Sammler: Syrien nach (vermutlichem) Giftgasangriff und die Reaktion des Westens
Es ist ja keineswegs so, als hätte der Krieg in Syrien in den vergangenen Monaten weniger heftig getobt – aber seit dem Wochenende ist das Geschehen dort wieder in den (hiesigen) Blickpunkt gerückt: Ein Giftgasangriff auf Rebellen in der Stadt Douma wird den Truppen des syrischen Präsidenten Bashar el-Assad zugerechnet. Syrien und ebenso das verbündete Russland bestreiten das verhement. In den USA werden als Reaktion Angriffe auf syrische Einrichtungen diskutiert, Präsident Donald Trump will darüber möglichst schnell entscheiden, vielleicht sogar noch am (heutigen) Montag.
Eine ähnliche Situation gab es vor fast genau einem Jahr: Damals hatten die USA als Reaktion auf einen Angriff mit Kampfstoffen eine syrische Luftwaffenbasis angegriffen.
In dieser Gemengelage scheint ein Sammler zu den verschiedenen Informationen und angekündigten Aktionen sinnvoll (sicherlich unvollständig, aber zu ergänzen):• US-Verteidigungsminister James Mattis schließt keine Reaktionsmöglichkeit aus
• Für die Bundesregierung weist Regierungssprecher Steffen Seibert dem syrischen Regime die Verantwortung für den Angriff zu; zugleich richten sich die deutschen Vorwürfe auch gegen Russland. Aus der Bundespressekonferenz am Montag die Aussagen von Seibert und Sprecher Rainer Breul vom Auswärtigen Amt:
Ich will auf die Meldungen über schwere Luftangriffe auf Duma in Ost-Ghuta und auf den Einsatz von Giftgas am vergangenen Samstag eingehen. Am Wochenende haben uns Bilder und Berichte aus dieser Region erreicht, die jeden von uns aufwühlen müssen. Das sind Bilder und Berichte von erschütterndem menschlichem Leid, offenbar ausgelöst durch den erneuten und verachtungswürdigen Einsatz von Chemiewaffen.
Vielleicht muss man sich ein wenig zurückerinnern: Am 4. April 2017, also vor fast genau einem Jahr, wurden im syrischen Ort Chan Schaichun Chemiewaffen eingesetzt mit damals vielen Toten und Verletzten unter der Zivilbevölkerung. Alle bisherigen Untersuchungen deuten auf die Verantwortlichkeit des syrischen Regimes für dieses Kriegsverbrechen damals hin.
Fast genau ein Jahr später ist es nun offenbar in einer der letzten Rebellenhochburgen, in Duma, zum erneuten Giftgaseinsatz mit ebenso vielen Toten und Verletzten gekommen. Diesen erneuten Giftgaseinsatz verurteilt die Bundesregierung auf das Allerschärfste.
Die Menschen in Duma waren am Wochenende ununterbrochenen Luftangriffen durch das Assad-Regime und dessen Unterstützer und Verbündete ausgesetzt. Zuvor waren Pläne zur Evakuierung der Rebellen gescheitert. Das Ergebnis sind wohl mehrere hundert Tote in dieser Region.
Das Vorgehen des Regimes ist abscheulich; es ist menschenverachtend, und es verstößt gegen elementare Regeln des humanitären Völkerrechts. Das darf nicht ungesühnt bleiben. Die Verantwortlichen für den Einsatz von Giftgas und für die gezielte Bombardierung ziviler, medizinischer Infrastruktur müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Auch bei diesem Giftgaseinsatz deuten die Umstände auf die Verantwortlichkeit des Assad-Regimes hin.
Das bringt uns zur Rolle Russlands als einem der Hauptverbündeten und Unterstützer des Assad-Regimes. Russland muss seine Blockadehaltung im UN-Sicherheitsrat mit Blick auf die Untersuchung von Chemiewaffeneinsätzen in Syrien aufgeben. Es muss konstruktiv zu einer Aufklärung beitragen. Russland ist permanentes Mitglied des UN-Sicherheitsrates und trägt als solche eine hohe Verantwortung. Das syrische Regime wäre ohne die russische und auch iranische Unterstützung gar nicht in der Lage, seinen Kurs einer rücksichtslos verfolgten rein militärischen Lösung des Konflikts durchzuhalten. Wir sehen daher Russland und den Iran in der Verantwortung, dem Assad-Regime Einhalt zu gebieten und nun endlich die von Russland selbst mitgetragene UN-Sicherheitsresolution 2401 umzusetzen, die eine landesweite Waffenruhe fordert. Russland und dem Iran gelingt es weiterhin nicht, eine Waffenruhe in den selbst in Astana eingerichteten sogenannten Deeskalationszonen sicherzustellen.
Frage: Mich würde zum Ersten interessieren, ob die Bundesregierung eigene Erkenntnisse hinsichtlich derer hat, die hinter dem möglichen Giftgaseinsatz stehen.
Zum Zweiten würde mich interessieren, welche Handlungsoption Sie, wenn Sie davon sprechen, dass dieser Einsatz nicht ungesühnt bleiben darf, als Sühne im Kopf haben.
StS Seibert: Zunächst einmal: Ich habe Ihnen dargelegt, wie sich der Bundesregierung die Lage darstellt, der Umstände halber aus den Quellen, die uns zur Verfügung stehen, und aus dem Gespräch mit unseren engen Verbündeten.
Zur Frage der Sühne, wie Sie es gerade genannt haben: Solche Verantwortlichkeit lässt sich nicht immer auf dem Fuße folgend klären. Erst recht lässt sich nicht immer Gerechtigkeit herstellen. Es gibt aber genügend Beispiele dafür, wie Gerechtigkeit in anderen Konflikten auch nach einigem Zeitverlauf hergestellt worden ist. Die Hoffnung darauf und, wie ich denke, auch die Absicht, so etwas passieren zu lassen, darf man nicht aufgeben.
Zunächst einmal ist es für uns jetzt wichtig, dass der UN-Sicherheitsrat seiner Funktion nachkommen kann. Dafür bedarf es vor allem einer Veränderung des russischen Verhaltens.
Breul: Wenn ich ganz kurz ergänzen darf: Uns macht besonders besorgt, dass wir uns mittlerweile sehr oft mit Meldungen über den Einsatz von Chemiewaffen beschäftigen müssen. Das sorgt bei uns für große Sorge. Wir wollen hier noch einmal betonen, dass wir, was das angeht, überhaupt nicht zu einer Alltäglichkeit übergehen können, sondern wir wollen den Kampf gegen die Straflosigkeit bei Einsatz von Chemiewaffen. Deshalb sind wir auch Gründungsmitglied einer internationalen Partnerschaft zu genau diesem Thema. Bei solchen abscheulichen Taten darf es keine Straflosigkeit geben. Das ist unsere ganz feste Überzeugung.
Frage: Sie sagten, Sie wollten nicht zu einer Alltäglichkeit übergehen. Man hat aber mittlerweile den Eindruck, dass es sich doch um Alltäglichkeit handelt. Muss in der Rückschau der Plan von vor einigen Jahren, Syriens Chemiewaffen zu zerstören, nicht, im Grunde genommen, als Appeasement-Politik bezeichnet werden, die, im Grunde genommen, ein Fehler war?
StS Seibert: Ich denke, man muss das ganz Grundlegende noch einmal wiederholen: Der Einsatz von Chemiewaffen ist international geächtet. Deswegen ist es richtig, einem Staat wie Syrien, der in der Vergangenheit bewiesen hat, dass er durchaus fähig, willens und in der Lage ist, Chemiewaffen gegen seine eigene Bevölkerung einzusetzen – dafür gibt es bedauerlicherweise genügend Beispiele -, diese Chemiewaffen wegzunehmen.
Zusatzfrage: Man hat damals rote Linien gezogen. Man hat diese roten Linien dann nicht überschritten. Man hat keine militärische Intervention durchgeführt. Nun steht man immer wieder vor dem Problem, dass man das, im Grunde genommen, jetzt tun müsste. Wird sich Deutschland daran irgendwann beteiligen oder wird es sich weiterhin heraushalten?
Breul: Ich denke, das für diese Fragen zuständige Gremium tagt heute. Das ist der VN-Sicherheitsrat. Jetzt ist es höchste Zeit, dass der Rat zu Einigkeit zurückfindet und seine Handlungsfähigkeit beweist. Sie alle wissen, an wem das im Moment scheitert.
Wir fordern Russland nachdrücklich auf, diese Blockadehaltung im VN-Sicherheitsrat zu beenden, um dem Leiden der Menschen in Syrien ein Ende zu bereiten und um im Übrigen auch den VN-Sicherheitsrat nicht weiter zu beschädigen.
Frage: Herr Seibert, ich muss es leider noch einmal fragen, auch angesichts des Skripal-Falles: Für wie wahrscheinlich und plausibel hält es die Bundesregierung, dass die syrische Regierung für diesen Giftgasangriff in der Region verantwortlich zeichnet?
StS Seibert: Ich habe mich ja deutlich geäußert und kann das nur wiederholen. Ich habe auch mit Absicht auf die historischen Ereignisse in Chan Schaichun von vor fast genau einem Jahr zurückgegriffen. Alle bisherigen Untersuchungen zu Chan Schaichun deuten auf die Verantwortlichkeit des syrischen Regimes.
Nun haben wir eine neue Situation in Duma, einen entsetzlichen Angriff mit Chemiewaffen und entsetzliches Leid in der Bevölkerung. Die Umstände deuten jedenfalls erneut auf die Verantwortlichkeit des Assad-Regimes. Weiter gehe ich im Moment nicht.
Zusatzfrage: Im Falle Russlands wurden direkt vier Diplomaten ausgewiesen. Welche Maßnahmen plant die Bundesregierung angesichts des Vorfalls in Syrien?
StS Seibert: Zur Rolle Russlands als engsten Verbündeten des Assad-Regimes und zu dem, was wir von Russland erwarten und was auch Russlands Verantwortung als UN-Sicherheitsratsmitglied entspräche, habe ich mich deutlich geäußert.
Frage: Zum Ersten: Wie sicher können Sie, da in der Vergangenheit offenbar verschiedene Konfliktparteien auch Chemiewaffen rücksichtslos eingesetzt haben, sein, dass es in diesem Fall nicht islamistische Kräfte waren, die das getan haben, und zwar durchaus auch mit der Absicht, der syrischen Regierung und ihren Unterstützern zu schaden?
Zum Zweiten: Bis vor etwa zwei Jahren war hier recht häufig zu hören, Syriens Zukunft werde nur ohne Assad gehen. Dieser Satz wurde in den letzten zwei Jahren, denke ich, nicht mehr gesagt. Gilt diese Position jetzt erneut?
StS Seibert: Ihre erste Frage ist eine nahezu wortgleiche Wiederholung der Frage des Kollegen. Deswegen werde ich jetzt genau die gleiche Antwort darauf geben.
Zusatz: Herr Seibert, mit Verlaub, das stimmt nicht. Ich habe nicht gefragt, wie sicher Sie sind, dass das Russland war, sondern – das ist eine ganz andere Frage – ob Sie sicher sein können, dass es nicht, wie es in der Vergangenheit ja vorgekommen ist, andere Kräfte waren. Das ist eine komplett andere Frage, und ich bitte darum, mich hier nicht in Zusammenhänge zu stellen, in die ich nicht gehöre.
StS Seibert: Es war einfach eine Gleichheit der Fragen. – Nichtsdestoweniger habe ich mich dazu geäußert. Wir sehen auch dieses Mal so wie vor einem Jahr im Falle des Giftgasangriffs auf die Bevölkerung von Chan Schaichun, dass die Umstände auf die Verantwortlichkeit des Assad-Regimes hindeuten.
Breul: Zu Ihrer zweiten Frage kann ich unsere Position nur wiederholen. Sie wird Sie nicht verwundern. Für uns ist entscheidend, dass der politische Prozess in Genf unter der Ägide der Vereinten Nationen vorankommt. Das ist unserer Sicht der einzige Weg, der dazu führen kann, dass wir endlich Frieden in Syrien bekommen.
Zusatzfrage: Aber der Satz, den wir in der Vergangenheit auch vom Auswärtigen Amt gehört haben, eine Zukunft werde es nur ohne Assad geben können, wird heute nicht wiederholt, oder?
Breul: Der politische Prozess steht, wie gesagt, unter der Ägide der Vereinten Nationen. Genau dahin gehört er. Wir bringen uns dafür ein, dass er dort vorankommt.
Frage: Eine Frage zu den derzeitigen Kontakten zwischen Deutschland und syrischen Regierungsstellen: Gibt es irgendeinen Austausch auf diplomatischer, geheimdienstlicher oder anderer Ebene?
Wird sich das infolge des Angriffs jetzt ändern?
Breul: Natürlich gibt es Kontakte. Ich bin aber überfragt, in welcher Regelmäßigkeit es Austausch gibt. Aber Sie wissen, dass wir keine Botschaft in Damaskus haben. Wir können keine Dienstreisen nach Damaskus unternehmen. Von daher ist das sehr beschränkt.
Zusatzfrage: Manchmal gibt es ja Dienstleistungen, so will ich es einmal nennen, in Form von Informationsbeschaffung, Visaerteilung und ähnlichen Dingen, die ein Staat einem anderen Staat gibt. Gibt es im Moment irgendwie einen regen Fluss zwischen Berlin und Damaskus? Gibt es darauf irgendwelche Auswirkungen?
Breul: Ich kann wirklich nur auf meine Antwort von eben verweisen: In dem Moment, in dem wir keine Botschaft haben, gibt es auch keine Visa. Von daher gibt es keine in irgendeiner Form intensiven Beziehungen, Konsultationen oder sonst etwas.
Frage: Ich habe eine protokollarische Nachfrage zu einem Ausdruck, den Herr Seibert gebraucht hat. Sie haben ja tatsächlich vorher davon gesprochen, dass der Vorfall gesühnt werden müsse. War das unabsichtlich, oder haben Sie den Ausdruck bewusst genutzt? Denn Sie haben dann zum Kollegen gesagt, er habe den Ausdruck benutzt, aber das waren Sie.
StS Seibert: Ich habe den Ausdruck auch benutzt, das ist richtig, ja. Ich habe gesagt, ein solch schwerer Verstoß gegen die elementaren Regeln des Völkerrechts darf nicht ungesühnt bleiben. Das ist wahr.
Frage: Herr Seibert, stehen der Bundesregierung politische Druckmittel gegenüber Russland zur Verfügung, um Russland zu einem Verhalten im Sinne Ihrer aufklärenden Forderung zu bringen?
Diskutiert man in der Bundesregierung darüber?
Wird dieses Thema angesichts seiner Dringlichkeit morgen auch die Beratung in Meseberg mit Nato und EU bereichern?
StS Seibert: Das war eine Menge Fragen auf einmal. – Sie wissen, auch weil das hier von Frau Demmer am vergangenen Freitag angekündigt worden ist, dass Nato-Generalsekretär Stoltenberg einer der Gäste der Klausur der Bundesregierung in Meseberg sein wird. Er wird ein Impulsreferat geben. Dem kann ich nicht vorgreifen. Aber es wäre nicht völlig überraschend, wenn dabei auch das Thema Syrien und grundsätzlich die Art und Weise der russischen internationalen Politik vorkäme.
Zu Ihrer ersten Frage: Es geht jetzt nicht um Druckmittel. Ich denke, das Wichtigste ist, dass wir mit unseren Partnern in der Unterstützung der Normen des Völkerrechts, in der ganz klaren Aussage gegen den Einsatz von C-Waffen und vor allem auch in der Unterstützung der Arbeit des UN-Sicherheitsrats, der endlich handeln können soll, ganz klar sind.
Frage: Nachdem es am Wochenende wohl ein Telefonat von Herrn Macron mit Herrn Trump gegeben hat, in dem auch dieses Thema angesprochen worden ist, würde mich interessieren, wie eng die Abstimmung der deutschen Bundesregierung mit just diesen beiden Partnern zum Thema Syrien ist. Zeichnet sich dabei so etwas wie ein gemeinsames Vorgehen oder ein gemeinsamer Aktionsrahmen, der in absehbarer Zeit begangen wird, ab?
StS Seibert: Ganz grundsätzlich gesprochen, ist die Abstimmung natürlich sowohl mit den Amerikanern als auch mit den französischen Partnern und den europäischen Partnern im weiteren Sinne äußerst eng.
Zusatzfrage: Noch einmal gefragt: Gibt es irgendetwas an konkreten Aktionen, die demnächst von diesen Partnern zusammen beschlossen werden und die sich möglicherweise gegen Russland richten könnten?
StS Seibert: Nichts, was ich Ihnen hier heute mitzuteilen hätte.
Frage: Die israelische Armee hat unmittelbar nach diesem Vorfall einen Militärflughafen in der Region Homs bombardiert. Sie sprachen gerade vom Völkerrecht. Inwieweit ist das völkerrechtlich gedeckt?
Breul: Wir haben die Meldungen gesehen. Ebenso haben wir die Dementi gesehen. Von daher kann ich von dieser Seite keine weiteren Aussagen zu dem Vorfall treffen. Wir haben dazu keine eigenen Erkenntnisse.
Zusatzfrage: Donald Trump hat davon gesprochen, jetzt Vergeltung übern zu wollen, weil das Tier Assad diesen Giftgasangriff geflogen habe. Inwieweit ist das denn völkerrechtliche gedeckt – ebenso die militärische Präsenz der USA im Norden und Nordwesten Syriens mitsamt etlichen Militärbasen?
Breul: Dass der Chemiewaffenangriff vom Wochenende für Empörung sorgt, auch menschlicher Natur, finde ich sehr nachvollziehbar. Hingegen finde ich es sehr zynisch, dass, wie es mittlerweile die Regel zu sein scheint, nach jeder Meldung über einen Giftgasangriff sofort von Fake News gesprochen wird. Von daher: Wir teilen die Empörung über den Einsatz von Chemiewaffen in Syrien.
• Der Giftgasangriff und die Folgen war auch Thema eines Telefonats von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Aus der Mitteilung des deutschen Regierungssprechers:
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat heute mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert. Dabei standen die Lage in der Ostukraine, die Umsetzung der Minsker Abkommen, die mögliche Mission der Vereinten Nationen im Donbass sowie die Gasbeziehungen zwischen der Ukraine und Russland im Vordergrund. (…)
Außerdem wurde die Lage in Syrien erörtert. Die Bundeskanzlerin verurteilte den neuerlichen Giftgaseinsatz in der syrischen Stadt Duma.
Die russische Mitteilung war deutlich knapper – der komplette (englische) Wortlaut:
Vladimir Putin had a telephone conversation with Chancellor of the Federal Republic of Germany Angela Merkel.
• Timeline of investigations into Syria’s chemical weapons (Reuters)
• Eine interessante Frage wird sein, ob Frankreich sich einem möglichen US-Militärschlag anschließt. In einer Mitteilung des Weißen Hauses ist von einer gemeinsamen Antwort die Rede.
President Donald J. Trump spoke today with President Emmanuel Macron of France. Both leaders strongly condemned the horrific chemical weapons attacks in Syria and agreed that the Assad regime must be held accountable for its continued human rights abuses. They agreed to exchange information on the nature of the attacks and coordinate a strong, joint response.
• Es gibt offensichtlich eine enge Abstimmung der USA, Frankreichs und Großbritanniens – der drei Staaten, die von westlicher Seite einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat haben. Der Sicherheitsrat soll vermutlich noch am Montag zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen.
• Nachtrag 10. April: Die Organisation für das Chemiewaffenabkommen (OPCW) hat inzwischen angekündigt, Inspekteure zur Überprüfung des vermuteten Kampfstoffeinsatzes nach Syrien zu schicken. Vor dieser Ankündigung hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel während einer Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko in Berlin dazu Stellung genommen:
Frage: Frau Bundeskanzlerin, eine Frage zur Lage in Syrien: Unterstützen Sie die russische Forderung nach einer Entsendung von Chemiewaffenexperten nach Ost-Ghuta? (…)
BK’in Merkel: Darf ich nachfragen? Sie wollten wissen, ob ich welche russische Forderung unterstütze?
Zusatz: Es gibt eine russische Forderung, Chemiewaffenexperten der OPCW nach Ost-Ghuta zu schicken, um die Lage dort und die Frage, ob es tatsächlich einen Chemiewaffenangriff gegeben hat, zu untersuchen. Unterstützen Sie diese Forderung?
Die zweite Frage war nach dem Normandie-Format.
BK’in Merkel: Erstens. Ich denke, dass die Evidenz dafür, dass dort Chemiewaffen eingesetzt wurden, sehr klar und sehr deutlich ist. Das kann meinetwegen auch noch einmal nachgeprüft werden, aber das hilft uns bei der Verurteilung des Falles jetzt nicht weiter. Wir haben bereits gestern deutlich gemacht, dass wir diesen Einsatz auf das Schärfste verurteilen.
Ich muss sagen, dass es schon erschütternd ist, dass dort nach so vielen internationalen Diskussionen und Ächtungen immer wieder Chemiewaffen eingesetzt werden. Davon müssen wir leider ausgehen. Deshalb ist es auch richtig, dass eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrates beantragt wurde. Ich denke, wir müssen da eine sehr, sehr deutliche Sprache sprechen. (…)
Weiter nach Entwicklung.
@KaSiMir
„Bis hierhin spricht mir (inkl. dem Nachtrag bis hier dieser Uhrzeit) unsere eigene Regierung in Form Merkel aus der Seele.“
Ich zitiere mal Frau Merkel:
“ Das kann meinetwegen auch noch einmal nachgeprüft werden, aber das hilft uns bei der Verurteilung des Falles jetzt nicht weiter. “
Also erst mal die Empörungströte blasen, Überprüfung einerlei ?
http://www.spiegel.de/politik/ausland/emmanuel-macron-erwaegt-militaerschlag-in-syrien-a-1202250-amp.html?__twitter_impression=true
Der Lenkwaffenzerstörer USS Donald Cook soll in einem Operationsraum angekommen sein, von dem aus „Chemie-Infrastruktur“ in Syrien erreicht werden kann. Macron hat sich zustimmend geäußert. Die Kanzlerin will keine Zweifel mehr am Einsatz chemischer Kampfstoffe haben.
Vor einem OPCW-Bericht dürfte dennoch nichts ausgeführt werden.
Lieber Herr Wiegold
Sie haben wieder ein Beispiel für exzellenten Journalismus abgeliefert. Und ich meine damit nicht zuletzt Ihre Moderation. Im Gegensatz zu manchen der Kommentatoren hier ist es sehr wichtig, die offiziellen Reaktionen der Sprecher der Bundesregierung zu lesen. Die Information ist nicht in dem, was die Sprecher verkünden. Sondern in dem, was die Bundesregierung zur „Wahrheit“ erklärt. In dem Zusammenhang ist hier ein offener Brief von Patrick Lang interessant. Zur Bedeutung von Patrick Lang möchte ich kurz aus dem englischen Wikipedia zitieren:“ From 1992 to 1994, all the U.S. military attachés worldwide reported to him. During that period, he also briefed President George H. W. Bush at the White House, as he had during Operation Desert Storm.“
Hier sein offener Brief an den Secretary of Defense Mattis:
http://turcopolier.typepad.com/sic_semper_tyrannis/2018/04/an-appeal-to-james-mattis.html In diesem offenen Brief beschwört Lang Mattis auf einer Untersuchung des Giftangriffs zu bestehen, statt in einen Krieg hineinmanövrieren zu lassen.
Die Kommentare zu diesem Brief sind aufschlußreich. Hier ein Kommentar:
I doubt very much that Gen Mattis and all the other bigwigs involved are unaware of the truth of this incident. The White Helmets etc who staged it didn’t do so in order to deceive these ‚innocents‘, but rather to provide them with an excuse to intervene. A mere formality, but, for various reasons, important.
Pat Lang Mod FB Ali • a day ago
My honor required this appeal.
Kurz und gut: Lang geht davon aus, dass man in Washington sehr gut weiß, dass der Giftangriff bloßes Theater ist.
[Danke für das Lob; dennoch weise ich darauf hin: Die Reputation dieser Quelle vermag ich (bislang) nicht zu beurteilen. Ich sehe sie deshalb erst mal mit großer Vorsicht. T.W.]
Human Rights Watch führt eine Zeitkarte über den Einsatz von chemischen Waffen in Syrien die einen Blick lohnt:
https://www.hrw.org/news/2018/04/04/syria-year-chemical-weapons-attacks-persist
Human Rights Watch hat die Zahl und die Verantwortlichen aller Giftgasangriffe seit 2013 zusammengefasst und in einer Grafik dargestellt .
„Human Rights Watch has collated and analyzed evidence of chemical weapons attacks in Syria between August 21, 2013, the day of the deadliest chemical weapon attack in Syria to date, and February 25, 2018, when the Syrian government used chlorine in the besieged enclave of Eastern Ghouta.
The data also show that the Syrian government has been largely undeterred by the efforts of the United Nations Security Council, the international Organisation for the Prohibition of Chemical Weapons (OPCW), and unilateral action by individual countries to enforce the prohibition on Syria’s use of chemical weapons.“
https://www.hrw.org/news/2018/04/04/syria-year-chemical-weapons-attacks-persist
SAU (*) möchte auch mitmachen:
https://de.reuters.com/article/syrien-saudi-arabien-frankreich-idDEKBN1HI0II
Ob sich das der Iran gefallen läßt?
(*) KSA klingt netter, Saudi Arabien wird aber tatsächlich so abgekürzt ^^
Diese Meldung der Times von heute (11. Apr.) hat es offenbar nicht in die deutschen Medien geschafft:
“Theresa May resists calls to join US military airstrikes against Syria
Theresa May told President Trump yesterday that Britain would need more evidence of a suspected chemical attack by the Assad regime before joining a military strike against Syria. The prime minister rejected a swift retaliation as inspectors from the Organisation for the Prohibition of Chemical Weapons (OPCW) prepared to visit the Damascus suburb”
https://www.thetimes.co.uk/article/may-resists-calls-to-join-us-action-against-syria-kmdg697xg
May möchte also die Untersuchung der OPCW abwarten, bevor sie handelt. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn man das Vorgehen der Regierung May im Fall Skripal betrachtet…
Mal abgesehen davon, dass die Faktenlage immer noch dürftig ist, wird sie auch nicht dadurch besser, das die Medien als Quelle aufeinander verweisen. Auch die Bundeskanzlerin ist in ihrer Wortwahl vorsichtig, so ganz eindeutig scheint das alles nicht zu sein.
Mal abgesehen davon, verbessert ein Militärschlag der USA, GBR und FRA die Situation der Menschen vor Ort um keinen Deut. Eher im Gegenteil. Und danach bleibt alles beim Alten, weil der nächste Schritt nicht konsequent gegangen wird. Den Einsatz von Bodentruppen hat Trump ja kategorisch ausgeschlossen.
Genau diese mangelnde Konsequenz des westlichen Bündnisses ist es, die SYR in die jetzige Situation manövriert hat. Bezeichnend ist doch das Verhalten der USA, die ihre Verbündeten der YPG einfach fallen ließen, weil Ärger mit der Türkei drohte. Nur ein Beispiel, wie man die Glaubwürdigkeit des Westens verspielt hat, und RUS und IRN in die Hände.
Die westlichen Staaten, allen voran die drei o.g., agieren nach dem Motto „große Klappe, nichts dahinter“. Ein paar Bomben und Cruise Missiles auf vermeintliche Chemiewaffenfabriken bringen gar nichts, außer noch mehr Leid.
So, damit wir auch das zur aktuellen Drohungslage haben:
Russian envoy to Lebanon: Any U.S. missiles fired at Syria will be shot down
@TW
Das ist defensive action, also durchaus legitim.
@ Walter Eucken
Zitat: „May möchte also die Untersuchung der OPCW abwarten, bevor sie handelt. Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn man das Vorgehen der Regierung May im Fall Skripal betrachtet…“
Sie müssen die Reaktion der Briten in den Gesamtzusammenhang von über 10 Todesfällen von russischen Exilanten in GB während der letzten Jahren einordnen.
Genausowenig wie ein kleines privates Labor Pollonium produzieren kann, kann es Nowitschok produzieren. Die Häufung der Indizien der genannten Todesfälle weist eindeutig auf Russland als Verursacher hin.
Dies ist also auf der Beweislage relativ eindeutig im Gegensatz zu dem Giftgasangriff in Syrien.
Das ZDF meldet (10.04.2018 13:50 Uhr):
„UN-Organisationen in Syrien – Chlorgaseinsatz nicht bestätigt“
„Über einen mutmaßlichen Chlorgasangriff in Syrien wird weiter heftig diskutiert. Nun heißt es von UN-Mitarbeitern vor Ort, es gebe dafür keine Beweise.“ (ohne Link, findet sich aber sofort).
Tja, das ist schon ein starker Kontrast zu:
„BK’in Merkel: Ich denke, dass die Evidenz dafür, dass dort Chemiewaffen eingesetzt wurden, sehr klar und sehr deutlich ist.“
Hm.
Hm. Also weiter im war of words:
WHO: 500 Douma patients show symptoms consistent with toxic chemicals
@Walter Eucken: Nebenbei: Der Sinn, eine fast 24 Stunden alte Meldung hier anzuführen, ist genau welcher?
@TW
Die WHO hat wohl auch nur Informationen aus zweiter Hand.
@Melber
… bedeutet wohl: eigene Quellen der WHO. Oder was soll mir Ihre Antwort dazu sagen? Was ist Ihre Quelle für diese Aussage?
Es wäre nett, wenn wir hier zwar – auch gegensätzliche – Infos zusammentragen; für einen Propagakrieg halte ich das hier für die falsche Plattform.
„@Walter Eucken: Nebenbei: Der Sinn, eine fast 24 Stunden alte Meldung hier anzuführen, ist genau welcher?“
Tja, die Welt ist nicht perfekt – und ich auch nicht ;-)). Hätte ich es gestern gefunden, hätte ich es gestern gemeldet.
Im Ernst: das ist immer noch eine relevante Information. Sowohl vom Inhalt her, als auch von der Quelle (UN), und dem Medium (ZDF). Wir sehen, dass sowohl die UN-Organisationen, als auch das ZDF um Mäßigung und genauere Untersuchung des Vorfalls bestrebt sind – im Gegensatz zu manch anderem Akteur.
Dazu kommt:
(1) Diese Meldung hat in den vergangenen 24 Stunden keine mediale Aufmerksamkeit erfahren, so dass sie nicht als allgemein bekannt vorausgesetzt werden kann.
(2) In den vergangenen 24 Stunden sind keine substantiellen Erkenntnisse bekannt geworden, welche dieser Meldung widersprechen würden. Klar – andere Akteure wie die WHO haben anderes gemeldet. Aber UN und ZDF haben die Meldung eben nicht korrigiert.
Daher ist diese Meldung aus meiner Sicht auch nach 24 Stunden noch relevant für den Sammler – der ja dazu gedacht ist, ein umfassendes Bild der Lage zu liefern – und dazu gehört heutzutage ja auch die Lage an der Informationsfront ;-)
@Eucken
Aha. Nichts, was dem widerspricht, die WHO ist „ein anderer Akteur“, das ZDF sollte frühere Meldungen „korrigieren“, wenn es neue Aussagen gibt…
Nein, hier wird nicht getrollt.
T.Wiegold | 11. April 2018 – 12:16
Diese WHO-Meldung ist laut Google auf http://www.dailysabah.com 4 Tage alt, auf http://www.dailysabah.com ist 23 Stunden angegeben – wahrscheinlich aktualisiert. Also auch Schnee von gestern ;-))
Auf der Website der WHO sind die Quellen der Meldung etwas detaillierter benannt:
„According to reports from Health Cluster partners, during the shelling of Douma on Saturday, an estimated 500 patients presented to health facilities exhibiting signs and symptoms consistent with exposure to toxic chemicals.” (http://www.who.int/mediacentre/news/statements/2018/chemical-attacks-syria/en/)
Also: die Quelle der WHO sind “ Health Cluster partners”. Das sind:
“These partners include international organizations and UN agencies, nongovernmental organizations, national authorities, specialized agencies, affected communities, academic and training institutes and donor agencies.” (http://www.who.int/health-cluster/partners/en/)
Also ein breites Spektrum verschiedener Interessengruppen, welche durchaus biased sein können.
Aber nicht müssen – das ist klar. Daher bedarf es einer ordentlichen Untersuchung. Dazu gibt es keine sinnvolle Alternative.
Vorhin sagten Sie noch: „andere Akteure wie die WHO haben anderes gemeldet“ und es zugleich als nebensächlich angetan, jetzt ist Ihnen daran gelegen, zu zeigen, dass die WHO sich auf voreingenommene Quellen stützt. Sie verweisen auf eine türkische Webseite, nach der die WHO-Aussage alt ist, zugleich verlinken Sie auf die WHO-Mitteilung vom heutigen Tage…
Sie wollen hier nicht nur zur Sammlung beitragen, sondern ganz offensichtlich in diesem Desinformationswirrwar mitmischen. Und damit ist hier jetzt Schluss.
Donald Trump kündigt per Twitter einen militärischen Angriff auf Syrien quasi an. In voller Kenntnis der russischen Reaktionsdrohung:
Harren wir der Dinge und hoffen das Beste!
[Und warum kein Link zu diesem Tweet?
https://twitter.com/realDonaldTrump/status/984022625440747520
T.W.]
Der WHO-Bericht ist endlich mal eine belastbare Quelle, das hat mir bis jetzt gefehlt.
Nun kündigt Trump einen Vergeltungsschlag an. da wird mir Angst und Bange, er schafft es noch, den WK III vom Zaun zu brechen.
Und was passiert, wenn der Vergeltungsschlag vorbei ist? Anscheinend sind die USA nicht gewillt, den Weg mit ihren syrischen Verbündeten bis zum endgültigen Sturz Assads zu Ende zu gehen.
@Pio-Fritz
Da kann man auch den SYR Roten Halbmond als Quelle angeben.
@TW
Ich hatte Ihnen geantwortet.
[Gesehen. Genau das meine ich: Jetzt ist die WHO unglaubwürdig. Gestern waren die UN mit einer anderen Meldung glaubwürdig. Der Rote Halbmond ist unglaubwürdig, weil? Jeder bewertet die Glaubwürdigkeit jeder Organisation so, wie ihm die Aussage gerade passt. Genau das werden wir hier nicht weiter fortführen. T.W.]
Georg schrieb: „Genausowenig wie ein kleines privates Labor Pollonium produzieren kann, kann es Nowitschok produzieren. Die Häufung der Indizien der genannten Todesfälle weist eindeutig auf Russland als Verursacher hin.“
Es gibt sicherlich ein halbes Dutzend staatliche Laboratorien, die entsprechende Infrastruktur aufweisen. Da sicherlich auch ukrainische Wissensschaftler an dem sowjetischen Programm beteiligt waren und die meisten Vorstufen aus der Pflanzenschutzschiene kommen, kann man auch andere Produzenten annehmen.
Der eigentliche Pferdefuss ist aber, dass eine sichere Identifizierung Referenzproben voraussetzt. Damit werden aber auch diejenigen, die solche Referentproben in größerer Menge besitzen, zu potentiellen Tätern.
Der einzige sichere Beweis wäre, wenn ein Täter mit heruntergelassenen Hosen erwischt wird und dieser Täter sicher mit einer bestimmten Regierung in Verbindung gebracht werden kann.
Für mich ist Russland auch ein Hauptverdächtiger, als Chemiker kann ich aber nicht mit ruhigem Gewissen sagen, dass ein chemischer Beweis möglich ist.
@TW
Die Glaubwürdigkeit der Quellen der WHO kann nicht geprüft werden. Es sind ja keine eigenen Beobachtungen oder Erkenntnisse, sondern Berichte Dritter. Wer ist denn vor Ort? Neutrale Organisationen wohl nicht.
@Thomas Melber | 11. April 2018 – 14:19
„@Pio-Fritz
Da kann man auch den SYR Roten Halbmond als Quelle angeben.“
Klar, warum nicht? Für mich völlig akzeptabel als Quelle.
Ich möchte nur gerne unabhängige Quellen haben, nicht Berichterstattung einer Konfliktpartei, die von Propaganda durchfärbt ist.
Und bei GBR und USA-Regierungsquellen habe ich mit Blick auf Chemiewaffen seit dem 2. Irakkrieg immer Bauchschmerzen.
Es ist für die Situational Awareness gerade sehr interessant, via Flight Radar https://www.flightradar24.com/1100fdf4 die aktuelle Luftlage im Bereich Syrien und Umfeld zu beobachten.
Natürlich sind die meisten Militärmaschinen nicht geführt, aber wenn man einzelne Objekte markiert und sich die Tracks der letzten Minuten ansieht, kann man durchaus Drohen und Aufklärungsflugzeuge (z.B. Grenze Israel – Libanon) erkennen.
Aufgrund der Warnung von Eurocontrol ist der internationale zivile Luftverkehr mittlerweile fast komplett um Syrien herum unterwegs.
AIS hingegen für die Marine ist ziemlich leer, aber auch das ist eine Aussage.
Open Source Intelligence verfügbar für jedermann.
Der russische Botschafter hat laut SPON noch einen relevanten Halbsatz mehr gesagt der es nicht in die headline geschafft hat. Dies könnte man auch auf die USS Donald Cook beziehen.
„Der russische Botschafter im Libanon, Alexander Sassypkin, kündigte an, jegliche US-amerikanische Rakete über syrischem Hoheitsgebiet abzufangen.“ Sollte es einen Angriff von Seiten Amerikas geben (…), werden die Raketen abgeschossen und die Objekte angegriffen, von denen sie abgefeuert wurden“, sagte er im libanesischen TV.“
[Ja, aber genau das steht doch auch in der von mir um 10.24 verlinkten Reuters-Meldung. Ich kann jetzt nicht erkennen, was bei SpOn dazu mehr oder neues oder anderes steht?! T.W.]
Zu den Fakten:
1. Mit der allgemeinen Beschreibung der toxischen Stoffe kann es sich auch um Tränengas handeln.
2. Es gibt keine Rechtfertigung dafür den OPCW Berricht nicht abzuwarten.
3. Unabhängig was passiert ist; ein Angriff auf Syrien ist ein klarer Bruch des Völkerrechts.
4. Mal sehen wie der twitternde Präsident reagiert wenn China sich demnächst das Selbe Recht herausnimmt.
Das was derzeit passiert kann man nur noch mit dem Begriff „psychopathisch““beschreiben. Eine Kriegserklärung per Twitter und die liebevolle Bezeichnung von Flügkörpern „nice“, die Menschen töten werden,läßt in der Tat an dem Geisteszustand dieses Präsidenten zweifeln
Dass der gesamte Westen diesem Irrsinn folgt ist mit klarem Verstand nicht zu erklären.
Offensichtlich wünscht der Westen Krieg. Nun gut. Zu gewinnen gibt es nichts für uns Europäer. Warum wir da mitmachen und einem Präsidenten folgen der nun mehrfach Menschen als Tiere bezeichnet hat mögen Andere verstehen, ich nicht!
@TW: Neu ist mein einleitender Satz – und das isolierte Zitat in deutscher Sprache. :-)
Alle relevanten Überwassereinheiten der USN sollten nun schwer mit ASW befasst sein.
Es ist sehr wohltuend zu lesen, wenn kritische und sachliche Nachfragen zum Thema der völkerrechtlichen Legitimation gestellt werden. Das ist guter Journalismus, wie man ihn sich wünscht.
Deprimierend sind allerdings die Antworten von Regierungsseite, die sich im Abspulen irrelevanter Allgemeinplätze erschöpfen, statt die Fragen tatsächlich zu beantworten…
@Pete: Sie können gerne den Trump Twitter gegen Putins mediale Nuklearvernichtungsshow legen.
Und ja, toxisch bzw. Kampf- oder Giftstoff muss nicht unbedingt Chlorgas bedeuten, da muss man auch die obigen diversen Zitate genau lesen.
Politik nutzt bekanntlich Symbole und einzelne Anlässe – die HRW Karte oben rückt das einzelne Ereignis jedoch in ein anderes Licht durch die Vielzahl und Kontinuität der Ereignisse.
So, noch eine Drehung:
https://twitter.com/AP/status/984074604431003648
… und der Vollständigkeit halber: Die Aussagen der Bundeskanzlerin bei der Pressekonferenz nach der Kabinettsklausur in Meseberg:
Herr Macron hat schon vor Wochen eine „Rote Linie“ gezogen und nun hofft die ganz olle europäische „Neolib-Mafia“, dass Trump – so wie weiland Obama in Sachen Libyen – sich in Syrien am Nasenring durch die MENA-Manege wird ziehen lassen – der ist ja so ein Trumpeltier, der merkt ja nix mehr/SARC.
Wenn sich da einige nicht mal gewaltig täuschen in Paris und Washington, denn einen Total War against Syria wird Trump nicht lostreten – ganz bestimmt nicht auf der Grundlage einer so dünnen „Beweislage“.
Vermutlich werden TLAMS fliegen und diesmal werden die Russen diese FK bekämpfen…..müssen. nach all ihren Ankündigungen.
Man kann also schon einmal das Popcorn bereit stellen. um zu schauen wie gut die russischen Systeme wirklich sind.
Letztendlich ist das der eigentliche geopolitisch-strategische Sinn und Zweck dieser – sorry – fast schon bizarren Inszenierung: ein militärtechnologischer real world Testcase, denn was die S300/400-System wirklich können im Combat-Mode, das möchte man in den USA doch ganz gerne wissen…..bevor…….
Um die Lage um die bereits diskutierten WHO-Meldungen zum Ghouta-Zwischenfall zu aktualisieren (alles bestätigte Meldungen bzw. Quellen):
(1) Heute, 11. Apr, 11:23: Die WHO verlangt Zugang zum Tatort:
“WHO demands immediate unhindered access to the area to provide care to those affected, to assess the health impacts and to deliver a comprehensive public health response,” Peter Salama, the agency’s deputy director general for emergency preparedness and response, said in a statement issued in Geneva.
Quelle: https://www.theguardian.com/world/2018/apr/11/syria-douma-patients-chemical-attack-symptoms-who
(2) Heute, 11. Apr. 17:46: Die Russen gehen darauf ein und lagen die WHO ein, den Tatort zu inspizieren:
“Lieutenant-General Viktor Poznikhir, told the media on Wednesday:
He invited WHO officials to visit Douma to look into the situation on site personally.
„If WHO officials really want to look into this affair, we are inviting them to Eastern Ghouta. We will be prepared to guarantee security and provide all conditions for their work,“ he said.”
Quelle: http://tass.com/politics/999114
Fazit: Somit steht einer WHO-Inpektion des Tatorts nichts im Wege.
Nun können wir in Ruhe abwarten, was die Ergebnisse der WHO-Inspektion ergeben werden.
11 von 12 russischen Marineeinheiten haben den Hafen von Tartus verlassen.
https://www.zerohedge.com/news/2018-04-11/stocks-spike-russian-warships-leave-syrian-waters
Die Wirtschaftsnachrichten deuten das als Abzug der Russen und Deeskalation der Lage ohne die andere Deutungsmöglichkeit zu sehen: Auch die russische Flotte weiß, daß sie vom Pier aus nicht kämpfen kann und Zielscheibe ist und entfaltet ihre Schiffe auf See.
Was ist eigentlich aus Macron’s „roter Linie“ ggü. der Türkei geworden? Oder hat er gemerkt, daß das etwas zu forsch war und versucht dies mit einer Aktion gegen die syrische Regierung zu kaschieren?
Und weiter….
https://twitter.com/BBCNews/status/984137578294194176
Interessen Beteiligter.
– Assad will seine uneingeschränkte Macht konsolidieren. Der Machtzuwachs von Hezbollah und Iran wird zum Problem werden.
– USA wollen IRN / RUS Einfluss begrenzen; ISR schützen und freien Zugang zu SYR Öl sichern.
– ISR muss Hezbollah vom Golan fern halten und Dauerpräsenz des IRN verhindern. Die schiitisch-politische Gesellschaftsordnung stellt einzige wirkliche Bedrohung des jüdischen Staates dar.
– FRA versteht sich seit Sykes-Picot als Freund der Syrer. Macron will im Stil de Gaulle an einem Tisch mit RUS / USA sitzen, unter Ausnutzung DEU-merkelscher Ohnmacht.
– RUS will die Zukunft in SYR mit-bestimmen, den Einfluss der USA relativieren und seiner Flotte in der Levante Stützpunkte sichern.
– der IRAN will ISR auf Dauer bedrohen, braucht dazu Stützpunkte westlich des Euphrat.
– TUR will die Kurden von jeglicher Teil-Autonomie ausschließen.
– EU/DEU ohne jeden ernsthaften Einfluss.
– GBR … hat den Brexit …
Secretary of Defense Jim Mattis earlier today on Syria. „We stand ready to provide military options if they’re appropriate, as the President determined.“ Source:
[Erneut der Hinweis: Obskure Drittquellen, die nur bei der Originalquelle abschreiben, ohne die anzugeben, brauchen wir hier nicht als Link. Die ursprünglich verlinkte Facebook-Seite hatte das nur von der Seite des Pentagon rüberkopiert:
https://www.defense.gov/News/Transcripts/Transcript-View/Article/1490643/remarks-by-secretary-mattis-at-an-enhanced-honor-cordon-welcoming-her-excellenc/
T.W.]
Inzwischen, das zeigen die letzten (nicht freigeschalteten) Kommentare, wird dieser Thread nicht als Faktensammler verstanden, sondern als Einladung, möglichst lang und umfassend seine eigene Meinung darzulegen und zu erklären, warum aus Sicht des Kommentatoren ein Angrif nötig/nicht nötig/unzulässig/kriminell wäre. Ich verzichte an dieser Stelle darauf, erneut den Unterschied zwischen einem journalistischen Blog und einem Forum zu erklären, und schließe die Kommentarfunktion. Wenn etwas passiert, gibt’s ohnehin einen neuen Eintrag.