Für 68 Mio Euro: Boxer-Transportpanzer wird fit für den Straßenverkehr

Die Boxer-Transportpanzer der Bundeswehr sollen dauerhaft für den Straßenverkehr fit gemacht werden. Der Haushaltsausschuss des Bundestages gab dafür rund 68 Millionen Euro frei, für die ein Fahrersichtsystem in die gut 400 gepanzerten Radfahrzeuge eingerüstet werden soll.

Die Notwendigkeit der Nachrüstung erläuterte das Verteidigungsministerium in der Beschaffungsvorlage, die die Parlamentarier am (gestrigen) Mittwoch billigten:

Im Jahr 2009 hat der Leiter Zentrales Militärisches Kraftfahrwesen festgestellt, dass das Sichtfeld des Kraftfahrers beim GTK Boxer nicht den Vorgaben des §35b Absatz 2 Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) entspricht. Die hohe Sitzposition des Kraftfahrers führt dazu, dass inbesondere Personen, welche unmittelbar neben dem Fahrzeug stehen, durch den Kraftfahrer nicht gesehen werden können. Daher resultiert eine Befristung der Betriebserlaubnis für alle Varianten des GTK Boxer und entsprechende Auflagen für die Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr.
Um eine unbefristete Betriebserlaubnis zur Nutzung der GTK Boxer im öffentlichen Straßenverkehr zu erwirken, wurde 2017 ein Entwicklungsvertrag geschlossen, um ein StVZO-konformes Fahrersichtsystem zur Sichtunterstützung des Kraftfahrers am Tag und bei der Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr zu realisieren. Dieses Kamera-Monitor-System steht nur als Einrüstlösung zur Verfügung. (…)
Die Größe des Fahrzeugs, insbesondere die Abmessungen in Länge und Breite, erfordern jedoch eine umsichtige Fahrkunst, um das Fahrzeug in allen Geländearten, in eng bebautem Gebiet und insbesondere neben in teilweise unmittelbarer Nähe zum Fahrzeug operierenden eigenen Kräfte zielsicher steuern und manövrieren zu können. Die Integration eines Fahrersichtsystems ist hauptsächlich zur Gefahrenreduzierung bei Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr unter Tagessichtbedingungen notwendig.

Für die 68,5 Millionen Euro bekommen die gut 400 Boxer in verschiedenen Varianten, darunter 72 Sanitätsfahrzeuge, das Kamerasystem und entspiegelte Seitenscheiben. Außerdem werden die Ausbildungssimulatoren entsprechend ausgerüstet.

Das neue System, warnte das Ministerium, ist allerdings nicht auf allzu langfristige Nutzung ausgelegt; weitere Kosten seien absehbar:

Mit Blick auf kurze Innovationszyklen bei nur kurzen Herstellungszeiträumen der verwendeten elektronischen Spezialkomponenten und einer Nutzungsdauer des GTK Boxer bis 2050 und darüber hinaus ist von regelmäßiger Obsoleszenz beim Fahrersichtsystem auszugehen.

Interessant ist bei der Begründung, dass ausdrücklich die Genehmigung zur Teilnahme am Straßenverkehr genannt wird – und nicht etwa in teilweise unmittelbarer Nähe zum Fahrzeug operierende eigenen Kräfte in bebautem Gebiet. Was ja für so ein Fahrzeug vielleicht der etwas wahrscheinlichere Einsatzzweck ist.

(Archivbild Juni 2016: Boxer-Transportpanzer der Sanitätsstaffel Einsatz Torgelow bei einer Veranstaltung in Rostock – Jonas Weber/Bundeswehr)