits bei der Bw im Einsatz – als Stromlieferant für abgesetzte Spezialkräfte im Einsatz.
@ Dante
Der Wasserstoff wird normalerweise unter hohen Druck gasförmig gelagert. Bei den deutschen U-Booten der Klasse 212 kommt jedoch ein Metallhydridspeicher zum Einsatz, d.h. der Wasserstoff verbindet sich mit dem Metall und kann dann ohne so einen großen Druck gespeichert werden und durch leichte Erwärmung wird der Wasserstoff aus dem Metallhydrid wieder ausgetrieben und steht wieder gasförmig für die Brennstoffzelle zur Verfügung. Gewichtstechnisch ist die ganze Anlage für normale Verkehrsmittel jedoch uninteressant, denn durch den hohen Metallanteil wiegt dieser Wasserstoffspeicher noch mehr als die Akkus in dem System.
Ist die CO2 Bilanz in einem Krieg von vordringlicher Bedeutung? Egal mit welchem Großgerät Raffinerien, Chemiewerke oder Ähnliches in Brand geschossen werden, dürfte die CO2 Bilanz des Verursachers eine nur sehr untergeordnete Rolle spielen. Jeder Krieg ist schlecht fürs Klima. Aber das ließe sich, bei gutem Willen, vermeiden. ;-) Nichts für ungut.
Interessant wird das eher für den Feldlager- und GefSt Betrieb, letztes insb. wg. mglw. verringerten Signaturen im Vergleich zu Stromaggregaten.
Und das Aufladen von Akkus (für Funk, „elektronischer Rücken“ u.a.) unabhängig vom Mitführen von Batterien ist auch sinnvoll. Das wird im Outdoor-Bereich bereits praktiziert, teilweise auch beim Militär.
Auch ich sehe eher „Power to liquid“ – also „Benzin, Bio-Diesel, Kerosin aus Strom“ bei den mobilen Fahrzeugen/Flugzeugen als den effizientesten Weg zur Klimagas-Reduktion. Bei den Liegenschaften ist auch sicher noch Luft nach oben in Bezug auf Dämmung, Energienutzung durch Solarthermie/Wärmepumpen und Energiegewinnung aus Sonne, Wind oder Biomasse.
Spezialthema: Insbesondere bei Feldlagern wie in Mali sollte noch eine stärkere Nutzung von Solarenergie konzeptionell eingeplant werden.
Nunja ein Panzer, der nicht fährt, ein Flugzeug, das nicht fliegt und ein Schiff nicht operiert produziert nunmal auch kein CO2.
Ohne die CO2-Ausstoßin Bezug zu den Betriebsstunden zu setzen, sind diese Aussagen wenig wert.
Der Themenbereich Postfossile Bundeswehr/Nachhaltige innovative Energiesysteme ist inzwischen im Organisationsbereich IUD (Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen) gut verortet und wird tatsächlich auch vorangetrieben. Die Abteilungsleiterin des IUD, BMVg und der Referatsleiter IUD II 5, BMVg machen einen sehr kompetenten Eindruck und sind im institutionalisierten Dialog mit Forschung und Industrie. Dies ist ein deutlicher Fortschritt, Ich erinnere mich gut an Zeiten, wo das Thema Energieversorgung sehr untergeordnet behandelt wurde.
Für GefStd ab Ebene Division stimme ich zu, denn alles darunter strahlt ohnehin aufgrund der Funkgeräte wie ein Weihnachtsbaum… ;-)
Der Technologie-Demonstrator GENESIS von FFG wird mittels Elektromotoren angetrieben, was insbesondere für zukünftige Spähpanzern eine sehr reizvolle Idee darstellt. Hier wird sich zeigen, ob und wann die Herausforderungen (Reichweite, Nachversorgung etc.) beherrschbar werden.
Es geht um ein CO2-freies Militär – gerade wenn es NICHT eingesetzt wird, sondern nur übt.
Das ist nur möglich, wenn man sich Allianz-weit auf neue und der Herausforderung angemessene Treibstoff-Qualifikationen einigt.
Das kann nicht H2 sein, das scheint mir klar.
Da liegt die Aufgabe – es geht um die Zukunft, nicht um Leistungen in der Vergangenheit.
Eine Organisation, welche keine Vision für sich selbst in einem klimaneutralen Umfeld hat, gibt sich selbst auf – vgl. die dieselfixierte deutsche Kfz-Industrie. Visionslos steuerte sie auf den Abgrund zu …; ein lehrreiches Negativ-Vorbild.
Nennt mich einen Umweltfeind, aber ich wäre als Verteidigungsminister eher dahinterher, dass die Truppe ihr Material in funktionierender Qualität und ausreichenden Mitteln bekommt als dass ich mir groß Gedanken mache zum Thema CO2 Ausstoß.
Sind da verbrannte Moore mit eingerechnet?
@ OneDoc
Zumindest lebt Frau AKK auch auf diesem Planeten. Das scheint bei Ihnen ja anders zu sein?
@ Martin Schröder 👍
[Es erweckt ein bisschen den Eindruck, als möchten manche hier ein Kneipengespräch draus machen. Bitte nicht. T.W.]
Nur mal so zur Einordnung:
1990 lag der CO2-Ausstoß für „Militär und weitere kleine Quellen“ bei 11,8 Mio t.
Locker das achtfache…
Interessant übrigens, dass beim Umweltbundesamt deutlich kleinere Zahlen für den CO2-Ausstoß genannt werden. So stehen für 2015 dort 1,0 Mio t CO2 in der Statistik, anstatt der 1,78 Mio t des BMVg.
Überblick: https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in-deutschland/kohlendioxid-emissionen#entwicklung-der-kohlendioxid-emissionen-2019
Tabelle: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/384/bilder/dateien/4_tab_emi-ausgew-thg-kat_2020.pdf
Bitte nicht falsch verstehen @Bundesbürger.
Ich lebe auch auf diesem Planeten. Ich denke aber bei den Problemen die die Bundeswehr hat was Material angeht und Rekrutierung gibt es viel wichtigere Stellschrauben als zu gucken wie man möglichst Umweltfreundlich Krieg führt.
Nur ein Randaspekt, aber: Wird das verflogene Kerosin der Flugbereitschaft allein dem GB BMVg „angelastet“ oder nehmen da alle Ressorts was auf ihre Kappe? Und was ist bspw. mit Flügen der DO228 der Marineflieger, die vorrangig für das BMVI fliegen? Oder den Helikoptern der Marine für die SAR (Suche/Rettung auf See)? All die Mobilität bei Amtshilfen, von den helfenden Händen in der Flüchtlingshilfe oder jetzt im Rahmen COVID-19? Food for thought…
Da wittere ich doch gleich die Möglichkeit morgen einen zielführenden KLV-Vorschlag einzureichen, Der OvWa reitet die Zaunrunde auf dem Esel und der Wolf hat mal Pause. Auch Kleinvieh macht Mist, oder so ähnlich…
Die Frage von @Kap’tän ist fruchtbar.
Er unterscheidet zwischen „Bundeswehr“ und „Ressorts“, also auch zwischen Bundeswehr und BMVg. In den vom Hausherrn zitierten KA der LINKEN wird immer nur nach den CO2-Emissionen der „Bundeswehr“ gefragt. Die sind noch nicht auf dem aktuellen Stand.
Seit Anfang 2020 gibt es eine neue rechtliche Situation, die Selbstverpflichtung im Klimaschutzgesetz (KSG) des Bundes (§ 15) zu einer „klimaneutralen Verwaltung“ ab 2030. D.h. für alle ab dann unvermiedenen CO2-Emissionen sind zur Kompensation Rechte einzukaufen, zu Lasten des jeweiligen Haushalts, also anteilig auch des BMVg.
Die ungestellte Frage ist: Ist die Bundeswehr Teil der „Verwaltung“ im Sinne des KSG? „Lohnt“ also die CO2-Vermeidung in der Bundeswehr?
Ich gehe davon aus, dass wir immer mehr Hybrid-Technologie beim Militär sehen werden – und zwar aus taktischen Gründen! Beim Heer um die Aufklärung durch Lärm und Wärmesignaturen direkt an der Frontlinie zu reduzieren. Außerdem lässt sich so bei ausgeschaltetem Motor die ganze Elektronik lange weiter betreiben. Fragt sich nur, ob es auch Bio-Kraftstoffe geben wird. Für Plug-in-Hybride sehe ich da leider noch lange Zeit Diesel-Generatoren als Stromquelle.
Bei den Schiffen könnte ich mir vorstellen, dass man zunächst dazu übergehen wird, abgasfreies langsames Fahren in den Hafenbereichen einzuführen. Leistungsstarke Batterien und/oder Brennstoffzellen für die Versorgung der Elektromotoren. Zum Beispiel mit leistungsstarken Bugstrahlrudern. Mit Stromanschlüssen und/der Wasserstoff-Versorgung in den Häfen. Das wäre dann übrigens auch ein idealer Antrieb für eine Schleichfahrt zu Reduktion von Signaturen auf dem offenen Meer oder im Küstenbereich.
Noch etwas: Alle Fregatten könnte man auch gut mit Biogas oder „Power to methan“ für die Gasturbinen versorgen. Muss man nur wollen.
Ich weis Train as you fight aber theoretisch könnte man beim LEO etc das Powerpack entfernen. und durch einen E-Powerpack aus Batterie/Motor Pack ersetzen. Batterie Leer ist dann „Motorschaden“ und die Inst tauscht im Feld dann das leere Pack gegen ein geladenes. Für das tagtägliche üben z.B. auf der Schießbahn/Fahrschule dürfte die Reichweite einer solchen Lösung durchaus ausreichen vor allem da ja im Stand/Feuerstellung kein „Verbrauch“ stattfindet. Mehr RW gige wenn man auch noch die Treibstofftanks durch Akkublöcke ersetzt.
Generell wird/sollte es wohl zum seriellen Hybrid gehen. Mit einem Akku so groß wie möglich >2.5MWh
Antrieb rein elektrisch. Dazu dann ein/mehrere Generator/en um den Akku zu laden. Da gehen dann auch
„normale“ Motoren/Turbinen von der Stange da diese ja nur in einem Lastpunkt laufen müssen.
H2 braucht immer auch Akkus und die Brenstoffzelle (BZ) ist so ebenfalls ein serieller Hybrid. Eine entspreched große BZ (1MW) wiegt bei ca 300l Volumen ca 500kg. Bei 33,3kWh/kg H2 und einem guten BZ Wirkungsgrad von 60% können so gut 20kWh aus einem kg H2 für den Antrieb verwendet werden. D.h für eine Vollaststunde werden 50kg H2 benötigt. Hört sich nach wenig an aber leider liegt die gravimetrische Energiedichte bei unter 7% (5kg H2 Tank des Mirai wiegen leer 87,5kg) => Gewicht der H2 Tanks 700kg bei einm Volumen rund 1m³ (16l/kg H2 + Tanks).
Problem ist das Tanken. Das geht im Feld so nicht. Man braucht Hochdurckverdicheter 900 Bar etc und es dauert viel länger Mirai tankt 1kg/min Vermutlich würde/müsste man da direkt gefüllte Tanks tauschen nur wiegen die halt auch und Hochdrucktanks/Leitungen im Fahrzeug unter Beschuss. Neee.
Dann eher die Batterien wechseln da ist die Anschlusstechnik einfacher und Akkus die >500Wh/kg erreichen gibt es. Im Einsatz dann halt nicht aufladbare Primärzellem Al/Luft mit derzeit 1,3kWh/kg (2kW/kg in Planung, theoretisch möglich 6-8kWh). Ob man jetzt 3t Diesel oder Batterien im Nachschub transportiert ist vom Aufwand her egal.
Die von TW oben wiedergegebene Antwort des Verteidigungsministerium zur Frage der „klimaneutralen Nutzung der Hauptwaffensysteme“ stellt aus meiner Sicht bereits sehr realistisch die Zukunft dar.
Und das nicht nur für die Bundeswehr.
Den Dreh- und Angelpunkt, ob und wie eine Klimaneutralität erreicht werden kann, liefert das Verteidigungsministerium auch gleich mit: „Marktverfügbarkeit entsprechender Betriebsstoffe“.
Doch diese Marktverfügbarkeit entsteht nicht von alleine.
Ja es gibt bereits einige Ansätze einer Entwicklung sogenannter E-Fuels (Power-to-Liquid), gerade z.B. bei den Automobilherstellern.
Allerdings wird hier auch offenkundig nach Partnern gesucht.
Speziell aufgrund der Ungewissheiten der aktuellen Wirtschaftslage durch/nach COVID-19, bietet sich seitens der Bundesregierung die Möglichkeit, hier gemeinsam mit der Wirtschaft einen Plan für die zukünftige Klimaneutralität zu zeichnen.
Denn rein auf Batterien und Elektroantriebe zu setzen ist nicht die Zukunft.
Selbst wenn man die notwendige Schaffung der Infrastruktur außer Acht lässt, ist der Bedarf an Rohstoffen für Batterien sehr hoch.
Die Abbaubedingungen der Ressourcen in Ländern der dritten Welt tragen auch nicht gerade zur Umweltfreundlichkeit eines Elektroantriebes bei, was sehr häufig einfach ignoriert wird.
Man möchte ja nur nicht den Schmutz vor der eigenen Türe.
Deshalb möchte ich mal kurz skizzieren, wie aus meiner Sicht die bemängelte „Marktverfügbarkeit entsprechender Betriebsstoffe“ (E-Fuels) geschaffen werden kann, am Beispiel Benzin und Diesel.
Der größte Markt dafür ist der Automobilsektor.
Deshalb empfiehlt es sich dies gemeinsam mit der Automobilbranche vorzunehmen, auch wenn hier seit dem Abgasskandal die Kommunikation mit der Bundesregierung etwas unterkühlt ist.
Dazu gehört als erstes die chemische Definition der E-Fuels, damit Verbrennungsmotoren und deren Kraftstoffzufuhr auf der Verwendung ausgelegt werden können.
Am einfachsten wäre es, diese an die etablierten Kraftstoffe anzulehnen, was keine Änderungen an bestehenden Motoren erfordern würde.
Ich vermute aber eher, dass gewisse Modifikationen der Kraftstoffe sinnvoll bzw. womöglich gar nicht umgehbar sind.
Nehmen wir mal als Beispiel den Vergleich Benzin E05/E10 (Bioethanol Anteil 5 bzw 10 %) und E85 (Bioethanol Anteil 85%).
Um beides verarbeiten zu können benötigt ein Verbrennungsmotor im Kraftstoffzulauf einen Sensor, der, einfach gesagt, den Bioethanol Anteil im Kraftstoff bestimmt.
Zusätzlich muss die Kraftstoffversorgung des Motors auch darauf angepasst werden.
Ist heute bereits möglich, nur leider aufgrund der entfallenen Steuerbefreiung auf E85 kaum noch genutzt.
Ähnlich kann es bei E-Fuels geschehen.
Auch bietet sich die Möglichkeit biologische Kraftstoffe wie Bioethanol oder Rapsöl als Ausgangsbasis für Benzin und Diesel Nachfolger zu verwenden.
Denn diese Kraftstoffe sind bereits vorhanden, deren Verfeinerung und Produktion wurde aufgrund des kostengünstigen Erdöl nur nie voran getrieben.
Am Anfang sinnvollerweise in Mischungsverhältnissen (Bioethanol und Benzin, sowie Rapsöl und Diesel), bis die synthetischen Kraftstoffe in entsprechenden Mengen zur Verfügung stehen und den Erdölanteil ersetzen können.
Denn von heute auf morgen wird das nicht geschehen, dafür sind viele Schritte erforderlich.
Doch die Schritte können deutlich kleiner ausfallen, im Gegensatz zu einem Umstieg auf reine Elektroantriebe oder Brennstoffzelle und dadurch auch einfacher realisiert werden.
Noch dazu kann sehr viel bestehende Infrastruktur genutzt werden.
Auch das Argument, dass für biologische Kraftstoffe Lebensmittel „verbrannt“ werden, lasse ich nicht gelten.
Bioethanol kann z.B. sehr gut aus Zuckerrüben gewonnen werden.
Der Zuckerpreis fällt auf dem Weltmarkt aufgrund dem steigenden, international günstigeren Anbau von Zuckerrohr aber kontinuierlich.
Dazu kommt das Bewusstheit, das Zucker nicht unbedingt gesund ist.
So würde sich auch ein Perspektive für die Landwirtschaft bieten, die immer mehr deren fehlen beklagt.
Beispiel dass dies mit der Landwirtschaft funktionieren kann ist Bio-Gas, was es ja bereits seit einigen Jahre gibt.
Dies erfordert Entscheidungen und viel Detailarbeit in der Umsetzung, nicht nur bei dem skizzierten Ersatz für Benzin und Diesel.
Aber damit lässt sich auch wirksam mit der Erreichung einer tatsächlichen Klimaneutralität beginnen.
Auf Wunder in z.B. der Batterieentwicklung zu warten, bringt uns nicht weiter.
Bei Landfahrzeugen und wohl auch Schiffen gehen nur synthetische Kraftstoffe, die locker 5 Euro den Liter kosten ODER Methanol. Das ist zumindest eine gut handhabbare Flüssigkeit.
Wasserstoff geht einfach nicht. Methanolbrennstoffzellen existieren zwar, aber das passt am Ende halt einfach nicht in einen Panzer rein. Der müsste also ‚Dieselelektrisch‘ mit Pufferbatterie und Biodiesel, synthetischen Diesel oder Methanol fahren.
Das hätte auch Vorteile, wie der Wegfall des Getriebes, eine sehr leise Schleichfahrt mit der Pufferbatterie, Stromversorgung in der Stellung mittels Batterie, Rückgewinnung von Bremsenergie und Überschüssen aus der APU und eine die Möglichkeit die Stromerzeugung redundant auszulegen.
Der sogenannte „carbon footprint“ beschränkt sich natürlich nicht auf Verbrauchswerte von mobilem Gerät.
Energie für zB Computer wird auch nicht ausschließlich durch regenerative Quellen gewonnen.
Ich halte die Sachlage für irrelevant, da Verteidigungsbereitschaft eine besondere Komplexität darstellt, die in Relation zu anderen, vielleicht verzichtbaren Verbrauchern „außen vor“ gesehen werden kann. Um es auf die Spitze zu treiben, wäre ein shutdown der Bw natürlich das Energieoptimum.
Unglaublich 🙁
Übrigens, das BMVg muß ggf. auch CO2 Zertifikate erwerben 😎 Durch Zufall gefunden: einen Nachhaltigkeitsbericht des BMVg aus 2012
https://www.bundesregierung.de/resource/blob/975274/430008/0d3d3f691128fbf25d6367fa9e1479da/2012-04-27-nachhaltigkeit-in-der-bundeswehr-data.pdf?download=1
damals noch mit dem SP auf die Infrastruktur.
Zusammenfassend ist die Disskussion zur „Grünen Bundeswehr“ zwar sehr nett, nur sollte man beachten, dass DEU ein NATO-Partner ist. Einhergehend ist dabei die Verpflichtung DEU zur Verwendung von Single Fuel (Verwendung von Kerosin für Lfz und dieselbetriebene Kfz/Gerät) im Einsatz.
Zur Verbesserung der Umweltbilanz der SK wäre eine generelle Abkehr von der Single Fuel Policy nur bei einem ganzheitlichen Ansatz innerhalb der NATO möglich.
Zweifelhaft wäre für mich bei Verwendung der in der Diskusion aufgezeigten verschiedenen Energieträger der bruchfreie Erhalt der Mobilität der SK im Einsatz/Mission. Insbesondere die stetige Verfügbarkeit und erforderliche Logistik in EinsGeb sollte dabei durchaus kritisch hinterfragt werden.