Merkposten: Putsch in Mali (Update: Rücktritt des Präsidenten)
Die Lage in Mali ist für Deutschland von besonderem Interesse – oder sollte es zumindest sein: Mit der Beteiligung an gleich zwei Missionen, dem UN-Blauhelmeinsatz MINUSMA und der EU-Trainingsmission, ist es zusammengenommen für die Bundeswehr einer der beiden großen Auslandseinsätze (und derzeit nur wegen der Corona-Pandemie kleiner als der in Afghanistan). Deshalb ein Blick auf die Lage in dem westafrikanischen Land, wo am (heutigen) Dienstag ein Militärputsch stattgefunden hat:
Ein Überblick und eine Zusammenfassung gibt es zum Beispiel von Associated Press:
Mutinous soldiers detained Mali’s president and prime minister Tuesday after surrounding a residence and firing into the air in an apparent coup attempt after several months of demonstrations calling for President Ibrahim Boubacar Keita’s ouster. (…)
A regional official, who spoke on condition of anonymity as they were not authorized to speak to journalists, confirmed that the president and prime minister had been detained Tuesday evening.
Es gibt viele Fotos und Videos in den sozialen Medien; ob sie authentisch sind, ist schwer zu prüfen. Dieses Video soll den Transport des Präsidenten in ein Militärcamp nach seiner Arretierung durch die Putschisten zeigen:
VIDEO: #Mali president being taken into a military camp
🎥 @DonKlericuzio pic.twitter.com/hyr9gDzZpM— TheCable (@thecableng) August 18, 2020
… und diese Fotos sollen belegen, dass er in der Kaserne ankam, wo die Unruhen ihren Ausgang nahmen:
#Mali’s President #IBK arrives at #Kati army base under military guard after being arrested by soldiers seemingly leading a #coupdetat. https://t.co/aJRmYGfM8p
— Daniel Finnan (@Daniel_Finnan) August 18, 2020
Frankreich, das 2013 in seiner ehemaligen Kolonie interveniert hatte (was in der Folge zum bis heute andauernden franzöischen Anti-Terror-Einsatz Barkahne, aber auch sowohl zu MINUSMA als auch zu EUTM Mali führte) wie auch die Europäische Union verurteilten das Vorgehen des Militärs und riefen zur Rückkehr zur Ordnung auf.
Welche Auswirkungen der Putsch auf die beiden internationalen Missionen wie auch die Bundeswehr hat, ist bislang unklar. Bei MINUSMA sind in Gao im Norden Malis derzeit rund 890 deutsche Soldatinnen und Soldaten eingesetzt. Bei der EU-Trainingsmission, die derzeit wegen der Coronavirus-Pandemie weitgehend ruht, sind knapp 80 Soldaten im Einsatz – im Trainingscenter in Koulikoro und im Stab von EUTM Mali in der Hauptstadt Bamako.
Nachtrag: UN-Generalsekretär António Guterres rief zu einem Ende des Putsches und zur Freilassung der inhaftierten Regierungsmitglieder auf:
The Secretary-General is following with deep concern the unfolding developments in Mali, including the military mutiny which culminated in the arrest of President Ibrahim Boubacar Keita and members of his Government earlier today in Bamako.
The Secretary-General strongly condemns these actions and calls for the immediate restoration of constitutional order and rule of law in Mali. To this end, he demands the immediate and unconditional release of President Ibrahim Boubacar Keïta and members of his cabinet.
Nachtrag 2: Am späten Dienstagabend veröffentlichte das Einsatzkommando diesen Tweet:
In Mali wurde heute vermutlich ein Staatsstreich durchgeführt. Präsident Keita, Regierung und militärische Führung wurden von Aufständischen in ihre Gewalt gebracht.
Die #BundeswehrimEinsatz in Mali ist bisher nicht betroffen. Notwendige Sicherheitsvorkehrungen wurden ergriffen. pic.twitter.com/itvJ5RzGGN— Bundeswehr im Einsatz (@Bw_Einsatz) August 18, 2020
Und zum Abschluss am späten Dienstagabend: Präsident Ibrahim Boubacar Keïta erklärt seinen Rücktritt:
Mali’s president has announced his resignation and the dissolution of the national assembly on state television, shortly after he and the prime minister were arrested by mutinous soldiers in what the European Union described as an attempted coup.The president, Ibrahim Boubacar Keïta, and the prime minister, Boubou Cissé, were seized on Tuesday evening after a day of confusion and chaos in a country already facing a jihadist insurgency and mass protests.
(Ggf. weiter nach Entwicklung)
Nach rund 12 Stunden Putschgeschehen, inhaftiertem Präsident und Premier … warnt das Außenamt auf seiner Internetseite vor „Spannungen“.
Das Mindeste wäre doch wohl:
„wir prüfen die unklare Lage, alle deutschen Kräfte sind im sicheren Feldlager, mit maßgeblichen Stellen wird Verbindung aufgenommen, wir informieren sie sofort bei neuen Erkenntnissen“.
Dass die Lage im AA/EinsFüKdo als (noch) unübersichtlich wahrgenommen wird, sollte zutreffen, aber gar nichts …?
„Die Lage in Mali ist für Deutschland von besonderem Interesse – oder sollte es zumindest sein: Mit der Beteiligung an gleich zwei Missionen…“
Ist die Lage in Mali von besonderer Bedeutung, weil die Bundeswehr da einen Einsatz hat, oder hat die Bundeswehr einen Einsatz in Mali, da die Lage im Land von besonderem Interesse für Deutschland ist?
[Hm, so können wir jetzt lange drumrumdebattieren… Ich wollte gar nicht auf diese Metaebene, sondern darauf hinweisen, dass allein schon das deutsche Engagement vielleicht dazu führen sollte, die Ereignisse in Mali etwas mehr zur Kenntnis zu nehmen. Die andere Debatte dann gerne demnächst im filosofischen Seminar. T.W.]
Interessant wäre zu wissen ob bei den Putschisten Soldaten involviert waren die vorher durch die Bundeswehr, in was auch immer, ausgebildet worden sind.
Klappt ja schon ganz gut mit der Stabiliserungsmission. Sollte man weiter ausbauen. Demnächst werden ja die Kräfte aus AFG frei, die können dann in Mali unterstützen und dort ihren reichen Erfahrungsschatz in Sachen erfolgreicher Stabilisierung einbringen.
/sarc off
Jetzt sage mir noch mal rasch jemand, in welchem Land westliche Stabilisierungsmissionen die Lage verbessert haben. Es fällt mir bloß gerade nicht ein.
Kosovo – fail
Irak – fail
AFG – fail
Somalia – fail
.
.
.
Libyen – fail
Zusammenfassung.
AFP news agency @AFP
Map showing the West African country of Mali and the sequence of events leading to resignation of President Ibrahim Boubacar Keita
@AFPgraphics: Map showing the West African country of Mali and the sequence of events leading to resignation of President Ibrahim Boubacar Keita.
https://mobile.twitter.com/AFP/status/1295987389165260800/photo/1
Die Putschisten in Mali, Anführer offenbar noch unklar, versprechen Neuwahlen, nachdem sie den Präsidenten festgenommen hatten.
Die IC, wer auch immer die Macht in Mali hat, muss mit dem/den Herrschenden zurecht kommen.
War da mal nichts mit einem Militärputsch kurz bevor die Franzosen 2012 / 2013 zu Hilfe gerufen wurden ?
Angeblich ist der damalige Präsident nicht entschieden genug gegen die Aufständischen im Norden von Mali vorgegangen und wurde vom Militär entmachtet. Dies haben die demokratisch verfassten Staaten von Westeuropa geschluckt, da es ihren Interessen dienlich war, und heute ?
Ein korruptes Regime hat sich wieder mal die Taschen mit den vorhandenen Ressourcen des Landes vollgestopt und kann jetzt beruhigt abtreten, oder ?
Und wir werden wieder das Lied von Terrorismusbekämpfung singen, wenn es eigentlich nur um einen Interessensausgleich zwischen dem Volk der Hirten und dem Volk der Bauern geht und um eine zukünftige föderale Struktur in diesem rießigen Land geht, bei der alle Bevölkerungsgruppen ihren Anteil an den (Boden-)schätzen des Landes gerecht bekommen und nicht nur die herrschende Oberschicht in Bamako !
@Georg: Gut erkannt, ein Ressourcenkonflikt an welchem sich gerne Offiziere beteiligen, um auch was vom Kuchen ab zu bekommen.
Und nicht zu vergessen, wir sind da auch, um die französischen Nachbarn zu unterstützen.
Mali ist verpflichtet, seine gesamten Währungsreserven in damals Franc und heute in Euro bei der Französischen Zentralbank anzulegen, auch um Stabilität der Preisentwicklung der Ressourcen zu garantieren.
Die bestehenden Strukturen der Macht Malis liegen zudem vornehmlich in den Händen konfessionellen Christen, die Nomaden im Norden sind Muslime. So bekommt das Ganze noch einen religiösen Anstrich.
Daher stellt sich ganz zentral die Frage, wer die Putschisten sind? Wo stehen sie in diesem Spannungsfeld? Was wollen sie Bezug nehmend auf die Strukturen der Macht (Ressourcen, Herrschaft, Gesellschaftliche Kommunikation) erreichen? Wo stehen mit Bezug auf Organisationales Umfeld, also pro Westen, pro UNO, Pro China, fillthegap?
Und ich konnte beim schnellen „googeln“ noch keine Namen, Einheiten, ethnische Zuordnungen ermitteln… wird ein spannender Kommentarbereich auch dieses Mal…
( Wenn @T.W das erlaubt)
Grundlagenartikel zu aktuellen Entwicklungen:
Unchecked escalation: Why Mali is in turmoil
Commentary
Andrew Lebovich
22nd July, 2020
https://www.ecfr.eu/article/commentary_unchecked_escalation_why_mali_is_in_turmoil
Hintergründe:
Sacred struggles: How Islam shapes politics in Mali
Policy Brief
Andrew Lebovich
1st November, 2019
https://www.ecfr.eu/publications/summary/secular_stagnation_malis_relationship_religion
Politics at the Heart of the Crisis in the Sahel
CSIS Briefs
December 6, 2019
https://www.csis.org/analysis/politics-heart-crisis-sahel
Und wieder eine „Sternstunde des vernetzten Ansatzes“, der ja bekanntlich Ruhe und Frieden in jede Region bringen kann. AFG bricht weg, Mali bricht weg…..
Stabilisierungseinsätze sind ja echt eine Erfolgsgeschichte. Meine Gedanken sind bei der Bevölkerung. Hoffentlich haben sie bald Frieden.
Tagesthemen identifiziert die Protestbewegung M5 als drahtzieher des Putsches. Hochrangige Militärs wie der stellvertretende Stabschef der malinesischen LuWa haben sich der Protestbewegung angeschlossen. Internationale Verträge sollen demnach eingehalten werden.
https://www.tagesschau.de/ausland/mali-unruhen-107.html
Und hier ist der als charismatische einzuschätzen Anführer der M5 Bewegung:
Mahmoud Dicko und der Kampf um Macht in Mali Der Imam der Straße
https://www.spiegel.de/politik/ausland/mali-mahmoud-dicko-kaempft-um-macht-a-8c2cd2fb-225a-441c-b187-6bb9b35e0e6b
SpOn Links waren ja immer erlaubt?
M5 wird gegen Al Qaida und Konsorten eine eher härtere Hand führen müssen, denn:
A) er ist Moslem und Imam und
B) Hauptkritikpunkt am ehemaligen Präsidenten neben Korruption ist sicherheitspolitischen Versagen entgegen der territorialen Souveränität des Landes.
Und was hat dass für Konsequenzen? Die Bw wird doch kaum verhindern können dass sich die nächsten Kleptokraten die Taschen vollhauen mit den Bodenschätzen.
Ich verstehe nicht warum man da nicht auch mal offen von deutscher Seite ein wenig Interesse für die Bodenschätze zeigt. Als gegenleistung für die Missionen. Andere Staaten angergieren sich auch nur dort wo es was zu holen gibt.
Bisher nahm ich an, einiges zu wissen.
Was es dort gem SIPRI aber alles an „Mouvements“ auf lokaler, regionaler, nationaler und supra-nationaler (grenzüberschreitender) Ebene widerstreitend gibt,
haben UN, EU, EinsFüKdo irgendwie drauf? Habe dazu Zweifel.
Leseempfehlung
https://www.sipri.org/commentary/topical-backgrounder/2020/mali-fragmented-territorial-sovereignty-and-contested-political-space
@Dante sagt: 19.08.2020 um 13:53 Uhr
„Die Bw wird doch kaum verhindern können dass sich die nächsten Kleptokraten die Taschen vollhauen mit den Bodenschätzen.“
Das ist auch nicht die Aufgabe „der Bw“. Das sind auch keine reinrassigen Bw-Einsätze, sondern UN und EUTM, und da würde es einfach helfen, mal die Mandate zu lesen. Die geben den Rahmen vor, in dem sich die fremden Streitkräfte im Land bewegen dürfen.
Ich bin immer wieder überrascht, das es noch Kommentatoren gibt, die die Bw als Weltpolizei oder globalen Heilsbringer sehen.
@Dante: Nicht gerade deren Aufgabe, oder?
Die Gestaltung der auch autopoitetischen psychischen wie sozialen Realität liegt in den Händen der Menschen. Wenn sie wirklich Good Governance wollen und bereit sind Risiko einzugehen, werden die dafür sorgen.
Die Ressourcenverknappung durch Misswirtschaft wird durch globale Konjunktur vor dem Hintergrund von Corana verschärft. Die Bereitschaft Risiko einzugehen ist gestiegen.
Korruption/Kleptokratie ist immer ein Problem, solange ins besondere mikropolitischen Akteure aufgrund schwacher Institutionen und machiavellischen Persönlichkeitsstrukturen tun und lassen können, was sie wollen. Gibt’s grad in den USA live und bei Cum-Ex in Reinstform.
Ganz normale Politik, wie die abgebrühten Mikropolitiker dazu sagen. Und wenn struktureller Rassismus Teil des autopoitetischen Systems ist, so verschärft sich die Lage von „Minderheiten“ recht schnell. Vor allem da es Grundbedürfnisse nach Macht und Streben nach sozialer Eingrenzung befriedigt.
Richtig spannend wird es dann, wenn Gruppen und Suborganisationen damit beginnen, sich im Rahmen ausgegebene organisationaler Ziele eigenmächtig über grundlegende formale Organisationsstruktur zu stellen, wie zum Beispiel Dienstvorschriften, Strafrecht oder gar die Verfassung.
Der schlaue Mikropolitiker impliziert gar entsprechende Exekutivorgane mit seiner Interessenpolitik und nutzt deren Angst vor Folgen um Aufarbeitung/Strafverfolgung zu unterdrücken.
Toxic Leadership: Toxic Situation, Toxic followers, Toxic Leaders, Toxic Mali, USA, Germany…/ SCNR
Sinn der Ausführungen: Wenn wir wollen, können wir helfen. Aber eher weniger per BW….
Ich kann dazu ff. sagen:
– Putschisten kommen weitestgehend aus dem Militär und haben derzeit keine weitergehenden Pläne zur politischen Transformation. Aber-
– sie hätten genug von der Korruption um Keita und von dessen ineffektiver Terrorismusbekämpfung.
– Putschisten wollen Einfluss von Dicko begrenzen/ beenden.
– Der Kampf gg Islamisten geht an der Seite der internat. Gemeinschaft weiter.
Die Methode ( Putsch) mag regionaltypisch anerkannt sein, die Motive hierzu müssen sich jedoch für die agierenden europ. Partner nicht notwendigerweise negativ auswirken.
Allerdings gibt es in der deutschen Opposition erste Rufe nach Abzug und Beendigung des Engagements.
Wenn dem nachgegeben würde, wären die extern nach MLI hereingetragenen Konsequenzen weitreichender als der Putsch selbst.
@T.W. Danke für den Beitrag. Sie haben Recht natürlich. Man soll mehr auf die Situation achten egal aus welchem von den beiden Gründen.
Das war nur meine erste und zwar ganz spontane Gedanke als ich den Satz gelesen habe und ich wollte sie einfach mitteilen.
Ich frage mich, ob man diese künstlich geschaffenen Staaten, mit 10 diversen Ethnien und über 20 Sprachen nicht aufteilen sollte.
Kleine Staaten, die aber im großen und ganzen einheitlich sind, sind die friedlichere Lösung.
Österreich-Ungarn, Jugoslawien waren innere Unruheherde.
Wie soll man das unter einen Hut bringen, vor allem nach den ganzen Konflikten?
Das EinsFüKdoBw hat den morgigen Flug von Köln/Bonn nach Bamako mit MINUSMA und EUTM Personal aufgrund der unklaren Situation in Mali in die kommende Woche verschoben.
Die Sicherheit für unsere Soldatinnen und Soldaten geht vor.
Die einzig richtige Entscheidung!
Kehrseite der Medaille: die Quarantäne wird verlängert.
Gut, Sie haben alle sicher recht dass es nicht in der Aufgabe und in den Mandaten liegt von aussen eine politische Tranformation durchzuführen. Was wenn dass Problem aber in den Köpfen der Eliten steckt die gar kein Interesse dran haben ihre Einflüsse auf demokratischen Wege beschneiden zu lassen und dem hungerdem Volk an dem prinzipiellen Rohstoffreichtum des Landes teilhaben zu lassen?
@JonathanHolslag
Behind the turmoil in Bamako, great power rivalry:
. Russia has been conducting info-ops in Mali against France for months;
. Russia has prepared the ground with military and political engagement in the county (and neighbours);
. Russia has formed the coup leader, (Colonel) Ismael Wagué.
Neue Variante. Hinsichtlich des RUS Versuchs in Afrika generell Fuß zu fassen sowie der Lage bei Bodenschätzen, durchaus denkbar?
Der Putschistenführer führt übrigens ein Twitter-Account: (Ismaël WAGUE) @IsmalOir
Zur offensichtlichen neuen Junta etwas mehr:
https://sahelblog.wordpress.com/2020/08/19/meet-malis-new-military-junta-the-cnsp/amp/?__twitter_impression=true
[Hm. Ich rate mal zur Vorsicht. Es gibt einen Twitter-Account, der vom Chef der aktuellen Putschisten in Mali sein soll, mit zwei nichtssagenden Tweets aus dem Jahr 2014. Es ist noch nicht mal klar, ob das echt ist. Für die Aussage, dass er von Russland ausgebildet wurde, hätte ich gerne ein paar mehr Belege als die angeführten – im verlinkten Sahelblog taucht das nicht auf. Also: Für diese Aussagen wären paar mehr Quellen gut. T.W.]
@T.W.
„hätte ich gerne ein paar mehr Belege“.
Verständlich, auf mehr bin ich aber nicht gestoßen. Vielleicht demnächst.
@Dante: „….und dem hungerdem Volk an dem prinzipiellen Rohstoffreichtum des Landes teilhaben zu lassen?“
Guter Punkt, den Sie da ansprechen. Nämlich der Wichtigste.
Die Bevölkerung in Mali hat sich von 1980 bis 2020 verdreifacht.
https://www.laenderdaten.info/Afrika/Mali/bevoelkerungswachstum.php
https://de.wikipedia.org/wiki/Mali#Bev%C3%B6lkerungsentwicklung
@Eric Hagen: Ist bekannt inwiefern das Militär, welches sich zum Königsmacher überhöht, Reformen im Sinne Goog Governance gegenübersteht im Sinne @Dante. @Ex-Grenni gehja schon weiter.
Ich denke auch GWOT sollte nicht den Reformstau in Entwicklungsländern blockieren indem sich Regime als too big to fail darstellt. Vgl. einige arabische Staaten.
@KPK: Retourkutsche / Faustpfand Balearus?
@Dante: Was man tun kann?
Diese Eliten haben ein großes Interesse an Bewegungsfreiheit.
Das schließt
-Geld
-Bildung
-Medizin
mit ein.
Wenn diese Personen keine Visa bekommen, Ihre Kinder nicht hier studieren dürfen, und weder medizinische Behandlung noch Reha auf Luxus-Niveau möglich sind…dazu noch Gelder eingefroren werden.
Dann überlegen die sich das nochmal.
Wir, und damit meine ich auch unsere Innenpolitik und das AA, sollten uns nicht so echauffieren angesichts eines Putsches, wie er in Afrika „normaler“ zu sein scheint, als ein geordneter Machtwechsel nach sauberen und fairen Wahlen. Wo Korruption und Machtmissbrauch endemisch sind, Klientel-und Vetternwirtschaft, einschl. tribaler Interessen vor „Volkswohl“ stehen, braucht es anscheinend hin und wieder ein Korrektiv.
Das mag uns nicht behagen, doch darin liegt die Illusion versteckt, ohne die die Menschen vor Ort jegliche Hoffnung auf Besserung verlören.
Hoffnung und Perspektiven ( seien sie noch so unbegründet) sind jedoch strategische Parameter, an den wir unsere Entwicklungshilfe orientieren und sich die europäische Absicht, Migrationsströme zu reduzieren, als Minimum eines gemeinsamen Nenners ausgerichtet hat.
@Memoria klagt ja zurecht in bewunderungswürdiger Regelmäßigkeit das Fehlen eines europäischen und deutschen Strategiekonzeptes für den Sahel insgesamt an. Genau wie in AFG stösst unser wolkiges Wohlfühlprogramm an die faktischen Grenzen einer anderen Kultur, einer z.T. archaischen Weltsicht mit einem nicht kompatiblen Menschenbild usw. Und jedes Mal erschrecken wir pflichtschuldigst, wenn ein von uns umhegter „Schüler“ sich nicht an den Komment europäischer Nadelstreifenanzüge und Sandalenträger hält. -)
Die wesentlichen Drahtzieher des Putsches sind Stabsoffiziere, die den Kampf gegen den islamistischen Terror in den letzten Jahren geführt haben.
Sie sind offenbar der Meinung, dass das Regime um Keita diesen Kampf weder gut geführt hat, noch alle Maßnahmen ergriffen hat, um einer elementaren Bedrohung des ohnehin fragilen Nationalstaat MLI wirksam entgegen zu treten. Diese Einschätzung wird in Berlin auf Arbeitsebene geteilt, aber nicht umgesetzt.
Im Gegenteil, man meint „stabilisieren“ zu müssen, wo es in weiten Teilen MLI´s nichts zu stabilisieren gibt, weil nicht „befriedet“.
Ist aber halbwegs in DEU vermittelbar, v.a. wenn man sich nicht in der Kommunikation nach innen besonders anstrengen will und nichts erklären möchte.
Bis auf weiteres – und das ist auch eine afrikanische Erfahrung- sollte man die Entwicklung vor Ort nicht durch Boykotte und Sanktionen verschärfen.
Der Übergang zu freien Wahlen wie angekündigt und v.a. eine Straffung des Kampfes gg die Islamisten sind auch in unserem Interesse.
Wer was anderes sagt, ist heuchlerisch. Die in Berlin vernehmbare Entrüstung mag gut-menschlich ausschauen, stellt aber keine Realpolitik dar.
@Klaus-Peter Kaikowsky
19.08.2020 um 14:36 Uhr
UN,EUTM und auch DEU (auch Bundeswehr) haben natürlich genaue Kenntnisse von all den Gruppierungen in und um Mali, formulieren wir es mal so:
deren Quellen sind mindestens so gut wie die von SIPRI. SIPRI macht ja nur Open Source Intelligence, also die Virginie surft ja auch nur im Internet rum und wertet Medien aus.
@Eric Hagen 1+*
Mit einem Bild gesprochen: Das Schiff „Mali“ hat einen Fels gerammt und 4000 Liter Wasser dringen pro Minute in das Schiff ein. Die UN und EUTM können 2000 Liter pro Minute abpumpen und freuen sich und sie sind sehr stolz auf die Pumpenleistung.
Objekt ist die Pumpenleistung auch beachtlich.
Ergebnis und Siegerehrung?
So hart es auch sein mag: die zivilisatorischen Entwicklungen in Europa sind das Ergebnis von ganz viel Blut und Schweiß.
Manche Regionen brauchen noch ganz viel Zeit, um dort die Gleichstellungsbeauftragte und das Eltern-Kind-Zimmer im unabhängigen Amtsgericht erleben zu können, wenn sie es wollen.
Es ist mit dem Putsch noch einmal mehr deutlich geworden, dass der westliche Ansatz, unser Verständnis vom Funktionieren des Staates, in anderen Ländern keine Bedeutung hat.
Ohne Frage: Es ist teilweise brutal, grausam, unschön etc., was in Mali geschieht. Vieles, was in Europa vor einigen Jahrhunderten geschah, war auch brutal, grausam, unschön etc.
Wir sollten ein bisschen realistischer sein.
@CRM-Moderator „Guter Punkt, den Sie da ansprechen. Nämlich der Wichtigste.
Die Bevölkerung in Mali hat sich von 1980 bis 2020 verdreifacht.“
Und was genau möchten Sie mit dieser Aussage jetzt andeuten? Dass die Bevölkerung für die Armut selber verantwortlich ist, weil sie zuviele Kinder bekommt?
Es sollte, im Jahr 2020, eigentlich bekannt sein, dass arme Menschen in Entwicklungsländern viele Kinder bekommen, weil das die einzige Möglichkeit ist (per körperlicher Arbeit) die Familie zu versorgen – im Jetzt und in der Zukunft.
Sobald die Lebensbedingungen einer Bevölkerung sich verbessern, sprich ein Land reicher wird, bekommen die Menschen automatisch weniger Kinder.
@(KPK) sagt: 19.08.2020 um 22:10 Uhr
„Der Putschistenführer führt übrigens ein Twitter-Account: (Ismaël WAGUE) @IsmalOir.“Error.
Zitat: » Mali actu » Malijet » Posté le 19/08/2020:
Un officier malien, le colonel Assimi Goita, a déclaré mercredi être le chef de la junte qui a renversé la veille le président Ibrahim Boubacar Keïta, devenant le nouvel homme fort du Mali.
Der o.a. malische Luftwaffenoffizier Wagué (chef d’état-major adjoint de l’armée de l’air) trat bislang als porte-parole des Comité National pour le Salut Public (CNPS), also des Führungsorgans der Putschisten auf. Diese Konstellation kann sich noch ändern.
@Eric Hagen sagt: 20.08.2020 um 10:24 Uhr :
„Die wesentlichen Drahtzieher des Putsches sind Stabsoffiziere, die den Kampf gegen den islamistischen Terror in den letzten Jahren geführt haben.“ Recherchen haben ergeben, daß in der malischen Armee Stabsoffiziere mit dem Prinzip“ Führen von vorn“ eher fremdeln, denn unter den im Kampf mit den Djihadisten gefallenen Soldaten befinden sich wenige Offiziere, zumeist Lieutenants/Capitaines. Die Putschisten kommen aus dem befriedeten Umfeld und der Garnison Kati, aus der auch der Putsch von 2012 begann.
Sonst mit den aufgeführten Bewertungen einverstanden.
@Wombat:
„Und was genau möchten Sie mit dieser Aussage jetzt andeuten? Dass die Bevölkerung für die Armut selber verantwortlich ist, weil sie zuviele Kinder bekommt?“
Zunächst deute ich gar nichts an, sondern steuere brottrockene Fakten bei. Und da kann man sich ja mit Wiki Fussnote 73 von 2014 mal auseinandersetzen. Und da wusste wohl ein Profi bei der ZEIT bereits vor 6 Jahren wohin die Reise geht.
Stellen Sie sich vor, D’s Bevölkerung wäre von angenommenen 65Mio 1980 auf 200Mio 2020 gestiegen. Keine Infra, Landwirtschaft kann das je stemmen. Und natürlich wären dafür die Deutschen verantwortlich. Und nicht die Chinesen.
Und das ist auch kein Bildungsproblem. Wenn sie mit 40 die Grosseltern versorgen müssen, dann überlegen sie doch, wie sie zusätzlich zum 3. Kind noch 2 weitere durchbringen wollen. Oder sie haben eben (kulturkreisbedingtes) Gottvertrauen.
In Nigeria werden 2050 bis zu 400Mio erwartet. Junge Leute. Die wollen ihren Anteil. 1950 lebten da 40Mio. Wie soll das gehen? Unter welcher Bewegung/Religion/Partei/Revolution die ihren Anteil einfordern werden – mit Gewalt-, ist irrelevant.
Symptombekämpfung löst nicht das Problem.
Dazu muss man aber erstmal das Problem erkennen wollen, es akzeptieren und dann kann man es versuchen zu lösen.
Malis Demografie wird verhindern, dass sich die Lebensbedingungen verbessern. Klingt hart.
Ehrlich machen.
Kinder sind halt die eigenen Arbeitskräfte UND Altersvorsorge. Das war in Deutschland früher auch nicht anders. Solange es keinen funktionierenden Sozialstaat (Rente, Krankenkasse) und keine funktionierende Volkswirtschaft gibt, wird das auch so bleiben.
Ohne diese Dinge ist Kriminalität auch eher die Regel als die Ausnahme.
Die Entwicklungshilfe versagt seit Jahrzehnten dabei die grundlegendsten Dinge zu organisieren und eine stabile Eigenentwicklung anzuschieben. Im Gegenteil, viele Projekte taugen vielleicht zur EigenPR oder zur Bereicherung der Regierenden aber zu sonst eigentlich nichts.
Das die Grenzen dieser Länder in den Raucherzimmern der europäischen Aristokratie entstanden sind, war auch nicht gerade hilfreich.
Wenn da nun Truppen in den Einsatz schickt bringt das oft sehr wenig. Der Rechtsstaat ist der örtliche Warlord mit seiner Miliz. Wird der bekämpft, gibt es überhaupt niemanden mehr der sich um „Recht und Ordnung“ im täglichen Leben kümmert. Es gibt ja in der Regel keine Polizei oder die Polizei besteht aus Verbrechern in Uniformen. Darum arrangieren sich dann doch viele Menschen mit den örtlichen Milizen.
@svd Dass ist der Punkt. Das fehlen an organisierten, lorjalen und vertrauenswürdigen staatlichen Institutionen. Im grunde sind die clanstruckturen vergleichbar mit den Sippen der Germanen um 0 chr. Und da kommt die UN und will den Bauern das BGB beibringen. 2
„Barkhane hat bemerkenswerte taktische Erfolge erzielt, aber ein strategischer Sieg liegt nicht in seiner Verantwortung.“
Analyse zum malischen Putsch von MdEP Arnaud Danjean, Spezialist für Fragen von Verteidigung und Sicherheit.
https://amp.lefigaro.fr/vox/monde/mali-barkhane-a-remporte-des-succes-tactiques-remarquables-mais-une-victoire-strategique-n-est-pas-de-son-ressort-20200820?__twitter_impression=true
Die notwendige und vorhandene militärische Solidarität zu Barkhane, EUTM UND MINUSMA kann durch das existierende politische Chaos untergraben werden.
Die malischen Streitkräfte zahlen den ungleich größten Blutzoll im Wüstenkampf mit eklatant schlechterer Ausrüstung und Ausstattung.
Ohne Barkhane allerdings wäre die Sicherheitslage in weiten Teilen des Landes völlig außer Kontrolle geraten.
Frankreich bestimmt also das lokale, auch regionale taktische Geschehen. Schon auf operativer Ebene im AoR G5 Sahel liegt das Gesetz des Handelns offensichtlich aber bei den diversen Djihadisten und kriminellen Gruppierungen, weil die Zahl verfügbarer Kampftruppe deutlich zu gering ist, bzw. die UN über MINUSMA sich verweigert.
Die internationalen Partner, die 7 Jahre lang im Land anwesend sind um die MLI-Armee zu unterstützen, auszubilden und zu versorgen haben den besseren Teil für sich.
Sie kämpfen nicht, Barkhane ausgenommen, Takuba bleibt fraglich. Der im Link eingeforderte strategische Sieg, Grundbedingung friedlicher Konsolidierung im Sahel, liegt in weiter Ferne. Die hierzu erforderliche Einheit des Wollens zwischen UN, EU und FRA als nationalem Partner besteht nicht.
Die unmittelbare Zukunft?
Jedenfalls soll hier: „CNSP MALI OFFICIEL @CNSPMALI_Comité national pour le salut du peuple“ die Quelle liegen gem. Rida Lyammouri, Mitarbeiter bei Clingendael.org, NLD SiPo thinktank.
Rida Lyammouri – @rmaghrebi: Anticipated Timeline:
1- Aug 19-22: meetings/discussions with the intl community.
2- Aug 24-28: designate president of transition.
3- 8/31-9/4: get of transition implementation
4- Sept 9: launch of the sovereign national conference
5- 9/14-10/2: Commisions implemented.
[Hm. Die Quellenlage ist ein wenig, nun, merkwürdig – es gibt nämlich zwei sehr ähnlich klingende Twitter-Accounts für dieses Kommittee:
https://twitter.com/CNSPMALI_
https://twitter.com/CnspMali
Bestätigt ist keiner von beiden, welcher ist nun echt? Oder beide? Es ist also nicht alles gar so einfach… T.W.]
@ Eric Hagen sagt:
20.08.2020 um 10:24 Uhr
Grundsätzlich stimme ich vielem in Ihrem Post zu, allerdings ist ein Selbstverständnis des Militärs als Korrektiv der Politik in meinen Augen grundsätzlich extrem problematisch und nur beim Widerstand gegen diktatorische Regime und regierungsseitigen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu rechtfertigen. Und das gibt es trotz Korruptionsvorwürfen etc und allen Unzulänglichkeiten der Regierung Keïta in Mali nicht.
Ansonsten etabliert sich eine permanente gefährliche Abhängigkeit der Staatlichkeit von der Gnade der Militärs, und am Ende gilt das Recht des Stärkeren oder des skrupelloseren.
Daher wäre mir persönlich an sich recht, dass zukünftig seitens Entsendern von Truppen zur Unterstützung eines Staates vor Beginn eines Mandates zukünftig eine Planung ausgearbeitet würde, die auch Worst-Case-Szenarien wie eben einen Staatsstreich des Militärs berücksichtigt.
Das ist aber offenbar recht unrealistisch, da – leider – bei solchen Mandaten zu viele Eigeninteressen im Spiel sind. Oft waren “unsere Putschisten” dann die am Ende die “guten Putschisten”, und die “Wächterfunktion” zB des türkischen (kemalistischen) Militärs wurde gerade in DEU ja lange explizit geschätzt – eine Haltung, die ich an sich sehr schwierig finde.
@ SvD sagt:
20.08.2020 um 23:23 Uhr
Ja.
@ Klaus-Peter Kaikowsky sagt:
21.08.2020 um 22:22 Uhr
“ Die hierzu erforderliche Einheit des Wollens zwischen UN, EU und FRA als nationalem Partner besteht nicht.”
So ist es wohl leider. Und leider lässt man viel zu oft Windows of Opportunity verstreichen, bis andere Player das Heft in die Hand nehmen.
@Landmatrose:
„Ansonsten etabliert sich eine permanente gefährliche Abhängigkeit der Staatlichkeit von der Gnade der Militärs, und am Ende gilt das Recht des Stärkeren oder des skrupelloseren.“
Und darin liegt dann die Verkehrung welche dazu führt, dass Teile der Bevölkerung das eigene Militär als Besatzer wahrnimmt.
Wir müssen diese Kleptokraten im Interesse weitreichender Stabilitätsinteressen Geoökonomie und Geostrategie dann trotz grundsätzlicher Ablehnung deren Spielart auf- und ausrüsten, sie ausbilden.
In der Wahrnehmung der Unterdrückten sind wir dann (auch bzw. die eigentlichen) Besatzer. Und wenn dann noch ein findiger charismatischer Anführer sich der Unterdrückten bedient, sie instrumentalisiert z. B im Sinne eines religiösen Wahns, fliegen uns Flugzeuge in Wolkenkratzer und die militärische Elite der Region des Absenders freut sich ihrer Eigenschaft too big to fail.
Aus oben benannten Dilemma wir der vielzitierte CLUSTERFUCK…
Heute hat die malische Militärjunta/-regierung vor ECOWAS verkündet, mit einer 3jährigen militärischen Übergangsregierung zu planen. Aus meiner Sicht ist bei einer 3jährigen militärischen Übergangsregierung eine Fortführung der Missionen sehr fraglich.
-MINSUMA und G5-Sahel könnte noch mit Kampf gegen den Terrorismus / Stabilisierung des Landes im Rahmen ihres Mandates einigermaßen begründet werden. Im Endeffekt haben sich deren Ziele und Voraussetzungen mit dem Putsch ja nicht geändert. Auch hat die UN bis jetzt auch nur „tiefe Besorgnis“, eine Freilassung aller verhafteten Personen und eine Rückkehr zur Rechtsstaatlichkeit geäußert, der Sicherheitsrat ist oftmals moralisch flexibler als die EU und wird den Kampf gegen Terrorismus über Internationales Recht priorisieren. Russland/China sind zudem der Oberst Sadio Camara nahe. USA sind momentan mit sich selbst beschäftigt und Frankreich hat Angst vor Terrorismus.
-Dem gegenüber steht aus meiner Sicht die EU als Institution. Dort hat Merkel für die europäischen Staats- und Regierungschef den Putsch letzte Woche „verurteilt“. Auch wenn sie Vertrauen in die Verhandlungen zwischen den malischen Militärs und ECOWAS geäußert hat, halte ich – bei einer 3jährigen militärischen Übergangsregierung – eine weitere Ausbildung und Beratung des malischen Militärs durch EUTM für fast ausgeschlossen. Im Endeffekt könnte sonst das malische Militär, durch die Ausbildungsmission, von einem rechtswidrigen Putsch profitieren und die EU würde eine rechtswidrige Junta unterstützen und damit den Putsch zu einem gewissen Grad legitimieren.
Nichtsdestotrotz halte ich auch bei einer 3jährigen militärischen Übergangsregierung eine weitere Beteiligung der europäischen Länder bei MINSUMA und Barkhane für wahrscheinlich. So könnte die EU ihr moralisches Gesicht und internationales Recht wahren und gleichzeitig über die Nationalstaaten das Interesse an Sicherheit/Kampf gegen internationalen Terrorismus befriedigen.
Aber schlussendlich ist das alles nur ein educated Blick in die Glaskugel und wir müssen das Ergebnis der Verhandlungen mit ECOWAS abwarten.
@JackS: ganz praktisch aus Verhandlungsperspektive Wissen die Putschisten, dass sie von den internationalen Kontingenten finanziell wie militärisch abhängig sind. Zudem vor allem von Frankreich.
Die Junta baut eine starke Forderungsposition auf indem sie unsere Soldaten durch Grenzschließung als Geiseln nehmen um Abhängigkeit zu vorzutäuschen.
Mit veranschlagen der drei Jahre täuschen sie darüber hinweg, ob die Junta überhaupt anerkannt wird als unser Ansprechpartner.
Sollte due Junta sich zudem gegen die Protestbewegung stellen, wird die Luft sehr dünn an der Spitze des Staates.
Ich meine daher, unabhängig von GWOT, haben wir gewaltig Verhandlungsmasse. Und bekämpfen der Auständischen und unterstützende internat. Terroristen… damit können sie nicht drohen, war es ja deren Begründung für den Staatsstreich.
@ JackS sagt:
24.08.2020 um 14:13 Uhr
„Heute hat die malische Militärjunta/-regierung vor ECOWAS verkündet, mit einer 3jährigen militärischen Übergangsregierung zu planen“
Was aus meiner Sicht ganz eindeutig bedeutet, dass sich die Putschisten offenbar entschlossen haben, Teil des „Problems“ sein zu wollen.
„Russland/China sind zudem der Oberst Sadio Camara nahe“
So sagen es Medien. Wir wissen derzeit nicht, ob RUS/CHN mit der Sache etwas zu tun haben. Wenn man dort aber mit minimalem Aufwand die EU ärgern wollte böte sich natürlich die Unterstützung der Putschisten an. Das besonders RUS gern über Bande spielt wissen wir ja.
@ AOR
„Ich meine daher, unabhängig von GWOT, haben wir gewaltig Verhandlungsmasse.=
Wer sind „wir“. Bekanntermaßen kommen ja seit längeren nicht einmal DEU und FRA auf einen Nenner. Die Haltung von DEU allein vermute ich für Mali als derzeit sekundär. Das wäre vielleicht anders gewesen, wenn DEU sich zu einer stärkeren Unterstützung von FRA vor längerem entschlossen hätte.
„Und bekämpfen der Auständischen und unterstützende internat. Terroristen… damit können sie nicht drohen, war es ja deren Begründung für den Staatsstreich“
Wenn die Putschisten dann 3 Jahre Militärdiktatur vorhaben, wird die Schwelle für Proteste des Volkes gegen die leider hoch sein, weil der Rechtsstaat ist ja faktisch ausgesetzt. Und wenn die Putschisten Chaos erzeugen und gleichzeitig Kommunikationshoheit im Inneren behalten, steigt nun mal der Flüchtlingsdruck und die Kosten auf Seiten der EU. Leider sehe ich daher schon erhebliches Erpressungspotenzial. Begegnen könnte man dem gegebenenfalls ja durch sehr entschlossenes und einheitliches Handeln auf Seiten der EU- Staaten mit einer hohen Glaubwürdigkeit dahin, sich nicht erpressen zu lassen und eine aktive Rolle einzunehmen. Leider fehlt mir gerade dafür die Vorstellungskraft.
@Landmatrose3000:
„Begegnen könnte man dem gegebenenfalls ja durch sehr entschlossenes und einheitliches Handeln auf Seiten der EU- Staaten mit einer hohen Glaubwürdigkeit dahin, sich nicht erpressen zu lassen und eine aktive Rolle einzunehmen. Leider fehlt mir gerade dafür die Vorstellungskraft.“
Man müsste halt wissen was was man will.
Man rennt da diesem GWOT und“ war on terror“ hinterher.
Beides Organisationale Mythen, welche kaum falzifizierbar sind. Aber in dem Moment wo man erkennt, dass man nicht eine Strategie bekämpfen sollte, sondern die organisationalen Zusammenhänge hinter dem Phänomen, da würde man halt gründlich analysieren…
Ja, da ist des Hasswort wieder: Verbundener Ansatz und Bewaffnete Entwicklungshelfer. Aber um das zu realisieren muss genau das eintreffen was sie fordern:
„sehr entschlossenes und einheitliches Handeln auf Seiten der EU- Staaten mit einer hohen Glaubwürdigkeit dahin, sich nicht erpressen zu lassen und eine aktive Rolle einzunehmen.“
Oder wie ich es gerne unterstreiche: Militär löst in obigen Szenario keine politischen Probleme, sondern verschafft Zeit, sie anzupacken. Wenn nicht, wird man nur Teil des Problems/Phänomens.
Evtl. Ergebnisse:
„Die EU drängt darauf, dass die Regierungsgewalt wieder in zivile Hände gelegt wird – und würde einen Abzug der europäischen Truppen gern vermeiden. […] Eine deutsche Herzensangelegenheit ist der sogenannte „strategische Kompass“, den die EU derzeit erarbeitet. Ziel ist es, sich Klarheit darüber zu verschaffen, wo genau die Bedrohungen für Europa liegen – und wie man darauf am besten reagiert.“
EU-Verteidigungsminister Mittelmeer, Mali und mehr
Stand: 26.08.2020 02:55 Uhr
https://www.tagesschau.de/ausland/eu-verteidigungsminister-treffen-101.html
@AoR
„Ziel ist es, sich Klarheit darüber zu verschaffen, …“
Das ist sicher eine Vorübung für den 11.11., Karneval unter Corona-Bedingungen?
Ansonsten sei die Frage gestattet, – doch schon EU, wirklich,? – „wo genau die Bedrohungen für Europa liegen – und wie man darauf am besten reagiert“!
Bei solch Aussage bin ich nicht mal mehr zu SARC in der Lage, bleibt nur noch Häme. Wie kann ein Bündnis kollektiver Sicherheit sich dermaßen entblößen, oder passt „sich nicht entblöden“ treffender?
Unglaublich, die EU stellt eine BdL an, beginnt zu denken. Tatsächlich.
[Mal abgesehen vom Ton: Der ’strategische Kompass‘ ist ein anderes Thema als Mali und hier ziemlich OT… T.W.]
@TW
Der Ton, klar.
Ansonsten zum „strategischen Kompass“:
Auszug, „Ambitionsniveau
Die Ministerin hat gerade bei diesem Projekt betont, dass wir dabei einen sehr hohen Anspruch haben. Wir wollen den Geist des Vertrages von Lissabon neu beleben. Wir wollen die Europäische Union handlungsstärker und handlungsfähiger machen. Das hat die Ministerin mit dem Begriff ability to act immer wieder deutlich gemacht.“
Dass Mali, und im Gefolge der Großraum MENA keine Stellschraube bei Realisierung der EU Ambitionen jenseits der südlichen Grenze bedeuten, sollte mich nun doch sehr wundern. Da treten Wechselwirkungen auf, denen DEU/EU in Mali mit dem Ehrgeiz „ability to act“ gern entsprechen können.
@KPK:
Sie meinen „too little not yet too late“. wir sind mit 1000 von 1.000 international gestellten Truppen jetzt nicht gerade der Juniorpartner wie z.B in Afghanistan, wo man es hinnehmen musste, dass die Innenpolitik der Repuplikaner Importe im Congress/Senate verhinderte, welche wichtig waren, um die Bevölkerung großflächig gegen die Talibanalternative zu wappnen. In Mali sind wir mit am Hebel, EU eingedenk, der Hebel.
Streiche 1.000, setze 10.000
@AoR
Das „wir“ stellen die UN und die EU dar. Eine Nation-Building-Aufgabe, oder auch nur Förderung demokratischer Prozesse steht sicher weder bei MINUSMA noch bei EUTM auf der to-do-Liste, somit auf kaum für DEU TrTle.
Wenn in DEU Öffentlichkeit offenbar größte Fragestellung dahin geht, ob nicht etwa einer der führenden Putschisten durch Bw ausgebildet wurde, gar an der FüAk (LGAI) war, wird erkennbar, dass von ethnischen Befindlichkeiten und Stammes-Clanstrukturen, die im Zentrum von Machtfragen stehen, nicht gewusst werden soll.
Währenddessen nimmt die Task Force Takuba seit Beginn August Gestalt an.
In GAO (!) wurden die ersten SOF Teile bestehend aus FRA und EST Einheiten zu gemeinsamer Ausbildung zusammengeführt.
Diese Ausbildung war ursprünglich für PAU/Pyrenäen angesetzt, wurde aber wegen Covid-19 verschoben und näher an den Einsatzraum verlegt.
https://www.defense.gouv.fr/english/operations/barkhane/breves/barkhane-task-force-takuba-les-premiers-entrainements-franco-estoniens-ont-debute
@KPK:
Demokratisierung ist ja auch nicht unsere Aufgabe, und ins besondere nicht die der Kontingente.
Sollte aber ein Ausschluss der Zivilbevölkerung aus politischen Prozessen deren Reformwillen beugen oder anderweitig die Missionen konterkarrieren wäre das blöd.
Schlimmsten falls würden Menschen, welche nicht zum tribalen Kern des Putsches gehören, indifferent zwischen Junta, Aufständischen oder gar Terroristen.
Frankreichs Afghanistan
Nach dem Putsch in Mali will die Militärjunta zunächst an der Macht bleiben. Für die frühere Kolonialmacht Frankreich bringt der Umsturz enorme Probleme mit sich: Das Machtvakuum im Land dürften Islamisten für sich nutzen.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/mali-der-putsch-bringt-probleme-fuer-frankreich-a-e824d47e-7e12-4147-8cce-84402a0b5f29