Der Schoko-Osterhase ist nur die Spitze des Eisbergs

Erst mal entschuldige ich mich für den hinkenden Vergleich das schiefe Bild das Wortspiel oben; zur Sache: Nachdem ich kürzlich die über entschiedene Korruptions-Abwehr des Verteidigungsministeriums angesichts des rechtswidrigen Sponsoring mittels Osterhasen für den Einsatzgruppenversorger Bonn berichtet hatte, hat der Wehrbeauftragte des Bundestages einen weitaus umfangreichen Fall aufgedeckt. In seiner monatlichen Kolumne für das Magazin der katholischen Soldatenseelsorge griff Hans-Peter Bartels nicht nur den Schokohasen auf, sondern verwies auf einen Sponsoring-Versuch des Fußballclubs Hertha BSC Berlin beim Einsatzgruppenversorger Berlin:

Ein Soldatenvertreter hatte mir zuvor schon von einem anderen Geschenk für eine andere Besatzung, diesmal die des Einsatzgruppenversorgers „Berlin“ erzählt. Die Fußballbundesliga- Mannschaft von Hertha BSC wollte den Soldaten auf dem Berliner Patenschiff eine Freude machen mit ein paar Trikots für die Besatzung und Freikarten für das nächste Hertha-Spiel. Nette Geste? Von wegen: Bestechungsgefahr! Und Ungleichbehandlung!

Die 15 Freikarten wären, wenn schon, dann allen 180.000 Bundeswehrsoldaten in einem transparenten Verfahren zugänglich zu machen! Irgendwie haben die Besatzung und Hertha dann eine Truppenlösung gefunden, die man den Kontrolleuren als rechtlich korrekt verkaufen konnte, und kamen zueinander.

(Die Juni-Ausgabe des Kompass, in der der Text erschienen ist, gibt es hier komplett zum Herunterladen; die Kolumne des Wehrbeauftragte steht auf S.17)

Immerhin, die Spende von zwei Tischkickern (Spielfiguren in Hertha-Trikots!) durfte die Besatzung irgendwie annehmen und auch gleich ausprobieren (Foto oben), wie die Marine auf ihrer Webseite berichtete*.

Der Wehrbeauftragte verband den Hinweis auf diesen Fall mit einem Appell:

Keine Organisation kann funktionieren, wenn alle ihre Glieder nichts anderes tun, als nur die geschriebenen Regeln buchstabengetreu zu befolgen. Dienst nach Vorschrift führt zum Kollaps! Auch beim Militär.
Jede Organisation braucht eine formale Regelungsstruktur und genauso auch ein lebendiges informelles Zusammenwirken, kollegial, kameradschaftlich, manchmal ein kleines Stück neben der hundertprozentigen Korrektheit, aus Erfahrung klug.

*Da die Bundeswehr-Webseiten in absehbarer Zeit auf ein anderes System umgestellt werden und Links dann ins Leere laufen, hier der Text als pdf:

Patenschaften: 1:1 für Berlin

(Foto: Bundeswehr/PIZ Marine/Marcel Kröncke)