Gesprächskanal Berlin-Moskau – zwischen den Verteidigungsministerien (m. Nachtrag)
In diesen Zeiten und erst recht nach dem westlichen Luftangriff auf Ziele in Syrien am vergangenen Wochenende sind solche Dinge doch zumindest fürs Archiv einen Merkposten wert: Es gibt weiterhin einen Gesprächskanal der Verteidigungsministerien in Deutschland und Russland. Der Leiter der Politikabteilung im Berliner Verteidigungsministerium, Geza von Geyr, traf sich mit seinem Kollegen im russischen Verteidigungsministerium.
Aus der Facebook-Mitteilung des russischen Verteidigungsministeriums:
Der Leiter der Hauptverwaltung für internationale militärische Zusammenarbeit des Ministeriums für Verteidigung der Russischen Föderation, Generalmajor Alexander Kshimovsky, kam zu Konsultationen mit dem Leiter der Politischen Abteilung des Bundesministeriums der Verteidigung, Géza Andreas von Geyr, zusammen.
Die Parteien diskutierten aktuelle Fragen der internationalen Sicherheit, einschließlich der Situation im Nahen Osten, Europa und Afghanistan, und tauschten Meinungen über die Perspektiven der Zusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland auf der militärischen Linie aus.
(..)
Das Treffen wurde sachlich und konstruktiv geführt. Die Teilnehmer vereinbarten, die Kontakte fortzusetzen, um aktuelle Sicherheitsfragen und bilaterale Beziehungen zu diskutieren.
(Übersetzung mit Google Translate)
Nun gut, die Aussage ist hinreichend formalistisch („trafen sich in konstruktiver Atmosphäre zu Gesprächen über Themen von beiderseitigem Interesse“), aber allein die Tatsache, dass es aktuell ein solches Gespräch gibt, ist bemerkenswert. Meine nichtexistenten Russisch-Kenntnisse lassen mich leider im Dunkeln, was mit „Perspektiven der Zusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland auf der militärischen Linie“ gemeint sein könnte – denn eine militärische Zusammenarbeit zwischen den NATO-Staaten und Russland ist meines Wissens nach wie vor ausgesetzt.
Nachtrag: Die englischsprachige Mitteilung auf der Webseite des russischen Verteidigungsministeriums fällt etwas knapper aus. Da fehlt vor allem die Aussage Die Parteien diskutierten aktuelle Fragen der internationalen Sicherheit, einschließlich der Situation im Nahen Osten, Europa und Afghanistan, statt dessen heißt es nur The parties discussed topical issues of international security.
Vom deutschen Verteidigungsministerium gab es dazu keine offizielle Stellungnahme. Wie übrigens schon bei einem ähnlichen Treffen vor einem Jahr, auch damals nach einem Luftangriff als Reaktion auf einen vermuteten Chemiewaffenangriff.
Nicht im direkten Zusammenhang, aber in der aktuellen Lage auch von Bedeutung ist diese aktuelle Meldung der russischen Nachrichtenagentur TASS: Russian military uncovers militants’ chemicals lab in Syria’s Douma
„was mit „Perspektiven der Zusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland auf der militärischen Linie“ gemeint sein könnte“?
Höchstwahrscheinlich folgendes:
A: „Ach, übrigens – es tut mir leid, aber aufgrund der gegenwärtigen politischen Lage sehe ich keine Perspektiven der militärischen Zusammenarbeit in den kommenden Jahren.“
B: „Ehrlich gesagt: ich auch nicht!“
A: „Schön, da sind wir uns einig! So halten wir für das Protokoll fest: „Die Seiten tauschten Meinungen über die Perspektiven der Zusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland auf der militärischen Linie aus. Die Positionen der Gesprächspartner zu diesem Thema stimmen vollständig überein.“
B: „Perfekt! – und das stimmt ja sogar. Die Meinungen selbst brauchen wir ja nicht zu erwähnen…“
;-))
Es sind also doch noch Erwachsene im Spiel, beruhigend.
@Blackbox: +1
Erstaunlich gute Übersetzung für Google Translate. Ansonsten könnte man noch fragen, was sich hinter folgendem Absatz verbirgt:
„A. Kschimowskij bekräftigte die Einladung an die deutsche Seite, an durch das russische Verteidigungsministerium organisierten internationalen Veranstaltungen teilzunehmen.“
Was für Veranstaltungen sind da gemeint, der alljährliche Panzerbiathlon oder eher konzeptionelle Veranstaltungen?
Insgesamt kann ich mich aber der Interpretation von Walter Eucken nur anschließen. Man hat eben „Meinungen ausgetauscht“, im wortwörtlichen Sinne. Dialog ist anders, wäre aber von dieser Ebene in der momentanen Lage auch zu viel verlangt.
Ganz und gar ausgesetzt ist die militärische Zusammenarbeit ja auch nicht: über den „Kanal“ Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge finden nach wie vor gemeinsame Arbeitseinsätze von Soldaten in Deutschland und Russland statt.
Ich durfte selbst 2 davon begleiten (2016 und 2017) und kann aus Überzeugung sagen, dass dies wertvolle Beiträge zur Völkerverständigung sind.