Bundeswehr muss für neue Software 40.000 Eigenentwicklungen anpassen

In seinem Jahresbericht hatte der Wehrbeauftragte des Bundestages am (gestrigen) Dienstag auf Probleme der Bundeswehr mit ihrer Instandhaltungs- und Ersatzteilmanagementsoftware SASPF des deutschen Konzerns SAP hingewiesen: So muss zum Beispiel bei einem Eurofighter-Geschwader während der Serverwartung der Flugbetrieb eingestellt werden.

Da sollte man diesen Merkposten im Auge behalten: Die bundeseigene Informationstechnikgesellschaft BWI, der zentrale IT-Dienstleister der Bundeswehr, wird diese Software demnächst auf eine neue Version umstellen.

Die Mammutaufgabe ist absehbar:

Damit die automatischen Updates des Herstellers greifen können, müssen SAP-Kunden ihre individuellen Anpassungen, die sie an der Software vorgenommen haben, soweit wie möglich auf den SAP-Standard zurückführen. Die Bundeswehr verfügt über circa 40.000 solcher Eigenentwicklungen – selbst für erfahrene SAP-Experten dürfte dies eine bisher nicht dagewesene Größenordnung darstellen. Zudem müssen über 60.000 Bundeswehrangehörige, die bereits heute mit SASPF arbeiten, für den Umgang mit dem neuen System geschult werden.

heißt es in einer Anzeige, die BWI am (heutigen) Mittwoch auf einem Online-Portal für IT-Anwender veröffentlichte (Screenshot oben).

Das Bundesunternehmen hat diese Anzeige nicht nur geschaltet, um auf die groß angelegte Software-Umstellung in den Streitkräften hinzuweisen. Sondern natürlich auch, um in diesem Umfeld um Fachkräfte zu werben. Die überall gefragt sind, weil die Umstellung der SAP-Software nicht nur die Bundeswehr betrifft, sondern ebenso eine Vielzahl von Unternehmen. Die Argumentation:

Wer mit seinen IT-Kenntnissen etwas bewirken will, ist bei der BWI mit ihren Kunden Bundeswehr und Bund an der richtigen Adresse.

Interessant wird neben dem fachlichen Aspekt auch der politische Umgang mit diesem Komplex. Denn die BWI ist im Zuge der Berater-Affäre im Verteidigungsministerium ebenfalls in die Kritik geraten: Von der Leyen will neues Millionen-Budget für Berater, titelte Spiegel Online im Dezember angesichts einer geplanten Aufstockung des BWI-Budgets. Der Haushaltsausschuss des Bundestages verschob denn auch erst einmal die Entscheidung über zusätzliche gut 340 Millionen Euro für das Bundesunternehmen.

Allerdings: Ein Großteil dieser Millionen hat mit umstrittenen Beraterverträgen nichts oder nur wenig zu tun. Das Geld ist unter anderem für Hardware für die Truppe vorgesehen – und mancher neue Drucker oder Computer könne nun nicht beschafft und ausgeliefert werden, weil die Mittel dafür noch nicht freigegeben seien, hieß es aus dem Unternehmen.

Auch die SAP-Umstellung mit dem enormen Bedarf an IT-Expertise und Schulung von Bundeswehrangehörigen wird voraussichtlich einiges kosten. Mal abwarten, ob und sich der Streit um die externen Berater auch an dieser Stelle auswirken wird. Die bestehenden Probleme der Truppe mit dieser Software wird das vermutlich nicht verringern.

(Danke für den Leserhinweis auf die Anzeige)

(Foto: Screenshot der BWI-Anzeige)