Fürs Archiv: Der neue Beirat Innere Führung
Ein halbes Jahr nach Verabschiedung des vorangegangenen Beirats Innere Führung beim Verteidigungsministerium hat Ministerin Ursula von der Leyen in der zurückliegenden Woche einen neuen Beirat berufen. Fürs Archiv hier die – nach Recherchen von Augen geradeaus! korrigierte – Mitgliederliste in alphabetischer Reihenfolge:
Klaus Beck (Deutscher Gewerkschaftsbund)
Rolf Clement (Journalist, Chefredakteur „Europäische Sicherheit und Technik“)
Nicole Deitelhoff (Geschäftsführende Direktorin des Leibniz-Instituts der Hessischen Stiftung Friedens- und Konflikforschung)
Generalleutnant a.D. Rainer Glatz (Ehemaliger Befehlshaber Einsatzführungskommando)
Astrid Irrgang (Stellvertretende Geschäftsführerin des Zentrums für Internationale Friedenseinsätze, ZIF)
Katrin Jahnel (Ehefrau eines Offiziers)
Gerd Landsberg (Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes)
Stefan Mair (Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie)
Tanja Menz (Mutter eines im Einsatz gefallenen Soldaten)
Bernhard Muszynski (Professur für Soziologie der Politik an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam)
Winfried Nachtwei (Lehrer, ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestages)
Klaus Naumann (Historiker)
Ulrich Silberbach (Bundesvorsitzender des Deutschen Beamtenbundes)
Werner Sonne (Journalist)
Constanze Stelzenmüller (Journalistin, Senior Fellow Brookings Institution)
Hans-Christian Witthauer (Vizepräsident der Zentralen Stelle für Informationstechnik im Sicherheitsbereich, ZITiS)
Oberstleutnant André Wüstner (Bundesvorsitzender DBwV)
Oliver Zander (Rechtsanwalt und Hauptgeschäftsführer Arbeitgeberverband Gesamtmetall)
und als ständige Gäste
Militärgeneralvikar Monsignore Reinhold Bartmann (Leiter des Katholischen Militärbischofsamtes)
Oberstleutnant Tobias Brösdorf (Sprecher Gesamtvertrauenspersonenausschuss beim Bundesministerium der Verteidigung)
Mark Dainow (Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland)
Mililtärgeneraldekan Matthias Heimer (Militärgeneraldekan, Leiter des Evangelischen Kirchenamtes für die Bundeswehr)
Stabshauptmann Martin Vogelsang (Vertreter des Hauptpersonalrates)
Generalmajor Reinhard Zudrop (Kommandeur des Zentrums Innere Führung)
Nach Angaben von Beiratsmitgliedern wurde bei der konstituierenden Sitzung am 30. November Glatz zum Vorsitzenden (Sprecher) des Gremiums gewählt. Als Stellvertreter fungieren Witthauer und Irrgang.
Das Verteidigungsministerium veröffentlichte (zunächst?) eine fehlerhafte Liste, in der Witthauer gleich zweimal erschien, noch dazu mit früheren Funktionsangaben; außerdem wurde Ex-Mitglied Franziska von Freymann erneut aufgeführt. (Die Liste war am 2. Dezember noch in der fehlerhaften Form* auf der Bundeswehr-Webseite zu finden. Update 3. Dezember: Die wesentlichen Fehler sind korrigiert.)
Die in Teilen falsche Liste ist nicht die einzige Merkwürdigkeit: Die Berufung des neuen Beirats erfolgte nicht nur nach sechsmonatigem Abwarten – der Festakt zum 60-jährigen Bestehen des Beirats, bei dem die neuen Mitglieder berufen wurden, fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und wurde anschließend auf der Bundeswehr-Webseite wenig auffällig vermeldet (auf der BMVg-Webseite erst mal gar nicht).
Das mag nicht so recht passen zu dem wichtigsten zivilen Beratungsgremium (O-Ton Bundeswehr) der Ministerin. Die Ernennung der neuen Beiratsmitglieder nahm der Parlamentarische Staatssekretär Peter Tauber vor, die Ministerin war – wie ich höre, wegen einer auswärtigen CDU-Präsidiumssitzung – an dem seit Monaten geplanten Termin verhindert und schickte eine Video-Grußbotschaft.
Nun hatte der vorangegangene Beirat nicht immer zur Freude von der Leyens agiert. Unter anderem hatte das Gremium sich ausdrücklich dagegen gewandt, dass der Kriminologe Christian Pfeiffer damit beauftragt werden sollte, die innere Lage der Bundeswehr zu durchleuchten. Das kursierende Gerücht, die Ministerin wolle auf diesen Beirat ganz verzichten, wurde allerdings nie bestätigt.
*Zur Dokumentation (weil die Bundeswehr-URLs flüchtig sind…) die Meldungen von der Seite bundeswehr.de, abgerufen am 2.12.2018, als pdf-Datei:
Unersetzlich seit 60 Jahren: Der Beirat für Fragen der Inneren Führung
Die Mitglieder des 15. Beirats für Fragen der Inneren Führung
Dank fürs punktgenaue kommentierende und informierende posting
„fehlerhafte Liste, … Merkwürdigkeit …“
Signifikant für Nebenrolle und ein Abschieben in die Bedeutungslosigkeit, fragt sich weshalb dies offenbar so gehandhabt wird, dokumentiert durch die medial „unauffällige“ Behandlung?
Allein die Causa Pfeiffer dürfte es nicht sein. – Was also dann.
Passt das monstranzartig behandelte Konzept InFü immer weniger in Gedankengänge zur „Europäischen Armee“ mit erwartbar zahlreichen Zugeständnissen an europäische Partner unter jedenfalls neuer Betrachtung des Parlamentsvorbehaltes?
@ Klaus-Peter Kaikowsky | 02. Dezember 2018 – 12:17
„Passt das monstranzartig behandelte Konzept InFü immer weniger in Gedankengänge zur „Europäischen Armee“ mit erwartbar zahlreichen Zugeständnissen an europäische Partner unter jedenfalls neuer Betrachtung des Parlamentsvorbehaltes?“
Ich denke Sie interpretieren hier zu viel hinein.
Ich glaube vielmehr, dass vdL wenig Sympathie für ein Gremium hat, dass ihr wenig bringt und nur Ärger gemacht hat ;)
Nur eine Klarstellung: der Parlamentsvorbehalt ist kein Teil der Inneren Führung.
@Koffer
Innere Führung als die Wertegrundlage für verantwortliches Handeln in den Streitkräften mit demokratischer Kontrolle, dazu passt m.E. der praktizierte Parlamentsvorbehalt ausgezeichnet. Dass er nicht Teil von InFü ist, logisch, hab‘ ich aber auch nicht ausdrücken wollen.
„… ihr wenig bringt und nur Ärger gemacht hat …“ Exakt. Aber was soll der Beirat „bringen“ aus ministerieller Warte?
Ich bin schon der Ansicht, dass Nachbarn mit unserer postulierten InFü so ihre Auffassungs- und Ausführungsschwierigkeiten haben, ausgenommen NLD mit einem Beinahe-Ausstandsrecht.
Das Gewicht eines solchen Gremiums steht und fällt nmE mit der Qualität der dort entwickelten Vorschläge.
Wenn dann dagegen gehalten wird, welche „Dienstpostenbeschreibung“ für die Mitglieder formuliert ist, habe ich Zweifel, ob wir da die ideale Mischung sitzen haben – und bin umso gespannter zu hören, was die Runde demnächst vorbringen wird.
Vllt. hat die BMin ja ähnliche Gedanken gehabt … – ohne dass ich jemandem persönlich zu nahe treten möchte.
@Carnivora
Hm. Aber die Zusammensetzung ist doch etwas, was die Ministerin selbst entschieden hat? Deshalb verstehe ich diesen Einwand nicht wirklich.
@KPK
Unsere europäischen Partner sind in vielen Grundsätzen unserer InFü sehr nahe bei uns, schon alleine weil viele Grundrechte in Europa auch für Soldaten gelten. Wenn man sich anschaut wie sich der Kameradschaftlicheumgang in FR in den letzten 20Jahre geändert hat.
Dabei sind wir erst am Anfang eines langen Prozesses.
Entwicklung beginnt mit mit der Gegenwart, sie geschieht und endet nicht in ihr.
http://euromil.org/defending_soldiers_rights_cy_tr/
Spannend, wo sind die Unteroffiziere in diesem Gremium? Offiziere und Stabsoffiziere sind dabei! Nur mal so ein Gedanke! Stichwort: Rückrad der Armee.
1. Es scheint mir für vdL eine demokratische Nebenpflicht zu sein, wenn es um dieses Gremium geht
2. Der Apparat scheint mir personell auch sehr aufgebläht zu sein. Da muss General a. D. Glatz schon mit Kraft führen/moderieren
3. In der Tat tun sich unsere Verbündeten in Europa und in der NATO allgemein mit solchen Gremien schwer. Haben sie doch ein viel innerlicheres Verhältnis zu ihren Soldaten/Innen. Da wird noch anerkannt, dass sie beschützt werden.
Unser neuer Traditionserlass ist ja auch so eine „Rumeierei“. Einiges ist brauchbar, vieles versteht kein Soldat wirklich. Aber die (unbedarften) Politiker wollen es und die Bevölkerung, umnebelt von politischen Schwafeleien, merkt nichts (mehr)
Der Fall des Prof. Pfeiffer war ja nur ein Beispiel für die aktuelle Lage der Inneren Führung. Die Versetzung mehrerer Generale mit eigener Meinung ist ja ein weiteres Beispiel.
Im Ergebnis wird die mittlere und höhere Führung immer stromlinienförmiger. Das Problem gab es natürlich schon vor der aktuellen Ministerin, aber die entsprechenden Anreize sich konform zur Linie der Leitung zu verhalten sind nochmals gestiegen. Also das Gegenteil zu den Grundsätzen der Inneren Führung. Daher ist es aus meiner Sicht weniger wichtig wer im Beirat sitzt, sondern welche Kultur die Gesamtorganisation prägt. Von Fehlerkultur zu reden ist eben nicht genug.
Es wird sicher auch weiterhin genug Möglichkeiten geben an denen man ablesen kann wie die Innere Führung gelebt wird.
@Norden
Ich habe mich auch gewundert warum hier nicht die Vertreter der jeweiligen DG GRP des GVPA z.B. vertreten sind…
Es wäre interessant zu erfahren, nach welchen Kriterien hier ausgewählt wurde. Auf den ersten Blick wird m.E. beim Großteil der Personen nicht erkenntlich, was sie zur Definition des Ethos des Soldaten beitragen könnten. Möglicherweise ist das ja aber auch gar nicht erwünscht, wenn ich die Kommentare richtig verstehe.
Da man beim Thema Innere Führung aber seit langem nicht vorankommt und die offiziellen Aussagen dazu nur noch wenig mit der Einsatzrealität zu tun haben, formiert sich gerade übrigens ein alternatives Projekt u.a. unter Beteiligung von Historikern, Philosophen und Theologen, die zu dem Thema über Expertise verfügen. Das Projekt wird ein zeitgemäßes soldatisches Ethos entwickeln, das anders als die ZDV 10/1 auch Themen wie töten und getötet werden anspricht.
[Na, dann wüsste man doch gerne, wer dieses „alternative Projekt“ organisiert? T.W.]
@Wilhelm Eduard Albrecht
„Auf den ersten Blick wird m.E. beim Großteil der Personen nicht erkenntlich, was sie zur Definition des Ethos des Soldaten beitragen könnten.“
Bei welchen Personen können Sie dies nicht erkennen? M.E. können alle etwas beratend dazu beitragen.
„Da man beim Thema Innere Führung aber seit langem nicht vorankommt und die offiziellen Aussagen dazu nur noch wenig mit der Einsatzrealität …..“
Ist das so? An was machen Sie das fest? Kennen Sie die Ergebnisse des Beirates der letzten Jahre?
In welchem Punkt haben offizielle Aussagen zum Thema Innere Führung nichts mit der Einsatzrealität zu tun?
Sie setzen hier Allgemeinplätze ohne Inhalt oder Beispiele.
„Das Projekt wird ein zeitgemäßes soldatisches Ethos entwickeln, das anders als die ZDV 10/1 auch Themen wie töten und getötet werden anspricht.“
Da bin ich ja mal gespannt, heißt dann bestimmt „Äußere Führung“ nach Befehl.
In Zeiten gemeinsamer Belastung, Gefährdung und Bewährung kommen auch
Dinge zur Sprache, die an die menschliche Existenz rühren. Themen
wie Verwundung und Tod, Umgang mit Angst oder Fragen nach
Schuld und Versagen dürfen dabei nicht verdrängt oder herunterge-
spielt werden, sondern müssen ehrlich und einfühlsam besprochen
werden. Aus einer solchen Gesprächskultur entstehen neben ethischem
Bewusstsein auch Gegenseitiges Vertrauen und sichere Gefolgschaft.
@Wilhelm Eduard Albrecht
So kritisch ich die Umsetzung der richtigen Ideen eines Baudissins auch sehe, deren Hinterfragung durch Aktive in Wort oder Tat zu deren Kaltstellung führt, so gern wüsste ich allerdings schon mehr zu einem (angeblichen) alternativen Projekt!
@Norden | 02. Dezember 2018 – 18:49
„Spannend, wo sind die Unteroffiziere in diesem Gremium? Offiziere und Stabsoffiziere sind dabei! Nur mal so ein Gedanke! Stichwort: Rückrad der Armee.“
Ich denke nicht, dass es hier um Dienstgrade geht, sondern die Vertreter scheinen eher für Organisationen berufen worden zu sein. Wenn dann der (gewählte) Vorsitzende der Gewerkschaft nun mal ein StOffz ist und der (gewählte) Sprecher des GVPA nun mal ein StOffz ist und der (gewählte) Vorsitzende des HPR nunmal ein Offz ist, dann kann das glaube ich auch die IBuK nicht ändern ;)
Und das der Kdr des ZInFü ein General ist kann man vielleicht grundsätzlich beklagen (ich würde da eher einen Oberst für angemessen halten), aber auch dafür kann man in dem hier anhängigen Zusammenhang der IBuK glaube ich auch kaum vorwürfe machen…
Und bei den „frei berufenen“ Mitgliedern sehe ich außer GenLt a.D. Glatz gar keinen Soldaten.
Von daher geht glaube ich Ihre Kritik fehl… Vielleicht hätte man (um der Symbolik willen) Gen Lt Glatz einen ehemaligen Spieß zur Seite stellen können, aber das wäre dann vielleicht doch etwas gekünstelt gewesen, oder?
@ Memoria: +1
@ Carnivora: „Das Gewicht eines solchen Gremiums steht und fällt nmE mit der Qualität der dort entwickelten Vorschläge.“ Diesbezüglich bin ich absolut bei Ihnen. Allerdings werden wir die Vorschläge öffentlich nicht einsehen können, weil diese vertraulich im BMVg bleiben (neben der Leitung haben lediglich der PrInfoSt, die AL Pol und die für den Beirat geschäftsführende AL FüSK Einblick). M.W. hat der letzte Beirat eine Menge an guten „Beratungspapieren“ auf den Weg gebracht, jedoch wurden diese nur bedingt wahr- bzw. aufgenommen. Es ist eben auch eine Frage, ob sich eine Verteidigungsministerin beraten lassen will. Was die neue Zusammensezung des Beirats anbelangt, bin ich bezüglich deren (ehrenamtlichen) Fähigkeiten optimistischer als andere hier. Schade sei nach Auffassung einiger im FüSK angeblich, dass der ein oder andere kritische Geist der vergangenen Amtsperiode nicht mehr Teil des neuen Gremiums ist.
1. „Ehefrau von“ sowie „Mutter von“ werden im Jahr 2018 als Qualifikationserläuterung von Frauen genannt.
2. Muslimische Religionsvertreter bleiben im Jahr 2018 außen vor.
Das lasse ich den Tag über dann mal sacken und hake das Modethema Diversity im Bw-Kontext baW ab.
Was Innere Führung ursprünglich ist, weiß doch hierzulande auch keiner mehr. Die Sonntagsredner reduzieren sie auf Schutz vor Schikane, diejenigen, die gerne schneidige Troupiers wären, beschimpfen sie vornehmlich als wehrkraftzersetzende Weicheierei – gerne auch, um von weiteren Problemen abzulenken.
Ihr ursprünglicher Sinn, nämlich der Auftrag an die militärischen Vorgesetzten, Staatsbürger zu einsatzbereiten Soldaten zu erziehen, die körperlich und geistig zur Landesverteidigung fähig und willig sind, ist schon seit Jahrzehnten in Vergessenheit geraten. Von der dreifachen Demobilisierung – strukturell, materiell und intellektuell – wiegt die letztgenannte am schwersten.
@JPW
So ist es.
Daher auch mein Hinweis zu, „Monstranz“ mit Hostie zur Verehrung und Anbetung feierlich gezeigt. Als treuer Gläubiger hinterfragt niemand die Sinnhaftigkeit, natürlich nicht, ist schließlich schon 2000 Jahre so, also seit 1955 bewährte Praxis.
@JPW
1+
Die Innere Führung und das Soldatengesetz setzt den Rahmen, nicht der Beirat. Dieser berät nur die Ministeren am Ende entscheidet sie und der Gesetzgeber. Der Beirat ist gut und schadet keinem, im Gegenteil, ein Sensor mehr.
Das Problem ist eher, dass weder die Grundsätze der InFü noch das SG ausreichend gelebt wird und selbst SabsOffze nicht sattelfest sind. Wenn dann noch so getan wird als ob Soldat zu sein ein beliebiger Beruf ist, gibt es der InFü den Rest. Auch Beteiligung scheint in der Auslegung unserer Tradition trotz über Hundertjäriger Geschichte keinen Aufnahme in die Traditionslinie gefunden zu haben. In diesem Bereich gibt es für den Beirat einiges zu tun.
@JPW
Ein Problem mit der Inneren Führung ist die mMn bestenfalls arrogante Einstellung den Soldaten zu erziehen, von der Tatsache mal abgesehen das die pädagogischen Fähigkeiten dazu wohl eher rar sind.
Ein wichtiger Teil war den Soldaten davor zu bewahren, sich gegen Staat, Bürger und Recht missbrauchen zu lassen, ein anderer Teil war es den Bürgern zu garantieren das die BW dies nicht tut oder die Soldaten missbraucht.
Ich weiß nicht ob es zur IF zählt, aber es gibt Grenzen was einem die Pflicht abverlangen darf und diese nicht zu überschreiten soll es Soldaten ermöglichen mit dem Leben zu können, was sie getan haben.
@ThoDan
„Ein Problem mit der Inneren Führung ist die mMn bestenfalls arrogante Einstellung den Soldaten zu erziehen, von der Tatsache mal abgesehen das die pädagogischen Fähigkeiten dazu wohl eher rar sind“
Das ist kein Problem der Inneren Führung, sondern ein Problem der Verantwortlichen Personen. Den Erziehungsauftrag, den die Vorgesetzten der Bw haben müssen sie nachkommen und dazu gibt das Soldatengesetz die rechtliche Grundlage und die InFü das
Führungskonzept.
Kein Gesetz oder Konzeption nützt was, wenn man es nicht lebt oder gar als Hindernis betrachtet. Wer diese Grundlagen als Führer nicht akzeptiert und anwendet sollte die Bw verlassen.
@Zimdarsen
Dann mag dies das Problem des Gesetzes, des Mindsets sein, die Anmassung Erwachsene, Mündige Menschen erziehen zu wollen ist dennoch bestenfalls arrogant und mEn wohl ein Grund warum sie anscheinend nicht so gut funktioniert.
Schulen, vermitteln, lehren, vor Leben ja, aber mit Erziehen geht man IMHO den falschen Weg
@ Norden
Ist etwas aus der Mode gekommen aber Unteroffiziere bezeichnete man früher tatsächlich als das RÜCKGRAT der Armee.
@Klaus-Peter Kaikowsky
Das erwähnte Projekt stützt sich auf Reserveoffiziere, die sich als Christen mit dem Ethos des Diensts als Soldat auseinandersetzen.
Anlass für das Projekt war vor allem, dass die Auseinandersetzung mit diesem Thema in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten eher negativer Art war, d.h. sie war von Furcht vor dem Soldatischen geprägt. In der ZDv 10/1 kommen die entsprechenden Ängste deutlich zum Ausdruck. Es geht diesem Verständnis von Innerer Führung nicht darum, einen in höchstem Maße einsatzbereiten und fähigen Soldaten hervorzubringen, wie er im Einsatz gebraucht wird. Der Soldat wird nicht als Verteidiger von Gemeinwohl und Gemeinwesen betrachtet, sondern als potenzielle Gefahr für diese.
Wie Herr Dr. Weisswange oben bereits schrieb, war dies aber nicht die eigentliche Absicht der Väter der Inneren Führung. Das erwähnte Projekt soll vor diesem Hintergrund zu einem positiven Verständnis des Soldaten als Verteidiger des Gemeinwesens beitragen und ein soldatisches Ethos entwerfen, das sich auf die reichen Traditionsbestände des abendländischen Erbes hierzu stützt, angefangen bei den Gedanken Platons über den Wächterstand und die Gedanken des Aristoteles über die Tugenden des wehrhaften Mannes und Bürgers.
Dadurch soll auch ein Beitrag zur Traditionsdebatte geleistet werden. Auch hier kann man statt einem negativen Ansatz (was gehört nicht dazu) alternativ von einem positiven Ansatz ausgehen und die Frage stellen, wo denn die geistigen und kulturellen Wurzeln liegen, aus denen Tradition immer wieder erneuert und weiterentwickelt wurde.
Die Ergebnisse dieses Projekts werden bei Zeiten öffentlich vorgestellt werden.
[Vor allem der letzte Satz klingt hinreichend kryptisch. Ich schlage vor, entweder werden Sie konkret, oder wir vertagen das Thema, bis dieses „alternative Projekt“ spruchreif ist. T.W.]
@ThoDan | 03. Dezember 2018 – 15:03
Aha, man kann und darf einen mündigen Bürger also nicht erziehen?
Sagen Ihnen Stichworte wie Licht- und Geräuschdisziplin etwas? Oder die Begriffe Feuerzucht und Funkdisziplin? Diese werden in der Ausbildung der Soldaten Tag, dem mündigen Bürger tag täglich anerzogen.
Das gleiche geht mit Ordnung weiter. Was mit Stuben- und Revierreinigen und Hemden auf Din A4 falten in der Grundausbildung anfängt, geht mit dem Prinzip „Alles hat seinen vorgesehenen Platz“ und weiß umranden der einzelnen Schraubenschlüssel im Zug/Insbereich weiter.
Dies sind nur einzelne Beispiele aus dem „einfachen“ Soldatischen Alltag an denen Erziehung von Erwachsenen tag täglich gelebt wird.
@ThoDan
Dann hoffe ich mal, dass Sie kein mili Führer in der Bw sind.
Erzieherische Maßnahmen dienen der soldatischen
Erziehung.
Soldatische Erziehung ist Teil einer zeitgemäßen
Menschenführung. Sie orientiert sich an den Grundsätzen
der Inneren Führung mit dem Leitbild vom Staatsbürger
in Uniform. Ihr Maßstab sind die Werte und Normen
des Grundgesetzes und die im Soldatengesetz festge-
schriebenen Pflichten und Rechte der Soldatinnen und
Soldaten.
Soldatische Erziehung fördert die Persönlichkeitsent-
wicklung mit dem Ziel, Disziplin zu wahren und Gehorsam
aus Einsicht zu leisten, den Einsatzwillen zu stärken und
eigene Interessen zugunsten der Gemeinschaft zurückzu-
stellen. Sie ist unverzichtbarer Bestandteil der Auftrags-
erfüllung der Streitkräfte und steht in engem Zusammen-
hang mit Führung, Ausbildung und Bildung.
Soldatische Erziehung stärkt soldatische Ordnung,
Disziplin und kameradschaftlichen Zusammenhalt. Sie ist
Ausdruck einer vertrauensvollen und verantwortungsbe-
wussten Zusammenarbeit.
Soldatische Erziehung prägt das Selbstverständnis der
Soldatinnen und Soldaten und befähigt sie, ihren Auftrag
– auch unter den besonderen Belastungen des Einsatzes –
aus Überzeugung zu erfüllen.
Soldatische Erziehung wirkt vornehmlich durch das
persönliche Beispiel der Vorgesetzten, durch Anleitung,
Ermutigung, Anerkennung, aber auch durch Ermahnung,
Zurechtweisung und Tadel.
[Zitate bitte kennzeichnen. T.W.]
Den Exkurs Erziehung, ja, nein, warum etc. bitte hier nicht weiter auswalzen. Es hat mit dem eigentlichen Thema nur sehr am Rande zu tun.
@TW
Sorry.
Erlass „Erzieherische Maßnahmen“ DSK F1407300163
Erziehung ist ein Baustein der Menschenführung und somit eine nicht unwesentliche Grundlage der Inneren Führung.
Aber leider versteht das auch kaum jemand im BMVg und verwechselt bis in die höchste Ebene Bestrafung (bis hin zur Entlassung) mit Erziehung.
Die von @ Wilhelm Eduard Albrecht angesprochene Absicht eine neue Vorschrift zu erlassen bezieht sich auf die „Ethische Bildung in der Bundeswehr“.
Dazu fand am 13. November im Ministerium ein Workshop statt über den der „Kompass“ 12/18, die Zeitschrift der Katholischen Militärseelsorge in seiner Dezemberausgabe berichten wird.
Der Hintergrund ist, dass das Ministerium neben einer Vorschrift für zur Politischen Bildung, zur Historischen Bildung auch eine Vorschrift zur Ethischen Bildung haben will.
Als weiteres Ziel wurde vom Ministerium definiert, diese 3 Vorschriften zu einem späteren Zeitpunkt als Vorschrift zur „Persönlichkeitsbildung“ gebündelt herauszugeben.
siehe: http://www.kmba.militaerseelsorge.bundeswehr.de/portal/a/kmba/start
3. Aufzählungpunkt am rechten Seitenrand:
„Workshop im Bendlerblock zur Ethischen Bildung in der Bundeswehr“
Wie wiki richtig schreibt: „Die Aufgabe, den Bundesminister der Verteidigung in Fragen der Inneren Führung durch Abgabe von gutachterlichen Stellungnahmen zu grundsätzlichen Problemen und Einzelfragen zu beraten,siehe VMBl 1969,S 96 ff.“
Frau Ministerin ist mMn gut beraten, diese von Franz Josef Strauß erstmals eingesetzte Institution auch genau so zu nutzen. Auch in diesem Beirat ist wieder eine Menge Expertise versammelt.
Die Argumentation, ist alt, kann weg oder kostet Geld, kann weg, greift hier doch sehr deutlich viel zu kurz.
Die aktuellen Grundlagen für die Ausbildung zum Thema Innere Führung müsste ich mir erst mal wieder erarbeiten. Meine Offz-Ausbildung ist bald 40 Jahre her. Ich habe InFü in vielen Facetten praktisch erlebt und danach gelebt.
Der Ausbildungsstabsoffizier für InFü im OffzLg war schon Anfangs der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts deutscher Soldat, auch an der Ostfront. Seinen Merksatz/Erklärsatz/Leitsatz finde ich wunderbar verständlich und traditionswürdig:
„Innere Führung hat dann funktioniert, wenn der Vorgesetzte beim Rückzug mitgenommen wird!“
@W15_Z15_BS
Dann hat Ehrenkodex und wohl auch Kameradschaft, Fürsorge funktioniert, aber gibt InFü diesen Dingen nicht Grenzen und legt an Loyalität und Ehrenkodex einen höheren ethischen Standard an?
@Georg
Ich hatte nicht gesehen, dass zu dem Thema schon öffentlich etwas geschrieben wurde, vielen Dank.
Die Quelle deutet dabei an, dass es unterschiedliche Positionen zu dem Thema gibt (Stichwort: „militärische Erziehung“) und ich bin selbst sehr gespannt, ob und wie sich die vielen interessanten und mutigen Impulse aus diesem Kreis dann letztlich auch im Endergebnis niederschlagen werden.
Die oben genannten Aufgaben des Beirates noch einmal in Erinnerung rufend und zugleich die Kernelemente des Konzeptes der Inneren Führung betonend ( Integration fördern, Identität schaffen unf Legitimität sicherstellen), bleibe ich bei meiner Bewertung, dass es für die Zusammensetzung des Beirates (noch) geeignetere Personen gibt (man lese sich die Liste mit den beruflichen Positionen einmal in Ruhe durch). Und dann stellt sich mir unverändert die Frage, warum die BMin dieses Gremium so berufen hat.
@Carnivora
Es gibt immer geeignetere Personen für alles. Doch nach welchen Kriterien würden Sie diese aussuchen und wenn Sie diese gefunden haben, würden sich diese dann auch engagieren?
Würde eine die Ersetzung einer Person das Beratungsergebnis verändern?
Jeder der sich in der Runde einbringen will kann dies tun und die entsprechenden Beiratsmitglieder und Gäste ansprechen.
@Carnivora | 04. Dezember 2018 – 20:57
Die Frage ist nur was man sich aus diesem Gremium verspricht ?