Merkposten: Putsch in Mali (Update: Rücktritt des Präsidenten)

Die Lage in Mali ist für Deutschland von besonderem Interesse – oder sollte es zumindest sein: Mit der Beteiligung an gleich zwei Missionen, dem UN-Blauhelmeinsatz MINUSMA und der EU-Trainingsmission, ist es zusammengenommen für die Bundeswehr einer der beiden großen Auslandseinsätze (und derzeit nur wegen der Corona-Pandemie kleiner als der in Afghanistan). Deshalb ein Blick auf die Lage in dem westafrikanischen Land, wo am (heutigen) Dienstag ein Militärputsch stattgefunden hat:

Ein Überblick und eine Zusammenfassung gibt es zum Beispiel von Associated Press:

Mutinous soldiers detained Mali’s president and prime minister Tuesday after surrounding a residence and firing into the air in an apparent coup attempt after several months of demonstrations calling for President Ibrahim Boubacar Keita’s ouster. (…)
A regional official, who spoke on condition of anonymity as they were not authorized to speak to journalists, confirmed that the president and prime minister had been detained Tuesday evening.

Es gibt viele Fotos und Videos in den sozialen Medien; ob sie authentisch sind, ist schwer zu prüfen. Dieses Video soll den Transport des Präsidenten in ein Militärcamp nach seiner Arretierung durch die Putschisten zeigen:

… und diese Fotos sollen belegen, dass er in der Kaserne ankam, wo die Unruhen ihren Ausgang nahmen:

 

Frankreich, das 2013 in seiner ehemaligen Kolonie interveniert hatte (was in der Folge zum bis heute andauernden franzöischen Anti-Terror-Einsatz Barkahne, aber auch sowohl zu MINUSMA als auch zu EUTM Mali führte) wie auch die Europäische Union verurteilten das Vorgehen des Militärs und riefen zur Rückkehr zur Ordnung auf.

Welche Auswirkungen der Putsch auf die beiden internationalen Missionen wie auch die Bundeswehr hat, ist bislang unklar. Bei MINUSMA sind in Gao im Norden Malis derzeit rund 890 deutsche Soldatinnen und Soldaten eingesetzt. Bei der EU-Trainingsmission, die derzeit wegen der Coronavirus-Pandemie weitgehend ruht, sind knapp 80 Soldaten im Einsatz – im Trainingscenter in Koulikoro und im Stab von EUTM Mali in der Hauptstadt Bamako.

Nachtrag: UN-Generalsekretär António Guterres rief zu einem Ende des Putsches und zur Freilassung der inhaftierten Regierungsmitglieder auf:

The Secretary-General is following with deep concern the unfolding developments in Mali, including the military mutiny which culminated in the arrest of President Ibrahim Boubacar Keita and members of his Government earlier today in Bamako.
The Secretary-General strongly condemns these actions and calls for the immediate restoration of constitutional order and rule of law in Mali. To this end, he demands the immediate and unconditional release of President Ibrahim Boubacar Keïta and members of his cabinet.

Nachtrag 2: Am späten Dienstagabend veröffentlichte das Einsatzkommando diesen Tweet:

Und zum Abschluss am späten Dienstagabend: Präsident Ibrahim Boubacar Keïta erklärt seinen Rücktritt:

Mali’s president has announced his resignation and the dissolution of the national assembly on state television, shortly after he and the prime minister were arrested by mutinous soldiers in what the European Union described as an attempted coup.The president, Ibrahim Boubacar Keïta, and the prime minister, Boubou Cissé, were seized on Tuesday evening after a day of confusion and chaos in a country already facing a jihadist insurgency and mass protests.

(Ggf. weiter nach Entwicklung)